„institution“ ist hierbei nicht übertrieben. die feiert 20-jähriges jubiläum, und bei einem blick auf das line-up muss man nicht nur der loyalität wegen hin, da wird richtig aufgetrumpft. infos wegen spielplan und was man so erwarten kann, gibt’s praktischerweise direkt bei ihnen, den flyer dafür auch hier.
review
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der verspätete beginn (21 uhr), wobei man das als typisch deutsche meckerei abtun könnte. immerhin stand man unter dem wmf-vordach im trockenen, und wenn man jemals parties organisiert hat, sollten einem spontan auftretende verzögerungen bekannt vorkommen.
ich fand vielmehr den killasan-floor etwas verunglückt. das lag mitnichten an der musik (die – gleich vorweg – den gesamten abend über allerorts fantastisch war), sondern an der schieren größe. es war tatsächlich der große bereich, der zur eröffnung im januar 2009 noch so schön dekoriert war, nur merkte man dieses mal, dass er seitdem nicht mehr genutzt worden war. licht gab es bis auf zwei projektoren nicht, was beim dubbig oder ambient-geprägten beginn auch nicht unbedingt störte. das wiederfinden von freunden geriet dabei aber zur glückssache. noch viel gravierender war der sound: die killasan klingt im horst einfach nur grandios, stand aber inmitten des riesigen floors etwas einsam rum und klang auch dementsprechend. der raum war für sie einfach zu groß, als dass sich da ein wirklich präsenter bass hätte entwickeln können. das mangelnde licht fiel spätestens bei anthony shakir verstärkt auf. sicher kann man sich nur auf die musik konzentrieren, aber das vergnügen wird für mich eben größer, wenn die visuelle untermalung dazu noch stimmt.
die höhepunkte:
eigentlich der ganze rest. sascha ist ein hervorragender ambient-dj, der sich seine auswahl wohl überlegt, das dub-set von mark ainley hatte auch seinen reiz, aber herzstück war einfach der live-floor, den electric indigo mit dubtechno eröffnete. hinter der bühne für die live-acts drei leinwände mit extra für den anlass entworfener projektion. ab 1 uhr wurde es echt schwierig, sich zwischen den bereichen zu entscheiden. da gab es zunächst substance / pete als ersten live-act, der für mich auch gleich den höhepunkt markierte, so gekonnt spielte er mit dem publikum, was er immer wieder mit perkussiven elementen anfeuerte, die dann zugunsten der minimal-dubbigen tracks zurücknahm, um dann mit voller wucht wieder einzusetzen. das praktiziert er als dj ähnlich, ist auch eine willkommene abwechslung zu den sonst geschmeidigen fades von einem track zum anderen.
anthony shakir habe ich recht kurz gehört, aber auch er hat mit „trak 2“ von phylyps oder „indagoo“ von ihm selbst überzeugt.
mmm ziemlich schräg, soundhack trat gut auf das gaspedal, kannte man alles von den platten.
shed spielte derweil mit michael auf dem kleinen liebhaber-floor dubstep, kurze zeit darauf uk-hardcore, wurde mir erzählt. pete und sleeparchive harmonierten als team für mich auch bestens. muss man sich ungefähr wie ein sleeparchive-set vorstellen, was durch die 909 etwas organischer und nicht so unterkühlt klingt, wobei das bei sleeparchive das stilmittel ist, ohne das mir etwas fehlen würde. aber wenn die gelegenheit durch roland etwas rauher klingt, habe ich auch nichts dagegen.
ein kurzer abstecher zu modeselektor-gernot, der anno 2002 im hardwax hinter dem tresen stand: dubstep à la tempa, verpuffte in dem raum leider weitestgehend. ebenso kurz bei soundstream und prosumer vorbeigeschaut, um festzustellen, dass letzterer eine wirklich gute gesangsstimme besitzt. meine kondition machte nur gegen 5 uhr schlapp, aber da war eh ein großteil des publikums schon im aufbruch begriffen.
unter dem strich:
die gesamte bandbreite des sortiments im laden kam auch an dem abend zu tragen, auch die aufteilung ging prinzipiell so in ordnung, wobei oben eine menge potential verschenkt worden ist. schwamm drüber, am schluss bleibt der eindruck, dass die belegschaft trotz organisatorischem stress selbst eine menge spaß hatte, als die party ins rollen gekommen war (wobei zu erwähnen ist, dass das publikum berlin-untypisch früh kam, also vor 23 uhr). musikalisch sind und bleiben alle in ihren jeweiligen bereichen eine sichere bank, daher wurden die eh schon hohen erwartungen auch nicht enttäuscht, sondern sie wichen einem großen stolz, dass wir berliner in kreuzberg nicht nur einen einfachen plattenladen zu liegen haben. was manche als kauzigkeit oder arroganz interpretieren, ist für diejenigen, denen an gewissen musikalischen qualitätsmaßstäben gelegen ist oder die erst noch lernen müssen, dass es sowas auch in bereichen abseits des mainstreams gibt, gold wert. sicher kann man argumentieren, dass durch die filtermechanismen einiges an interessanten dingen auf der strecke bleibt, die man bei einem vollsortimenter selber hätte entdecken können, andererseits hat der laden gerade dadurch das musikalische profil, was ihn über berlins grenzen hinaus einzigartig und unverzichtbar macht. meine musikalische prägung ist in jedem fall auch das verdienst des hardwax, dafür gebührt ein großes „dankeschön“ und nur die besten wünsche für die zukunft, die für plattenverkäufer sicher schon mal besser aussah.