werde versuchen, kurz nach der arbeit vorbeizuschauen. selbst wenn ich es nicht schaffen und hier keine nachbetrachtung auftauchen sollte, gibt es wenigstens den aufruf. afterparty übrigens im tacheles, steht aber auch alles direkt und ausführlicher auf fuckparade.org.
review
zeigen
– die zweite hälfte der wagen. bis auf ausnahme der hardstyle-fraktion die beste musik – allen voran der drum&bass-wagen mit bestem soundsystem, fittem mc und den angenehmsten leuten im schlepptau, aber auch schlagstrom, das subotnik-kombinat und der gabba-wagen am schluss machten freude.
– die redner bei der zwischenkundgebung in der oranienstraße. habe den auftakt an der revaler nicht mitbekommen, fand aber jeden redebeitrag angenehm kurzweilig, für alle beteiligten (ja, auch für die zaungäste) verständlich dargestellt und leidenschaftlich vorgetragen. so hat man jedenfalls den versuch unternommen, das anliegen der demonstration deutlich zu machen.
– das wetter.
negativ:
– zwei vollbetankte muskelpakete, die sich beim ibis-hotel gegenüber der maria auf der stufe einer polizei-wanne stehend mit geradeaus gestrecktem arm fotografieren lassen (der eine entschied sich für den linken, der andere für den rechten – macht für mich dann auch keinen unterschied mehr); oberkörperfreie selbstdarsteller auf parkenden autos, egal, ob man deren dächer zerkratzt oder nicht – als stellvertretende beispiele für das, was sich mehr in der ersten hälfte der parade abspielte. man könnte auch sagen, dass einige die fehlende loveparade mit der fuckparade kompensieren wollten, ohne einen schimmer davon zu haben, um welche inhalte es dort eigentlich geht. hauptsache bier. wollte nicht so recht dran glauben, dass die alle tatsächlich auf die parade wollten, als ich am ostbahnhof angekommen war.
– zwei unschöne vorfälle mit tränengas und der staatsgewalt, einmal skalitzer straße (höhe schlesisches tor) inkl. fliegender flaschen, einmal heinrich-heine-straße (höhe köpenicker), ohne dass ich jetzt wüsste, was vorgefallen ist. kann also nicht sagen, wer den stein ins rollen gebracht hat, wollte auch nicht herausfinden, wie sich eine platzwunde am schädel anfühlt.
– die erste hälfte der wagen, auf denen rundum austauschbare musik lief. könnte jetzt nicht mal sagen, wer da einen wagen beigesteuert hat, da wir lieber in der zweiten hälfte geblieben sind.
gesamteindruck:
mit der fuckparade, wie ich sie noch vor drei jahren erlebt habe, hat das nur noch periphär zu tun. zwar ist es goldrichtig, auf die drohende verödung der innenstadt aufmerksam zu machen, indem man zugleich demonstriert, wie ein buntes, lautes, quirliges völkchen den samstag damit verbringt, kreuzberger passanten und anwohner zu irritieren (immer wieder ein herrliches bild). wenn ich dann aber sehe, wie hübsch geschminkte blonde junge damen auf einem wagen die meute in schwung bringen wollen, junge männer auf der straße ihre hardstyle-choreographien vollführen oder sich djs auf der ladefläche einer robbe als selbstdarsteller präsentieren, frage ich mich echt, wieso man bei der fuckparade-organisation scheinbar immer noch daran festzuhalten scheint, dass jeder seinen teil dazu beitragen kann, ohne tiefergehend zu prüfen, ob das auch ins gesamtkonzept passt. große unterschiede zur loveparade im endstadium sind das nicht mehr, auch wenn man die eigentlich liebgewonnenen nischen immer noch vorfand, und diese sich immerhin noch über regen zuspruch freuen durften.
dennoch: mir wäre eine in jeder hinsicht unbequeme fuckparade um einiges lieber. man braucht sich keine zustimmung in form von hohen besucherzahlen (ich schätze mal ca. 3.000-5.000) mit hilfe von allseits beliebten (und auch beliebigen) substilen zu erkaufen, weil man im tausch dafür ein publikum erhält, was den eigentlichen charakter der parade ganz gehörig verwässert. die authentizität ist jedenfalls gehörig auf der strecke geblieben und steht eigentlich mit einem bein im grab, wenn im organisations-team nicht ganz schnell umgedacht wird. lieber mehrere noise- oder goth-wagen hinzunehmen, als bei szenemultiplikatoren und zaungästen den eindruck der freilaufenden grölhorden zu hinterlassen.
auch wenn ich einst die offenheit der szene als äußerst angenehm empfand – mittlerweile scheint es wohl so weit zu sein, kontrollmechanismen zu etablieren, damit man sich nicht die falschen leute ins boot holt. mir ist jedenfalls gestern die lust auf eine fuckparade 2010 gründlich vergangen.