[berlin / 11.02.2023] about blank: staub

das zehnjährige jubiläum wird begangen, 24 stunden lang.

flyer zur staub vom 11. februar 2023

ablauf

lobby
10:00 verboten
13:00 nadine talakovics
15:00 marcel heese b2b stype
18:00 ahu b2b modschi
21:00 zesknel live
22:00 j dj
00:00 elena sizova
02:00 boyd schidt
05:00 alexis phase
07:00 mareena

mdf
13:00 alex tomb
16:00 sebastian kökow
18:00 sissys reiterstaffel
20:00 the exaltics live
21:00 caleb esc
00:00 stanislav tolkachev
02:00 bertrand b2b yacoub
04:00 madalba b2b dk dent
07:00 irakli (b2b yacoub b2b dasha rush)

zelt
14:00 ninasupsa
16:00 i.nez
18:00 paso
20:00 alienata b2b dj flush
22:00 (pause)
22:30 early_desire
02:30 eva

secret floor (hütte)
00:00 kiskelfacit
02:00 charlie dior
04:00 marc von der hocht

nachbetrachtung

bin bei meinem fazit auch eine woche danach immer noch zwiegespalten. das hat jedoch absolut nichts mit der hervorragenden gastfreundschaft und den großen mühen, die sowohl seitens der staub als auch vom about blank ins jubiläum investiert worden sind, zu tun. objektiv gesehen war das eine geburtstagsfeier mit allen schikanen – bzw. dank merch und smiley-offensive sogar mehr als das. deren leuchten an der fassade waren schon ein tolles bild, als ich gegen 2 uhr für eine kurze schlafpause ging.
auch wenn mir der füllgrad ab dem späten nachmittag etwas viel wurde, war ich sehr froh, dass der zuspruch gegeben war und darüber hinaus die riesen-schlange beim gehen zu sehen. ich hoffe, die stammgäste haben die erstgäste vom nachtpublikum ordentlich davon überzeugt, dass sich ein wiederkommen lohnt.

mein ambivalentes bild hat (und der kommende absatz ist wirklich sehr offensichtliches fischen nach komplimenten) vielmehr mit der tatsache zu tun, dass die vorfreude darauf, ein nicht nur techno-dominiertes set zu spielen und dafür mindestens in richtung dj-pult fliegende blumen oder kuscheltiere (idealerweise beides) zu bekommen, sich nicht so recht erfüllt hat. electro (also der stil mit prägnanter snare auf der zwei und vier mit ungerader kickdrum und nicht „elektro“, was die jungen leute so ab mitte/ende der 2000er-jahre als synonym für „ich geh zu techno-musik feiern“ etabliert haben) sollte zur auflockerung der 4/4-kick und als kontrast zum mdf dienen. tat es auch, aber auch mit ähnlich halb geleerter tanzfläche wie bei meiner premiere im märz 2017. ich fühlte mich in der zweiten stunde also ganz schön unwohl angesichts der tatsache, den durch nadine sehr gut auf betriebstemperatur gebrachten floor abgekühlt zu haben.
klar ist es toll, veranstalter*innenseitig den blankoscheck für narrenfreiheit in petto zu haben und es lässt sich darüber debattieren, ob der gerade beim jubiläum eingelöst werden muss. andererseits auch: warum nicht?
überhaupt steht bei mir seit dem jubiläumswochenende vielmehr die frage im vordergrund, ob diese selbstgeißelung überhaupt sein muss, wenn nicht nur marcel als sparringspartner, sondern auch die teile des publikums freude am set hatten, die im zweiten drittel geblieben waren – zumal wir die kurve zurück zur gut gefüllten tanzfläche dank chicago, anderen geradlinigen tracks und frisch ankommenden neuen gästen in der letzten stunde bekommen haben.
das alles nicht ausschließlich persönlich, sondern auch andere tatsachen in den blick zu nehmen (offenes zelt, ein fahrt aufnehmender mdf, gesteigerter publikumszustrom ab 17 uhr) und lieber auf die eigene stilsicherheit vertrauen anstatt sich vom zuspruch anderer abhängig zu machen (von dem es nie genug geben kann) – diese erkenntnis und die tatsache, dass ich in der hinsicht (weiterhin) an mir arbeiten muss, habe ich aus dem wochenende mitgenommen. und das ist mitnichten negativ zu sehen, sondern für mich persönlich ein ganz schöner schritt nach vorne. insofern sollte es bitte bei diesem fischen bleiben. die aufbauarbeit dafür, sich davon zu befreien, muss ich leisten und dabei auch lernen, gegenwind auszuhalten.

