ich bin dann ab morgen mal für ein paar tage weg. der ausschnitt unten deutet meine ticket-option an, die das angenehme mit dem nützlichen verbindet: bei verlosung und ticketbingo leer ausgegangen, aber im mai kam die e-mail, dass noch arbeitsamt-schichten vergeben werden können. ein paar e-mails und wochen später (genauer, am 10. juni) hatte ich dann endlich das pdf im postfach. auf der fusion wollte ich eh in den letzten jahren gerne mal arbeiten, nun ermöglicht mir das den zutritt und die ersparnis beim ticketpreis. lässt sich schon mal gut an, und das programm ist wieder mit dermaßen viel neuen namen gespickt, dass ich am montag mit dem „wo ist nur die zeit geblieben“-gefühl heimfahren werde.
nachbetrachtung
da seit der 2014er-fusion und der nachlese mittlerweile fast anderthalb jahre vergangen sind (die nachbetrachtung habe ich doch schon am 28. oktober 2015 verfasst), wird es leider nicht so ausführlich wie in den jahren zuvor. muss ja auch nicht immer sein, werde deswegen aber auch nicht damit beginnen, das smartphone ständig für notizen zu zücken.
was ist denn so alles auf der pro-seite hängengeblieben?
- der gute start mit dem unverhofften upgrade bei sixt, das mir einen audi a1 bescherte. zwar die größere variante als fünftürer, mit der man zu dritt inklusive gepäck gut hinkommt, und im gegensatz zum vorjahr mit navi, so dass aufgrund eigener verplantheit keine ungeplanten umwege in kauf genommen werden mussten. zum schlafen taugte das flotte automobil ohne zweifel, aber aus gründen der geräumigkeit beschloss ich, künftig die mehrkosten für einen kombi auf mich zu nehmen.
- wie entspannt das alles über die bühne ging. man erinnert sich: lange diskussionen um wirklich konsequent durchgesetzte kontrolle der tickets, doppelzaun zur vermeidung unschöner klettergeschichten mit verlust mancher gliedmaßen und dann vor ort noch ein jeton-system. im vergleich zu früher also um einiges mehr an kontrolle, was sich aber aus meiner sicht als gast sehr angenehm bemerkbar gemacht hat. es war zwar allerorten gut gefüllt, jedoch nicht überlaufen. klar zogen die hauptacts wie fettes brot auf der hangarbühne einiges an leuten an, aber obwohl sie ihren slot mit der angenehmen mischung aus routine und spaß an der freud über die bühne brachten, interessierte mich das nur eher am rande.
von dem jeton-system bekam man erst etwas mit, als man sich vom family-space auf den weg richtung fußgängerbrücke machte, aber allzu lange warteschlangen habe ich dabei auch nicht mitbekommen. lief fast im wahrsten sinne des wortes gut hand in hand. - wie schön es war, dem festival endlich mal mit arbeitskraft helfen zu können, auch wenn meine aufgabe samstag von 10 bis 16 uhr darin bestand, autos an der landstraße zu zeigen, welche einfahrt sie nehmen können – also entweder die richtung parkplatz für die botschaft oder gleich richtung festivalgelände, wenn die leute schon ein bändchen hatten. ein nicht unerheblicher teil des verkehrs bestand jedoch aus den artist-shuttles, die man beim spätestens dritten durchlauf auch alle kannte. den meisten teil der zeit konnte ich einfach nur am rand herumstehen und warten.
grundsätzlich aber klasse, weil mir dies den kauf des tickets ermöglicht hatte (und ich obendrein auch noch 40 euro wiederbekam). nicht so klasse, dass ich von denjenigen, die in den genuss der „ticket gegen arbeit“-option gekommen waren, zu dem drittel gehörte, das sich auch tatsächlich zum einsatz gemeldet hat, so dass es dies zukünftig so nicht mehr geben wird. stattdessen eben das supporter-system, das in 2015 zwar mit ähnlichen problemen zu kämpfen hatte, jedoch längst nicht in dem ausmaß. - die pfandkästen an wichtigen durchgangspunkten, damit die flaschen nicht auf wege oder wiesen geschmissen werden. waren eine tolle ergänzung zu den containern am rande der tanzflächen.
- das mapping der visuals auf der hangarbühne. nicht nur bei den acts, sondern gerade bei den umbaupausen mit den sich bewegenden roboteraugen inklusive dazugehöriger sounds. dies nur stellvertretend für alles, was (wieder einmal) in puncto dekoration auf die beine gestellt worden ist. beim weidenwald neben dem trancefloor konnte man die tollsten ideen für lagerfeuer sowie skulpturen beobachten. liebe zum detail eben. ach ja, den gabba-floor habe ich noch nicht erwähnt: telefonzelle vor dem kino, ein ständig laufender loop bei 180 bpm, drinnen led-strobo und so viele leute wie möglich quetschen sich rein. war nur zu viert drin, es haben aber auch acht gleichzeitig versucht.
