[berlin / 11.01.2025] about blank: staub

der start wurde zwar bereits im letzten jahr von 10 auf 11 uhr verlegt, ich wollte dies nur in ermangelung eines originellen intro-textes nochmal betonen.

ablauf

mdf
14:00 noirnor
17:00 mike fly
20:00 farhan

zelt
11:00 schubotter
14:00 dj killing
17:00 mu“he
19:00 aubrey

nachbetrachtung

erfreulich für’s about blank und die staub gleichermaßen: die party kam früher in schwung als vergangene ausgaben. war positiv überrascht, dass am zweiten wochenende im traditionell eher besucherschwächeren januar auf beiden tanzflächen gegen 17:00 uhr der für mich genau richtige hochbetrieb (also nicht zu voll) herrschte.

meine favorit*innen sind klar: im zelt war’s mu“he, da sie weite teile über abstrakt-breakig spielte, wovon shazam nichts erkannte. fand’s immer wieder gut, wie sie die gerade kickdrum beinahe unbemerkt ins geschehen brachte. auf dem mdf kam mit farhan das beste zum schluss. treibend habe ich ihn bisher immer gehört, und da machte das set keine ausnahme. wo die meisten dieser tage toolig und austauschbar spielen, brachte er abwechslung hinein – und damit die zutaten, die sets für mich interessant bleiben lassen.

der rest jedoch auch wenigstens hörenswert. noirnor trocken-funky, was als trend gerne wiederkommen kann. dj killing zwischen house und techno, mike fly zwischen tooligen tracks und rauhen breakbeats, wobei er da mixing-technisch mehr hätte rausholen können. aubrey ging bei den übergängen lieber auf nummer sicher. aber: durchgängig mit vinyl, tolle auswahl noch dazu – erst recht für diejenigen, die ab mitte bis ende der 1990er mit dem plattenkaufen angefangen haben (ich rede von mir).

notierte tracks

dj killing
furfriend – geck
adamski – killer (letzter track)

mu“he
objekt – clk recovery

mike fly
jb³ – through the mixer (the advent remix)

aubrey
club mcm – club mcm (k.a. happy mixx)
jeff mills – condor to mallorca (direkt danach)
jeff mills – in the bush
gerald mitchell – you got to stay

farhan
nørbak – despida
sev dah – futura
phase fatale – lament configuration (setaoc mass remix)
chontane – komar
kancheli – earthshake trance

[berlin / 01.01.2025] berghain: silvester klubnacht

es gibt da diese liebgewonnene tradition, in diesem jahr sogar mit einem persönlich runden jubiläum verknüpft. am morgen des 1. januar 2005 (so gegen 9 oder 10 uhr) habe ich die räumlichkeiten zum ersten mal betreten, nachdem ich mir im november 2004 bereits mal kurz die panorama bar angeschaut hatte. es ist also mein zwanzigjähriges berghain-jubiläum.
das ganze wird begleitet von einem line-up, das eher in die zukunft weist. das ist nach dem geburtstag am vorletzten wochenende für meine begriffe das richtige und hält hoffentlich diejenigen ab, die nur wegen der größeren namen hinrennen. silvester dürfte für manche eh grund genug sein.

silvester klubnacht

berghain
01:00 gigi fm
05:00 altinbas
08:00 kaiser
11:00 jesse g
14:00 philippa pacho
17:00 stojche
20:00 elisa bee
23:00 abs8lute
02:00 nørbak
05:00 chami

panorama bar
01:00 violetta b2b lucas depta
06:00 mike starr
09:00 christian ab
12:00 jason kendig
15:00 yamour
18:00 zombies in miami
21:00 victor
00:00 marie montexier
03:00 wallace

lab.oratory
06:00 hara katsiki
10:30 shubostar
14:30 bell towers
18:30 miriamore
21:30 omer
01:30 dj subaru
05:30 chris cruse b2b luigi di venere

nachbetrachtung
(am 8. april 2025)

harte fakten:
rein: 11:30 uhr
raus: 6:00 uhr (damit eine aufenthaltsdauer von 18,5 stunden)
laut apple: 63.000 schritte, umgerechnet 50 km – dem braten traue ich auch drei monate später nicht so ganz.

tja, geil war’s. alle hoffnungen erfüllt, wobei ich die nach der persönlichen enttäuschung zum 20-jährigen jubiläum etwas niedriger angesetzt habe.

bei meiner ankunft gab’s keine schlange und auch den rest des 1. januar über wuchs die nicht nennenswert an. über die gründe ist es fast müßig zu spekulieren: manchen werden die geburtstagsfeierlichkeiten gut zwei wochen zuvor noch in den knochen gesteckt haben und / oder das nachwuchs-line-up war für den rest-jetset nicht attraktiv genug. noch dazu gab’s die parallel stattfindende abschlussparty des watergate und neujahr fiel auf mitte der woche, wodurch evtl. weniger leute statt sonst extra urlaub genommen haben.
gut gefüllt war’s zwar stets, aber nicht auf dem grad eines nervigen sonntagabends. die zwar leider nicht bespielte, aber dennoch als rückzugsraum geöffnete halle hat das glücklicherweise ziemlich entzerrt. das publikum obendrein erstens ziemlich umsichtig und zweitens deutlich schwuler als sonst.
damit hat das berghain zu den neujahrsfeierlichkeiten anno 2025 die qualitäten wieder hochkommen lassen, die den legendären ruf zementiert haben. damit auch den des wurmlochs, in dem die zeit verschwindet.

