[olganitz / 02.-04.08.2019] nachtdigital mint

ein jahr ausgesetzt, in diesem jahr offengehalten, ob ich hinfahre. trotzdem im januar kein ticket gekauft, weil: bekommt man ja spontan vorher. dann die nachricht, dass es die finale ausgabe wird. der psychologische effekt hat bei mir gewirkt: verabschieden wollte ich mich schon gerne. dann die sorge, dass die ticketinhaber*innen sie horten werden und der sekundäre markt nichts übrig lässt. beim hochladen des sets der letzten bewegungsfreiheit anfang letzter woche zufällig auf den offenen firefox-reiter geklickt, der in den tagen zuvor keine bei tixforgigs zum wiederverkauf verfügbaren nachtdigital-tickets angezeigt hatte. auf einmal war dort eins und ich tatsächlich schnell genug, mir das auch zu sichern.

seitdem steigt die vorfreude auf das übernächste wochenende. alles an informationen sowie das line-up steht auf der website, die ich gleich verlinke. wer sich spontan ein ticket gönnen möchte, schaut entweder bei tixforgigs oder residentadvisor (mutige bei kanal blau-weiß oder bei ticketswap). die schlagwörter verwende ich als notizzettel für diejenigen, bei deren spielzeit ich mir sogar den wecker stellen würde.

nachtdigital mint

ablauf*

open air
freitag, 2. august 2019
20h00 so
22h00 miasto / masa / maszyna
samstag, 3. august 2019
00h00 shed live
01h00 aleksi perälä live
02h00 atom tm & tobias live
05h00 dasha rush
07h00 job jobse
09h00 manamana
12h00 pause
18h00 vai live
19h00 janosch live
20h00 polo & steffen bennemann
23h00 perm live
sonntag, 4. august 2019
00h00 vril live
01h00 inigo kennedy
03h00 helena hauff
05h00 wata igarashi live
06h00 dvs1
08h00 paquita gordon
10h00 sonja moonear

zelt
freitag, 2. august 2019
20h00 david cornelissen
22h00 vril live
23h00 lux
samstag, 3. august 2019
01h00 olivia
03h00 marie davidson live
04h00 batu
06h00 pause
20h00 ossia
22h00 credit 00 live
23h00 akiramen
sonntag, 4. august 2019
01h00 ypy live
02h00 good news
04h00 deena abdelwahed

see
samstag, 3. august 2019
12h00 vlada
14h00 powder
16h00 gerd janson
sonntag, 4. august 2019
12h00 elli
14h00 woody
16h00 robag wruhme
18h00 mon

ambient
freitag, 2. august 2019
20h00 olivia
22h00 nika son live
23h00 nina
samstag, 3. august 2019
01h00 michelson live
02h00 good news
04h00 aleksi perälä live
05h00 perm & steffen bennemann
08h00 jing live
09h00 sa pa
11h00 adel akram
13h00 rachel lyn hybrid-set
15h00 onetake
17h00 oceanic live
18h00 so
20h00 grand river live
21h00 brenz hold
sonntag, 4. august 2019
00h00 fabian live
01h00 em ju es aj si & fleika
04h00 vril
05h00 sinnan & st. jakob
08h00 diane barbé
09h00 hoff
11h00 eva porating & moreti & paj
14h00 favor & protection live
15h00 exhausted modern & raphael kosmos
17h00 ogj / torr

*: mit der nachbetrachtung (am 7. februar 2020) nachgereicht. im festivalplaner war kein zeitplan abgedruckt und auch an den bühnen hingen nur die acts für die nächsten zehn stunden aus, was ich jedoch sehr charmant fand. für diejenigen, die nicht bei kanal blau-weiß oder sonstwo suchen wollen und vor allem für die stimme in meinem hinterkopf, die mich zur chronistenpflicht mahnt, soll das jetzt hier nochmal verschriftlicht sein. den club animadiso gab es mit karaoke am samstagnachmittag und als schmankerl spielten noch daniel stefanik und mathias kaden auf der abschlusskundgebung bei der tour de nachti auf dem parkplatz.

