[berlin / 09.12.2022] tresor: 15 years ilian tape / l.i.e.s.

der globus wurde renoviert und es wird zeit, dass ich mir das anschaue. das programm verspricht auf beiden etagen einiges.

tresor
23h55 december
03h30 fret live
04h30 ron morelli
07h00 nastia reigel

globus
23h55 dario zenker
03h00 skee mask
05h30 re:ni
07h30 stenny

eintritt
20 euro

nachbetrachtung
fazit vorab: der tresor hat sich einmal mehr als alternative entpuppt, bei der djs aus dem techno/house-korsett ausbrechen können, ohne dabei publikumsflucht befürchten zu müssen. darüber hinaus freut mich am meisten, dass der umbau des globus richtig gut gelungen ist und der raum dank lambda labs auch einen grund dafür liefert, wegen des sounds hinzugehen. war beim tresor ja nicht immer selbstverständlich.

erstaunliche schlange gegen 2 uhr, die bis hinter das tor reichte. auch drinnen war’s zu der zeit schon gut gefüllt, wobei sich verständlicherweise erstmal vieles an der garderobe konzentrierte. im globus war’s anteilig voller, aber grundsätzlich hat sich alles so gut verteilt, dass es gut auszuhalten war.

erstmal zum umbau des globus: ist bislang die für mich beste version mit nur einem kleinen mangel.
mit der aktuellen position des dj-pults (an die wand vom treppenhaus zur garderobe grenzend) haben sie alle himmelsrichtungen durch, die der raum so hergibt: nach der kraftwerk-seite zum anfang, der rückseite zur bar danach, gefolgt von der seite, die zur +4 bar geht, war das die seite, die noch nicht ausprobiert worden ist.
dafür wurde die wand eingerissen, die den gang zur +4 bar (oder nach unten) eh zu einem ziemlichen schlauch hat werden lassen und damit verschenkter raum war. den platz nimmt jetzt das dj-pult ein (das vorherige ist immer noch bühne für live-acts) und es ist an den seiten sowie dahinter stets genug platz, um durchgehen zu können. an den wänden kein nackter beton mehr, sondern dunkle gitter, was zu einer im positiven sinne eigenwilligen ästhetik führt.
die bar sowie die sich anschließenden sitzgelegenheiten zeigen, dass das benachbarte ohm mit den kacheln als inspiration gedient hat. auch im globus ist diese jetzt mitten im raum (und der gang zwischen bar und tanzfläche auf der kraftwerkseite ein kleines nadelöhr), allerdings wird die vorherige klare trennung zwischen bar an der seite und ein darauf folgender block mit sitzgelegenheiten hinter der wand zur tanzfläche glücklicherweise durchbrochen. die kommt mir jetzt tatsächlich etwas kleiner vor, was jedoch ein pluspunkt ist.
das gesamtbild wirkt jetzt offener: die sitzgelegenheiten sind so weit von der anlage entfernt, dass mensch dort getrost plaudern kann, ohne die stimmbänder zu sehr strapazieren zu müssen und dabei trotzdem die tanzfläche im blick haben zu können. dennoch tritt hier der für mich einzige mangel auf: verschenkter platz am ende des raumes, wo zuvor die treppe richtung garderobe hinführte. leute, die dort sitzen, schauen auf eine leere fläche, auf die durchaus noch eine sitzgruppe gepasst hätte. positiv gesehen: im notfall kommt es bei der evakuierung dort nicht zu engpässen und die rangierfläche für runner*innen zur befüllung der bar ist stets gegeben. ich fände es trotzdem ganz schön, wenn da nochmal nachgebessert werden könnte.
richtig dicker pluspunkt: die anlage. void war vorher schon ein schritt in die richtige richtung, jetzt ist auch dort die zeit für lambda labs, nachdem sie schon im kraftwerk sowie in der +4-bar ihr können unter beweis stellen konnten. zweipunktbeschallung, von jeweils einem qx-3-array auf beiden seiten des dj-pults ausgehend. dort wiederum lassen sich die monitorboxen je nach individuellen bedürfnissen verschieben. da sie es beim holzboden belassen haben, hat der bass eine schön warme resonanz im raum. im großen und ganzen bestätigt sich mein eindruck, den ich von der lärzer turmbühne mitgenommen habe: im vergleich zu funktion one klingt das wärmer, runder und dabei nicht weniger transparent. das ist glücklicherweise jammern auf hohem niveau und mich freut es irgendwie, dass mensch den globus jetzt nicht nur wegen der räumlichkeiten, sondern auch des klanges wegen empfehlen kann.
das licht besteht jetzt eher aus led-ketten, bei denen zumindest an dem abend etwas mehr akzente hätten gesetzt werden können. ist für meine begriffe jedoch nebensächlich.

im tresor selbst hat sich auf den ersten blick nichts verändert. die anlage strahlt jetzt nur nach hinten ab. wo vier tops zuvor die tanzfläche eingerahmt haben, sind jetzt zwei paare nach hinten ausgerichtet. immer noch void und im vergleich zum status 15 jahre zuvor (mir wird beim schreiben gerade mal klar, dass es den tresor 2.0 damit länger gibt als den in der leipziger straße) immer noch besser. hätte jedoch nichts dagegen, wenn auch dort mal mit lambda labs experimentiert oder der vorherige zustand mit auf die tanzfläche ausgerichteten boxen wiederhergestellt wird.

damit genug zu den räumlichkeiten und der fülle: musik gab’s auch noch. dabei kein ausreißer nach unten, eher mindestens gut, meistens sogar sehr gut.
erhofft gut: fret. ist mit legenden ja immer so eine sache, ob deren produktionen nicht zuviel vorfreude verheißen, die mit wenig gespür für einen guten setaufbau verpufft. trat absolut nicht ein, obwohl er seine vor jahrzehnten mit scorn etablierte formel im wesentlichen nicht verändert. die perkussion bzw. beats sind bei fret halt dichter bzw. im vergleich zu scorn eben kein dubstep, sondern offensichtlich techno-kompatibel. da bleibt zwar weniger raum für die drückenden basslines, aber im hintergrund grummelt es dennoch stetig. mein favorit des abends, passte perfekt zum raum.
skee mask wie bei der reef bereits sehr techno-lastig, aber auch mit um die 140 bpm in der letzten stunde ziemlich zügig unterwegs. hat re:ni mit jungle im anschluss sogar noch auf die spitze getrieben, wobei ich wegen der staub im hinterkopf relativ zeitig kurz vor 6 uhr los bin. fand aber die bandbreite im globus innerhalb der fast vier stunden (von house bei dario zenker über techno/grime/artverwandtes bei skee mask hin zu jungle/footwork bei re:ni) bemerkenswert und vor allem, dass das publikum auf alles einstieg.
bei ron morelli sind mir zwei tracks von jeff mills in erinnerung (medusa, if (we)), was bei der tradition des clubs aber eh offene türen sind, die mensch einrennen kann.

wie zuvor: das line-up behalte ich im auge. für freitagnacht gibt’s eigentlich fast keine bessere möglichkeit, wenn mensch gestandenen techno erleben möchte.

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