vier wochen pause, dazwischen liegen mittelmeersonne und einige tage müßiggang. genügend zeit, konditionsreserven aufzufüllen, möchte ich meinen. mit der munich machine ist die gelegenheit sehr günstig, das auf die probe zu stellen. dürfte auch mehr als zehn jahre her sein, dass ich herrn geier das letzte mal gehört habe.
achtung: zeitumstellung. in der nacht von samstag auf sonntag werden die uhren um 3 uhr um eine stunde zurückgestellt. der plan gilt bereits nach winterzeit, d.h. shed spielt vier und skizzo fünf stunden.
berghain
00h00: shed
03h00: answer code request live
04h00: dj hell
07h00: marcel dettmann
12h00: function
16h00: anthony parasole
20h00: danny tenaglia
24h00: ben klock
panorama bar
00h00: skizzo
04h00: point g live
05h00: danny tenaglia
10h00: ryan elliott
13h00: mike huckaby
16h00: volcov
19h00: sadar bahar
22h00: lakuti
24h00: tama sumo
02h00: tama sumo / lakuti
eintritt
14 euro
nachbetrachtung
da mir ab freitag nachmittag mutmaßlicherweise ein käse-ei-sandwich vom bäcker um die ecke oder ein mir nicht wohlgesonnener virus das gesamte wochenende über die vorzüge der zwangsweisen vernunft durch magen-darm-grippe light nahe brachte, kommt die nachbetrachtung nicht von mir, sondern einmal mehr von gastautor spacecake. der legt dafür eine disziplin an den tag, die ich mir zu eigen machen könnte. das fazit zur letzten sub:stance kriege ich noch dieses jahr hin, versprochen.
mit vielem dank für die mühen und dabei nichts beschönigt zu haben, geht’s unter dem kursiven mit dem o-ton los.
da der hausherr spontan verhindert war, übernehme ich mal wieder die nachbetrachtung. ich war besonders gespannt auf den münchner gigolo-chef dj hell. nicht nur hatte ich ihn in meinen gut 15 jahren ravekarriere noch nie gehört, ich wollte auch wissen, wie sich sein sound im berghain so macht.
aus diesem grund war ich für meine verhältnisse auch schon ungewöhnlich früh am ort, pünktlich zum beginn von answer code request. sein live-set war abwechslungsreich, geprägt von schönen tempowechseln bei einem insgesamt eher düsteren sound. hat spaß gemacht und mich in meiner hohen meinung von diesem mann einmal mehr bestätigt.
danach dann hell. der anfang war vielversprechend mit harten, zwingenden bässen. dann aber folgte der typische hell-sound, der auf mich allerdings einen überladenen eindruck machte. schlimmer war allerdings die beliebigkeit, mit der er die tracks aneinanderreihte. kein konzept, inkonsistent, völlig inspirationslos. das wurde noch deutlicher und schlimmer, als er nach etwas mehr als einer halben stunde dazu überging, allseits bekannte techno-bretter abzuspielen. jeder für sich sehr geil und in einem gut aufgebauten set ein garantierter abfahrtskandidat, wie hell aber die tracks präsentierte, wirkten sie völlig belanglos. itunes auf autoplay mit einer gut sortierten library hätte das genauso gut gekonnt, einschließlich der übergänge. die hat sich der gute hell nämlich häufiger ebenfalls gespart oder auf ein minimum reduziert. nach zwei stunden, in denen ich mir das treiben von der seite angesehen und -gehört habe, zog ich es dann vor, die panorama bar aufzusuchen. sollte es in der letzten stunde des hellschen sets noch besser geworden sein – zu spät. meinetwegen braucht dieser mann nicht mehr gebucht werden, ich habe keinen bedarf, ihn noch einmal zu sehen.
danny tenaglia hat oben gefälligen tech-house gespielt, passend für die panorama bar und vor allem deutlich mehr im fluss als das, was unten so lief. zwingend war der sound für mich allerdings nicht. zugegeben, ich war müde und schlecht gelaunt, nicht die besten voraussetzungen fürs feiern. grund genug also, um kurz vor 7 uhr den ersten heimweg anzutreten.
die zweite runde begann um 13 uhr bei function. der spielte zurückgenommenen, vergleichsweise langsamen techno, der mich erstmal zum tanzen einlud. aber auch hier fehlte mir die letzte konsequenz, zumal das set nach 14 uhr wirkte, als seien function die ideen ausgegangen. zwar hat er in sachen tempo und härte drauf gelegt, aber dafür fügten sich die einzelnen tracks nicht mehr so gut ineinander wie zuvor. schade eigentlich, aber eine gute gelegenheit, mich auf dem sofa vom wie immer großartigen licht hypnotisieren zu lassen. dennoch, den besten moment auf der tanzfläche hatte ich bei ihm, als sich wie aus dem nichts ein fieses acid-brett angeschlichen und in meine hirnwindungen gebohrt hat.
ein kurzer ausflug nach oben hat gezeigt, dass mike huckaby eine gut gefüllte panorama bar bespielen durfte. von seinem set ist nicht viel bei mir hängen geblieben, aber das publikum hatte sichtlich spaß. wieder unten habe ich mir dann angesehen, was anthony parasole so veranstaltet. und wieder war ich nicht glücklich. er spielte treibenden, meditativen techno, der jedoch ohne jegliche höhen und tiefen auskommen musste und somit emotional eher flach wirkte. nach etwa der hälfte des sets war ich drauf und dran, die party für mich zu beenden, bin aber im nachhinein froh, es nicht getan zu haben. denn was für mich bis dahin schlicht langweilig klang, hat sich danach als gut geplantes set entpuppt, das nach zweieinhalb stunden ordentlich an fahrt gewonnen hatte – genug, um mich den rest der zeit auf der tanzfläche gefangen zu halten. ein wirklich großes finale dieses insgesamt toll aufgebauten sets und damit auch mein gewinner des tages.
danny tenaglias zweites set habe ich nur am anfang mitbekommen. danach zu urteilen hätte ich noch gut spaß haben können bei ihm. das wusste meine vernunft jedoch zu verhindern.
noch ein paar worte zum publikum, das den nachmittag über seltsam verhalten wirkte. kaum jemand wirklich am ausrasten, selten schreie auf der tanzfläche, das kenne ich so nicht vom berghain. schubweise war es sehr voll auf der tanzfläche, alles in allem waren die menschen aber sehr angenehm. ich habe verhältnismäßig oft in freundlich lächelnde gesichter geblickt.
als fazit bleibt festzuhalten, dass diese party zwei wochen nach einem der höhepunkte des jahres wohl den bisherigen tiefpunkt markiert. hell hat auf ganzer linie enttäuscht, aber auch der rest konnte mich nicht restlos überzeugen. bleibt zu hoffen, dass das dann wohl die ausnahme war, die die vielbeschworene regel bestätigt: in diesem fall, dass das berghain woche für woche eine (techno-)musikalische qualität aufweist, auf die die meisten anderen städte neidisch sein dürften.