musikalisch im schlimmsten fall mittelmaß: elisa bee und abs8lute habe ich zum ersten mal gehört. beide mit funktional-trippigem techno, was phasenweise für mich in ordnung ist, als einzig roter faden im set jedoch zu wenig. ist geschmackssache und war qualitativ in seiner nische definitiv gut und traf auch den nerv des publikums. pluspunkt für elisa bee, „flashback“ von laurent garnier als abschluss zu spielen.
bell towers schwamm im lab mixtechnisch etwas, wobei das stellenweise ebm oder pop aus den 1980ern war, was sich gerne mal durch schwankende midi-clocks auszeichnet. da er mit vinyl spielte, verkomplizierte das einiges. ansonsten käue ich hier nicht nochmal das übliche über das lab wider: immer wieder super, wie sich die musikalische freizügigkeit in der stimmung spiegelt bzw. sich das gegenseitig befruchtet.
jesse g bei ihrem zweiten mal berghain so souverän, als ob sie in den letzten jahren zu neujahr nichts anderes gemacht hätte. stojche mixte quasi permanent mit vinyl beispielhaft mühelos und treibend. sollte er öfter an ort und stelle machen – bei der jahrelangen vorarbeit wäre das mehr als verdient. nørbak hat einmal mehr mut zum risiko bewiesen und sich damit als jemand empfohlen, den ich gezielt auf den zettel nehmen sollte.
yamour sowie marie montexier standen eine etage höher für musikalische diversität – erstere auch mit einem gewissen pop-appeal, indem sie den frankie-knuckles-remix von „un-break my heart“ spielte. auch victor war durchaus poppig unterwegs, kontrastierte das jedoch mit techno à la jeff mills.

notierte tracks

jesse g
isgang – ansiedad permanente
truncate – work this track
axel karakasis – clutter

bell towers
force legato – system
shannon – let the music play

yamour
green velvet – flash
guan – steel mirror
toni braxton – un-break my heart (frankie knuckles franktidrama club mix edit)

stojche
cari lekebusch – attitydsknäckaren
deano – the oldowan v2
stojche – counterpunch

elisa bee
laurent garnier – flashback (schlusstrack)

omer
psycho team – bolero (club version)

victor
jeff mills – call of the wild
phylyps – trak ii/ii

marie montexier
the house master boyz & the rude boy of house – house nation
umek – voice 1 (voices of africa)
covert23 – retrograde
housey doingz – gobstopper
underworld – dark & long (schlusstrack)

nørbak
mala – changes
dj boss – atmolam (mit dem mala-track gemixt, beides zum finale)

dj subaru
frankie goes to hollywood – relax (new york mix)
selvagem – amor

[berlin / 29.12.2024] watergate: multisex

das watergate wird es in einer woche leider nicht mehr geben und zur multisex wollte ich seit geraumer zeit mal. erfreulicherweise war die schlange gerade quasi nicht vorhanden und die win-win-situation somit perfekt.

wie bei der staub bleibt das line-up bis nach der party unter verschluss. für die multisex selbst geht es im neuen jahr fast zurück zu ihren ursprüngen, nur eine tür weiter: in den globus.

eintritt: 30 euro, es geht bis morgen abend um 20 uhr.

ablauf

mainfloor
22:30 dj heartbreak
03:00 sied
06:00 complex program
09:00 dj northern

waterfloor
18:00 pau pau
23:00 some uncertain sir
03:00 doudou md
06:00 livwutang
11:00 octo octa
15:00 abajour

nachbetrachtung

ich war zwei male da. sonntagabend von ca. 20 uhr bis montagfrüh um kurz vor 3. dann nochmal montagnachmittag von ca. 14 uhr bis zum schluss.

bin sowohl bei der multisex als reihe wie auch beim watergate zwiegespalten.
zunächst mal zum positiven: die multisex passte mit ihrem musikalischen, eher house-orientierten konzept perfekt in den club. dabei fand ich die zweite schicht wesentlich interessanter (da vielseitiger) als die erste, wobei oben am montagnachmittag keine musik mehr lief, jedoch der floor mitsamt bar noch geöffnet waren. angesichts des publikumsaufkommens auch die einzig vernünftige entscheidung, ansonsten wäre das auf dem waterfloor unten kein vergnügen mehr gewesen. war es für mich montag ab 18 uhr eigentlich auch nicht mehr, da der mainfloor zu der zeit geschlossen wurde. aber da unten an den fenstern glücklicherweise ein platz auf der ledercouch mit blickrichtung zur tanzfläche frei wurde, habe ich den bis zum ende einfach okkupiert. da blieb genug zeit, die multisex als party zu rekapitulieren, was jedoch eigentlich die gründe verdeutlichte, die mich davon abgehalten haben, öfter im watergate vorbeizuschauen.

