[berlin / 08.08.2025] berghain: reef

endlich!

wer an diesem datum nicht kann: am 14. november ist die nächste, und zwischendrin am 28. september eine weitere ausgabe der abyss.

reef

berghain

00:00 darwin
02:00 lechuga zafiro
03:30 mjk
05:00 j:kenzo

panorama bar

22:00 esposito
01:00 carré
03:00 upsammy
05:00 rhr
07:00 main phase

nachbetrachtung

rein: 22:30 uhr
raus: 8:30 uhr

und natürlich war’s die beste reef seit der letzten. mit zwei kleinen wermutstropfen:

erstens war unten früher schluss als angedacht. j:kenzo sollte drei stunden spielen, es wurden „nur“ zweieinhalb. das lag nicht an der qualität seines sets oder der mangelnden resonanz des publikums – beides ließ für mich keine wünsche offen. mir wurde beim gang nach oben klar, dass sich die panorama bar nach dem sehr energetischen rhr-set schnell geleert hatte und die party oben zu einem schönen abschluss geführt werden sollte.
an zu wenig potential in puncto „publikumsansturm“ kann es nicht gelegen haben. wenn ich zwischen mitternacht und 3 uhr aus den fenstern der panorama bar schaute, reichte die schlange wenigstens bis zum häuschen neben dem kiosk. drinnen war der füllgrad bei upsammy mit manch gut besuchtem sonntag vergleichbar, aber sonst auf beiden floors stets so entspannt wie bei der reef üblich. nähme ich die schlange als referenz, hätte quantitativ noch wenigstens die hälfte der bereits anwesenden in den laden gepasst. die tür war jedoch sehr strikt. so reichte „naja, für’s berghain“ als antwort auf die frage „warum seid ihr heute hier?“ nicht aus. augenscheinlich wurde also nach den leuten ausgesucht, die das line-up vorher wenigstens mal angeschaut hatten. führte im umkehrschluss zu einer publikumsmischung, die der reef gerecht worden ist.

zweitens das mjk-set. aber da bin ich durchaus zu puristisch oder gar besorgt, weil ich noch die musikalische annäherung der sub:stance an die klubnacht in erinnerung habe. für reef-standards fand ich ihn zu geradlinig, im rahmen einer klubnacht hätte ich ihn sehr für seine ausbrüche aus dem 4/4-kick-dogma gelobt. hat sich damit zwar gut in das rahmenprogramm unten eingefügt, mir hat’s die entscheidung für upsammy (die im peaktime-slot auf ihre art ablieferte, also weniger electronica, stattdessen durchaus ravig) erleichtert.

sonst ist gesetzt, dass darwin und esposito als residents zu egal welchem slot (also meistens zum anfang oder den schluss) eine tolle besetzung sind. esposito zu beginn mit techno, der stark von ambient beeinflusst war, gefolgt von waschechtem hip hop sowie dubstep. alles flankiert von einem publikum, das nicht etwa ungeduldig auf der tanzfläche wartet, dass etwas tanzbares passiert, sondern sich wenigstens geduldig anhört, was als nächstes kommen mag.
seitenschritt zu den veränderungen in der panorama bar: die anlage hat seit gut zwei monaten einen vergleichbaren aufbau wie unten. drei (oder gar vier?) subwoofer hängen jetzt an der decke, dafür steht am hinteren ende bei den kabinen jetzt nur noch einer – den hohlraum füllen jetzt lichter aus. gefühlt geht an meinem stammplatz etwas bassdruck verloren, allerdings finde ich den klang insgesamt jetzt ausgewogener. vorher war der dort von ganz schön viel vibration geprägt, nun kommen die nuancen mehr zur geltung.
darwin in den ersten 20-30 minuten mit ambient bzw. dubstep, legte sich dann jedoch auf reduzierteren drum & bass bzw. halftime fest. schon eine dicke ansage zu beginn, aber: funktionierte. nahm noch dazu lechuga zafiro nicht die butter vom brot, der tempotechnisch eher um die 140 als klassischem dubstep-tempo unterwegs, aber schwer zu klassifizieren war. für mich ein interessanter hybrid aus breakbeats / electro, techno sowie eben dubstep. zählt wie verraco zu den vertretern der jungen generation aus südamerika, die gerade auf den plan treten und schemata auf links bürsten.
gleiches gilt für rhr, der nach upsammy zwar tempo herausnahm, aber die leute mit subbass und dichteren rhythmen sehr gut bei laune halten konnte. zu carré kann ich leider nicht viel sagen – war zweimal kurz oben, einmal techhousig, zum anderen breakbeatig unterwegs. hab darwin sowie lechuga den vorzug gegeben.
j:kenzo hätte schon super auf eine sub:stance gepasst, aber besser spät als nie. fing mit klassischem dub bzw. roots an, womit die brücke zu dubstep schon geschlagen ist. das war auch gut 100 minuten das hauptthema, wobei auch mit clouds veritabler techno lief. dann (beinahe schon reef-typisch) der wechsel auf drum & bass zur letzten dreiviertelstunde. passte alles sehr gut ineinander, daher hätte ich ihm schon gewünscht, dass er die drei stunden vollmachen kann. war hoffentlich nicht sein letztes gastspiel.

