[amsterdam / 31.05.2025] club raum: 8yrsr weekender

der nachfolger von de school lässt noch auf sich warten. mir wurde jedoch berichtet, dass club raum einen besuch wert sein soll. dessen eröffnung hatte sich leider bis april letzten jahres hinausgezögert. aber nach dem, was ich auf reddit so lese, hat club raum seitdem einen guten eindruck hinterlassen – auch und gerade was queeres feiern in amsterdam angeht, was leider noch nicht so selbstverständlich ist wie hier.
spielzeiten werden für die achtjahresfeier nicht bekanntgegeben – auch mal erfrischend. es gibt im line-up aber parallelen zum damaligen weekender in de school: mama snake und dj shahmaran. vielleicht ergibt es sich ja, letzteren wieder zu erleben. ich peile jedenfalls einen ähnlichen zeitrahmen wie im november 2023 an: samstagnacht bis sonntagmorgen und sonntagnachmittag bis sonntagnacht.

ablauf

studio

23:00 og karin
03:00 rachel noon
07:00 clits
10:00 angel d’lite b2b ketia
14:00 faff
17:30 byron yeates
21:00 sedef adasï
00:00 bashkka
03:00 fafi abdel nour

expo

01:00 polly f
05:00 faustin b2b raeza

14:30 mary lake
18:00 afra
21:30 ki/ki b2b twiena
01:00 mama snake

boutique

01:30 adriana lucid
04:00 loradeniz

16:00 mul/anna
18:00 dj shahmaran
20:00 angelboy
22:00 keyz

nachbetrachtung

da das etwas länger wird, übe ich mich mal in sowas wie strukturierung zur besseren lesbarkeit. was eigentlich nur bedeutet, dass ich überschriften hinzufüge.

kurzversion mit fazit

ja, club raum ist es wert, extra nach amsterdam zu fahren. ich werde definitiv nochmal vorbeischauen, dann bevorzugt wieder zu einem weekender oder im double-feature mit einem anderen club an einem anderen abend, wenn das programm stimmt.
die wesentlichen dinge machen sie gut ein jahr nach eröffnung richtig. klare architektonische linie, queerness und somit vielfalt als leitfaden für konzept sowie booking, allerorten sehr guter technischer standard. gerade die konzeptionelle vielfalt hat sich bei diesem weekender sowohl im publikum als auch der musik widergespiegelt – ich habe wenigstens gute (sedef adasï, bashkka) bis hervorragende sets (rachel noon, og karin, dj shahmaran) gehört. einzig mit dem back-to-back von ki/ki mit twiena konnte ich nichts anfangen, aber das war abzusehen.
um es gleich zu sagen: begeisterungsstürme wie de school löst club raum bei mir leider nicht aus. der vergleich wird hier und da auftauchen, ich bemühe mich jedoch darum, das nicht überzustrapazieren. zudem wäre es auch unfair, da de school durch den club 11 und das trouw als vorgänger auf ein gutes jahrzehnt an erfahrungen für den betrieb eines clubs aufbauen konnte. club raum steht im vergleich dazu am anfang. ich habe keine zweifel daran, dass dort monat für monat in nuancen änderungen stattfinden. die werden sich mit einem größeren intervall bei meinen besuchen umso deutlicher zeigen und ich bin gespannt darauf, das zu verfolgen.
zu bemängeln habe ich lediglich architektonisch zu behebende dinge. in puncto konzept sehe ich club raum für amsterdam aktuell weit vorne. sollte das team um de school bei der suche für eine nachfolgelocation erfolgreich sein, können sie sich einiges abschauen.

die lange version

der einstieg ganz simpel mit meinen besuchszeiten. es folgt der blick in die vergangenheit von spielraum, damit der bezug zur jetztzeit hergestellt ist. entgegen üblicher gepflogenheiten folgen zuerst die positiven und erst dann die verbesserungswürdigen aspekte. um musik geht’s natürlich auch noch.

anwesenheit

zwei schichten waren’s:
numero eins am samstag von 23:30 uhr bis sonntagfrüh um 4:30 uhr. ich wäre gerne fitter gewesen, aber ich habe in der nacht von freitag auf samstag nicht allzu viel, geschweige denn ruhig geschlafen. so entspannt die zugfahrt auch war, ging das alles auf das konto meiner kondition.
numero zwei von sonntagnachmittag um 16:00 uhr bis nachts um 1:00 uhr.

der blick zurück

spielraum startete (richtig gerechnet) als partyreihe anno 2017. die beiden initiatoren, die jetzt auch beim club raum die fäden in der hand halten, waren zu dem zeitpunkt ende 20 / anfang 30. ergo millennials, die in amsterdam eine lücke füllen wollten – im gegensatz zum berliner nachtleben stand queerness im techno-bereich dort alles andere als deutlich auf der agenda. setzt mensch die maßstäbe an, dass alle fünf jahre ein generationenwechsel in clubs ansteht, stammen sie somit aus der wenigstens vierten oder gar fünften clubgeneration, die gegen ende der 2000er-jahre hinzukam. ergo dem zeitpunkt, in denen das trouw in amsterdam eröffnete oder das berghain an internationaler popularität gewann. damalige betreiber*innen sowie clubgänger*innen wussten nur zu gut um die marginalisierungen sowie stigmatisierungen der vergangenheit (im schlimmsten fall durch eigene erfahrungen) und wandten einiges an mühen zur bewahrung dieser räume auf, auch und gerade durch den schulterschluss mit kulturellen institutionen. es folgten die politischen: das trouw nahm bspw. eine vorreiterrolle bei den 24-stunden-lizenzen für clubs in amsterdam ein.
soziale medien setzten zeitgleich zum höhenflug an: die analoge vernetzung durch die mischung des publikums auf der tanzfläche wurde zügig durch die digitale erweitert. im idealfall wurden themen außerhalb der eigenen filterblase sichtbar (im schlimmsten fall eigene filterblasen geschaffen). verschiedenen marginalisierten gruppen wurde deutlich, dass sie der heteronormativen dominanz einen alternativentwurf vorleben können, wenn ihnen die räume dafür geboten werden. heteronormative personen wiederum begannen, die freizügigkeit dieser räume zu schätzen. queere personen beäugen dies mittlerweile durchaus kritisch – durchaus zurecht, wenn heteros mit hegemonialem gebaren einen raum einzunehmen versuchen, der ursprünglich nicht für sie gedacht war.

