und als ob es der feierlichkeiten für das wochenende nicht genug wäre: der tresor lässt sich für den freitag von niemand geringerem als dj stingray das line-up kuratieren und landet damit für mich vor dem samstag. in anbetracht des sonntagstermins aber auch gut so.
tresor
00h00 marcus
03h00 dj stingray
05h30 helena hauff
08h00 shyboi
globus
00h00 cem
04h00 detroit in effect live
05h30 nazira
eintritt
15 euro
nachbetrachtung
war erst zu detroit in effect da, was kein live-act im eigentlichen sinne, sondern eher ein dj-showcase war, in dem er die älteren und jüngeren durch die techno-geschichte detroits geführt hat. da fehlten also gestandene sachen von juan atkins („no ufos“) nicht, wurde aber auch mit eigenem material verwoben. hatte mit seinen ansagen und dem scratching etwas, was man auf block-parties auf us-amerikanischen straßen vermutet und zeigte damit, wie das in motor city so laufen könnte. das war schon okay so, aber es mag an meiner erwartungshaltung gelegen haben, dass ich das eher als geschichtsstunde empfand, obwohl ich mit dem „live“-attribut eher die präsentation von eigenmaterial verbinde.
dj stingray sowie helena hauff mit gewohnter klasse. letztere zog in der letzten viertelstunde das tempo deutlich an, so dass sie bei acid um die 160 bpm landete. bei shyboi deutete sich danach ein grundsolides techno-set an. bin dann aber wieder los.
[berlin / 14.03.2019] säule: säule xxv
ich bin bei diesen namen und der aussicht auf den komprimierteren rahmen der säule doch nochmal schwach geworden

ablauf
22h00 gian
00h00 traxman
02h00 christopher joseph (der für den krankheitsbedingt fehlenden textasy einspringt)
eintritt
12 euro
nachbetrachtung
schön unaufgeregte angelegenheit, das alles. hingehen, nirgends warten, sich ungestört bewegen können, dabei den jährlichen status in puncto footwork / ghettotech / booty (oder wie auch immer das mittlerweile genannt wird) mitbekommen und dabei feststellen, dass da alles beim alten ist. nichtsdestotrotz war diese leichtigkeit, mit der traxman die tricks aus dem arm schüttelte, beneidenswert. spielte mit serato und benötigte nur einen technics, was der trainierten seite entgegenkam.
gians warm-up mit schön kuratiertem und präsentiertem electro sollte auch lobend erwähnt werden, christopher joseph war in meinen ohren ziemlicher standard-techno, wobei „infra red spectrum“ von suburban knight positiv herausstach. führte andererseits auch dazu, dass ich relativ zeitig wieder daheim war.
notierte tracks:
zeigen
[berlin / 17.03.2019] watergate: bewegungsfreiheit #14

die neuauflage vom letzten jahr, wobei das mit dem vorgezogenen frühlingswetter eher nichts wird. wir hoffen trotzdem darauf, dass genügend leute den weg zur oberbaumbrücke finden.
ablauf
waterfloor
15h00 i.nez
17h00 the mony
19h00 sven von thülen
21h00 irakli
23h00 derek plaslaiko
01h00 blake baxter
03h00 alex.do
05h00 miriam schulte
visuals
projektionen der fotos aus dem buch „niemandsland“ von katharina behling
eintritt
bis 17 uhr: 5 euro (+ spende)
nach 17 uhr: 10 euro (+ spende)
nachbetrachtung
ein ganz schönes wechselbad ab dem frühen abend. klar sind wir vom idealzustand des vorjahres ausgegangen, bei dem frühlingshaftes wetter und die staub-premiere im watergate sowie das erste set von disko seit ewigkeiten so einige gäste mobilisieren konnte.
das grauere wetter hatte wenigstens für die visuals seine vorteile. gleiche stelle unten am waterfloor bei den toiletten, dafür nicht den gesamten abend bzw. die nacht durch, sondern nur zu gewissen zeiten für eine halbe stunde. auch hier mussten wir improvisieren, da die beamerhalterung nicht vorhanden war. den job übernahmen dann bierkisten und die trapezkorrektur. ein glück hatte der beamer den usb-slot gleich integriert, so dass das unabhängig vom laptop funktionierte.
