einkäufe vom 23. april 2007

nach wochen – ach: monaten – komme ich endlich mal wieder zu den inhalten, welche den festen kern des inhalts der hiesigen veranstaltung ausmachen. zum warmwerden drei platten, die ganz formal über discogs gekauft wurden, seit dem 19. april in der wohnung unter uns lagerten und von mir immerhin schon heute abgeholt wurden.

sven väth
harlequin – the beauty and the beast
[eye q / wea]
kommt einem riesen-outing gleich, aber ja, ich finde das dazugehörige album immer noch ziemlich gut, auch wenn der herr väth wie üblich bei dessen produktion lediglich daneben gesessen haben muss, bis ralf hildenbeutel alles so arrangiert hatte, dass es dem maestro auch passte.
zum auch hier vertretenen original gab es auch ein animationsvideo, wofür man damals auch noch das budget hatte und was hin und wieder im nachmittagsprogramm der musikkanäle lief. das waren eben gute zeiten damals. der original-track ist an sich immer noch brauchbar, aber dann kommen underworld auf der b-seite und liefern ein fast 13-minütiges epos ab, was einige aus dem film „der kalte finger“ kennen müssten und ein weiteres mal ihren perfektionismus bei der produktion zeitlos hervorragender trance-tracks demonstriert. high.co.coon hatte den auf der letzten party im kellerloch als vorletzte platte gespielt, womit ich endlich wusste, nach welcher platte ich zu suchen hatte, und trotz prominenten namen bin ich echt glücklich, dass die nun in meinem besitz ist. alleine schon, weil man den remix trotz seiner dauer ohne schlechtes gewissen ausspielen und in der zwischenzeit in aller ruhe selbst dazu feiern oder die örtlichkeiten aufsuchen kann.

robotman
do da doo (remixes)
[novamute 12 nomu 35]
der herr hawtin remixt sich selbst, und hier gleich zwei mal. es ist allgemein bekannt, dass er mitte der 1990er eine eigene liga in sachen hypnotischer acid-tracks darstellte und das zeigt er im „plastikman acid house remix“ nur zu deutlich. wieder mal eine epische länge, geprägt von einem spannungsaufbau, der nach heutigen maßstäben zwar offensichtlich berechenbar ist, aber in zeiten des dahingleitens ewig gleicher minimal-loops tut es echt gut, auch mal wieder tracks zu hören, in denen drei-minuten-breaks eine selbstverständlichkeit sind, um den aufgestauten druck am ende zu entladen. meiner meinung nach könnten einige herren der alten garde die platte heute wieder hervorkramen und kämen den bedürfnissen des publikums nach dramaturgie endlich wieder nach.
david holmes verblasst dagegen etwas, und richies zweiter beitrag ist einfach ein minimales tool, wogegen aktuelle veröffentlichungen aus dem konsens-minimalbereich allerdings keine sonne sehen.

electronic subforce
hard spirit
[red tide records rtr01]
kaufgrund? das set von laurent hô auf der mayday 1994, die bekanntermaßen bei mir als initialzündung gilt. ja, da traute man sich noch, auf dem mainfloor über 180 bpm ohne rücksicht auf verluste und hirnzellen auf das gaspedal zu drücken. da rächt es sich schon, damals noch etwas zu jung für sowas gewesen zu sein und heute nicht mehr in den genuss von clubs wie dem bunker kommen zu können, wo sowas zum guten ton gehörte.
ist eine stellenweise von grenzdebilem happy hardcore geprägte platte (lenny dee oder christopher just, wobei man es letzterem dank vorarbeit durch ilsa gold eh nicht übel nimmt), das gibt’s zwar auch im original-mix, aber bei dem überwiegen die fiesen töne. war auch zunächst erstaunt, sluts & strings auf der b-seite zu entdecken, aber wenn schon das label aus wien stammt, muss es auch nicht verwundern, dass die b-seite fest in wiener hand ist. von den beiden gibt es natürlich acid in etwas gemäßigterem tempo.
täte trotz deutlich raviger note echt gut, mal wieder sowas im club zu hören, aber den härtegrad, bzw. das tempo, ist ja niemand mehr gewöhnt.
p.s.: wer noch platten aus besagtem set zu vernünftigen preisen zu verkaufen hat, sollte sich bei mir melden.