die perspektive der millenials war ergo ganzheitlicher als die der vorherigen, indem auch feminismus sowie andere formen von sexualität jenseits etablierter begriffe mitgedacht wurde. somit richteten sich die macher des spielraum an queere personen und nicht ausschließlich an schwule cis-männer. die zusammenarbeit mit den clubs bedeutete nicht, sich einfach nur dort einzumieten, einen möglichst erfolgreichen abend zu haben und danach zur allgemeinen tagesordnung zurückzukehren, ohne dass etwas nachhält. vielmehr erweiterten sie das spektrum der clubs, in denen sie station machten – u.a. gehören das radion (nach wie vor nicht besucht, jedoch immer noch auf meiner to-do-liste), das lo-fi und de school dazu. mit letzteren gingen sie eine residency ein – gerade vor dem hintergrund der dort während der pandemie aufgebrachten frappierenden kritikpunkte ein wichtiges zeichen. de school zog zur wiedereröffnung anno 2022 wiederum die (folgerichtige) konsequenz, unter anderem die awareness als festen bestandteil ins clubkonzept zu integrieren. eine gegenseitige beeinflussung würde mich hier nicht wundern, wenn auch das publikum von de school hinsichtlich safer spaces für queere personen sensibilisiert (wenn nicht gar „erzogen“) werden musste.
mit dem erfolg von spielraum war der grundstein für club raum gelegt: verschiedene marginalisierte gruppen konnten ihre gemeinsamkeiten zelebrieren. club raum ist das ergebnis dieser positiven selbsterfahrung und dem daraus erwachsenen selbstbewusstsein, diese erfahrungen zu verstetigen.

das konzept

liest sich nach wenig, ist aber eine ganze menge: club raum macht eigentlich nicht mehr und nicht weniger als das etablierte konzept eines für queere personen gedachten safer space fortzusetzen. dabei liegt der vergleich mit dem ostgut bzw. berghain nahe: auch wenn es bei letzterem durch die popularität mittlerweile etwas unterzugehen scheint, sind sich heteronormativ verortende personen als besucher*innen willkommen. sie sollten sich jedoch darüber im klaren sein, dass dort die regeln der gay-community gelten. analog verhält es sich im club raum, die mit diesem ort ein alleinstellungsmerkmal in amsterdam sind und es daher wie de school machen: die regeln hängen mehrfach im club aus und sind auch auf der website nachzulesen. es wird vorab über die sozialen kanäle kommuniziert, dass kameras abgeklebt werden, „no photos / videos“-schilder hängen überall. es weiß also theoretisch jede*r, worauf er*sie sich einlässt.

mensch hat es beim club raum meinem eindruck nach mit einer aktualisierten version der clubs aus der vorherigen generation zu tun. traditionelle schubladen werden zumindest in frage gestellt, idealerweise aufgelöst und mit dem durchaus experimentiellen sowie über partys hinausgehenden programm von vornherein ein sich entsprechend verortendes publikum angezogen.
in der nacht von samstag auf sonntag war dies eindeutig eher männlich, hoher anteil an schwulen. der sonntag war zwar auch entfernt von geschlechterparität im publikum, aber insgesamt wird sehr deutlich, dass der maskuline hetero-cis-stereotyp mit fragwürdigem verhältnis zu dominanz (alias „macker“) hier fehl am platz ist. bzw. wenn er sich schon club raum ausgesucht hat, kann er auch mal direkt sein rollenbild hinterfragen. awareness? selbstverständlich gibt es einen festen platz sowie fest dort mitarbeitende.
all dies zeigt, dass hier die generation y oder z am ruder ist, die bei der selbstreflexion oder auflösung besagter rollenbilder wesentlich weiter ist. sie machen den großteil des publikums aus. mit meinen mitte 40 verorte ich mich als bestenfalls heteroflexibler cis-typ in diesem kontext bei den beobachtern, da ich mich bei keiner der queeren zuschreibungen wiederfinde. die bühne gehört anderen, und das ist völlig richtig so. damit komme ich endlich mal dazu, wie das konkret umgesetzt wird, bzw. was mich überzeugt hat und wo ich noch nachbesserungsbedarf sehe.

positiv

die tür hat mir erstmal eine der großen sorgen genommen: rechtzeitig genug dort zu sein. ich hatte ein ticket für den frühen einlass (zwischen 23:00 und 00:00 uhr) und war auch erst gegen 23:10 uhr dort, ohne dass sich an der schlange was tat. es ging einfach nur eine viertelstunde später los als angekündigt und dann sehr schnell. wie bei de school gibt’s drei reihen: eine für ticketinhaber*innen, eine für die gästeliste, eine für die abendkasse.
drinnen drei stationen zum (recht gründlichen) taschen- sowie bodycheck, dann ab zum ticketschalter. das geht alles sehr flüssig. ist das ticket gescannt, sieht mensch geradezu den awareness-stand (eigentlich ein séparée, das durch einen vorhang abgetrennt ist), rechts geht’s rein.

der vorraum ist schon mal üppig und zweigeteilt: das café ist durch milchglasfenster mit davor liegenden sitzbänken abgetrennt (und anfangs geschlossen), ein großer teil vom rest gehört schließfächern anstelle einer „richtigen“ garderobe – spart personalkosten. da im gesamten club kontaktlos bezahlt werden kann, ist das auch eine zügige option. allerdings finde ich drei euro für einen token etwas überteuert, zumal dieser neu gelöst werden muss, wenn mensch „nur mal kurz“ was holen möchte. andererseits stellt sowas sicher, dass vorher lieber einmal zuviel geschaut wird, ob auch wirklich alles für die nächsten stunden notwendige dabei ist. die bauform der schließfächer ist eher kompakt – ein gut gefüllter turnbeutel passt hinein.
beides (café sowie die bänke neben den schließfächern) ist ein guter ort zum entspannen oder sich zu unterhalten. sitzgelegenheiten gibt’s bei beiden reichlich, dafür weniger am rande der tanzflächen – nur in nähe von deren bars. kann eine durchaus bewusste entscheidung sein, die ich jedenfalls begrüße.