nachbetrachtung

da der text länger ist, das grobe vorweg: großartig und berührend war’s! eine nachti-ausgabe außer konkurrenz. habe gelernt, dass gefühlstechnisch kein großer unterschied darin besteht, einen club oder ein festival zu verabschieden. ich kann seitdem auch nelly furtados „all good things (come to an end)“ nicht mehr hören, ohne das verschwommene bild mancher weinender gesichter am strand des schullandheims (meine wenigkeit inklusive) vor augen zu haben. zu dem zeitpunkt konnten schon langsam die minuten heruntergezählt werden.

fange ich mal beim schluss an. muss ja nicht immer chronologisch vorgehen.
die members of nachtdigital waren der nicht angekündigte act nach robag wruhme an der seebühne. war auch nur folgerichtig, schließlich haben sie es initiiert, über 20 jahre mitgetragen. alles andere hätte sich komisch angefühlt. und klar nahm ich an, dass es eine quasi-neuauflage ihres hitgewitters anno 2018 gibt, mit dem sie jeff mills etwas die show gestohlen hatten.
stattdessen die rede chaplins im „großen diktator“ als intro, dann „deep burnt“ von pepe bradock, „(this is) the dream of evan and chan“ von dntel im berühmten superpitcher-remix und „patrik“ von euphorhythm. damit hatte es sich aber auch mit den wirklich tanzbaren sachen und sie spielten getragene stücke („johnny“ von todd terje mit bryan ferry bspw.), während das festival symbolisch durch entzündung einer installation auf dem see zur ruhe gebettet worden ist. zum schluss gab es „the power of love“ von frankie goes to hollywood, doppelt. war auch klar, dass die leute nicht loslassen wollen und daher eine zugabe forderten. ich war da schon auf dem campingplatz am zusammensuchen, weil ich meinen emotionalen augenblick bereits hatte und nicht noch weiter in melancholie versinken wollte. außerdem stand die trauer auch eher jenen im publikum zu, die der nachti mehrere jahre die treue gehalten und damit eine intensivere bindung haben.
ich kann zwar nachvollziehen, warum die letzte stunde manchen etwas dick aufgetragen oder gewollt elegisch vorgekommen sein mag. andererseits fand ich es wiederum besser, als wenn sie die letzte stunde mit kalibern wie „the bells“ oder „jaguar“ bestritten hätten. so hatte das zwar etwas von abgesang, aber eine entsprechende musikauswahl trifft man nun mal bei beerdigungen, was dabei hilft, einfach loslassen zu können. war bei mir und einigen anderen im publikum ganz gewiss so – und hoffentlich auch bei den beiden.

auch wenn die „mint“ aufgrund des melancholischen beigeschmacks für mich außer konkurrenz läuft, gab es noch andere faktoren, die das wochenende zu was ganz besonderem gemacht haben:
– zahlreiche begegnungen mit fremden leuten, verbunden mit schönen gesprächen. keine ahnung, was in die leute gefahren ist, aber selbst auf der fusion 2019 ist mir schon ein im schnitt ziemlich aufmerksames und bedachtes publikum begegnet.
– ein ausgesprochenes lob an die security: endlich mal leute aus feieraffinen oder linken kontexten. man kann sowohl ihnen als auch sich selbst das leben wesentlich einfacher machen, wenn man proaktiv kommuniziert, was alles im beutel ist oder die leeren flaschen schon mal hinhalten. nimmt ihnen arbeit ab, macht’s für einen selbst und für alle anderen schneller.
– nach all den jahren haben sie endlich (!) das quasi perfekte setup für die hauptbühne gefunden. wer auch immer für das stage-design verantwortlich war: danke! während sich das geschehen in puncto licht in den vergangenen jahren fast ausschließlich auf die bühne konzentriert hat, führten die fünf podeste (auf denen samstagabend auch manche live- sowie dj-sets stattfanden) mit den led-leinwänden sowie -spots endlich mal zu einer durchgängigen beleuchtung der tanzfläche und einer dynamischeren stimmung. die geringere höhe der bühne fiel schon vor zwei jahren positiv auf.
– die mini-loveparade durch olganitz war einer der augenblicke, in dem mir sichtbar wurde, was der region dort verlorengeht. gefühlt das ganze dorf auf den beinen / am straßenrand oder wenigstens aus den fenster schauend. höchstens ganz vereinzelt skeptisch, nie feindselig, in überwältigender mehrheit mit breitem grinsen im gesicht. techno als mittel, generationen zusammenzubringen oder wenigstens einmal die dörfliche gemütlichkeit durchzurütteln. für mich brachte „who“ von modeselektor als track die situation auf den punkt – der war bei ihrem sonst für mich lediglich soliden album alleine wegen des textes eines der stücke 2019 und passte einfach zum vorerst letztmaligen durchrütteln des dorfes. es ist schon traurig, dass die bewohner*innen nun an 52 wochenenden im jahr (statt 51) keine vergleichbare unterhaltung mehr bekommen werden und womöglich auch sonst ganz schön auf sich allein gestellt sind.
– schöner bonus mit mathias kaden und daniel stefanik (wie ich im nachhinein erfuhr), die auf dem parkplatz-rave einen gassenhauer nach dem anderen spielten (first rebirth, celebration generation, rave nation, the bomb, the house of house, out of space).
– gutes catering. hab zwar den burger sowie das frühstück nicht probiert, war aber zufrieden mit dem rest.