wie sich bei den letzten ausgaben schon abgezeichnet hat, ist der zeitraum zwischen 6 und 8 uhr heikel. die taktik der reef scheint zu sein, jemensch mit headliner-qualitäten auf den schluss zu setzen (calibre, mala, j:kenzo), um das publikum bei der stange zu halten bzw. zu motivieren, länger zu bleiben. das funktioniert dann nur mit einem floor – und da gewinnt das berghain die letzten male regelmäßig, alleine weil die anlage den massiven bass besser transportiert. selbst wenn jemand wie calibre oben auf dem line-up steht, kann darwin unten schalten und walten, wie sie möchte.
ich kann verstehen, dass es dramaturgisch gewollt ist, die reef in der panorama bar zu beginnen und auch enden zu lassen. die realität sieht für mich (und das ist überaus positiv) so aus, dass das publikum nicht dazu tendiert, die party künstlich zu verlängern, sondern beim eventuell anstehenden restpensum des wochenendes (oder mit der vorhergehenden woche in den knochen) lieber früher geht. klar liegt da der impuls nahe, einfach mehr leute in den club zu lassen, wenn schon so viele in der schlange stehen. aber das würde wiederum die qualität des publikums verwässern und im schlimmsten fall zu musikalischen kompromissen führen.
wie die reef dem begegnen könnte: entweder das berghain bis 7 uhr bespielen (mit der option bis 8 uhr) oder unten mit ambient ausklingen lassen, so dass die leute mit bewegungsdrang automatisch nach oben gehen. oder den spieß umdrehen und ab 6 uhr oben den morgen mit ruhigeren stilen ausklingen lassen und im gegenzug das berghain bis 10 uhr offen lassen.

mag sich überdramatisch lesen, ist es aber gar nicht. müßig, darüber zu spekulieren, wie viele der abgewiesenen leute tatsächlich wegen der reef dort waren bzw. super reingepasst hätten. drinnen hatte ich in jedem fall den eindruck, dass höchstens wenige zaungäste und vielmehr die stilistisch offene fraktion vor ort war. und das war im vergleich zur klubnacht ein weiteres mal auf ganzer linie erfrischend und hat den status der reef als stammtermin in meinem kalender einmal mehr zementiert.

notierte tracks

die speisen sich fast völlig aus shazam, zum teil aber auch aus diesem reddit-thread, wo ich mir bei upsammy und j:kenzo die rosinen herausgepickt habe.

esposito

barker – paradise engineering
zenker brothers – let loose
ivy lab – vanity fair
roots manuva – next type of motion
dbridge, kabuki, cooly g & kid drama – my love
alix perez – melodrama
kercha – a strange story
crowley & schim – wervel
mystic state – city limits (feat. jack spencer)
11th hour – headrush
mystic state – understand
instra:mental – when i dip
darkai & ears – gems (distance souljah remix)

darwin

carrier – the fan dance (feat. gavsborg)
itti – side street
skeptical & dbridge – poor & poverty
chimpo, dub phisix & skeptical – buzzin
alix perez – elephant dreams
the untouchables – grassroots
j:kenzo – skatta (v.i.p.)
alix perez – understand

upsammy

aerae – nefanda
r-010 – metal foam racing motorbike
deviant electronics – loud and clear
fff – vegan librarian