das studio hatte als erster floor offen und mich auf anhieb überzeugt. zugang über zwei treppen, wovon ich die rechte seite eher empfehle, da breiter. zur linken seite komme ich bei der als wunschliste getarnten kritikpunkten noch. um die dj-kanzel das aus trouw und de school bekannte bild: die ist ebenerdig, kleine emporen daneben sowie dahinter, was djs optisch etwas verschwinden lässt. das licht befindet sich tendenziell eher vorne, inszeniert djs jedoch nicht unnötig.
apropos: licht- sowie tontechniker*innen finden direkt gegenüber am anderen ende des raumes platz. positiv auffällig: geschlechterparität beim personal an dieser stelle – und das gilt für sämtliche floors. ich bleibe weiterhin dabei, dass tontechniker*innen auch in berlin deutlich neben lichttechniker*innen sichtbar sein bzw. nicht beides in personalunion erledigen sollten. martin audio in vierpunktbeschallung ist im studio die marke der wahl, der pioneer v10 als mixer.
weitere kleine emporen stehen links und rechts der tanzfläche, am vorderen rechten ende der tanzfläche ein kleiner darkroom, links hinten die bar. es kommt durch die emporen sowie die kanzel für licht und ton am hinteren ende weniger zu publikumsströmen quer über die tanzfläche, vielmehr außenrum entlang. ich habe mich zu keiner zeit egal an welchem punkt auf der tanzfläche von drängler*innen genervt gefühlt, die ihren idealen platz (vergeblich) gesucht haben – selbst in der wirklich gut besuchten nacht von samstag auf sonntag nicht.
auch wenn der vergleich hinkt: mich hat das studio an die alte panorama bar erinnert, wobei die wesentlich kleiner war. halbhohe fenster, allesamt so verdunkelt, dass auch sonnenlicht nicht blendet. das künstliche licht ist auch im nachtbetrieb so reduziert, dass eher die umrisse der leute zu sehen sind.
aus meiner sicht: das studio ist in der form klasse, bitte so lassen.

die boutique befindet sich direkt darunter und ist ca. halb so groß. zweipunktbeschallung durch funktion one, dj-pult auch hier ebenerdig, was standorttechnisch auch ohne probleme verschoben werden kann. direkt gegenüber die bar. kein pult für lichttechnik und ton, das wird von der technikabteilung vom studio mitbetreut. licht auf led-röhren an der decke und vereinzelt an den seiten, das auf autopilot läuft. auch wenn das musikalisch mein lieblingsfloor war: ideal wäre das als chillout-raum mit sitzsäcken – alternativ mit einer beleuchtung, die bei tanzbarer musik mehr akzente setzt. der weg vom studio ist einerseits sehr kurz, wenn mensch besagte rechte treppe nutzt und die flügeltür aufdrückt, andererseits kann’s links knifflig werden.

wenn auch die position des awareness-stands vermuten lässt, dass das thema stiefmütterlich behandelt wird, trifft das völlige gegenteil zu. die mitarbeitenden sind ständig im club präsent, an westen oder t-shirts erkennbar und bei alldem so diskret wie möglich. auch die security macht rundgänge, ist dabei auffälliger, jedoch nicht penetrant. mensch merkt jedoch, dass dies externe dienstleister sind.

obwohl die lage der toiletten für mich ein flaschenhals ist: das konzept der toilet hosts sollte auch in berliner clubs schule machen. von deren motivation sollte ich mir bei ihrem echt nicht einfachen job eine große scheibe abschneiden. etwaige gerüche wurden mit räucherstäbchen gekontert.

wunschliste

vorweggeschickt: die betreiber sehen club raum als sich stetig wandelndes projekt. viele der folgenden für mich verbesserungswürdigen punkte werden sich daher sehr wahrscheinlich mit der zeit von selbst erledigen. jedoch werden diese erstens geld kosten, das zweitens erstmal eingespielt werden muss. gerade letzteres dürfte verständlicherweise erstmal priorität haben. die eigentliche eröffnung im september 2023 musste kurz vorher abgesagt werden und konnte dank der bürokratie erst im april 2024 stattfinden. damit stehen erstmal gut sieben monate ohne einnahmen, wohl aber kosten für miete sowie baumaßnahmen zur erteilung notwendiger genehmigungen zu buche. die im veranstaltungsbereich um sich greifende steigerung von produktionskosten macht auch vor solchen tatsachen nicht halt.
ich habe absoluten respekt davor, dass club raum all dieser widrigkeiten zum trotz existiert und konsequent seine couragierte linie als safer space mit ebenso couragiertem programm verfolgt. daher bezeichne ich das ganze lieber als wunschliste, anstatt das mit „kritikpunkte“ übermäßig negativ dastehen zu lassen.

die anzahl an toiletten reichte in den anfangstagen des clubs wohl nicht aus, ist aber seitdem erweitert worden. grundsätzlich hatte ich da keine wartezeit und der standard ist dank der erwähnten toilet hosts und den aus berghain / panorama bar bekannten materialien auch sehr hoch. jedoch befinden sie sich auf der bereits angesprochenen linken seite richtung studio, wo (zu) viele dinge aufeinandertreffen. von links nach rechts: die kleinere treppe richtung studio (vor oder auf der mensch besser nicht stehenbleibt). mittig der durchgang, der erstens zu den toiletten (abgang nach links sowie rechts) und zweitens in die boutique (geradezu) führt. vor dem durchgang rechterseits stehen die ersten schließfächer.
es handelt sich dabei um den einzigen standort der toiletten für einen club, der 1000+ leuten platz bietet. damit ist vorprogrammiert, wo sich ein stetiger pulk sammelt. solange die boutique als floor geschlossen ist, geht das. aber wenn es wie samstag- auf sonntagnacht gut gefüllt ist, wird die besagte linke seite zum nadelöhr, wenn leute zur boutique oder dort raus oder richtung toilette abbiegen möchten und sich dann noch eine seite aussuchen müssen etc.. auf der rechten seite mit der größeren treppe war es zu keinem zeitpunkt ein thema, ungestört zum vorraum und zum café zu kommen. sofern es irgendwie möglich ist, wäre die gleiche anzahl an toiletten in nähe des expo-floors super – zumal dieser eh gegenüber von studio sowie boutique liegt und auf der linken seite damit etwas publikumsverkehr reduziert werden könnte.