das war auch (vorerst) die einzige technische hürde, die es zu nehmen galt. es blieb also die hoffnung, dass der andrang ähnlich ausfällt wie in der 2018er-ausgabe. da mussten wir allerdings gegen 20 uhr realistisch sein: würden wir noch den hauptfloor eröffnen, hätte es nirgends richtig voll ausgesehen und ein sogeffekt der vorhandenen gäste, die noch ihre freund*innen mobilisieren, auf ein bis zwei cola im watergate vorbeizuschauen, hätte sich ins gegenteil verkehrt.
kurzum: wir entschieden uns, erstens den floor nicht zu eröffnen und zweitens sabine hoffmann und diwa abzusagen. immerhin passte dies beiden ganz gut in den wochenendausklang, da beide auswärtsspiele hatten und sich extra noch deswegen hätten auf den weg machen müssen. für die selbstgesetzte erfüllung des geschlechtsparitätischen bookings war das natürlich eine bittere pille, die wir schlucken mussten. blake baxter wurde dann nach unten verlegt. nächste sorge: er hatte sich den djm gewünscht, der oben auch bereitstand, nur war am pult unten dafür beim besten willen kein platz mehr. erwies sich auch als unbegründet – er gab auch an, mit dem xone:92 klarzukommen.
also zähneknirschen auf der einen seite. auf der anderen entwickelte sich das ganze in den nächsten stunden jedoch zu einer der stimmungsvollsten ausgaben. eine sichtlich selige miriam schulte drehte sich kurz vor schluss um 7 uhr zu mir mit den worten „ihr seid total wahnsinnig“ um. sie hatte nach einem auch sehr divers spielenden alex.do (inklusive drum&bass-intermezzo) breakig weitergemacht, was so gut ankam, dass auch noch raum bis nach 7 uhr geblieben wäre (dabei notiert: facta – poliwhirl auf wisdom teeth). es hätte aber auch bedeutet, dass dies uns stundenweise beim personal berechnet worden wäre – sprich: der zu verspendende betrag wäre geringer ausgefallen – und daher musste auch nichts mehr in die länge gezogen werden.
so schwer diese entscheidung sich auch lesen mag: sie war schnell getroffen, für den verlauf der party die goldrichtige und auch nachhaltig. im nachgang waren wir uns zügig einig, im watergate künftig lieber mit einem floor zu planen. sollte sich herausstellen, dass der andrang so groß ist, kann man den oberen floor immer noch öffnen. aber mit dem sonntag als eh ziemlich schwierigem pflaster ist es etwas vielversprechender, das ganze etwas kleiner anzusetzen. wir waren von 2018 einfach etwas verwöhnt.
musikalisch gab es wenig zu meckern: solide techno-kost mit the mony und irakli, quer durch den gemüsegarten mit i.nez (dabei positiv aufgefallen: „shaolin satellite“ von thievery corporation), alte schule mit sven von thülen und derek plaslaiko (der sein set mit „game one“ von infiniti beendete und auch sichtlich viel spaß hatte). einzig mit dem vocal- und discohouse von blake baxter wurde ich nicht warm, aber das überlasse ich den geschmacksfragen. es hat definitiv nicht dazu geführt, dass das publikum das weite gesucht hat, und auch er hatte einen überaus positiven eindruck von der veranstaltung als solches.
den umständen entsprechend also stimmungstechnisch das maximum herausgeholt. als spendenbetrag blieben 5800 euro übrig – summa summarum: ein ziemlicher erfolg in jeglicher hinsicht.
