[berlin / 30.11.2018] polygon club: tanzen für mehr wissen

es ist wieder einmal welt-aids-tag. ich hatte schon seit längerem vor, hier artikel zu posten, die sich mit dem mittlerweile sehr gut möglichen leben mit dem virus ohne ansteckungsgefahr für andere auseinandersetzen. das behalte ich nach wie vor im hinterkopf.
an ungefähr gleicher stelle im kopf befindet sich auch das vorhaben, dem polygon einen besuch abzustatten. zugegeben: besteht schon seit dem kosmonaut, der sich vorher an gleicher stelle befand. nun kommt das angenehme mit dem nützlichen zusammen. ist eine benefiz-party für die lebendige bibliothek und den mercury phoenix trust.

ablauf

mainfloor
00h00 aris
02h00 midge
04h00 daniel boon
06h00 felidae
08h00 jens schwan
10h00 zeitlupen uwe

dunkelkammer
00h00 stype
02h00 zusan
04h00 diana may
06h00 lukas zintel

eintritt
10 euro

nachbetrachtung

wegen des nun folgenden ist beinahe ein disclaimer fällig. erstens wegen der länge und zweitens weil es als verriss bei halber unkenntnis, wie clubs wirtschaften, verstanden werden könnte. es ist aber definitiv als anstoß für verbesserung gemeint und wurde anderweitig auch bereits zu einem großen teil klargestellt. anflüge von selbstbeweihräucherung lassen sich leider nicht ganz vermeiden. sollte jemand dazu etwas konstruktives beizutragen haben, bieten sich die kommentare dazu an.

das an dem abend erlebte fügte sich in die letzte erfahrung mit der bewegungsfreiheit in der fiesen remise ein. beide male war meine wenigkeit mindestens als dj, in der remise auch organisatorisch etwas involviert. bei beidem handelte es sich um soliparties, beide male wurde das technische equipment von görner & schweizer gestellt (wobei die anlage zur remise gehört, im polygon aber mitgemietet ist). das maß an eigenengagement, damit es freitag nacht überhaupt musik geben kann, hatte jedoch auch für mich eine neue qualität.

wir (entourage plus ich) kamen gegen 23:40 uhr im club an und bekamen zu hören, dass es ein problem mit der anlage gäbe, weshalb der mixer (pioneer djm-900) abgebaut worden ist. es standen also nur cdjs dort. grund: ein massebrummen, das sich partout nicht eliminieren ließ und man hatte den mixer in verdacht. problem(e) war(en) nur: der ansprechpartner bei görner & schweizer war nicht zu erreichen und kein ersatzmixer vor ort. per fernwartung ließ sich also nichts machen.
es war (wir kommen zum teil mit der selbstbeweihräucherung) daher praktisch, mehr oder weniger im gleichen kiez zu wohnen. so bekam ich ein auto an die hand, fuhr selbst heim, baute meinen mixer (ein ecler nuo 3 von vor mehr als zehn jahren) ab, fuhr wieder hin. angeschlossen, eingeschaltet, leichtes massebrummen war immer noch vorhanden, ich hoffte nur, dass das über die f1 einigermaßen passabel klingen würde.
der nuo 3 hat zwar xlr-ausgänge, anschluss an die pa war also sicher. für den monitorausgang ist ein großer klinkenausgang bei den „großen“ wie xone:92 oder djm-800/900 standard, beim nuo 3 gibt es nur cinch. da ich wie gewohnt mit ableton live spielte und monitore für genaueres pitchen kein thema war, konnte ich dem ganzen recht gelassen entgegensehen. aber meine nachfolgerinnen setzten auf cdjs (mit der interessanten meldung auf dem display, dass zwei player mit unterschiedlicher firmware verlinkt sind und diese aktualisiert werden solle), womit es sich (von rekordbox analysierte tracks vorausgesetzt) zwar auch fast wie von selbst mixt, aber kleine korrekturen sind hier und da evtl. doch vonnöten. da sind monitorboxen also hilfreich, wenn man den versatz zur hauptanlage nicht kennt – und den gibt es auch im polygon.
über die nächsten zwei stunden war es den anwesenden technikern nicht möglich, einen adapter von große klinke auf cinch zu organisieren, sprich: die monitore blieben stumm, also musste der vorhandene regler zwischen cue und master am nuo 3 einspringen.
ein glück: das massebrummen hörte man nur in leisen passagen und am laptop lag’s auch nicht. zumindest blieb das brummen, als ich das netzteil kurz abzog.

es ergaben sich im nachhinein (auch basierend auf der erfahrung aus der fiesen remise) mehrere fragen. zugegeben mit dem ziel, jemand verantwortlichen dafür ausfindig machen zu wollen, da mich das ausmaß an unglücklichen umständen schon ziemlich ärgerte. aber so einfach ist es in dem fall nicht.
den anfang machte die frage, ob das equipment bei görner & schweizer überhaupt gewartet wird. dann, was deren reaktionszeiten betrifft und warum nicht das personal zu neuralgischen zeiten wie eben freitags ab 23/24 uhr verstärkt wird, so dass auch tatsächlich jemand rangeht, bevor parties drohen, nicht stattzufinden.
es fängt jedoch hier an, komplizierter zu werden: bei relativ frischen clubs, die sich wie das polygon erst noch etablieren müssen, um sich eigene technik zu leisten, habe ich sogar verständnis, dass sie auf die mietoption zurückgreifen. aber dass das ausmaße angenommen hat, bei denen im club nicht mal ein eigentlich ausgedienter, aber technisch immer noch brauchbarer mixer als reserve vorgehalten wird, war für mich schon ein bisschen erschreckend. für einen xone:62, meinetwegen auch einen alten djm-600 oder besser djm-800, müsste man auf dem gebrauchtmarkt mittlerweile weniger als 1000 euro investieren. klar auch, dass man als club inbesondere bei soliparties wie der gestrigen personaltechnisch eng kalkuliert. aber meiner meinung nach beraubt man sich mit einer derartigen abhängigkeit von technik-vermietern einer gewissen agilität.

