viel gutes darüber gehört (über den club sowie stadt und land). bin ab morgen dort, da passt es ganz gut, dass die feierlichkeiten zum elfjährigen wegen der kommunalwahlen am vergangenen wochenende um eine woche verschoben worden sind.
bassiani
freitag, 10.10.2025
23:59 98dots
samstag, 11.10.2025
04:00 hvl live
05:00 magna pia
08:00 massimiliano pagliara
11:00 newa
14:00 zitto
17:00 wata igarashi
20:00 architectural
23:00 gigi fm
sonntag, 12.10.2025
02:00 kameliia
05:00 dold live
06:00 phil berg & lobster
09:00 amoral
12:00 d. dan
15:00 philippa pacho
18:00 kancheli b2b ndrx
horoom
freitag, 10.10.2025
23:59 kdema
samstag, 11.10.2025
04:00 zzzbam live
05:00 nika j b2b tomma
09:00 carlos valdes b2b sophie phare
13:00 zurkin
16:00 kraumur
19:00 boyá
22:00 rey colino
sonntag, 12.10.2025
01:00 valley dolly
04:00 hamatsuki & skyra live
05:00 simone de kunovich
08:00 nicole b2b bekuchi
12:00 sibil & mayell
16:00 kvanchi & dito
nachbetrachtung
ich war dreimal da:
- 11.10.2025: 1:30-07:30 uhr
- 11.10.2025: 18:00-23:30 uhr
- 12.10.2025: 16:00-23:40 uhr
und da das mein fazit nur indirekt vorwegnimmt, nochmal in aller deutlichkeit: was. für. ein. krasser. club! vorschusslorbeeren sind ja das eine, insbesondere wenn die vergleiche zum berghain immer wieder herangezogen werden. aber den braucht das bassiani nicht zu scheuen, fast schon im gegenteil.
da ich mich bei lobeshymnen nicht kurzfassen kann, sollte ich sie wenigstens strukturieren. also gibt es zunächst die ortsbeschreibung (umgebung sowie club), dann einen exkurs zu techno in georgien und den politischen rahmenbedingungen, zum schluss meine musikalischen eindrücke.
ortsbegehung
verkehrstechnisch ist die dinamo arena bestens angebunden. entweder nutzt mensch die metro, steigt am station square aus und geht dann am basar vorbei zum stadion oder mensch nutzt die busse, die durch die innenstadt fahren – die stationen sind quasi vor der tür. ich bin jeweils hingelaufen, was nachts am dezerter basar zugegeben unheimlich werden kann, weil die mikheli tsinamdzghvrishvili str. eher spärlich beleuchtet ist. eine straße weiter auf der davit aghmashenebeli ave. ist das besser. das stadion selbst ist nicht zu übersehen und der eingang dezent, jedoch auffällig genug.
es gab zu keiner zeit irgendwelche schlangen vor dem club. beim ersten mal waren vielleicht zwei, drei leute vor mir, aber das ging trotz bodycheck vor der kasse alles ganz zügig. bei den weiteren beiden malen konnte ich direkt durch. wie beim berghain gibt’s klebearmbänder, was die sorge um den wiedereinlass minimiert. der kostete an dem wochenende 5 georgische lari (also umgerechnet aufgerundete 1,60 euro), der eintritt an sich sportliche 111 lari (umgerechnet 35 euro). das geht zwar sehr klar für eine party, die mit so einem line-up für 48 stunden angesetzt war (aber länger ging), allerdings kommt das aus meiner perspektive eines mittelverdieners aus westeuropa. für den georgischen durchschnittsverdienst ist das eine menge. die getränkepreise (wieder aus meiner perspektive) spottbillig. ein halber liter wasser: 3 georgische lari (also 1 euro), gleiches für eine dose cola, was jedoch die größe war, wie mensch sie in flugzeugen bekommt. wie außerhalb deutschlands üblich: kein pfandsystem, stattdessen dosen, plastikflaschen oder -becher, die in bereitstehenden mülleimern entsorgt werden konnten, zu einem guten teil jedoch am rande der tanzfläche herumlagen. zum einsammeln der reste gehen jedoch regelmäßig runner*innen durch.