objektiv gesehen bin ich immer noch erstaunt, dass es zwischen marcel und mir vier jahre nach dem letzten b2b-set (in der else) immer noch so harmoniert, dass wir eigentlich nur mit unseren usb-sticks auftauchen mussten und vor set-beginn lediglich grobe absprachen getroffen haben. der rest war spontaneität und gegenseitiges vertrauen darin, den eigenen geschmack in den letzten jahren nicht soweit verwässert zu haben, dass es überhaupt keine schnittmengen mehr gibt. im gegenteil: die waren ziemlich groß. auch wenn wir in den ersten beiden stunden nicht den geschmack von teilen des publikums getroffen haben, kam’s zumindest uns nicht wie kraut und rüben vor. außerdem ist’s für meine begriffe immer noch besser, drinnen einen floor zu haben, auf dem nicht lediglich „techno, nur minimal anders als auf dem mdf“, sondern was stilistisch völlig anderes läuft. und soviel steht fest: das haben wir nun wirklich hingekriegt.

zwiegespalten war ich auch bei meinen zwei „schichten“.
in der ersten war ich eher rastlos. vor dem set eh kaum aufnahmefähig bzw. mit bekannten am plaudern. das hat sich danach auch nicht wirklich geändert, was aber auch am allgemeinen füllgrad und dem laut krakeelenden inneren kritiker lag.
insofern eher momentaufnahmen:
ahu / modschi eher technoid, dark-dubbig, passte zur uhrzeit.
alienata / flush: ach, chicago geht immer. „technology’s out of control“ von green velvet zum schluss.
caleb esc: wie schon im ifz = weniger trippig, mehr perkussiv. mdf verdientermaßen fast bis zum anschlag gefüllt.
elena sizova: schnell, auch mit breakbeats, schön brachial. die dame merke ich mir.

die zweite schicht (ab kurz vor 8 uhr) war für mich wesentlich entspannter. das nachtpublikum größtenteils wieder weg, dafür stammgäste und (noch viel schöner) staub-schlüsselfiguren auf der tanzfläche. das war diese stimmung, auf die mensch als veranstalter*in so hinarbeitet und das publikum idealerweise mit ansteckt (oder auch umgekehrt): nach allem stress im vorfeld (gerade bei jubiläen) endlich mal loslassen können, weil jetzt erstens eh alles und zweitens sogar ziemlich gut gelaufen ist – mensch sich also keinen druck mehr machen muss. (randnotiz: auch mein innerer kritiker war leiser – schlafmangel wirkt!)
sowohl in der lobby als auch auf dem mdf gab es den passenden soundtrack dazu. mareena vom tempo (um die 140 bpm) sogar etwas zackiger als irakli (plus yacoub plus dasha) drüben. wie schon im berghain vor ein paar monaten: wer mit techno aus schweden ende der 1990er-jahre was anfangen konnte, wird an ihrem set helle freude gehabt haben. „evolution 1“ von eusebeia als letzter track.
auf dem mdf war’s alexander kowalski & raz ohara mit „all i got to know“, zwischendrin noch „one finger“ von dj one finger erkannt.

kann mensch nicht häufig genug sagen: danke und herzen für die staub und an diejenigen, die sich auf unsere experimente zwischen 15 und 18 uhr eingelassen haben.

