[leipzig / 07.01.2024] institut für zukunft: staub x rillendisco

jahresvorsatz für 2024: auch mal nach leipzig fahren, wenn die rillendisco einen sonntag alleine bespielt. nicht nur für den jährlich einzigen ausflug.

ablauf

trakt 1
14:00 irakli
16:00 resom
18:00 caleb esc
20:00 mareena

trakt 3
16:00 rillendisco allstars

nachbetrachtung

in trakt 3 war ich insgesamt vielleicht drei minuten und habe dort nur motram mitbekommen. sonst war ich plaudernd an der bar und noch länger auf trakt 1 am tanzen. füllgrad für meine begriffe perfekt – nicht zu wenig leute, so dass kein stimmungstechnisches vakuum entstand (eher im gegenteil), nicht zu viele, um ein potentiell unangenehmes gedrängel entstehen zu lassen.

wie in den jahren zuvor – alle vier sets mit für mich eigener qualität:
irakli zunächst abstrakter und etwas trippiger. „mike parker auf prologue“ war eine der platten, die er mir auf nachfrage mitteilte. im nachhinein wünsche ich mir, dass ich noch kurz eine sprachnotiz mitgeschnitten hätte, um die jetzt genauer benennen zu können als „klingt nach einem track von der ‚lustration'“. später dann fordernder („gateway“ von ben klock & fadi mohem).
resom bestach durch vielfalt, die u.a. sandwell district (der function-track ohne titel vom „sampler single one“), house, breakbeats (djrum – untitled 9) und klassiker (bam bam – where’s your child) miteinander verheiratete.
caleb esc wie eh und je eine bank und weiterhin zwischen trippig und perkussiv. keinen track erkannt, nichts shazamt, aber wie immer sowas von ineinander greifend, dass der fluss sich von selbst ergab.
gleiches gilt für mareena, die tief in der tribal-kiste um die end-1990er/anfang-2000er gewühlt haben muss. toolige tracks, die sich in den dienst des sets stellen und schnell gemixt werden wollen. tat sie auch bei flottem tempo und arbeitete wie andere bei den ausgaben zuvor auf den höhepunkt ab 21 uhr hin. leider ist das auch der zeitpunkt, zu dem der nahende aufbruch bei mir als kontrollfreak seine schatten vorauswirft.

sollte es mit dem jedes jahr erneuerten vorsatz, leipzig sowie das ifz häufiger zu besuchen, nicht klappen: das stelldichein zu anfang des jahres halte ich mir gerne weiterhin frei. erst recht mit so einer reisegruppe wie dieses mal.

[berlin / 30.12.2023] berghain: silvester klubnacht

verfasst am 20. februar 2024, bevor die erinnerung völlig verblasst ist – veröffentlichung auf den besuch zurückdatiert. beinhaltet den tatsächlichen ablauf, da neben virginia auch steffi ausgefallen ist und don williams somit sieben stunden gespielt hat, was stand heute nicht auf der berghain-website reflektiert ist.

silvester klubnacht

berghain
samstag, 30.12.2023
23:59 quelza
sonntag, 31.12.2023
04:00 philippa pacho
07:00 efdemin
10:00 uvb
13:00 arthur robert
16:00 daria kolosova
19:00 juana
22:00 fiedel
montag, 01.01.2024
01:00 the lady machine
04:00 norman nodge
07:00 josey rebelle
10:00 jakojako
13:00 phase fatale
16:00 don williams
23:00 answer code request
dienstag, 02.01.2024
04:00 fadi mohem

panorama bar
samstag, 30.12.2023
23:59 gabrielle kwarteng
sonntag, 31.12.2023
04:00 bashkka
07:00 octo octa
10:00 sedef adasï
13:00 suze ijó
16:00 etapp kyle
19:00 luigi di venere
22:00 nd_baumecker
montag, 01.01.2024
01:00 massimiliano pagliara
04:00 roi perez
07:00 jason kendig
10:00 partok
13:00 marie montexier
16:00 kikelomo
19:00 avalon emerson
22:00 paramida
dienstag, 02.01.2024
01:00 yen sung
04:00 boris

lab.oratory
montag, 01.01.2024
01:00 pablo bozzi
04:00 mala ika
07:00 cormac
10:00 budino
13:00 franz scala
16:00 chris cruse
19:00 soundstream
22:00 carrie morrison
dienstag, 02.01.2024
01:00 boys‘ shorts

halle
montag, 01.01.2024
20:00 richard akingbehin
dienstag, 02.01.2024
00:00 tobias. live
02:00 nick höppner
06:00 beste hira live
07:00 jenus
11:00 jin synth
15:00 bendik giske live
15:30 refracted
19:30 barker
23:30 the 7th plain

eintritt
60 euro

nachbetrachtung

nachdem der ruf an neujahr im about blank gegen 21 uhr durch die informationen via telegram und reddit immer lauter wurde, da diese keine schlange und somit keine wiederholung der befürchteten ausnahmesituation von neujahr 2023 verhießen (wo leute gut und gerne mal sechs stunden in der schlange für den wiedereinlass bzw. die gästeliste warteten), wollte ich auch keine zeit mehr verschwenden. um 21:30 uhr drin, um 10:30 uhr wieder raus. hatte leichte hoffnungen darauf, das ende mitzubekommen. aber dazu hätte meine kondition noch vier weitere stunden durchhalten müssen – und da hat mich das berghain erneut als endgegner geschafft.

bereut habe ich es natürlich nicht, dem ruf nachgegeben zu haben. selbstredend ist da ein beigeschmack, wenn 60 euro für den eintritt und 20 euro für den wiedereintritt aufgerufen werden. im nachhinein seitens des berghains hoch gepokert – es hätte auch ein publikum anziehen können, dem diese beträge völlig egal sind, das finanzielle und sonstige wohlergehen der menschen um einen herum jedoch auch (vulgo „snobs“).
stattdessen schien das kalkül aufzugehen. auch wenn es sonntags tagsüber etwas leerer und damit eine neuauflage des jahres zuvor war, blieb es am neujahrstag vor der tür wohl wesentlich entspannter. das ist für das türpersonal besser, beim bodycheck ebenso, und damit starten alle gemeinsam etwas entspannter in den abend / den tag / die nacht / wann auch immer. ich hatte bei meiner ankunft jedenfalls niemenschen vor mir und musste somit auch nicht mal eine minute warten.

ansonsten ist und bleibt silvester / neujahr das besucher*innenstärkste datum, was von vornherein klar war und damit auch die ansprüche an ein entspannteres publikumsgeschehen in die schranken weist. erstaunlicherweise habe ich es im berghain zu manchen sonntagabenden in den vergangenen jahren bereits wesentlich voller erlebt. natürlich trugen halle (in der das essen gegen 22:00 uhr bereits ausverkauft war – äpfel gab’s jedoch in hülle und fülle) und das wie üblich bis zur kante gefüllte lab ihren teil zur entspannung bei. aber wirklicher slalom durch die leute war (mal abgesehen von den üblichen neuralgischen punkten – im gang des labs mit der bar richtung notausgang bspw. oder eben die rückseite der berghain-tanzfläche) nicht notwendig und es ein damit ziemlich entspannter start ins neue jahr.
zu den bereits durchgesickerten baulichen veränderungen: die subwoofer-wand hängt im berghain seit anfang dezember an der decke, womit mal eben eine tonne über den tanzenden schwebt. gibt dadurch aber wieder eine sichtachse vom notausgang auf der darkroom-seite. bei mir muss sich das vertrauen in die haltbarkeit der drahtseile noch etwas entwickeln.
die halle war ein spiegelverkehrter nachbau des berghains mit der alten anlage, inklusive der hauptbar. als lichter einfach nur die hoch und runterfahrenden glühbirnen – hat völlig ausgereicht. schönes gimmick, aber ehe das zu selbstreferentiell wird, fände ich etwas anderes im nächsten jahr besser.
in der panorama bar gibt es ganz hinten bei den sitzgelegenheiten an den fenstern richtung garten nun einen mauerdurchbruch zur pinkelrinne. olfaktorische belästigungen sind mir keine aufgefallen, aber es entzerrt den ganzen prozess für mich merklich, weil ich den slalom durch diejenigen mit wartenummern für die kabinen nicht antreten muss. nur auf dem rückweg zum händewaschen.
das berghain hat sich an missoir gewandt und daher gibt es jetzt am oberen ende des treppenhauses zur panorama bar ein zwischengeschoss mit dem raum für flinta*-personen. diese haben exklusiv zutritt und ich als cis-typ somit dort nichts verloren.