rhr

croix – baila todo

j:kenzo

scientist – no armys
milton henry – this world
j:kenzo – ricochet
mungos hi-fi (feat. charlie p) – rules of the dance (kahn remix)
von d – show me (feat. phe phe)
j:kenzo – hoodwinked
j:kenzo – like a hawk (feat. flowdan)
addison groove – this is it
clouds – sharp like a razor
skeptical – cold fold
digital & spirit – phantom force (fracture remix)
j:kenzo – sykura

main phase

leod – untitled 09

[berlin / 12.07.2025] about blank: staub

die legendenwochen hätten eigentlich gestern in der zitadelle bei massive attack ihren abschluss finden sollen, dies wurde jedoch abgesagt. daher ist die erwartungshaltung an den monatlichen stammtermin in der autonomendiskothek keine geringere als dass es legendär wird.

ablauf

mdf

15:00 analog observer
18:00 ryba
21:00 ruman

zelt

12:00 tusko & temujin
14:00 elena sizova
17:00 nd_baumecker
20:00 alienata

nachbetrachtung

rein: 15:00 uhr
raus: 23:30 uhr

ich handle mal den mdf zuerst ab, weil ich dort insgesamt weniger zeit verbracht habe. analog observer war dort jedenfalls ein schöner einstieg mit der für mich passenden trippig-treibenden sowie hintergründig-melodisch mischung. ryba habe ich aus gründen quasi komplett verpasst – insgesamt vielleicht fünf bis zehn minuten gehört. nicht repräsentativ also. nächstes mal! rumans anfang war mir zu monoton, aber als im zelt feierabend war, hat sich der ausflug nach vorne in die ecke zum technikraum gelohnt. da gab’s den bass, der ein durch und durch perkussiv geprägtes set (die jungen leute sagen wohl „hardtechno“ dazu) angetrieben hat. überaus solide unterhaltung, die stimmung tat ihr übriges. auch bei ihm breakbeats zum schluss = pluspunkt.

im zelt war elena sizova sehr technoid unterwegs, als ich ankam und nahm das tempo- sowie soundtechnisch bis zu nd etwas zurück. nd selbst aufgrund mangel an objektivität meinerseits außer konkurrenz – endlich hat das mal mit ihm auf der staub geklappt. spielte über seine drei stunden sehr gemütlich und zurückgenommen ohne episch-hymnische momente, dafür mit der ihm eigenen stilistischen diversität und kohärenz. und breakbeats zum schluss. sowieso immer gut, das.
alienata ist meine vize-favoritin. techno mit ebm-einschlag, gerne auch mal minimal-perkussiv, und acid ist bei ihr sowieso fest gesetzt. das für sie übliche also, was als kompliment gemeint ist.

in schwung kam das ganze witterungsbedingt erst ab 17:00 uhr. jedoch war ich schon positiv überrascht, dass sich bei dem regen überhaupt noch leute auf den weg gemacht haben. die überdachte bühne im garten hat sich als alternative zum draußen abhängen ganz gut bewährt, und die entscheidung, die garten-tanzfläche im zelt zu belassen, war für meine begriffe goldrichtig. und die menschliche mischung sowieso.

notierte tracks

analog observer

scheermann – monji

nd_baumecker

polygonia – beyond light and shade (zum einstieg)
the mole – losing track (dave aju remix)
satoshi tomiie – a32
thomas schumacher – take me out
keith worthy – the elephant in the room
patcool – patcool
r. tyme – illusion
thee church ov acid house – theme (move d & d-man last train to buffalo remix)
jtc – mysterio re-enactment (acid alternative edition)
andrea maggino & francesco dinoia – take it back
anoesis – vision off
la pointe – umbra (nathan fake remix)
everything is recorded – porcupine tattoo (dj koze remix)

alienata

mutant beat dance – the human factor feat. naughty wood (marcel dettmann edit)
donato dozzy – techtresor
carpainter – kawasaki 100
dj hell – this is for you
skee mask – md25 (schlusstrack)

ruman

bluetoof – t’s dunya
linkan ray – four layers, und das gemischt mit moderat – reminder. entweder ein remix, der nicht veröffentlicht ist (weder der von special request, noch der von answer code request ähnelt dem, was auf dem mdf lief) oder er hat das original jeweils pünktlich zum refrain ausgeblendet.