[berlin / 27.01.2023] about blank: about bridges not walls

eine weitere solipartyreihe in der liebsten autonomendiskothek am ostkreuz. erlöse gehen an die seebrücke sowie das transnationale woman* life freedom collective.

about bridges not walls

mdf
01:30 nadine talakovics
03:30 sanna mun
05:30 bkmn

lobby
00:00 pfote snorris
02:00 vilma
04:00 temple rat
06:00 maximilian
08:00 frau levi b2b professional gigolo

eintritt
bis 1:00 uhr: 10 euro
danach: 12-16 euro

[berlin / 14.01.2023] about blank: staub

zurück in der heimstätte mit einer der besten flyergestaltungen der letzten zeit. ich kann aus gründen leider nur die ersten viereinhalb stunden mitnehmen, anstatt wie die letzten male erst am nachmittag aus dem knick zu kommen.

ablauf

lobby
10:00 jr lüttringhaus
13:00 luwei
16:00 adrestia
19:00 wittes

mdf
15:00 marthial
18:00 lady tazz
20:30 industrial romantico

zelt
14:00 dj rijkaard b2b sören miehe
17:00 murat tepeli
20:00 younger than me

nachbetrachtung

war nur kurz da (grob: 10:30-14:30 uhr), daher entsprechend kurzgefasst:

jr lüttringhaus hat mich nicht abholen können. war mir mit gefühlt gleicher kickdrum und den aktuell prototypischen ravigen baselines zu statisch. für das noch von der „subverted x brutal vision“ zuvor übrige publikum und einige andere war’s das richtige. luwei fand ich mit ihrer mischung aus techhousig-geradlinigen und rauhen electro/breakbeat-tracks wesentlich besser.

im februar wird’s aus gründen (zehnjähriges) wieder länger.

tracks (*: shazam):

jr lüttringhaus:
furfriend – geck (perc remix) (lustigerweise spielte quelza das original fast 24 stunden später im berghain)

luwei:
ben pest – mouth lawson*

[berlin / 31.12.2022] about blank: blank swan

mein plan war eigentlich ein anderer bzw. der übliche. aber dazu ansatzweise unten. leicht erweiterte version der nachlese aus der restrealitaet.

blank swan – no risk, no plan

lobby
01:00 marie lung
03:00 pete b2b finn johannsen
07:00 hanna baertig
10:00 pause
19:00 johannes vogel
22:00 synthtati & baron
02:00 marie midori

mdf
02:00 reka zalan b2b chontane
04:30 vsk
07:00 parallel circuit
09:30 melatronix
12:00 cecilia tosh
14:00 mary yuzovskaya
17:00 lea occhi
19:00 hang aoki
21:00 phara live
22:00 blanka
00:00 deniro
03:00 i/y

zelt
03:00 ahu b2b emily
07:00 2faro
10:00 femur
12:30 dasco
15:00 levat live
16:00 jessamine
18:00 italojohnson

hütte
02:00 stevie whatever
05:00 ciko

nachbetrachtung

plan b(lank) ging für mich sowas von auf. könnte fast zur routine werden, wenn die entwicklung beim platzhirsch am ostbahnhof so weitergeht. botschaften aus der „bh line“ telegram-gruppe, in denen bereits am neujahrsmittag von wartezeiten in höhe von wenigstens zwei stunden an der bändchen/gästelistenschlange die rede war, verhießen bereits wenig gutes. als das sonntagabend gegen 23 uhr von bildern einer reihe an bis in den wriezener park hineinstehenden menschen und dazu ergänzenden meldungen von mehr als sechs stunden anstehen flankiert worden ist, wurde aus meiner zwischenlösung zur überbrückung der wartezeit, bis sich die situation beruhigt, die endgültige neujahrs-alternative. probiert habe ich es beim berghain um 6:30 uhr montagfrüh dennoch, aber dazu hätte ich einen „richtigen“ gästelistenplatz oder halt ein bändchen benötigt, da die kasse bereits geschlossen war.

die entwicklung zur vollwertigen neujahrs-alternative hatte sich aber auch schon vorher angedeutet. am nachmittag ohne anstehen durchgewunken zu werden und trotzdem auf einen gut gefüllten club mit bekannten gesichtern zu treffen, bei denen mensch gerne verweilt – und schon sind die ersten zwei, drei stunden nur mit plaudern verbracht. da die musik (meistens, zu der ausnahme komme ich noch) stimmte und lobby sowie mdf stets genug platz boten, waren’s am ende gut 14 stunden. einzig im zelt war’s mir auf der tanzfläche zu voll, was aber an der guten musik von jessamine und dem hittigen set von italojohnson lag.
mensch hätte annehmen können, dass sich nach schließung des zeltes alles drinnen komprimiert, aber selbst da war der platz vor dem subwoofer im mdf-seitenschiff sicher. die überforderung durch menschenmassen stellte sich jedenfalls bei mir zu keiner zeit ein. wurde in den morgenstunden sogar noch besser. zwar werde ich leute nicht verstehen, die sich inmitten der tanzfläche lautstark mit ihrer gruppe verständigen müssen und (frei nach loriot) mir damit in richtig gute sets (in dem fall das von marie midori) quatschen, aber das war eigentlich auch der einzige punkt, der mir unangenehm aufgestoßen ist.