womit ich beim hauptkritikpunkt wäre, der für die meisten punktabzüge sorgt: ich wurde mit dem expo als floor nicht warm. nur anfangs kurz nach eröffnung, als es noch nicht so voll war. der sound passt: zweipunktbeschallung durch große funktion-one-stacks, das licht auch nur soviel wie nötig, selbst das im vergleich zu den anderen beiden floors erhöhte dj-pult ist hier sinnvoll.
bei der raumaufteilung ist für mich luft nach oben. eine riesige holzkonstruktion teilt den raum in zwei ungleich große stücke: das kleinere von beiden bietet linkerseits sitzgelegenheiten, hohe wand dazwischen, die als trennung zur tanzfläche dient und im tagesbetrieb etwas tageslicht abschirmt, das durch das dach einfällt. auf der rechten tanzflächenseite zwei kleine stufen, die als podest verwendet werden können.
diese konstruktion nimmt den großteil der länge des raums ein. am hinteren ende des linken teils ist eine kleine bar, jedoch gelangt mensch dort auch zur tanzfläche. der hauptzugang ist am vorderen ende und ziemlich schmal, da das podest für die ton- sowie lichttechnik in dessen nähe steht und im getümmel zu einer ordentlichen stolperfalle werden kann.
der sitzgelegenheiten hätte es für meine begriffe hier nicht bedurft – derer gibt es im nebenan liegenden foyer genug. ich kann verstehen, einem dezidierten techno-floor im tagesbetrieb etwas mehr dunkelheit zugestehen zu wollen. das erklärt jedenfalls die hohe wand, jedoch hätte sich dies durch eine deckenkonstruktion ebenfalls gut lösen lassen. kleinere podeste mit durchgang dazwischen an zwei seiten wie im studio wären besser. im jetzigen zustand sind es zwei nadelöhre am linken vorderen sowie linken hinteren ende der tanzfläche. mir ist wohler, wenn ich weiß, dass ich ggf. schnell von einem floor wieder weggehen kann.

der raum neben dem expo wirkte auf mich mit seinen skulpturen, die zugleich als sitzgelegenheiten dienen konnten, und mit den aus turnhallen bekannten bänken komplett zusammenhanglos. sicher: er bot zur prime-time mehr rückzugsfläche und hielt zugleich die wege zurück zur expo-tanzfläche kurz – oder richtung studio, wenn mensch nicht durch das foyer möchte, da dieser raum zwei eingänge hat.
für meine begriffe ist dort viel mehr drin. da club raum sich als dezidierter platz für queers und inklusive des darkrooms durchaus sexpositiv begreift, wäre das die ideale fläche, um gelegenheiten zu schaffen. es würde bereits reichen, einen ähnlichen zustand zur säule vor deren umbau herzustellen. sollte zusätzliche fläche für toiletten benötigt werden, wäre dort ebenfalls platz. das wiederum wäre ein kostenfaktor hinsichtlich der bautechnischen umsetzung. da ich den lageplan der rohre nicht kenne, will ich mich in der hinsicht aber auch nicht zu weit aus dem fenster lehnen. weitere toilet hosts wären dann wahrscheinlich auch notwendig.

das war’s jedoch mit den dingen, die mir aufgestoßen sind. ich hätte gerne etwas mehr zu techno getanzt, habe mich aber aufgrund der nadelöhrsituation in der nacht von samstag auf sonntag bei durchaus prall gefüllter expo-tanzfläche lieber im rest des clubs herumgetrieben. grundsätzlich gefällt mir das modulare konzept, räume je nach füllgrad freigeben oder geschlossen halten zu können. ein großes plus für die flexibilität.

musikalisches

og karin legte eine schöne kurve von (tech)house mit electro-sprenkseln zu footwork bzw. sogar drum & bass hin, adriana lucid schön analog-dreckig mit chicago-einschlag. die ersten minuten von polly f im expo fand ich hervorragend, später war’s mir dort zu voll. rachel noon hat eine minimalistische form von psytrance gespielt, mit der sie mich kriegen konnte. allerdings auch nur in ihrer ersten stunde, ab 4 uhr war ich eindeutig zu durch.

bei meiner zweiten runde gewann anfangs eindeutig die boutique. mul/anna im ersten slot zwischen house und breakbeats, schwamm technisch etwas. dj shahmaran kann ich schwer einordnen. „post-dubstep“ reicht als bezeichnung nicht aus – das ging einen schritt weiter. sehr experimentell, entsprechend leerer war’s, aber diejenigen, die blieben, genossen das völlig. tempokurve von 140 bis wenigstens 160 bpm – zählt bislang zu meiner bestenliste an dj-sets anno 2025.
angelboy war danach mit techno publikumsverträglicher, was sich parallel zu ki/ki und twiena im expo auch anbot.
im studio stand den sonntagnachmittag/-abend über house auf dem programm. da unterschieden sich die einzelnen protagonist*innen von byron yeates über sedef adasï bis bashkka lediglich im tempo und ob sie etwas in richtung techhouse blinkten. sedef dabei mit 134 bpm überaus sportlich, aber funktioniert hat’s. wenn mensch es nicht gerade auf den bereich vor dem dj-pult abgesehen hatte, war freie platzwahl auf der tanzfläche oder auf den podesten. gleiches trifft auch auf die boutique zu. ich hatte den eindruck, dass nicht extra hunderte extra für ki/ki oder später für mama snake (wieder)kamen. dadurch war’s aus meiner sicht den gesamten sonntag über entspannter als in der nacht zuvor – auch und gerade was das nadelöhr an den toiletten betraf.

musikalische überschneidungen gab es ergo kaum. in der hinsicht war der ablauf bei den floors schon sehr gut aufeinander abgestimmt. hinter die parität beim booking lässt sich auch ein dicker haken machen, zumal ein großer teil des line-ups bereits bei vergangenen spielraum-ausgaben vertreten oder bei den clubnächten zu finden war. auch in der hinsicht wird auf die lange perspektive gesetzt und lieber ein fester stamm an djs aufgebaut, die wiederum ihre beziehung zum publikum regelmäßig festigen können.

all das sind richtig gute grundlagen für eine künftige institution mit internationaler strahlkraft. es wird vielleicht etwas haarig, wenn de school einen nachfolger findet, tilla tec (die jetzt im ehemaligen gebäude von de school residieren, bis dort endgültig feierabend ist) weiterhin existiert und zwei bis drei weekender an einem wochenende anstehen. die vault sessions (wo u.a. rene wise gespielt hat) werden am spielraum-geburtstagswochenende schon ein paar besucher*innen gebunden haben. aus meiner sicht hat das im club raum trotz guter besucher*innenzahlen zwar für insgesamt zwei ziemlich entspannte schichten gesorgt. jedoch wird mit dem konkurrenzprogramm und insbesondere angesichts der anstehenden festivalsaison auch deutlich, dass das potential beim amsterdamer publikum endlich ist – zumal mensch sich angesichts der eintrittspreise auch hier überlegt, ob clubhopping eine gute idee ist.

