nachdem ich im oktober nicht abkömmlich war, geht es zurück zum stammtermin.

nachdem ich im oktober nicht abkömmlich war, geht es zurück zum stammtermin.

nicht mal ein jahr warten, um sich erneut per vollplayback beschimpfen zu lassen – sie wissen einfach, wie sie leute glücklich machen können.
support kommt von einer gummipuppen-band namens „rägi“. es wird also ein qualitativ hochansprechender abend.
die tore öffnen sich um 19:30 uhr, die „konzerte“ starten eine stunde später.
es gibt (jedenfalls bislang) kein rahmenprogramm wie beim letzten mal. daher sieht das so aus, findet im globus statt:
20:00 toresöffnung
21:30 konzert
das konzept ist so einfach wie sympathisch: die säule als kleinerer rahmen für eine*n dj, der*die in den sieben stunden freie hand hat. in dieser woche mit zwei der besten selekteurinnen, die ich mir vorstellen kann.
darwin b2b lena willikens
rein: 23:20 uhr
raus: 3:40 uhr
und natürlich war’s erwartungsgemäß klasse, nur um meine kondition und stimmung nach einer (arbeits)woche zum vergessen war’s nicht zum besten bestellt. aber dafür konnten die beiden protagonistinnen nichts.
keine nennenswerte schlange in meiner kurzen wartezeit draußen, und das stille publikum ließ mich beim sortieren meiner siebensachen an der garderobe vermuten, dass es drinnen eher leer ist. damit lag ich glücklicherweise daneben – es war bereits wenigstens halbvoll, von 1 bis 3 sogar zu gut drei vierteln, ab da leerte es sich wieder.
hab mit einem gut gealterten shackleton-stück auch das ende des warm-ups mitbekommen. bis 1 uhr dominierten breakbeats (darunter sogar richtiger electro), ab da schlug das pendel für zwei stunden in die andere richtung um – heißt: techno mit dem ein oder anderen breakbeat-track dazwischen. shazam hat häufig kapituliert bzw. manches mal erst im zweiten anlauf was zutage gefördert und ich damit unnötig häufig am telefon geklebt. beliebig war das jedoch zu keiner zeit und das back2back eines derjenigen, denen mensch es nicht anmerkt. ein set aus einem guss, bei dem sie sich größtenteils bei jedem track abwechselten. der sprung auf drum&bass-tempo kam pünktlich, als die wirkung des verlängerten espresso von der säulen-bar merklich abgeklungen war und ich daher gegangen bin. bis zum schluss hätte ich das wirklich nicht mehr geschafft.
wenn’s nach mir ginge, können sie das gerne zur klubnacht sonntagfrüh ab 8 uhr bis 16 uhr in der konstellation wiederholen, um die dortigen hörgewohnheiten auf den kopf zu stellen. oder im „10-5“-format alle halbe jahre. letzteres behalte ich als kandidat für den säulen-donnerstag auf dem schirm.
shackleton – death is not final
èbony, jordan gardner & r-oderick – dull side first
korzi – call and no response
leila samir – ends
karenn – newt
project pitchfork – 43rd floor
underworld – and the colour red
baby t – acid science
young muscle – club apparitions
da hat sich eine möglichkeit ergeben, eine weitere band auf der „kann nicht schaden, sie mal gesehen zu haben“-liste abzuhaken. simple plan sagen mir noch nichts.
start ist ab 19:30 uhr.
es ist zwar bislang von einer repräsentativen anzahl entfernt, aber auch mein zweites konzert in der uber arena war eine überaus positive erfahrung. klar gibt’s beim gang aus dem innenraum am hinteren ausgang ein nadelöhr, das sich aber auch umgehen lässt, wenn mensch die garderobe nicht gebraucht hat. auch die war nach aussage meiner begleitung auf zack.
beim set von simple plan herausgefunden, dass „welcome to my life“ mir doch etwas sagt, aber ihre art von punkrock mir zu glatt ist. wie so häufig: eine frage der vorlieben. den auftrag des warm-ups haben sie astrein erfüllt, das publikum zwar von minute eins an gefordert, jedoch nicht überfordert. was eine nummer wie „scooby doo“ soll, erschließt sich mir nicht so ganz – oder mein humor existiert an der stelle nicht.
die umbaupause war eine der kurzweiligsten, die ich bislang erleben durfte, weil nonstop mit unterhaltung zugepflastert. zwar alles aus dem handbuch der klischees, die bei großraumkonzerten immer funktionieren (kiss/booty/lookalike/fuck-you-cam, t-shirt-kanone etc.), aber so kühlte das publikum nicht ab und war anfangs sowie am ende im bilde, wann the offspring als headliner an den start gehen.
„come out and play“ als opener, „all i want“ direkt darauf. sie machten also gleich zu beginn klar, dass hier nicht die frührente eingeläutet werden soll, auch wenn die absolute mehrheit des publikums aus mitt-bis-endvierzigern und darüber bestand. später „paranoid“ sowie „crazy train“ als tribut an ozzy osbourne / black sabbath, und „i wanna be sedated“ von den ramones als coverversion (wie ich just herausfand, war das bereits anno 2003 teil des „we’re a happy family“-samplers). diverse ansagen mit „best audience ever“, wobei das publikum nun wirklich nicht extra animiert werden musste. das ging von anbeginn an mit und spielte der band damit wunderbar in die karten. auch bei ihnen sind die urmitglieder bereits um die ende 50 / anfang 60, aber allesamt ungemein spielfreudig, routiniert ohnehin. es wirkte jedoch nicht so, als ob das gleiche wie jeden abend stattfinden soll (die gleiche setlist mit den gleichen ansagen herunterzurattern).