[berlin / 03.07.2025] berghain: finest berghain – 30 years of hush

dvs1 tourt gerade anlässlich des 30-jährigen bestehens von hush, das als partyreihe wesentlich mehr vorlauf als das dazugehörige label hat. ich muss gestehen: in erster linie gehe ich wegen traxx als von ihm eingeladenen gast hin. es ist gut zehn jahre her, dass ich ihn auf dem nachtdigital gehört habe, und gut 20 jahre an einem sonntag an ort und stelle. wird also mal wieder zeit.

nachbetrachtung mit ablauf und notierten tracks

ich mach’s mir leicht und bringe alles auf einmal unter.

rein: 23:00 uhr
raus: 6:00 uhr

fühlte sich wie eine klubnacht vor 2010 an. keine nennenswerte schlange die gesamte zeit über (reichte am weitesten bis kurz hinter die gitter), drinnen gut dreiviertelvoll, die säule blieb als rückzugsraum geschlossen. wäre auch nicht nötig gewesen – mensch fand stets einen platz auf der tanzfläche und durchschlängeln geriet auch nicht zur akrobatik.
kann in der form gerne wieder stattfinden. vielleicht nicht in jedem monat und auch nicht mit dvs1 als kurator, aber quartalsweise mit einem resident, der*die sich einen gast einlädt, mit dem die zehn stunden frei aufgeteilt werden können. das bricht das durch die klubnächte etablierte format auf und schafft auch musikalische freiräume. war für mich jedenfalls einer der entspanntesten und (dank traxx) zugleich lehrreichsten berghain-besuche in diesem jahr.

22:00 traxx

kein set, sondern statement und lektion zugleich. mein faible für rauhe chicago-sachen ist bekannt, wurde auch bedient, aber auch „klassischer“ house, ebm, ein hauch electro kamen zu ihren ehren, womit er gut 40 jahre musikgeschichte beispielhaft mit vinyl ineinanderverwoben hat. mit seiner vielfalt bot er einen kompletten kontrast zu dvs1, was wiederum einige abgeschreckt hat. für mich herrlicher moment, als er nirvana zum schluss spielte und der vordere teil der tanzfläche das hart feierte, während die hintere hälfte ungläubig herumstand. alleine dafür gebührt dvs1 großer dank, ihn eingeladen zu haben.
wenn es nach mir geht: gerne mal wieder auf einen sonntag buchen – die klubnacht kann polarisierende sets mit ständigem mut zum risiko gut gebrauchen. auch bzw. gerade weil sich die erwartungen bzw. rituale in den letzten 20 jahren verfestigt haben.

tracknotizen

marshall jefferson – ride the rhythm
die krupps & nitzer ebb – join the rhythm of machines
konstruktivists – konstruktivists
the maniacs – luv eternal
drew sky – temper tantrum
daf – die lüge
nitzer ebb – shame (derrick may remix)
lcd soundsystem – throw
nirvana – raunchola / moby dick (live) (zum schluss)

03:00 dvs1

meine haltung zu ihm ist – ähnlich der zu ben klock – ziemlich unpopulär: beide sind technisch brilliant, hilft aber wenig, wenn mir inhaltlich über stunden zu wenig abwechslung geboten wird. hab’s drei stunden mit ihm probiert und den eindruck, dass er erst nach zwei stunden warmgelaufen war. dem fanclub gefiel’s offensichtlich und jedem*r sei der spaß an hypnotisch-tooligem techno gegönnt, wenn das alles gekonnt gelayert wird. das set hat mich jedoch darin bestätigt, dass ich nicht extra wegen ihm sonntags hingehen würde.

tracknotizen

audio resistance – hydrogen
gunjack – native circuit

[berlin / 01.07.2025] uber arena: nine inch nails – peel it back tour 2025

es laufen die „ich hole auftritte von legenden nach“-wochen. einlass ist ab 19 uhr, support kommt von boys noize. tickets gibt es im resale.

nachbetrachtung

das fazit vorangestellt: auf ganzer linie überraschend bis überragend. überraschend deshalb, weil der klang auf dem hinteren rang (block 202) immer noch wenigstens gut war und sich die uber arena damit auch als konzertlocation gut geschlagen hat. überragend waren dramaturgie sowie präsentation. auch wenn herr reznor als perfektionist gilt, machten die ganz kleinen fehler das alles menschlich.