notierte tracks

og karin

kosh – come on
human movement – breathe deep
goran kan – polaris
metro – jazz band 6

polly f

trismus – weird looking fellah
nastia reigel – what can you do
nørbak – teste

adriana lucid

levon vincent – double jointed sex freak (part 1)
steve julien – bloodline
greg beato – who’s the licho in charge ovaa here?

rachel noon

vridian – monkey mallets

loradeniz

mr. g – how deep

mul/anna

dyslecta – panzer
bell curve & strategy – spacey (doctor jeep remix)
verraco – escándaloo
p.o.l. style, vin sol & matrixxman – power top

faff

dee-lite – groove is in the heart (schlusstrack)

byron yeates

dj assassin – face in the crowd (chris simmonds remix)
audion – mouth to mouth

dj shahmaran

streikthrough – bodies unwanted (erster track)
muskila – c slug
fraxinus – interlock
pariah – squishy windows
tymotica – surphase
atrice – dialect
kessler – simma
drumskull – switch up the flow
granul – choppy juke (bonus)
khadija al hanafi – bounce it on the flo
portway – proto
björk – hunter

afra

drexciya – lost vessel
vitalic – la rock 01

angelboy

mac declos – plastic body dance
matias aguayo – el camarón (2022 mix)

bashkka

rudys playhouse – got to be free (acid overdose mix)

keyz

m bootyspoon – who got it
slack 1ne – move

gut zu wissen

wiedereintritt ist möglich. wurde erst in deren instagram-story kommuniziert, da hatte ich jedoch bereits zwei tickets (für samstag / sonntag und den gesamten sonntag ab 8 uhr früh). kostet 7,50 euro – beim rausgehen stempel geben lassen und bei wiederankunft in die reihe mit der abendkasse stellen. da war ich sonntagnachmittag der einzige, dennoch ist es vergleichbar mit de school: tickets sowie gästeliste werden als erstes abgearbeitet. ich fänd’s besser, wenn sich leute mit stempel an die schlange für die gästeliste anstellen könnten.

wer mit den öffentlichen anreist: der bahnhof sloterdijk ist am nächsten, nur zehn gehminuten entfernt. eine station von amsterdam centraal, nicht mal zehn fahrminuten. insgesamt braucht mensch aus der innenstadt so 20-25 minuten.
wer carsharing benutzt: der üppige parkplatz beim piarcoplein in unmittelbarer nähe zum bahnhof kann benutzt werden. das geschäftsgebiet von sixt share reicht (noch) nicht bis zum club.
nur pro forma: fahrräder sind kein problem, es gibt genügend fahrradständer vor dem club.

für anwender*innen des gehörschutzes von elacin: mir war es mit 15 db-filtern gerade im expo etwas zu laut. hatte mich bei meiner ersten schicht vor betreten der tanzflächen vertauscht, weil ich überzeugt war, dass die 15er bereits drin waren und ich mit 25 db auf nummer sicher gehen wollte. angesichts der wahrgenommenen lautstärke wurde ich skeptisch und hab bei einem näheren blick festgestellt, dass ich doch die 15er eingesetzt hatte. wie auch immer: hat keine schäden hinterlassen und vor der zweiten runde hatte ich sie zurückgetauscht. mit 25 db passte für mich alles.

artikel zum weiterlesen

minimal collective: utopian considerations. breaking through the nightlife walls with club raum
glamcult: rave revolution. spielraum and de school
dazed: amsterdam’s club raum is pushing nightlife forward

[amsterdam / 25.-27.11.2023] de school: het weekend

de school ist der nachfolgeclub vom trouw und war eigentlich schon während der pandemie aufgrund von diskriminierungsvorwürfen geschlossen. das haben sie jedoch konstruktiv genutzt und sind im frühherbst 2022 nochmals an den start gegangen.
wie beim trouw war klar, dass die nutzung des gebäudes nur temporär sein wird. ende ist im januar 2024 und der club befindet sich somit im endspurt. davon zeugt auch die tatsache, dass dies bereits die zweite wochenendumspannende veranstaltung im november ist, wo der rhythmus zuvor bei ca. sechs wochen lag.
ich habe es in all den jahren leider nicht geschafft, mir den club anzuschauen – jedoch nur gutes darüber gehört. grund genug für einen ausflug.

het weekend

club
23:00 interstellar funk
02:00 marcel dettmann
05:00 akua
pause
16:00 julie
18:30 jephta
21:30 blanka
01:00 rødhåd

muzieklokaal
01:00 yòp
04:30 josey rebelle
08:00 oceanic
12:00 willow
15:00 pariah
18:00 dj shahmaran
21:00 cashu
00:00 apeiron crew (mama snake, smokey, solid blake)

ticket
25 euro (an der tür)
27,25 euro (im vorverkauf, nach aktuellem stand jedoch für die erste nacht bereits ausverkauft)

wiedereinlass ab 12 uhr mit stempel für 7,50 euro.

nachbetrachtung

die erfolgt gut sechs wochen nach dem ausflug. ich wollte noch abwarten, ob sich meine anfangseuphorie etwas legt und einer neutraleren sichtweise platz macht. stattdessen hat sich die beschäftigung mit dem club in richtung hyperfokus entwickelt, von dem leute in meinem umfeld bereits was mit- bzw. abbekommen haben. es wird also länger.

an meinem fazit hat sich nichts geändert: de school ist einer der besten clubs, in denen ich jemals war. meine erwartungen nach den drei malen im trouw waren schon nicht niedrig, am ende hat mich der laden so beeindruckt, dass ich eigentlich zur abschlussparty wollte. aber erstens möchte ich das vergnügen lieber dem amsterdamer (stamm)publikum lassen und zweitens fand ich die modalitäten für leute, die bei diesem marathon eine pause einlegen möchten, wenig entgegenkommend. auch wenn mensch sich für die verfügbaren zeitfenster ein ticket sichern konnte: wer nach hause geht und zum letzten tanz von sonntag auf montag wiederkommen möchte, muss sich in die normale schlange stellen – es gibt keinen wiedereintritt. das wird ab sonntagnachmittag bei egal welchem wetter für keine*n angenehm, wäre aber wahrscheinlich noch schlimmer, wenn sich die leute mit stempel wieder in die schlange stellen und dort mit den neuankömmlingen mischen. bedenken, dass sich dies im vornherein schwer vorhersagen lässt, können dadurch entkräftet werden, dass mensch den stempel entgegen der gepflogenheiten in hiesigen clubs erst beim verlassen bekommt. da könnten leute also proaktiv gefragt werden, ob sie wiederkommen möchten. es wäre dann der kasse überlassen, ggf. die leute zu tickern, denen sie einen stempel gegeben haben.