visuals scheinen auch bei punkrock-konzerten eine zunehmend große rolle zu spielen. bei simple plan drehten die sich um das bandlogo, bei the offspring waren sie auf die einzelnen songs zugeschnitten (bspw. karaokefähig bei „why don’t you get a job“, wo mir schnell meine stimmlichen grenzen aufgezeigt worden sind, da dexters stimmlage ganz schön hoch ist und ich erst gegen ende begriffen hatte, wie ich das für mich am besten transponiere).
schluss war nach anderthalb stunden mit dem nach wie vor großartigen „self esteem“. alles eine hochprofessionelle angelegenheit mit genügend persönlichem anstrich. ich würde wieder hin.
viel gutes darüber gehört (über den club sowie stadt und land). bin ab morgen dort, da passt es ganz gut, dass die feierlichkeiten zum elfjährigen wegen der kommunalwahlen am vergangenen wochenende um eine woche verschoben worden sind.
freitag, 10.10.2025
23:59 98dots
samstag, 11.10.2025
04:00 hvl live
05:00 magna pia
08:00 massimiliano pagliara
11:00 newa
14:00 zitto
17:00 wata igarashi
20:00 architectural
23:00 gigi fm
sonntag, 12.10.2025
02:00 kameliia
05:00 dold live
06:00 phil berg & lobster
09:00 amoral
12:00 d. dan
15:00 philippa pacho
18:00 kancheli b2b ndrx
freitag, 10.10.2025
23:59 kdema
samstag, 11.10.2025
04:00 zzzbam live
05:00 nika j b2b tomma
09:00 carlos valdes b2b sophie phare
13:00 zurkin
16:00 kraumur
19:00 boyá
22:00 rey colino
sonntag, 12.10.2025
01:00 valley dolly
04:00 hamatsuki & skyra live
05:00 simone de kunovich
08:00 nicole b2b bekuchi
12:00 sibil & mayell
16:00 kvanchi & dito
ich war dreimal da:
und da das mein fazit nur indirekt vorwegnimmt, nochmal in aller deutlichkeit: was. für. ein. krasser. club! vorschusslorbeeren sind ja das eine, insbesondere wenn die vergleiche zum berghain immer wieder herangezogen werden. aber den braucht das bassiani nicht zu scheuen, fast schon im gegenteil.
da ich mich bei lobeshymnen nicht kurzfassen kann, sollte ich sie wenigstens strukturieren. also gibt es zunächst die ortsbeschreibung (umgebung sowie club), dann einen exkurs zu techno in georgien und den politischen rahmenbedingungen, zum schluss meine musikalischen eindrücke.
verkehrstechnisch ist die dinamo arena bestens angebunden. entweder nutzt mensch die metro, steigt am station square aus und geht dann am basar vorbei zum stadion. oder mensch nutzt die busse, die durch die innenstadt fahren – die stationen sind quasi vor der tür. ich bin jeweils hingelaufen, was nachts am dezerter basar zugegeben unheimlich werden kann, weil die mikheli tsinamdzghvrishvili str. eher spärlich beleuchtet ist. eine straße weiter auf der davit aghmashenebeli ave. ist das besser. das stadion selbst ist nicht zu übersehen und der eingang dezent, jedoch auffällig genug.
es gab zu keiner zeit irgendwelche schlangen vor dem club. beim ersten mal waren vielleicht zwei, drei leute vor mir, aber das ging trotz bodycheck vor der kasse alles ganz zügig. bei den weiteren beiden malen konnte ich direkt durch. wie beim berghain gibt’s klebearmbänder, was die sorge um den wiedereinlass minimiert. der kostete an dem wochenende 5 georgische lari (also umgerechnet aufgerundete 1,60 euro), der eintritt an sich sportliche 111 lari (umgerechnet 35 euro). das geht zwar sehr klar für eine party, die mit so einem line-up für 48 stunden angesetzt war (aber länger ging), allerdings kommt das aus meiner perspektive eines mittelverdieners aus westeuropa. für den georgischen durchschnittsverdienst ist das eine menge. die getränkepreise (wieder aus meiner perspektive) spottbillig. ein halber liter wasser: 3 georgische lari (also 1 euro), gleiches für eine dose cola, was jedoch die größe war, wie mensch sie in flugzeugen bekommt. wie außerhalb deutschlands üblich: kein pfandsystem, stattdessen dosen, plastikflaschen oder -becher, die in bereitstehenden mülleimern entsorgt werden konnten, zu einem guten teil jedoch am rande der tanzfläche herumlagen. zum einsammeln der reste gehen jedoch regelmäßig runner*innen durch.
die getränkepreise sind ergo auf das lokale publikum zugeschnitten, allerdings könnte der eintrittspreis bei solch einem wochenende mit überlänge manche vom besuch abgehalten haben. das war meine erklärung dafür, dass es im bassiani zu keiner zeit wirklich voll war – sonntags bei philippa pacho und dem anschließenden closing ca. zu drei vierteln. im horoom sah das in der nacht von freitag auf samstag anders aus – da war’s vergleichbar zu einer gut gefüllten panorama bar. was sich für die bassiani-betreiber hoffentlich ausgezahlt hat, geht unbestritten als dicker pluspunkt auf meine liste, da ich mir auf der tanzfläche im bassiani niemals wirklich sorgen darum machen musste, ob sich irgendwer in eine noch so kleine lücke neben mir drängelt. jede*r hatte genug raum, was hierzulande nicht unbedingt mehr selbstverständlich ist.
aller sorge zum trotz: ich hab mir sagen lassen, dass das schon als ziemlich gut besuchtes wochenende zählt. jedoch auch hier: evtl. zwei headliner weniger, dafür den eintrittspreis etwas senken und die sets wenigstens vier stunden dauern lassen. wie im berghain wissen auch hier die residents am besten, wie die leute mitgenommen werden können.
