[berlin / 26.10.2024] panke: wonky rumble

es ist mal wieder besuch in der stadt, der (bzw. die) mich endlich mal in die panke führt. und in all den jahren meiner wonky-techno-obsession habe ich es auch nie geschafft, tsr live zu sehen.

nachbetrachtung

allem voran: das mit tsr ist vertagt, für ihn war ich zu spät. und von cora habe ich auch nur die letzten drei tracks mitbekommen (trefferquote: zwei von drei. istari lasterfahrer – proud of what?! & crystal distortion – only wish, letzterer war auch der schluss). schon mal positiv: sie hatte wesentlich bessere technische bedingungen als in der lobby des about blank im vergangenen april und war somit wesentlich zufriedener. den totmacher habe ich tatsächlich zum ersten mal gehört. zwar konnten mich die veröffentlichungen auf scatty brainz ihrerzeit nun echt nicht mehr abholen und ich dachte, es würde auf hyperaktive wonky-signale auf hohem tempo mit noisigem breakcore ohne struktur hinauslaufen (was mich nach 2008 auch von dem genre vertrieb, leider), aber: das war in seinem chaos schön abwechslungsreich. habe jedenfalls die „detroit underground 03“ nach oben auf meine wunschliste gesetzt, wovon er „flexia deconstruction“ von himawari spielte, das ich erst für einen björk-remix hielt.
death of a disco dancer ließ sich zwar gut an, hat einiges von toecutter gespielt (genauer: von „system corrupt“) und auch eine handbag/abba-7″ auf sozialistischer plattenbau („don’t cry!“, wer’s ganz genau haben möchte). sie hat jedoch nicht meinen humor getroffen, indem sie breakcore oder noise u.a. mit rex gildo („fiesta mexicana“), modern talking („cherry cherry lady“), matthias reim (sein größter hit, ihr wisst schon) oder gottlieb wendehals (hat er überhaupt was anderes als „polonäse blankenese“ gemacht?) kontrastierte. rief beim publikum vereinzelt die bierzelt-reaktionen hervor, die es sicherlich auch schon mitte der 1990er-jahre auf mallorca, ibiza oder der love parade gab. um das gut zu finden, war ich sicherlich zu nüchtern – (zu) analytisch bin ich sowieso. aber ich dachte eigentlich, dass die szene fast 20 jahre nach dem höhepunkt der breakcore-popularität weiter wäre als die „ach, ist doch lustig“-signale mit der brechstange.
als versuch eines konstruktiven vorschlags: der effekt hätte für mich eher gesessen, wenn sie den rhythmus eines gestandenen schlagers als grundlage dafür genommen hätte, auf kanal zwei ein noise-stück (gerne auch mit weit aufgedrehten eqs) hereinzucutten. so war’s das laufen lassen der zdf-hitparade und planloses herübercutten auf noise oder breakcore und wieder zurück. überreizt hat sie das blatt für meine begriffe jedenfalls. ausnahme: „ohne dich“ von der münchener freiheit – das kann ich dutzende male am stück hören. lief dankenswerterweise auch zwei mal.

damit mal wieder genug gemeckert. meckere ich mal über mich: ich tappe immer und immer wieder in die bequemlichkeitsfalle. heißt: ausgetretene pfade nur selten zu verlassen und auszunutzen, zwischen berghain und about blank zu wohnen. seltener mal ins ohm, den tresor oder ins rso, in letzter zeit häufiger zu konzerten. es hat sich bei mir bekanntermaßen auch eine gewisse clubmüdigkeit eingestellt, weil sich die rituale nach mehr als 25 jahren in der szene auch etwas gleichen.
aber ich schweife ab – um den status quo der szene (und das jammern darüber) soll es nicht nochmal gehen, sondern um selbstkritik: warum ich es erst im 13. jahr ihres bestehens in die panke geschafft habe, muss ich mir selbst dick ankreiden. dachte bei der adresse erst, dass es ein lacher wäre, wenn es sich um die gleiche location wie damals bei der schaltstufe13 handelt (im übrigen, sofern einer von ihnen mitliest: macht gerne mal wieder was!). ist aber ein anderer hof.
richtig gut durchdacht, das alles. draußen können leute im hof vor dem club herumsitzen und plaudern – anwohner*innen werden dank gewerbehof nicht gestört. der club selbst ist die beste mischung aus diy und professionalität an den richtigen stellen. die sitzgelegenheiten bei der bar bestehen jedenfalls berlin-typisch aus restbeständen und die bar selbst ist räumlich so gut von der tanzfläche getrennt, dass mensch sich dort richtig gut unterhalten kann. barrierefreiheit ist noch dazu weitestgehend gegeben. die tanzfläche ist mit 100 leuten brechend voll, was nun wiederum heißt, dass auch abende mit 50 zahlenden den club nicht leer wirken lassen. niedrige decke, sound tendenziell überdimensioniert und fett, wird auch stetig technisch überwacht.
einziger kritikpunkt (ich kann es echt nicht lassen – ist aber nun mal meine persönliche präferenz): das erhöhte dj-pult mit leinwand dahinter, auf der gute projektionen liefen. das lädt jedoch dazu ein, in richtung der djs zu tanzen und sie damit mehr zu inszenieren als nötig. aber: es ist die einzige bühne, ergo auch für bands, und die raumaufteilung lässt nichts anderes zu. der rest ließe sich durch diskretere beleuchtung des dj-pults regeln.

sonst bin ich die vergangenen monate des programms mal durchgegangen und hab mich bei zwei gelegenheiten schon geärgert, dass ich die verpasst habe. ist also ein weiterer club für die „da sollte ich öfter mal hin“-liste, weil dessen größe und niedrigschwellige preise experimente gestatten. und für ein line-up wie vergangenen samstag sowie damit verbundene klassentreffen komme ich in jedem fall gerne wieder.

korrektur, 2. november 2024: ich habe „fiesta mexicana“ irrtümlich roy black zugeschrieben. das ist jetzt oben korrigiert.