ich mag zu idealistisch, gar verbohrt sein. aber das durch diese art von outsourcing eingesparte geld führt zu einem bumerang-effekt für alle beteiligten:

  • organisatoren von soliparties haben einen posten mehr, um den sie sich kümmern müssen, ganz zu schweigen vom stresslevel, kurz bevor die party eigentlich startet. von der beschwichtigungsarbeit gegenüber djs oder anderen acts rede ich besser gar nicht erst.
  • es ist eigentlich sache der technik, für djs akzeptable bedingungen zu schaffen. in zeiten wechselnder setups ist das für techniker nicht einfacher geworden, aber es ist umso wichtiger, dass djs dies im besten fall im schlaf aufbauen können, ein clubeigener techniker die weichen für die machbarkeit stellt und noch zusätzlich fit genug für eine fehlerbehebung ist. idealerweise (so dachte ich bisher) wird das bereits stunden vor der party in die wege geleitet, und den eindruck hatte ich hierbei nicht.

das outsourcing kommt dann als dieser bumerang zurück: djs dürfen sich neben ihrem eigenen setup auch gleich darum kümmern, dass die technischen bedingungen im club es zulassen, dass überhaupt etwas aus den boxen kommt. bisher habe ich es so verstanden, dass ihre aufgabe darin besteht, dass das, was da raus kommt, gut klingt (also bitte clipping vermeiden und dgl.) und bestenfalls noch die leute gut bei laune hält. es ist höchst unangenehm, wenn djs anfangen müssen, beim clubpersonal fehlerquellen zu benennen, dabei auf eigentlich überforderte techniker zu treffen und damit zu enden, das beste aus den gegebenheiten machen zu müssen. ein entspannter aufbau gut 20 minuten vor beginn der party wird es nicht wirklich, wenn stattdessen im hinterkopf steht, dass es am eigenen mixer hängt, ob dieser floor öffnen kann oder nicht.

kommen wir endlich mal zu den positiven dingen:

  • der club hat definitiv potential. allen umständen zum trotz war der sound in der dunkelkammer weit mehr als nur passabel. und als sich dann noch jemand um das licht kümmerte, wurde das eine richtig gescheite techno-atmosphäre. mir gefällt die position des dj-pults irgendwie: mit dem rücken zum eingang, damit eigentlich in der mitte des raumes. ein paar mehr sitzgelegenheiten dahinter wären nicht schlecht – und zumindest eine bank mit halber wand, dass (die aussterbende gattung der) vinyl-djs auch mal cases abstellen können, ohne ständig kniebeugen machen zu müssen.
  • es gibt klos in ausreichender zahl und dazu noch gepflegt – das verdient auch ein lob.
  • über personal sowie tür ist nichts negatives zu sagen.
  • publikum war zwar nicht zahlreich da (leider zu wenig, als dass tatsächlich ein nennenswerter spendenbetrag zusammengekommen wäre), aber fiel bei weitem nicht so negativ auf wie manche überalkoholisierte/-mutige beim abstecher zur deep fried mit einem tollen set von monty luke ins about blank danach. damit ließ sich arbeiten.

es überwiegt aber auch eine halbe woche danach immer noch ein ziemlicher unglaube daran, dass outsourcing auf der einen und mangelnde eigene ausstattung auf der anderen seite es haben soweit kommen lassen müssen. und das in dem wissen, dass die namhaften clubs es hier eigentlich vorgelebt haben, dass die technik neben dem booking ein wichtiger faktor für langlebigen erfolg ist. auch wenn das set ganz passabel lief, wurde ich den gedanken nicht los, dies schon irgendwie peinlich zu finden und dass diese entwicklung hoffentlich keine schule macht. das fehlen der monitore machte sich insofern bemerkbar, als dass die feinheiten schon fehlten, da die f1 in die entgegengesetzte richtung ausgerichtet war. habe das set daher nachgemixt, das wird in den nächsten tagen online gestellt.

[berlin / 05.05.2018] humboldthain club: syntop 02

da will ich seit ewigkeiten mal hin, und dann fällt das gleich hiermit zusammen. eine partyreihe, die viele stile vereinbaren möchte und auf der ich mich daran versuchen darf, techno und drum & bass miteinander zu verweben. mal schauen, ob das was wird.

humboldthain club
hochstraße 46
s-bhf humboldthain

eintritt
10 euro, davon wird ein teil an das kinder- und jugendheim „heinrich zille“ in ludwigsfelde gespendet.

nachbetrachtung
(gut ein und ein viertel jahr später am 26. september 2019.)

um mit aller nötigen bescheidenheit einzusteigen: das set war für mich eine art wendepunkt. aber der reihe nach.

da ich mich schon bei der anfrage rückversichert hatte, ob es auch klar ginge, wenn ich techno und drum&bass spiele und mir daraufhin nur ein „deshalb wollen wir dich dabei haben.“ entgegnet wurde, wollte ich vorab noch testen, ob die anlage das überhaupt hergibt. es gibt dafür im humboldthain praktischerweise (jeder/m empfohlen, um die ersten schritte mit vinyl im club zu versuchen) den dienstag mit tischtennisplatten auf der tanzfläche und einer liste, in der man sich für einen 30-minuten-slot eintragen kann. habe also einige no-u-turn-sachen aus der sammlung mitgenommen und bin anderthalb wochen vor der party nach der arbeit hin. zwar ist die anlage etwas schwächer als die im blank auf dem mdf, aber es ließ sich dennoch damit arbeiten. punkt 1 ließ sich auf der liste also schon mal abhaken.

