skee mask im ferninterview mit residentadvisor

es sollte sich herumgesprochen haben, dass ich mittlerweile erklärter fan bin. zwei beachtliche whitelabels auf ilian tape, dann mal eben mit „shred“ eines der alben 2016 veröffentlicht und nun mit quasi eigenem sublabel bei den zenkers. noch dazu diese „alles geht, was mir gefällt“-attitüde in seinen sets.

jedenfalls hat sich residentadvisor seiner angenommen und mit ihm geplaudert. die info, dass er an einem neuen album arbeitet, sieht (wie seine sets auch) fast schon nach planübererfüllung aus. ich fände es erstaunlich, wenn er die qualität beibehält.

herbal jams

[berlin / 25.11.2017] about blank: staub

im oktober verpasst, im dezember kurz vor weihnachten höchstwahrscheinlich auch. dafür eben diese.

ablauf

lobby
10h00 kvrt
13h00 dj hirax & sarah for sure
17h00 börft djs
19h00 lars hemmerling live
20h00 kyle hall

mdf
15h30 axkan
19h00 sebastian bayne

zelt
13h00 ali arbeit
16h00 rndm
19h00 discoish.it

nachbetrachtung

eine solide staub war das, wobei in puncto techno für mich eher weniger die akzente gesetzt worden sind. sebastian baynes letzte stunde war in der hinsicht noch das, worauf ich am besten einsteigen konnte (mit „hydra“ von technasia kann ich immer sehr gut leben) und bei dj hirax & sarah for sure gab es wieder einen der augenblicke, nach einer platte zu fragen, die ich aber bereits habe (für’s protokoll: es war die predicaments 002 von dj rush & paul langley, von der ich immer nur die a-seite im gedächtnis habe – es lief jedoch die rückseite).

höhepunkte für mich jedoch ali arbeit mit house im langsam-gemächlichen tempo (notiert: maxmilion dunbar – polo und frak – synthgök) sowie die börft djs mit chicago-breitseite in der lobby (dort als lücke: cajmere – conflict). kyle hall war mir leider zu verjazzt, weshalb ich den abend drüben auf dem mdf beschloss. aber trotzdem toll von ihm, nach dem gig in der griessmühle noch die staub dranzuhängen.

[berlin / 24.11.2017| säule: leisure system

die angekündigte nummer drei innerhalb von zwei wochenenden. barker live gab es zum letzten mal vor acht jahren, lanark artefax hörte sich auf den veröffentlichungen zumindest interessant an und von skee mask ist eh bekannt, dass er mein musikliebhaberherz im sturm erobert hat. zudem möchte ich endlich mal die säule als club kennenlernen.

ablauf
00h00 beckett
02h00 lanark artefax live
03h00 peder mannerfelt
05h00 barker live
06h00 skee mask

eintritt
12 euro

nachbetrachtung

schade, wieder einmal beckett verpasst. gab gegen 2 uhr eine kleine schlange mit der üblichen türpsychologie und dazu einer hohen quote an leuten, die weggeschickt worden sind. der „haupteingang“ ist es übrigens nicht, sondern die tür links daneben, die auch vor jahren bei anderen klubnächten schon als entlastung diente (könnte man die nicht dauerhaft als tür für stempel- und/oder listenplatzinhaber öffnen?).

drinnen habe ich dann auch den sinn hinter den glastüren zur eigentlichen garderobe endlich begriffen: die sind geschlossen, wenn nur die säule geöffnet hat. der floor selbst wirkt mit richtig inszeniertem licht und tanzenden leuten sehr schlauch- bzw. höhlenartig. wenn nebel und blitze im einsatz sind (ja, es hängt ein richtiger strobo an der decke), ist das definitiv eine schön komprimierte angelegenheit, in der sich die energie sammeln oder ggf. entladen kann. die alte anlage aus der panorama bar wird hier wiederverwendet und sorgt für ein sattes ergebnis, wobei sich das ausschließlich auf die tanzfläche beschränkt. außerhalb und auch oben auf der galerie ist das zwar auch noch in ordnung, aber gerade auf ebener erde kommt einiges an beton dazwischen.
da es sich schon gut gefüllt hatte, war auch der vorraum mit der treppe zum berghain geöffnet. dort steht eine improvisierte bar und es scheinen ein paar spots aus dem berghain herunter. damit hat man einen ort zum plaudern, wenn man nicht gegen die anlage ankämpfen möchte.