kleine negativpunkte, beide vernachlässigbar:
– das setup im zelt. aber gut, da kommt auch nichts an den feiergraben von 2015 heran. es war immerhin größer, aber was an der hauptbühne toll lief, verlor sich im zelt irgendwie. auch wenn es licht für das publikum gab, konzentrierte sich das geschehen dann doch auf die riesige leinwand.
– ich habe den ableton-workshop mit perm verpasst. sollte erst samstag um 15 uhr stattfinden, dann sagte man mir 16:30 uhr. dann war die tür verschlossen, gegen 17 uhr machte sich rachel lyn startklar. hätte zumindest ein schild ganz nett gefunden (hab drinnen und draußen beim vinyl-stand geschaut, evtl. auch etwas übersehen).

damit wären wir bei der musik. wird ja gerne mal von mir kritisiert. gab bei vergangenen ausgaben ja immer etwas, das mir dramaturgisch oder inhaltlich nicht passte, wobei das auch wieder in den bereich fällt, der seitens der macher*innen so gewollt ist. dieses jahr war’s durchgängig wenigstens gut bis zu erleuchtend. hier haben einmal mehr die damen gezeigt, wo es langgeht:
– deena abdelwahed im zelt. wollte an dem wochenende eigentlich eher ruhig machen, hatte mich samstagabend sogar zum vorschlafen ins auto gelegt. nachdem das nicht klappte und der zeitplan (auch eine tolle idee übrigens, nur die acts für die nächsten zehn stunden als holztafel neben die bühnen zu hängen) deutlich machte, dass ihr der schluss im zelt gehört, wollte ich nur mal schauen, was sie so macht und gegen 5 uhr gehen. daraus wurde nichts: durchgetanzt. wahnsinnige mischung aus orientalischen percussions, dreckigen basslines und brachialen sounds. ein fanboy mehr.
– rachel lyn samstagnachmittag auf dem ambient-floor mit einem hybrid aus einem modular- und dj-set.
– lux im zelt nach vril (der wiederum im zelt und auf der hauptbühne überzeugte, das set auf dem ambient-floor habe ich nicht mitbekommen), zumindest die erste halbe stunde mit electro, dann ging’s rüber zu…
– shed, mit einem einfühlsamen live-set, das sich auf „the final experiment“ (also das album, nicht das label) stützte.
– helena hauff, auch weite teile mit schönem electro, dem es an distortion nicht mangelte.
– inigo kennedy, der für meine begriffe das set spielte, das ich mir vor zwei jahren von jeff mills erhofft hatte. fordernde und ruhigere passagen, schön mit dem publikum spielend, und vor allem mit „rhubarb“ von aphex twin als letztem track.
– aleksi perälä hat mich auch überraschenderweise mitgenommen. ist normalerweise nichts, was ich kaufe, aber in dem kontext ergab das für mich auf einmal sinn.
– sowohl gerd janson als auch robag wruhme haben ihre slots auf der seebühne jeweils mehr als nur routiniert gelöst. gerade letzterer mit ganz viel herz (und nochmal aphex twin – habe dort gelernt, dass es vor jahren einen wruhme-edit von „on“ gab, den hat er gespielt). woody war dort solide und tatsächlich nicht mehr als routiniert bei der sache. allerdings kann „the man with the red face“ von laurent garnier (scheint also auch ein stammgast in seinen sets zu sein, wo er’s auch schon ein halbes jahr zuvor in der panorama bar gespielt hat) zur richtigen zeit bei den richtigen leuten schon sektduschen und stagediving auslösen, so wie hier.

