[berlin / 03.07.2025] berghain: finest berghain – 30 years of hush

dvs1 tourt gerade anlässlich des 30-jährigen bestehens von hush, das als partyreihe wesentlich mehr vorlauf als das dazugehörige label hat. ich muss gestehen: in erster linie gehe ich wegen traxx als von ihm eingeladenen gast hin. es ist gut zehn jahre her, dass ich ihn auf dem nachtdigital gehört habe, und gut 20 jahre an einem sonntag an ort und stelle. wird also mal wieder zeit.

nachbetrachtung mit ablauf und notierten tracks

ich mach’s mir leicht und bringe alles auf einmal unter.

rein: 23:00 uhr
raus: 6:00 uhr

fühlte sich wie eine klubnacht vor 2010 an. keine nennenswerte schlange die gesamte zeit über (reichte am weitesten bis kurz hinter die gitter), drinnen gut dreiviertelvoll, die säule blieb als rückzugsraum geschlossen. wäre auch nicht nötig gewesen – mensch fand stets einen platz auf der tanzfläche und durchschlängeln geriet auch nicht zur akrobatik.
kann in der form gerne wieder stattfinden. vielleicht nicht in jedem monat und auch nicht mit dvs1 als kurator, aber quartalsweise mit einem resident, der*die sich einen gast einlädt, mit dem die zehn stunden frei aufgeteilt werden können. das bricht das durch die klubnächte etablierte format auf und schafft auch musikalische freiräume. war für mich jedenfalls einer der entspanntesten und (dank traxx) zugleich lehrreichsten berghain-besuche in diesem jahr.

22:00 traxx

kein set, sondern statement und lektion zugleich. mein faible für rauhe chicago-sachen ist bekannt, wurde auch bedient, aber auch „klassischer“ house, ebm, ein hauch electro kamen zu ihren ehren, womit er gut 40 jahre musikgeschichte beispielhaft mit vinyl ineinanderverwoben hat. mit seiner vielfalt bot er einen kompletten kontrast zu dvs1, was wiederum einige abgeschreckt hat. für mich herrlicher moment, als er nirvana zum schluss spielte und der vordere teil der tanzfläche das hart feierte, während die hintere hälfte ungläubig herumstand. alleine dafür gebührt dvs1 großer dank, ihn eingeladen zu haben.
wenn es nach mir geht: gerne mal wieder auf einen sonntag buchen – die klubnacht kann polarisierende sets mit ständigem mut zum risiko gut gebrauchen. auch bzw. gerade weil sich die erwartungen bzw. rituale in den letzten 20 jahren verfestigt haben.

tracknotizen

marshall jefferson – ride the rhythm
die krupps & nitzer ebb – join the rhythm of machines
konstruktivists – konstruktivists
the maniacs – luv eternal
drew sky – temper tantrum
daf – die lüge
nitzer ebb – shame (derrick may remix)
lcd soundsystem – throw
nirvana – raunchola / moby dick (live) (zum schluss)

03:00 dvs1

meine haltung zu ihm ist – ähnlich der zu ben klock – ziemlich unpopulär: beide sind technisch brilliant, hilft aber wenig, wenn mir inhaltlich über stunden zu wenig abwechslung geboten wird. hab’s drei stunden mit ihm probiert und den eindruck, dass er erst nach zwei stunden warmgelaufen war. dem fanclub gefiel’s offensichtlich und jedem*r sei der spaß an hypnotisch-tooligem techno gegönnt, wenn das alles gekonnt gelayert wird. das set hat mich jedoch darin bestätigt, dass ich nicht extra wegen ihm sonntags hingehen würde.

tracknotizen

audio resistance – hydrogen
gunjack – native circuit

[berlin / 14.06.2025] about blank: staub xl

ausgabe mit überlänge, bei der ich im hintergrund als künstler*innenbetreuer werkeln darf. daher werde ich vor samstagabend nicht auftauchen und wahrscheinlich auch nicht dazu kommen, bei einzelnen sets etwas länger zu bleiben.