lanark artefax hat zumindest dafür gesorgt, dass ich mir weightless (womit ich auch nach dem set noch meine liebe mühe habe, aber das war schon bei dubstep nicht anders) bzw. seine diskographie im besonderen nochmal unter dem aspekt anhören werde, wenn es um das einbauen von tracks in sets geht, bei denen das publikum nicht merken soll, dass mehr als fünf bpm überbrückt werden.

peder mannerfelt habe ich sonst eher als modulartüftler auf dem schirm, schlug sich aber auch als dj nicht schlecht. war allerdings auch eine mischung aus dubstep und techno, mit der man mich leicht kriegt. darunter gut bewährte hits wie „water bomb“ von pinch, „the knowledge“ von toasty oder „993“ von blawan.

vermeintlich verkehrte welt dann mit barker: er spielte nämlich mit einem modular-setup und sein erstes live-set seit ewigkeiten. zählte zu den sets, womit mir melodien schmackhaft gemacht werden können. für die strikt am 4/4-takt orientierten gab es auch denksportaufgaben, indem er durchaus auch mal auf das 5/4- oder 6/4-schema wechselte. auch wenn es als noch recht frischer berghain-resident wohl zu naheliegt, wird man hoffentlich auch auf ostgut ton von ihm hören.

bei skee mask war ich mir in der ersten halben stunde absolut nicht sicher, was er vor hatte. beginn mit techno, wechsel zu downbeats, dann zu ambient und wieder zurück. die auswahl war ohne frage über jeden zweifel erhaben, aber mir fehlte dabei als tänzer das, was ein set zusammenhält: der rhythmus, bzw. dazugehörige elemente, welche die spannung aufrecht erhalten. der wohlwollende teil in mir dachte allerdings: „so spielt er also, wenn er absolut keine kompromisse eingeht.“
nach der halben stunde gesellte sich jedoch wieder der fluss zum tollen geschmack und er wandelte gewohnt sicher zwischen tempi und stilen umher, so dass ich shazam beinahe im fünf-minuten-takt bemühen musste.

auswahl an tracks:
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unter’m strich sehe ich das alles mit einem lachenden und einem weinenden auge. weinend, weil ich der leisure system ein großes publikum wie zu ihren zeiten im berghain gönne. andererseits waren auch hierbei wohl zugeständnisse beim line-up wichtig, ehe man gefahr lief, den club nicht richtig gefüllt zu bekommen. das risiko war ungleich größer, wenn beide floors bespielt worden sind. mit der säule verhält es sich für mich in etwa so wie mit dem ohm zum tresor: es ist ein experimentierlabor. selbst wenn dort etwas schiefgeht, muss man sich nicht nachsagen lassen, einen club mit einer kapazität von 1.500 leuten fast vergeblich geöffnet zu haben. stattdessen reicht ein viertel an leuten, um die säule voll wirken zu lassen. damit kann man sowohl im line-up als auch bei den leuten auf der tanzfläche auf diejenigen zählen, die musikalische wagnisse eingehen wollen. das ist das lachende auge von beiden, was auch die oberhand behält.

wem das als resümee zu lang war: die leisure system ist in der säule richtig gut aufgehoben. ich wünschte nur, dass sie wieder häufiger stattfände (so alle zwei monate oder quartalsweise wie zu beginn).

[berlin / 18.11.2017] berghain: klubnacht

und es geht direkt vor ort weiter. das angebot im november lässt mich allerdings auch schwach werden (es wird noch ein drittes mal folgen).

klubnacht

berghain
00h00 lucy
05h00 orphx live
06h00 kobosil
10h00 fiedel
14h00 answer code request
18h00 norman nodge
22h00 rolando
01h00 vril live
02h00 rødhåd

panorama bar
00h00 ben ufo
08h00 tama sumo
12h00 cassy
16h00 dorisburg live
17h00 heidi lawden
21h00 gerd janson
01h00 nick höppner