also: dankeschön für’s auffangen und dem aufbau eines soges, der für das blank-typische „wenn’s mal wieder länger wird“ gesorgt hat.

daran nicht ganz unbeteiligt: die sets. dabei für mich herausstechend (chronologisch):
– jessamine, zwischen housig-episch und acid house oszillierend, als ich im zelt war.
– hang aoki, schön brachial.
– blanka, die mit ihrem sehr schön dynamisch gemixten tooligen techno bei moderatem tempo (140) hoffentlich nicht nur bei mir eine richtig gute visitenkarte hinterlassen hat. ich kannte nichts davon, shazam nur einen track, kommt unten.
– marie midori mit dem besten zum schluss. rauher electro, (post-)dubstep, gerne auch mal technoid – keine mischung, die ziellos ausgefasert ist, sondern richtig sinn ergab und mich damit eher zum bleiben verleitet hat als i/y drüben (sorry).

leider gar nicht mein fall: deniro. habe allerdings nur den anfang und fragmente vom schluss mitbekommen. gerade die letzten minuten waren ein beispiel für schnell gespielten techno, dem die sexiness abgeht („give your body“ von random xs auf getappte 147 bpm gepitcht – hat im original aufgerundete 132). wurde andererseits gut durch synthtati & baron auf der lobby oder gespräche im leeren und ruhigen zelt aufgefangen.

runde sache, das. könnte ich mich dran gewöhnen, auch wenn mir halle und lab.oratory schon etwas gefehlt haben. aber den aufwand war’s mir absolut nicht wert.

trackauswahl (*: shazam)

italojohnson:
stardust – music sounds better with you
aril brikha – groove la chord
basement jaxx – fly life
dave clarke – southside

blanka:
linear system & kimahri – longitude*

johannes vogel:
wamdue project – king of my castle
cheek – venus (sunshine people)

synthtati & baron:
green velvet – stormy weather

marie midori:
k-65 – threats*
hamdi – skanka*
bleaker – jam*
yak – stampede*
hassan abou alam – lost in a jar of thyme*
electric soul – x² (instrumental)
tipper – end of make believe*
sonique – it feels so good (schlusstrack)

i/y:
dj rush – freaks on hubbard (dave clarke mix)

[berlin / 10.12.2022] about blank: staub

und dann ist da noch der monatspflichttermin in der autonomendiskothek.

ablauf

lobby
10h00 marc van der hocht
13h00 irakli
16h00 ruede hagelstein
19h30 henrikke havas
21h30 erik jäähalli live

mdf
13h00 eskerd
16h00 dr. gomez
19h00 samo rane

zelt
14h00 caro
16h00 amer
19h00 ahu

nachbetrachtung (mit kommentar zum stand der szenedinge)

zur essenz zuerst: die beste staub seit der letzten, bis leipzig!

wie so häufig in letzter zeit: ich wünschte, ich wäre etwas früher aus dem knick gekommen, so dass ich noch was von caro und mehr als iraklis vorletzten track gehört hätte. aber das mit dem wechsel von klubnächten (in dem fall das erste mal tresor seit drei jahren) zu stammterminen tagsüber sowie hausarbeit dazwischen lässt den zeitpunkt zum losgehen immer weiter nach hinten rücken.