[berlin / 07.03.2019] halle am berghain: modeselektor live tour 2019

zwar hat mich „who else?“ noch nicht gänzlich überzeugt, was aber vielleicht an meinem überzogenen anspruch liegt. von der spiellänge sind manche eps genauso lang. „who“ ist jedoch richtig gut, und alleine aus gründen der kompletten discographie und unterstützung für die beiden mit dem herz am richtigen fleck wird das noch in meiner sammlung landen.
das konzert ist eigentlich ausverkauft, es gab aber montag nochmal ein restkontingent. man kann sein glück auch noch über ticketswap probieren, aber zahlt dann bitte nicht mehr als 35 euro.
support
catnapp
pfadfinderei visuals
start
18 uhr
nachbetrachtung
war gegen 18h30 da, der eingang war an der seite des bierhofs, wie auch bei den ausstellungen in der halle. die bar, die man von neujahr kennt, ist geblieben, aber zwei treppen nach oben, was das ganze gut entzerrt. die garderobe rechts vom eingang ist ok, wenn die leute immer schubweise ankommen. nach konzertende staut es sich da etwas. da ich mir etwas zeit ließ, ging das aber noch.
interessant auch: die berghain-toiletten waren geöffnet, nicht die vom lab. so gab es mal eine andere perspektive auf den club: der weg zur tanzfläche abgesperrt, man musste über die von den scannern im hellen weiß angestrahlte brücke. und leise war’s.
es hat sich ansonsten positiv bemerkbar gemacht, dass das konzert alles andere als überfüllt war. keine ahnung, ob viele ihr ticket haben verfallen lassen, restkontingent gab es jedenfalls schon später am montag nicht mehr. was ich für eher wahrscheinlich halte: lieber weniger tickets in den vorverkauf geben und den leuten somit eine angenehme erfahrung bereiten. das führte zu einem sehr gut besuchten konzert, bei dem es sich beim haupt-act aber immer noch vorzüglich tanzen ließ.
aber erstmal catnapp, die sich mit ihrem warm-up für weitere besuche empfohlen hat und (auch wenn der vergleich vorne und hinten hinkt) eine wesentlich bessere figur als og keemo bei dendemann eine woche zuvor. mag aber auch an den gehaltvolleren texten gelegen haben.
als zwischenprogramm lief die „tri repetae“ von autechre, was einmal mehr unterstrich, dass die beiden herren aus dem berliner umland in den vergangenen fast 30 jahren eine mehr als ordentliche grundausbildung in elektronischer musik genossen haben.
sie ließen auch sonst nichts anbrennen, spielten (sofern ich mich nicht irre) das gesamte neue album, hits wie „evil twin“ nur an oder gar nicht („kill bill“), dafür andere („the black block“) oder unerwartetes („blue clouds“) komplett. ungewöhnlich wenig interaktion mit dem publikum, und wenn, dann war es szary, der das publikum mit minimalgesten animierte.
berührender moment das „no good“-intermezzo mit „thank you keith flint“-projektion, wobei auch erneut die pfadfinderei für die gesamtleistung gelobt werden muss.
zwei zugaben gab es, mit „hasir“ zum schluss nach brutto gut 100 minuten, netto waren’s um die 90. zwar wollte das publikum mehr, aber als billie holiday über die (übrigens überraschend gut auf die räumlichen verhältnisse eingestellte) anlage erklang, war klar, dass hier nichts weiter passiert.
ein definitiv mehr als nur solides heimspiel. und das neue album machte live um einiges mehr spaß als beim fragmentarischen hören über kopfhörer
r.i.p. keith flint
the prodigy gehörten bei der ersten welle dessen, was ich unter dance-music mitbekam, zu dem, was ich angenehm unpoppig fand. natürlich war mtv damals mit „out of space“ in der heavy rotation daran beteiligt, nur die differenzierung zwischen dem und 2 unlimited sowie culture beat bekam ich noch nicht hin. mit den jahren und der akzeptanz von techno (als metal-hörer zu zeiten segregierter stilghettos damals ein großer schritt) sowie steigenden kenntnissen bekam ich erst mit, dass sie im underground fest verankert waren und auch spätere charterfolge dem nicht schadeten.
„music for the jilted generation“ ist für mich immer noch ihr bestes werk. „no good“ war die erste single-auskoppelung daraus, die erneut in der heavy rotation bei mtv landete und mir einen kleinen vorgeschmack auf die clubumgebung gab, die ich wenige jahre später kennen- und liebenlernen sollte. keith flint tanzte dort wie ein derwisch, obwohl er als sänger bei den tracks noch nicht sonderlich in erscheinung getreten war.
das änderte sich aber prompt mit „the fat of the land“ als nachfolger. für mich das letzte album von ihnen, mit dem ich wirklich was anfangen konnte. danach verlor ich zugegeben das interesse an ihnen und besuchte auch keines ihrer konzerte, obwohl man ihnen sehr viel gutes nachsagte.
wie man instagram entnehmen kann, hat keith flint am wochenende selbstmord begangen. das zeigt einmal mehr, dass die exponiertesten im rampenlicht von zeit zu zeit gefragt werden sollten, wie es wirklich um sie bestellt ist. das ist überhaupt die lehre, die ich aus dem wochenende ziehe.
r.i.p.
