morgen sind dort âme und dixon dran, wo sich wieder das berliner schnöseltum einschleicht. auch wenn es charmant wäre, sie bei einem auswärtsspiel zu erleben, wird das wahrscheinlich auch gut voll. daher am wochenende lieber sightseeing und sich heute abend auf ein italienisches techno-potpourri freuen.
outis music showcase supported by broad
studio
22:00 tatsuoki
00:00 claudio prc
02:00 the gods planet live
03:00 dino sabatini
contact
22:00 reimei
23:40 dew
01:10 go max 剛田 group live
02:00 aoki takamasa
04:30 kannabi
dauer
von 22 bis 6 uhr
eintritt
von 22 bis 23 uhr: ¥2000
ab 23 uhr: ¥3500, für gh s-mitglieder sowie leute unter 23: ¥2500
adresse
shintaiso building b2f, 2-10-12 dogenzaka, shibuya-ku
nachbetrachtung
da ich eh schon beim disk union in shibuya weilte, um dessen angebot an gebrauchten schallplatten zu durchstöbern (und dabei die seinerzeit im hardwax sträflicherweise nicht mitgenommene „galaxy 2 galaxy“ auf ur vorzufinden), war es auch nur konsequent, gleich in der ecke zu bleiben. tokyo ist ja nun nicht gerade klein, aber hat man sich auf einen der bezirke festgelegt, sind die wege nicht sonderlich lang – nur etwas verworren. nach jetzt einer knappen woche habe ich jedoch langsam den dreh heraus. problem ist nur, dass viele fäden für mich bislang in shibuya zusammenliefen, es aber auch noch andere „kieze“ zu entdecken gäbe. da die für mich dort relevanten plattenläden aber weitestgehend abgeklappert sind, lassen sich die prioritäten auch wieder anders setzen.
nicht nur aus organisatorischen, sondern auch aus finanziellen gründen war’s dennoch gut, schon so früh in richtung contact aufzubrechen. es liegt tatsächlich etwas versteckt im parkhauseingang neben dem ntt docomo-gebäude, aber wenn man mit einem offenen auge für offene türen durch die stadt geht (einer der großen lerneffekte, den man von hier mitnehmen sollte), verpasst man das auch nicht. keine diskussion wegen des geringeren eintritts, kurzes durchleuchten der tasche und auf den pass wird auch geschaut. ist aus london bereits bekannt, von daher auch kein problem.
runter geht’s dann zwei stockwerke, und dort präsentiert sich ein zwar sauberer club, der im vergleich zu dem rotzigen berliner do-it-yourself-charme zwar heller und sauberer, dabei (irgendwie so wie tokyo an sich) aber nicht steril oder charakterlos ist. holzfußboden allerorten – bis auf den raucherbereich, den klos und dem raum mit den schließfächern. letzteres empfand ich als tolle alternative zur garderobe: 400 yen zahlen, davon sind 100 pfand. schlüssel abziehen, am besten nicht verlieren, und dafür kann man so oft an seine sachen wie man möchte. gut, bei der größe des raumes kann es schwierig werden, wenn mehr als zehn leute zugleich auf die idee kommen, „mal schnell noch was nachzuholen“, war aber zumindest an dem freitag nicht der fall.
die klos (auch wie überall in tokyo) sind beispielhaft: zwei kabinen, nochmal zwei behindertengerechte, jede mit eigenem waschbecken. auf den ersten blick mutet der grundsatz etwas seltsam an, keine alkoholischen getränke mit auf den hauptfloor mitnehmen zu dürfen – deswegen steht auch extra jemand vor dessen eingang und lässt diejenigen umkehren, die das nicht begriffen haben. auf den zweiten blick führt das jedoch zu bedeutend weniger arbeit für das putzpersonal am ende des abends. im gegensatz zu dem scherben- und bierlachen-potpourri, das man in berlin so kennt, lässt sich am ende einer party im contact fast vom boden essen. auch im kleineren floor bei der bar war jemand sofort mit dem wischmop zu stelle, als ein drink umgekippt war. die rauhen, unverputzten wände und das nicht allzu aufdringliche inventar des clubs führen jedoch dazu, dass man sich nicht wie in einer klinisch reinen umgebung vorkommt. das contact hat im vergleich zu den meisten europäischen clubs zwar einen etwas gehobeneren stil, aber es ist einer, der durchaus mit größen wie dem trouw mithalten kann. zumindest fühlte ich mich in den ersten minuten im contact ähnlich wohl.