punkt 2 war schwieriger und ich tüftelte auch bis freitag vor der party daran herum: den übergang von minimalerem techno zu drum&bass in ableton live ohne überblendung zu ambient oder white noise, sondern stattdessen über den rhythmus hinzubekommen. und das dann auch wieder zurück, falls drum&bass so gar nicht ankommt. die lösung: polyrhythmie. damit war ich zumindest theoretisch auf alle eventualitäten vorbereitet. letztlich waren es auch nur zwei stunden und etwas mehr als die hälfte der in live geladenen tracks spielten sich im techno-bereich ab. selbst wenn drum&bass die tanzfläche leergefegt hätte, wäre immer noch genügend material zum erneuten aufbau vorhanden gewesen.

punkt 3 (auch selbstverschuldet) trat direkt auf der party auf. es hätte geholfen, früher aufzubrechen und eine s-bahn früher zu nehmen. so war ich zehn minuten vor set-beginn im club, musste dann relativ hastig aufbauen und dabei feststellen, dass es eine ordentliche brummschleife gibt, wenn ich das magsafe-netzteil anschließe. ein glück war der akku noch aufgeladen und leistungsfähig genug für die nächsten beiden stunden. der laptop stand am ende links von allem, mein controller am rechten cdj. also war spazierengehen angesagt. zu allem überfluss bekam ich das mit dem vorhören nicht hin (typischer anwenderfehler: an der traktor audio 2 beim entsprechenden regler einfach in die falsche richtung gedreht).
zusammengefasst: kein vorhören, das setup irgendwie über das pult verteilt, dann noch ein durchaus ambitioniertes musikalisches vorhaben – an sich recht gute parameter dafür, dass das gründlich schiefläuft.

es trat jedoch das gegenteil ein. einstieg mit pan sonic und monolake, alva noto, und den tempowechsel über polyrhythmie habe ich bereits nach 27 minuten absolviert (mit der seitdem ziemlich strapazierten „passage 2“ von theme auf samurai music, wenn das jemand ebenso versuchen möchte). dann über halftime von etch und „trench cadence“ von gila (auch so eine perle unter den 2018er veröffentlichungen) zu hidden hawaii, pessimist und auch der seinerzeit frisch erschienenen krust auf 31 vorgearbeitet – und das klappte. mal abgesehen vom mitgebrachten fanclub waren auch einige gäste abseits davon auf der tanzfläche und nahmen das dankbar auf.
nach insgesamt anderthalb stunden und einer climax mit ruffhouse bin ich dann wieder über den gleichen track zurück auf techno-tempo, stieg dort wieder mit „translocated“ von szare ein, um dann eine halbe stunde später mit shed („a100“) zu enden. auch wenn manche kombinationen mangels vorhören nicht so 100%ig passten: das publikum schien zufrieden, die (echt ganz herzliche) syntop-crew war’s definitiv und ich nahm für mich mit, dass drum&bass in berlin alles andere als abgeschrieben werden sollte.
„wendepunkt“ deshalb, weil ich den trick mit der polyrhythmie seitdem öfters angewendet habe und das set mir auch den mut gab, es einfach mal darauf ankommen zu lassen, das publikum anderen tempi auszusetzen. ich höre seitdem bei den neuerwerbungen etwas mehr auf tracks, die rhythmisch mehrfach gelesen werden können. drum&bass macht dank samurai music oder uvb-76 ohnehin seit ein paar jahren wieder viel freude. und wenn techno-neuigkeiten weitestgehend langweilen, warum dann nur in nostalgie schwelgen oder (schlimmer) sachen kaufen oder spielen, weil sie funktionieren, ohne wirklich dahinterzustehen? wäre nicht ehrlich, vor allem sich selbst gegenüber. also trage ich lieber der tatsache rechnung, dass mich seit jeher mehrere stile interessieren und versuche, das möglichst kohärent zu verpacken.

auf der party bekam ich dann nur oben haumy mit, der ziemlich liquid-angehauchten drum&bass spielte, was auf der kleineren tanzfläche aber auch schön funktionierte. spule und rill bretterten derweil munter-fröhlich auf dem mainfloor und hatten damit mehr leute auf ihrer seite als ich zuvor. das lag zum einen am stil, zum anderen aber auch an der simplen tatsache, dass sich der club ab 2 uhr nochmal gefüllt hatte. gegangen bin ich aber zum sonnenaufgang gegen 5 uhr und seitdem nicht mehr in den humboldthain zurückgekehrt. auch die syntop-crew ist auf der suche nach einer neuen location, nachdem die konditionen vom humboldthain sich für sie nicht mehr rentiert haben.

perfektionist, der ich nun mal bin, habe ich das set nochmal daheim nachbereitet und nachgemixt, das sei hiermit verlinkt. die gesamte tracklist ist im tag enthalten.

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entstehungsgeschichte
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[berlin / 16.04.2017] about blank: bewegungsfreiheit #10

auch wenn es besser wäre, wenn es den anlass für die party nicht gäbe, kann ich mir in puncto publikum, stilvielfalt und gelebter teilhabe aller beteiligten keinen besseren abschluss des osterwochenendes vorstellen.

line-up

lobby
00h00 nitam
02h30 rvds
05h30 kate miller

zelt
20h30 podiumsdiskussion
21h30 musik-performance
22h00 soli-tombola
22h30 plattenversteigerung
23h00 past forward
08h00 elliver
10h00 girl
13h00 grizzly
15h00 schleppgeist
18h00 lake people
19h00 steffen bennemann

mdf
01h00 stephan hill
04h00 pete
07h00 stype

hütte
01h00 dj caro & dj waleed
05h00 bewegungsfreiheit dj-team

eintritt
20-23 uhr: spende
23-1 uhr: 10 euro (+ spende)
ab 1 uhr: 12 euro (+spende)

nachbetrachtung
ich war erst kurz nach 6 uhr da, erfuhr an der kasse, dass herr bennemann nicht aufgetaucht war, und war erst verwundert, weil er doch wesentlich später hätte dran sein sollen. er hatte um verschiebung seines slots in richtung finale in der lobby gebeten und dann verschlafen. also machte rvds entsprechend länger und kate miller spielte später vor grizzly im zelt (und das richtig gut, also alle drei).

