[berlin / 12.04.2014] berghain: klubnacht

der april-termin in der stammlokalität meines vertrauens. zwei schichten werden sich nicht vermeiden lassen, wenn pete schon zum anfang spielt. andererseits passt die pause auch perfekt zu den acts, die mich interessieren.
plan: anfang bis ende milton bradley / alien rain, vor oder zu truncate wiederkommen und sich danach schweren herzens zwischen dego (ja, genau der von 4 hero) und dj deep zu entscheiden.

klubnacht

berghain
00h00 pete
04h00 stanislav tolkachev live
05h00 marcel dettmann
08h00 alien rain live
09h00 ben klock
13h00 radio slave
17h00 truncate
20h00 dj deep
23h00 norman nodge

panorama bar
00h00 ryan elliott
04h00 lpz live
05h00 big strick
08h00 aybee
11h00 breach
14h00 onur özer
17h00 cassy
20h00 dego
23h00 volcov
03h00 lakuti

eintritt
14 euro

nachbetrachtung schicht 1 (1h00-10h30)

um nicht wieder in verzug zu geraten und die resümées etwas abwechslungsreicher zu gestalten, mal wieder die quasi-live-berichterstattung mit während der nacht angesammelten notizen.

schlange um kurz vor 1 bis zu den taxen und bis 6 nicht wesentlich kürzer – da kam wohl zusammen, dass der ruf des ladens und die früh angesetzten vorzeige-residents so einige recht früh auf den plan treten ließen. andererseits hatte ich drinnen auch den eindruck, dass bestenfalls seit einer halben stunde geöffnet ist. um die zeit versammelten sich bei pete im berghain insgesamt vielleicht 50 leute.

pete selber empfand ich als irgendwie unkonzentriert. das mixing meistens gerade so passend und nicht so auf den punkt wie gewöhnlich. auch die sonst hart reingebrachten kickdrums fehlten meistens, so dass ein brett wie surgeons „intro (version 2)“ verpuffte. der ihm sonst eigene flow fehlte mir, daher für mich längst nicht so packend wie sonst. schade, kann er sonst wesentlich besser, aber das ist ja auch das menschliche daran. jedenfalls fand ich ryan elliott in der kurzen zeitspanne, die ich oben beim schlange beobachten verbrachte, in der beziehung besser.
stanislav tolkachev legte in der ersten hälfte mehr als ordentlich vor, was tempo und analoge härte angeht. sein hang zu sequenzen erinnert sofort an jeff mills. wo dieser jedoch mit somewhere in the sky in den unendlichen weiten des weltraums umherschwirrt, ist herr tolkachev sehr bodenständig. da klingen die sounds prägnanter, schriller und werden gepaart mit der härte, wie man sie in karenn-sets hört. das fasst meinen eindruck von den ersten 30 minuten des sets ganz gut zusammen, blieb jedoch leider nicht so – ab der mitte verlor er sich in beliebigkeit und das zwingende war nicht mehr so präsent wie zu beginn. da wäre evtl. ein umgekehrter set-aufbau gut gewesen, andererseits fingen lpz das mit ihrem acid-house inkl. dub-elementen in der panorama bar gut auf. erfanden das rad jetzt nicht neu, will heißen: reichte für mich nicht, dass ich mich nun näher mit ihrem veröffentlichungskatalog befassen muss, aber nichtsdestotrotz war’s gute arbeit.

mit den besten job machte jedoch marcel dettmann. wie immer mit den treibenden tracks an den stellen, wo sie hingehörten und auch house-tracks mit vocals so untergebracht, dass sie sich in das große techno-gebilde einfügten. damit heute mal besser als pete. milton / alien rain im anschluss mit einem acid-live-set, das deutliche reminiszenzen an plastikman zeigte – und das ist als kompliment zu verstehen. sehr hypnotisch, hin und wieder mit achtel-hihats, um etwas mehr schwung hineinzubringen, aber größtenteils war das schönstes kopfkino. für mich ergo der höhepunkt neben marcel, wäre nicht der füllgrad, der darauf hindeutete, was bei ben zu erwarten war.
der wiederum spielte in seiner ersten hälfte längst nicht so trocken wie befürchtet, aber zum schonen der reserven bleibt der plan mit der pause bestehen – weitestgehend jedenfalls.

nachbetrachtung schicht 2 (17h15-23h45)

eine deutlich entspanntere situation als noch am vormittag zu ben erwartet und schnell registriert, dass die nächste besucherwelle gerade im anrollen war. wenigstens auf der linken tanzflächenhälfte im berghain stimmte das platzangebot. das musikalische von truncate an sich auch, wenn man auf geradlinige funktionalität aus war. das hielt mich für jeweils 20-minütige abschnitte, aber cassy war oben auf ihre art und weise nicht minder treibend und vor allem vielseitiger. hoch rechne ich truncate die chicago-hit-phase an, u.a. mit „knock knock“ von dj funk, „feel my mf bass“ von paul johnson oder „work that motherfucker“ als ultimativen poindexter-klassiker. das sind aber eben auch alles gestandene hits. cassy blieb daher für mich im direkten vergleich locker vorne.
das gleiche gilt auch für dego, der mit seiner bremsung von techhouse bei 130 auf disco mit 110 bpm sicher so einige vor den kopf stieß, aber im folgenden verlauf ein so dermaßen persönliches set spielte, bei dem ich ihm sehr gerne zuhörte, zusah (djs, die zu ihrer musik tanzen – immer ein pluspunkt) und zuweilen auch tanzte. da sich die besucherwelle ab 20 uhr jedoch so richtig bahn brach, kamen schnell auf beiden floors wieder erinnerungen an silvester hoch.
nichtsdestotrotz war er von vorne bis hinten großartig, wobei auch dj deep für mich bei kurzen abstechern nach unten keinen schlechten eindruck hinterließ (mit den kürzlich erschienenen mark-broom-edits von robert hood und einer wax / shed bspw.). aber die entwicklung im dego-set von disco über die house-zwischenstation zu jazzigen breakbeats war die für mich interessante wahl, alleine weil man ja nicht weiß, wann sich die chance wieder bietet und es die ecken und kanten hatte, die im clubleben für das notwendige salz in der suppe sorgen – auch auf die gefahr hin, dass sie einigen nicht schmeckt, was ohne zweifel zutraf, aber das gros der meute folgte ihm.

daher als fazit hinterher: musikalisch und stimmungstechnisch im großen und ganzen ein zufriedenstellender abend, an dem marcel dettmann, alien rain sowie cassy und dego für mich die akzente setzten. den füllgrad empfand ich sonntag abend als mal wieder surreal, aber mit eine der parallelen zu silvester war, dass dies nicht zu allgemein gestressten gemütern führte. mag zur innervisions-nacht vor drei wochen anders gewesen sein, aber beachtlich ist es allemal, dass selbst nach 24 stunden betrieb immer noch mehr als 1.000 leute im club sind. der erfolg kommt ja auch nicht von ungefähr, die kehrseite der medaille ist für mich jedoch, dass die zeitspanne immer kürzer wird, in der man sich etwas freier auf der tanzfläche vergnügen kann, ohne dass es zu lasten der füße anderer oder des eigenen nervenkostüms geht. ist aber auch letztlich eine frage der flexibilität, wo sich gerade im berghain immer irgendwo ein platz finden lässt. aber mitten im geschehen ist es schon um einiges netter.

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