boys noize erst mit einem dj-set, nicht zu sehr richtung edm, stattdessen sogar mit new beat und dabei zurückhaltend genug, um das nicht in einen rave ausarten zu lassen, der dem konzert die energie genommen hätte.
bereits beim übergang vom warm-up zum konzert offenbarte sich die bereits einstudierte choreographie: der letzte beat von boys noize hallte noch nach, da erloschen die lichter und fokussierten die mitte der arena, in der trent reznor bereits am piano saß und mit „a minute to breathe“ ganz leise anfing – in allem minimalismus ein toller kontrapunkt zu davor. das hielt drei stücke an und es ging über zum ersten rockigeren teil auf der hauptbühne, mit schwarz/weiß-visuals in gesamter breite. als nur grob mit der nin-diskographie vertrauter habe ich da lediglich „copy of a“ erkannt, das in der studio-version bereits deutlich elektronisch ist.
das jedoch war eine ideale steilvorlage für das zweite set in der mitte der halle, bei dem boys noize zum zweiten mal in erscheinung trat (neben atticus ross und trent). bestand aus nin-stücken als elektronischer remix, darunter auch ältere.

die überleitung zum zweiten teil auf der hauptbühne als quasi-triumphzug beim gang durch das publikum leitete das große finale ein, u.a. mit „closer“ und „hurt“ als schlusspunkt nach (mir zu kurzen) 100 minuten. hab im nachhinein gelesen, dass das stück immer das konzert beendet.

als zuweilen von konzertlängen etwas verwöhnter hätte ich 20 minuten mehr noch ganz nett gefunden, aber auch so hat’s dafür gereicht, dass ich wieder hingehen würde. dabei zu den gleichen konditionen wie dieses mal: ein ticket im resale für die hälfte des preises.
apropos „preise“, weil hier eine deutliche kritik angebracht ist: 55 euro für ein tour-shirt und 120 euro für einen hoodie spotten jeglicher verhältnismäßigkeit. mir ist klar, dass damit ein nicht unbeträchtlicher teil der einnahmen erzielt wird. aber hardcore-fans werden an einem abend mal eben locker 300 euro los, wenn sie im innenraum noch ein wenig was trinken möchten und sich das komplettpaket mit shirt, hoodie und poster gönnen wollen. kann nicht angehen, dass sich band-shirts zu luxusartikeln entwickeln.

notierte tracks aus dem boys-noize-set

fatal error – fatal error
boys noize – xyxy
trent reznor & attticus ross – i know
atom tm – ich bin meine maschine (boys noize remix)

[berlin / 28.06.2025] kaos: endless groove sessions with theo parrish

ich lasse einfach mal den ablauf für sich sprechen:

12:00 gemeinsames mittagessen (kostet extra)
14:00 theo parrish
22:00 ende

nachbetrachtung

hin: 14:30 uhr
weg: 22:20 uhr

das war großartig!

so gerne ich mich sonst auf die kritikpunkte stürze, um dann zum angenehmen teil zu kommen, würde das dem nachmittag / abend nicht gerecht. natürlich bin ich mit hohen erwartungen hin bzw. habe versucht, die soweit zu dämpfen, im schlechtesten fall nur einen kurzausflug nach oberschöneweide gemacht zu haben. am ende stand jedoch ein (erwartbar) stilistisch wild durchgewürfeltes und dennoch quasi durchgängig tanzbares set. manchmal lagen harmonien oder rhythmen über kreuz, es überwogen jedoch die momente, in denen ich über sein timing gestaunt habe – bspw. wenn er eine disco-nummer mit funk mischte. beides fernab jeglicher quantisierung und dann noch mit vinyl (seltener mit cdjs – die nutzt er nur für seine edits, ohne dass die tracks mit rekordbox analysiert wären) auf den punkt zu bringen: das waren die augenblicke, in denen er technisch für mich brillierte. mit seiner eklektischen auswahl sowie dramaturgie fuhr er ständig auf risiko, aber deswegen bucht mensch ihn ja auch bzw. pilgert hin.

