wie schon zwischen den zeilen angekündigt, geht’s zum zweiten mal in diesem monat in die kathedrale. bin gespannt, ob mika vainio clubtauglich spielen und laurent garnier so gut wie im november sein wird. orphx und die restlichen überraschungen im berghain-line-up nehme ich sowieso gerne mit.
berghain: not equal
00h00 moon wheel
02h00 mika vainio live
03h00 opium hum
04h00 nhk‘ koyxen live
05h00 orphx live
06h00 bill kouligas
panorama bar: finest friday
00h00 alex kid
03h30 laurent garnier
08h30 marc schneider
eintritt
14 euro
logbuch
meine damen und herren – ich darf ihnen heute die kleine, manchmal mehr und manchmal weniger redselige, schwester der nachbetrachtung vorstellen: das logbuch, eine sammlung von notizen, die ich während der laufenden party im modernen kommunikationsmittel ansammle. das alles inklusive nennung der sternzeit. dahinter verbirgt sich das simple kalkül, bei den nachbetrachtungen nicht mehr in verzug geraten zu wollen, außerdem gewinnt es durch die zeitnähe an authentizität und bietet dem leser somit hoffentlich eine ablenkung vom üblichen schema.
02:10: doch schon drinnen. lieber vorschlafen und lange auskosten als unkonzentriert und in 30-sekunden-intervallen gähnend durch den club zu streunen, um das schauspiel eher im halbschlaf von der couch mitzubekommen. herr vainio mit drones und interessiert schauendem publikum. einen neueren korg electribe konnte ich u.a. als hardware identifizieren.
02:44: mika vainio hat vorzeitig die bühne verlassen. die gründe finde ich schon noch heraus, aber bis dahin war es der gewohnt unbequeme angriff auf die physiognomie mit hilfe tiefer und hoher frequenzen. wenn man nicht ganz arhythmisch veranlagt war, ließ sich auch ein takt ausmachen. alexkid übernimmt derweil oben die mission, die tanzfläche pünktlich für herrn garnier zu füllen, was mit forderndem, beinahe technoidem house auch sehr gut gelingt.
03:51: alexkid konnte herrn garnier eine gut gefüllte tanzfläche übergeben, aber auf dauer waren die tracks doch sehr austauschbar. funktional, ja, aber irgendwie nichts dabei, was nachhaltig im gedächtnis bliebe. laurent hält gleich von beginn an mit melodien entgegen, während opium hum den neuaufbau unten mit industrial-ästhetik à la blackest ever black und mit langsamem tempo zwischen 100 und höchstens 120 bpm echt gut hinbekommen hat. zwischenzeitlich standen orphx auf der bühne, nahm daher an, dass der live-act-slot getauscht wird. nicht der fall, nhk’koyxen übernimmt vorzeitig.
04:29: dramaturgisch ist der abend im berghain bislang schon riskant. nhk begann technoid mit entsprechendem tempo, um nach zehn minuten wieder abrupt auf gefühlte 100 bpm zu drosseln. bin zwar kein live-act, hätte aber dennoch versucht, das umgekehrt anzupacken. nichtsdestotrotz ist das publikum bemerkenswert geduldig und die tracks an sich interessant genug, dass ich die veröffentlichungen des jungen herrn vor dem hintergrund, die in meiner sammlung zwischen 100 und 120 bpm klaffende lücke an tracks mit gewisser härte zu füllen, mal anhören werde. bei laurent ist es hingegen wie immer – vor allem voll. gewusst wie, halt.
06:23: laurent spielt „what time is love“ von klf. zwar „nur“ die instrumental-version, aber: läuft.
06:54: während bill kouligas treibend-melodisch mit detroit-anleihen spielt, gebührt orphx ein großes „dankeschön“. das set brachte für meine begriffe alles mit, um zum kandidaten für das prädikat „so muss das“ zu avancieren: eine perfekte symbiose aus industrial-soundscapes, sequenzen aus dem modular-synth für die hypnose und (was nhk’koyxen stellenweise völlig abging) tolle nutzung der funktion-one-subwoofer bzw. der ganzen anlage. da hat sich routine einmal mehr positiv ausgezahlt. ich habe noch gar nicht erwähnt, dass die idee, die led-strobos (letzte woche noch an der treppe über dem dj-pult) über die scanner an den vier seiten zu montieren, echt gut war. schade nur, dass jetzt keine mehr an den traversen hängen. als wunsch: montiert da ruhig richtige weiße strobos alter schule als ergänzung zu denen an der seite. um dem szenetratsch noch genüge zu tun: mika vainios vorzeitiges ende ist einzig den allüren geschuldet.
07:17: als anhaltspunkt für andere und als notiz für mich – unten lief gerade „jump and run“ von stl, gefolgt von „fingerprints of the gods“ von hieroglyphic being. also mittlerweile eher chicago.
08:58: für’s protokoll: im berghain ist schluss. mal nachschauen, ob herr garnier immer noch überstunden macht.
09:01: nö, hat in den letzten 20 minuten an marc schneider übergeben. von ihm gibt’s gerade „dog days“ von matthew dear.
10:20: oh, „hot on the heels of love“ von dj hell, auch die lasse ich mir gerne gefallen. zwar geizt herr schneider nicht an hits, aber um die uhrzeit brauche zumindest ich feste ankerpunkte. wenn ich die dann auch noch benennen kann, macht mich das ein wenig stolz.
12:13: „phylyps trak 2“, ein niemals alterndes stück, nach dem man auch sagen kann, dass man einen schönen abend / morgen hatte. sprich: zeit zum aufbruch, zehn stunden sind für dieses wochenende genug. orphx stürzt heute niemand vom thron, opium hum war jedoch auch wertvoll und bill kouligas eine gute wahl für den schluss. die zweite hälfte seines sets war eher mein fall, davor waren ein paar dramaturgische brüche doch etwas hart (direkt nach der oben erwähnten jamal moss bspw.). laurent garnier gehört einmal mehr lobend erwähnt – stilistisch zwar größtenteils nicht (mehr) mein beuteschema, aber dass er nach um die 25 jahren djing immer noch so eine energie ausstrahlt, verdient einfach respekt. hätte mika vainio etwas mehr bodenständigkeit bewahrt, wäre er für mich auch vorne mit dabei, aber wegen der attitüde gibt es für ihn heute große abzüge in der b-note.
12:42: nun aber. nach quadrants „infinition“ und jesper dahlbäcks „persuader“ war’s wirklich an der zeit für den absprung. dürfte auch noch allerhöchstens eine stunde dauern, bis die letzten gäste rausgefegt werden.