der trafo ist die kaum zu übersehende halle des ehemaligen heizkraftwerks hinter / über dem aktuellen tresor. meinen individuellen besucherstreik halte ich beim club zwar aufrecht, aber dieses riesige industrie-monument verdient dann doch besondere beachtung. dieses dient dem zdf als kulisse für ihre „berlin live“-reihe auf zdf.kultur – konzept: drei bands spielen pro abend live, der eintritt ist frei, zutritt erhalten diejenigen, die sich rechtzeitig bei motor.de für das jeweilige datum registrieren. scheinbar war ich schnell genug, daher bin ich auf den kommenden donnerstag gespannt.
berlin live
einstürzende neubauten
wire
caspar brötzmann massaker
start: 21 uhr
moderation: silke super & mark reeder
sendedatum: 3. dezember 2011 um 21 uhr auf zdf.kultur
review
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gibt im nachhinein eigentlich nur positives über die veranstaltung zu berichten. angefangen bei der imposanten location, die durch ihre unfertigkeit authentisch und charmant wirkt (leere getränkekisten als raumtrenner bspw.). erinnert vom aufbau etwas ans berghain, wo man auch erst eine treppe erklimmen muss, ehe man auf dem floor steht. dort sind die wege wesentlich kürzer, allerdings sind die dimensionen im trafo/tresor-komplex auch andere.
das rotationsprinzip bei den bands war meiner meinung nach auch eine sehr gute idee. jede band bekam 30 minuten à jeweils zwei slots. so beugt man wenigstens der fancliquen-bildung vor, die nach abschluss des gigs der band ihrer wahl den heimweg antreten. das sieht auch am ende im fernsehen besser aus, wenn es auch am ende noch gut besucht aussieht und bringt den positiven nebeneffekt, dass man sich abseits der headliner auch überraschen lassen kann.
in dem fall war dies caspar brötzmann massaker, die in ihren zwei slots sage und schreibe zwei songs unterbrachten. stilistisch schwer einzuordnen, aber sehr viel drone mit gitarre und bass bei schleppendem tempo. zudem ist er ein begnadeter gitarrenspieler. hat mich jedenfalls dazu gebracht, mich näher mit den alben zu befassen.
wire wirkten auf mich so, als ob man den beginn der 1980er-jahre konserviert hätte. da war ihre musik höchstwahrscheinlich noch eine offenbarung, aber dreißig jahre und zahlreiche punkrock-nachfolger später klingt das ganze sehr vertraut.
den einstürzenden neubauten merkte man ihre in den jahrzehnten gesammelte bühnenerfahrung an, und natürlich auch deren entwicklung vom dadaistischen krach hin zu feuilleton-kompatiblen stücken mit lyrischem anspruch. ich würde es als „würdiges altern“ bezeichnen, aber wenn ich ehrlich bin, hinterlassen die extremen sachen der frühjahre immer noch den nachhaltigsten eindruck. davon tauchte jedoch nichts in der setlist auf. der start war mit „let’s do it a dada“ schon der temporeichste. toll jedoch, wie blixa bargeld die interviewversuche von silke super ins leere laufen ließ (wovon bei der tv-aufzeichnung leider nicht mehr so viel zu sehen ist) und der jam mit wire am ende.
insgesamt also eine musikalisch und kulturell wertvolle veranstaltung. ich empfehle auch jedem musikinteressierten, sich bei künftigen ausgaben rechtzeitig um einlass zu bemühen. schließlich bekommt man nicht alle tage drei hochkaräter für lau geboten.
ohne kritikpunkte geht’s jedoch auch hier nicht:
die situation am einlass war absolut nichts für klaustrophobisch veranlagte mitmenschen. das tor zum vorhof war lediglich zur hälfte geöffnet, und wenn ca. 200 leute zugleich auf diesen ca. zwei meter breiten zugang zusteuern, kann man sich denken, dass es ähnlich eng wie in duisburg vor anderthalb jahren zugehen kann. ganz ungefährlich ist das ganze auch aufgrund des bürgersteiges nicht, der nicht alle leute aufnehmen kann, woraufhin manche zwangsläufig auf die straße ausweichen müssen. besser wäre: tor in voller breite öffnen, leute auf dem vorhof warten lassen, dort nach buchstabenbereichen ordnen und das abhaken auf der liste drinnen erledigen lassen. hatte man das nadelöhr nämlich passiert, ging dies reibungslos.
die akustik, die allerdings für jeden tontechniker aufgrund der beschaffenheit der location (meterhohe decke, keine wände, ganz weiter hohlraum) ein alptraum sein dürfte. da das budget für solche veranstaltungen eh begrenzt ist und auch andere dinge auf der ausgaben-seite stehen, soll dies lediglich für’s protokoll gelten. es war auch beileibe nicht katastrophal, aber aufgrund des halls für die musiker selbst wohl auch anstrengend.
hast du eine separate gästelisten-bestätigung bekommen oder auch nur den text „[…] und melden uns in Kürze bei dir“?
ich hab’s richtig offiziell bestätigt. der betreff der mail lautet dann „dein gästelistenplatz bei berlin live am 15.09.“
um pünktliches erscheinen (um 20 uhr) wird gebeten, und man muss ein lichtbilddokument mitbringen, damit missbrauch ausgeschlossen werden kann. es besteht trotzdem immer noch die gefahr, nicht eingelassen zu werden, da die kapazitäten begrenzt sind, das gästelisten-kontingent jedoch etwas höher angesetzt worden ist.