auffällig und was mich direkt begeistert hat: auch wenn ich beim ersten mal nachts angekommen bin und mich somit vom tageslicht nicht umgewöhnen musste, wird es bei betreten der innenräume hinter den toiletten richtig dunkel. ich hab den oberen zugang zum bassiani genommen und den floor damit erstmal in gänze gesehen – bzw. schemenhaft, weil die spärliche beleuchtung erstmal nur andeutete, wo etwas sein könnte.
das layout ist durch dokumentationen oder bilder bekannt: tanzfläche im ehemaligen schwimmbecken mit dem dj-pult am hinteren ende. das steht nur minimal erhöht, somit werden die acts nicht überhöht. funktion-one-stacks am linken und rechten ende, nochmal ein paar von der decke hängende tops an beiden seiten in der mitte. lightjockey rechts vom dj oberhalb des ehemaligen beckens, am vorderen rechten ende der tanzfläche die bar, links eine art galerie, auf der mensch entweder tanzen oder sich das geschehen auf der tanzfläche von oben anschauen kann. davon geht eine treppe hinab zum sitzbereich hinter dem pool – der einzige neben dem am oberen podest direkt hinter dem eingang. macht deutlich, dass es ums tanzen geht, sobald mensch die treppe richtung tanzfläche heruntergegangen ist. alles nur so „hell“ beleuchtet, wie es wirklich muss. auch wenn die scanner gut und gerne mal zum einsatz kommen und das bassiani hell erleuchten können, gibt es auch abschnitte, in denen das licht einfach mal pause hat und unter zuhilfenahme von nebel nur die umrisse der leute zu sehen sind. durchbrochen wird diese dunkelheit gerne mal mit strobos auf oder im gang rechts neben der tanzfläche.
im gang zur garderobe noch eine weitere bar, dahinter teilt sich der raum. linkerseits ein blau beleuchteter mit sitzgelegenheiten, derer gibt’s auch welche in der mitte, von der aus mensch auch wieder eine treppe nach oben nehmen kann, um bei den dortigen toiletten rauszukommen, rechts ein raum mit vier kammern. gegenüber von der garderobe noch eine kleinere bar und etwas merch, wobei die typischen bassiani-shirts an dem wochenende leider nicht erhältlich waren.
den horoom habe ich erst gehört, jedoch die treppe übersehen, die dorthin führte. sobald mensch sich für den eingang nach unten entscheidet: nicht nach links zur garderobe gehen, stattdessen 180-grad-drehung nach rechts und dann die treppe hoch. als einziges hat mich dort die kleine bar auf der linken seite der tanzfläche gestört, sonst fand ich die raumaufteilung dort ideal: empore am vorderen rechten ende, in der mitte der rechten seite steht der subwoofer, ebenerdiges dj-pult geradezu am hinteren ende des raumes in der mitte, void-soundsystem mit deren typischen hörnern. links neben der tanzfläche ein separater gang, von dem die toiletten abgehen und von dem mensch – wie auch von der tanzfläche aus – zum raum mit der eigentlichen bar kommt, der einiges an sitzgelegenheiten bietet. es gibt dahinter auch eine art balkon, der einblicke in das innenleben unterhalb des stadions bietet.
auf beiden floors also eine klare trennung zwischen party und den sozialen aspekten. mensch kann auch einfach draußen hinter dem eingang sitzen. oder in einem dritten raum, der samstag- sowie sonntagabend geöffnet war. befindet sich direkt hinter dem eingang und ich habe den erst als vielleicht noch zu eröffnenden dritten floor gehalten, weil auch dort ein dj-pult nebst void-soundsystem aufgebaut war. es stellte sich in der darauf folgenden woche heraus, dass es sich dabei um den morevi-plattenladen handelt, der noch im oktober im horoom sechsjähriges feierte und seit einem jahr in den räumlichkeiten unmittelbar neben dem eingang zum club liegt. bis vor einigen jahren war der horoom dort untergebracht, jedoch wütete dort ein brand und er wanderte an seinen jetzigen, geräumigeren ort. da ich privat in den letzten monaten / jahren vermehrt ambient höre, sehe ich das als grundlage dafür, das bei größeren klubnächten auch mit musik zu bespielen. aber grundsätzlich ist’s auch mal gut, einfach einen raum zu haben, der von der musik beider floors isoliert ist.
im horoom sowie im morevi habe ich zusammengerechnet (inklusive herumsitzen) insgesamt nicht mal zwei stunden verbracht. den rest eher in den katakomben des bassiani, das mit seiner rauhen, auf das absolut notwendigste reduzierten ästhetik bei mir als techno-sozialisierten alle offenen türen einrannte. dessen räumlichkeiten und deren ambiente sind für diejenigen gemacht, welche die größe des berghains und die dunkelheit des tresors vereint haben möchten. kein unnötiger schnickschnack, alles auf’s wesentliche reduziert, richtig schön rauh.
einen haken hat es: geraucht wird quasi überall. wer sich in berlin an tanzflächen ohne blauen dunst ohne entsprechend riechende kleidung gewöhnt hat, zieht sich für’s bassiani am besten das an, was danach in der waschmaschine landen kann.
beim clubdesign machen sie also schon mal eine menge richtig. jedoch positionieren sie sich auch klar politisch. der folgende exkurs erhebt keinen anspruch auf vollständigkeit und ist nicht mehr als ein grober abriss der historie des clubs und der politischen entwicklung georgiens in den letzten jahren mit artikeln zum weiterlesen. das soll verdeutlichen, welchen stellenwert der club gerade für die lokale szene hat.