womit ich bei einer meiner hauptqualitäten wäre: der benennung der negativen dinge.

erstens: so gut der einlass für größere anstürme organisiert ist (es gibt drei reihen: die normale schlange für leute ohne ticket, eine für die gästeliste, eine für tickets), benachteiligte er die wiederkehrenden beim weekender. zugegeben: da schwingt immer noch groll meinerseits mit, da ich am sonntagnachmittag für eine gute dreiviertelstunde als erster in der schlange stand und von dort aus beobachten konnte, wie die ticketinhaber*innen und gästelistenplätze abgearbeitet worden sind (wobei auch die ticketschlange in der zeit angewachsen ist, was für die türsteherin alleine nicht mehr handzuhaben war). pariah habe ich damit verpasst.
ich fände es logischer, wenn sich die zurückkehrenden in die gästelistenschlange einreihen könnten – schlussendlich sehe ich keinen unterschied zwischen denjenigen, die noch ihren namen sagen und dann problemlos rein können sowie denjenigen, die bereits drin waren, ergo mit dem procedere vertraut sind. ginge es nach mir, müssten diese nicht nochmal durch die gesichtskontrolle (es sei denn, deren zustand spricht dagegen – davor sind auch gästelisteninhaber*innen nicht gefeit). zur selektion an sich äußere ich mich weiter unten.

zweitens: die gruppendynamik, wonach leute an neuralgischen punkten herumstehen, ist beileibe kein berliner problem. auf der treppe nach unten oder zwischen den beiden toiletten und damit auf dem weg richtung muzieklokaal – durchschlängeln war auch hier gefragt, aber längst nicht in dem ausmaß wie sonntagabend im berghain.

drittens: bei den links auf der seite des muzieklokaals liegenden toiletten am anfang des ganges ist die positionierung der waschbecken ziemlich unglücklich. um mal etwas ins detail zu gehen: die herren der schöpfung, die zudem wert auf handhygiene legen, müssen durch einen schmalen türrahmen in einen weiteren raum mit den kabinen. dann noch durch den dortigen pulk an wartenden und schon lassen sich die hände desinfizieren.
wenn’s bautechnisch gegangen wäre, hätte ich einen breiteren türrahmen sehr begrüßt. am ende war’s für mich unkomplizierter, auf die haupttoiletten auf dem gang direkt gegenüber zu gehen, die zwar keine pissoirs bieten, aber dennoch beim grundriss quasi ideal sind, so dass der gang zu den waschbecken unkomplizierter als gegenüber war. die idee eines toilet-hosts, der*die auf einhaltung der etikette achtet (also kabinen nicht zu lange in beschlag halten, räucherstäbchen, stets benutzbare waschbecken etc.) sollte hier hingegen schule machen. die wand mit den post-its hatte auch eine tolle persönliche note.

viertens: gehört leider zum zeitgeist und lässt sich trotz selektion nicht vermeiden – trotz abgeklebter kameras gab es doch ein paar leute, die sich nicht darum scherten und einfach in die menge filmten.

damit genug der negativität und endlich mal zu dem, was mich schwärmen lässt. und dazu nehme ich einen kleinen umweg.

wie bereits eingangs erwähnt, war der club ab dem coronasommer 2020 geschlossen. als begründung wurde die durch die pandemie verursachte finanzielle schieflage angeführt, jedoch brodelte es bereits länger hinter den kulissen. lässt sich alles etwas detaillierter als bei ra nachlesen (u.a. bei grone.nl: de nacht is vergeeflijk – auf niederländisch, ggf. automatisiert übersetzen lassen, ergänzend dazu ist „what went wrong at de school“ von dee diggs bei dweller stark empfehlenswert), daher hier stark verkürzt: im zuge der mangelhaften reaktion des clubs auf #blacklivesmatter kamen vorwürfe in puncto institutioneller rassismus auf. es gab daraufhin eine versammlung vor ort mit der chefetage, mitarbeiter*innen und besucher*innen, live gestreamt (als podcast auf youtube konserviert), bei der es ordentlich gegenwind gab: u.a., weil sich die diversität des publikums bzw. der szene nicht im personal und auch beim booking widerspiegelte – zu wenig damen, zu wenig pocs, zu wenig queers. zudem wurden sexuell konnotierte vorfälle mit der security benannt. die chefetage war von einigen vorwürfen überrascht, was wiederum den eindruck aufkommen ließ, dass trotz vorher benannten schwachpunkten nicht (re)agiert bzw. selbige nicht für voll genommen worden sind. danach fiel die entscheidung, den clubbetrieb nicht wieder aufzunehmen.
das hätte es also mit de school sein können. jedoch wurde dieser gegenwind als anlass zum strukturellen umbau genutzt: ernst mertens trat als geschäftsführer zurück und wurde mit dem jüngeren erdal kiran besetzt. jochem doornbusch blieb, jedoch in beratender funktion. ergänzend dazu gab es gespräche mit besucher*innen, mitarbeiter*innen und den künstler*innen. am ende des prozesses stand die wiedereröffnung im september 2022, flankiert durch die verlängerung des mietvertrages bis januar 2024.

was mir also fehlt: der vergleich des clubs zwischen vor und nach der pandemie – wenn mensch so will: zwischen version 1.0 und 2.0. es wäre also interessant zu erfahren, ob sich die situation für pocs, frauen, queers sowohl aus besucher*innenperspektive und erst recht hinter den kulissen geändert hat. würde ich das hier ernsthaft journalistisch betreiben, hätte ich um gespräche mit clubangehörigen gebeten oder besucher*innen vor ort gefragt. aber so mache ich es mir zugegebenermaßen leicht, indem ich nur die beobachtungen aus meiner perspektive als weißer, cis-männlicher gast schildere. vielleicht gibt es nach der schließung noch den einen oder anderen artikel, der etwas näher beleuchten kann, ob und wenn ja, was sich im zeitraum vor und nach der schließung verändert hat.