das traf erstens mit dem kaos auf einen ort, an dem das diy-ethos gelebt wird. direkt am wasser auf gleicher höhe mit dem rso auf der anderen spreeseite gelegen, konnte mensch entweder auf holzstegen am ufer sitzen und den dampfern zuwinken, oder auf dem streifen zwischen pult und gebäude tanzen. gleiches auf der großen veranda mit der improvisierten bar. drinnen gab’s in der großen halle anfangs noch pizza und im zur vorderseite gelegenen raum eine weitere bar.
das hatte schon etwas von einer block-party, womit das kaos im besten sinne für sich werbung gemacht hat. jedoch handelt es sich bei der adresse um einen der zu vielen orte in berlin, dessen tage gezählt sind. der aktuelle standort muss zum nächsten jahr aufgegeben werden, eine genossenschaft möchte allerdings das grundstück direkt nebenan erwerben und in ihrem sinne entwickeln. mehr dazu gibt es hier.

das menschliche war die zweite tragende säule. ich habe selten eine so engagierte crew von musikkenner*innen erlebt, die sich selbst unter die tanzenden mischten und das wohl ihrer gäste im blick hatten. sie waren gleichermaßen geerdet wie das publikum. gefühlt die hälfte davon musik-nerds, die theo entweder hinterreisen oder sich durch seine nts-sets schon mal vorab gebildet hatten und somit auch die meisten disco-stücke mitsingen konnten. die andere hälfte wenigstens neugierig darauf, wohin die reise geht. damit hat sich die endless groove als reihe wärmstens empfohlen, auch wenn sie sich eher auf stockholm konzentrieren.

normalerweise bin ich alles andere als spirituell unterwegs, aber an dem tag / abend standen die sterne in oberschöneweide ganz schön günstig. leute mit sozialer ader und musikalischer expertise mieten sich an einem einfach nur charmanten ort ein, engagieren mit herrn parrish einen musikbotschafter, der das alles mit einem bein in der manie orchestriert und sogar nach dem bis 22:15 uhr hinausgezögerten ende noch eine zugabe gegeben hätte. mit gehöriger portion pathos obendrauf: wahrscheinlich eine gelegenheit, die sich nur selten im leben bietet. bin jedenfalls ziemlich glücklich darüber, dass ich dabei sein durfte. ist ohne frage in meiner jahresbestenliste 2025 eingraviert und der stoff, von dem ich auch in zehn jahren noch mit leuchtenden augen erzählen werde. wäre sofort wieder dabei.

das haar in der suppe: die anlage war theo nicht immer gewachsen. oder er bei der ihm eigenen exzessiven nutzung der rotary-fader zu überschwänglich. habe jedenfalls gelernt, dass mensch auch einen isonoe iso420 übersteuern kann. dem diy-faktor des kaos entsprechend traf der mixer-ausgang jedoch auch auf eine anlage aus restbeständen. hätte die endless groove-crew noch in die miete einer lambda labs investiert, wäre entweder der eintrittspreis in die höhe geschnellt oder die zu verspendenden einnahmen geschrumpft. die meiste zeit über klang’s mit gehörschutz passabel. eine clubumgebung mit tontechniker*innen, die hauseigene anlagen wie ihre hosentasche kennen und sich bei vorherigen soundchecks auf so ein kaliber einstellen können bzw. bei bedarf nachjustieren, dürfte das erlebnis noch weiter abrunden. es war aber so oder so eines.

notierte tracks

vorwort

die liste erforderte neben shazam etwas an recherche. dessen ergebnisse verifiziere ich ohnehin immer, aber bei diesem anlass waren sie erstaunlich zuverlässig. kapituliert hat es auch häufig, aber das ist bei der großen anzahl an edits oder obskuritäten aus herrn parrishs fundus nur zu verständlich.
eben diese lücke habe ich versucht, mit anderen sets zu füllen – speziell diesem: ende juni / anfang juli 2025 gab es auf youtube ein set vom 5. november 2023 aus dem club 77 in sydney, das theo fast viereinhalb stunden lang frontal beim auflegen zeigt. das hatte ein paar überschneidungen zu oberschöneweide und die schwarmintelligenz in den kommentaren bei der rekonstruktion der tracklist bereits tolle arbeit geleistet. leider gibt es den dazugehörigen kanal, somit auch das video und damit dessen kommentare nicht mehr. dafür einen erneuten upload, leider ohne bewegtbild. stand 24. juli 2025 ist der aktuelle link jedenfalls der hier. es gibt auf trackid.net glücklicherweise noch ein transkript der liste. so ist die vorherige arbeit nicht völlig umsonst und kann ggf. ergänzt werden. jedenfalls war sie die hauptgrundlage, die ich mit meiner erinnerung abgleichen konnte.