eher meinen vorlieben geschuldet und nicht dem watergate anzukreiden: der club hat leider nicht ganz meine musikalische schiene bedient, aber dafür die von zahlreichen anderen. was mich angeht, hatte sich house mit mal mehr, mal weniger „tech“ davor bei mir mit ende der 2000er-jahre schon weitestgehend erledigt. das watergate hatte damit seine nische und bediente diese auch erfolgreich. auch wenn sie sich nach dem generationswechsel öffneten, war der stil in meinem langzeitgedächtnis festgeschrieben. zur location passte das eindeutig.
für mich war das publikum stets das zünglein an der waage. aufgrund der lage, der reputation des ladens sowie berlins als mekka des techno-jetset lag es auf der hand, dass zahlreiche tourist*innen das watergate aufsuchen wollen. nun gehen diese auch ins berghain oder in den tresor. beides läden, die mir mit traditioneller berliner techno-prägung musikalisch näher stehen und damit auch der habitus. und der ist mir beim techno-publikum (trotz uniformierung und formalisierung, die seither stattgefunden hat) von vornherein angenehmer.
das watergate hat sich in den letzten jahren geöffnet, auch techno-spielarten zugelassen und damit (zwangsläufig – nach der zurückliegenden mieterhöhung vor einigen jahren) eine größere zielgruppe anvisiert. und dies durchaus erfolgreich – die warning von ende 2023 zählt für mich immer noch zu einem positiven beispiel, wie ein alteingesessener club seiner dna treu bleiben, ihr aber zugleich frischen wind verpassen möchte. zu dieser dna gehörte jedoch leider auch, dass sich einige hochnäsige leute im club befanden, bei denen das budget keine rolle spielt und die daher mit einer gewissen „mir gehört die welt“-haltung durch den club stolzierten bzw. sich so aufführten. diverse bewegungsfreiheiten an ort und stelle haben gezeigt, dass das watergate sehr davon profitiert, wenn auch mal mehr politisch aktive oder zumindest interessierte den laden besuchen. mir fiel dabei jedes mal wieder ein, dass es sich eigentlich um eine clubperle handelt, die nur von den richtigen leuten häufiger besucht werden müsste.
einzig die preise machten ottonormalberliner da gerne einen strich durch die rechnung. berühmt-berüchtigt war die kritik an den getränkepreisen. und damit das bitte nicht falsch verstanden wird: natürlich wäre es toll, alles zu kursen wie anno 2004 zu bekommen. der wunsch geht jedoch an den faktischen realitäten vorbei, wegen denen das watergate am ende die reißleine gezogen hat. wenn sich über die jahre hinweg schon der mietpreis verdoppelt, trägt der in kombination mit gestiegenen produktions- (strom, material, booking) sowie personalkosten zur spirale bei, für die das watergate nicht zu kritisieren ist. eher im gegenteil: lieber würdevoll abtreten als mit 40 euro eintritt und 6 euro für ein 0,3er-bier zwar gerade noch so wirtschaftlich bleiben zu können, aber damit eben diejenigen anzuziehen, die sich um musikalische qualität eher weniger scheren. die wahrung eines rests von integrität ist unter den umständen nicht möglich. so bedauerlich es um die leute hinter den kulissen sowie die location ist: ich habe großen respekt vor der entscheidung, den club daher lieber schließen zu wollen und hoffe vielmehr darauf, dass sie sich nicht unterkriegen lassen und an anderer stelle etwas neues aufbauen. gerade bei der dort nachgerückten generation hat mir die mischung aus enthusiasmus, professionalität und gleichzeitiger gelassenheit imponiert. über den unsinn kapitalistischer regeln, wonach geldgierige eigentümer durch anziehen der preisschraube definieren, wie eine nutzung von locations in dieser exponierten lage aussieht, indem sie zahlungskräftigen großkonzernen überlassen wird, rege ich mich einfach nicht mehr auf. „kein richtiges leben im falschen“ und so.

zusammengefasst: für mich war das meistens neben meinem geschmack liegende musikalische programm und das teils snobistische publikum der grund, anderen clubs den vorzug zu geben. an location, sound, professionalität der mitarbeitenden lag das nicht – das alles gehörte zur oberliga in dieser stadt.
das spielte die multisex auch nochmal aus, bei der ich den club so voll wie seit der groove-party anno 2003 im juli nicht mehr erlebt habe. keine ahnung, ob es ein watergate-spezifisches phänomen ist oder die multisex ein jüngeres publikum anzieht – jedenfalls kam ich mir als mittvierziger schon als einer der ältesten vor. zudem: überschuss an typen. sollte die multisex sich als sexpositive party betrachten, war das höchstens an den outfits sowie dem präsenten awareness-team festzumachen. eine knisternde stimmung habe ich zumindest nicht wahrnehmen können. rückzugsorte waren quasi nicht vorhanden oder hätten bei der kompakten bauweise des watergate extra geschaffen werden müssen (abhängen der fensterseite des mainfloors mit molton an der linken seite der led-reihe bspw.).
die kompakte bauweise wurde zu fortschreitender zeit bei beiden schichten auf unterschiedliche art deutlich: am ende von schicht eins war’s ein abenteuer, die sachen an der garderobe wiederzubekommen. lag nicht am personal, das war so professionell wie es nur ging. aber die position der garderobe in der sackgasse mitsamt zigarettenautomaten war für das aufkommen einfach nicht geschaffen. gegen 2 uhr war das watergate schon so gut gefüllt, dass ein einlassstopp verhängt wurde. ca. 50 leute wollten zugleich sachen abgeben oder abholen. ein gedrängel und gedrücke war die folge und brachte (diplomatisch ausgedrückt) nicht immer das beste in den leuten zum vorschein (beispieldialog: ich: „durchdrängeln macht die sache nicht besser.“ – er: „doch.“ und leider gab ihm der erfolg recht, was das frustrierendste an der geschichte ist.). nichts für klaustrophobiker*innen also. hab mich am ende gewundert, dass das doch nur 40 minuten gedauert hat und als konsequenz meine sachen bei schicht numero zwei im rucksack behalten.
beim ende von schicht zwei war’s zwar kein akuter platzmangel, aber einen sitzplatz gab’s nach der schließung des mainfloors zeitweise nicht – außer auf dem ponton draußen. wie erwähnt: der glücksfall mit dem fensterplatz hat das erledigt.