musik, die gab’s auch noch. und dabei – wenig überraschend – keine ausreißer nach unten. hängengeblieben ist mir in erster linie der moment, als don williams „fackeln im sturm“ von wassermann spielte. später auch „love can’t turn around“ von farley jackmaster funk, womit unklar ist, ob marcel dettmann sich das von ihm abgeschaut hat (er spielte es in de school) oder umgekehrt. stimmung im berghain dazu in jedem fall ausgelassen. answer code request habe ich kaum mitbekommen. die panorama bar im übrigen auch nur sporadisch zu boris, wo es mich am dienstagmorgen gegen 8 uhr schon etwas erstaunte, dass es gut zweidrittelvoll war.
in der halle war barker in seinem element, luke slater gebührt großer dank für „e2-e4“ (nicht in voller länge), schluss war dort gegen 4 uhr.
zum lab immer und immer wieder: die heimlich bessere panorama bar, auch wenn ich mich in diesem leben nicht mehr mitten ins getümmel auf die eh zu kleine tanzfläche stürzen werde. bin mir nicht mehr ganz sicher, wann boys‘ shorts dort feierabend machen konnten – entweder 8 oder 9 uhr. in jedem fall mit „enjoy the silence“. wenig zuvor lief auch „don’t you want me“, also fast schon die heavy rotation der radiosender mit „adult contemporary“-format. aber wo, wenn nicht dort?
das beste zum schluss, was mich auch richtig freut: fadi mohem. ihn habe ich bislang als 2.0-version von ben klock betitelt, wenn ich ihn mal vor ort hörte: tolle technik, inhaltlich auch gut, aber im set-verlauf zu statisch bzw. monoton. auf der langstrecke zeigte er jedoch seine qualitäten und spielte zur auflockerung durchaus housiges („throw“ von paperclip people bspw.). sonst rannte er mit „phylyps trak“ (weit davor) oder „phase 4“ von jeff mills (gegen 9 uhr) bei mir viele offene türen ein. wenn es sich zur klubnacht mal wieder ergibt, hoffe ich darauf, dass er im rahmen der sonst üblichen vier stunden ähnlich in die breite geht. war richtig gut.

[berlin / 15.12.2023] watergate: warning

teil nachträglich verfasster nachbetrachtungen, um die partybiographie für mich selbst lückenlos zu halten. wie in diesem fall eher stichpunktartig anstatt ausufernd, auf das datum des besuchs zurückdatiert – tatsächlich am 17. dezember 2023 geschrieben.

ablauf

waterfloor
23:00 p/kstr
01:00 3lna
03:00 angel d’lite
05:00 nicole b2b troy vs

mainfloor
01:00 eris
03:00 jcow live
04:00 spray

nachbetrachtung

die warning geht auch innerhalb berlins auf reisen. nachdem sie bereits im oktober die summe im rso bespielen durfte, war jetzt das gesamte watergate dran. dort ist (bereits bei der bewegungsfreiheit im märz offensichtlich) ein generationenwechsel hinter den kulissen im gange, der den club stilistisch etwas breiter aufstellen und – stark vereinfacht gesagt – leute abseits des kompakt/cocoon-spektrums ansprechen möchte. also wurde auch die warning angefragt.

wie schon am vorabend in der säule war meine kondition auch hier thema. ich hatte nicht mal sechs stunden schlaf und auch keine möglichkeit, abends nochmal für zwei, drei stunden zu ruhen. hinzu kommt noch, dass meine zweite runde corona noch nicht so lange zurück liegt. also ließ ich es etwas ruhiger angehen und war dementsprechend „nur“ vom anfang bis fast 5 uhr im club.
ich wiederhole mich gerne: das watergate ist und bleibt ein ort zum sich-wohl-fühlen. die ledercouches sind gerade auf dem waterfloor auch in den dunklen monaten wegen ihrer gravitation gefährlich. den mainfloor habe ich tatsächlich das erste mal seit 2018 wieder in aktion gesehen, und auch da finde ich die durchgängige sitzreihe am rechten ende der tanzfläche sehr gelungen.
am meisten überrascht war ich von der pünktlichkeit der leute. bereits eine halbe stunde nach toresöffnung waren schätzungsweise um die 50 leute im club. sicher wird’s bei sven väth zwei wochen zuvor mehr andrang gegeben haben. aber auch als beide floors in betrieb waren, empfand ich es als stets gut gefüllt und dabei sehr gut aushaltbar. wobei auch klar war, dass die leute gängigeren stilen wie tech- oder acidhouse von eris eher den vorzug gaben als den rauhen, dreckigen breakbeats von 3lna eine etage tiefer.
allerdings: stilistisch verbogen hat sich keine*r der beteiligten. p/kstr anfangs flott breakig, zum schluss auch geradlinig. wie im golden pudel club zu pfingsten stilistisch sehr sicher. technisch an sich auch, konnte auseinanderlaufende tracks jedenfalls gut kaschieren, der rest an sicherheit wird mit der erfahrung kommen.
jcow melodisch-treibend, spray dann mit mehr acid, und das, was ich von angel d’lite mitbekommen habe, war vocalhousig.

ein bunter stilistischer strauß also, der dem watergate für meine begriffe ganz schön gut zu gesicht stand. auch das publikum war im schnitt besser als es allgemeinhin dargestellt wird. sicher mit dem einen oder anderen hemdträger, aber die bodenständigkeit überwog. insofern der vorsatz, auch das angebot des watergate regelmäßiger zu prüfen. den 7. märz 2024 habe ich mir wegen der multisex schon mal notiert – eine weitere reihe, bei der das line-up nicht vorab bekanntgegeben wird.

notierte tracks (alle shazam)

eris
spawn – the thinking man
dj abstract – nothin but a gangsta

3lna
girlcop – crow stew

[berlin / 14.12.2023] säule: mana abundance

teil nachträglich verfasster nachbetrachtungen, um die partybiographie für mich selbst lückenlos zu halten. wie in diesem fall eher stichpunktartig anstatt ausufernd, auf das datum des besuchs zurückdatiert – tatsächlich am 17. dezember 2023 geschrieben.

mana abundance
22:00 sean h
23:30 shjva live
01:00 k.o.p. 32 live
02:30 dj brada

nachbetrachtung

der sonntag ist mir mittlerweile bekanntermaßen gerne mal zu wuselig, an freitagen blitzen u.a. dank der reef die ursprünglichen qualitäten des clubs auf – und dann gibt es noch die unlängst reanimierten donnerstage in der säule. der wird sich auf absehbare zeit nicht als primärer tag zum ausgehen etablieren, also bleibt raum für experimente.
auf dem gebiet gab es jedoch auch konkurrenz: im tresor bzw. globus wurde das 25-jährige bestehen von hidden hawaii gefeiert, im ohm nebenan gab es u.a. space dimension controller.