der frische wind war jedoch auffällig und beginnt schon an der tür bei den hosts. keine*r der drei, die mir dort begegnet sind, war älter als mitte 30. womit ich bei der funktionsweise der selektion bin.
teil der umstrukturierungen vor der wiedereröffnung war die aufstellung von hausregeln, die jede*r auf der website und vor jeder einzelnen party in den instagram-storys nachlesen kann. das stellt ggf. sicher, leute von vornherein auszusortieren, die sich davon abgeschreckt fühlen. aber diese regeln sind zentrales kriterium bei der gästeauswahl und werden beim großteil der wartenden sowohl in der normalen schlange als auch bei den vorverkaufstickets abgefragt. wer sie nicht kennt, kann sie auf dem schlauen telefon nachlesen und wird danach nochmal nach den schlüsselpunkten gefragt. und vor allem, ob mensch sich daran zu halten gedenkt.
das ist eine der transparentesten selektionen, die ich mir vorstellen kann. zwar ist es schön und gut, namedropping von djs aus dem line-up betreiben zu können, aber wichtiger ist es, sich mit der idee von de school als safer space auseinandergesetzt zu haben und damit identifizieren zu können. die allermeisten kamen in der zeit, in der ich sonntagnachmittag auf wiedereinlass gewartet habe, auch durch – zwei nicht mehr ganz nüchterne herren aus der ticketschlange jedoch nicht.
ist mensch dann drin, führt der weg, bevor überhaupt ein fuß auf eine der tanzflächen gesetzt werden kann, an einem tisch vorbei, der sich zwischen garderobe und den pforten zum eigentlichen club befindet. das ist der standort des awareness-teams – fester bestandteil des clubs, unter einer festen telefonnummer zu erreichen und proaktiv auf besucher*innen zugehend. die zählen zu den mitarbeiter*innen, werden also bezahlt. setzt sich auch in hiesigen breitengraden glücklicherweise immer mehr durch (rso oder tresor haben jeweils eigene, klar erkennbare awareness-teams), ist aber selten so eng in das gesamtkonzept eingebettet wie bei de school.

sobald mensch das awareness-team passiert hat, kann die entdeckungsreise losgehen – und beim weekender habe ich sicherlich nur einen bruchteil dessen gesehen, was zur schließung geöffnet sein wird.
herzstück im clubbetrieb war für mich unbestritten der keller. drei treppen führen dorthin – erstmal die zwei neben dem langen gang richtung muzieklokaal, mensch kann aber auch den korridor nach hinten durchgehen und kommt durch ein weiteres treppenhaus abwärts gehend bei der bar raus.
der keller an sich ist so schnörkellos wie es nur geht. fenster zwischen bar und tanzfläche, diese ist wiederum lang und schmal (platz für 500 leute). dj-pult wie schon im trouw ebenerdig und mit platz für publikum daneben sowie an den seiten. dabei nur so viel licht wie nötig – es gibt keine spots, die den dj an sich beleuchten. nur drei auf die technik gerichtete rote lampen. sound kommt auf beiden floors von funktion one und wird wie im trouw kontinuierlich von tontechniker*innen begleitet. wobei der techniker im keller um seinen job direkt hinter dem vom publikum aus rechts gesehenen stack nicht zu beneiden ist, andererseits kann er von dort aus im fall der fälle direkt mit djs kommunizieren. dennoch fand ich den standort im muzieklokaal besser gelöst, wo der posten für den sound am hinteren ende der tanzfläche neben dem licht platziert war.
das linke fünftel bis viertel des kellers gehört zum einen den beiden riesigen unter der treppe platzierten quaderförmigen hohlräumen, zum anderen einem kleinen darkroom und dem getränkedepot. der schmale pfad dort ist ziemlich gut, um ohne großes durchschlängeln in die hinter dem dj liegende linke ecke zu gelangen. das war auch mein lieblingsort – tanzen dort ungestört möglich, und vom dj-pult gibt es auch in richtung hinteres publikum abstrahlende boxen. der klang war also auch dort gut.
das licht füllt die von den trägern an der decke geschaffenen hohlräume aus, zwischen blau oder rot wechselnde led-streifen, sonst gibt es einige strobos und im hohlraum hinter dem dj noch ein paar spots zur akzentuierung der rohre. und das reicht vollkommen aus. sitzen kann mensch in einbuchtungen richtung bar oder an der bar selbst. auch wenn der vergleich hinkt: mir kam es wie eine mischung aus dem alten tresor (atmosphäre) sowie dem neuen (größe des kellers, wenn mensch sich die schließfächer wegdenkt) bei technischem standard des berghains vor.

oben die ehemaligen unterrichtsräume, einer davon heimat des muzieklokaals, das ich nicht bei tageslicht gesehen habe. die fenster liegen jedoch zur autobahn direkt daneben, dazwischen einige dicht an dicht liegende büsche. wenn, dann kommt die sonne dort nur schemenhaft durch.
hier das aus dem trouw bekannte bild mit empore hinter dem dj-pult und an den seiten, was dazu führt, dass der*die dj in der menge verschwindet. auch hier keine direkt auf djs gerichtete spots – wenn, dann wird die gesamte menge beleuchtet. den gang zum raum links daneben mit der bar und den sitzgruppen habe ich erst nach meiner wiederkehr am sonntagabend entdeckt. entzerrt die publikumsströme jedoch sehr.
direkt gegenüber das kino, in dem an dem wochenende eine skulptur stand. links daneben der raucherbereich, dem auch ein hof angegliedert war. da es ein ziemlich regnerisches wochenende und zudem recht frisch war, habe ich mir den nicht näher angeschaut. mir wurde jedoch gesagt, dass auch der hof in den sommermonaten bespielt worden ist. wäre also ein weiterer grund, amsterdam zu der jahreszeit zu besuchen, sofern die neue location so etwas hergibt.
den linken teil des ganges schließt eine art kantine, bei der es häppchen zu essen gab und in der einzelne röhrenfernseher herumstanden sowie weitere toiletten ab. restaurant sowie café liegen weiter hinten, waren bereits geschlossen, habe ich daher nicht in augenschein genommen.