tanzen war bei beiden schichten möglich, jeweils zum anfang.
in schicht eins pau pau mit waschechtem house, entweder mit den berühmten gesprochenen botschaften (irgendwas spirituelles) oder mit piano-lines – beides nichts, was mich zum fan des genres bzw. dieser spielarten macht. some uncertain sir in ungefähr der gleichen kerbe, jedoch erfreulicherweise auch mit electro-phase im set.
mich hat dj heartstring in seinen ersten 90 minuten am ehesten abgeholt, wo er electronica, ambient oder auch guten, alten berliner dubtechno spielte. im tanzbaren teil später fehlte mir etwas der rote faden, aber zwischendrin gab es eben auch perlen („808 the bassqueen“ wird immer und überall gehen).
bei schicht zwei stand die diversität bei beiden sets im vordergrund. im nachhinein wäre es schöner gewesen, den weg etwas früher anzutreten, um noch mehr von octo octa mitzubekommen als die letzte halbe bis dreiviertelstunde, aber hätte/wäre/wenn. sie mit ordentlichem anteil an breakbeats im set. abajour nutzten die fünf stunden zum spannen eines breiten bogens, der neben chicago (und acid) auch detroit beinhalten konnte. da war der platz in der hintersten ecke am durchgang zu den toiletten mein bester freund, weil tanzen dort erstaunlich ungestört möglich war – jedenfalls bis gegen 18 uhr.

hat die multisex eine gute visitenkarte abgegeben? ja, schon. es wird sich beim wechsel in den globus zeigen, wieviel des publikums vom watergate oder der reihe selbst abhängt. was definitiv für die multisex spricht: die qualität des bookings und den leuten zeit für lange sets einzuräumen (fünf stunden sind definitiv eine hausnummer).
kapazitätstechnisch habe ich keine zweifel daran, dass der globus das packen wird. auch die garderobensituation wird wesentlich entspannter sein als im watergate. einzig ohne abstriche wird es nicht gehen: ich kann mir nicht vorstellen, dass die aurora bar dafür bespielt wird. es wird sich zeigen, ob die multisex etwas näher an ihre wurzeln im ohm rückt und ein floor genügen wird oder ob sie lieber auf dem größeren plateau verweilen möchte.

ich hoffe jedenfalls, dass sie nicht der versuchung erliegen, bei einem floor so viele djs wie möglich unterzubringen und die vorhandenen weiterhin umso länger spielen zu lassen. die nächste ausgabe ist am 2. märz, was auch zugleich deren geburtstag ist. sollten die üblichen verdächtigen zu der zeit kein zwingendes line-up anbieten, schaue ich es mir bei der gelegenheit nochmal an. aber klar ist auch, dass ich nach dem ersteindruck keinen platzhalter für deren termine erstelle.

notierte tracks

pau pau
nalin & kane – beachball (original club mix)

dj heartbreak
a∞x – ceramic city
vainqueur – lyot (basic channel remix)
wadsworth – lime and pink
soundhack – scraper
stephen brown & fossil archive – more house
dj qu – mixing room
ricardo villalobos – 808 the bassqueen (extended loop) (direkt danach)
dj assassin – face in the crowd (chris simmonds remix)

some uncertain sir
anthony rother – back home

octo octa
god within – infinitely gentle blows (aural hallucination mix) (letzter track)

abajour
petra & co – just let go (dub)
bolla – makussa (dub two aka reprised two)
suburban knight – the groove

[berlin / 14.12.2024] about blank: staub

und das ist dann auch noch. begleitet von einer demonstration der ewig gestrigen, der sich natürlich entgegengestellt werden muss. zur koordinierung kann mensch entweder diesen telegram-kanal oder den hashtag #b1412 verwenden. danach dann alle schön zur autonomendisko.

ablauf

mdf
14:00 kikimike
17:00 narkis tepler
20:00 boris

zelt
11:00 sebastian bayne
14:00 tensor
17:30 barnt
20:30 47in4 & erik jäähalli live

birthdayfloor
12:00 death to our friends
13:00 toyota pradi
14:00 caroline kopka
15:00 hanna niehaus
16:00 early_desire
17:00 paso
18:00 insahaus
19:00 dk dent
20:00 tiger
21:00 fufu

nachbetrachtung

für’s protokoll und zur selbstbeweihräucherung: damit habe ich erstmals alle zwölf ausgaben innerhalb eines jahres in der heimstätte mitgenommen.

