das kreuzwerk gehört zum ritter butzke und ist seit einem guten jahr auf der landkarte der berliner clublandschaft. klub verboten hat bspw. dort seine feste heimat, aber dahin traue ich mich (noch) nicht. stattdessen zu der reihe, die als inoffizielle nachfolge zur cocktail d’amore gilt.
power dance club 24hrs
sauna
00:00 kingsizebed
04:00 nsperger
08:00 aaron blau
12:00 mama yha yha
16:00 shaw cain live
16:15 131bpm
20:00 abnama
green house
04:00 luigi di venere
08:00 nd_baumecker
12:00 stathis
16:00 alex kassian
20:00 maze
discoteca
00:00 glamsesh
nachbetrachtung
rein: 8:30 uhr
raus: 14:00 uhr
mal mit prolog als erklärung für meine einschätzung, aber dennoch das kurzfazit vorangestellt: musikalisch und auch vom sound her habe ich absolut nichts zu meckern. der zulauf war dank des folsom-wochenendes überdeutlich, es wird sich ergo hoffentlich für den power dance club gelohnt haben.
prolog
der hauptgrund dafür, dass es für mich so „kurz“ war: hintergründiger groll gegenüber mir selbst. den samstag über hatte ich die idealen voraussetzungen dafür, bestens ausgeruht in den sonntag zu starten. ich war abends sogar rechtzeitig genug müde, aber genau das wurde mir beim abendlichen musikhören zum verhängnis. da kann ich genauso gut wie vor dem fernseher einschlafen – mit vergleichbaren nebenwirkungen, die sich zum schmetterlingseffekt ausweiten können. in diesem fall zwischenzeitliches aufwachen kurz nach mitternacht, ohne die musik auszuschalten und mich final bettfertig zu machen, stattdessen eine weitere etappe an schlaf, die bis 2:30 uhr reichte. von da an zwei stunden herumwälzen, dann eine stunde am rechner mit dem bouncen in ableton live gewarpter tracks verbringen und um 5:30 uhr eine leichte müdigkeit verspüren, die sich in der nächsten stunde als nicht ausreichend für richtigen schlaf herausstellte.
ergo nicht mal drei stunden schlaf, die ich kurz vor 7:00 uhr mit kaffee und frühstück gekontert habe und dann mit dem fahrrad los richtung kreuzberg bin.
das alles schildere ich deswegen so ausführlich, weil das meine eh etwas angeknackste stimmung an dem sonntag noch etwas mehr in schieflage gebracht hat. selbst musikalische offenbarungen hätten zur aufhellung wahrscheinlich wenig beitragen können, aber unter leute zu gehen war tatsächlich besser als daheim dem etappenschlaf und / oder noch größerer miesepetrigkeit anheim zu fallen.
evaluation
es gab auch vorteile: als ich das green house endlich mal gefunden hatte, konnte ich nd quasi komplett hören, der fordernder als bei der staub, aber selbstredend mit der ihm eigenen diversität spielte. gut möglich, dass der bass bzw. die im vergleich zum zelt des about blank generell lautere anlage den eindruck etwas färbt, aber dem zeitpunkt und der stimmung der leute war das absolut angemessen. fiel in die phase der party, in der sich das publikum ausgetauscht hat – gerade in der sauna war durchkommen nie ein problem, das green house jedoch stets bestens gefüllt. und je weiter der spätsommertag voranschritt, galt das auch für den hof davor.
ansonsten war ich bislang nur einmal im ritter butzke – das ist jetzt gut 17 jahre her. die lokalität habe ich damals gelobt und auch in aussicht gestellt, bei passendem programm nochmal hinzugehen. das hat seitdem jedoch nicht meinen geschmack getroffen und ich damit die entwicklung des clubs nicht mitbekommen.
erwähne ich deshalb, weil mir der unterschied des kreuzwerks zu den räumlichkeiten des ritter butzke bis zum ende nicht klar war. das green house wird definitiv auch zu den butzke-nächten bespielt, die sauna gehört ebenfalls dazu. ich kann nur spekulieren, ob das eigentliche kreuzwerk aus dem raum besteht, der sich hinter der großen garderobe befindet. sah jedenfalls nach den gegebenheiten für clubbetrieb aus: bar, toiletten, kleiner darkroom links, bühne hinten in der mitte. während meiner anwesenheit schien das als hellere play area konzipiert zu sein – vorher war’s eventuell die discoteca.