wegen einsatzes in vier wänden und arbeitsleben bis inklusive karfreitag blieb für mich nicht wirklich zeit für eine gründliche vorbereitung. am liebsten wäre mir mehr kante wie beim letzten jahr gewesen, andererseits ist techno auf dem mdf mittlerweile die sichere bank. da traf sich die staub drei wochen zuvor ganz gut, und davor war noch genügend zeit, sich mehr alternativen zurechtzulegen, weshalb ich manches nicht im dortigen set spielte.
kurz gesagt: resteverwertung mit ein paar dopplungen (an der „consume iv“ von stenny auf ilian tape habe ich nun mal einen narren gefressen) und aufgrund des unerwarteten todesfalls von mika vainio auch mit ein paar tracks mehr von ihm, um die (irgendwie alberne) regel, nicht mehr als zwei tracks von einem produzenten im set zu haben, bewusst als tribut zu verletzen.

aufbau während des herzlich fordernden, aber nicht zu sehr bretternden pete-sets ohne probleme. nach kurzem ausflug an die bar dessen süffisanter kommentar, dass mein controller „einen abgang gemacht“ hätte, weil die vibration ihn vom tisch befördert hatte. den controller hatte er dankenswerterweise sicher geparkt und der funktionierte bei erneuter verbindung ohne probleme. ist deshalb erwähnenswert, weil ich einmal während des laufenden sets dachte, dass er doch etwas abbekommen hätte, weil keiner der regler mehr funktionieren wollte und ich einen übergang daher nur mit den richtungstasten bestritten habe. in dem augenblick habe ich nicht wirklich geschaltet, dass touchable auf dem ipad den job auch ganz ordentlich hätte erledigen können, aber das ist eine eventualität, die ich daheim auch mal proben sollte.
es war letztendlich übrigens natürlich eine unbeabsichtigte bedienung meinerseits: der evolution uc33e verfügt über mehrfachbelegung, die man durch tastendruck wechseln kann. da bin ich wohl im eifer des gefechts draufgekommen. hab dann instinktiv (nach mehr als einer minute) auf die 1er-taste gedrückt und ab da funktionierte auch alles wieder wie gewohnt. das war aber auch der einzige gröbere fehler, der zu keinem nennenswerten publikumsschwund führte. der geschah wie zum schluss gewohnt eher (aus-)schleichend, so dass ich nach gut drei stunden mit „clipper“ von autechre feierabend machen konnte.

der rest des vormittags / mittags fand im zelt statt, in dem kate miller housig und zuweilen breakig (unter anderem die objekt #4) und grizzly nach langsamem anfang gegen 14h30 ziemlich technoid spielte. besuchertechnisch wie immer zu den bewegungsfreiheiten eine runde sache mit ansehnlichem spendenbetrag, daher keinen grund zur klage, sondern nach wie vor die wärmste empfehlung, den ostersonntag/-montag zu verbringen.

hier noch das set:

zwischenstopp

zwischenstopp_1280

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eigentlich arbeite ich schon längere zeit an einem set, das sich einer gewissen düsteren note widmet und die grenzen von techno ausloten soll. dabei kommt mir der arbeits- und sonstige alltag häufiger in die quere als mir lieb ist. paradoxerweise kaufe ich dank digitaler möglichkeiten einiges mehr ein als seinerzeit physisch, jedoch fehlt mir die zeit, mich intensiver mit neuigkeiten zu befassen. somit liegen einige gigabyte auf der festplatte, die ich beim näheren hinhören schon für gut befunden habe, aber dank aktuell auf mikrobengröße geschrumpftem kurzzeitgedächtnis bleiben nur die wirklich prägnantesten sachen hängen. hinzu kommt (und damit sage ich nichts neues, das war beim hürdenlauf schon nicht anders), dass der markt in puncto techno-mittelmaß seit monaten mehr als gut versorgt ist, wodurch auch häufiger die motivation leidet.

mir schwebte also vor, aus der not eine tugend zu machen und ein set zu konzipieren, das sich aus den für mich prägnantesten neuerwerbungen der letzten zeit besteht. gewarpt werden müssen die tracks für ableton live eh, da können die für mich bedeutsamsten tracks im set bleiben und ich lerne sie zugleich besser kennen – wie seinerzeit mit dem vinyl beim probeauflegen zuhause.
wie das leben aber nun mal so spielt, fühlte ich mich bei fortschreitender konzipierung nicht unbedingt in einer düsteren stimmung – an sich ja gar nichts so negatives. obendrein wollte ich mal wieder ein eher gemäßigtes set machen, wie ich es vor gut drei jahren mal im suicide-garten gespielt habe. techno also nur vereinzelt, grundtenor eher housig/techhousig, etwas electro und auch die neuere bass-schule aus dem vereinigten königreich.
aus vergangenen warping-aktionen und vorbereitungen hatte ich schon einige wunschkombinationen, hinzu kamen tracks (ja, auch aus dem archiv), die ich eh schon mal verwenden wollte, weil sie mich entweder schon seit jahren oder seit monaten begleiten. der rest bestand daraus (und somit besteht auch eine gemeinsamkeit zum ursprünglich geplanten set), um diese kombinationen / tracks herum ein gerüst zu bauen, das dem aufbau nicht schadet. dabei kam es irgendwie so, dass ich mich mit melodisch harmonierenden übergängen auseinandersetzte und auf dem weg dahin mit mal mehr und mal überhaupt keiner nachhilfe durch tonhöhenangleichung in live über ein paar glücksgriffe stolperte.