[berlin / 02.03.2019] berghain: klubnacht
der letzte akt bis april. von den bisherigen war aber tatsächlich jeder auf seine weise anders und gut. bei diesem ist der primäre grund leon vynehall, der mit „nothing is still“ eines der besten alben des letzten jahres und gleich nebenbei auch eine stilübergreifende, zugleich nicht zerfasernde dj-kicks veröffentlicht hat. auch eine sternstunde der reihe. ist schon jahre her, dass ich ihn an ort und stelle gehört habe, da passt das mit dem restlichen angebot sehr gut.
klubnacht
berghain
00h00 marcel dettmann
04h00 mathew jonson live
05h00 anetha
09h00 juho kusti
13h00 joel mull
17h00 kangding ray
21h00 blawan
01h00 dasha rush
panorama bar
00h00 richard zepezauer
04h00 davis
07h00 dinky
11h00 l.b. dub corp
14h00 leon vynehall
18h00 gonno
22h00 oracy
02h00 nick höppner
eintritt
18 euro
nachbetrachtung und nachruf
diese klubnacht stand ab samstagabend unter ganz schlechten vorzeichen und dies wird sich erst im laufe der zeit umkehren. unter objektiven gesichtspunkten war der sonntag eine woche zuvor aber einen tick besser, glaube ich. aber der reihe nach.
m. lernte ich aus restrealen zusammenhängen vor ein paar jahren in der panorama bar kennen, nachdem man sich im forumzusammenhang gegenseitig bereits gelesen hatte. er war glühender anhänger von house sowie disco und bei klubnächten nur im berghain zu sehen, um eine etage höher zu gelangen – so seine eigenaussage. ein mann mit scharfsinn, praktisch veranlagt obendrein und stets seine einladung zum gemeinsamen essen oder grillen erneuernd, was aber nie geklappt hat. im gegenzug war er ein paar male zu besuch, als wir wg-technisch zum stelldichein geladen hatten.
konsequent in seiner wahl der t-shirts mit wolfgang petry, baywatch oder alf als motiv. meistens in der panorama bar vorne auf der tanzfläche beim dj-pult durchgeschwitzt mit einer flasche wasser in der hand zu sehen, die er bereitwilligst teilte. kein nerd in puncto trackanalysen (das prädikat behielt er leuten wie meiner wenigkeit vor), aber geschmackssicher. immer auf der matte, wenn gerd janson spielte, auf ihn gehen die tipps mit rahaan und josh cheon zurück.
privates deutete er lediglich an, ließ aber keine zweifel daran, dass party und wochenende für ihn mit abstand vom alltags- und sonstigen stress nun priorität haben. ich beneidete ihn ein wenig für seine unkomplizierte art, mit leuten ins gespräch zu kommen.
am samstagabend erfuhr ich nun in diesen restrealen zusammenhängen, dass er nicht mehr unter uns weilt. bevor ich am sonntag losging, bestätigte sich das, was ich bereits bei den letzten malen vermutete, wo wir uns gesehen hatten.
er hinterlässt eine tochter. und bei mir den vorsatz, bei dem es mir umso mehr ein bedürfnis ist, ihn weiterzugeben: wenn euch anzeichen von depressionen bei leuten in eurem umfeld auffallen (egal, wie nahe man sich steht), fragt lieber ein-, besser zweimal zuviel nach. bietet an, gegebenenfalls da zu sein. definiert zugleich auch grenzen. zeigt möglichkeiten auf und übt sanften druck auf die betroffenen aus, dass diesen auch nachgegangen wird.