mana abundance pflegt enge kontakte zur warning. „ein berliner label für darkere tekkno- und psytrance-tunes“ verhieß der promotext. psytrance – überhaupt nicht meine baustelle. shjva hat für die warious 1 auf warning einen guten track beigesteuert und die compilations auf der bandcamp-seite des labels hinterließen bei mir auch keinen schlechten eindruck. auf der anderen seite las es sich bei reddit sowie telegram in den letzten wochen so, dass die sonntagsschlangen vor dem berghain sich eher weniger verkürzt sowie das geschehen am sonntagabend drinnen nicht wirklich entspannt haben. die halle scheint zum geburtstag am vergangenen wochenende ein wenig abgefedert zu haben. aber mir steht der sinn aktuell weniger nach trubel. also war meine entscheidung klar: der monatstermin fällt hierauf.
bereut habe ich das absolut nicht. nur war ich nach einem arbeitstag mit zu wenig schlaf in der nacht zuvor alles andere als fit, um nach 1 uhr noch das tanzbein schwingen zu können. aber so allgemein könnte sich der donnerstag in der säule als mein monatlicher termin entwickeln. erstmal gab’s gegen mitternacht so gut wie keine schlange. das steht und fällt aber wahrscheinlich mit dem line-up. wenn wie vor ein paar wochen ellen allien spielt, wird auch da geduld gefragt sein – wenn auch nicht auf dem niveau wie an sonntagen. drinnen war’s gut halb- bis zweidrittelvoll. das treppenhaus zum berghain diente als raucher*innenbereich.

vor allem fand ich’s jedoch musikalisch ansprechend. mein genre wird’s zwar nach wie vor nicht – vor allem k.o.p. 32 war mit seinen 165 bpm viel zu schnell, als dass meine synapsen bzw. beine das noch hätten adäquat verarbeiten können. seine halftime-passagen waren dafür umso besser.
aber sonst war ich überrascht, gar erleichtert, dass der stil mehr zu bieten hat als die immer gleiche kickdrum, wie ich sie vom trancefloor der fusion kenne. allen sets gemeinsam (jedenfalls von mitternacht bis 3 uhr, dann bin ich gegangen) war psytrance als grobe richtschnur für ein ziemlich aufgeräumtes, gar minimalistisches klangbild. und in der form kann ich was damit anfangen. der klang in der säule kann das eh sehr gut transportieren. und ein publikum, das sich aus kenner*innen sowie ein paar tourist*innen speist, aber sich sonst völlig unaufgeregt im club bewegt, hat den abend (so kurz er für mich auch war) für mich gut abgerundet.

in aller kurzform: ich ertappe mich dabei, jetzt primär auf den donnerstag im monatsprogramm zu schauen. alleine für den januar sind für mich schon zwei interessante termine dabei. nur an genügend schlaf sollte ich vorher denken. für die mana abundance-betreiber hoffe ich, dass es der auftakt für weitere termine war.

[berlin / 09.12.2023] about blank: staub

und dann ist da noch der monatliche pflichttermin. noch nicht ganz raus, wann ich es hinschaffe. aber wenn, dann wird es recht kurz.

ablauf

zelt
10:00 farhan
13:00 i.nez
14:00 anautic
17:00 jupiter sturm
19:30 modschi

mdf
13:00 boyd schidt
16:00 max shen
19:00 nadine talakovics

nachbetrachtung

wie angekündigt: ein kurzes vergnügen – von 19:30 uhr, bis es kurz vor 22:00 uhr für mich als verstärkung an der kasse für die transition losging. und wie es im about blank halt so üblich ist: erstmal eine halbe stunde (eigentlich fast eine ganze) ankommen und leute begrüßen, nebenher eine club mate trinken, um nach dem vorprogramm wieder fit zu werden. und ansonsten am rand mitgewippt oder sitzenderweise zugehört/-geschaut.

war jedenfalls eine gute entscheidung, beim dezember als besucherschwachem monat und mit dem anstehenden konkurrenzprogramm (19-jähriger berghain-geburtstag, pornceptual, synoid im rso) die lobby als floor nicht zu bespielen. so war’s auf dem mdf und im zelt gleichermaßen gut gefüllt, musikalisch ergänzten sich beide floors auch gut (nadine treibend-dubbig, modschi melodisch, aber auch mit einer der am meisten unterschätzten sandwell district: „scale 1“ von ch-signal laboratories). und sowieso und überhaupt ist und bleibt’s einfach das familientreffen, das ich mir nicht entgehen lassen möchte.

mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. mal schauen, ob ich es zur januar-ausgabe packe – die abschlussparty von de school lockt mich schon ziemlich, auch wenn stand heute (12.12.2023) noch kein line-up draußen ist. hängt aber auch von meinem erfolg beim ticketkauf ab.

[berlin / 08.12.2023] about blank: blank friday – tertiaere fragen

gleich vorweggeschickt: es wird danach aussehen, als ob ich dieses wochenende im blank campe. tatsächlich werden es jeweils kürzere besuche.
der blank friday geht jedenfalls in seine dritte ausgabe. ähnliches konzept wie bei der staub (und dieses mal geht es sogar über): das line-up erfährt mensch erst im club, in der ersten stunde (23-0 uhr) ist’s günstiger (12 statt 16 euro), drei floors (mdf, lobby, zelt).

ablauf

mdf
00:00 ina kacz
03:00 presilent live
04:00 polygonia
07:00 irakli

lobby
23:00 digabuna b2b pino peña
01:30 franziska berns
04:00 emily b2b rudolph beuys

zelt
00:00 tiro fixxo & upkar

nachbetrachtung

um ehrlich zu sein, kam ich überhaupt nicht in den abend. das b2b von digabuna und pino peña war zur begrüßung mit house für mich noch mit am besten, wobei ersterer hörbar mit dem monitoring in der lobby zu kämpfen hatte. bei ina kacz fand ich die abstrakten sprenksel gut (wie „88“ von cousin auf dem stets sehr guten well street records), aber sie schon ziemlich früh ziemlich forsch, was tempo und sounds anging. will heißen: wenig federlesen beim warm-up. jedoch stiegen die leute darauf ein und bevölkerten den mdf noch am ehesten. franziska berns spielte hingegen um 3 uhr (da ging ich bereits wieder) vor nicht mal zehn leuten auf der lobby. im zelt sah das auch nicht wesentlich besser aus. waren also alles für mich gründe, das vor samstäglichem privatvergnügen und der staub nicht weiter in die länge zu ziehen.

[amsterdam / 25.-27.11.2023] de school: het weekend

de school ist der nachfolgeclub vom trouw und war eigentlich schon während der pandemie aufgrund von diskriminierungsvorwürfen geschlossen. das haben sie jedoch konstruktiv genutzt und sind im frühherbst 2022 nochmals an den start gegangen.
wie beim trouw war klar, dass die nutzung des gebäudes nur temporär sein wird. ende ist im januar 2024 und der club befindet sich somit im endspurt. davon zeugt auch die tatsache, dass dies bereits die zweite wochenendumspannende veranstaltung im november ist, wo der rhythmus zuvor bei ca. sechs wochen lag.
ich habe es in all den jahren leider nicht geschafft, mir den club anzuschauen – jedoch nur gutes darüber gehört. grund genug für einen ausflug.

het weekend

club
23:00 interstellar funk
02:00 marcel dettmann
05:00 akua
pause
16:00 julie
18:30 jephta
21:30 blanka
01:00 rødhåd

muzieklokaal
01:00 yòp
04:30 josey rebelle
08:00 oceanic
12:00 willow
15:00 pariah
18:00 dj shahmaran
21:00 cashu
00:00 apeiron crew (mama snake, smokey, solid blake)

ticket
25 euro (an der tür)
27,25 euro (im vorverkauf, nach aktuellem stand jedoch für die erste nacht bereits ausverkauft)

wiedereinlass ab 12 uhr mit stempel für 7,50 euro.

nachbetrachtung

die erfolgt gut sechs wochen nach dem ausflug. ich wollte noch abwarten, ob sich meine anfangseuphorie etwas legt und einer neutraleren sichtweise platz macht. stattdessen hat sich die beschäftigung mit dem club in richtung hyperfokus entwickelt, von dem leute in meinem umfeld bereits was mit- bzw. abbekommen haben. es wird also länger.