es war angesichts des konkurrenzprogramms am ostbahnhof und auch dezemberbedingt gegen 16:30 uhr noch luftig gefüllt. scheint sich aber zu etablieren, dass die leute ab 17:00 uhr stetig hinzuströmen, so dass das am ende auf dem mdf gut kulminiert. dort war es zwar eine schöne überraschung, boris auf dem line-up zu sehen, aber ehrlicherweise fand ich narkis tepler interessanter. knochentrockener funk, wenn ich mal dort war. boris selbst jenseits der 140 bpm unterwegs, stellenweise sehr stampfig, bei breakbeats am interessantesten. habe ihn schon mal abwechslungsreicher gehört und daher lieber dem verträumten acid von 47in4 und erik im zelt den vorzug gegeben.
im zelt bis 17:30 uhr ebenfalls techno, ab barnt dann mal melodischer, mal knarziger techhouse, was für meine begriffe besser dort passt. liegt aber auch daran, dass ich musikalische redundanzen bei mehreren vorhandenen tanzflächen nicht so prickelnd finde.

der geburtstagsfloor setzte bei allem den kontrapunkt. im großen backstage untergebracht war ich erstaunt, dass der mit beiseitegeräumtem mobiliar platz für zehn leute auf der tanzfläche bietet. dann wird’s auch schon eng. und wenn noch der knopf für die nebelmaschine klemmt, wird’s chaotisch – herrlich. dort war’s für mich auch musikalisch am buntesten und am familiärsten sowieso.

notierte tracks

tensor
giri – xx 16 a2

dk dent
hithouse – jack to the sound of the underground
the prodigy – out of space
snap! – the power (abschlusstrack)

tiger
andthoney & m. kinchen – the feeling
dj koze – i want to sleep (direkt danach)
mathew jonson – marionette (direkt danach)
solvent – my radio
florence & the machine – you’ve got the love (jamie xx rework) (direkt danach, letzter track)

boris
footclan – can’t fake it

[berlin / 13.12.2024] berghain: klubnacht – 20 jahre berghain

ich habe jetzt schon respekt. also vor dem wochenende sowie der aufgabe, eine abhandlung zu schreiben, was in den letzten 10 jahren passiert ist, die an die nach dem zehnjährigen jubiläum herankommt.

allem voran: 20 jahre muss ein club an einem standort erstmal schaffen. die tatsache, dass sich leute wochen im voraus gedanken über den ablauf sowie zu erwartende szenen vor der tür und gedränge im laden machen, spricht nach wie vor dafür, dass der laden relevant ist. das line-up spiegelt die leute wider, die den club rückblickend geformt haben und bräuchte in den sommermonaten den vergleich mit festivals nicht zu scheuen. dahingegen nimmt sich neujahr bescheiden aus, was nicht despektierlich, sondern vielmehr als gegenteil davon gemeint ist: während das zwanzigjährige auf das in der vergangenheit erreichte zurückblick und sich dabei vor den leuten verneigt, die das künstlerisch begleitet oder gar ermöglicht haben, wird neujahr der blick nach vorne gerichtet.

darum soll’s aber erst zu gegebener zeit gehen. ich habe mir nur vorgenommen, zu pete und fiedel am anfang zu erscheinen, den rest des proppevollen wochenendes einfach geschehen zu lassen, mich dabei auf reizüberflutung auf allen kanälen eingestellt und in hinblick auf kondition sowie resturlaubstage am montag vorsorglich freigenommen. schon jetzt: alles gute an den betonklotz! den möchte ich nach wie vor nicht in meinem leben missen.

klubnacht – 20 jahre berghain

berghain
samstag, 14.12.2024
00:00 pete b2b fiedel
04:30 surgeon
07:30 phase fatale b2b terence fixmer
10:30 kyle geiger b2b vincent neumann
13:30 daria kolosova b2b etapp kyle
16:30 kittin b2b marcel dettmann
19:30 honey dijon
22:30 amotik b2b answer code request
sonntag, 15.12.2024
01:30 rødhåd b2b rene wise
04:30 norman nodge b2b amoral
07:30 shinedoe
10:30 fadi mohem b2b ben klock
13:30 beste hira
16:30 efdemin b2b quelza
19:30 steffi b2b tasha
22:30 len faki
montag, 16.12.2024
01:30 luke slater
04:30 jakojako b2b barker

panorama bar
samstag, 14.12.2024
00:00 tama sumo b2b lakuti
04:00 massimiliano pagliara b2b budino
07:00 andré galluzzi
10:00 dinky b2b matthew styles
13:00 cormac b2b curses
16:00 richard akingbehin b2b parallel 9
19:00 nd_baumecker b2b gallegos
22:00 seth troxler
sonntag, 15.12.2024
01:00 ogazón b2b ryan elliott
04:00 nick höppner b2b gonno
07:00 oracy b2b soundstream
10:00 paramida b2b alex kassian
13:00 avalon emerson b2b roi perez
16:00 sedef adasï b2b bashkka
19:00 natalie robinson b2b virginia
22:00 boris b2b ralf
montag, 16.12.2024
01:00 gerd janson b2b âme

halle
samstag, 14.12.2024
20:00 mxwhd
sonntag, 15.12.2024
00:00 missteikk
04:00 jin synth live
05:00 jenus
09:00 tobias. live
11:00 margaux gazur
15:00 nazanin noori live
17:00 banu
21:00 brant gibson