auch wenn es für mich nur die fünfte nachtdigital war (bin erst 2014 dazugekommen): selbst bei den mittelprächtigen ausgaben (wozu ich bspw. die 20. ausgabe zähle) hatte ich immer den eindruck, dass die crew vom booking über die gestaltung des geländes bis hin zu den installationen sowie der personalisierung des vinyls mit vollem herzen dabei ist. das alles mit der hoffnung verbunden, dass das übersichtliche publikum versteht, was sie sich bei allem gedacht haben und nichts für selbstverständlich nehmen. da hätten sie gleich die großen namen zusammenbuchen können, um die karten in nullkommanix ausverkaufen zu können. das passierte zu zeiten des großen hypes zwar, aber ironischerweise haben sie mit der letzten ausgabe den spagat zwischen altbewährt und mut zum risiko mit am besten hinbekommen.
ich hoffe jedenfalls stark, dass sich andere leute mit einer ähnlichen geschmackssicherheit zusammenfinden und etwas ähnliches in der größe in der region auf die beine stellen. die nachtdigital 2019 werde ich jedenfalls als musterbeispiel in erinnerung behalten, wie sich ein festival mit ganz viel persönlichkeit und herz mehr als nur würdig von seinem publikum verabschiedet. und umgekehrt.

sets bei soundcloud

[berlin / 15.03.2019] tresor: 28 years – dj stingray invites

und als ob es der feierlichkeiten für das wochenende nicht genug wäre: der tresor lässt sich für den freitag von niemand geringerem als dj stingray das line-up kuratieren und landet damit für mich vor dem samstag. in anbetracht des sonntagstermins aber auch gut so.

tresor
00h00 marcus
03h00 dj stingray
05h30 helena hauff
08h00 shyboi

globus
00h00 cem
04h00 detroit in effect live
05h30 nazira

eintritt
15 euro

nachbetrachtung
war erst zu detroit in effect da, was kein live-act im eigentlichen sinne, sondern eher ein dj-showcase war, in dem er die älteren und jüngeren durch die techno-geschichte detroits geführt hat. da fehlten also gestandene sachen von juan atkins („no ufos“) nicht, wurde aber auch mit eigenem material verwoben. hatte mit seinen ansagen und dem scratching etwas, was man auf block-parties auf us-amerikanischen straßen vermutet und zeigte damit, wie das in motor city so laufen könnte. das war schon okay so, aber es mag an meiner erwartungshaltung gelegen haben, dass ich das eher als geschichtsstunde empfand, obwohl ich mit dem „live“-attribut eher die präsentation von eigenmaterial verbinde.

dj stingray sowie helena hauff mit gewohnter klasse. letztere zog in der letzten viertelstunde das tempo deutlich an, so dass sie bei acid um die 160 bpm landete. bei shyboi deutete sich danach ein grundsolides techno-set an. bin dann aber wieder los.

[berlin / 23.09.2017] berghain: klubnacht

und damit ist klar, dass die zwei monatlichen pflichttermine auf ein wochenende fallen. ehe man sich sorgen macht: ich war schon wählen und schreibe dazu nochmal gesondert etwas. beim nachdenken über die allgemeine situation fiel mir aber schon auf, dass das erstens zu diesem zeitpunkt nicht besonders elaboriert und damit zweitens eher ein essay oder kommentar wäre. das braucht zeit.

sei es drum, im tanzlokal meiner wahl sieht es sonntag dank marcel dettmann (der den gesamten abend kuratiert – im übrigen schönes konzept) wie folgt aus. nach dem frühstück ist mit mir zu rechnen:

berghain
00h00 marcel dettmann
05h00 gesloten cirkel live
06h00 kobosil
10h00 in aeternam vale live
11h00 dr. rubinstein
15h00 dj stingray 313
17h00 electric indigo
21h00 helena hauff
01h00 freddy k

panorama bar
00h00 victor
04h00 d-ix live
05h00 manamana
09h00 kate miller
13h00 marcel dettmann
17h00 dj hell
21h00 dvs1
01h00 avalon emerson

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
eingestempelt habe ich tatsächlich kurz nach dem frühstück gegen 10h30 und bin prompt bei kate miller hängengeblieben, die sich bei der eher trockenen bass-schule bediente bzw. gleich dubstep bemühte („nucleus“ von orson & skratch bspw. oder „acid jackson“ von boddika für das, was nach dubstep kam).