insofern ist der zwischenstopp auch symbolisch zu verstehen. ein innehalten auf dem weg zu einem ziel, das einen auch mal aus der komfortzone ausbrechen und dort länger verweilen lässt. tat gut, es gemacht zu haben, das hochgeladene ergebnis ist der zweite anlauf von gestern abend und benötigt vor allem eines: ausdauer – es sind fast viereinhalb stunden. ich wollte nicht die tracks im schnelldurchlauf verbraten, sondern allem raum geben, daher hat sich das einfach so ergeben.

p.s.: das ursprüngliche projekt ist damit nicht vom tisch, keine sorge. die tage werden ja wieder düsterer.

tracklist
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[berlin / 27.03.2016] about blank: bewegungsfreiheit #7

und wie letztes jahr am ostersonntag im about blank geht es um und für diejenigen, die das politische tagesgeschehen im letzten jahr gründlich aufgemischt haben. vor einem jahr war es die lobby, nun ist es der mdf, auf dem es meinerseits von 2014 noch was gutzumachen gibt.

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bewegungsfreiheit #7

lobby
23:30 palms trax
03:00 johanna knutsson
06:00 dynamo dreesen

mdf
02:00 stype
04:00 pete
06:00 anja zaube

zelt
20:00 einlass
21:00 theater/ live-performance
22:00 info-veranstaltung
23.30 pause
01:00 jochen diskomeyer b2b menqui
05:00 bewegungsfreiheit dj-team
07:00 yobovski & valent
11:00 sportbrigade sparwasser
14:00 spule bywerk b2b hks 97

hütte
01:00 lisaweta & ashley khole
04:00 akmê
07:00 matthias
09:00 benedict stolz

eintritt
20-23 uhr: spende
23-01 uhr: 10 euro (+ spende)
ab 01 uhr: 12 euro

nachbetrachtung
bereits im voraus hatte ich das gefühl / die hoffnung, dass es ähnlich gut werden könnte wie im vorjahr. und alleine deshalb war ich aufgrund der vorgeschichte auf dem mdf anno 2014 schon ein kleines bisschen angespannter als üblich. so wie es nun mal ist, wenn man eine steilvorlage bekommt, die mit wenig mühe umgewandelt werden kann – ein kleines restrisiko bleibt immer.

um’s mal vorwegzunehmen: alles unbegründet. ich hatte richtig spaß währenddessen, und das publikum überraschenderweise auch. es fing schon mal gut an, dass ich so gegen 1:15 uhr im club war, alles in ruhe aufbauen konnte, vom techniker noch eine kurzeinweisung beim soundcheck bekam, wie das mit den monitoren auf dem mdf funktioniert (da gibt es drei modi) und schlussendlich so gegen 1:30 uhr von ihm gefragt wurde, ob es für mich ok wäre, früher anzufangen, da der club bereits voll wäre. mit fast einer halben stunde extra im rücken konnte ich dazu nicht nein sagen und ließ einfach erstmal feldaufnahmen laufen (carlos casas – vucca, erschienen auf canti magnetici), um dann einen loop von rabits „advent“ durch die hintertür reinschleichen zu lassen. was mich bereits von anfang an verblüffte: die leute machten bei dem rauschen zu beginn nicht gleich kehrt, sondern blieben direkt. und auch bei den restlichen fast zweieinhalb stunden konnte ich irgendwie machen, was ich wollte: es funktionierte, aus welchen gründen auch immer. da ließ sich den leuten eine ziemlich düstere industrial-nummer wie „no horizon“ von wsr, der zweite track der „fatal light attraction“ von kerridge oder später auch ein fieser breakbeat à la „up the box“ von andy stott unterjubeln – solange sichergestellt war, dass ein irgendwie tanzbarer rhythmus untergelegt war, ging das klar. hat mich (gerade nach dem sehr durchmarschierenden set aus der renate im dezember) darin bestärkt, dass experimente gewagt werden sollten. das set gibt’s daher auch zum nachhören weiter unten.
pete war pünktlich, ließ mich sogar noch bis kurz nach 4 spielen, sein set für seine verhältnisse solide, klang nicht so brachial oder hart wie im berghain, stattdessen eher mit fokus auf melodischeren sachen – die q1.1 auf / von basic channel ist mir da noch in erinnerung. anja zaube hätte beinahe verschlafen, war aber auch pünktlich um kurz vor 6 da und fing auch mit ein klein wenig verspätung an. hatte dann aber den mdf bis gut nach 9 fest im griff.

als gast habe ich mich jedoch gut treiben lassen. bei den herren diskomeyer und menqui ist mir noch „eye in the sky“ vom alan parsons project in erinnerung, das set war also stilistisch noch offener. in der lobby war ich echt kaum, aber dort war auch als erstes schluss. auch dynamo dreesen hatte verschlafen, fing eine stunde später an und spielte demnach auch nicht mehr allzu lange. lag aber auch am guten wetter, was das about blank dazu bewog, bei voll aufgegangener sonne die seitenplanen vom zelt nach oben zu rollen, so dass viel tageslicht hereinkam. zwar war’s etwas frisch, aber das ließ sich beim heißluftgebläse neben dem dj-pult (wo ich insbesondere beim set der sportbrigade wurzeln schlug) gut aushalten.