an meinem fazit hat sich nichts geändert: de school ist einer der besten clubs, in denen ich jemals war. meine erwartungen nach den drei malen im trouw waren schon nicht niedrig, am ende hat mich der laden so beeindruckt, dass ich eigentlich zur abschlussparty wollte. aber erstens möchte ich das vergnügen lieber dem amsterdamer (stamm)publikum lassen und zweitens fand ich die modalitäten für leute, die bei diesem marathon eine pause einlegen möchten, wenig entgegenkommend. auch wenn mensch sich für die verfügbaren zeitfenster ein ticket sichern konnte: wer nach hause geht und zum letzten tanz von sonntag auf montag wiederkommen möchte, muss sich in die normale schlange stellen – es gibt keinen wiedereintritt. das wird ab sonntagnachmittag bei egal welchem wetter für keine*n angenehm, wäre aber wahrscheinlich noch schlimmer, wenn sich die leute mit stempel wieder in die schlange stellen und dort mit den neuankömmlingen mischen. bedenken, dass sich dies im vornherein schwer vorhersagen lässt, können dadurch entkräftet werden, dass mensch den stempel entgegen der gepflogenheiten in hiesigen clubs erst beim verlassen bekommt. da könnten leute also proaktiv gefragt werden, ob sie wiederkommen möchten. es wäre dann der kasse überlassen, ggf. die leute zu tickern, denen sie einen stempel gegeben haben.

womit ich bei einer meiner hauptqualitäten wäre: der benennung der negativen dinge.

erstens: so gut der einlass für größere anstürme organisiert ist (es gibt drei reihen: die normale schlange für leute ohne ticket, eine für die gästeliste, eine für tickets), benachteiligte er die wiederkehrenden beim weekender. zugegeben: da schwingt immer noch groll meinerseits mit, da ich am sonntagnachmittag für eine gute dreiviertelstunde als erster in der schlange stand und von dort aus beobachten konnte, wie die ticketinhaber*innen und gästelistenplätze abgearbeitet worden sind (wobei auch die ticketschlange in der zeit angewachsen ist, was für die türsteherin alleine nicht mehr handzuhaben war). pariah habe ich damit verpasst.
ich fände es logischer, wenn sich die zurückkehrenden in die gästelistenschlange einreihen könnten – schlussendlich sehe ich keinen unterschied zwischen denjenigen, die noch ihren namen sagen und dann problemlos rein können sowie denjenigen, die bereits drin waren, ergo mit dem procedere vertraut sind. ginge es nach mir, müssten diese nicht nochmal durch die gesichtskontrolle (es sei denn, deren zustand spricht dagegen – davor sind auch gästelisteninhaber*innen nicht gefeit). zur selektion an sich äußere ich mich weiter unten.

zweitens: die gruppendynamik, wonach leute an neuralgischen punkten herumstehen, ist beileibe kein berliner problem. auf der treppe nach unten oder zwischen den beiden toiletten und damit auf dem weg richtung muzieklokaal – durchschlängeln war auch hier gefragt, aber längst nicht in dem ausmaß wie sonntagabend im berghain.

drittens: bei den links auf der seite des muzieklokaals liegenden toiletten am anfang des ganges ist die positionierung der waschbecken ziemlich unglücklich. um mal etwas ins detail zu gehen: die herren der schöpfung, die zudem wert auf handhygiene legen, müssen durch einen schmalen türrahmen in einen weiteren raum mit den kabinen. dann noch durch den dortigen pulk an wartenden und schon lassen sich die hände desinfizieren.
wenn’s bautechnisch gegangen wäre, hätte ich einen breiteren türrahmen sehr begrüßt. am ende war’s für mich unkomplizierter, auf die haupttoiletten auf dem gang direkt gegenüber zu gehen, die zwar keine pissoirs bieten, aber dennoch beim grundriss quasi ideal sind, so dass der gang zu den waschbecken unkomplizierter als gegenüber war. die idee eines toilet-hosts, der*die auf einhaltung der etikette achtet (also kabinen nicht zu lange in beschlag halten, räucherstäbchen, stets benutzbare waschbecken etc.) sollte hier hingegen schule machen. die wand mit den post-its hatte auch eine tolle persönliche note.

viertens: gehört leider zum zeitgeist und lässt sich trotz selektion nicht vermeiden – trotz abgeklebter kameras gab es doch ein paar leute, die sich nicht darum scherten und einfach in die menge filmten.

damit genug der negativität und endlich mal zu dem, was mich schwärmen lässt. und dazu nehme ich einen kleinen umweg.

wie bereits eingangs erwähnt, war der club ab dem coronasommer 2020 geschlossen. als begründung wurde die durch die pandemie verursachte finanzielle schieflage angeführt, jedoch brodelte es bereits länger hinter den kulissen. lässt sich alles etwas detaillierter als bei ra nachlesen (u.a. bei grone.nl: de nacht is vergeeflijk – auf niederländisch, ggf. automatisiert übersetzen lassen, ergänzend dazu ist „what went wrong at de school“ von dee diggs bei dweller stark empfehlenswert), daher hier stark verkürzt: im zuge der mangelhaften reaktion des clubs auf #blacklivesmatter kamen vorwürfe in puncto institutioneller rassismus auf. es gab daraufhin eine versammlung vor ort mit der chefetage, mitarbeiter*innen und besucher*innen, live gestreamt (als podcast auf youtube konserviert), bei der es ordentlich gegenwind gab: u.a., weil sich die diversität des publikums bzw. der szene nicht im personal und auch beim booking widerspiegelte – zu wenig damen, zu wenig pocs, zu wenig queers. zudem wurden sexuell konnotierte vorfälle mit der security benannt. die chefetage war von einigen vorwürfen überrascht, was wiederum den eindruck aufkommen ließ, dass trotz vorher benannten schwachpunkten nicht (re)agiert bzw. selbige nicht für voll genommen worden sind. danach fiel die entscheidung, den clubbetrieb nicht wieder aufzunehmen.
das hätte es also mit de school sein können. jedoch wurde dieser gegenwind als anlass zum strukturellen umbau genutzt: ernst mertens trat als geschäftsführer zurück und wurde mit dem jüngeren erdal kiran besetzt. jochem doornbusch blieb, jedoch in beratender funktion. ergänzend dazu gab es gespräche mit besucher*innen, mitarbeiter*innen und den künstler*innen. am ende des prozesses stand die wiedereröffnung im september 2022, flankiert durch die verlängerung des mietvertrages bis januar 2024.

was mir also fehlt: der vergleich des clubs zwischen vor und nach der pandemie – wenn mensch so will: zwischen version 1.0 und 2.0. es wäre also interessant zu erfahren, ob sich die situation für pocs, frauen, queers sowohl aus besucher*innenperspektive und erst recht hinter den kulissen geändert hat. würde ich das hier ernsthaft journalistisch betreiben, hätte ich um gespräche mit clubangehörigen gebeten oder besucher*innen vor ort gefragt. aber so mache ich es mir zugegebenermaßen leicht, indem ich nur die beobachtungen aus meiner perspektive als weißer, cis-männlicher gast schildere. vielleicht gibt es nach der schließung noch den einen oder anderen artikel, der etwas näher beleuchten kann, ob und wenn ja, was sich im zeitraum vor und nach der schließung verändert hat.