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
(am 25. september 2019, mit notizen und shazam rekonstruiert. war aber eine überdurchschnittlich hohe anzahl unbekannter tracks, daher lässt sich auch das mit den uhrzeiten noch ganz gut nachvollziehen.)

war von fiedel (der sein set an dem vormittag/mittag für den berghain mix 08 aufnahm, was der einfachheit halber unten verlinkt ist, um die tracks nachvollziehen zu können) bis anfang rødhåd da, wobei es keine überraschungen bei den favoritenrollen gab – sprich: fiedel und rolando waren für mich die höhepunkte unten, cassy oben. außerdem gewohnte dramaturgie beim besucher*innenverlauf mit üblichem andrang am sonntagabend und ebenso üblich gutem musikalischen niveau.

trackauswahl
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[berlin / 17.11.2017] berghain: raster-index

raster-noton wurde bekannterweise aufgeteilt, am jährlichen termin ändert das aber glücklicherweise nichts. wie stets sehr live-act-fokussiert, wobei eine dreiviertelstunde für jeden schon etwas knapp bemessen ist. aber da kann ich mich vor ort ja eines besseren belehren lassen.

berghain: raster-index
23h00 mieko suzuki
00h30 jesse osborne-lanthier live
01h15 byetone live
02h00 belief defect live
02h45 robert lippok live
03h30 grischa lichtenberger live
04h15 kyoka live
05h00 island people live
05h45 mieko suzuki

eintritt
15 euro

nachbetrachtung
die geschieht eher so skizzenhaft, aber inklusive rant.

mieko suzuki teil 1: nur den schluss mitbekommen, ambient, dronig, zum ankommen super.
jesse osborne lanthier: knüpfte kurz daran an, aber insgesamt wirkte das set, als ob man in einem buch hektisch hin und her blättert, ohne der dramaturgie folgen zu können oder wollen. war mir etwas zu ungeordnet, zumal er nach nicht mal zehn minuten mit ganz schön technoidem tempo spielte, um danach wieder in experimente zu verfallen. gute sounds jedoch.
byetone: gute beats, seine sägezahn-basslines zogen sich als markenzeichen durch das gesamte set. das ist auch ok, mir nur auf dauer zu wenig. war vielleicht nur mein eindruck, dass er das alles mittlerweile mit mehr melodietupfern darunter akzentuiert, aber mir kam’s so vor, als ob er in einem frequenzband operiert. der subbass kam mir dabei zu kurz, aber wie gesagt: geschmackssache. schön funktional war’s und dabei nicht anbiedernd.
belief defect: haben den guten eindruck vom atonal bestätigt, die tempiwechsel gut untergebracht und die anlage mal ausgenutzt. vizehighlight.
robert lippok: hat mich überhaupt nicht gepackt bzw. ich die zeit eher verquatscht.
grischa lichtenberger: grandios unterbewertet. wo ich vor jahren noch verbesserungspotential in puncto flow im set sah, steht jetzt ein sounddesign, das den vergleich mit autechre nicht scheuen muss, noch dazu kein abrupter wechsel zwischen sounds und melodien sowie tempi. das war mehr als rund und einer der kandidaten für das beste live-set 2017 – leider mit tatsächlichen 45 minuten (er war der einzige, der sich daran hielt) zu kurz. dennoch: klares highlight.
kyoka: grandios überbewertet. ein, zwei ambient-tracks zu beginn, danach mit traktor dargebotener techno (zählt das echt noch als live-set?), der mich an einem sonntag in die panorama bar wechseln lässt. es kann sehr gut sein, dass mir ihre produktionstechnischen finessen bisher nicht aufgefallen sind und wenn mir das jemand erklären könnte, wäre ich dankbar. aber bis dahin bleibt’s bei meinem über die letzten jahre gewonnenen eindruck von ihr.
island people: flächen, basslines und ineinandergreifende gitarrenriffs – alles sehr unaufgeregt und damit genau das richtige zum ausklingen lassen vor dem heimweg.

alles in allem: grischa und belief defect waren für mich die helden, byetone und island people solides mittelfeld, robert lippok und jesse osborne-lanthier blieben unter ihren möglichkeiten, kyoka wäre mir inhaltlich auch für einen mittelprächtigen sonntag zu wenig.
sehr schön jedoch, dass die „tradition“ mit den visuals beibehalten wird. hat wegen der zentrierung der leinwände auf die bühne zwar konzertatmosphäre (sprich: mehr oder weniger jeder tanzt in die richtung), aber das geht auch schon in ordnung. wenn die produktionsmittel vorhanden sind, fände ich ein experiment mit zwei zusätzlichen leinwänden an der rückseite der tanzfläche ganz spannend.