in der hütte ging es zum vormittag auch schon drunter und drüber: „self control“ von laura branigan, „transmission“ von joy division, „insomnia“ von faithless usw. aber dafür ist die auch prädestiniert. sonst war es ein überaus geschickter schachzug, die sportbrigade am vormittag spielen zu lassen, da die als publikumsmagnet einige leute halten bzw. noch ein paar frische gesichter mobilisieren konnten. das artete zwar nicht in eine totale fülle wie bei der grizzlynation oder dem club-geburtstag aus, reichte aber für eine schöne mischung an leuten aus.

doch, nicht nur (aber auch) aufgrund meiner zufriedenheit mit dem set war das eine echt rundum gelungene sache – auch und gerade organisatorisch.

set

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[berlin / 18.12.2015] salon zur wilden renate: der wilde freitag

es hatte schon seine bewandtnis, dass ich mir den neuen floor bei marcel anschauen wollte. die spielzeit der anderen weiß ich noch nicht, jedoch bin ich selbst ab 7 uhr nach eduardo de la calle dran, der dann wohl von 4 bis 7 spielen wird.

renate20151218

schwarzer raum
00h00 carlos valdez
03h00 eduardo de la calle
06h00 stype

roter raum
01h00 moderna
04h00 joel alter
07h00 mutlu

grüner raum
02h00 thomash
05h00 mika dutsch
08h00 samanta fox

start
24 uhr

eintritt
10 euro

nachbetrachtung
da dem gig noch die wöchentliche lohnarbeit vorausging, waren ein paar stunden schlaf zuvor angebracht und ich daher leider erst um 5 uhr im club. ging dann auch ohne umwege in den schwarzen raum, der erstmal einen satteren sound als drei wochen zuvor bei marcel und damit auch mehr publikum hatte. mehr variationen beim licht inklusive stroboskop taten ihr übriges und mit eduardo gab es einen überaus sympathischen headliner obendrauf, der viel von ostgut ton (die letzte martyn) und als letzte platte „detroit: one circle“ von robert hood (ja ja, ich weiß: the vision) spielte. also ganz im stile seiner produktionen, die weniger durch extrema, sondern vielmehr durch understatement auffallen.

das anknüpfen verlief dann glücklicherweise unfallfrei, im gegensatz zum letzten mal an einem freitag morgen nach alexander kowalski eine etage weiter oben. hatte mich zum einstieg für „freeze cycle“ von pearson sound entschieden, der zwar klar bei sleeparchive (dessen „senza titolo“ später zum zuge kam) abgekupfert hat, aber ein ganz gutes fundament lieferte.
„ganz gut“ passt auch für die selbsteinschätzung. ich war überrascht, wie gut das publikum mit fordernden tracks klarkam, was zum munteren weiteren gas geben einlud. etwas auf der strecke blieb jedoch der gang in die tiefe oder in die stilistische breite. letzteres ließ sich durch marcels mutiges, aber beim damaligen restpublikum auf wenig verständnis stoßendes intro mit vielen livity-sachen schieben, aber nicht entschuldigen. zumindest sollte auch ich eine gewisse kompromisslosigkeit zeigen, wenn sie mir in anderen sets schon gefällt. aber das geht beim warm-up wohl besser, ehe man als derjenige verschrien ist, der den leuten am ende mehrere gründe gegeben hat, rechtzeitig zu gehen.
nachbesserungsbedarf besteht immer noch beim aufbau, bzw. beim schlussset könnte man schon von „abbau“ sprechen. es ist immer noch so, dass ich mich durch zuckende körper vor mir verleiten lasse, einfach so weiterzumachen, dabei aber zu verkennen, dass manche einfach nur noch gemütlich heruntergebracht werden möchten, bevor es heimwärts geht. typisches dj-ego, wovon ich wohl nicht frei bin (dafür fehlt auch die praxis): wenn die meute vor einem schon geraume zeit gut unterhalten worden ist, kann man das doch sicher noch etwas länger veranstalten. beim warm-up ist das einfacher: da lässt sich abschätzen, wie voll es werden könnte und was der teil der anwesenden gerne haben möchte. der endpunkt beim schluss bleibt jedoch die große unbekannte, und es scheint wohl in der natur der sache zu liegen, dass jeder sich gerne auf die fahnen schreiben möchte, alle am längsten am kochen gehalten zu haben.

sei es wie es sei: es war nicht schlecht, aber auch keine glanztat. zum hochladen reicht es, es kann also jeder selbst beurteilen, ob einem ab 6 uhr danach der sinn gestanden hätte.

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[leipzig / 11.09.2015] dr. seltsam: all night long

im noch kleineren rahmen als im staubsauger, wurde mir gesagt. house, acid, techno als grobe koordinaten – eventuell mit etwas pop, mal schauen.

drseltsam20150911

all night long
holger s. (electronic nights)
saša sora (drs)
stype (killekill)

start
22 uhr

nachbetrachtung
mehrfache premiere: mit dem fernbus fahren, so gut wie neues macbook pro retina im clubbetrieb nebst neuer soundkarte austesten, und das ohne netzteil. letzteres war zwar dabei, aber ich wollte mal sehen, wie weit ich komme.

der fernbus hatte schon mal anderthalb stunden verspätung, was aber reichte, um gegen 21 uhr in leipzig zu sein. daher waren wir auch pünktlich im dr. seltsam, das schlicht und einfach nur urig ist. tagsüber eine fahrradwerkstatt, abends eine bar mit kleiner tanzfläche. für eine geburtstagsparty im kleinen rahmen (in dem fall für holger) definitiv eine gute wahl.
saša sora sehr vielfältig, disco, house, krudes auf berceuse heroique. holger konsequent housig mit melodie, war gut im fluss, fand ich. meine wenigkeit hat ab 2h30 innerhalb von einer halben stunde mal wieder einmal gut die leute dezimiert, was aber wohl auch eh die zeit ist, in der man sich von der bar aus entweder auf den weg nach hause oder in den club macht. davon abgesehen war das set jetzt auch nicht so meine sternstunde. eröffnet habe ich mit „ocean“ von mole people und versuchte dann, ähnlich weiterzumachen. ich war aber auch nicht unglücklich drüber, als holger nach einer guten stunde ankam und fragte, ob wir nicht gemeinsam spielen wollen. noch eine premiere: vinyl und ableton live – auch das ging, genauso wie der akku die ganze zeit hielt.