die getränkepreise sind ergo auf das lokale publikum zugeschnitten, allerdings könnte der eintrittspreis bei solch einem wochenende mit überlänge manche vom besuch abgehalten haben. das war meine erklärung dafür, dass es im bassiani zu keiner zeit wirklich voll war – sonntags bei philippa pacho und dem anschließenden closing ca. zu drei vierteln. im horoom sah das in der nacht von freitag auf samstag anders aus – da war’s vergleichbar zu einer gut gefüllten panorama bar. was sich für die bassiani-betreiber hoffentlich ausgezahlt hat, geht unbestritten als dicker pluspunkt auf meine liste, da ich mir auf der tanzfläche im bassiani niemals wirklich sorgen darum machen musste, ob sich irgendwer in eine noch so kleine lücke neben mir drängelt. jede*r hatte genug raum, was hierzulande nicht unbedingt mehr selbstverständlich ist.
aller sorge zum trotz: ich hab mir sagen lassen, dass das schon als ziemlich gut besuchtes wochenende zählt. jedoch auch hier: evtl. zwei headliner weniger, dafür den eintrittspreis etwas senken und die sets wenigstens vier stunden dauern lassen. wie im berghain wissen auch hier die residents am besten, wie die leute mitgenommen werden können.
auffällig und was mich direkt begeistert hat: auch wenn ich beim ersten mal nachts angekommen bin und mich somit vom tageslicht nicht umgewöhnen musste, wird es bei betreten der innenräume hinter den toiletten richtig dunkel. ich hab den oberen zugang zum bassiani genommen und den floor damit erstmal in gänze gesehen – bzw. schemenhaft, weil die spärliche beleuchtung erstmal nur andeutete, wo etwas sein könnte.
das layout ist durch dokumentationen oder bilder bekannt: tanzfläche im ehemaligen schwimmbecken mit dem dj-pult am hinteren ende. das steht nur minimal erhöht, somit werden die acts nicht überhöht. funktion-one-stacks am linken und rechten ende, nochmal ein paar von der decke hängende tops an beiden seiten in der mitte. lightjockey rechts vom dj oberhalb des ehemaligen beckens, am vorderen rechten ende der tanzfläche die bar, links eine art galerie, auf der mensch entweder tanzen oder sich das geschehen auf der tanzfläche von oben anschauen kann. davon geht eine treppe hinab zum sitzbereich hinter dem pool – der einzige neben dem an der empore direkt hinter dem eingang. macht deutlich, dass es ums tanzen geht, sobald mensch die treppe richtung tanzfläche heruntergegangen ist. alles nur so „hell“ beleuchtet, wie es wirklich muss. auch wenn die scanner gut und gerne mal zum einsatz kommen und das bassiani hell erleuchten können, kommt es vor, dass das licht für ein paar minuten einfach mal pause hat und unter zuhilfenahme von nebel nur die umrisse der leute zu sehen sind. durchbrochen wird diese dunkelheit gerne mal mit strobos auf oder im gang rechts neben der tanzfläche.
im gang zur garderobe noch eine weitere bar, dahinter teilt sich der raum. linkerseits ein blau beleuchteter mit sitzgelegenheiten, derer gibt’s auch welche in der mitte, von der aus mensch auch wieder eine treppe nach oben nehmen kann, um bei den dortigen toiletten rauszukommen, rechts ein raum mit vier kammern. gegenüber von der garderobe noch eine kleinere bar und etwas merch, wobei die typischen bassiani-shirts an dem wochenende leider nicht erhältlich waren.