das bassiani trat anno 2014 auf den plan, weil das veranstalten einzelner partys in off-locations zu kostspielig wurde. dank eines glücklichen zufalls befand sich jemensch mit verbindungen zu dinamo tbilisi unter den gästen, womit sich die chance ergab, das leerstehende schwimmbad unter dem stadion zum club umzubauen. was hierzulande in den 1990ern schon längst passiert war, wurde in den 2010ern in georgien realisiert: einer jungen und bislang höchstens vereinzelt in erscheinung tretenden szene ein festes zuhause zu geben. u.a. durch die horoom-partys entwickelte sich das bassiani zu einem safer space für queere personen, internationale bookings verhalfen zu einer strahlkraft über georgien hinaus1.
techno entwickelte sich dort noch mehr als hierzulande zum soundtrack und katalysator für progressive politische sowie gesellschaftliche entwicklungen. ein dorn im auge mancher politischer entscheidungsträger, so dass am 12. mai 2018 ein exempel statuiert werden sollte und sowohl im bassiani als auch dem dezidierten queer-space cafe gallery razzien durchgeführt wurden – all dies teil der beweisführung zur offenlegung vermeintlichen drogenhandels und -konsums. die nachricht mit der razzia sprach sich noch währenddessen wie ein lauffeuer herum, mit entsprechend gewaltiger solidarität und damit auch antwort der clubs in tbilisi: alle stellten ihren betrieb nach bekanntwerden der geschehnisse ein und es kam zu einem zweitägigen rave vor dem parlament. im nachhinein entpuppten sich die beweise als lachhaft, da keiner der dealer in den beiden clubs festgenommen worden war. jedoch war seitens politik und polizei eine duftmarke gesetzt, was möglich ist, wenn progressive entwicklungen nicht gewünscht sind. die dekriminalisierung von marihuana im juli 2018 kann zwar als zugeständnis gesehen werden, allerdings wird der besitz von mehr als 1g anderer substanzen als sehr hohe dosis betrachtet, was bis zu 20 jahre gefängnis nach sich ziehen kann2.
und die erwähnte duftmarke verfestigt sich. es wird immer deutlicher, dass die regierung des georgischen traums von 2012 bis 2022 pro forma einen eu-freundlichen kurs gefahren hat. diese maske bröckelt seit dem angriff russlands auf die ukraine im februar 2022 und der politische wind wird rauher: im september 2024 brachte sie ein anti-lgbtq*-gesetz durch, das gleichgeschlechtliche ehen und geschlechtsangleichende behandlungen verbietet. flankiert von der ermordung der trans-aktivistin kesaria abramidze in ihrer wohnung am tag darauf3. bei den wahlen im oktober 2024 erreichte der georgische traum zwar die mehrheit, allerdings unter umständen, bei denen nicht von freien wahlen gesprochen werden kann4. zwar verabschiedete das eu-parlament einen monat später eine resolution, die innerhalb eines jahres zu neuwahlen unter internationaler beobachtung aufforderte5, allerdings ließ die reaktion des georgischen premierministers irakli kobachidse nicht lange auf sich warten: er setzte die eu-beitrittsverhandlungen bis 2028 aus6 und drohte der pro-eu-opposition unverhohlen mit „auslöschung“7. im dezember 2024 wurde micheil qawelashwili als präsident vereidigt – bis 2022 mitglied des georgischen traums, seitdem mitglied der rechtskonservativen „volksmacht“8. der politische kurs zu kobachidse ist deckungsgleich.
idealer nährboden für weitere proteste, mag mensch meinen. tatsächlich ist die klare haltung gegenüber russland in der innenstadt tbilisis mit mehr als eindeutigen graffitis sichtbar. es scheint mir jedoch, dass die ältere bevölkerung davon lieber in ruhe gelassen werden möchte. in der altersgruppe 50+ ist die erinnerung an sowjetzeiten noch präsent genug, um sich zu sagen, dass nicht alles schlimm war, während sich die jungen definitiv nicht putin andienen und lieber europa annähern wollen.
demographisch spräche einiges dafür, dass eine mehrheit der bevölkerung sich an westeuropa orientieren möchte: 41,7% der georgier sind stand 2024 älter als 45 und fast 62% wohnen in städten9. es wäre spannend zu sehen, ob und wie sich das bei wahlen mit neutraler beobachtung ummünzen lässt.
und tatsächlich gibt es seit verkündung der aussetzung des eu-beitrittsverfahrens eine tägliche blockade der rustaveli ave. sowie eine mahnwache vor dem parlament, wo sich die teilnehmenden klar zu europa bekennen. jedoch sind diese eine gute gelegenheit für die polizei, demonstrant*innen durch anwendung physischer gewalt und / oder verhaftungen einzuschüchtern oder mundtot zu machen10. oder den protest gleich zu verhindern, bevor er entsteht – so geschehen am 6. november 202511. razzien gibt es derzeit keine, jedoch können leute auf der straße ohne anlass durchsucht werden. oppositionelle sehen sich nun dem vorwurf gegenüber, die regierung stürzen zu wollen und können dafür potentiell 15 jahre im gefängnis landen – darunter der ehemalige staatspräsident micheil saakaschwili12.
alles in allem ein klima, in dem sich ernüchterung breitmacht, dass sämtliche proteste der letzten jahre nichts bewirkt haben. flankiert durch angst, repressiven maßnahmen oder drohungen ausgesetzt zu sein. eine klare abnutzungsstrategie.
es gibt daher nicht wenige aus der techno-szene, insbesondere wenn sie sich zusätzlich noch als queer bezeichnen, die nicht ohne sorge auf die straße gehen. orte wie das bassiani werden damit zu refugien, bei denen niemensch weiß, wie lange das noch bestand haben wird.