feierabend gemacht haben wir dann gegen 5 uhr, was für barverhältnisse meinem eindruck nach auch voll in ordnung geht. randnotiz: die rückfahrt mit dem fernbus am sonntag verlief absolut reibungslos.

tf member mix 036

tfmembermixcover_web

das technoforum gehört ja schon zu den institutionen, die mich seit meinen internet-anfangszeiten begleiten. es hat über mittlerweile mehr als 15 jahre allen technischen und finanziellen widrigkeiten getrotzt und ist einfach noch da. auch wenn es nicht zu bestreiten ist, dass sich die kommunikation oder diskussion auf andere kanäle verlagert hat und sich die software auf dem stand von 2003 befindet, ist gerade diese art von konservatismus (keine sorge, musste selber nachschauen, ob ich den begriff richtig verwende) irgendwie charmant.

wie auch immer: es gibt dort seit drei jahren die tf-member-mix-reihe. einmal monatlich darf ein mitglied, das gewissermaßen regelmäßig etwas gepostet hat, einen mix beisteuern. das hatte ich nur am rande mitbekommen, weil ich – zugegeben – abseits vom hochladen und ankündigen eigener mixe in der dortigen set-sektion selten zu finden bin. typischer fall von überfrachtung auf allen kanälen, was dennoch schade ist – so geht bestimmt einiges verloren, was hörenswert wäre. insofern war ich schon überrascht, als ich mitte juni gefragt worden bin, ob ich den mix für den juli machen möchte.
da ich eh wieder von mir hören lassen wollte, kam mir die gelegenheit ganz günstig. alleine die nahende fusion und die arbeit führten zu einem gewissen druck, ein resultat abliefern zu müssen (im arbeitsleben-sprech nennt man das wohl „deadline“). dazu kam (wieder einmal) eine gewisse techno-sinnkrise, da mich diese ganzen stereotypen veröffentlichungen mit industrial-anleihen nicht unbedingt überforderten, aber doch daran zweifeln ließen, ob mich etwas richtig mitzureißen vermag. andererseits fiel auch in diversen unterhaltungen auf, dass sich die tracks so gleichen, dass es schwierig wird, überhaupt etwas davon im kopf behalten zu können.
aber ich schweife ab. da mein interesse ja noch in andere gefilde ausstrahlt, dachte ich mir, mich über den stil anzunähern, der den hype schon so hinter sich hat, dass niemand heute mehr zugeben möchte, es zu hören: die rede ist von dubstep, bzw. dem, was aus dessen affäre mit techno hervorgegangen ist. das intro stand bereits fest, als ich das album gehört hatte, der schluss auch und zwischendrin auch so ein bis zwei tracks. den rest habe ich drumherum gebastelt und mich dabei lustigerweise auch wieder irgendwie mit (auch aktuellem) techno versöhnt.
entstanden ist das ganze am mittwoch abend vor der abfahrt zur fusion. ein anlauf, dann war’s im kasten. gemessen an den sonstigen längen ist das hier eine kurze angelegenheit, die sich durchaus sogar auf cd brennen lässt (wer das flac dazu haben möchte, kann mir per mail bescheid geben). es gibt das unvermeidliche aufwärmen, einen kleinen höhepunkt ca. in der mitte und das trommelfeuer kurz vor schluss, bevor es mit shackletons hang zur finsternis ausklingt.

die tracklist spare ich mir hier aus bequemlichkeit, da die zum teil auf dem cover nachzulesen ist. nachhören lässt sich das alles jedenfalls hier:

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lob, kritik, verrisse bitte gerne auch hier hinterlassen – viel spaß dabei.

[berlin / 05.04.2015] about blank: bewegungsfreiheit #5

flüchtlinge polarisieren in berlin und bundesweit sowieso. ich mache mich selbst nicht frei davon, angesichts der vorkommnisse rund um den görlitzer park bzw. jetzt der revaler straße zu pauschalisierungen zu greifen. das camp auf dem oranienplatz und die gerhart-hauptmann-schule sowie diverse sitz- und hungerstreiks lassen die ordnungsliebende bevölkerung schnell die frage aufwerfen, was die sich eigentlich herausnehmen.
nun bin ich aber – trotz mangelnder beschäftigung mit den politischen zusammenhängen, die aufgrund der vielzahl an ländern mit verschiedenen ausgangssituationen eh so komplex sind, dass ich das nicht mal eben in der mittagspause aufarbeiten kann (und zu feierabend mache ich zumeist anderes, asche über mein haupt) – kein freund von monokausalitäten und erst recht nicht davon, leute unter generalverdacht zu stellen. gerade zu ostern (als kleinem bruder von weihnachten) kann man sich als wohlstandsgesellschaft schon wieder mal fragen, auf wessem rücken dies eigentlich beruht. das soll keine allgemeine amnestie sein, die flüchtlingen den freibrief gibt, von unserem wohlfahrtsstaat so weit es geht zu profitieren. diese misere, die sich jedoch seit monaten nicht nur in der berliner innenstadt, sondern u.a. auch im mittelmeer abspielt, zeigt jedoch in erster linie die nicht nur deutsche, sondern europäische hilflosigkeit vor dieser situation, sich akut bedrohten menschen anzunehmen und ihnen wenigstens ein gefahrloseres und somit menschenwürdigeres leben als in ihrer heimat zu bieten. wenn flüchtlinge hier proteste oder besetzungen durchführen, ist das für mich eine erstmal legitime form, darauf hinzuweisen, dass auch ihnen eine menschliche behandlung zusteht und sie nicht von vornherein als wirtschaftsflüchtlinge gesehen werden sollten.