analog zur xl letztes mal: die lobby hat mich am ehesten gepackt. ruede hat sich nach dem set auf großer bühne im garten bei der „hack to life“ mühelos in den rahmen eingefügt. richtig gute vermittlungsarbeit zwischen tracks mit tiefgang, hits und rauheren tönen.
henrikke dann eher introspektiv mit dem, was auf northern electronics oder hypnus records passiert. ist allerdings auch nur label-namedropping, könnte nämlich echt nicht sagen, ob sie was von den beiden gespielt hat – shazam hat mich dieses wochenende ziemlich häufig im stich gelassen. floss wie bei caleb esc (ich finde beide stilistisch ähnlich) sehr gut ineinander.
erik jäähalli nimmt sich beim aufbau seiner tracks zeit, die auch tanzende mitbringen sollten. aus clubgänger-sicht finde ich’s interessant, live-acts an den schluss zu setzen, weil dann viel besser mit dem unerwarteten gespielt werden kann als in dj-sets, bei denen die verlockung schon größer ist, das ende mit hits möglichst denkwürdig, wenn nicht gar episch zu gestalten.

mdf sowie zelt habe ich nur sporadisch besucht. in letzterem fand ich den house mit schräglage von amer ganz schön gut, aber nur im t-shirt war es mir als frostbeule dort einfach zu frisch.
dr. gonzo hatte drinnen auf dem mdf einiges aus den 1990ern im gepäck, womit mensch bei mir bekanntermaßen offene türen einrennt. bei samo gab es mehr tempo, wobei mir die weniger ravigen, eher von trockener perkussion geprägten passagen am besten gefielen.

damit könnte ich mich fast kurzgefasst haben, aber basierend auf der diskussion mit einem gast noch ein bis zwei gedanken zum füllgrad bzw. zum aktuellen szenegeschehen:
nach all meinem geraune in berghain-beiträgen über zu volle tanzflächen sowie ab- und zuwege könnte es fast so wirken, als ob durch die letzten staub-ausgaben mein dahinterliegender wunsch nach etwas weniger hektischer betriebsamkeit bzw. mehr übersicht in erfüllung geht. auf der anderen seite steht da aber auch eine gewisse sorge um das, was ich als verhinderter idealist am liebsten komplett ausklammern möchte, aber andererseits führt kein weg daran vorbei: wirtschaftliche zwänge, denen sich gerade jetzt jeder club gegenübersieht, was wiederum den druck auf partyreihen erhöht.
das fehlen von line-ups hat bei der staub einen guten teil dieses drucks seit jeher rausgenommen, dann zu guter mund-zu-mund-propaganda und schließlich zum hype geführt. ich habe den eindruck, dass dieser sich evtl. wegen pandemiebedingter pause oder auch allgemein drastisch verkürzter aufmerksamkeitsspanne noch mehr in richtung visuell betonte social-media-kanäle (vulgo „instagram“) verlagert hat. demnach können acts/djs/partys mit tausenden followern und stetigen stories von festivals oder clubs auch den leuten daheim präsentieren, was sie verpasst haben bzw. was sie erwartet, wenn diese acts auch demnächst in deiner stadt zu erleben sind.

es scheint echt so, dass diese hype-maschinerie stetig gefüttert werden muss, damit acts/djs/partyreihen überhaupt in erinnerung bleiben. dieses hintergrundrauschen war schon vor acht jahren ziemlich laut und nimmt gefühlt noch mehr zu. was mich angeht, führt das zu einer aus überforderung durch überangebot geborenen trotzhaltung: ich halte mich lieber an altbekanntes, und selbst das ist nicht immer garant für gutes (als beispiel: aktuelle produktionen von robert hood, bei denen die rezeptur klarmacht, in welchem rahmen welche tracks laufen sollen – für mich alles viel zu sehr reißbrett).
auch wenn die staub dieses spiel zu einem gewissen grad mitspielt, wird klar: die leute folgen dem nicht mehr blind. und nach all den jahren des wachstums, in denen auch ich mich gefreut habe, dass ein konzept auf resonanz stößt, welches sich am rennen um die besten plätze im line-up-wettstreit einfach mal nicht beteiligt, muss ich jetzt wohl anerkennen: es konsolidiert sich.
ehe ich noch weiter abschweife und als möchtegern-volkswirt noch die kapitalismuskritik in den topf werfe (für mich ist der schuh nicht nur eine nummer zu groß): ich finde es ungewohnt, mal mitzuerleben, wie etwas auch mal in seiner gesamtheit schrumpfen kann. ist auch begleitet von unwohlsein, womit ich wieder bei den wirtschaftlichen zwängen von oben und der frage bin, was denn passiert, wenn clubs, djs, personal und am ende womöglich mensch selbst auf der strecke bleibt.