es liefen jedenfalls sets aus der konserve, so dass ich den ort zunächst für das green house hielt und das dj-pult vergeblich gesucht habe. erst beim gang durch die sauna wurde mir klar, dass es dahinter noch wesentlich mehr gibt. gegen mittag (im ritter butzke fand die party zum zug der liebe statt, deren spuren noch beseitigt werden mussten) war auch der innenhof geöffnet – für die publikumsströme wesentlich besser. auch den ausgang über den hof hätte mensch nutzen können.
die sauna ist als floor gelungen. mit dem durch die fenster einfallenden tageslicht musste ich mich erstmal arrangieren, aber das war ab mittag durch den improvisierten molton-vorhang kein thema mehr. das ebenerdige dj-pult mit den zwei kleinen podesten dahinter rief erinnerungen an setups aus amsterdamer clubs wach. kann auch in hiesigen clubs gerne weiter umgesetzt werden und ließ sich zudem super als abkürzung zum hof / green house nutzen. erstaunlicherweise kam mensch aber auch am rande der tanzfläche problemlos durch. lobenswert sind dort die vielen sitzgelegenheiten, gerade die mehretagigen bänke vor den fenstern.
verbaut ist hier funktion one, mixer (auf beiden floors) der pioneer v10. und auch wenn es musikalisch als techno-floor konzipiert war, hat das zur zeit meiner anwesenheit bestens unterhalb von 140 bpm funktioniert.
das green house ist als hexenkessel konzipiert und weckte leichte erinnerungen ans heideglühen. wobei ich dort bislang nur einmal vor acht jahren war, also vor deren umzug / neubau an fast der gleichen stelle. ein schmaler schlauch, flankiert von einer galerie auf drei seiten. heißt: es kann bei hochbetrieb an der treppe mal etwas dauern und sich im vorderen bereich der tanzfläche stauen. unter der empore ist mensch tanzenderweise relativ ungestört (und der bass fängt sich dort am besten – db audio ist hier mittel der wahl). bis dahin durchzukommen erfordert jedoch etwas diplomatie. ordentlich warm war’s dort in jedem fall.
sitzgelegenheiten gibt es eher oben auf der galerie, wo es vom räumlichen bewusstsein der leute abhängt, ob sich diejenigen, die vorne am geländer tanzen, nicht mit den sitzenden in die quere kommen. das hatte bei manchen etwas gelitten. aus meiner eingangs geschilderten etwas miesepetrigen stimmung heraus war das mit einer der beweggründe, mich bereits gegen 13:00 uhr zu entscheiden, über einen kurzen schlenker bei der artonale heimwärts zu radeln. ein anderer war tatsächlich das wetter und die aussicht darauf, das im lustgarten des about blank besser ausnutzen zu können. mir war’s in der sauna eindeutig zu dunkel und im green house (sowie allgemein) einfach zu voll. also gegen 13:20 uhr bei der garderobe angestellt, in der nächsten halben stunde gelernt, dass sie unterbesetzt war, noch eine letzte runde gedreht, dann raus.
würde ich das kreuzwerk nochmal besuchen? es kommt auf die party an. den power dance club als 24-stunden ausgabe schon. auch wenn sie sich stand 1. september 2025 bei instagram als „hedonistic all-inclusive queer rave“ bezeichnen, war zumindest diese ausgabe (vielleicht wegen folsom, mir fehlt die langzeitperspektive) sehr schwul geprägt. der männerüberschuss war jedenfalls überdeutlich und ich als bestenfalls heteroflexibler cis-typ damit am rande. das ist völlig in ordnung so – es braucht auch andere orte sowie reihen als das berghain.
mir fehlt’s beim kreuzwerk an eigener identität und auch an kontinuität. zwar kann mensch sich auf klub verboten, demolate, herrensauna und eben den power dance club als reihen berufen, es fehlt jedoch die berechenbarkeit – für den september 2025 steht nur ein termin fest, für oktober sind es bislang zwei, für august waren es vier. das ritter butzke hat ein wöchentliches programm – und auch wenn das nicht meinen vorlieben entspricht, zieht es genügend andere an, so dass der club seinen festen platz auf der berliner landkarte hat.