die bewegungsfreiheit ist also eine soli-party für flüchtlingsprojekte, noch dazu in dem club, der den dafür am besten geeigneten politischen rahmen vorgibt – und ich darf einen teil dazu beitragen.

bewegungsfreiheit20150405

ablauf

mdf
20h00 einlass
20h30 film: vol spécial / spezialflug
22h30 señor marküsen live
23h30 pause
02h00 wide awake live
03h00 ahu
05h00 rampue live
06h00 kate miller
08h00 leaves dj-team

lobby
23h30 stype ableton-set
02h00 erik jäähalli live
03h00 lenny posso
06h00 erwan

zelt
01h00 jochen discomeyer
03h00 stylo & fred
04h00 juliago
06h00 mental carnival
08h00 kaletta
10h00 spule bywerk

specials
soli-tombola für sofra
fingerfood von der gerüchteküche
smoothies

eintritt
bis 23 uhr: spende
23-1 uhr: 7 euro
ab 1 uhr: 10 euro

nachbetrachtung
eigentlich hatte ich ja vor, bereits zur dokumentation im mdf da zu sein und das konzert noch mitzunehmen. aber wie das an feiertagen nun mal so ist, verschob sich das alles ein wenig nach hinten. blieb aber noch mehr als genügend zeit für den aufbau, was erwähnenswert ist, da erik jäähalli weite teile des dj-pults mit seiner hardware (darunter müsste sich die 303 und eine 707 befunden haben) okkupiert hatte und die tontechnikerin des abends schon etwas am fluchen war, warum denn niemand vorher den extra-tisch bestellt hätte, der sonst immer in der lobby steht.
war am ende aber auch nicht dramatisch. platz für meine siebensachen war noch und während des live-acts blieb noch zeit, einen cdj aufzubauen, so dass bei lennys erstem track noch der rest folgen konnte.

etwas ungewöhnlich war für mich beim warm-up der bereits gefüllte club. auch wenn die lobby für die dauer des konzerts von señor marküsen noch abgesperrt war – nach dessen ende fanden die leute über die toiletten oder dann auch über die bar den weg auf den floor und begannen, mich nach der party zu fragen und wann es denn losginge. es mag ja meiner disziplin geschuldet sein, das grüne licht abzuwarten, aber das folgte auch recht pünktlich innerhalb des akademischen viertels. entschieden hatte ich mich für einen beginn, den ich schon länger im hinterkopf hatte: „zerstörte zelle“ von den einstürzenden neubauten, mit einer kickdrum von kerridges „gofd“ unterlegt (die mir in kombination mit dem simple delay in live auch weite teile des sets über gute dienste leisten sollte).
einen kleinen fehler beging ich jedoch zu anfang: da vorab kein soundcheck möglich war, dachte ich mir, dass der master 2 am xone aufgedreht werden müsse. tatsächlich hörten die leute in den ersten anderthalb bis zwei minuten nur das, was aus den monitorboxen kam. relativ geistesgegenwärtig den master 1 aufgedreht, dann klappte das auch mit den leuten abseits des dj-pults.
weiterhin ungewohnt (wenn auch erhofft): innerhalb von zehn minuten eine volle tanzfläche zu haben, auf der die leute auch wirklich lust haben. nachvollziehbar, wenn die aufwärmrunde schon zuvor mit dem konzert stattfand. ist aber auch eine stolperfalle, es gleich zu übertreiben. hatte bereits bei der vorbereitung darauf spekuliert und blieb bei dem plan, zwar warm-up-material zu spielen, das aber tanzbar mit gar keinen ambient-ausflügen, sondern vielmehr mit einzelnen markanten tracks, die man auch als „nadelstiche“ bezeichnen könnte („unknown dialect“ von si begg / neil landstrumm auf mosquito bspw. – spiele ich eh viel zu selten). sonst eher die neue analoge schule (basic soul unit, stl, tb arthur, container) gemischt mit der alten (robert armani, damon wild, dj skull). zu meiner erleichterung ging das auch auf, so dass ich wirklich kurzweilige knappe zweieinhalb stunden hatte. das extra installierte licht mit wenigstens einem dutzend extra-glühbirnen trug dazu nicht unwesentlich bei.

den rest der feier verbrachte ich eher plaudernd, zumal ich mich wegen potentieller arbeitsverpflichtungen auf den ostermontag (die dann doch nicht notwendig waren) eh nicht so wirklich in der laune befand. das lag jedoch – muss ausdrücklich betont werden – an mir. alleine die tatsache, dass es sowohl in der lobby als auch im mdf und draußen im zelt zur besten zeit richtig schön voll war und man sich seinen weg durch die lobby gerade während der sets von erik (der mir mit seinem analogen acid-sound in der zeit, die ich von ihm mitbekam, auch sehr gut gefiel: nachzuhören bei soundcloud) sowie lenny schon bahnen musste, sollte alleine objektiver beweis dafür sein, dass das ganze ein großer erfolg war.

gegangen bin ich während erwans set und habe somit eine kleine private afterhour im blank-garten am mittag verpasst. insofern ärgerlich, weil der schlaf wegen meiner potentiell gefragten expertise kurz ausfiel und der ostermontag daher eher von latent fehlender motivation geprägt war. aber das steht alles auf einem anderen blatt. spaß hatte ich während meines sets in jedem fall und danach freute ich mich über schöne gespräche und den füllgrad, den man sich als organisator so erhofft.

da es so schön war, hier noch mein set. wie immer: rückmeldungen jeglicher art sind willkommen.


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