„concussion“ zählt mit zu den ersten dubstep-veröffentlichungen, die ich anno 2008 gekauft habe. „anaesthetic“ auf hotflush habe ich erst danach entdeckt, was für mich einer der atmosphärisch epischsten tracks des genres ohne den geringsten anstrich von kitsch ist – sprich: einer für die ewigkeit. nach dem abebben der dubstep-welle wurde es still um sie, obwohl sie noch musik für computerspiele produziert hat.
sie ist nun mit 43 jahren viel zu früh verstorben.
r.i.p.
Kategorie: wissenswertes
r.i.p. sinéad o’connor
zur transparenz: der beitrag hier ist zurückdatiert. mir fiel bislang außer küchenpsychologischer spekulation rund um die potentielle todesursache nichts besseres ein. aber da das hier nicht zur klatschspalte werden soll, halte ich’s wie üblich.
erste begegnung natürlich mtv, natürlich „nothing compares 2 u“, was wegen der heavy rotation grund dafür war, dass ich irgendwann wegschaltete. trotzdem bleibt das video ikonisch – so viel nähe, verletzlichkeit war damals nicht selbstverständlich und ist es im musikgeschäft auch heute nicht. „the emperor’s new clothes“ sowie „three babies“ kamen kurz danach. mehr habe ich vom dazugehörigen album leider nicht mehr in erinnerung.
das größere interesse an ihr haben definitiv andere. der boulevard war aus bekannten gründen zur stelle, wenn sie die rolle des braven weiblichen popstars nicht ausfüllen wollte und sich stattdessen gehör verschaffte.
damit war sie ihrer zeit weit voraus und (doch noch die küchenpsychologie durch die hintertür) hätte angesichts ihrer eh bereits bewegten biographie jemenschen gebraucht, der*die ihr ein gefühl von heimat, angenommen-sein, akzeptanz hätte geben können.
sie wurde 56 jahre alt.
r.i.p.
r.i.p. dj deeon
wer chicago auf dem schirm hat, kommt an ihm nicht vorbei. wenn auch manche der texte nach heutigen maßstäben politisch nicht ganz korrekt sind, bleiben erstens immer noch genügend instrumentale sachen in seiner diskographie übrig und zweitens bei beidem immer noch die blaupause für knochentrockene, dabei dennoch höllisch swingende und groovende tracks. die werden ewig zwischen techno und house vermitteln können und sets wieder in die spur bringen, wenn mensch sich irgendwo verrannt hat.
er litt schon seit geraumer zeit unter diabetes sowie pneumonie, hatte in der vergangenheit einige schlaganfälle, mit krebs zu kämpfen, einen vierfachen bypass und die amputation seines unteren linken beines. er ist nun im krankenhaus verstorben.
r.i.p.
r.i.p. ryuichi sakamoto
mitgründer von yellow magic orchestra, damit wegbereiter der elektronischen musik nicht nur im land der aufgehenden sonne, sondern auch jenseits des atlantiks.
mit 71 jahren an einer langjährigen krebserkrankung verstorben.
r.i.p.
r.i.p. lee purkis
es gibt so dinge, die ich erst durch den tod von leuten wie ihm aus dem hintergrund erfahre, wobei ein bisschen mehr recherche meinerseits durchaus passend gewesen wäre.
ins gedächtnis zurück kam mir „storm“ durch die wiederveröffentlichung auf back to life letztes jahr. einer der mehr als zehnminütigen techno-tracks, bei denen ich mich am ende frage, wo die zeit geblieben ist und glücklicherweise ein über die jahre hinweg immer mal wieder lizensiertes juwel, so dass für die originalpressung auf irdial discs keine horrenden preise auf den tisch gelegt werden müssen.
abgesehen davon war mir über ihn wenig bis gar nichts bekannt. so auch leider nicht, dass er fatcat records und damit eine der anlaufstellen für garantiert gehaltvolle musik mitbegründet hat. ein klassischer fall von understatement, lieber im hintergrund die fäden ziehend und nur qualität abliefernd.
er ist nun mit 54 jahren viel zu früh verstorben.
r.i.p.