[new york / 04.11.2017] good room: no way back – 10 year anniversary

hier ist es fast 21:30 uhr ortszeit, es geht um 22:00 uhr los, unterwegs bin ich eh noch, also wird das die letzte station für heute.

nachbetrachtung
(am 25. januar 2020)

war schon ein ziemlicher kontrast über den tag verteilt. nach einem klassischen touri-tag, der auf der brooklyn bridge begann rüber zum 9/11 memorial (und dabei begreifen, wie nah das eigentlich beieinanderliegt), quer durch den finanzdistrikt, dann quer durch manhattan (greenwich village, um den bart gestutzt zu bekommen) zum highline park und von da aus richtung times square. es gab also jede menge zu gucken und vor dem ausflug in den good room brauchte ich einen kaffee. den gibt es glücklicherweise sogar ziemlich gut beim pret-a-porter in nähe des times square, womit ich zwar wieder eine der ketten reicher gemacht habe. aber in dem augenblick heiligte der zweck die mittel.

also rüber nach brooklyn, wo wiederum kaum jemand auf den straßen war. der club ist von außen ein unscheinbarer flachbau und in der oberen etage untergebracht. könnte vorher sowas wie eine große lagerfläche gewesen sein, aber man begeht eh einen fehler, die berliner ästhetik umgewidmeter orte auf andere städte übertragen zu wollen.
ich war auch mit einer der ersten im club, jedenfalls brannte das putzlicht noch. eintreten war aber kein problem. kapazität maximal 500-600 leute, aber dann wird’s auch schon richtig eng. am rande des mainfloors sitzecken mit tischen, auf dem zweiten floor nur bänke am rande. dort eröffnete bryan kazenic mit ambient, von der auswahl her gut, aber mir auch verdeutlichend, warum ich mich da noch nicht so herantraue: es passte harmonisch manchmal nicht.
outer space ab 23 uhr mit ihrem live-set, was erstaunlich früh ist. aber auch sie eher im ambient-bereich und damit auch goldrichtig platziert. bryan kazenic gab es danach erneut für eine stunde, diesmal mit warm-up-techno (u.a. „space pong“ von t++, ewig nicht mehr gehört) und für mich damit eher in seinem element als zuvor.

bmg im größeren raum mit solidem electro und acid house. derek plaslaiko räumte danach ab, ich konnte es mir aber dennoch nicht verkneifen, den lichtmann zaghaft zu fragen, ob es absichtlich so statisch sei. war tatsächlich veranstalterseitig so gewollt, also musste mensch „nur“ mit guter musik vorlieb nehmen, was aber zu der zeit keine große hürde war. auch mit patrick russell nach derek sowie mike servito ab 3 drüben im kleineren raum nicht. konstant gutes niveau, nur verstand ich die gefühlte vollbremsung durch carlos souffront um 4 uhr nicht. andererseits hatte ich an dem tag eh genug gesehen, dass es auch nicht schwer fiel, ins apartment am anderen ende brooklyns in crown heights zu fahren. das mit dem öffentlichen transport ist in new york zu keiner tages- und nachtzeit ein problem – es fahren alle linien 24/7. so konnte ich mir am sonntagnachmittag noch den rest des marathons im central park anschauen und wieder in brooklyn nach platten stöbern. so heilig ist der sonntag in den usa nicht, dass da keine geschäfte öffnen dürften.

new york hat seitdem mit dem basement einen neuen club bekommen, der den fotos nach mit rauhem betoncharme auch dem nahekommt, was mensch von hier so kennt. das output habe ich nur von außen gesehen, als ich um die ecke beim halcyon zum plattenstöbern war. aber halcyon ist umgezogen und das output geschlossen. so bliebe noch das elsewhere als größerer club, wofür in der knappen woche aber beim besten willen keine zeit war. auch nicht für queens, wo das basement liegt. alleine deswegen (und für das museum of modern art) muss ich nochmal hin.

