der eigentliche plan war, es dieses wochenende etwas ruhiger angehen zu lassen. aber kaum fordert man verrlosungstechnisch sein glück heraus, kann der ad acta gelegt und hemmungslos dem anarcho-trash bei hgich.t gehuldigt werden. pilocka krach wollte ich eh seit der letztjährigen fusion mal länger hören und grizzly wird anderrweitig hoch gelobt. ich lasse mich überraschen.
review
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kurz nach 1 uhr, club bereits für berliner verhältnisse gut gefüllt. besonders fiel die goa-deko ins auge, die nicht nur die bühne für hgich.t, sondern auch das dj-pult einnahm. wer noch nicht ihre bekanntschaft gemacht hat, konnte bereits erahnen, was zur prime-time blüht. habe auch selten eine so zugestellte dj-kanzel gesehen.
acts:
grizzly: deepere disco-sachen und eigene edits von bekannten stücken (bspw. eines meiner allzeit-favoriten: „unfinished sympathy“ von massive attack, später folgte noch etwas von phoenix und eine schöne variation von „billy jean“). hat sich das prädikat „deep“ redlich verdient, brachte einige hüften zum kreisen, und das, ohne die marke von 125 bpm überhaupt zu erreichen. da sieht man: es funktioniert nicht alles über das tempo, wohl aber über das temperament.
hgich.t: zunächst legte einer von ihnen für eine stunde auf. knüpfte auch stilistisch gut an, nur war das melodisch etwas düsterer als zuvor. die zweite hälfte bestritt er fast ausschließlich mit speicher-platten. der live-act eigentlich genau so, wie man es erwartet. auch hier nochmal offiziell: der typ mit bauarbeiterweste und windeln aus den videos steht zwar mit auf der bühne, singt aber keinen ton, dafür mimt er die rampensau auf einer überdosis amphetaminen. der „sänger“ fällt rein vom äußerlichen eher in die kategorie „besoffener familienvater mitte 40“. die publikumsnähe bleibt dank funkmikrofon und bereitschaft zum crowdsurfing stets gewahrt, ca. die hälfte der acht leute ging irgendwann durch’s publikum. deren dj malte leute im gesicht an, die gogo-girls mischten sich unter’s volk. musikalisch muss man einfach den hang zum trash mitbringen, anders ist das nicht auszuhalten. erfüllt man diese bedingung und ist bei den hits einigermaßen textsicher, hat man eine menge spaß. „hauptschuhle“ (2x) und „tutanchamun“ natürlich die publikumshits. nach der stunde hat’s mir dennoch gereicht.
pilocka krach: habe mir sagen lassen, dass man sie sonst eher als live-act antrifft. spielte ein dj-set mit traktor, was allerdings zeigte, dass man damit trotz sync-button harmonisch daneben liegen kann und man auch bei unverhofft früh endenden tracks genauso dastehen kann wie bei vinyl. will heißen: es gab technische schwächen, die sie aber meiner meinung nach insbesondere zwischen 5h30 und 6h15 (da bin ich gegangen) mit einer schönen auswahl an lange nicht mehr oder teilweise noch nie gehörten hits wettgemacht hat. auf „without me“ von eminem habe ich bspw. noch nie irgendwo gefeiert, „pump up the jam“ von technotronic irgendwann 1998 von woody das letzte mal gehört, „blue monday“ von new order auch komischerweise eine ewigkeit nicht mehr. den absprung habe ich dann nach der guten alten „take me baby“ von jimi tenor gewagt. vor der hit-offensive war es housig-minimal mit melodien, die leben ins set brachten.
fazit:
hgich.t kann man mal machen, auch wenn das nächste mal bei mir nicht mehr dieses jahr sein muss. die diesjährige fusion war für sie wohl der ideale kontext. sonst ist grizzly für mich der klare gewinner.
noch direkt in richtung club: besteht die möglichkeit, auch die monitorboxen an der decke zu montieren oder ist die zulässige last mit den vier kirsch-tops bereits überschritten? der zustand mit den boxen direkt neben den technics ist zwar dank der jeweils zwei steinplatten beherrschbar, aber in zeiten der umfangreicher werdenden dj-setups wäre der dadurch entstehende platz gold wert.
ansonsten hoffe ich, dass der strobo nicht extra für hgich.t dort hing, sondern zum standardinventar gehört. den klang der kirsch-audio möchte ich nochmal ausdrücklich loben – nicht, dass man mir nachsagt, ich sei ständig am nörgeln.
Hey, wie wars? Muss leider noch bis November warten, dann spielen HGich.t wenigstens in der Nachbarstadt…
HGich.t war dies Jahr nicht auf der Fusion! Wir haben den Timetable hoch und runter abgesucht und auch die TBA-Acts „gejagt – nix zu machen! Und wenn sie da waren, hab ich sie wirklich net finden können!
Danke fürs review, vorheriger Kommentar kann gelöscht werden 😉