gesammelte ersteigerungen der letzten monate

keine angst, das ist nicht viel. nur irgendwo muss man ja anfangen.

einmal discogs vom dezember, dann zwei mal ebay, wie immer mit leicht hervorgehobener trennung.

g-man
kushti
[swim ~ vawm09]
es ist ja nichts neues, dass schon 1996 minimalere tracks produziert wurden, und dass herr varley seine qualitäten niemandem mehr unter beweis stellen muss, ist ebenso klar. nur ist es für den heutigen übersättigten markt gerade im bereich der mnml-fraktion schon bezeichnend, dass jeder dieser fünf tracks mindestens 90% der aktuellen neuveröffentlichungen im regen stehen lässt.
gesucht hatte ich die platte in erster linie wegen des hypnotischen „house of vetti“ (ist natürlich auch ein knaller, keine frage), aber die restlichen tracks bringen das kunststück fertig, trotz simplestem aufbau, der den anfängern unter den plattendrehern das mixen leicht macht, immer noch mehr als bloße werkzeuge ohne wiedererkennungswert zu sein. von daher sollten sich einige platten wie diese zum vorbild nehmen, um zu verstehen, dass reduktion nicht zwangsweise mit einem tanzverbot einhergehen muss.

sil electronics
tal-s
[sähkö 010]

dahinter verbirgt sich susanne brokesch, und die ist wiederum immer noch ein teil der rancho relaxo allstars.
im hause sähkö ist man um experimente ja nie verlegen, und dies hier ist so eine platte, auf der zwischen ambient und clicks&cuts operiert wird. parallelen zur klangästhetik bei mille plateaux zur selben zeit sind nicht zu überhören, womit sähkö den status als damalige (und an sich auch heute noch unbestrittene) speerspitze einmal mehr untermauert.

pantytec
remixes
[perlon perl 30]

daniel bell zurückhaltender als sonst, dennoch funky und vergnügt, ultrakurt im typischen stil von telegraph, was bedeutet, dass er sich im zusammenhang mit einer anderen platte herrlich ergänzt. jedenfalls haben die franzosen bei mir das image, dass ihre tracks zu jedem anderen als schnittstelle dienen können (im selben tempobereich natürlich).
auf der rückseite isolée, der das bereits im original schöne „pink“ veredelt und absolut keine wünsche offen lässt.

ricardo villalobos
bredow / damm 3
[perlon perl 22]
ja, da gefriert eine hölle, ich kaufe tatsächlich aus freien stücken platten des vorzeige-minimalisten, den man deswegen (überaus zu recht) auch kritisieren mag, aber im jahre 2001 war das noch nicht so schlimm.
„bredow“ auf der a-seite ist ansatzweise perkussiv, wie man es von ihm damals auch schon kannte, wird aber erst durch das piano am ende interessant. muss man selber wissen, wie man die zeit bis dahin rumkriegt – wirklich prickelnd ist das eigentlich nicht.
im prinzip würde „damm 3“ in die gleiche kategorie fallen, nur herrscht hier ein gewisses tempo, was einen übergang vom warm-up zum schweißtreibenderen teil des abends leicht gestaltet. klar, auch hier sollte man eine andere platte schnell in petto haben, aber dann kann man in kombination mit der hier und engagement am mixer einiges anstellen.

caustic window
joyrex j4 ep
[rephlex cat 004 ep]

richard d. james unter dem alias, unter dem er zeitweise der härteren gangart frönt.
der grund, weshalb ich das original und nicht die compilation haben wollte, findet sich in seinem „popcorn“-remix, der wohl einige probleme mit dem copyright nach sich gezogen haben muss und deswegen nicht mehr auf dem 3er-vinyl auftaucht. lohnt sich aber, wenn man neben vollgas auch etwas humor ins set einstreuen will.
klare aufgabenverteilung: auf der a-seite wird der wille zur extase stimuliert, die b-seite ist mal wieder eine eindrucksvolle demonstration seines talentes, wunderschöne melodiöse tracks zu produzieren.
für fans und sammler definitiv ein muss.