all das habe ich in seinem fall nicht getan. zu stark war der eindruck desjenigen, der alles im griff hat. dabei hätte ich wahrscheinlich nur einmal so scharfsinnig nachhaken sollen wie er es beim auseinandernehmen politischer argumentationen tat. es ist umso trauriger (aber zugegeben auch für mich beruhigender) zu wissen, dass selbst leute, die ihm näher standen als ich, in diesem fall auch nichts verhindern konnten.
was eine eventuelle lücke in den vorderen reihen beim dj-pult in der panorama bar angeht: um die wird man sich wegen des standard-füllgrades am sonntag keine sorgen machen müssen. aber das wissen, dass die discofaust aus einer dieser lücken von nun an nicht nur mal nicht da ist, sondern permanent fehlen wird, hat mir zum zweiten mal in meinem clubleben die tränen in die augen getrieben (zum ersten mal bei der tresor-schließung anno 2005). es war bei oracy, der letztes jahr mit das für ihn beste set in der panorama bar gespielt hatte und dieses mal mit romanthonys „wanderer“ als erstem track für mich intuitiv goldrichtig lag. habe mich in dem augenblick einfach für’s loslassen entschieden und war auch erleichtert, dass ich es zulassen konnte. die discofaust reckte ich später stellvertretend in die luft. werde ich auch zukünftig, ist für mich ein schönes gedenken.
r.i.p. m.
und sonst so?
leon vynehall war nicht so wagemutig wie auf seiner dj-kicks, dennoch stilübergreifend aktiv, gerne auf breakbeats zurückgreifend und für die spielzeit sehr angemessen.
trackauswahl:
zeigen
gleiches (also was das angemessene betrifft) gilt auch für joel mull eine etage tiefer. nur so richtig die letzte halbe stunde mitbekommen, zuvor blieb „the myth“ von jay denham positiv in erinnerung.
sonst trieb ich mich im berghain kaum herum. kangding ray war zwar aus einem guss wie immer, aber mir war irgendwie nicht danach. und bei blawan stellte sich die für das berghain übliche sonntagabendfülle ein. hab’s zwar kurz versucht, dann aber aufgegeben. oben war das weniger ein problem.
gonnos letzter track eines ziemlich discohouse-lastigen sets war „believing“ von portable. oracy begann nach ihm ganz schön fordernd, schloss mit pianolastigem vocalhouse. die kombination aus „controversy“ von prince mit „da funk“ von daft punk muss ich mir mal merken.
restliche trackauswahl:
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[berlin / 28.02.2019] columbiahalle: dendemann
auch wenn mich sein album enttäuscht hat, wird das live sicher gut. und es hat wieder mal der alternative vorverkauf geglänzt.
dendemann
„da nich für“-tour
support: og keemo
nachbetrachtung
eine überaus angenehme begebenheit war das. beim publikum traf die 1990er-generation auf die neue und alle feierten neues sowie altes material gleichermaßen.
aber zunächst og keemo, der bei mir zumindest den eindruck hinterließ, wegen ihm kein konzert gezielt zu besuchen. ja, ich weiß, bei warm-up-acts ist der sound schwächer. aber im vergleich zu dendemann verstand ich tatsächlich weniger und wenn, dann waren’s die klischees aus gras und frauen. interessant, dass sowas anno 2019 noch inhaltlich angeboten werden kann. aber ich bin auch nicht vom fach.
das inhaltliche angebot dendemanns fand ich bei „da nich für“ ziemlich ambivalent. textlich braucht man nicht darüber zu reden – da überzeugt er nach wie vor. aber ich fand es bei den meisten songs schade, dass er sich trap andiente. noch bedauerlicher, weil manche dieser songs für die tour und damit die freie digitale als band umarrangiert worden sind, wobei ich mir nur dachte, dass er das album bitte nochmal unter den bedingungen aufnehmen sollte. das klang dann nicht so überproduziert, sondern authentischer, so wie es ihm auch zu gesicht steht.
start mit „wo ich wech bin“, „keine parolen“ folgte zwei, drei songs später (in jedem fall nach der jetzt schon legendären ansage „ich habe den entscheidenden vorteil, dass ich bereits weiß, was passiert. und ich habe weiterhin den entscheidenden vorteil, leicht einen im tee zu haben.“). überraschend gut kam das neue material an – inklusive „littbarski“, was für mich zwar der schwächste song des albums war, aber live will ich mich nicht beschweren. sogar ein bisschen was von „vintage“ war dabei: 0 robota, papierkrieg und eine unwiderstehliche version von „stumpf ist trumpf“ in scooter-rave-ästhetik.