der frische wind war jedoch auffällig und beginnt schon an der tür bei den hosts. keine*r der drei, die mir dort begegnet sind, war älter als mitte 30. womit ich bei der funktionsweise der selektion bin.
teil der umstrukturierungen vor der wiedereröffnung war die aufstellung von hausregeln, die jede*r auf der website und vor jeder einzelnen party in den instagram-storys nachlesen kann. das stellt ggf. sicher, leute von vornherein auszusortieren, die sich davon abgeschreckt fühlen. aber diese regeln sind zentrales kriterium bei der gästeauswahl und werden beim großteil der wartenden sowohl in der normalen schlange als auch bei den vorverkaufstickets abgefragt. wer sie nicht kennt, kann sie auf dem schlauen telefon nachlesen und wird danach nochmal nach den schlüsselpunkten gefragt. und vor allem, ob mensch sich daran zu halten gedenkt.
das ist eine der transparentesten selektionen, die ich mir vorstellen kann. zwar ist es schön und gut, namedropping von djs aus dem line-up betreiben zu können, aber wichtiger ist es, sich mit der idee von de school als safer space auseinandergesetzt zu haben und damit identifizieren zu können. die allermeisten kamen in der zeit, in der ich sonntagnachmittag auf wiedereinlass gewartet habe, auch durch – zwei nicht mehr ganz nüchterne herren aus der ticketschlange jedoch nicht.
ist mensch dann drin, führt der weg, bevor überhaupt ein fuß auf eine der tanzflächen gesetzt werden kann, an einem tisch vorbei, der sich zwischen garderobe und den pforten zum eigentlichen club befindet. das ist der standort des awareness-teams – fester bestandteil des clubs, unter einer festen telefonnummer zu erreichen und proaktiv auf besucher*innen zugehend. die zählen zu den mitarbeiter*innen, werden also bezahlt. setzt sich auch in hiesigen breitengraden glücklicherweise immer mehr durch (rso oder tresor haben jeweils eigene, klar erkennbare awareness-teams), ist aber selten so eng in das gesamtkonzept eingebettet wie bei de school.

sobald mensch das awareness-team passiert hat, kann die entdeckungsreise losgehen – und beim weekender habe ich sicherlich nur einen bruchteil dessen gesehen, was zur schließung geöffnet sein wird.
herzstück im clubbetrieb war für mich unbestritten der keller. drei treppen führen dorthin – erstmal die zwei neben dem langen gang richtung muzieklokaal, mensch kann aber auch den korridor nach hinten durchgehen und kommt durch ein weiteres treppenhaus abwärts gehend bei der bar raus.
der keller an sich ist so schnörkellos wie es nur geht. fenster zwischen bar und tanzfläche, diese ist wiederum lang und schmal (platz für 500 leute). dj-pult wie schon im trouw ebenerdig und mit platz für publikum daneben sowie an den seiten. dabei nur so viel licht wie nötig – es gibt keine spots, die den dj an sich beleuchten. nur drei auf die technik gerichtete rote lampen. sound kommt auf beiden floors von funktion one und wird wie im trouw kontinuierlich von tontechniker*innen begleitet. wobei der techniker im keller um seinen job direkt hinter dem vom publikum aus rechts gesehenen stack nicht zu beneiden ist, andererseits kann er von dort aus im fall der fälle direkt mit djs kommunizieren. dennoch fand ich den standort im muzieklokaal besser gelöst, wo der posten für den sound am hinteren ende der tanzfläche neben dem licht platziert war.
das linke fünftel bis viertel des kellers gehört zum einen den beiden riesigen unter der treppe platzierten quaderförmigen hohlräumen, zum anderen einem kleinen darkroom und dem getränkedepot. der schmale pfad dort ist ziemlich gut, um ohne großes durchschlängeln in die hinter dem dj liegende linke ecke zu gelangen. das war auch mein lieblingsort – tanzen dort ungestört möglich, und vom dj-pult gibt es auch in richtung hinteres publikum abstrahlende boxen. der klang war also auch dort gut.
das licht füllt die von den trägern an der decke geschaffenen hohlräume aus, zwischen blau oder rot wechselnde led-streifen, sonst gibt es einige strobos und im hohlraum hinter dem dj noch ein paar spots zur akzentuierung der rohre. und das reicht vollkommen aus. sitzen kann mensch in einbuchtungen richtung bar oder an der bar selbst. auch wenn der vergleich hinkt: mir kam es wie eine mischung aus dem alten tresor (atmosphäre) sowie dem neuen (größe des kellers, wenn mensch sich die schließfächer wegdenkt) bei technischem standard des berghains vor.

oben die ehemaligen unterrichtsräume, einer davon heimat des muzieklokaals, das ich nicht bei tageslicht gesehen habe. die fenster liegen jedoch zur autobahn direkt daneben, dazwischen einige dicht an dicht liegende büsche. wenn, dann kommt die sonne dort nur schemenhaft durch.
hier das aus dem trouw bekannte bild mit empore hinter dem dj-pult und an den seiten, was dazu führt, dass der*die dj in der menge verschwindet. auch hier keine direkt auf djs gerichtete spots – wenn, dann wird die gesamte menge beleuchtet. den gang zum raum links daneben mit der bar und den sitzgruppen habe ich erst nach meiner wiederkehr am sonntagabend entdeckt. entzerrt die publikumsströme jedoch sehr.
direkt gegenüber das kino, in dem an dem wochenende eine skulptur stand. links daneben der raucherbereich, dem auch ein hof angegliedert war. da es ein ziemlich regnerisches wochenende und zudem recht frisch war, habe ich mir den nicht näher angeschaut. mir wurde jedoch gesagt, dass auch der hof in den sommermonaten bespielt worden ist. wäre also ein weiterer grund, amsterdam zu der jahreszeit zu besuchen, sofern die neue location so etwas hergibt.
den linken teil des ganges schließt eine art kantine, bei der es häppchen zu essen gab und in der einzelne röhrenfernseher herumstanden sowie weitere toiletten ab. restaurant sowie café liegen weiter hinten, waren bereits geschlossen, habe ich daher nicht in augenschein genommen.

der interdisziplinäre ansatz (musik, kunst, community) ist also bereits beim ersten durchlaufen zu erkennen. aber wie sieht es nun mit der diversität aus?
gleich vorab: pocs sind im publikum leider immer noch absolute minderheit und nicht in dem maße vertreten wie es ihrem anteil in der amsterdamer bevölkerung entspricht. mit akua sowie josey rebelle gab es immerhin zwei poc-damen im line-up, aber unter den gästen wird das vertrauen im neuen club immer noch aufgebaut werden müssen.
im vergleich zu meinen berliner stammlokalitäten, die zu weiten teilen von leuten im gesetzten alter besucht werden (will heißen: ü30 und weit darüber – und auch immer noch zu selten von menschen mit migrationshintergrund), ist das publikum in de school jünger. wundert bei der demographie amsterdams als anziehungspunkt für studierende nicht wirklich. da die stadt per se weniger einwohner als berlin hat, werden viele nach studium oder ausbildung anderen prioritäten als dem clubbing nachgehen. vielleicht war der weekender in der hinsicht auch wenig repräsentativ – partys von samstagnacht bis montagfrüh sind eher die ausnahme als die regel. insofern kann es gut sein, dass sich die altersverteilung bei einer „normalen“ klubnacht, die sonntagfrüh gegen 10 uhr zu ende ist, anders darstellt.
auffällig: die zusammensetzung des publikums ist geschlechtertechnisch ausgewogen, generell viele queers. spiegelt den auch in berlin sichtbaren trend wider, welcher der generation z zu verdanken ist: mit geschlechteridentitäten spielen bzw. sie gleich auflösen und vor allem das selbstbewusstsein dafür zu haben. erst recht, wenn die türpolitik gleich vor betreten des gebäudes klar macht, dass diskriminierendes verhalten nicht geduldet wird und drinnen durch die awareness das versprechen eingelöst wird, dass jederzeit ansprechpartner*innen zur stelle sind. zumindest für menschen, die sich nicht heteronormativ verorten oder anderweitig sexuell diskriminiert werden, hat de school einiges in die wege geleitet, um zum safer space zu werden.
geschlechteridentitäten sowie sexuelle orientierung beiseite: die niederländer*innen sind nach wie vor offener bzw. kommunikativer als der durchschnittliche biodeutsche. als introvertierter muss ich hin und wieder aus meinem bau gelockt werden, aber vor ort klappte das mit ein wenig szenebezogenem small-talk ziemlich gut. ich kam mir jedenfalls nicht wie ein lediglich geduldeter gast vor. zudem ist das publikum auch nicht so reserviert wie das in berlin, das erstmal überzeugt werden will (dann aber mit leib und seele dabei ist). beiden gemeinsam ist die umsichtigkeit.
das personal an der kasse, hinter den bars sowie der garderobe ebenfalls jung und auch geschlechtlich ausgewogen, im muzieklokaal bei meiner zweiten schicht mit zwei technikerinnen für ton und licht. da scheint das versprechen eingelöst worden zu sein, auch abseits vom servicepersonal eine diverse personalpolitik betreiben zu wollen.