den horoom habe ich erst gehört, jedoch die treppe übersehen, die dorthin führte. sobald mensch sich für den eingang nach unten entscheidet: nicht nach links zur garderobe gehen, stattdessen 180-grad-drehung nach rechts und dann die treppe hoch. als einziges hat mich dort die kleine bar auf der linken seite der tanzfläche gestört, sonst fand ich die raumaufteilung dort ideal: empore am vorderen rechten ende, in der mitte der rechten seite steht der subwoofer, ebenerdiges dj-pult geradezu am hinteren ende des raumes in der mitte, void-soundsystem mit deren typischen hörnern. links neben der tanzfläche ein separater gang, von dem die toiletten abgehen und von dem mensch – wie auch von der tanzfläche aus – zum raum mit der eigentlichen bar kommt, der einiges an sitzgelegenheiten bietet. es gibt dahinter auch eine art balkon, der einblicke in das innenleben unterhalb des stadions bietet.
auf beiden floors also eine klare trennung zwischen party und den sozialen aspekten. mensch kann auch einfach draußen hinter dem eingang sitzen oder in einem dritten raum, der samstag- sowie sonntagabend geöffnet war. befindet sich direkt hinter dem eingang und ich habe den erst als vielleicht noch zu eröffnenden dritten floor gehalten, weil auch dort ein dj-pult nebst void-soundsystem aufgebaut war. es stellte sich in der darauf folgenden woche heraus, dass es sich dabei um den morevi-plattenladen handelt, der noch im oktober im horoom sechsjähriges feierte und seit einem jahr in den räumlichkeiten unmittelbar neben dem eingang zum club liegt. bis vor einigen jahren war der horoom dort untergebracht, jedoch wütete dort ein brand und er wurde an seinen jetzigen, geräumigeren ort verlegt. da ich privat in den letzten monaten / jahren vermehrt ambient höre, sehe ich das als grundlage dafür, das bei größeren klubnächten auch mit musik zu bespielen. aber grundsätzlich ist’s auch mal gut, einfach einen raum zu haben, der von der musik beider floors isoliert ist.
im horoom sowie im morevi habe ich zusammengerechnet (inklusive herumsitzen) insgesamt nicht mal zwei stunden verbracht. den rest eher in den katakomben des bassiani, das mit seiner rauhen, auf das absolut notwendigste reduzierten ästhetik bei mir als techno-sozialisierten alle offenen türen einrannte. dessen räumlichkeiten und deren ambiente sind für diejenigen gemacht, welche die größe des berghains und die dunkelheit des tresors vereint haben möchten. kein unnötiger schnickschnack, alles auf’s wesentliche reduziert, richtig schön rauh.
einen haken hat es: geraucht wird quasi überall. wer sich in berlin an tanzflächen ohne blauen dunst ohne entsprechend riechende kleidung gewöhnt hat, zieht sich für’s bassiani am besten das an, was danach in der waschmaschine landen kann.
beim clubdesign machen sie also schon mal eine menge richtig, jedoch positionieren sie sich auch klar politisch. der folgende exkurs erhebt keinen anspruch auf vollständigkeit und ist nicht mehr als ein grober abriss der historie des clubs und der politischen entwicklung georgiens in den letzten jahren mit artikeln zum weiterlesen. all das zur verdeutlichung, welchen stellenwert das bassiani für die lokale szene hat – bzw. einen teil der jüngeren generation georgiens, wenn mensch es größer denken möchte.
zwischen attraktion und repression
das bassiani eröffnete anno 2014 auf den plan. dessen macher hatten bereits partys in off-locations veranstaltet, jedoch wurde dies zu kostspielig. wie es der glückliche zufall so will, befand sich bei eben diesen partys jemensch mit verbindungen zu dinamo tbilisi unter den gästen, womit sich die chance ergab, das leerstehende schwimmbad unter dem stadion zum club umzubauen. was hierzulande in den 1990ern schon längst passiert war, wurde in den 2010ern in georgien realisiert: einer jungen und bislang höchstens vereinzelt in erscheinung tretenden szene ein festes zuhause zu geben. u.a. durch die horoom-partys entwickelte sich das bassiani zu einem safer space für queere personen, internationale bookings verhalfen zu einer strahlkraft über georgien hinaus1.
