die zeit rennt im killekill-hauptquartier wahrscheinlich immer schneller. in den drei jahren seit aufgabe des mittwochs in der berghain-kantine hat sich durch die präsenz im suicide am freitag und auch im horst (rip) so einiges getan, woran auch sicherlich das label einen großen anteil hat.
nun sind also fünf jahre rum, und das wird mit großem bahnhof an der warschauer brücke gefeiert. da ich am samstag wieder beruflich (also in dem, der eher tagsüber stattfindet) gefordert bin, wird es von mir keine nachbetrachtung geben, da ich mir 2 uhr als absolute grenze gesetzt habe. werde mich aber um einen gastkommentator bemühen.
ansonsten wie immer: danke für musikalische kontrapunkte im berliner nachtleben, für den enthusiasmus gegenüber produzenten und djs, für bookings, bei denen einem freie hand gelassen wird und für das familiäre miteinander – und alles gute für die nächsten jahre!
p.s.: das sommercamp schlägt (nach einem jahr auszeit) seine zelte in diesem jahr wieder vom 10. juli bis zum 21. august in der berghain-kantine auf.
start
24 uhr
eintritt
10 euro
review
(von gastautor spacecake, der sich vor meiner überfallartigen bitte zwar erst zierte, nun aber eine nachbetrachtung abgeliefert hat, die mich in puncto schreibstil, reaktionszeit und mittlerweile auch der ausführlichkeit ziemlich alt aussehen lässt. danke dafür!)
wie versprochen dann also mein gastbeitrag. was das reviewen angeht, habe ich wohl kaum so viel erfahrung wie der hausherr und auch meine musikkenntnisse sind eher bescheiden. ich werde mir mühe geben, bitte aber schon einmal um etwas nachsicht mit mir.
der auftakt des abends gestaltete sich erst einmal sehr entspannt. flush hatte freunde und wegbegleiter der letzten fünf jahre zum grillen eingeladen, woran ich dank stype ebenfalls teilhaben konnte. dazu bleibt mir nur anzumerken, dass flush nicht nur tolle platten auflegt, sondern auch einen sehr leckeren kartoffel-gurken-salat macht. und stype macht nicht nur hinter dem dj-pult eine gute figur, auch am grill kann er überzeugen.
aber nun zum kern des abends, die große geburtstagssause. für die eiligen leser will ich es gleich vorweg nehmen: es war toll und absolut standesgemäß. das line-up klang ja schon vielversprechend und mich jedenfalls hat es nicht enttäuscht.
den anfang machte drinnen sebastian kökow, der schon früh eine ganz gut gefüllte tanzfläche bespielen konnte. sein set war meinem gefühl nach für die uhrzeit recht düster und hart, aber das publikum nahm es problemlos an. jemand mit mehr hintergrundwissen als ich könne bestimmt den ein oder anderen tracknamen nennen, sogar ich habe ein paar stücke gehört, die mir bekannt vorkamen – leider kann ich damit nicht dienen. insgesamt fand ich das set sehr überzeugend.
kurz nach 2 hat dann der gastgeber den platz am pult übernommen und eines seiner typischen, stimmungsgeladenen (sorry für die phrase, aber das trifft es am besten) und abwechslungsreichen technosets zum besten gegeben. und das hat, wie immer, sehr großen spaß gemacht. dem publikum ebenso wie mir. als perle sei hier ausnahmsweise mal ein track genannt, der das ganze auf den punkt bringt: x-101 – sonic destroyer (dank an erwan…).
im anschluss daran wurde es haarig. verantwortlich dafür waren die zwei herren, die um halb 4 die provisorische bühne betraten, die vor dem pult aufgebaut war. anzüge, langhaarperücken, hinter fellmasken verborgene gesichter: furfriend gaben ihr live-debüt. die musik und insbesondere die texte dürften hinlänglich bekannt sein (youtube hilft), wobei es eigentlich nur eines dazu zu sagen gibt: fuck! hätte man zählen wollen, wie oft das wort in den folgenden 45 minuten fiel, hätte man gut zu tun gehabt. der auftritt kam beim publikum gut an, wobei vor allem die optik eindruck machte, nach der zahl der gezückten handykameras zu deuten. getanzt wurde dadurch deutlich weniger, aber darum geht es bei solchen acts ja auch nicht in erster linie. leider verlief aber auch die interaktion mit dem publikum nicht ganz so wie die macher sich das gewünscht hätten. auf die regelmäßig eingestreuten direkten ansprachen („do you like to fuck?“) kamen oft nur zögerliche bestätigungsrufe zurück, manchmal auch gar nichts. dabei gaben sich furfriend durchaus mühe, einschließlich eines kurzen ausflugs mitten ins publikum. vielleicht lag es an der sehr schlechten verständlichkeit der ansagen durch das mikro. direkt vor dem lautsprecher kam bei mir meist auch nicht mehr durch als das f-wort. insgesamt fand ich es jedoch eine sehr spaßige angelegenheit, aber eben mehr zum zuschauen als zum tanzen (was durchaus möglich gewesen wäre).
im anschluss dann der headliner: neil landstrumm. zu ihm muss man eigentlich nichts mehr sagen, so lange ist der mann schon dabei. seine livesets zeichnen sich vor allem durch 2 dinge aus: härte und verschwurbelte sounds (zum vergleich ein set von 1995: https://soundcloud.com/dynamic-tension/neil-landstrumm-live-at-hog). früher analog unterwegs, spielt er heute mit einer mischung aus laptop und analogen geräten (bei fragen: stype kann bestimmt was dazu sagen), was er gekonnt zu nutzen weiß. um es anders zu sagen: wow, was für ein set! er war definitiv der schnellste an diesem abend, sowohl was die bpm zahl angeht als auch das „mixing“. bei gefühlt 140bpm hat kein sound mehr als eine halbe minute spielzeit bekommen, bevor er wieder von etwas anderem abgelöst wurde. die musik war ununterbrochen im fluss, hat sich ständig verändert und dabei keine sekunde an tempo nachgelassen. so muss ein liveset sein. das publikum sah zwar teilweise etwas überfordert aus, ging aber die ganze stunde gut mit. ich hatte definitiv großen spaß an dem set – und war am ende auch ziemlich tot.
so erschöpft habe ich dann zum ersten mal in dieser nacht den garten für mehr als eine minute besucht und es mir im sessel bequem gemacht, um snuffo (eindeutig an seiner maske zu erkennen) zuzuhören. er spielte groovigen techno, passend zu stimmung und uhrzeit, aber mir reichte es dann doch. gegen halb 7 habe ich dann das feld geräumt.
alles in allem ein sehr runder abend, der ziemlich gut gezeigt hat, wo sich killekill in der elektronischen musiklandschaft einordnet: techno mit anspruch und geschichtsbewusstsein, ohne dabei das „früher war alles besser“ auszurufen, sondern vielmehr deutlich nach vorne zeigend wie auch die eigenen produktionen immer wieder beweisen. sowohl für die partyreihe als auch das label gilt flush größter dank. man merkt, wie viel arbeit, zeit und herzblut in dem projekt steckt, und es ist schön zu sehen, dass das auch vom publikum honoriert wird. ich glaube, man kann von der partyreihe und dem label auch in den nächsten fünf jahren noch einige spannende neue sachen erwarten. ich freue mich darauf!