komme ich mal endlich zum wesentlichen: der party an sich. ich hatte das ticket für den ersten zeitslot von 23 uhr bis mitternacht, war um 22:30 uhr bereits da und damit quasi einer der ersten in der schlange. es hat in amsterdam längst nicht die ausmaße wie beim berghain angenommen, wo sich leute mittlerweile eine bis anderthalb stunden vor toresöffnung in die schlange stellen (wobei das bei der abschlussfeier anders aussehen könnte). ließ jedenfalls genug zeit, die räume bzw. den grundriss zu erkunden. im muzieklokaal lief bspw. noch der soundcheck bei putzlicht.
interstellar funk fand ich im warm-up solide, aber beim besten willen nicht mehr. war für mich irgendwie unentschlossen zwischen techno und house und ob er jetzt fordernder spielen kann oder nicht. wobei das auch bei dem großen keller ziemlich schwierig ist, wenn die leute erstmal nur so reintröpfeln und das muzieklokaal ab 1 uhr weitere leute bindet. yòp fand ich dort jedenfalls wesentlich schlüssiger.
marcel dettmann bleibt auch bei auswärtsspielen eine bank. da können zwar auch gestandene house-tracks wie „love can’t turn around“ von farley jackmaster funk laufen, aber das war so gut ins set eingebettet, dass das eher noch als katalysator wirkte. super, ohne wenn und aber. kann ich auch von akua sagen, die tempotechnisch noch eine schippe drauflegte, aber sonst den guten eindruck, den ich von ihr im berghain gewonnen habe, bestätigt hat. schnörkellos trockener, fordernder techno in tradition der 1990er – das war der zeitpunkt, an dem ich mich leicht in den alten tresor zurückversetzt fühlte.
josey rebelle ebenfalls überraschend technoid mit acid-einschlag, da lichtete es sich oben bereits ein wenig und ich trat auch den weg richtung amsterdam noord zu meiner temporären heimstätte an.
pariah bei runde zwei leider wie erwähnt verpasst, aber dafür mit dj shahmaran einen bis dato für mich unbekannten namen gehört, der hoffentlich auch im neuen club zu hören sein wird. mensch kann zu pop-edits stehen wie mensch will, aber das war in ein ziemlich experimentielles set eingebettet, was grob mit dem „weightless“-attribut, das vor ein paar jahren umhergeisterte, umschrieben ist. fand klasse, dass das publikum das auch geduldig mitgemacht hat, anstatt das weite bzw. den keller aufzusuchen. dort fand ich sowohl jephta als auch blanka grundsolide, wobei für mich bei beiden sets wenig hängengeblieben ist. trifft auch auf cashu zu.
die drei damen aus kopenhagen haben dem muzieklokaal zu später stunde nochmal ordentlich beine gemacht, u.a. mit „el camarón“ von matias aguayo auf 145 bpm gepitcht. hatte einen abklatsch von courtesy-eurodance befürchtet, aber wurde belehrt, dass vorurteile zum widerlegen da sind. bei rødhåd bekam ich bereits stehend ko nur die erste stunde mit, wobei er von anfang an klarmachte, dass das set wie oben nochmal letzte energiereserven mobilisieren soll. wenn’s nach den berichten auf reddit geht, hat das auch geklappt: kurz nach 7 uhr war montagfrüh schluss.

rückblickend hätte ich mich definitiv vor 2020 oder wenigstens mal 2022 motivieren sollen, den weg nach amsterdam anzutreten und de school mehr als nur einmal zu sehen. die sorge, dass es im vergleich zum trouw ein rückschritt sein könnte und das „erbe“ damit schaden nehmen könnte, war völlig unbegründet. es ist jedoch beileibe nicht so, dass de school das trouw völlig in den schatten stellt. vielmehr stehen beide clubs auf ihre art und weise für sich: das trouw als imposantes industriedenkmal, de school als im vergleich dazu kahles gebäude. beiden wurde durch den gerade in de school massig vorhandenen platz raum für offene experimente auf verschiedenartige weise leben eingehaucht.
zudem scheinen die pandemie und die berechtigte kritik als beschleuniger gedient zu haben, das konzept zu verfeinern und die zeichen der zeit zu erkennen, wonach diversität in jeglicher form gerade im hintergrund umgesetzt werden muss. dahinter steckt die idee, dass sich das quasi wie von selbst im club niederschlägt – sei es durch kunstinstallationen, performances, workshops unter der woche oder das booking. auch wenn ich dies nur als männlich-weißeuropäischer (und damit ziemlich privilegierter) gast ohne kenntnisse über den vorherigen zustand mitbekommen habe: de school scheint die selbst gesteckten ziele in den letzten 16 monaten seit wiedereröffnung bereits gut umgesetzt zu haben oder ist wenigstens auf einem guten weg. das wird nicht ohne reibungspunkte oder fehler passiert und mit dem ende an diesem wochenende natürlich nicht abgeschlossen sein. es ist jedoch bereits ein dermaßen solides fundament, dass ich hiesige clubs bereits daran zu messen beginne und loblieder auf die verjüngung des clubpersonals bei gleichzeitigem verbleib der erfahrenen älteren im hintergrund singe. am ende ist techno nach wie vor eine jugendkultur, die sich nicht darauf beschränken sollte, diejenigen zufriedenzustellen, die bereits in den 1990ern dabei waren und alles an „früher“ messen, sondern auch angebote für leute machen muss, die das ganze erst vor fünf bis zehn jahren für sich entdeckt haben und ihre vorstellungen verwirklichen bzw. sich selbst noch finden wollen.

es steht bereits fest, dass die macher*innen einen neuen club eröffnen möchten, auch wenn es in einer so durchgentrifizierten stadt wie amsterdam mit akutem mangel an leerstand im innenstadtbereich kein leichtes unterfangen wird, einen ort mit ähnlicher qualität bzw. ähnlich viel platz zu bekommen. ich drücke ihnen jedenfalls sehr die daumen, wieder einen ort zu finden, an dem sie keine kompromisse eingehen müssen, um den interdisziplinären ansatz zwischen clubbing, kulinarik, kunst und auch für die gesamtgesellschaft wichtige (sub)kulturelle weiterentwicklung fortzuführen. ich hoffe weiterhin, dass sie den prozess so transparent wie möglich begleiten und kritik weiterhin zum anlass zur aufarbeitung nehmen.

wird zwar schwierig für mich, den für mich dritten club der „post cs“-betreibergesellschaft (tatsächlich wird der nachfolger von de school der vierte nach dem club 11 sowie dem trouw) nicht an den beiden starken vorgängern zu messen. das konzept der betreiber*innen, ihre locations nach dem kriterium auszusuchen, dass sie fünf bis sechs jahre zwischengenutzt werden können, ging bisher jedes mal auf. diese vermeintlich kurzen zeiträume haben gereicht, dass jeder club legendenstatus genießt, aber die erneuerung wie selbstverständlich mitgedacht wird. wo das trouw mit start der 24-stunden-lizenzen das amsterdamer nachtleben langsam an tagelange partys herangeführt hat, setzte de school dies fort, verfeinerte dies mit flexiblen ideen beim booking (wie bspw. bei „de zomernacht“ in der festivalzeit kürzere veranstaltungen anzuberaumen, ohne das line-up explizit bekanntzugeben) sowie veranstaltungen unter der woche, die eher den kunstaspekt betonten und damit in einer linie mit dem stand, was bereits im club 11 und dem trouw steht, die beide mit dem stedelijk museum koopierierten)und betonung des kunstaspekts. so fällt auch hier der abschied schwer (3voor12 nennt de school im vorfeld des schließungswochenendes den club, auf den die ganze niederlande schaut – ist auf niederländisch, auch hier ggf. maschinell übersetzen lassen), aber nach der erfahrung habe ich ziemliches vertrauen darin, dass beim nachfolger keine halben sachen gemacht werden. ich nehme mir hiermit fest vor, mir den neuen club innerhalb des ersten jahres des bestehens anzuschauen. die messlatte liegt jedenfalls verdammt hoch.