auf der einen seite ist das reichlich deprimierend für diejenigen, die unter diesen politischen umständen leben. auf der anderen seite führt das zu einer authentischen wertschätzung dessen, was mensch hat. während sich leute in hiesigen breitengraden auf reddit darüber echauffieren, warum quelza schon wieder im berghain, und dann auch noch zu einem peaktime-slot spielt, wird im bassiani alles dankend angenommen, was tanzbar ist. während gruppen im berghain massenweise die toiletten blockieren, sich als resultat dessen auf der tanzfläche so gerieren als gehöre ihnen die welt und damit als minderheit denjenigen auf die nerven gehen, die auf ihrem drittelquadratmeter ungestört sein möchten, stellt sich die problematik im bassiani nicht. bzw. wenn, wird konsequent darauf hingewiesen – mir selbst völlig zurecht passiert, als ich sonntag während des sets von philippa pacho auf der tanzfläche mit jemandem redete (ganz richtig: mir ist das passiert, was ich normalerweise anderen ankreide).
es ist – gerade im vergleich zum schmelztiegel berlin – eine ziemlich erdende erfahrung, was das publikum angeht. schließt absolut nicht aus, dass sich auch einige arrogante leute im bassiani befinden. aber da das platzproblem zu keiner zeit irgendwo existierte (selbst warten auf der toilette war nie eine frage von mehr als fünf minuten), bestand auch die gefahr nicht, dass leute ihre ellenbogen ausfahren. auffällig war der überschuss an männern, dann aber auch gleich von 20-60 jahren. wenn frauen, dann eher jung. ein awareness-team oder einen stand habe ich nicht gesehen, aber es gibt hausregeln auf deren website, die prominenter platziert werden könnten. ob das zu einer weniger machistischen stimmung sowie weniger übergriffen beiträgt, vermag ich nicht zu beurteilen, aber etwaige erfahrungen in jeglicher richtung bitte gerne in die kommentare schreiben.
die aufteilung ist so klar wie beim berghain: im bassiani techno, wobei der auch gerne mal mit gebrochenen kickdrums funktionierte. aber zurückgenommene tracks mit viel reverb nutzen die raumeigenheiten (langer schlauch mit hohen decken) schon mit am besten aus. gleichzeitig funktionieren dichte perkussive tracks und auch alte dj-funk-nummern. oben auf der empore direkt beim zugang gibt es keinen klanglichen brei, wie mensch bei der kombination aus den vorderen stacks und den tops in der mitte des raumes vermuten könnte. die tontechnik hat das alles sehr gut im griff.
98dots erst hallig-reduziert, später perkussiver. hvl war mir zu beginn zu (mir fällt echt kein besseres adjektiv ein) lieblich, aber das fing zzzbam im horoom mit techhouse, der in richtung acid blinkte, sehr gut auf. gebrochene tracks dominierten die zweite hälfte von hvls live-set, das fand ich wesentlich gelungener. magna pia zwischen trippig und fordernd. massimiliano habe ich beim besten willen nicht mehr geschafft. ein wenig sightseeing am freitag und der lange reise-donnerstag steckten mir noch in den knochen. zudem fuhren die u-bahnen wieder, was meinen heimweg drastisch verkürzt hat.
zweite runde pünktlich zu wata igarashi, und da hätte ich mich geärgert, wenn ich ihn verpasst hätte. mitnichten hypnotisch-trippig, wie mensch es angesichts seiner produktionen erwartet. das war stellenweise richtig rough, immer mit der spannung spielend, stilistisch divers noch dazu. für mich das set des wochenendes, ohne wenn und aber. architectural ist ein alias von reeko (ich muss bei spanischem techno wirklich unter einem stein gelebt haben – das fiel mir bis zur discogs-recherche zu dieser nachlese nicht auf) und bisher mit eigenem label sowie auf semantica oder non series in erscheinung getreten. das umrahmt, was er in seinen drei stunden spielte. er nahm demnach dampf aus dem durch wata stark erhitzten kessel. im nachhinein auch richtig so, anstatt auf völlige eskalation zu setzen. dagegen hätte ich zwar nichts einzuwenden gehabt, aber die party befand sich zu dem punkt noch nicht mal in ihrer zweiten halbzeit. wie erwähnt, funktionieren auch trippige tracks im bassiani sehr gut, also konnte ich mich auch gut mit seinem set arrangieren. gigi fm mit einem breakbeat-track zu beginn, ab da jedoch schnurstracks geradeaus. machte mir die entscheidung leicht, noch die letzte u-bahn erwischen und zum closing zurückkehren zu wollen.
das war zu anfang meiner dritten runde im horoom bereits in den ersten zügen, und kvanchi & dito hatten auch noch ein mehr als halbgefülltes haus vor sich, als ich ging. bei philippa pacho ist mir tatsächlich die unten erwähnte dj funk am positivsten in erinnerung geblieben, ihr rest war für mich austauschbar-funktional.
ich hatte mir offen gelassen, wann ich gehe. so weit war der fußweg zum hotel nicht, ergo habe ich die entscheidung der tagesform von kancheli sowie ndrx überlassen. schlecht war’s nicht und stilistisch nicht deplatziert. jedoch kam mir das set auch in stunde fünf noch so vor, als ob sie einen sportwagen mit sechs gängen auf freier teststrecke hätten ausfahren können, aber stattdessen nur mal kurz in den fünften gang hochschalten, ohne sonderlich lange darin zu verweilen. ein soundtrack zum exzess war es für mich nicht, allerdings bin ich auch nicht mit den üblichen gepflogenheiten eines bassiani-closings vertraut. zwar hatte ich den eindruck, dass die leute tatsächlich extra deswegen hin kommen, jedoch ist es sehr gut möglich, dass sie das genau so haben möchten. aufbautechnisch und stilistisch war das vergleichbar zu dem stoff, der ben klock zu seiner reputation verholfen hat.
mir wurde berichtet, dass die party um 2 uhr noch zugange war. wenn es also um langstrecken von 8+ stunden geht, ist es nachvollziehbar, nur mal einzelne akzente zu setzen, anstatt das publikum sich völlig verausgaben zu lassen. mir war das antäuschen auf dauer zu wenig, also siegte die aussicht darauf, erneut die u-bahn nehmen und den montag überaus klar verbringen zu können. das war auch zeitig genug, bevor der regen kam, und mit erholung als übergeordnetes ziel ohnehin richtig.