[berlin / 12.12.2024] tempodrom arena: fred costea

bei dem allgemeinen zustand der weltpolitik braucht mensch auch was zum lachen. wird sich noch zeigen, ob sich stand-up-comedy zum hyperfokus entwickelt. aber neugierig bin ich darauf, wie er nach den instagram-reels mit der verkörperung durchweg sympathischer charaktere ein solo-programm bestreitet.

nächstes jahr gastiert er bereits in den wühlmäusen. da geht’s schon mal bergauf.

nachbetrachtung

mache ich kurz:

den namen des support-acts habe ich leider vergessen und mir auch nicht notiert. müsste das prinzip der notizen während partys also auch auf den weniger cluborientierten rest anwenden, der hier nun ebenfalls stattfindet.

ansonsten: ja, trägt sich locker über anderthalb stunden. erwartet nichts wie seine reel-charaktere, sondern anekdotenhafte bits, was gerade beim vortrag über den kindergeburtstag weite teile der zweiten hälfte getragen hat. auch mutig, diese mit einer das-publikum-fragt-und-fred-antwortet-strecke zu beginnen.

kann beim bekanntheitsgrad auch gerne auf dem level bleiben, so dass es seine show bzw. seinen ansatz nicht verwässert – sofern das für ihn lukrativ genug ist, natürlich. in jedem fall ein vertreter an comedians um die 30, deren frischer wind das interesse an stand-up überaus zurecht angefacht hat. ich behalte ihn auf dem schirm, wie er sich so entwickelt.

[berlin / 04.12.2024] festsaal kreuzberg: 40 jahre die goldenen zitronen

und erneut bin ich nutznießer, der eine bildungslücke schließen kann.

nachbetrachtung

ich bin leider nur mäßig mit ihrer diskographie vertraut und wollte sie einfach nur mal live sehen, bevor es ihre letzte tour ist. bei diversen fusion-ausgaben habe ich sie verpasst. leider wird’s wohl bei dem einen mal bleiben.

für eingefleischte fans von mitte der 1980er bis heute werden sie wahrscheinlich ihre ganze bandbreite abgedeckt haben. mir kamen sie jedoch mäßig motiviert vor. es hatte etwas von einer gewollten geburtstagsgala, weil das alle bands in ihrem fahrwasser gemacht haben und sie da in nichts nachstehen wollten.

gegen sperrigkeit habe ich nichts – absolut im gegenteil. aber bis auf wenige ausnahmen hat mir der biss gefehlt. die versuche, mit dem publikum zu interagieren, brachten das auf den punkt, indem schorsch kamerun oder ted geier unisono feststellten, dass „von da nichts kommt“. als ob sich zwischen band und publikum ein feld befand, durch das der sound und die sichtbarkeit zwar noch durchdrang, aber welches energie sowohl vom publikum als auch der band absorbierte.

ein glück gibt’s zwei große ausnahmen, die den abend für mich gewaltig hochgerissen haben:
– porsche, genscher, hallo hsv – einfach nur mit einer harfe als instrumentierung.
– wenn ich ein turnschuh wär‘ – mit dem im break abgedunkelten saal und schorsch kamerun im monolog. das stück ist sowieso großartig, und glücklicherweise war’s da auch die darbietung.

mangels erfahrung mit ihnen habe ich keine ahnung, ob die verweigerung gegenüber crowdpleasing bei ihnen zum programm gehört. aber wenn, dann bitte nicht sowas wie interaktion versuchen. es war mir die ganze zeit nicht klar, ob sie das publikum auf ihrer seite haben oder irgendwie einen abriss der letzten vier jahrzehnte mit betonung ihrer künstlerischen seite bieten und das publikum damit völlig herausfordern wollen.
ich kann nachvollziehen, dass dieser spagat bei einem so diversen gesamtwerk quasi unmöglich ist. das haben sie durch das umarrangieren der alten stücke charmant umschifft. aber mir hat die leichtigkeit und der stolz gefehlt, mit dem sie auf ihre entwicklung in den vergangenen vier jahrzehnten blicken könnten.

[berlin / 01.12.2024] tempodrom: fat freddy’s drop

nur gutes über sie gehört, niemals mit deren diskographie beschäftigt. und nun bin ich wieder mal nutznießer eines tickets. beste voraussetzungen.

nachbetrachtung

natürlich landet der abend in der schublade mit den fragen, warum ich eigentlich nicht schon früher zu ihnen gegangen bin. und das heißt: wesentlich früher!

mit zugabe waren es zweieinviertel stunden und das tempodrom hat den test als konzertlocation bestanden. das waren zuvor meine größten bedenken, ob bei der raumarchitektur überhaupt ein guter sound hinzubekommen ist. recht weit oben ziemlich links von der bühne stehend: ist gelungen.

lou baker als klassischer opener, der sich auch nicht abmühen musste, die anwesenden zu motivieren und sich auch nicht an „purple rain“ verhoben hat. kam später auch bei fat freddy’s drop wieder auf die bühne. und die haben zumindest mich mit einem ganz schön warmen gefühl in die neue arbeitswoche entlassen. trotz jahrzehnten im geschäft wirkten sie kein stück müde oder zu abgeklärt. vielmehr ist das wohlergehen und eine gemeinsame party mit dem publikum ganz oben auf der prioritätenliste.
jedoch auch eine bestechende musikalische routine beim spielen. stilistisch werden ohnehin viele abgeholt: dub / reggae, eh klar. „shiverman“ klang mit kickdrum und dub-chords am anfang fast wie basic channel und zog sich mal eben über 28 minuten. dubstep-anhänger*innen sind sie spätestens durch mala bekannt. wirkte alles sehr leichtfüßig, ohne ein programm abspulen zu wollen, sondern auch freiraum für improvisationen zu lassen. lerneffekt: ein theremin kann auch ziemlich tiefe töne produzieren.

sollten sie also wieder in berlin sein, werde ich nicht zögern. richtig schön war’s!