notierte tracks (*: shazam)

interstellar funk
wally lopez – deep drive (moreno pezzolato vocal remix)*
avision – big shot (paco osuna remix)*
jesper dahlbäck – what is the time, mr templar?

yòp
tyree – nuthin wrong

marcel dettmann
silvershower – ice fractions 1
flashy fragrant – reach higher ground* (direkt danach)
m.d.3 – the pressure cooker (original pressure mix) (direkt danach)
adonis – no way back (direkt danach)
johannes heil – feiern part 1 (direkt danach)
plastikman – sickness
ruff stuff – last chance*
surgeon – muggerscum out (direkt danach)
reese – rock to the beat (direkt danach)
farley jackmaster funk & jesse saunders – love can’t turn around (house remix)
public energy – three-o-three (direkt danach)
dennis ferrer – transitions*
trunkline – new place*
gabriel palomo & lee chameleon – lunar
martyn hare – riffarama*
aux 88 – voice modulation (anthony rother remix)*
octave one – blackwater (e-dancer vocal dub)

akua
joey beltram – floaters
verbos – audio dillusions*
ritzi lee – social interference*

josey rebelle
joey beltram – ten four

dj shahmaran
grrl & made of oak – interference*
granul – aksayan (hassan abou alam remix)*
skee mask – dial 274
rattlesnakke – escolopendra*
d3u5e & gav – namer*

blanka
paranoid london – the music
cleric – 2nd limit
kr!z – surge*
r.m.k. – connect*
atonism – temples*

apeiron crew
matias aguayo – el camarón
chloé robinson & dj adhd – dream*

[berlin / 16.11.2023] ohm: system revival

von anfang bis ende toll ausgesucht. vor mitternacht 13 10, danach 15 euro.

ablauf
22:00 diamin
00:00 charlton b2b pete
03:00 xdb

nachbetrachtung

eine runde sache, auch wenn ich mit arbeitstag und vorherigem entertainment im admiralspalast (siegfried & joy) etwas reizübersättigt ankam und daher schon um 4 uhr gegangen bin.

füllgrad hat die gesamte zeit über gut gepasst. etwas männerüberschuss, darunter auch leider die sorte, die sich den raum auf der tanzfläche nehmen bzw. in einem fall alles angraben, was nicht bei drei in nähe der peer-group ist.

ansonsten stand techno in verschiedenen variationen auf dem menü. diamin hat sich einmal mehr (letztes jahr im sommer bei der staub im ://-garten gehört und schon dort einen sehr guten eindruck gehabt) als dj gezeigt, die mensch auf dem zettel haben sollte. schön trockener, nicht zu fordernder, aber auch nicht zu zahnloser techno – warm-up nach maß.

charlton und pete gingen nach einer viertelstunde schon sehr in die vollen und merkten recht schnell, dass das pulver nicht gleich verschossen werden sollte. wirkte nach einer halben stunde wie aus einem guss, wobei die anteile von pete schon klar durchkamen. zeigt, dass ich ihn mittlerweile häufig genug gehört habe – in den notierten tracks steht daher ziemlich vieles, was mensch hier bereits gelesen hat. charlton hat das mit experimentiellerem gut ergänzt.

xdb machte dann an der schnittstelle zwischen techno und house weiter. denke, er wird das souverän beendet haben. fand es schön, dass nach dem b2b nicht die große aufbruchsstimmung herrschte, was sonst ganz gerne demotivierend für diejenigen wirken kann, die auf diesem slot gesetzt sind.

auch hier: sieht stark nach dauerkartenabo aus.

trackauswahl

diamin
dj hell – eat my house

charlton / pete
vlaysin – hit me beat me
dj boss – atmolam
joey beltram – instant (direkt darauf)
joey beltram – flash cube
surgeon – atol (direkt darauf)
british murder boys – rule by law
x-102 – dione
jeff mills – dna
timeblind – i was no mind
regis – model friendship
whitehouse – cut hands has the solution
thomas bangalter – what to do
dopplereffekt – rocket scientist
aphex twin – isopropanol
basic channel – phylyps trak
regis – speak to me
curve – falling free (aphex twin remix)

xdb
jammin‘ unit – remote car babe
jeff mills – sugar is sweeter

[berlin / 11.11.2023] about blank: staub xxl

und dann ist da noch der andere monatliche pflichttermin, den ich urlaubsbedingt im letzten monat verpasst habe. dafür jetzt mit übergröße.

ablauf

mdf
10:00 hks97
13:00 motram
16:00 caleb esc
19:00 stanislav tolkachev & katya milch
21:00 s.ra
00:00 sebastian bayne
03:30 ryba
07:00 savas pascalidis

lobby
12:00 lasha chkhaidze
20:00 snuffo live
21:00 toke
00:00 tamypro
03:00 ado
06:00 ady toledano

zelt
14:00 pilijo
16:00 rvds
19:00 kovvalsky
22:00 pause
23:00 hanna niehaus & early_desire & modschi

nachbetrachtung

war grob von 22 bis kurz nach 7 uhr anwesend und blieb auf keinem floor wirklich länger. hatte weniger mit der qualität der musik, sondern vielmehr mit dem verlagerten schwerpunkt (wohlergehen der*diejenigen hinter den schaltzentralen) zu tun. daher ist das resümee wesentlich stichpunktartiger als sonst.

im negativen gibt’s für mich nur wenig. zu nennen ist (wofür sowohl staub als auch das blank eher weniger was können) die herdendynamik, spezifisch eine gruppe davon: raucher*innen.
so sehr ich die rauchfreiheit innerhalb der gemäuer begrüße, wird sie in den kälteren monaten zu einem problem, da sich alle auf dem podest richtung garten versammeln. es ist zwar nachvollziehbar, die vom gebäude abstrahlende restwärme zu nutzen, um sich keine lungenentzündung einzufangen, aber der hauptversammlungsort direkt vor den türen ist suboptimal.

ansonsten für mich durchgängig angenehmer füllgrad und keine musikalischen ausreißer nach unten. toke mit tempiwechseln auf der lobby, was auch mal bis (gefühlte) 110 bpm heruntergehen konnte, tamypro bouncig-ravig, ado (mein dortiger favorit) rauher mit chicago-anleihen (einziger shazam des abends: hermeth – ghetto west coast), ady toledanos melodischer stil erinnerte mich an massimiliano pagliara.

den mdf fand ich durchgängig wenigstens stabil. s.ra mit gut forderndem dubtechno, bei sebastian bayne fand ich die ersten zwei stunden mit tracks aus den end-1990ern/anfang-2000ern (technasia – hydra, dj hmc – 6 am) besser als den schlussteil mit 144 bpm rave-techno. ryba räumte für mich wieder mal ab – ungefähr gleiches tempo, aber schnörkellos-trockener. und das, was ich schon relativ müde von savas pascalidis mitbekam, ließ auf das tribal-techno-revival hoffen.

im zelt ging’s nach der pause erst new-wavig, dann discoid/electroclashig/poppig weiter. funktionierte nach der anlaufphase so gut, dass die drei bis 5 uhr eine stunde dranhängen konnten.
grobe orientierungspunkte, alle weit nach mitternacht:
grace jones – pull up to the bumper
miss kittin & the hacker – frank sinatra

[berlin / 10.11.2023] berghain: reef

letzte ausgabe in diesem jahr mit einem line-up, das die vorfreude eigentlich schon in ungesundem ausmaß steigert.