wie die grenzen zwischen den räumlichkeiten ist mir unklar, was für eine richtung den betreibern des ritter butzke mit dem kreuzwerk vorschwebt. wenn es ein weiterer sexpositiver raum neben berghain, rso und dem kitkat sein soll, geben die räumlichkeiten dies schon mal her. je nach zu erwartendem publikumsinteresse scheinen gerade diese dort so flexibel gestaltet werden zu können, dass manch normalerweise zum ritter butzke gehöriger floor für eine party im kreuzwerk abgeknapst wird. wenn das publikum des ritter butzkes damit leben kann, passt das.
de facto liegt das kreuzwerk an den meisten der wochenenden im september / oktober 2025 als raum brach – oder es gibt firmenfeiern, von denen ich nichts weiß und die auf der website nicht auftauchen. angenommen, dass dem nicht so ist, sehe ich allerdings auch keine bemühungen, dass das kreuzwerk als eigenständiger club etabliert werden soll. ideal wären: neben großereignissen wie klub verboten oder den power dance club feste termine für die bereits etablierten partyreihen schaffen. diese ggf. nicht in der größenordnung oder der länge eines gesamten tages, sondern „nur“ auf den floor konzentrieren, bei dem ich vermute, dass es der des kreuzwerks ist. acht bis zehn stunden programm mit drei, maximal vier djs an einem tag in der woche – idealerweise der samstag. würde den partykollektiven einiges abverlangen: aus der arbeit mit der bewegungsfreiheit weiß ich, dass die organisation (gerade wenn es sich um monatliche oder zweimonatliche termine handelt) eigentlich ein vollzeitjob ist. andererseits dürfte es in berlin nicht an queeren kollektiven mangeln, so dass diese den terminkalender des kreuzwerks füllen könnten. jedoch kenne ich die mietkonditionen nicht. somit weiß ich nicht, ob sie für veranstalter*innen überhaupt attraktiv genug sind, wenn „nur“ der eine floor bespielt werden soll oder ob sich das erst ab einer gästezahl > 1000 lohnt. es würde jedoch absolut nicht schaden, eine derartig zentral gelegene alternative zum berghain oder zum kitkat zu haben. ebenso könnte mensch mal in die richtung überlegen, die gegen aus dem kitkat abzuwerben, was ganz gut dazu beitragen könnte, das kreuzwerk zu etablieren. oder als aufgabe für’s hauseigene booking: eigene klubnächte. so hat’s nach aktuellem stand den anschein, dass das kreuzwerk betreiberseitig als beiwerk gesehen wird, das neben dem ritter butzke ein gutes trinkgeld abwirft. und das ist in zeiten der auch in berlin immer knapper werdenden räume für meine begriffe verschenktes potential.
epilog
einen ebenfalls fehlgeschlagenen versuch eines nachmittagsschlafs später habe ich mein vorhaben in die tat umgesetzt, den letzten lustgarten im about blank in diesem jahr mitzunehmen. dessen termine sind hier nicht aufgetaucht, de facto war ich bei fast jeder ausgabe – auf der flinta*-edition hatte ich als cis-typ nichts verloren.
die musik war beim power dance club zwar klar besser, aber der garten des about blank konnte seine qualitäten in zweierlei hinsicht ausspielen: erstens kann mensch dort bei moderater fülle stets einen ruhigen platz finden und sich zweitens bei bedarf wieder ins getümmel stürzen. zum plaudern und herumstreunern war das in jedem fall super und mein konsum koffeinhaltiger getränke selten so hoch wie an diesem sonntag. der anschließende schlaf jedoch gefühlt der tiefste der woche. immerhin etwas.
notierte tracks
nd_baumecker
vyvyan – waterslide
loxodrome – drop out
alexander skancke – typhoon flutes
airwolf paradise – only man (feat. paul johnson)
i-robots – own existence (feat. tuscania)
anthony naples – perk
daphni – xing tian
chris lake – release
mama yha yha*
beste hira – babe2
*: sah nach jemensch anderem aus, der für sie eingesprungen war. gerne in die kommentare schreiben.