die notizen sind daher zweigeteilt. einmal der shazam-verlauf mit zeitstempeln, so dass sich die dramaturgie hoffentlich einigermaßen nachvollziehen lässt. der zweite besteht aus den puzzlestücken, die zum größten teil aus anderen tracklists stammen und in meine erinnerung passten. eine chronologische reihenfolge bekomme ich da jedoch absolut nicht mehr hin.

aus shazam

format: uhrzeit: artist – track
14:52: manuel göttsching – e2-e4 (ruhige nervosität)
14:57: theo parrish – all your boys are biters
15:11: rodney franklin – the groove
15:29: bobby lyle – the genie
15:36: third love – now that we’ve found love (disco mix, evtl. auch der theo parrish edit)
16:08: tom waits – step right up
16:27: the police – when the world is running down, you make the best of what’s still around
16:33: bob marley & the wailers – natural mystic
16:36: theo parrish – orange barrel action (yellow flashing light mix)
16:59: gary’s gang – let’s lovedance tonight
17:55: ge-ology – moon circuitry (feat. mark de clive-lowe)
18:01: jamie 3:26 & cratebug – hit it ’n‘ quit it
18:13: earth, wind & fire – energy
18:21: crown heights affair – far out
18:26: outkast – spottieottiedopaliscious
18:30: kay suzuki – something to say (feat. fatima)
18:34: h-fusion – fossils
19:03: black cock – juicy sushi
19:16: revelation – get ready for this
19:33: labelle – pressure cookin‘
19:38: ananda project & gaelle adisson – cascades of colour
19:46: eric martin – emergency (steve poindexter edit) (der einzige track, der zweimal lief – sogar innerhalb einer stunde)
19:51: bohannon – spread the groove around
21:16: hieroglyphic being – dark acidic organs from the void
21:44: fingers inc. – distant planet

aus dem gedächtnis

made in usa – never gonna let you go (theo parrish ugly edit)
devin dare – alright
two tons o‘ fun – make someone feel happy
diana ross – love hangover
black rascals – for the next time
phuture – slam dance
blaze – sapporo (gemixt mit phuture davor, und somit eine kombination, die bereits anno 2021 in seinem eargoggles-set für nts und auch im sydney-video auftauchte)
donny hathaway – the ghetto (live) (von seinem „best of“-album – fundstück aus dem „what’s in my bag“-video zusammen mit marcellus pittman und zernell)
coldcut & lisa stansfield – people hold on (wobei das durchaus auch der „new jersey jazz mix“ gewesen sein kann)

[berlin / 14.06.2025] about blank: staub xl

ausgabe mit überlänge, bei der ich im hintergrund als künstler*innenbetreuer werkeln darf. daher werde ich vor samstagabend nicht auftauchen und wahrscheinlich auch nicht dazu kommen, bei einzelnen sets etwas länger zu bleiben.

ablauf

garten

12:00 narkiss tepler
14:00 aprs
16:00 i.nez b2b farhan
19:00 bloody mary

mdf

15:00 nadine talakovics
18:00 axkan
20:00 yong ying
22:00 modschi
01:00 caleb esc
04:00 max shen
07:00 sebastian bayne

lobby

22:00 alemiko live
23:30 aber dj
02:00 senator

hütte

01:00 dj andi
03:00 r4f4 b2b big hairy love

nachbetrachtung

rein: 19:00 uhr
raus: 06:00 uhr

damit blieb genügend zeit, das set von bloody mary mitzubekommen, das sich dank acid-einschlag mit dem einen oder anderen eingestreuten hit echt gewaschen hatte. aber ich mag auch klare techno-ansagen im garten zum schluss eines sommertages.
zeigte sich auch bei den publikumszahlen – tanzfläche sowie hinterste ecken im garten waren gut gefüllt, axkan hatte auf dem mdf definitiv das nachsehen.