in summe: das bassiani ist seinen vorschusslorbeeren mehr als gerecht geworden und ich würde extra deswegen wieder nach tbilisi reisen, mir bei der gelegenheit aber auch das khidi gerne anschauen. und den tes-club, falls es den dann noch gibt. gentrifizierung ist auch in tbilisi thema.
zadig – beyond the portal of madness
dadub – life (rrose remix)
luke slater – freek funk
isabel soto – ocb
orbe – w9y
convextion – torc
trismus – weird looking fellah
conceptual – thousand miles per hour
dj funk – run (uk extended mix)
baby ford – dead eye
porteix – sedna
nachdem es im juni im open ground einen wochendtermin gab, findet sie zum zweiten mal in berlin statt. anderer ort, einstieg mit sonic serenity yoga (ab 17:00 mit juju & pete b2b darwin) sowie spectral radiance breathwork (ab 18:30 mit harman holiday & darwin) auf der oberen etage. dafür benötigt mensch extra-tickets.
die party findet im keller statt, erneut kommt das digital steppaz soundsystem zum einsatz.
18:30 digital steppaz
20:00 marylou
21:30 darwin
22:30 the untouchables
00:30 re:ni
02:00 ende
rein: 19:00 uhr
raus: 2:15 uhr
wäre da nicht der findige mitmensch gewesen, der sich einfach getraut hat, durch eine unscheinbare weiße tür an der seite der mauer zu gehen, hätte ich wahrscheinlich ewig nach dem eingang gesucht. ein blick in die insta-storys hätte auch geholfen, das mache ich dann beim nächsten mal besser.
der obere bereich des mahalla ist riesig und sogar mit einer turbosound bestückt. nur eben nicht schallisoliert und mit einer kapazität für locker 2000 leute für den zweck etwas überdimensioniert. für performances oder zum sich-unterhalten jedoch bestens.
ansonsten einfach dem bass nach in die katakomben. dort: vorraum mit bar sowie sitzgelegenheiten geradezu, davon geht linkerseits die tanzfläche sowie ein kleines separée ab. die beleuchtung eher statisch, der fokus lag nachvollziehbarerweise auf dem klang.
da das spectral radiance breathwork etwas mehr zeit beanspruchte, fuhr das soundsystem bis 20:15 uhr auf gefühlten 60%. das war der zeitpunkt, an dem der übernächste gang eingelegt worden ist und den ich so schnell auch nicht vergessen werde. die digital steppaz bekamen aufgrund der verzögerung eine halbe stunde obendrauf, dafür fing darwin 10-15 minuten später an.
es war insgesamt nicht so voll wie im lokschuppen im jahr zuvor. müßig zu spekulieren, woran das lag – alternativangebot, die lage abseits der etablierten bezirke? gut 200-250 leute waren es aber in jedem fall, und die waren ausnahmslos mit begeisterung bei der sache. noch positiver: keine nervigen publikumsbewegungen quer über die tanzfläche wie im letzten jahr – es war stets genügend platz zum durchkommen. für mich mittlerweile ein großer pluspunkt.
gab musikalisch auch nichts zu meckern. die digital steppaz zwischen roots und dubstep, marylou mit dem eigentlichen warm-up-set, das ziemlich abstrakt (und deswegen gut) war. darwin legte sich auf dubstep fest und räumte damit in ihrer kurzen zeit gnadenlos ab (wenn ich das richtig mitbekommen habe, müsste die medi-138 eine ziemliche granate werden). the untouchables mit dem minimalen drum&bass, der sie auch als produzent*innen auszeichnet. hätte gedacht, dass das bei ihren seltenen berlin-gastspielen eher zündet. heißt nicht, dass es schlecht war (im gegenteil), sie wären evtl. nach marylou besser platziert gewesen.
ihr slot wurde jedenfalls verkürzt, wahrscheinlich mit der absicht, re:ni ab mitternacht auch noch etwas von der party übrig zu lassen. und auch wenn diese sich in ihrer ersten stunde mehrmals hörbar vermixte, passte erstens ihre auswahl, waren die übergänge zweitens nach dieser etwas verlängerten aufwärmphase in ordnung, so dass sie drittens kurz nach 2:00 uhr sogar noch einen rausschmeißer spielen konnte.
ziemlich rund also, das ganze. die nächste ausgabe ist am 9. mai nächsten jahres im open ground, was jedoch mit der staub über kreuz liegt. für mich heißt das: erstmal am 14. november ins berghain und dann schauen, wann die 2026er-termine für die reef kommuniziert werden.
danny t & tradesman – distraction trap (feat. earl 16) [bim one remix]
youthman & x_j – concrete island
saul williams & carlos niño & friends at treepeople – the water is rising / as we surpass the firing squad
marie tjong-avong – tiger balm
ajo – dream awake
nina – uno riddim
magugu & le motel – no fear
love joys – gimme back, pt. 1
criso – dialed (feat. crastinate)
alix perez – pulsate
homemade weapons – keelhaul mvp
the untouchables – ragga ting
teffa – dirty tricks
unkey – mind meld
lady leshurr – set up chicks
texture – orisha
teffa – blue

toresöffnung: 20 uhr
start: 21 uhr
ist seit wochen ausverkauft, daher bei ticketswap schauen oder einen tag später hingehen.
und damit ist es offiziell das „double feature“-wochenende. mein typ ist in der nacht bis zum morgengrauen als künstler*innenbetreuer gefragt. daher wird meine nachberichterstattung eher schlaglichtartig.