also: nächstes mal sollte ich wenigstens zehn (und nicht nur sechs) tage für big apple einplanen. im good room würde ich auch definitiv nochmal vorbeischauen. deren booking ist konstant gut, die preise in ordnung, das publikum angenehm und auch ziemlich kommunikativ. damit also angenehm überraschend bei dem, was sich bei in puncto lebenshaltungskosten überteuerten metropolen wie nyc erwarten oder gar befürchten lässt.

notierte tracks (°: shazam)
bryan kazenic:
t++ – space pong

bmg:
hugo moya – move°

mike servito:
james t. cotton – buck
69 – filter king
2 am / fm – ctb°

derek plaslaiko:
dortmund – acid over oslo°
james „jack rabbit“ martin – only wanted to be (unreleased acid version)°
errorsmith – centroid
jensen interceptor – not phased°
lory d – b-l 132 acid°

patrick russell:
jeff mills – dna
lovecore – kalk (a1)

[vancouver / 02.11.2017] sfu goldcorp centre for the arts: agnete and the merman

vor fast genau sieben monaten gab es hier ein posting zu einer crowdfunding-kampagne, die herrn vogel die verwirklichung seiner audioinstallation „the ballad of agnete and the the merman“ in arhus ermöglichen sollte. es hat sich leider nicht ergeben, dort direkt vorbeizuschauen, aber wie es der zufall so möchte, wird die dazugehörige dokumentation vom kanadischen duo „the automatic message“ heute abend in vancouver gezeigt. im anschluss gibt es ein q&a mit den beiden und herrn vogel selbst.

agnete & the merman
sfu goldcorp centre for the arts / djavad mowafaghian cinema
149 west hastings street

öffnung der tore: 19:30 uhr
film: 20 uhr
q&a: 21:15 uhr

eintritt
10 kanadische dollar

nachbetrachtung
schon ein ungewöhnliches setting, wobei man sich angesichts des akademischen hintergrundes von herrn vogel auch nicht zu wundern braucht, weshalb der film gerade im universitären kontext gezeigt wird. es ist trotzdem ungewöhnlich, jemanden in so einem kleineren, intimeren rahmen zu sehen, der im tresor park einige hundert tänzer*innen vor sich hatte und der wahrscheinlich nicht nur für mich wegen des umkrempelns von techno-hörgewohnheiten ab mitte der 1990er so eine art säulenheiliger ist.

film und musik spielten für mich sehr gut zusammen, das akustische resultat kann man mittlerweile (wahrscheinlich ein resultat der fragerunde dieses abends) bei bandcamp kaufen. da blitzen auch kurzzeitig seine jahre auf der tanzfläche auf, aber wer ihn nur so kennt, wird sich auf sounddesign und ambient einstellen müssen – jedenfalls geht mir das so. einfach zu konsumieren war seine musik nie, aber mit seiner zusätzlichen konzentration auf soundtracks und performances hat er ein neues tor aufgestoßen, durch das ihm viele von früher wohl nicht folgen werden.
das ist aber auch ok so. er führt damit schließlich den ungebrochenen forschungsdrang und das ausloten von grenzen (wahrscheinlich inklusive seiner eigenen) fort, anstelle der gefahr zu unterliegen, sich selbst zu zitieren. die vielzitierte künstlerische weiterentwicklung also, und da ist dieser performance-kontext nichts, was ihm ein paar nummern zu groß wäre. vielmehr habe ich den eindruck, dass er sowas als freidenker braucht.

die fragerunde war im anschluss auch voll des lobes, also nicht nur für das sounddesign, sondern auch für das editing des videos. es konnten sich einige im publikum ein schmunzeln nicht verkneifen, als cristian von seiner vergangenheit als techno-produzent erzählte, weil er dachte, das in diesem akademischen rahmen erklären zu müssen. das tat er aber so augenzwinkernd, weil er wohl insgeheim wusste, dass so manche der anwesenden seine alten sachen sehr wohl kannten. diese feine britische ironie durchzog auch den rest des verbalen teils, und alleine deswegen hatte es sich schon gelohnt.