am besten aber natürlich das frühmaterial (hörnichauf, endlich nichtschwimmer, das erste mal, danke, gut), und das nicht nur über die zwei zugaben verteilt, sondern auch mittendrin. das alles in schwerstarbeit abgeliefert, alle mit sichtbarem spaß dabei (kein wunder – es war auch das letzte tourdatum, da kann man nochmal alles mobilisieren – inklusive gastauftritten wie arnim von den beatsteaks und casper) und nach fast zwei stunden fertig. das war mehr als nur ordentlich und hat meinem eindruck von ihm als (verzeihung für meine wortwahl) rampensau einmal mehr bestätigt. würde also wieder hingehen.
r.i.p. mark hollis
mag nicht so offensichtlich sein, wer das jetzt ist. aber wer in den 1980ern aufgewachsen ist und / oder radiosender hört, die sich u.a. dem jahrzehnt verschrieben haben, hat entweder „it’s my life“ oder „such a shame“ (und ihn somit auch singen) gehört.
talk talk hieß die band, bereits seit anfang der 1990er nicht mehr aktiv. er selbst zog sich vor der jahrtausendwende aus dem musikgeschäft zurück. nun ist er mit 64 jahren viel zu früh verstorben.
r.i.p.
[berlin / 23.02.2019] berghain: klubnacht
teil 3 von 4.
berghain
00h00 scuba
04h00 mark live
05h00 prequel tapes
08h00 barker
12h00 stenny
15h00 alex.do
18h00 zenker brothers
22h00 fiedel
02h00 dr. rubinstein
panorama bar
00h00 margaret dygas
04h00 ryan elliott
08h00 r.o.s.h.
12h00 âme
16h00 kittin
20h00 laurent garnier
00h00 jennifer cardini
eintritt
18 euro
nachbetrachtung
überdurchschnittlich gute klubnacht, was kittin, monsieur garnier, aber auch fiedel zu verdanken ist. letzterer hat in seiner letzten stunde einfach mal das tempo bis 148 bpm angezogen, so dass alte jeff mills-tracks wie „phase 4“ im original-tempo liefen. war unerwartet und deswegen herrlich.
ansonsten fand die klubnacht für mich tatsächlich in zwei schichten statt, da ich doch noch zum warm-up ankommen und somit scuba und mark hören konnte. ersterer kann noch breakbeats und war insgesamt geschlossener als margaret dygas – jedenfalls in dem, was ich die letzte gute halbe stunde mitbekommen habe.
mark zeigte sich zu zwei dritteln kompromissbereit, also mit 4/4-kick. der rest bestand aus breakbeats, drum&bass gab es in den letzten zehn minuten. versteht das publikum immer noch zum großteil nicht. tolles sounddesign jedoch.
zurück war ich zu kittin, die dort oben auch sehr technoid und auch zuweilen hittig spielte, jedoch zugleich zeigte, dass sie ihre qualitäten, verschiedene stile mühelos zu verweben, nach 20 jahren immer noch ausspielt. sie war für mich damit interessanter als alex, der sehr melodiös, beinahe trancig spielte. dort aber positiv aufgefallen: claro intelecto – tone.
laurent garnier fing fast eine halbe stunde früher an, spielte eine gute halbe stunde mit kittin gemeinsam, dann alleine weiter und hing beinahe eine dreiviertelstunde hinten dran. auch bei ihm ist alles beim alten: der mann ist und bleibt eine urgewalt hinter den decks. ich ging zwar nicht mit jeder kombination konform (donna summers „i feel love“ und sein „man with the red face“ passen harmonisch einfach nicht, aber da hat er sich wohl vom moment mitreißen lassen), trotzdem sieht und spürt man, dass der mann musik atmet, lebt, fühlt und das auflegen für ihn nicht nur ventil, sondern auch mission zugleich ist. er konnte also mit dem publikum gerade ab der zweiten hälfte seines sets machen, was er wollte, so dass auch samba funktionierte.