dr. rubinstein und marcel beide auf ihre art und weise eine bank. dj stingray anfangs tatsächlich sehr technoid, wechselte aber nach einer halben stunde auf electro. war technisch nicht sein sicherstes set, aber standards wie „finna pop“ von kyle hall durften nicht fehlen. nach wie vor wichtig, so etwas sonntags im berghain stattfinden zu lassen.

dj hell war in der zeit, die ich mitbekam, recht belangloser techhouse von der stange, da war das, was seine aus wien stammende ex-kollegin aus dem hardwax unten anbot, wesentlich besser.

helena hauff wieder einmal die konsequenz in person und erstmal mit electro, dann natürlich auch acid. das alles zwar bei einer üblichen (will heißen: auch zuweilen unangenehmen) sonntagabendfülle, aber es kann nicht schaden, wenn möglichst viele auch so eine trackauswahl zu hören bekommen (alles freundlich von shazam gesponsort):
überzone – rhythm device
far electronics – inner language
dj quest – 30 hz „bytecon“ remix
volruptus – alien transmission

das gedrängel oben bei dvs1 habe ich mir demnach nicht gegeben, auch freddy k habe ich wegen der lauter rufenden lohnarbeit auf eines der nächsten male verschieben müssen, die im juni 2019 (wo diese rezension entsteht) immer noch ausstehen.

[berlin / 02.09.2016] berghain: polymorphism / … get perlonized

und zurück zum liebhaber-freitag, an dem alles etwas unaufgeregter zugehen müsste. bin mir dabei zumindest im direkten vergleich mit der ostgut ton-nacht ziemlich sicher.
hauptgründe bislang für mich helena hauff (beim 25-jährigen vom tresor einfach zu kurz gehört, aber das hatte es in sich) sowie dj stingray solo und im zusammenspiel mit russell haswell. mit powell kann ich bislang nur bedingt etwas anfangen, aber vielleicht ändert sich das ja durch den live-eindruck.

berghain: polymorphism #20 x diagonal
23h00 level jezzle
01h00 n.m.o. live
01h30 helena hauff
03h00 powell live
03h45 dj stingray
04h45 dj stingray x haswell
05h15 evol live
05h45 not waving live
06h30 conor thomas

panorama bar: … get perlonized
mara trax
soulphiction
sammy dee
zip

eintritt
15 euro

nachbetrachtung
mit einem guten halben jahr abstand sind die details zwar etwas verblasst, aber der gesamteindruck ist (voreingenommenheit gegenüber dem freitag hin oder her) immer noch positiv.

helena hauff bleibt einfach eine sichere bank, spielte eher electro (wie zu erwarten war), powell fand ich live tatsächlich besser als beim anhören von clips auf den gängigen portalen. war eher konzertartig mit ausgespielten stücken, in denen new wave und punk als wurzeln offensichtlich waren. verleitet mich zwar immer noch nicht dazu, seine sachen zu kaufen, aber im club- oder festivalrahmen geht das sehr gut.
über dj stingrays qualitäten braucht man nicht weiter zu reden, das stellte er auch alleine mal wieder unter beweis. im zusammenspiel mit russell haswell war’s aber interessant, da letzterer schnelle cuts mit noise in die electro-tracks brachte und stingray dort wiederum auswege finden musste. das geschah stellenweise durch scratchen und wirkte gar nicht so fremdartig, wie ich zuvor befürchtet hatte.
evol ist aber mein heimlicher favorit, weil er eigentlich nicht mehr macht als basslines mit lfo zu modulieren und das auch der einzige rhythmische unterbau ist, mit dem man auskommen muss. ihn so auf die peaktime zu setzen, war verdammt mutig und konfrontierte die leute auch mit ihren erwartungen, was unweigerlich zu abwanderungen führte. bei not waving war der name programm und bei conor thomas ist mir außer einem ganz gut unterhaltenden techno-set nichts wirklich in erinnerung geblieben.
zu oben leider auch nicht, weil ich kaum dort war und ich nach einer arbeitswoche und zu wenig schlaf vorher keine muße mehr hatte, noch bis samstagmittag auszuharren. in puncto musikalisches risiko hatte der freitag aber unten wieder mal seinem vorauseilenden ruf alle ehre gemacht.