der erste von zwei terminen im august mit anwesenheitspflicht.
berghain: a.r.t.less nacht
00h00-04h00: sven weisemann
04h00-05h00: reel by real live
05h00-09h00: don williams vs. sebastian kramer
09h00-ende: marcel fengler
panorama bar
00h00-05h00: dinky
05h00-06h00: palisade live
06h00-09h00: mr c
09h00-12h00: roger 23
12h00-16h00: roman lindau
16h00-21h00: dj t.
21h00-ende: tama sumo
eintritt:
12 euro
review
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0h30, die schlange reichte zu dem zeitpunkt bis zum häuschen neben den taxen, dank erneuter privilegien war ich um ca. 0h35 drinnen. unten wie oben waren jeweils ca. 40, 50 leute versammelt.
wer sich wie ich etwas über die kleinen 0,33l-flaschen für club mate gewundert hat, kann beruhigt sein: wegen lieferengpässen war das die notlösung für das wochenende. dafür kostete es auch nur 2,50 statt der sonstigen 3 euro – obwohl mir zugetragen wurde, dass nicht alle barkeeper das verinnerlicht hatten. prinzipiell fair dennoch. auch neu: im berghain standen zwei cdj-2000, deren displays den arbeitsplatz nochmal zusätzlich erleuchten. die waren zwar schon zur sub:stance oben im einsatz, scheinen nun aber zur standardausstattung zu gehören. oben standen noch die cdj-1000 mk3.
acts:
dinky: der beginn war von disco-platten geprägt, erwartungsgemäß mit house gespickt, was ab 2 uhr die überhand gewann. bis dahin musste sie sich damit arrangieren, dass der großteil der gäste eine etage tiefer verblieb. dennoch: dinge wie „we’re rockin‘ down the house“ von adonis hört man immer wieder gerne, was sich einmal mehr als tanzflächenfüller bewiesen hat. konstant voll blieb das parkett dann auch, was für das set spricht.
sven weisemann: ihn hatte ich vor gut vier jahren zusammen an gleicher stelle mit don williams im warm-up gehört und anschließend nur wenige gute haare an dem set gelassen. darüber kam jedoch die bekanntschaft zu den beiden zustande und die kritikpunkte ließen sich im direkten gespräch erörtern. in der zwischenzeit habe ich ihn ja diverse male sowohl im techno-, meistens jedoch im housigen kontext erlebt, womit man ihn eher assoziiert. insofern war ich schon gespannt, wie er sich beim warm-up im berghain schlägt. die tatsache, dass er bereits um 1h30 eine volle tanzfläche vor sich und somit maßgeblichen anteil daran hatte, dass es bei dinky oben etwas leerer war, ist beleg genug dafür, dass die damaligen kinderkrankheiten (überstrapazierte cuts, falsches eintakten, musikalisch zu früh nach vorne preschen) ausgemerzt sind. gemixt hat er im gewohnt atemberaubenden tempo und mit einer beneidenswerten präzision, nebenbei zeigte er, wie fit er sich in techno- und house-gefilden bewegen kann. zu beginn überwog der house-anteil (mit kassem mosse auf nonplus bspw.) und auch dubbige klänge kamen nicht zu kurz. in der technoideren zweiten hälfte mit klarem detroit-schwerpunkt. lange rede: vom spannungsaufbau her alles richtig gemacht und bei den cuts gezeigt, dass weniger in dem fall viel mehr ist – im gegensatz zum letzten mal gibt’s also nichts zu meckern.
reel by real: eine dieser legenden aus der vierten reihe, die das understatement so verkörpern, dass deren musik erst eine neuauflage benötigt, so dass qualität nicht untergeht. solche leute sind der zwickmühle ausgesetzt, erstens die erwartungen der kenner zu erfüllen und sich zweitens als bisher unbeschriebenes blatt bei den normalen clubgängern zu empfehlen. da er sich damit begnügte, seine fertigen tracks mit cubase abzuspielen, wodurch stellenweise mehrsekündige pausen entstanden, wollte nicht so recht stimmung aufkommen, so dass sich die tanzfläche um gut ein drittel leerte (einer in meiner nähe ließ in einer dieser pausen ein deutliches „endlich!“ verlauten, weil er annahm, dass das set sein ende gefunden hätte). tatsächlich hat herr bonds eine menge potential verschenkt, da es musikalisch absolut nichts auszusetzen gab. mir will jedoch nicht in den kopf, weshalb er nicht die arbeit auf sich genommen hat, manche spuren zu extrahieren, ein wenig geld in ableton live intro zu investieren und damit wenigstens ein set zusammenzustellen, was die bezeichnung verdient hätte. mag aber auch an der mangelnden spielpraxis liegen, die jemand wie bspw. convextion mitbringt, der auch nicht viel mehr benutzt als laptop und controller, aber sich nicht nur bei der produktion, sondern auch bei der präsentation mühe gibt.
palisade: neues alias von redshape. die maske bleibt, die farbe ändert sich zu schwarz. der unterschied zu rot: gedrosseltes tempo, extra für die panorama bar auf 120 bpm erhöht, was manchem zur peaktime zu langsam erscheinen mag, aber das publikum (inkl. mir) hat sich daran nicht gestört. außerdem rauher klingende hihats und snares und sprach- neben vocal-samples. ich gebe zu, dass ich mich nach einer an „spastik“ erinnernden reminizenz nicht mehr so recht auf die darauf folgenden reduzierten, schleppenden, subtilen arrangements einlassen konnte, aber die volle tanzfläche gab ihm mehr recht als mir. wird sich bei mir, wie so vieles, erst einmal im hinterkopf entwickeln müssen, der auch erstmal mit dubstep umzugehen lernen musste.
don williams / sebastian kramer: der mojuba/a.r.t.less-chef machte die erste stunde alleine und fing schon mal gleich mit robert hood an, sein sparringspartner kam gegen 6h45 ins spiel. bis dahin machte don vom aufbau her einen wesentlich besseren eindruck auf mich als vor einem knappen jahr. mit sebastian kamen zuweilen toolige, aber vor allem harte und gerechte tracks ins spiel, so dass die zeit bis 9 uhr von dem stil geprägt war, wie ich ihn im alten tresor lieben gelernt habe. über tracks wie „ball park“ von herrn beltram oder die klassische „minus orange“ von herrn hawtin kann man sich auch nach mehr als zehn jahren noch freuen. das alles auch in einem ganz schön zackigen tempo und mit dem patrick-cowley-remix von donna summers „i feel love“ abgeschlossen. danach war für mich alles gesagt und das heimische bett rief.
fazit:
abräumer war für mich definitiv das duo williams / kramer, aber auch herr weisemann hat einen ausgesprochen positiven eindruck hinterlassen. palisade machte neugierig auf mehr, das projekt steht ja gerade mal am anfang.
ein lob geht mal wieder an die auswahl des publikums und dessen beharrlichkeit. die schlange blieb bis wenigstens 4 uhr so lang wie bei meiner ankunft, von daher wäre ca. einstündiges anstehen für mich schon ein stimmungsdämpfer. drinnen habe zumindest ich nichts davon bemerkt: trat ich jemandem auf den fuß und entschuldigte mich dafür, gab’s ein lächeln zurück, gleiches beim durchschlängeln – kurzum: es war alles an zutaten für eine kurzweilige berghain-nacht geboten.