- damit die acts mal abgehakt sind: resom und don williams donnerstag abend auf dem querfeld. beide technoid unterwegs, wobei don seine tresor-sozialisierung sehr hat durchblitzen lassen. rennt bei mir mit sowas aber bekanntermaßen offene türen ein.
cristian vogel an gleicher stelle freitag früh, der ziemlich viele perlen aus der plattentasche zog („r.e.s.p.e.c.t.“ von love inc. bspw., aber auch vieles seiner eigenen älteren tresor-sachen). fil auf der hangarbühne freitag mittag, zwar mit ähnlichem repertoire wie in den jahren zuvor, aber hebt die stimmung immer noch ungemein.
extrawelt freitag nacht auf der turmbühne hatten auch was für sich, war aber auch ordentlich voll dort. reeps one im chai wallah habe ich leider nur zum schluss mitbekommen, aber der zählt zu der „den sollte man auf dem zettel haben“-fraktion – beatboxing vom feinsten.
dann noch die performance von cie pipototal samstag abend an der casbah und anschließend pinch als absoluter held auf dem querfeld. auch wenn es da schon ordentlich regnete, war das so fesselnd, dass es auch egal war, gerade etwas eingeweicht zu werden. turbostaat hinterließen auf der hangarbühne auch einen sehr guten eindruck. - immer noch am nachhaltigsten in erinnerung: wie viel die fusion in diesen vier tagen zur akzeptanz einer sich anbahnenden (und dann auch eingetretenen) jobtechnischen enttäuschung beigetragen hat. das schlug vor (und während) der fusion bis auf das selbstwertgefühl und auf die laune durch, was auch teile des umfelds abbekamen. aber wie das gemeinsam geklärt werden konnte und wie egal es dort ist, inwieweit man sich irgendwie verkaufen muss, sondern stattdessen vorbehaltlos als der mensch akzeptiert wird, der man ist, war in den tagen eine erkenntnis, die mich nach der fusion einiges entspannter hat sehen lassen. mit dem mehr als einen jahr dazwischen hat sich die oben erwähnte enttäuschung übrigens in ernüchterung umgewandelt, aber das steht alles auf einem anderen blatt papier.
und was gab’s für negative seiten?
- auf den vordersten plätzen tut sich aber auch nichts: seit jahren ist der running gag vorne – schon wieder kein theaterstück gesehen.
- als zweites: die stehpisser, obwohl es an rinnen nun echt nicht mangelte.
- das wetter verdient eine gnaden-4, aber beileibe nicht mehr. hatte glück, dass es samstag früh vor meiner schicht schüttete, währenddessen jedoch nicht. dafür ging es wie erwähnt nachts bei pinch wieder los und dauerte bis in den frühen sonntagmorgen, was alleine deswegen ärgerlich war, weil spiral tribe quasi komplett auf der turmbühne spielten und sich da schon pfützen gebildet hatten. ich habe die turmbühne noch nie so leer gesehen – eventuell waren es 50 leute, wenn man großzügig ist. hatte aber auch seine positiven seiten: im kino habe ich mir noch „der böse onkel“ von urs odermatt angeschaut – zwar alles andere als leichtverdauliche kost, die ganz sicher zu kontroversen anregt. aber es zeichnet die fusion aus, mit sowas anstöße in welche richtungen auch immer zu geben.
- wie eigentlich immer: zu viel verpasst zu haben, weil man eher mit herumstreunen beschäftigt ist. filastine hätte ich sehr gerne mal wieder gesehen, die goldenen zitronen ebenfalls (war jedoch im luftschloss aussichtslos), gleiches gilt für the soft moon. cgb-1 an der dubstation war auch bestimmt toll. hat man aber mal akzeptiert, dass man auf der fusion beim besten willen nicht alles mitnehmen kann, lebt sich’s auch gleich entspannter.
wie man also sieht: es überwiegen die positiven seiten, war ja auch nicht anders zu erwarten. man muss auch mal anerkennen, dass die erweiterten kontrollen eher dem schutz der gäste dienen, damit dies kein für viele beteiligten unentspanntes festival wird (sei es wegen abgetrennter finger oder einem nur mit zen-ruhe hinzunehmenden füllgrad am freitag oder samstag). für mich war es trotz der stattlichen größe von 60.000 teilnehmern eine der entspanntesten ausgaben der fusion, die einfach nur besseres wetter und vor allem diszipliniertere teilnehmer bei den arbeitsamt-tickets verdient hätte. gerade letztere sollten sich durchaus mal vergegenwärtigen, dass das festival auch vom einsatz der besucher lebt und es eigentlich fahrlässig ist, dies mit füßen zu treten. es spricht zwar für die fusion, hierbei erstmal einen vertrauensvorschuss gegeben zu haben, aber wenn dieser massenhaft verspielt wird, ist es nur konsequent, das arbeitssystem weiter zu formalisieren, wie es dann in 2015 passiert ist.
ansonsten wie immer: eine klasse für sich. stand für mich mal wieder sonntag abend fest, 2015 zurückkehren zu wollen.
Wann kommt den dein Resume der diesjährigen Fusion? Ich lese die immer gern, wie auch auch sonst den Blog. Ich war auch da und fand es einfach nur unglaublich toll.