techno entwickelte sich dort noch mehr als hierzulande zum soundtrack und katalysator für progressive politische sowie gesellschaftliche entwicklungen. ein dorn im auge mancher politischer entscheidungsträger, so dass nach durch überdosen verursachten todesfällen, die jedoch in keinster weise mit den clubs in zusammenhang standen, am 12. mai 2018 ein exempel statuiert werden sollte: razzien sowohl im bassiani als auch dem dezidierten queer-space cafe gallery – all dies teil der beweisführung zur offenlegung vermeintlichen drogenhandels und -konsums. die nachricht sprach sich noch währenddessen wie ein lauffeuer herum, mit entsprechend gewaltiger solidarität und damit auch antwort der clubs in tbilisi: alle stellten ihren betrieb nach bekanntwerden der geschehnisse ein und es kam zu einem zweitägigen rave vor dem parlament. im nachhinein entpuppten sich die beweise als lachhaft, da keiner der dealer an diesem tag in einem der beiden clubs festgenommen worden war. jedoch war seitens politik und polizei eine duftmarke gesetzt, was möglich ist, wenn progressive entwicklungen nicht gewünscht sind. die dekriminalisierung von marihuana im juli 2018 kann zwar als zugeständnis gesehen werden, allerdings wird der besitz von mehr als 1g anderer substanzen als sehr hohe dosis betrachtet, was bis zu 20 jahre gefängnis nach sich ziehen kann2.
und die erwähnte duftmarke verfestigt sich. es wird immer deutlicher, dass die regierung des georgischen traums von 2012 bis 2022 pro forma einen eu-freundlichen kurs gefahren hat. diese maske bröckelt zusehends seit dem angriff russlands auf die ukraine im februar 2022 und der politische wind wird rauher: im september 2024 brachte die regierung ein anti-lgbtq*-gesetz durch, das gleichgeschlechtliche ehen und geschlechtsangleichende behandlungen verbietet – flankiert von der ermordung der trans-aktivistin kesaria abramidze in ihrer wohnung am tag darauf3. bei den wahlen im oktober 2024 erreichte der georgische traum zwar die mehrheit, allerdings unter umständen, bei denen nicht von freien wahlen gesprochen werden kann4. vom eu-parlament folgte einen monat später eine resolution, die innerhalb eines jahres zu neuwahlen unter internationaler beobachtung aufforderte5, allerdings ließ die reaktion des georgischen premierministers irakli kobachidse nicht lange auf sich warten: er setzte die eu-beitrittsverhandlungen bis 2028 aus6 und drohte der pro-eu-opposition unverhohlen mit „auslöschung“7. im dezember 2024 wurde micheil qawelashwili als präsident vereidigt – bis 2022 mitglied des georgischen traums, seitdem mitglied der rechtskonservativen „volksmacht“8. der politische kurs zu kobachidse ist deckungsgleich.
idealer nährboden für weitere proteste, mag mensch meinen. tatsächlich ist die klare haltung gegenüber russland in der innenstadt tbilisis mit mehr als eindeutigen graffitis sichtbar. es scheint mir jedoch, dass die ältere bevölkerung davon lieber in ruhe gelassen werden möchte. in der altersgruppe 50+ ist die erinnerung an sowjetzeiten noch präsent genug, um sich zu sagen, dass nicht alles schlimm war, während sich die jungen definitiv nicht putin andienen und lieber europa annähern wollen.
demographisch spräche einiges dafür, dass eine mehrheit der bevölkerung sich an westeuropa orientieren möchte: 41,7% der georgier sind stand 2024 älter als 45 und fast 62% wohnen in städten9. es wäre spannend zu sehen, ob und wie sich das bei wahlen mit neutraler beobachtung ummünzen lässt.
und tatsächlich gibt es seit verkündung der aussetzung des eu-beitrittsverfahrens eine tägliche blockade der rustaveli ave. sowie eine mahnwache vor dem parlament, wo sich die teilnehmenden klar zu europa bekennen. jedoch sind diese eine gute gelegenheit für die polizei, demonstrant*innen durch anwendung physischer gewalt und / oder verhaftungen einzuschüchtern oder mundtot zu machen10. oder den protest gleich zu verhindern, bevor er entsteht – so geschehen am 6. november 202511. razzien gibt es derzeit keine, jedoch können leute auf der straße ohne anlass durchsucht werden. als teil der „auslöschung“ oppositioneller sehen diese sich nun dem vorwurf gegenüber, die regierung stürzen zu wollen. mit der aussicht auf 15 jahre im gefängnis – darunter der ehemalige staatspräsident micheil saakaschwili12.
