[berlin / 12.09.2014] berghain: electromotive force / finest friday

an sich hatte ich mir ja vorgenommen, im september zu pausieren, aber der vorsatz löst sich sukzessive in versuchung auf. keine sorge jedoch, was die nachbetrachtungen der vergangenen drei, vier, …, monate angeht: die erinnerungen sind noch präsent genug, dass es für wenigstens drei zeilen reicht.

electromotiveforce20140912

berghain: electromotive force
00h00 dj glow
03h00 morphology live
04h00 ovatow
06h00 aux 88 live
07h00 headnoaks

panorama bar: finest friday
00h00 efdemin
03h30 young male live
04h30 dj richard
07h00 galcher lustwerk
09h00 tama sumo

eintritt
12 euro

nachbetrachtung

an sich stoßen mir nur zwei punkte bei dem abend etwas sauer auf:
1. ich war ganz schön spät dran, erst zur zweiten hälfte von morphology. lag wieder einmal am vorschlafen und der damit verbundenen trägheit, wenn es nicht ganz für das absolute mindestmaß an vier stunden gereicht hat.
2. die hörigkeit, was headliner angeht, kam leider auch an dem abend durch. an stelle von headnoaks wäre es mir schwergefallen, den massiven publikumsabbau nach dem ende des sets von aux 88 (von gut zu zwei dritteln gefüllter tanzfläche herunter auf vielleicht 50 leute innerhalb von 15 minuten) nicht persönlich zu nehmen.

abgesehen davon war es einer der berghain-abende, die mir mehr gaben als manche klubnacht gerade in den letzten monaten. macht sich samstags noch die strahlkraft des berghain-mythos in allen facetten bemerkbar, was zu 100m-schlangen und allgemeiner fülle drinnen führt, wurden dieses mal auf ein neues die qualitäten eines freitages ausgespielt, die mit der sub:stance vor sechs jahren einzug hielten. heißt: manchmal sind im vergleich zum mittlerweile scheinbar normalen samstags-wahnsinn meinetwegen ein drittel weniger leute dort, man kann an der tür also quasi durchgehen. dafür findet sich im im berghain auf der tanzfläche ohne größere anstrengungen beim durchschlängeln ein platz auf der tanzfläche, an dem man keine ellenbogen in die rippen bekommt.
obendrauf kommt noch das größte sahnehäubchen: tolle musik. das war wirklich strikt electro mit ganz seltenen geraden kickdrums an dem abend, wovon morphology mit den sphärischen synthesizer-sounds auch den prototyp abgaben.
ovatow / klen hat für mich das set des abend geliefert. erstmal mit autechre angefangen („eutow“), die kamen später nochmal („second scepe“) und ansonsten jede menge, was das herz höher und die discogs-wantlist anwachsen ließ. final frontier auf underground resistance, drexciya, eine alte erik travis unter seinem i.o.s.-alias („bum bum tot“ – die wird kein günstiges vergnügen, sofern die nicht bald über irgendwelche kanäle neu aufgelegt wird), „section 2“ von claro intelecto – ergo so richtig geschmackssicher, technisch ebenfalls.
bei aux 88 werde ich mit den neueren sachen einfach nicht warm. das ist eine aktualisierung des verträumten detroit-sounds mit melodischen hooklines, die bei mir nicht klebenbleiben und bei ihren black tokyo-sachen auch mit japanischem gesang aufwarten, der nicht nur an der schwelle zum kitsch kratzt, sondern sie für meine begriffe überschreitet. andererseits kann man ihnen zugute halten, dass sie nicht ein und den gleichen aufguss dessen produzieren, was ihnen auf direct beat seinerzeit dazu verholfen hat, dass einige die platten wie einen goldschatz hüten. die alten gassenhauer („my a.u.x. mind“ oder „play it loud“) haben sie dann auch nicht nur einfach so abgespielt, sondern ebenfalls in überarbeiteter version. im direkten vergleich mit morphology ziehen sie für mich jedoch den kürzeren.
headnoaks musste danach wie erwähnt mit der situation umgehen, dass der großteil der leute nur den headliner abgewartet hatte. abgesehen davon war mir vieles, was er spielte, zu funktional und er reizte bei einigen tracks aus, dass auch unten im berghain an dem abend die neuen pioneer-plattenspieler standen, die bis zu 50% pitchbar sind, weshalb alles bis zum schluss so um die 138 bpm tempo hatte – auch die „no ufo’s“ von model 500. passte in dem fall nicht zwingend, ist aber auch jammern auf hohem niveau.

da es mich an dem abend eigentlich nur im berghain hielt, kann ich nur etwas zu tama sumo oben sagen – nicht ohne zu erwähnen, dass am pult ein kleiner umbau stattfand. dort befindet sich jetzt direkt neben dem eingang eine kette, so dass die djs sich nicht erst durch die erste reihe an groupies kämpfen müssen, sondern jetzt direkt zum arbeitsplatz gelangen können. tama selbst hatte die noch gut versammelte meute fest im griff, so dass ich mir nach 10 uhr, als ich wieder aufbrach, auch keine sorgen machte, dass sie den rest ebenfalls gut meistern würde.

ergo: ein musikalisch und auch stimmungstechnisch wertvoller abend, der wieder einmal zeigte, dass es nicht auf den füllgrad, sondern vielmehr am interesse und engagement der leute liegt, wenn es gut werden soll. und es ist immer wieder schön zu sehen, dass das berghain mit solchen gelegenheiten die leute anzieht, die auf den sound gewartet haben und das entsprechend zu honorieren wissen.

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