monolake – track des monats: plumbicon_v.271205_01

neuer monat, und herr henke schaut auf seiner festplatte nach, was dem geneigten musikkonsumenten so gefallen könnte. plumbicon – man erinnert sich: einer der auf einer b-seite untergebrachten tracks, die der a-seite in nichts nachstehen und zudem auch noch außerordentlich gut geremixt werden.

die nun online gestellte, bislang unveröffentlichte vorab-version (zwar nur in 128 kbps, klingt aber über meine boxen dennoch ordentlich voluminös) ist wesentlich düsterer als diejenige, die am ende auf vinyl gelandet ist. wer sich aber den oben angesprochenen ersten teil der remixe besorgt hat, wird parallelen zur live-version aus osaka erkennen.

lohnt sich natürlich mal wieder, wie jeden monat geht’s hier lang.

einkäufe vom 08. dezember 2006

weiter geht’s mit nachgereichten kritiken, und wenn man seinerzeit schon in der space hall flyer auslegt, kann man auch gleich ein bisschen was mitnehmen.

aphex twin
selected ambient works 85-92
[r&s records rs 2006/01]
kam seinerzeit auf dem sublabel apollo raus, nun nochmal mit einem neuen mastering auf dem hauslabel. grund zur freude bietet das allemal, weil der stellenwert des albums auch nach 15 jahren immer noch dem eines monolithen gleicht. jeder, der sich mit elektronischer musik beschäftigt, wird daran nicht vorbeikommen, und wer skeptische mitmenschen überzeugen will, für die das ganze lediglich aus bumm bumm und kitsch-vocals zu bestehen scheint, kann damit beste aufbauarbeit leisten.

dj hell
hell ärgere dich nicht
[disko b db 026]
auch wieder so eine platte, die man jahrelang um die ohren gepfeffert bekommt, weshalb die für jeden schallplattenalleinunterhalter (man will ja nicht ständig die selben termini verwenden, gell?) eher früher als später unausweichlich wird.
jeff mills irgendwie funky-perkussiv und dann kommt auch noch die 303, die dem remix auch noch das abfahrtsignal verpasst. sauber.
dave clarke ist eh dafür bekannt, nie lange zu fackeln, zieht das auch hier konsequent durch, stampft mit einer sequenz, die den track ins federn bringt, durch fünf minuten und steckt damit 99,9% der tool-nummern nach 1999 in die tasche. die restlichen 0,1% können sich evtl. glücklich schätzen, daneben nicht ganz zu verblassen.

bjørn svin
before you suite
[iron oxide fe 05]
ja, die leidenschaft für herzhaft neben sämtlichen harmoniestandards liegende platten ist immer noch ungebrochen. herr svin ist mir vorher bereits auf kondi untergekommen, was schon nicht schlecht war, aber die stellt er mit diesem vier-tracker locker in den schatten. drei davon sind techno und werden den leuten, die mit neil landstrumm oder tobias schmidt (in jeweils guter bis ausgezeichneter tagesform) groß geworden sind, keine schwierigkeiten bereiten. herzstück der ep ist für mich allerdings „karmagain“, der eine ideale verbindung zwischen rotzigem electro und drum&bass sein könnte. legt erstmal ein beachtliches tempo vor und lässt dann noch basslines vom stapel, bei denen man sich im einen moment vor einer playstation und im anderen im schönsten strobogewitter wähnt. schön kalkulierter wahnsinn – klar, dass ich sowas mögen muss.

monolake – track des monats: wieland samolak – steady state music

zur feier des neuen jahres gibt’s nicht nur einen track, sondern gleich die komplette erste cd auf imbalance. damals noch unter der schirmherrschaft moritz von oswalds, erst seit 1997 in den händen robert henkes. von ihm persönlich ist das album zwar nicht, und auch stellenweise für ambient-verhältnisse unbequem zu hören, aber wenn geschenke gleich so opulent (alles in mp3-shop-würdigen 320 kbps encodiert) daherkommen, sollte man sie auch dankend annehmen, zumal das album für mich bislang total unbekannt war.