hatte auch komischerweise wenig probleme mit der fülle. die ist sonntagabend mittlerweile so zum standard geworden, dass es mir auch vollkommen ausgereicht hat, herrn garnier von der galerie aus zu hören bzw. zuzuschauen. und fiedel hat alleine mit dem tempo die spreu vom weizen getrennt.
trackauswahl:
zeigen
[berlin / 22.02.2019] about blank: staub
nachdem ich im januar ausgesetzt habe, wird der geburtstag zur pflicht.
p.s.: electronic beats hat zum sechsjährigen einen artikel verfasst, der die philosophie hinter der party (meiner meinung nach auch der schlüssel zum erfolg) gut auf den punkt bringt.

eintritt
10 euro
ablauf
lobby
00h00 unarte
03h00 snuffo
04h00 dietroiter
07h00 ondo / gusto
09h00 naeem
11h00 alex price
13h00 manfred tiek
16h00 tilltheend
19h00 philipp verboten
mdf
01h00 alex tomb
05h00 haiku
08h00 tham
11h00 nene h
13h30 richard bredicz
16h00 caleb esc
19h00 irakli
zelt
00h00 dani kanoni
02h00 norya nhou
04h00 bonni li
05h00 near minds
09h00 hang aoki
12h00 i.nez
15h00 chloé lula
18h00 d.k. dent
nachbetrachtung
um 15 uhr da, schlange bis zur straße, „kann ja was werden,“ dachte ich mir. drinnen ging das aber noch. erstaunlich, dass das nachtpublikum nicht nochmal zurückgekehrt war. hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass nachts auch beim about blank meistens die gäste auftauchen, denen die partyreihe nichts sagt. die stammgäste waren zu der zeit definitiv schon zu sehen.
unangenehm voll war es aber zu keinem zeitpunkt. auch dann nicht, als die lobby bereits geschlossen war und sich alle auf den weg richtung mdf machten, wo irakli ein wirklich sehr geschlossenes, aufeinander abgestimmtes set spielte. davon wahrscheinlich viel neuere schule mit tracks, bei denen shazam kapitulierte, aber die fear of music war wieder dabei, der hell-remix von johannes heils „paranoid dancer“ und „rollin‘ & scratchin'“ von daft punk ist immer ein sicherer treffer.
davor hat tiltheend in der lobby überzeugt und sich dabei auch was getraut. start mit „nightmare“ von kid unknown, dann schnurstracks zu chicago mit „wouldn’t you like to be a hoe“ von dj slugo oder „who-u-wit?“ von dj deeon. dann eine pause, weil der geburtstag im zelt nach dem wechsel um 18 uhr mit wunderkerzen zelebriert wurde und chloé lula zuvor dort einen sehr guten eindruck hinterließ. zugegeben: ich habe mit dem düsteren techno dort zunächst etwas gefremdelt, aber bis zum schluss hatte sie das in eine wavige richtung bugsiert, was gut passte.
zurück in der lobby war tiltheend eine halbe stunde vor schluss bei hardtrance und 150 bpm angekommen. es scheint sich als trend für 2019 anzudeuten, dass mehrere stile und temposprünge in sets einzug halten. entweder erfüllt sich damit meine lange hoffnung auf mehr abwechslung sowie musikalisches risiko oder ich hatte dieses jahr bislang einfach nur glück. beendet hat er sein set jedenfalls mit „go get busy“ von dj weirdo & dj sim, was denjenigen bekannt sein müsste, die in den 1990ern die eine oder andere thunderdome im cd-player hatten. und nein, nicht heruntergepitcht, sondern schön im originaltempo.
auch richard bredicz blieb in der halben stunde, die ich von ihm hörte, nicht bei einem stil stehen. electro lief, als ich ankam. später dann stojches „magnitude“ und der regis-klassiker „speak to me“ in kombination mit einer trance-artigen nummer, die zwar nicht recht dazu passte, aber wenigstens wurde was probiert. werde gerade bei letzterem darauf achten, ob das sich durch das jahr zieht. nicht nur die staub betreffend, sondern das clubgeschehen generell.