12:00 frecuencia
15:00 i.nez & modschi
18:00 claudio prc
15:00 rlms
18:00 chx_l
21:00 caleb esc
00:00 strathy
02:00 frantzmichael
04:00 victoria mussi
07:00 ly sas
22:10 wellen.brecher live
23:00 ryba & kobzev
01:00 anna haleta
04:00 d.k. dent
00:00 tempus fugit
03:00 francesca kazka
05:00 kat kat tat
16:00 alexander keppel lesung
rein: 19:30 uhr
raus: 07:30 uhr
ehrlicherweise hatte ich zuvor etwas sorgen, ob meine kondition das ohne weiteres durchsteht, weil mein akku in der nacht zuvor im berghain schon ziemlich früh leer war. die club mate nach mitternacht war jedoch hilfreich und zudem auch was zu tun. gleichzeitige dj-wechsel auf mehreren floors werden für mich immer eine offene flanke bleiben – aber das traf glücklicherweise nur auf mitternacht und 4 uhr früh zu.
es blieb genügend vorlaufzeit zur begrüßung des liebgewonnenen stammpublikums und neuzugängen. zudem eine kleine bauliche änderung: hinter dem gartenzugang ist jetzt ein neues podest, auf dem sich noch weitere raucher*innen sammeln können. in den wintermonaten war die menschentraube vor dem zugang zu den innenräumen ein schönes nadelöhr, insofern hoffe ich, dass die neuerung zur entspannung der lage führt.
witterungsbedingt ein ähnliches bild wie im letzten jahr zur gleichen zeit: ein gut halbvoller mdf (wo mir der melodiöse techno von chx_l jedoch ziemlich gut gefiel), claudio prc hat die steilvorlage durch den spätsommerabend draußen bestens umgesetzt.
ab 21:30 uhr wurde es geschäftig: aufnahmegerät auf der lobby anschließen, dazu dank staub-orga und blank-technikabteilung noch ein kabel für den line-in organisieren, und wellen.brecher kamen erst 15-20 minuten vor ihrem set. spielten mit wenigstens sieben hardware-elementen, die erstens aufgestellt und zweitens verkabelt werden mussten. so war ich auf einmal in der rolle des praktikanten, der ständig fragt, wo dieses und jenes kabel drangehört. beginn des sets zehn minuten später, das war auch gleichzeitig der soundcheck. und auch der auftakt dafür, was sich in den nächsten acht stunden als größte überraschung herausstellte: die lobby funktionierte als floor quasi durchgängig, was auch nicht zuletzt daran lag, dass alle der beteiligten ihre jeweils individuelle note einbrachten und dabei eine menge energie versprühten. am sichtbarsten bei ryba & kobzev. waren aufgrund absage eingesprungen, harmonierten dabei jedoch so gut, als ob sie das schon ewig machen. jedoch war es wohl kobzevs premiere im blank und hoffentlich nicht das letzte mal. auch breakbeats funktionierten, ohne dass das publikum damit fremdelte.
anna haleta mit techno neuerer sowie alter schule, trieb die meute einfach vor sich her. d.k. dent spielt normalerweise mit vinyl, dieses mal mit cdjs. da waren eigentlich nur die einstellungen vom stick zu laden und der sync-button zu deaktivieren, also lief das eigentlich auch von minute eins und er brachte das souverän zu einem durchaus funkigen abschluss.
das setup auf dem mdf habe ich selten so opulent gesehen. vier technics, vier cdj 3000, xone:96. caleb esc behält seine linie der letzten monate bei, also bleibe ich auch dabei: wenn er rauher spielt, steht ihm das sehr gut. strathy brauchte jedoch platz für eine tr-8 und seinen laptop. ließ sich mit der blank-technik mit genügend zeitlichem puffer vor seinem set regeln: da ist einmal mehr die soundkarte des xone:96 zu loben, die bei macbooks zuverlässig mitspielt, also lief mit traktor auch alles problemlos.
frantzmichael hatte laut eigenaussage mit den nadeln seine liebe mühe, nutzt den pitchfader am technics zur angleichung des tempos (was mit die beste art ist, wenn mensch genug vom monitoring hört), war trocken-funktional. victoria mussi stilistisch ähnlich dann wieder mit usb-sticks und cdjs – funktionierte alles anstandslos. ly sas hatte verschlafen und befand sich auf dem weg, als ich kurz vor meinem nachhauseweg stand.
tempus fugit in der hütte auch ziemlich technoid, entweder mit 1990er-acid (emmanuel top) oder ebm. francesca kazka danach vielseitiger, jedoch zeigte sich bei ihr die fehlkonstruktion am technics seit dem m3d (tatsächlich dürften dort die mk7 gestanden haben): der reset-knopf für den pitch ist links neben dem fader prädestiniert dafür, aus versehen betätigt zu werden, wenn mensch die nadel auf die platte setzt. warum der nicht oberhalb des faders beim tonarm platziert ist, können mir gerne ingenieure erklären. in francescas fall hat das leider zu einigen schräg sitzenden übergängen geführt. kat kat tat fing eine viertelstunde später als geplant an, ich hörte bei anbrechendem tageslicht „the bells“ bei halbvoller hütte.
objektiv gesehen eine sehr runde ausgabe. auch wenn auf wenigstens zwei floors nachts zeitgleich techno lief, war’s überraschend, dass die sich nicht gegenseitig kannibalisierten und für meine begriffe gut musikalisch ergänzten. der füllgrad jeweils auch soweit in ordnung, dass ich bei shots möglichst wenig verschüttet habe – aber das bleibt auch die ewige herausforderung. als tanzender hatte ich nirgends ein problem, einen relativ ungestörten platz zu finden.
paranoid london – paris dub 1 (feat. paris brightledge)
ben klock & fadi mohem – sector (feat. flowdan)
sedvs – brace of shakes
johannes heil – paranoid dancer
jeff mills – late night
emmanuel top – acid phase
vinicius honorio – endless love (feat. theo nasa) (hardspace mix)
p.e.a.r.l. – rubber hands
twr72 – id34s
paul hauck – velvet
jeff mills – the bells
als ob die bisherigen feierlichkeiten nicht schon ausgesucht genug gewesen wären, gibt es mit teil 3 das überangebot mit bereits ausverkauftem konzertteil ab 19 uhr.