[berlin / 30.11.2024] ohm: objekt’s miraculous kaleidoscopic technicolor wormhole from the club to infinity

damit dürfte er den ersten platz für den längsten hier bislang erfassten partytitel einheimsen. es ist deren zweite ausgabe in diesem jahr. konzept ist, dass er sich gäste einlädt oder den abend gleich komplett alleine bestreitet. dieses mal mit lena willikens, was auf dem papier nach einem wettstreit um die außergewöhnlichste auswahl aussieht. beinahe schon zuviel der vorfreude.

objekt’s miraculous kaleidoscopic technicolor wormhole from the club to infinity
lena willikens
objekt

ab 23:59 uhr
15 euro

nachbetrachtung

mein hang zum meckern ist ja allgemein bekannt, also lebe ich das weiterhin aus. jedoch nicht, ohne das fazit voranzustellen: müsste ich’s quantifizieren, kommt die party mühelos auf eine sehr stabile 8 von 10, die sogar an der 9 kratzt. damit locker in der bestenliste für 2024.

die einzigen kritikpunkte sind die bereits bekannten, wenn mensch sich für einen besuch im ohm entscheidet: wenn es voll wird, gibt es eigentlich nur zwei möglichkeiten: an der bar sitzen, von dort aus das geschehen beobachten und sonst zuhören, oder sich in nähe des dj-pults stellen. letzteres bedeutet kalten luftzug (es ist mal wieder die beste jahreszeit zum ausgehen – nicht) oder auch durchgangsverkehr von eingang und bar zur tanzfläche.

konkret: ab 2:30 uhr war’s mir auf der tanzfläche zu eng. die wand am eingang zu den toiletten war bestenfalls okaye notlösung, aber auch da schieben sich eher die leute vorbei. an der raumarchitektur lässt sich in der hinsicht nichts ändern, zudem wusste ich, worauf ich mich einlasse.
die bank neben der bar mit wechselnden sitzorten war also zu größeren teilen der aufenthaltsort meiner wahl. das war zwar etwas fernab vom akustischen sweet spot (dafür ist das besagte hintere ende der tanzfläche ziemlich gut) und das holz der bänke schneidet irgendwann gut in die blutzufuhr zu den unterschenkeln. aber: dort ist mensch wenigstens weitestgehend ungestört. meine hoffnung darauf, dass es ab 5:00 uhr etwas leerer wird, hat sich nicht erfüllt. dann kam auch noch meine kondition dazwischen, die durchgemachte nächte nicht mehr so wirklich kennt.
um 7:30 uhr bin ich daher heimwärts. und selbst da war die tanzfläche noch wenigstens dreiviertelvoll, was an sich genügend über die qualität der party aussagen dürfte.

bemerkenswert war’s in zweierlei hinsicht:

erstens, wie viele leute sich ohne große werbung gezielt auf den weg machen. es gibt gewollt keinen eintrag bei residentadvisor, damit auch keinen ticketvorverkauf – ich bekomme lediglich über instagram und den zur reihe gehörenden telegram-kanal davon mit, x verwende ich aus prinzip nicht mehr.
trotzdem war die schlange kurz nach mitternacht bereits länger als die vom tresor direkt nebenan. und ich hatte nicht den eindruck, dass die leute „einfach nur mal gucken“ wollten oder den eingang mit dem des tresor verwechselt haben. dafür war die fülle auf der tanzfläche spätestens ab 2 uhr zu aussagekräftig. wären die leute von der musik irritiert gewesen, hätte sich das spätestens ab 2/3 uhr deutlich ausgedünnt.
stattdessen ging die durch das line-up gesetzte saat vollkommen auf – die geduld des ohm-publikums (bzw. dessen neugierde an anderen sounds) ist immer wieder erfrischend und der bedarf an guter kuration mit understatement offenbar vorhanden. klar kann ich dann im völligen eigeninteresse sagen, dass objekt sich doch einfach eine doppelt so große location suchen soll. aber warum? das ohm als dezidiertes experimentierfeld mit richtig guter anlage ist doch der richtige raum dafür – erst recht, wenn ungewiss ist, wie das angenommen wird. wären nur 50 leute dort gewesen, wäre das für die stimmung auch ok.