reef

berghain
00:00 ema
02:30 lee gamble
04:00 dbridge
06:00 darwin

panorama bar
22:00 esposito
02:00 nvst
04:00 toma kami
07:00 djrum

nachbetrachtung

mit einer mischung aus freude und aufkeimender sorge kann ich sagen: das konzept der reef scheint zuverlässig aufzugehen. das bringt jedoch auch mit sich, selbst den freitag schon ähnlich wie den sonntag planen zu müssen – und das in komprimierterer form, weil der einlass nur bis 7 uhr (also zum start des letzten djs) stattfindet.
will heißen: wie schon bei den vergangenen malen reichte die schlange schon um 23 uhr fast bis zum kiosk. an der gästelistenschlange war da noch nichts los, aber das sah zwei stunden später mit einer schlange bis zum geldautomaten auch schon ganz anders aus. dauerte dort eine stunde, wurde mir berichtet. und das ist schon eine neue qualität.

mensch könnte also eine sonntagabend-ähnliche fülle vermuten oder gar befürchten, aber auch hier das gleiche bild wie in den vergangenen ausgaben: der laden war gut, jedoch beileibe nicht überfüllt. und das mit den durchaus richtigen leuten: viele touristen, im schnitt eher jünger. aber: offen für viele stile und euphorisch noch dazu – diverse arme in der luft sowie rewinds bei dbridge waren jedenfalls eindeutig. bei ihm (und auch lee gamble) befürchtete ich jedoch kurz, dass sich die reef wie die sub:stance ihrerzeit dem techno-publikum andient. mit ein paar tagen abstand sehe ich das etwas milder: wenn es technoid war, dann wenigstens nicht für längere zeit auf die durchgängig einfach zu verarbeitende 4/4-kick beschränkt, sondern gebrochen. also das, was ich mir seit eh und je für klubnächte wünsche.

zwei wermutstropfen gibt es, wofür die reef jedoch nichts kann. ersteren lasse ich mittlerweile unter der kategorie „zivilisationskrankheit“ laufen: gruppen, die an neuralgischen punkten einfach stehenbleiben und sich erstmal beraten (das geht auf der treppe zur panorama bar besonders gut) oder ohne das bewusstsein für andere unschlüssig herumstehen.
als zweiteres (und das laste ich der berghain-personalpolitik an) der ausfall eines der security-mitarbeiter, als unten schluss war: ich kann die frustration verstehen, wenn die sprachbarriere im weg steht, nicht mehr ganz fitten besuchern zu verstehen zu geben, dass der umweg über das treppenhaus der panorama bar genommen werden muss, um nach unten zur garderobe zu gelangen. das hätte durchaus mehr worte erfordert als „nach oben zur panorama bar“. stattdessen wurde der besagte besucher beim dritten mal einfach grob weggeschubst. wäre ich fußballkommentator, würde ich floskeln wie „zu grobes einsteigen“ bemühen. zum glück war der dritte im bunde (begleiter des betroffenen besuchers) erfolgreich um deeskalation bemüht, aber eigentlich wäre dies aufgabe des personals. ich werde das noch minimal erweitert ans berghain schicken, ehe ich grummelnd in der ecke auf kontaktaufnahme warte.

damit endlich zum positiven, und das betrifft den ganzen rest.
esposito mit der gleichen dramaturgie wie ein jahr zuvor eine etage tiefer: dubstep zu beginn, drum & bass in den letzten anderthalb stunden. klar band die öffnung des berghains zu mitternacht erstmal wieder ein paar leute, aber im vergleich zu ema (ebenfalls dubstep zu beginn) hatte er für mich inhaltlich die nase vorne. wobei das jammern auf hohem niveau ist.
erst recht ab 3 uhr, wo mensch vor guter musik auf beiden floors wirklich die qual der wahl hatte. auch wenn das set von lee gamble unmissverständlich klarmachte, dass jetzt hart raven angesagt ist, hat diese reef die sonst so etablierte räumliche ordnung für meine begriffe auf den kopf gestellt. will heißen: die panorama bar empfand ich über den gesamten verlauf musikalisch wilder. das ging beim durchaus technoiden, rauhen stil von nvst weiter (shazam ließ mich hier im stich, daher leider keine beispiele), toma kami blieb mit fast schon miami-bass artigen sachen über 140 bpm und später mit jungle-anleihen auch sportlich. und das fazit zu djrum hat jemensch bei reddit schon sehr gut auf den punkt gebracht: fucking hell!
hatte ich es zuvor noch von meiner kondition abhängig gemacht, bis zum schluss zu bleiben, war es am ende ein leichtes. wie schon im spätsommer in der else: ein parforceritt durch stile (dancehall, dubstep, jungle, drum & bass, hardcore-techno, braindance) und tempi, was sich auf dem papier wie chaos liest. aber aus seiner hand ging das so stimmig ineinander, dass amateur-djs still nach hause schleichen und sich erstmal für drei monate in klausur begeben wollen, um nur mal annähernd in die nähe zu gelangen (ich rede von mir). konsequent mit vinyl auf drei decks, und auf einmal ist auch der sinn der effekteinheit am pioneer djm klar. eine auch beim schlusstrack um 10 uhr immer noch gut gefüllte panorama bar und langer applaus sprechen für sich.

damit habe ich das berghain nur stiefmütterlich abgedeckt, dabei war dbridge dort auch ein hochgenuss und der grund, weshalb ich toma kami nur ausschnittsweise mitbekam. auch wenn er gut anderthalb stunden eher auf techno-tempo unterwegs war, dachte ich wieder einmal schelmisch daran, dass gestandene drum & bass-veteranen den meisten der jüngeren djs zeigen, wie das ganze auch interessant geht. und das ohne holzhammer, sondern mit der reduzierten soundästhetik, wie er sie seinerzeit mit autonomic mitgeprägt hat. toll von anfang bis ende. da hatte darwin keine schwierigkeiten, mit drum & bass anzuknüpfen und später mit footwork und einem remix von kylie minogues „slow“ zu landen (sehr wahrscheinlich ein bootleg, das shazam natürlich nicht gefunden hat. wer da mehr weiß, kommentiert einfach.). ihr hätte ich es gegönnt, noch eine stunde länger als „nur“ bis 8 uhr machen zu können. voll genug wäre es gewesen und der stimmung hätte das auf beiden floors meinem eindruck nach nicht geschadet.

also wieder mal klasse mit großer stilvielfalt und ein dafür dankbares publikum obendrauf. schade, dass es nur drei termine im jahr sind. geht es nach dem andrang vor der tür (und meinen wunschvorstellungen), ist der bedarf nach mehr durchaus vorhanden. aber andererseits bleibt die reef damit auch ein termin, auf den mensch sich besonders freuen kann. für mich entwickelt sie sich nicht nur zu einem bloßen dauerkartenabonnement, sondern ist auf dem besten weg zur herzensangelegenheit.

trackauswahl (*: shazam)

esposito
kercha – new world*
11th hour – foolish* (direkt danach)
onhell – the rake it up riddim (korostyle remix)*
j:kenzo – hoodwinked
fixate – focus*

ema
dlx – matter of fact (breakage’s relatively speaking mix)*
baitface – disrobe*

lee gamble
icicle – dominate (former remix)*
jurango – drolle posse
blawan – rubber industry

dbridge
henzo – the prowl*
eich – bleak*
coen – rattlesnake*
boofy – more or less*
yoofee – seek & move (molokai remix)*
plastikman – hypokondriak (auf um die 160 bpm)
goldie – inner city life (break remix)
itoa – hush hush*

toma kami
special request – vortex 150
rebound x – rhythm & gash (samurai breaks bootleg)*

darwin
rdg – lemon (feat. ill chill)*
dub phisix & skeptical – marka (feat. strategy)*
dj rashad – work 07*

djrum
danny goliger & choopsie – cycling*
the duke of juke – feel my mf bass*
struktur – 1 (a1)
squarepusher – theme from ernest borgnine
happa – blackberreh!*
gila – trench cadence
sha ru – temporary iteration*
kimyan law – komorebi*