alles in allem ein klima, in dem sich ernüchterung breitmacht, dass sämtliche proteste der letzten jahre nichts bewirkt haben. zusätzlich flankiert durch angst, drohungen, repressionen oder gewalt (psychisch sowie physisch) ausgesetzt zu sein. eine klare zermürbungs- sowie abnutzungsstrategie.
es gibt daher nicht wenige aus der techno-szene, insbesondere wenn sie sich zusätzlich noch als queer bezeichnen, die nicht ohne sorge auf die straße gehen. orte wie das bassiani werden damit zu refugien, bei denen niemensch weiß, wie lange das noch bestand haben wird.
auf der einen seite ist das reichlich deprimierend für diejenigen, die unter diesen politischen umständen leben. auf der anderen seite führt das zu einer authentischen wertschätzung dessen, was mensch hat. während sich leute in hiesigen breitengraden auf reddit darüber echauffieren, warum quelza schon wieder im berghain, und dann auch noch zu einem peaktime-slot spielt, wird im bassiani alles dankend angenommen, was tanzbar ist. während gruppen im berghain massenweise die toiletten blockieren, sich als resultat dessen auf der tanzfläche so gerieren als gehöre ihnen die welt und damit als minderheit denjenigen auf die nerven gehen, die auf ihrem drittelquadratmeter ungestört sein möchten, stellt sich die problematik im bassiani nicht. bzw. wenn, wird konsequent darauf hingewiesen – mir selbst völlig zurecht passiert, als ich sonntag während des sets von philippa pacho auf der tanzfläche mit jemandem redete (ganz richtig: mir ist das passiert, was ich normalerweise anderen ankreide).
es ist – gerade im vergleich zum schmelztiegel berlin – eine ziemlich erdende erfahrung, was das publikum angeht. schließt absolut nicht aus, dass sich auch einige arrogante leute im bassiani befinden. aber da das platzproblem zu keiner zeit irgendwo existierte (selbst warten auf der toilette war nie eine frage von mehr als fünf minuten), bestand auch die gefahr nicht, dass leute ihre ellenbogen ausfahren. auffällig war der überschuss an männern, dann aber auch gleich von 20-60 jahren. wenn frauen, dann eher jung. ein awareness-team oder einen stand habe ich nicht gesehen, aber es gibt hausregeln auf deren website, die prominenter platziert werden könnten. ob das zu einer weniger machistischen stimmung sowie weniger übergriffen beiträgt, vermag ich nicht zu beurteilen, aber etwaige erfahrungen in jeglicher richtung bitte gerne in die kommentare schreiben.
musik
die aufteilung ist so klar wie beim berghain: im horoom house und techhouse, im bassiani techno, wobei der auch gerne mal mit gebrochenen kickdrums funktionierte. aber zurückgenommene tracks mit viel reverb nutzen die raumeigenheiten (langer schlauch mit hohen decken) schon mit am besten aus. gleichzeitig funktionieren dichte perkussive tracks und auch alte dj-funk-nummern. oben auf der empore direkt beim zugang gibt es keinen klanglichen brei, wie mensch bei der kombination aus den vorderen stacks und den tops in der mitte des raumes vermuten könnte. die tontechnik hat das alles sehr gut im griff.
