[berlin / 19.07.2013] kater holzig: studio r° micro festival

als ob es nicht reichen würde, ständig in den einen club zu rennen, der seinen status als aushängeschild wochenende für wochenende mit entsprechender warteschlange vor der tür und nach wie vor ungebrochenem hype zementiert. nun ist die nächste in-lokalität an der reihe – einer der legitimierten nachfolger der bar25, anderer musikalischer fokus, andere ästhetik, andere feierkultur. die räumlichkeiten kenne ich zwar bereits, jedoch nur vom regelmäßig stattfindenden flohmarkt und einem theaterabend mit kurzem (passiven) ausflug zum katerswing, was aber zugegebenermaßen ziemlich charmant war.
da es ende august dort vorbei ist, um platz für weitere wohnungen in den alten gemäuern zu schaffen und die gerade die in unmittelbarer nähe entstehende nachbarschaft nicht durch laute musik zu stören (wobei meinen beobachtungen nach dort gerade richtfest gefeiert worden sein müsste), möchte ich – im gegensatz zur bar25 – wenigstens einmal mitreden können. dabei kommt mir das ansprechende programm gerade recht.
einen timetable gibt es bei facebook zwar, aber der ist lückenhaft. daher ist hier nur das line-up aufgezählt.

studio r° micro festival

hütte
soulphiction
freund der familie
eric cloutier
kareem
korablove live
peter schumann
maximilian hertz
oskar offermann & edward

heinz
sven weisemann
hakim murphy
cem orlow
doyeq live
glazov live

fischritzler
tom tom groove
revulet rec

start
23 uhr

eintritt
10 euro

review
meine kater-premiere also. ganz ohne vorurteile war dies bei der vorgeschichte des clubs nicht möglich. ist bei mir wahrscheinlich erst wieder drin, wenn neue organisatoren an einem vollkommen neuen ort etwas auf die beine stellen.
aber ich schweife ab: vor ort erst nach 1 uhr und damit erfolgreich das berliner ausgehverhalten adaptiert, wobei dies dem vorschlafen geschuldet war. die schlange vor der tür kann man durchaus mit einem mittelprächtigen berghain-samstag vergleichen, auch hier mit zwei eingängen, so dass die liste schnell abgehakt werden kann.

und wie sieht es mit den klischees aus? trafen zum teil zu, anderes hat mich positiv überrascht. da ist natürlich die detailversessenheit bei der dekoration, die bei der verwinkelten lokalität voll ausgelebt werden kann. der klang der kirsch audio im heinz mit holzboden ist auch sehr anständig, zu hell fand ich es darin auch nicht, und die ausgewiesenen unisex-toiletten mögen manche vor den kopf stoßen (es gibt nichts anderes), aber mit der berghain-erfahrung, dass die trennung nur rein formell stattfindet, störe ich mich als letztes daran.

und sonst so?
musikalisch gab es für mich bis 10 uhr (da bin ich wieder gegangen) keine großen ausfälle, wobei ich den größten teil der zeit eh mit rumlaufen oder irgendwo rumsitzen beschäftigt war.
doyeq fand ich im heinz angenehm dubbig. hakim murphy bediente sich zu weiten teilen bei rauhen, analogen sounds, wirkte auf mich aber zu verplant und ohne klare linie im set. die gab es bei sven weisemann, dank dem ich seit einer ewigkeit mal wieder „push push“ von rockers hi-fi im club hören durfte. leider spielte er zeitgleich zu freund der familie, die schön an den trockenen, aber passenden stil von soulphiction anknüpfen konnten.
eric cloutier geht für mich als heimlicher gewinner hervor, seines zeichens mitorganisator der bunker-parties in new york. breites spektrum, könnte auch auf einem techno-floor bestehen, überzeugte jedoch mit techhouse in der hütte bei moderater lautstärke, so dass ich darauf hoffe, dass irgendwer ihn hier bald wieder buchen wird.
glazov sorgte im heinz mit düsteren dubbigen klängen für einen schönen ausklang, korablove stand in der hütte draußen für mich zumindest für den stereotypen stil, der zwar nett im hintergrund vor sich hinplänkeln kann, mich aber nicht an ort und stelle halten konnte.

kann ich also empfehlen, diesen kater. wird wahrscheinlich mit dem line-up stehen oder fallen, aber sieht man von dem hype ab, der durch das eher früher als später nahende ende noch etwas angefacht werden dürfte, hat man es hierbei mit einem club zu tun, der auf mehreren ebenen bestens funktioniert. eine feierhölle wie das berghain will er gar nicht sein, obwohl man dies im heinz durchaus im ansatz haben kann. ich hätte das publikum jedenfalls nicht so euphorisch erwartet – das war beispielsweise eines der vorurteile, die schnell ad absurdum geführt worden sind: die leute sind nicht mit sich selbst beschäftigt, eher im gegenteil. die gerade in der hütte gedämpfte lautstärke oder der hof, beziehungsweise das ufer, laden dazu ein, sich auch mal zu unterhalten, ohne sich gegenseitig ins ohr brüllen zu müssen. ein gewisses wohlfühlambiente sorgt für den rest. hipster? ja, gibt es. aber wo ist das nicht der fall?
sofern es sich vor oder zur schließung nochmal einrichten lässt, werde ich es nochmals versuchen. andererseits kann ich auch bis zur eröffnung des clubs auf dem holzmarkt warten.

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