19:00 alicia carrera
20:00 demdike stare live
21:00 moritz von oswald & azu tiwaline live
22:00 actress live
23:00 channel one sound system
01:00 sound metaphors djs
03:00 mogwaa live
04:00 floating points
06:00 palms trax
22:00 snowcaveman
01:00 dj subaru b2b tia cousins
03:00 no service
05:00 dj koolt b2b david fogarty
07:00 helena hauff
09:00 francesco del garda
01:00 courtney bailey b2b an toi
02:30 alex kassian live
03:30 higher intelligence agency live
04:30 nhật-vũ đặng
rein: 19:30 uhr
raus: 3:30 uhr
auch wenn es „nur“ acht stunden waren: ein typischer berghain-freitag. will heißen: der club hat sich von seiner für mich besten seite gezeigt = musikalische offenheit mit einem publikum, das dabei mitgeht. die ausnahmen, die eine tanzfläche für ausgiebige dialoge nutzen, scheinen zum zeitgeist zu gehören. ich war leider aufgrund latenter unruhe und damit einhergehend ausbaufähiger schlafhygiene bereits kurz nach 8:00 uhr freitags wach und ab 2:00 uhr bereits sitzend k.o.. alex kassian wollte ich noch mitnehmen (lohnte sich), aber großkaräter wie helena hauff und floating points habe ich damit leider verpasst.
auch wenn das der schlusspunkt unter die geburtstagsfeierlichkeiten von sound metaphors war: ich hoffe sehr darauf, dass sich daraus eine regelmäßige reihe analog zur reef entwickelt. das muss beileibe nicht in solchen dimensionen wie an dem freitag stattfinden, würde jedoch eine lücke füllen, welche die leisure system hinterlassen hat. gerne auch mit mehr zeit für die einzelnen djs, wobei ich auch den gedanken nachvollziehen kann, bei so einem jubiläum mal so richtig aus allen rohren feuern zu wollen.
in der panorama bar habe ich vielleicht insgesamt zehn minuten verbracht, somit fällt sie aus der nachlese raus. wenn ich dort war, lief etwas zwischen house und techhouse, wobei dj subaru und tia cousins für mich vorne waren, da schön analog-rauh.
im berghain der musikalische parforceritt, und das meine ich im besten sinne. alicia carrera trippig mit techno, der an die italienische schule um donato dozzy und konsorten erinnerte. demdike stare starteten mit drones und setzten in ihrer stunde auf den wechsel zwischen ambient und tanzbaren tracks. die würde ich sofort kaufen, sofern die veröffentlicht werden – ich mag deren aufbau sehr, bei dem stück für stück die einzelnen elemente zusammengeführt werden.
moritz von oswald und azu tiwaline sind für mich das gewinner-duo. starteten gemütlich um die 117 bpm und arbeiteten sich dann tempotechnisch nach oben. keine neuerfindung des rades, was dubtechno und dessen derivate im kontext dessen betrifft, was aus dem vereinigten königreich via livity sound und co. in die welt getragen wird. aber der fluss im set war für mich beispielhaft, ohne dass klar war, wer jetzt genau für was verantwortlich zeichnete – außer an der stelle, wo „ruff way“ sowie die a-seite der m6 durchklangen. selbstzitate gehen bei einem oeuvre wie dem eines moritz von oswald völlig klar.
die rote linie habe ich im actress-set vergeblich gesucht. tolle ambient-soundscapes zu beginn. mir jedoch schleierhaft, wie mensch mit ableton live keinen kontext zwischen den tracks herstellen kann. zugegeben mit einer großen portion polemik: es wirkte so, als ob er eine playlist fertiger tracks spielt. die waren für sich genommen sehr gut, aber völlig zusammenhanglos in den raum gestellt.
das channel one soundsystem im anschluss einfach mal die konsequente verkörperung der dancehall-kultur: selector, der eine platte (oder auch dubplates) nacheinander abspielt, dj (in hiesigen gefilden als mc bekannt), der die pausen füllt oder auf die riddims rappt. war auch im aufbau irgendwann ähnlich vorhersehbar wie demdike stare: tune zuerst, gefolgt vom riddim. und mit max romeos „chase the devil“ in der ersten viertelstunde sogar hittig. aber: es funktionierte. durch sub:stance und reef ist bekannt, dass die anlage mit dub-frequenzen ganz gut kann, und es war mir eine ziemliche freude, wie das publikum darauf eingestiegen ist.
nemo & castro im anschluss mit dem, was sie sonst im lab zu silvester spielen – alles zwischen house, italo disco und new wave. auch das nahm das publikum dankend an.
die säule hatte ambient und electronica als arbeitsauftrag. jedenfalls setzten das alle beteiligten in der zeit meiner anwesenheit so um. alex kassian samplete boards of canada („kaini industries“), auch sein „e2-e4“-edit war teil des sets, das super zwischen kopf und hüfte vermittelte. ich wünschte nur, dass ich sein set in besserer form als auf der galerie sitzend und krampfhaft durch nicken im takt wachzubleiben versuchend erlebt hätte.
doctrina natura – dream 3 (celestial figures)
danny red – zion
max romeo & the upsetters – chase the devil
johnny clarke – declaration of rights (steppas remix)
shirley bassey – people (erstes stück im set)
fluke – philly (jamorphous)
daniel maloso & rebolledo – venganza y seducción
charlie – let go (david vunk remix)