all diesen sorgen zum trotz bleibt für mich vielmehr das folgende auf der haben-seite übrig: ich fand’s bei dieser ausgabe klasse, dass jede*r jederzeit auf jeder tanzfläche genügend platz finden konnte und sich trotzdem nicht alleine fühlen sowie vor allem keine sorgen machen musste, stetig ellenbogen oder andere gliedmaßen abzubekommen. dieses mehr an übersicht führt im zusammenhang mit loyalem stammpublikum auch zu einer wesentlich lockereren stimmung, anstatt sich bei übervoller hektik sorgen darum machen zu müssen, ob das ins anstrengende oder gar aggressive kippt. da hat der abflauende hype seine qualitäten und ich wünschte, das würde schule machen – wäre da nicht die sorge, ob sich das auf dauer rechnet und kompromisse zu ungunsten der familiären stimmung gemacht werden müssen.

zu guter letzt noch die notierten tracks (*: shazam):

ruede hagelstein:
prince of denmark – pulsierendes leben
gesloten cirkel – charming*
truncate – basic*
vitalic – la rock 01 (direkt danach)
moodymann – dem young sconies
anthony rother – back home* (schlusstrack)

dr. gonzo:
jeff mills – growth
voodoo child – desperate

[berlin / 02.12.2022] about blank: bewegungsfreiheit

lange ist es her, dass wir auch im about blank (also nicht nur im garten) station gemacht haben. aber endlich wieder heimspiel für den guten zweck und mit ganz toller musikalischer unterstützung.

ablauf

lobby
01h00 lena willikens
03h00 poly chain
05h00 coco cobra

mdf
23h00 stype
01h00 niki k
03h00 milton bradley
05h00 nadine talakovics
07h00 don williams

zelt
20h00 kulturteil feat. no border assembly
22h30 dorryz
00h00 pms dj team
04h00 dorryz

eintritt
ab 20h00 spendenbasis
ab 21h00 10 euro
ab 23h00 18 euro

spendenziele

  • no border assembly
  • ukraine solidarity bus
  • anti deportation cafe
  • help4people
  • international women space
  • einzelfälle

[berlin / 12.11.2022] about blank: staub xl

ich versuche das mal mit der rückkehr zum normalmodus. habe jetzt drei monate ausgesetzt (at.tension sowie urlaub kamen dazwischen), wird also wieder zeit. line-up gibt’s wie immer hinterher.

lobby
10h00 modschi
13h00 bertrand.
16h00 dj eternal
19h00 sabine hoffmann
22h00 svt
01h00 formella
04h00 olin
07h00 resom

mdf
14h00 caleb esc
17h00 sebastian bayne live
18h00 espen lauritzen b2b montero
21h00 strathy
00h00 harre
03h00 kimmy msto
05h00 magna pia
07h00 ed davenport

zelt
14h00 ady toledano
16h30 kuprion
19h00 tink

nachbetrachtung
fazit vorab: toll war’s! menschlich, musikalisch, familiär sowieso.

kam erst ab dem frühen abend (17 uhr) hinzu und an sich wollte ich nach svt heim. dank verquasseln und luftschlösser bauen wurde es dann doch anderthalb stunden später. also das übliche blank-phänomen.

musikalisch gab’s nichts, was mich gelangweilt hätte. im zelt bekam ich nur etwas aus der letzten halben stunde mit, aber das war gut selektierte disco-musik, die auch etwas hang zur opulenz hatte. nicht mein steckenpferd, aber für die kurze zeit hat’s mich gut unterhalten.
zu strathy auf dem mdf fand ich keinen zugang – war halt das set, das für den aktuellen tempowahn steht, wo 145 bpm zum guten ton gehören. nicht sein problem, der mdf war ja gut gefüllt. mir war zu wenig dynamik im set bzw. sabine / herr von thülen für meinen geschmack / meine stimmung klar besser.
wie das ganze auf dem mdf treibend, groovig und mit weniger tempo funktioniert, haben zuvor sebastian bayne sowie das duo espen lauritzen / montero gezeigt. bei letzteren gelernt: richtig versaute dance mania-sachen kann mensch in der autonomendisko spielen.