das publikum ist eigentlich ein repräsentativer querschnitt dessen, was einem als tourist in tokyo begegnet: junge leute in anzügen, die wahrscheinlich gerade von der arbeit kommen, der angeschickerte tourist, der als erstes über die tanzfläche steuert, normales partypublikum ohne viel hintergrundwissen und dann noch die connaisseure. auch hier: etwas stylisher als in berlin, hatte aber den eindruck, dass eher einheimische anwesend waren, was schon mal dafür spricht, dass die nachfrage in tokyo vorhanden zu sein scheint. etwas voller hätte es sein können, gut zwei drittel waren gefüllt, aber das führe ich mal auf die tatsache mit âme und dixon am nächsten abend zurück. auch hier gehen die leute erst nach mitternacht aus, aber dennoch brachte das die für mich positive seite mit sich, jederzeit beim tanzen platz haben zu können.
dann wäre da noch der sound. auf beiden floors kommt kinoshita / rey audio zum einsatz, und dieser satte, von warmen bässen unterlegte sound unter stetiger kontrolle des tontechnikers fiel mir mit als erstes so positiv auf, dass ich mich nicht geärgert hätte, wenn meine elacin nicht dabei gewesen wären (waren sie aber). selbst auf dem leiser beschallten barfloor klangen minimalere platten wie im set von aoki takamasa (tatsächlich eines der besten sets des abends für mich) schön druckvoll. was go max 剛田 group dort veranstalten wollten, leuchtete mir aber nicht so recht ein. große synthesizer schön und gut, aber nicht ineinanderpassende basslines und improvisiertes bassspiel dazu ließen den roten faden für mich arg vermissen. für mich leider bei den live-acts unteres drittel.
da lief zur gleichen zeit bei claudio prc sowie bei the gods planet auf dem hauptfloor einiges mehr ineinander. als käufer taugt mir dieser trippige sound zwar nur sehr vereinzelt etwas, aber wenn es (wie beim set von donato dozzy im berghain neulich) so gut präsentiert wird, bin ich der letzte, der sich gegen das tanzen wehrt. auch dino sabatini hatte gute momente im set, besonders zum schluss, als er noch percs „wooden art“ im modern heads jumpler-remix (shazam sei dank, dass ich dann doch mal eine stroboscopic artefacts kaufen werde) spielte. für mich stach jedoch tatsächlich das warm-up von tatsuoki heraus. schön abstrakt, erst zum schluss hin tanzbarer, wobei es da erst um mitternacht war und die gäste nun schwungweise eintrafen. er machte das also genau richtig und spielte sich (und anderen interessierten) experimentiellere tracks über die anlage vor. davon erkannt: „…but the branch is weak“ von shackleton, shazam sei erneut dafür dank: „misty sunset over hackney“ von guillam. war ein echter genuss, ihm auf dem sessel hinten auf der empore zuzuhören.
schluss war zumindest auf dem hauptfloor recht pünktlich um kurz nach 6. wie lange es noch auf dem kleineren weiterging, kann ich nicht sagen. nach fast einem tag auf den beinen stand mir sehr der sinn nach dem heimweg.
ändert aber alles nichts daran, dass ich’s musikalisch sowie stimmungstechnisch überaus ansprechend fand. zumindest ist mein ersteindruck vom contact so positiv, dass man als techno-interessierter durchaus vorbeischauen sollte, wenn man eh gerade hier ist. das booking sieht für die nächste zeit auch sehr ansprechend aus, so dass ich ihnen nur wünschen kann, dass es sich auf lange sicht auch trägt.
Cool, du bist in Tokyo! Viel Spaß in dieser großartigen Stadt.