der anfang, den stapel an aufgelaufenem vinyl abzuarbeiten, muss ja irgendwann gemacht werden, also fange ich direkt mit den erwerbungen vom vergangenen samstag am paul-lincke-ufer an. davon einiges an nachholbedarf.
substance & vainqueur
remixes chapter 1
[scion versions sv 03]
an den zwei-monats-takt könnte man sich tatsÀchlich gewöhnen, zumal bislang wirklich keine katalognummer enttÀuscht hat. das ist auch hier nicht der fall, allerdings kann man sich auch fragen, was bei hochkarÀtern wie den british murder boys und sleeparchive schon anbrennen kann.
erstere nehmen sich den chain-reaction-klassiker „emerge“ in zwei versionen vor, von denen die erste auch gleich mehr ĂŒberzeugt. entspannten dubtechno gibt’s da selbstverstĂ€ndlich nicht, sondern vielmehr den gewohnten gebrochenen 4/4-takt, der das original nicht nur erahnen lĂ€sst, und dadurch mit einer gewissen portion funk in die beine fĂ€hrt. der zweite remix haut vom beat her eigentlich in die selbe kerbe, allerdings ist der auch das einzig erwĂ€hnenswerte. hervorragend geeignetes tool dennoch.
sleeparchive wieder in bester form, obwohl er „immersion“ (die b-seite der sv 01) im grunde genommen kaum antastet, sondern schlicht und ergreifend die echo-chords umgruppiert. klasse ist das dennoch, weil man den remix dadurch direkt hinter dem original spielen kann, um das ende des warm-ups einzulĂ€uten oder wenn man einfach eine version des tracks haben möchte, die den spannungsbogen in einem techno-set zu fortgeschrittener stunde nicht unterbricht.
surgeon
whose bad hands are these? (part 2)
[dynamic tension dtr009]
so ist das eben, wenn man sich fragt, ob aus dem techno-bereich ĂŒberhaupt noch neue impulse kommen können oder man nicht besser beraten wĂ€re, auf die sachen zwischen 1991 und 1997 zurĂŒckzugreifen, wenn man sachen mit einer von stumpfheit befreiten hĂ€rte spielen möchte: auf einmal kommen wieder platten heraus, welche all diese bedenken wegbĂŒgeln. sicherlich ist das zu polemisch, es gab in der zwischenzeit genĂŒgend sachen, die auch den plattendreher mit anspruch zufriedenstellten, und auch birmingham war eine gröĂe, auf die man sich immer irgendwie verlassen konnte, aber was surgeon hier aufbietet, sind ganz groĂe kaliber – zwar auch von ihm selbst, aber spĂ€testens bei monolake fĂ€llt einem nichts mehr ein, auĂer dass man tracks wie diese in dunklen rĂ€umen unter strobogewitter spielen will. am liebsten sofort.
neu ist auch nicht, dass er eine ader fĂŒr dubstep hat – das zeigten bereits seine letzten sets. insofern verwundert es nicht, dass seine wahl auf vex’d als remixer fĂ€llt, und die machen mit ihrer dunklen, aber dennoch warmen note ebenfalls alles richtig.
insofern eine platte, an der kein techno-dj mit restverstand in diesem jahr vorbeikommen wird.
brother from another planet / .xtrak
7th city classics vol. 1
[7th city scd 022]
laut discogs kommen in der serie noch zwei platten nach, „planet earth“ wird aber nicht dabei sein, um evtl. aufkeimende vorfreude gleich im keim zu ersticken.
claude young mit „acid wash conflict“, eher minimal als acid, dennoch mit dem funk versehen, der damalige minimale platten im gegensatz zu den meisten heutigen erscheinungen auszeichnete.
die b-seite mit „multiplexor“ von todd sines in co-produktion mit daniel bell, dessen handschrift hier auch mehr als deutlich erkennbar ist. war einer der tracks, die ich mir als deckshark im berghain (bei fiedel) abgeschaut habe. die „packet burst“ wird dennoch in meiner wantlist bleiben, weil ich von der sorte tracks einfach nicht genug bekommen kann. fĂŒr diejenigen, die gerne wissen wollen, wie spannend drei spuren (bass, hihat, sequenz) ĂŒber fĂŒnf minuten klingen können, kommt der nachhilfeunterricht hier allerdings goldrichtig.
redshape
steam ep
[delsin dsr/rds3]
ich weiĂ echt nicht, ob es an der vorarbeit durch seinen live-act im berghain liegt, dass mir alles hier zusagt, aber fĂŒr mich steht fest, dass die platte auf groĂen floors mit entsprechender beschallung richtig zĂŒnden kann, weil das beinahe schon hymnische thema des titeltracks (dessen namen man dann auch gleich wörtlich nehmen sollte) nichts anderes zulĂ€sst. „light“ ist als beatlos-melodiöser track wunderbar als intro einzusetzen, „munch“ dĂŒrfte manchem dj mit den versetzten hihats die schweiĂperlen auf die stirn treiben, bleibt aber dennoch der am ehesten universell einsetzbare track. warum ich „plush“ auf einmal mit tokioter skylines assoziiere, kann ich mir auch nicht erklĂ€ren. liegt vielleicht an der asiatisch angehauchten melodie der sequenz.
ehe ich mir an philosophischen exkursen die zĂ€hne ausbeiĂe: die platte hat die music man als meinen favoriten abgelöst.
redshape
telefunk
[styrax leaves strx leaves 09]
im nachhinein ĂŒberfĂ€lliger nachkauf, obwohl ich sie mir bereits zwei male angehört, aber immer wieder zurĂŒckgestellt hatte. weiĂ auch nicht wieso. vielleicht war ich seinerzeit noch zu sehr darauf fixiert, das neue in der immer auf’s extremere durchexerzierten disharmonie zu suchen. auch egal, weil er es hier bravourös schafft, alte chicagoer (beats) und detroiter (flĂ€chen) schule zu verbinden, das aber mit netten gimmicks zu bereichern weiĂ, so dass man die platte am ende eigentlich schon wegen der perfekten produktion haben muss.
unknown artist
99
[wooling woo099]
haken wir die a-seite als minimal-tool ab, was als track fĂŒr zwischendurch ganz ok, aber mit sicherheit nicht mehr ist.
die b-seite hatte marcel dettmann bei meinem letzten berghain-besuch gespielt und ich nicht genau hingeschaut, so dass ich bei dem roten licht erst dachte, es könnte eine wagon repair sein. demnĂ€chst am besten lĂ€nger als fĂŒnf sekunden hinschauen oder am besten gleich den dj fragen, dann muss man nicht erst zufĂ€llig bei den us-neuheiten rumstöbern, um das label grob wiederzuerkennen.
mĂŒsste so 11 uhr morgens gewesen sein, als der track lief – weiĂ ich auch nicht mehr so genau. minimal gibt’s zwar auch hier, aber dieser eine sich ĂŒber die gesamte laufzeit erstreckende metall-blecherne sound, der immer passgenau zwischen den beats sitzt, sorgt dafĂŒr, dass der track schleppend und fordernd zugleich wirkt, was gerade um die uhrzeit extrem hypnotisch wirkt.