für mich gewinnt dieses mal die lobby – das war mindestens gutes bis ziemlich großes tennis von 17 bis 1 uhr. obwohl melodisch-harmonischer techno (vulgo: „trance“) bekanntermaßen nicht zu meinen stärksten feldern gehört: dj eternal kann das so vermitteln, dass es nicht übertrieben episch oder gar kitschig wirkt. gut und gerne auch im dubtechno verortet ist das eine mischung, mit der er mich ködern kann. passte zu ort und zeit. hoffe, seiner premiere folgen neuauflagen.
sabine hoffmann entweder mit rauhem house, auch gerne dubbig, garniert mit ein paar klassikern. hab während ihres sets dennoch ein stündchen an der mdf-bar verbracht, weil das dort im doppelten sinne sehr unterhaltsam war.

zu svt einfach nur „wow!“. auch nicht weiter verwunderlich, weil detroit und chicago jedes mal feste bestandteile seiner sets waren, wenn ich ihn hörte. und das sind eben auch die grundpfeiler, auf denen mein techno-fundament steht. er rennt also offene türen ein. und das noch ergänzt mit rave-sachen aus der naiven anfangsphase anfang der 1990er ist eine mischung, der ich nicht müde werde.

formella ließ sich danach breakig an, aber die luftschlösser wurden an anderer stelle abseits der akustischen einflugschneisen gebaut. insofern kann ich zum rest ihres sets nichts sagen.

war (wieder mal) wie nach hause kommen. bis dezember!

trackauswahl (*: shazam bzw. vom plattenlabel abgelesen. also so wie früher)

dj eternal
heiko laux – walkout*
humano – death*

sabine hoffmann
gesloten cirkel – chasing away the night*
pvnv – rollin dust*
senh – be true*
wk7 – do it yourself
laurent garnier – crispy bacon

espen lauritzen / montero
truncate – work this track* (und damit ähnliches fahrwasser wie besagte nicht jugendfreie dance mania, die da wäre…)
traxmen – f____n suckin

svt
love inc – trance atlantic xs* (erste platte im set)
robert armani – exit only, in kombination mit „up“
dj t-1000 – pump it!*
eqd – equalized 001 (b1)
e-dancer – velocity funk
subliminal cuts – le voie le soleil*
time of the mumph – blowout (george & lynn’s electric landlady)*

fornella
pseudopolis – high for life* (erster track)

[berlin / 09.07.2022] about blank: staub

dies ist ein teil von nachbetrachtungen, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

garten
10h00 i&i (inez & irakli)
12h00 june*
15h00 jacob park
17h00 nadine talakovics
19h00 fiedel

mdf
14h00 prantel
17h00 vp allowed
20h00 kimmy msto

*: großes j, großes n. kleinschreibungsdogma damit umschifft.

nachbetrachtung

wäre gerne früher aus dem knick gekommen, so dass es mehr als nur die anderthalb stunden gewesen wären, die immerhin zum hallo-sagen, updates zu befindlichkeiten sowie ein zwei (dutzend) huftschwünge auf dem ohne gehörschutz ziemlich gut klingenden mdf und einer schnellen abschiedsrunde gereicht haben. aber da mein verstand zur hälfte noch auf dem lärzer acker lag und zur anderen mit der inneren einkehr beschäftigt ist, wurde es leider nur so kurz. aber immerhin: es ging so schnell vorbei wie ein wimpernschlag und war trotz der kurzen zeit aufbauend.

insofern fällt auch das musikalische revue-passieren-lassen so knapp wie selten aus:
nichts zu meckern, jedenfalls zwischen (grob) 16h00 und 17h30. acid im garten, wobei ich etwas brauchte, um zu begreifen, dass das setup von der hütte ins zelt verlegt worden ist, angesichts des april-artigen wetters aber auch nur zu verständlich.
mdf bei vp allowed treibend-trippig. hätte die zeit mir nicht im nacken gesessen, wäre das meine option geblieben. allerdings hat sich der frühere aufbruch für deejaah da-niel (gemeint ist mr ryan-spaulding im columbiatheater) gelohnt.