zweitens, dass die durch die einladung lenas als partnerin bei mir ausgelöste hoffnung, musikalisch höchstes niveau serviert zu bekommen, nicht nur eingelöst, sondern auch übertroffen worden ist. heißt nicht, dass ich mit allem konform gehe, was sie gespielt haben (psytrance wird in diesem leben nicht mein fall, war aber nur eine kurze phase). aber endlich mal einen abend zu erleben, an dem lediglich das line-up feststeht und offen gelassen wird, wer wann zu hören sein wird, ist in zeiten der fixierung auf timetables mit entsprechenden schlangen vor und anschließend innerhalb von clubs einfach befreiend.
mal abgesehen davon war es ein back-to-back im klassischen sinne. klar kam es mal vor, dass eine*r von beiden mal zwei, drei tracks am stück spielte. aber erstens habe ich so genau nicht hingeschaut und wichtiger: es fiel nicht auf, wer wann mit was dran war. stattdessen war’s ein am xone:92 ausgehandelter konsens, der eine gemeinsame dramaturgie ergab. in der ersten stunde lief bspw. ambient bzw. musik zum zuhören, sowas wie kickdrums waren eine seltenheit. von ca. 1:00 uhr bis 2:30 uhr blieben sie konsequent unter 110 bpm. ab dort allerdings ein sprung auf (gefühlte, nicht getappte) 130 bpm, was als ausgangspunkt diente, die temposchraube immer weiter anzuziehen. dabei blieben sie bei der auswahl stets zwischen den stühlen: wenn techno, dann abseits etablierter klassiker (meistens jedenfalls – „digeridoo“ sollten diejenigen kennen, die sich etwas tiefergehend mit elektronischer tanzmusik der letzten 40 jahre beschäftigen). wenn electro, dann eher rauh. ein ständiges schreiten abseits ausgetretener pfade, ohne dabei die tanzbarkeit aus dem blick zu verlieren und dennoch experimentiell genug zu bleiben, dass vergnügen und entdeckungsneugier zugleich zum zuge kamen.
es war ja schon vorher klar, dass beide ein enzyklopädisches musikwissen bei gleichzeitiger verweigerung gegenüber stilgrenzen mitbringen. für mich war’s eine lektion darin, wie das in set-form gegossen werden kann und vor allem, dass ich das wissen in dieser breite nicht werde erreichen können. dafür müsste ich das vollzeit machen. klar, koketterie – ist aber für mich in ordnung so. es reicht mir völlig, die qualitäten der beiden als solche zu erkennen und dem im ansatz nachzueifern.

der abend verdient jedenfalls das prädikat „besonders wertvoll“. das ist nach der märz-ausgabe mit objekt solo bereits das zweite mal und damit ausgangspunkt für die hoffnung, dass exzellent kuratierte reihen wie diese als gelegenheit zur nachhilfe möglichst lange fortbestehen und ich das neben der reef zu einem weiteren dauerkartenabonnement machen kann.

notierte tracks

anton friigaard – cemille
download – attalal (remix)
aphex twin – isopropanol (heruntergepitcht auf 100 bpm)
chants & dave schoepke – ritmo puro
die form – damaged corpse
mordant music – hummdrumm
abadir & nahash – marchadair
nasty j – la boucle
ivan iacobucci & stella fiore – waiting for my love
transparent sound – punk motherfucker
solid groove – show me su’mn
kode9 – swarm
prettybwoy – overflow
endmodell – die taktung der maschinen (teil 1)
georg-i – strobe fodder
braille – cloud monger (bodhi remix)
kinzua – purest state confusion
aphex twin – digeridoo
shxcxchcxsh – do 1
yogg – keep the sheep
bell curve – just a lil bit of sweat
oyubi, fetus – earnin it
yas reven – little breake
gaister – conscious concentration

[berlin / 30.11.2024] lido: augn

zählen zur kategorie „erst nicht verstanden, dann hat’s klick gemacht und fast alles von ihnen ist toll“. wird schwierig, deren texte mitzusprechen, aber manch eingängige refrains gibt es dann doch. und die ungewissheit darüber, was nun passieren wird.

augn

einlass um 19 uhr, startet eine stunde später.

nachbetrachtung

„berlin ist scheiße.“
„der islam gehört zu deutschland.“

ward so ähnlich wohl bereits auf der fusion anno 2024 zu hören, insofern wiederholen auch sie sich. das lief bereits in der stunde vor konzertbeginn in endlosschleife in einem rot beleuchteten lido mit reichlich nebel, in dem sich das konterfei von tom cruise auf dem bühnenbanner abzeichnete.

nichts an der show ist live. würde bei der besetzung mit sänger und bassist und der instrumentierung auch nicht gehen. mensch kann froh sein, wenn sie überhaupt in leibhaftiger form auftauchen – so war’s dieses mal. plus „hendrik“ bei „berghain“ als eintänzer.
augn zielen nicht darauf, sich freund*innen zu machen. sie halten spiegel vor – und treffen genau diejenigen damit, die sich als moralische instanz oder puristisch gerieren wollen. die „konzerte“ sind daher der konsequente mittelfinger in richtung götzenanbetung oder die fixierung auf bühnenpersönlichkeiten, wie es sich in manchen ihrer stücke auch zeigt („a&r“ oder „beyonce“ – beides im set). und wer dann noch nicht abgeschreckt ist, wird mit den von einer computerstimme vorgetragenen ansagen auf den härtetest gestellt, wie reizbar mensch in der eigenen politischen korrektheit sein kann. es ist nicht zu viel verraten, dass diese vor der tür bleibt.

schluss war nach 50 minuten. spätestens bei „gottesdienst in neukölln“ als stück vor der „zugabe“ wurde deutlich, dass sie das ganze gewese um personenkult als farce sehen und traten bei dem drumloop in der zugabe wie angekündigt auch gar nicht erst mehr auf die bühne.

genau wie ihre alben: großartig, entlarvend, polarisierend. und über eine gute pa klingt’s sogar richtig gut. ich wäre sofort wieder dabei.