98dots erst hallig-reduziert, später perkussiver. hvl war mir zu beginn zu (mir fällt echt kein besseres adjektiv ein) lieblich, aber das fing zzzbam im horoom mit techhouse, der in richtung acid blinkte, sehr gut auf. gebrochene tracks dominierten die zweite hälfte von hvls live-set, das fand ich wesentlich gelungener. magna pia zwischen trippig und fordernd. massimiliano habe ich beim besten willen nicht mehr geschafft. ein wenig sightseeing am freitag und der lange reise-donnerstag steckten mir noch in den knochen. zudem fuhren die u-bahnen wieder, was meinen heimweg drastisch verkürzt hat.
zweite runde pünktlich zu wata igarashi, und da hätte ich mich geärgert, wenn ich ihn verpasst hätte. mitnichten hypnotisch-trippig, wie mensch es angesichts seiner produktionen erwartet. das war stellenweise richtig rough, immer mit der spannung spielend, stilistisch divers noch dazu. für mich das set des wochenendes, ohne wenn und aber. architectural ist ein alias von reeko (ich muss bei spanischem techno wirklich unter einem stein gelebt haben – das fiel mir bis zur discogs-recherche zu dieser nachlese nicht auf) und bisher mit eigenem label sowie auf semantica oder non series in erscheinung getreten. das umrahmt, was er in seinen drei stunden spielte. er nahm demnach dampf aus dem durch wata stark erhitzten kessel. im nachhinein auch richtig so, anstatt auf völlige eskalation zu setzen. dagegen hätte ich zwar nichts einzuwenden gehabt, aber die party befand sich zu dem punkt noch nicht mal in ihrer zweiten halbzeit. wie erwähnt, funktionieren auch trippige tracks im bassiani sehr gut, also konnte ich mich auch gut mit seinem set arrangieren. gigi fm mit einem breakbeat-track zu beginn, ab da jedoch schnurstracks geradeaus. machte mir die entscheidung leicht, noch die letzte u-bahn erwischen und zum closing zurückkehren zu wollen.
das war zu anfang meiner dritten runde im horoom bereits in den ersten zügen, und kvanchi & dito hatten auch noch ein mehr als halbgefülltes haus vor sich, als ich ging. bei philippa pacho ist mir tatsächlich die unten erwähnte dj funk am positivsten in erinnerung geblieben, ihr rest war für mich austauschbar-funktional.
ich hatte mir offen gelassen, wann ich gehe. so weit war der fußweg zum hotel nicht, ergo habe ich die entscheidung der tagesform von kancheli sowie ndrx überlassen. schlecht war’s nicht und stilistisch nicht deplatziert. jedoch kam mir das set auch in stunde fünf noch so vor, als ob sie einen sportwagen mit sechs gängen auf freier teststrecke hätten ausfahren können, aber stattdessen nur mal kurz in den fünften gang hochschalten, ohne sonderlich lange darin zu verweilen. ein soundtrack zum exzess war es für mich nicht, allerdings bin ich auch nicht mit den üblichen gepflogenheiten eines bassiani-closings vertraut. zwar hatte ich den eindruck, dass die leute tatsächlich extra deswegen hin kommen, jedoch ist es sehr gut möglich, dass sie das genau so haben möchten. aufbautechnisch und stilistisch war das vergleichbar zu dem stoff, der ben klock zu seiner reputation verholfen hat.
mir wurde berichtet, dass die party um 2 uhr noch zugange war. wenn es also um langstrecken von 8+ stunden geht, ist es nachvollziehbar, nur mal einzelne akzente zu setzen, anstatt das publikum sich völlig verausgaben zu lassen. mir war das antäuschen auf dauer zu wenig, also siegte die aussicht darauf, dieses mal den bus zu nehmen und den montag überaus klar verbringen zu können. das war auch zeitig genug, bevor der regen kam, und mit erholung als übergeordnetes urlaubsziel ohnehin richtig.
in summe: das bassiani ist seinen vorschusslorbeeren mehr als gerecht geworden und ich würde extra deswegen wieder nach tbilisi reisen, mir bei der gelegenheit aber auch das khidi gerne anschauen. und den tes-club, falls es den dann noch gibt. gentrifizierung ist auch in tbilisi thema.
notierte tracks
98dots
zadig – beyond the portal of madness
dadub – life (rrose remix)
luke slater – freek funk
magna pia
isabel soto – ocb
orbe – w9y
wata igarashi
convextion – torc
trismus – weird looking fellah
conceptual – thousand miles per hour
philippa pacho
dj funk – run (uk extended mix)
kancheli & ndrx
baby ford – dead eye
porteix – sedna