[berlin / 04.10.2014] berghain: klubnacht

teil 2 von 2. mike dearborn war ende letzten jahres schon mal zu gast und hat wohl einen ziemlich guten job gemacht. ich hatte von ihm so ein paar mittelprächtige sachen auf majesty in erinnerung, die seine verdienste auf djax zwar nicht schmälern können, mich aber seinerzeit haben skeptisch sein lassen, ob er austauschbaren sound spielt. in dem rahmen kann ich aber schwer nein sagen. mich freut auch sehr, dass die drei jungs von livity sound nach dem freitags-showcase anfang des jahres die tagesschicht bestreiten dürfen, und generell lässt das programm eher auf musik- als auf hype-interessierte schließen. karenn nehme ich sowieso gern mit.

klubnacht

berghain
00h00 janina
04h00 karenn live
05h30 mike dearborn
08h30 pev
11h00 asusu
14h00 kowton
17h00 somewhen
20h00 echoplex live
21h30 thomas hessler
00h30 marcel fengler

panorama bar
00h00 dinky
04h00 generation next live
05h00 steffi
09h00 domenico & harri
13h00 the 2 bears
16h00 damon lamar
19h00 joe
22h00 soundstream
01h00 plo man

eintritt
14 euro

nachbetrachtung
auch auf die gefahr hin, dass ab hier niemand mehr weiterliest, nehme ich das fazit dennoch vorweg, weil der eindruck auch nach sechs wochen (schreibe diese zeilen am 19. november 2014) der gleiche ist: das war mit einer der besten berghain-sonntage 2014.

eingestempelt: 4:00 uhr, ausgestempelt bzw. bei der tür verabschiedet: 21:00 uhr.

das lag nicht so sehr an karenn. die beiden waren zwar gut und wie immer recht flott unterwegs. noch dazu verdient ihr improvisationstalent mit hardware inkl. modularsynthesizer respekt, aber so richtig zwingend fand ich nur kurze phasen. können sie definitiv besser.
mike dearborn legte einen schönen trockenen anfang hin (erinnerte etwas an „spastik“), verkaufte sich auch ansonsten ordentlich. dazu muss ich jedoch sagen, dass ich schlimmsten tribal-techno erwartete, aber er bediente sich rege beim „big room dj tool techno“-fach. kann da keine tracks rausgreifen bzw. benennen, dazu hat mich zu wenig interessiert und nach einer stunde fand ich steffi oben wesentlich unterhaltsamer und abwechslungsreicher.

die lorbeeren gebühren ganz klar den drei livity-jungs, insbesondere pev und asusu. gerade bei den beiden zeigte sich, wie sich die spreu vom weizen trennen lässt (was sich direkt am montag danach auch im berghain-forum nachlesen ließ). dabei machten es beide für meine begriffe richtig: erstmal etwas nach dem gusto der stammkundschaft spielen und zeigen, dass man durchaus eine techno-grundausbildung genossen hat. pev spielte bspw. „quo vadis“ von g-man, asusu einiges von robert hood / the vision oder sandwell district, garniert mit ein paar tools von pris auf resin. das war schon als techno-set sehr brauchbar, aber dann kamen die so richtig spaßigen abschnitte mit den breakbeats, während denen ich nur fröhlich etwas wie „endlich mal ein hauch von sub:stance an einem sonntag!“ denken konnte. damit schufen sie platz auf der tanzfläche. poser oder zaungäste trollten sich, der rest auf der tanzfläche wusste dahingegen, weshalb er blieb. die entscheidung, jedem seinen eigenen slot zu geben und sie nicht wie im februar als team auflegen zu lassen, war im nachhinein auch goldrichtig. so hatte jeder genügend zeit für den eigenen aufbau und es wirkte alles wesentlich schlüssiger.
kowton war von den dreien noch der am ehesten massenkompatible, indem er nur den anfang mit breakbeats bestritt, danach jedoch strikt mit gerader bassdrum spielte, dabei jedoch auch viel geschmack bewies und mir mit dem zenker brothers-remix von stennys „eternal restriction“ auf ilian tape einen schönen floh ins ohr setzte (was für ein bass…).

derweil werden sich einige panorama bar-jünger oben gefragt haben, was das werden soll. als ich nachmittags oben war, lief jedenfalls strikt disco auf langsamem tempo. für die connaisseure wahrscheinlich ein genuss, aber ich habe die tanzfläche nachmittags selten so leer gesehen (ca. zur hälfte). das änderte sich auch abends gegen 19 uhr nicht wesentlich.
mein fall war es auch nicht ganz, dennoch ging ich mit einem gefühl durch den club, dass sonntag tagsüber endlich mal etwas raum für experimente geschaffen wurde – und zwar auf beiden floors.

somewhens berghain-debüt fand ich unterhaltsam – nicht mehr, nicht weniger. war eher melodisch, auch viel von ostgut ton oder mdr, somit im allgemeinen berghain-konsens. „born slippy“ fand ich zum abschluss schon sehr fein.
echoplex gab mir hingegen gar nichts. das lag auch nicht unbedingt an den bald 17 stunden auf den beinen, sondern auch an der zuweilen komischen art des cuttings, das nur selten wirklich im takt lag und auch an der big room-offensive. ja, mir ist das mittlerweile und insbesondere nach so einer zeitspanne im club einfach zu wenig – gerade nach dem, was so um den mittag herum im berghain passierte.

auch wenn sich die gelehrten, bzw. berghain-fanboys und musikliebhaber darüber streiten mögen: für vielfalt, anspruch und tanzbarkeit waren die sets von pev und asusu ein absoluter segen. das kann so gerne nochmal passieren und steht dem berghain besser zu gesicht als das, was abends bei echoplex so zu hören war. kann nur hoffen, dass der mut zum (vermeintlichen) risiko in der form weiter gepflegt wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>