transkript eines interviews von dj booga mit storm vom april 2000
wer sich in den ausgehenden 1990er-jahren mit drum & bass beschäftigt hat oder damals erst dazukam, wird die dj-kicks von kemistry & storm sicherlich als eine der referenzen anführen. die dort versammelten tracks sind immer noch leuchtende beispiele für zeitlosigkeit.
kemi verstarb viel zu früh bei einem autounfall am 25. april 1999. drum & bass kippte anfang der 2000er-jahre ins für mich zu formalistisch-machistische. dazwischen jedoch führte dj booga im rahmen einer party im leipziger conne island dieses interview mit storm, das er jetzt auf englisch übersetzt hat. das gibt u.a. sehr gute einblicke in das dubplate-geschäft und welchen einfluss die metalheadz-nächte im blue note ausgeübt haben.
interview (quelle: neeles instagram) / deutsche version
bonus-track: the guardian: kemistry & storm – the tragic story of the drum & bass originals
marcel dettmann gibt einblicke in seinen produktions- und entwicklungsprozess
die newsartikel-spalte liest sich bei residentadvisor manches mal wie die zeitleiste in der selbstgebauten social-media-blase, aber umso schöner, dass in features weiterhin in die tiefe gegangen wird. auch wenn dies teil der promo-maschinerie rund um sein unlängst erschienenes fear of programming ist, bringt es leser*innen schon auf den aktuellen stand, was sich seit dem hype um ihn und ben klock als posterboys des berghains (um die groove mal zu zitieren) mitte/ende der 2000er-jahre sowie nach der zäsur durch corona ergeben hat.
r.i.p. maxi jazz
heiligabend am rande mitbekommen. eine der stimmen, die in einem hunderter-kanon noch herausstechen, ist mit 65 jahren verstorben. „insomnia“ als erste begegnung im 1996er-mayday-set von marusha, und die rezeptur behielt faithless bei den großen hits bei.
viel zu früh. r.i.p.
r.i.p. manuel göttsching
„e2-e4“ – mit dieser als spielerei nach einer tour gedachten aufnahme, die sich in den folgejahren als eine der blaupausen für das elektronische genre entpuppte, machte ich erst 2006 bekanntschaft. allerdings im besten rahmen, den ich mir vorstellen kann: auf das datum genau vor 16 jahren im berghain, am 12. dezember 2006. das war zum 25-jährigen jubiläum der veröffentlichung und höchste zeit, diese bildungslücke zu schließen.
obwohl es mit ash ra tempel und weiterem noch genügend zu entdecken gäbe: weitergekommen bin ich seitdem nicht. auch dies eine immer wiederkehrende floskel in hiesigen nachrufen. dieser fast 59-minütige monolith wird jedoch auch in 50 jahren immer noch nachfolgegenerationen begeistern, da bin ich mir sicher.
manuel göttsching ist bereits am 4. dezember 2022 viel zu früh mit 70 jahren verstorben.
r.i.p. regina baer
erst vor gut einer woche wurde mir wieder ins bewusstsein gerufen, dass techno-berlin ohne sie etwas anders dastehen würde. das war auf der ausstellung zum 31-jährigen tresor-jubiläum im kraftwerk, deren besuch ich wärmstens empfehle.
regina baer war diejenige, die beim tresor in der leipziger straße alle administrativen fäden in der hand hielt und in der anfangszeit keinen einzigen abend verpasste. anfängliche improvisation wurde zur routine, anschließend zur haltung. sie gehört daher in einem atemzug mit dimitri hegemann, johnnie stieler und den zahlreichen anderen genannt, die sich wortwörtlich 1991 unter tage die hände schmutzig gemacht haben und damit geschichte schrieben.
regina baer war auch diejenige, die bei der abschlussparty im april 2005 unten im tresor die letzte platte anmoderierte. es handelte sich um „schlangenfarm“ von 3phase. ein track, der direkt in den räumlichkeiten des kellers entstanden war. wortwörtlich kriege ich ihr zitat nicht mehr hin. es war aber etwas in der art wie „dort hatte 3phase sein studio, es war furchtbar.“ und nach ende des tracks herrschte ruhe in den hallen.
sie hat den krebs nicht überlebt.
r.i.p.
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