ansonsten habe ich gelernt, als künstler*innenbetreuer auch mal grenzen zu setzen. betraf das setup auf der lobby, bei dem der xone:96 stand. der war auch ursprünglich im rider und der änderungswunsch auf den djm-v10 auch bestätigt, jedoch leider nicht so umgesetzt.
das im laufenden betrieb während des live-acts umzubauen = unmöglich. alemiko ging von einem djm-a9 über den xone:96 (sie spielte hardtrance mit hardcore-einschlag – also was für die jungen leute, ich fremdle mit sowas bekanntermaßen). es hätte also definitiv eine längere pause gegeben, weil der xone:96 von der anlage abgestöpselt und der djm-v10 hätte angeschlossen werden müssen. nach absprache mit den beiden folge-djs war klar: der djm-v10 ist kein must-have. damit war’s für mich im sinne der party und auch der technik, wenn’s nahtlos weitergehen kann.

die lobby ansonsten mit wellenbewegungen beim publikum. beim live-act gut gefüllt, bei aber dj wenigstens gut halbvoll, bei senator anfangs leer, dann wieder fast halbvoll. viele saßen (erste richtige sommernacht, also irgendwie verständlich) im garten herum, haben damit jedoch leider ein echt vielfältiges set verpasst.
der mdf war nachts hingegen konstant gut gefüllt. modschi dort zunächst zu beginn bei gemächlichem tempo minimaler und später mit psytrance-einschlag zügig unterwegs. caleb esc wieder mal einfach eine bank, max shen im anschluss melodisch.

dj andi kommt aus dem ickmachwelle-projekt und hat neuzeit-rave-adaptionen bekannter tracks gespielt (u.a. „open sesame“). auch wenn das musikalisch für mich nichts wird: die hütte hatte er damit sowas von fest im griff und sichtlichen spaß. und das zählt.
r4f4 mit big hairy love danach minimal housig – und damit ein schöner kontrapunkt.

notierte tracks

bloody mary

tronco traxx – walk 4 me
underworld – born slippy (nuxx mix)
freddie fresh & tim taylor – scissorhands
dave clarke – thunder

modschi

franz jäger – mi benfra
orbe – delta

aber dj

blake baxter – the warning
the bucketheads – the bomb!

caleb esc

dax j – west bank
slam – exhibit 1 (bøhm & the unborn child remix)

senator

cassegrain & tin man – high and low
audion – mouth to mouth
sluts’n’strings & 909 – past the gates
surgeon – atol

[berlin / 13.06.2025] tresor: tresor meets unterwegs

hier werde ich nur den anfang mitnehmen, da mein typ als artist-care bei der staub in der nacht darauf gefragt ist.

tresor meets unterwegs

tresor

23:00 roseen
03:00 head front panel live
04:00 the lady machine
07:00 decka

globus

00:00 data plan
02:30 laurel halo
05:00 stones taro

nachbetrachtung

rein: 00:00 uhr
raus: 04:00 uhr

kann ich kurz machen: nichts zu meckern. ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, dass die schließfächer aus der leipziger straße als artefakte im keller untergebracht sind, der für meine begriffe als raum für sich stehen könnte.
aber dies außen vor gelassen: so sehr mensch den tresor als touristenmagnet, der vom glanz der legende lebt, abstempeln kann, so wenig affektiert ist das publikum. geb ihnen eine 4/4-kick und die lautstarke resonanz kommt umgehend nach dem break. ja, vermeintlich weniger szenig als an den anderen bekannten orten (ich schaue richtung ostbahnhof), aber dabei ehrlicher. aus dj-sicht eine steilvorlage, die roseen mit gerne mal dubbigem techno problemlos verwandeln konnte. head front panel im anschluss mit etwas mehr downwards-prägung, aber da war ich mental schon auf dem nachhauseweg.
laurel halo habe ich vielleicht 10-15 minuten mitbekommen, was eher in richtung acid house ging.

durchaus eine adresse, die ich öfter mal ins visier nehmen kann. zumal sie den bookingtechnischen spagat zwischen alt und neu echt gut hinbekommen.

notierte tracks

roseen

convextion – miranda
outline – encounter