r.i.p. fats domino & reno gay – plus tom petty als p.s.

den einen kennt man weitläufig, den anderen aus dem spiral-tribe-kontext als „expressilon“ und den dritten mit seiner band „the heartbreakers“ oder den travelling wilburys.

mr domino wäre nächstes jahr 90 geworden, hat also eine ähnliche strecke absolviert wie der dieses jahr ebenfalls verstorbene chuck berry.

bei reno gay bin ich mir recht sicher, dass er die 80 noch nicht mal ansatzweise in sichtweite hatte, auch wenn ich mit seinen veröffentlichungen wie mit denen von spiral tribe im allgemeinen in den letzten jahren nicht mehr viel zu tun hatte.

mir ist bewusst, dass tom petty bereits vor gut drei wochen viel zu früh mit 66 jahren verstorben ist und es ist eher meiner bequemlichkeit sowie anderen organisatorischen dingen geschuldet, dass er noch nicht erwähnt worden ist. das soll hiermit nachgeholt werden, wenn bereits die beiden erstgenannten kurz hintereinander von uns gehen.

r.i.p.

errorsmith in wort und bild

„superlative fatigue“ ist seit kurzem veröffentlicht, was nicht nur sein erstes album seit 13 jahren, sondern darüber hinaus auch noch im vergleich zum früheren material ziemlich leichtfüßig, ja: geradezu beschwingt ist. das bedeutet auch, dass die promo-maschine läuft, daher sind die üblichen verdächtigen mit interviews dabei – einmal fact, einmal (wie immer) residentadvisor. beide mit der gleichen stoßrichtung: eklektischer ansatz, produktionsmittel, hintergrund für’s programmieren von synthesizern für native instruments.

[berlin / 05.10.2017] berghain: bl_k noise

das wird mein monatstermin, ausnahmsweise mal kein freitag/samstag/sonntag. stattdessen das stelldichein der modulartüftler.

21h00 barker
22h00 hypoxia live
23h00 richard devine live
00h00 surachai live
01h00 alessandro cortini live

eintritt
22 euro

nachbetrachtung

aufgrund der logistik habe ich leider barker verpasst, aber der magen wollte vorher unbedingt noch zu seinem recht kommen. aufgrund des sturms wenige stunden zuvor hatte ich mir noch sorgen gemacht, ob überhaupt jemand den weg auf sich nehmen möchte, aber obwohl es vor der tür sehr schnell ging, war es drinnen doch ordentlich gefüllt, wie man es sich bei einem line-up dieses kalibers erhofft.

in der chronologie des abends:
– hypoxia: nett. mir gefiel das dronige zum schluss gut, aber sonst war gerade im unterschied zu richard devine direkt danach zu bemerken, dass in puncto klangforschung welten dazwischen liegen. damit…
– richard devine: großartig wie immer, hätte manche tracks aber nochmal nach einem break zurückholen können. dennoch: ein neues album mit den im set gespielten tracks ist sehr wünschenswert (um nicht zu sagen: überfällig).
– surachai: tolle tracks, hätte ich so funktional nicht erwartet, jedoch fand dazwischen kein wirklicher übergang statt, so dass das set etwas vom abspielen einer playlist oder blu-ray hatte (wenn man die visuals mit einbezieht, deren timing zugegebenermaßen perfekt war).
– alessandro cortini: hat sich – wenn auch nicht streng in der abfolge – an sein neues album „avanti“ gehalten. das ist für mich zwar nicht sein weitester wurf geworden, allerdings war es vor ort im zusammenspiel mit den videos auf der leinwand, die als grundlage für das gesamte album gedient haben, eine schöne persönliche geschichte und vor allem auch zum abschluss des abends goldrichtig.

insgesamt: sehr schön, gerade weil der bereits zur leisure system in surround letztes jahr erprobte standort der live-acts vor der glaswand zur bar das musikalisch eh wertvolle alternativprogramm durch das veränderte räumliche gefühl unterstrich. als erklärter freund von visuals freute es mich, dass sie die gesamte zeit über als einzige lichtquelle dienten und damit einmal mehr verdeutlichten, dass sie im berghain die eh schon imposante architektur schön zu ergänzen vermögen. sprich: sollten sie öfter machen.