ablauf

garten

12:00 narkiss tepler
14:00 aprs
16:00 i.nez b2b farhan
19:00 bloody mary

mdf

15:00 nadine talakovics
18:00 axkan
20:00 yong ying
22:00 modschi
01:00 caleb esc
04:00 max shen
07:00 sebastian bayne

lobby

22:00 alemiko live
23:30 aber dj
02:00 senator

hütte

01:00 dj andi
03:00 r4f4 b2b big hairy love

nachbetrachtung

rein: 19:00 uhr
raus: 06:00 uhr

damit blieb genügend zeit, das set von bloody mary mitzubekommen, das sich dank acid-einschlag mit dem einen oder anderen eingestreuten hit echt gewaschen hatte. aber ich mag auch klare techno-ansagen im garten zum schluss eines sommertages.
zeigte sich auch bei den publikumszahlen – tanzfläche sowie hinterste ecken im garten waren gut gefüllt, axkan hatte auf dem mdf definitiv das nachsehen.

ansonsten habe ich gelernt, als künstler*innenbetreuer auch mal grenzen zu setzen. betraf das setup auf der lobby, bei dem der xone:96 stand. der war auch ursprünglich im rider und der änderungswunsch auf den djm-v10 auch bestätigt, jedoch leider nicht so umgesetzt.
das im laufenden betrieb während des live-acts umzubauen = unmöglich. alemiko ging von einem djm-a9 über den xone:96 (sie spielte hardtrance mit hardcore-einschlag – also was für die jungen leute, ich fremdle mit sowas bekanntermaßen). es hätte also definitiv eine längere pause gegeben, weil der xone:96 von der anlage abgestöpselt und der djm-v10 hätte angeschlossen werden müssen. nach absprache mit den beiden folge-djs war klar: der djm-v10 ist kein must-have. damit war’s für mich im sinne der party und auch der technik, wenn’s nahtlos weitergehen kann.

die lobby ansonsten mit wellenbewegungen beim publikum. beim live-act gut gefüllt, bei aber dj wenigstens gut halbvoll, bei senator anfangs leer, dann wieder fast halbvoll. viele saßen (erste richtige sommernacht, also irgendwie verständlich) im garten herum, haben damit jedoch leider ein echt vielfältiges set verpasst.
der mdf war nachts hingegen konstant gut gefüllt. modschi dort zunächst zu beginn bei gemächlichem tempo minimaler und später mit psytrance-einschlag zügig unterwegs. caleb esc wieder mal einfach eine bank, max shen im anschluss melodisch.

dj andi kommt aus dem ickmachwelle-projekt und hat neuzeit-rave-adaptionen bekannter tracks gespielt (u.a. „open sesame“). auch wenn das musikalisch für mich nichts wird: die hütte hatte er damit sowas von fest im griff und sichtlichen spaß. und das zählt.
r4f4 mit big hairy love danach minimal housig – und damit ein schöner kontrapunkt.

notierte tracks

bloody mary

tronco traxx – walk 4 me
underworld – born slippy (nuxx mix)
freddie fresh & tim taylor – scissorhands
dave clarke – thunder

modschi

franz jäger – mi benfra
orbe – delta

aber dj

blake baxter – the warning
the bucketheads – the bomb!

caleb esc

dax j – west bank
slam – exhibit 1 (bøhm & the unborn child remix)

senator

cassegrain & tin man – high and low
audion – mouth to mouth
sluts’n’strings & 909 – past the gates
surgeon – atol

r.i.p. brian wilson

was mensch bei den beach boys und ihrem gutgelaunten surfer-rock, bei dem sich vor dem inneren auge bereits der strand von venice zeigt, gerne mal vergisst: brian wilson war maßgeblich an der grenzverschiebung von produktionsstandards beteiligt.
großen einfluss nahm hierbei phil spector. „pet sounds“ gilt als album, das dank aufwändigerer produktionstechniken wie bandschleifen und mehrfach aufgenommenen stimmen einzelner bandmitglieder live so nicht aufgeführt werden konnte und die beatles zu „sgt. pepper“ inspirierte. er war einer der ersten, die das studio selbst als instrument begriffen. und als typischer künstler auch den eigenen dämonen ausgesetzt – substanzmittelabhängigkeit inklusive.

er ist nun mit 82 jahren verstorben.

r.i.p.