[berlin / 11.06.2022] about blank: staub xl

dies ist ein teil von nachbetrachtungen, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

garten
10h00 messages from concrete lady
12h00 oscar.
14h00 frau b
16h00 kovvalsky
18h00 inez / alex tomb
20h00 derek plaslaiko

lobby
22h00 olin
00h00 generali minerali
01h00 stype
03h00 alex tomb
07h00 modschi / paso

mdf
14h00 ed 1999
17h00 adrestia
20h00 sitsope
23h00 caleb
03h00 denise rabe
06h00 i/y

nachbetrachtung

als gast für mich die staub auf der bank neben dem denkmal im garten. ergab sich irgendwie von selbst, dass die gesprächspartner*innen sich dort eingefunden haben.

hätte mich generell schon früher auf den weg und mir im vornherein (klassiker) weniger sorgen machen können. so war ich „erst“ kurz vor derek plaslaiko am start, der aber mit gewohnter klasse spielte.
kurzausflug zu sitsope auf den mdf zu (getappten) schranzigen 150 bpm und ansonsten am besagten platz neben dem denkmal en passant mitbekommen, was drinnen so passiert. dabei geschmunzelt, dass es doch okay war, den (immer noch sehr fetten) 808-state-remix von „blue monday“ daheim gelassen zu haben, weil olin den spielte.

generali minerali startete gemächlich-breakig, war zum schluss bei footwork-tempo (also um die 160) angekommen. drum & bass hatte ich nicht eingepackt und mich vorab auf einen track mit passendem intro festgelegt, der sich dann mit seinen 128 bpm auch sowas wie eine halbe vollbremsung anfühlte, aber ganz gut die richtung vorgab („preacher man“ von green velvet). das war neben zwei, drei daheim geprobten kombinationen auch so ziemlich das einzige, was irgendwie geplant war. der rest war spielen nach bauchgefühl. und da es das erste mal seit fast zehn jahren war, dass ich mal wieder mit vinyl im club gespielt habe, musste erstmal der kopf besänftigt werden, der überall falltüren vermutet, wo am ende keine sind.

am ende passte bis auf ein, zwei übergänge ziemlich viel. gab eine doppelpremiere: erstens die stanton ds-4 als eigene systeme mitgenommen (waren zuvor immer die shure m44/7), die zwar sehr transparent klingen, aber gerade bei richtig laut gemasterten platten beim cueing nicht wirklich spurtreu sind. läuft die platte erstmal, passt das. aber wenn’s beim übergang mal schnell gehen soll, wird’s brenzlig. da sind die shure klar besser.
zweitens hatte ich das erste mal das vergnügen mit den technics mk7, bei denen ich meine, dass der pitch etwas langsamer reagiert und zugleich leichtgängiger als bei den mk2 ist. als mk2-gewohnheitstier ist es auch keine sonderlich gute idee, die hand links neben dem pitch abzulegen, weil dadurch gerne mal der reset-knopf gedrückt werden kann, der das tempo auf 0 setzt.

das ist aber auch nur einmal passiert und der rest floss dank publikum in den zwei stunden ganz schön gut. angesichts hin- und rückweg mit zehn kilogramm mehr auf rücken und schultern sowie der zeitintensiven vorbereitung (meine schätze habe ich seit nunmehr fünf jahren ausgelagert), dem zustand der platten nicht unbedingt zuträglichen club-klima und der aussicht darauf, das alles jetzt wieder zurücksortieren zu dürfen, bin ich schon froh, die entscheidung pro digital getroffen zu haben – wohlwissend, dass das mit vinyl nach richtig arbeit aussieht. bleibt trotzdem bzw. gerade deswegen weiterhin eine ausnahme.

denise rabe fand ich auf dem mdf schön fordernd und dabei wesentlich feinfühliger als sitsope. caleb esc hatte ich leider aus gründen verpasst. bei alex tomb bleibt mir der sich in die synapsen schraubende „surface noise“ von herrn slater (ja ja, als planetary assault systems) im gedächtnis.

danke staub! tat gut, war nötig.