gibt’s natürlich wie die letzten schmankerl auf der eigens eingerichteten ftotm-seite: klick.

einkäufe vom 27. dezember 2006

ganz konnte ich es dann doch nicht lassen, aber der kompakt-mp3-newsletter, in dem der ferienrabatt von 99 cent pro track zwischen weihnachten und silvester angepriesen wurde, ließ mir echt keine andere wahl. 8,01 euro für vier ep’s – wer will da noch meckern?

audion
mouth to mouth
[spectral sound spc-39]
klar, überhit. immer wieder erstaunlich, wie matthew dear es unter dem alias schafft, so vielseitige, aber doch eingängige tracks zu produzieren. funky, und das signal zum wegbeamen erfolgt nicht nur einmal, sondern regelmäßig. an sich simpel, aber genau das, was man nach den allzu verkopften veröffentlichungen der letzten jahre so braucht. da ist es ganz ok, dass er nicht versucht, es auf der b-seite nochmal zu steigern, aber immerhin einen sägezahn-schunkler zum besten zu geben.
dj’s wie publikum werden sich gleichermaßen auf die äußerst kurzweiligen 13 minuten der a-seite einigen. nur zu verständlich, weshalb die platte für viele im letzten jahr so weit vorne war.

gabriel ananda
miracel whop
[platzhirsch 08]
„was ist nun mit dem kaputt?“ werden sich einige fragen. platten von einem der dedizierten minimal-labels zu kaufen, was sich bei einigen katalognummern für meine begriffe doch wohltuend vom einheitsbrei abhebt. eine davon ist diese hier, und das komischerweise sogar bei allen tracks. den titeltrack spielen die promi-playlist-nachkäufer wahrscheinlich zur prime-time, ich würd’s zum aufbau als schnittstelle zum techno-vollwaschgang bevorzugen. „leikau“ ist eine lustig-verpeilte jamsession mit gitarre und macht damit einmal mehr deutlich, dass dem genre der humor in den letzten jahren absolut abhanden gekommen zu sein scheint. die live-version des „doppelwhipper“ war der kaufgrund, und an sich ist der track mit der gleichbleibenden hüpfenden melodie sowas von simpel gestrickt, dass es fast schon frech ist – aber es funktioniert. alleine, weil der herr live scheinbar zu wissen scheint, wie man es krachen lassen kann. sicher, mitte oder ende der 1990er hätte man sowas milde belächelt, aber heute kann man über solche minimal-abfahrt-tracks echt froh sein. bin mir sicher, dass dessen halbwertszeit beileibe nicht gering ausfällt.

hiem
she’s the one
[crosstown rebels crm 011]
vergessen wir das original besser schnell, bzw. überlassen es der electroclash-fraktion, die damit ganz gewiss mehr anzufangen weiß als ich. der kaufgrund findet sich mit mathew jonson in bestform, der die bassline des originals gottseidank ganz rausnimmt, es überhaupt nur auf das wesentliche reduziert, und in seinen zwölfeinhalb minuten im handumdrehen demonstriert, wie man flächen und melodiöse sequenzen beispielhaft arrangiert. klingt eigentlich sogar gut kitschig, aber die tiefgehende bassline ab dem zweiten drittel fügt dem track eine neue nuance hinzu, die ihn umso deeper erscheinen lässt. ganz großes kino in großen clubs.

neil landstrumm
factory revival ep
[scandinavia scan 025]
muss mich ja rehabilitieren, was liegt also näher, sich auf alte helden zu besinnen, obwohl neil sich in letzter zeit auch von ungewohnten seiten präsentierte. so auch hier zwei mal, wo er als rave-veteran einmal die happy mondays remixt und einmal joy division covert. das klappt beide male erstaunlich gut, seiner linie mit darken sounds und typischen basslines bleibt er treu. das klappt insbesondere bei „she’s lost control“ am besten, was für seine verhältnisse ganz schön offensiv ravig klingt, ihm aber meiner meinung nach blendend zu gesicht steht. dieses jahr steht wohl ein neues album auf scandinavia an, darauf bin ich nach den entwicklungen des letzten jahres schon echt gespannt.