der interdisziplinäre ansatz (musik, kunst, community) ist also bereits beim ersten durchlaufen zu erkennen. aber wie sieht es nun mit der diversität aus?
gleich vorab: pocs sind im publikum leider immer noch absolute minderheit und nicht in dem maße vertreten wie es ihrem anteil in der amsterdamer bevölkerung entspricht. mit akua sowie josey rebelle gab es immerhin zwei poc-damen im line-up, aber unter den gästen wird das vertrauen im neuen club immer noch aufgebaut werden müssen.
im vergleich zu meinen berliner stammlokalitäten, die zu weiten teilen von leuten im gesetzten alter besucht werden (will heißen: ü30 und weit darüber – und auch immer noch zu selten von menschen mit migrationshintergrund), ist das publikum in de school jünger. wundert bei der demographie amsterdams als anziehungspunkt für studierende nicht wirklich. da die stadt per se weniger einwohner als berlin hat, werden viele nach studium oder ausbildung anderen prioritäten als dem clubbing nachgehen. vielleicht war der weekender in der hinsicht auch wenig repräsentativ – partys von samstagnacht bis montagfrüh sind eher die ausnahme als die regel. insofern kann es gut sein, dass sich die altersverteilung bei einer „normalen“ klubnacht, die sonntagfrüh gegen 10 uhr zu ende ist, anders darstellt.
auffällig: die zusammensetzung des publikums ist geschlechtertechnisch ausgewogen, generell viele queers. spiegelt den auch in berlin sichtbaren trend wider, welcher der generation z zu verdanken ist: mit geschlechteridentitäten spielen bzw. sie gleich auflösen und vor allem das selbstbewusstsein dafür zu haben. erst recht, wenn die türpolitik gleich vor betreten des gebäudes klar macht, dass diskriminierendes verhalten nicht geduldet wird und drinnen durch die awareness das versprechen eingelöst wird, dass jederzeit ansprechpartner*innen zur stelle sind. zumindest für menschen, die sich nicht heteronormativ verorten oder anderweitig sexuell diskriminiert werden, hat de school einiges in die wege geleitet, um zum safer space zu werden.
geschlechteridentitäten sowie sexuelle orientierung beiseite: die niederländer*innen sind nach wie vor offener bzw. kommunikativer als der durchschnittliche biodeutsche. als introvertierter muss ich hin und wieder aus meinem bau gelockt werden, aber vor ort klappte das mit ein wenig szenebezogenem small-talk ziemlich gut. ich kam mir jedenfalls nicht wie ein lediglich geduldeter gast vor. zudem ist das publikum auch nicht so reserviert wie das in berlin, das erstmal überzeugt werden will (dann aber mit leib und seele dabei ist). beiden gemeinsam ist die umsichtigkeit.
das personal an der kasse, hinter den bars sowie der garderobe ebenfalls jung und auch geschlechtlich ausgewogen, im muzieklokaal bei meiner zweiten schicht mit zwei technikerinnen für ton und licht. da scheint das versprechen eingelöst worden zu sein, auch abseits vom servicepersonal eine diverse personalpolitik betreiben zu wollen.

komme ich mal endlich zum wesentlichen: der party an sich. ich hatte das ticket für den ersten zeitslot von 23 uhr bis mitternacht, war um 22:30 uhr bereits da und damit quasi einer der ersten in der schlange. es hat in amsterdam längst nicht die ausmaße wie beim berghain angenommen, wo sich leute mittlerweile eine bis anderthalb stunden vor toresöffnung in die schlange stellen (wobei das bei der abschlussfeier anders aussehen könnte). ließ jedenfalls genug zeit, die räume bzw. den grundriss zu erkunden. im muzieklokaal lief bspw. noch der soundcheck bei putzlicht.
interstellar funk fand ich im warm-up solide, aber beim besten willen nicht mehr. war für mich irgendwie unentschlossen zwischen techno und house und ob er jetzt fordernder spielen kann oder nicht. wobei das auch bei dem großen keller ziemlich schwierig ist, wenn die leute erstmal nur so reintröpfeln und das muzieklokaal ab 1 uhr weitere leute bindet. yòp fand ich dort jedenfalls wesentlich schlüssiger.
marcel dettmann bleibt auch bei auswärtsspielen eine bank. da können zwar auch gestandene house-tracks wie „love can’t turn around“ von farley jackmaster funk laufen, aber das war so gut ins set eingebettet, dass das eher noch als katalysator wirkte. super, ohne wenn und aber. kann ich auch von akua sagen, die tempotechnisch noch eine schippe drauflegte, aber sonst den guten eindruck, den ich von ihr im berghain gewonnen habe, bestätigt hat. schnörkellos trockener, fordernder techno in tradition der 1990er – das war der zeitpunkt, an dem ich mich leicht in den alten tresor zurückversetzt fühlte.
josey rebelle ebenfalls überraschend technoid mit acid-einschlag, da lichtete es sich oben bereits ein wenig und ich trat auch den weg richtung amsterdam noord zu meiner temporären heimstätte an.
pariah bei runde zwei leider wie erwähnt verpasst, aber dafür mit dj shahmaran einen bis dato für mich unbekannten namen gehört, der hoffentlich auch im neuen club zu hören sein wird. mensch kann zu pop-edits stehen wie mensch will, aber das war in ein ziemlich experimentielles set eingebettet, was grob mit dem „weightless“-attribut, das vor ein paar jahren umhergeisterte, umschrieben ist. fand klasse, dass das publikum das auch geduldig mitgemacht hat, anstatt das weite bzw. den keller aufzusuchen. dort fand ich sowohl jephta als auch blanka grundsolide, wobei für mich bei beiden sets wenig hängengeblieben ist. trifft auch auf cashu zu.
die drei damen aus kopenhagen haben dem muzieklokaal zu später stunde nochmal ordentlich beine gemacht, u.a. mit „el camarón“ von matias aguayo auf 145 bpm gepitcht. hatte einen abklatsch von courtesy-eurodance befürchtet, aber wurde belehrt, dass vorurteile zum widerlegen da sind. bei rødhåd bekam ich bereits stehend ko nur die erste stunde mit, wobei er von anfang an klarmachte, dass das set wie oben nochmal letzte energiereserven mobilisieren soll. wenn’s nach den berichten auf reddit geht, hat das auch geklappt: kurz nach 7 uhr war montagfrüh schluss.

rückblickend hätte ich mich definitiv vor 2020 oder wenigstens mal 2022 motivieren sollen, den weg nach amsterdam anzutreten und de school mehr als nur einmal zu sehen. die sorge, dass es im vergleich zum trouw ein rückschritt sein könnte und das „erbe“ damit schaden nehmen könnte, war völlig unbegründet. es ist jedoch beileibe nicht so, dass de school das trouw völlig in den schatten stellt. vielmehr stehen beide clubs auf ihre art und weise für sich: das trouw als imposantes industriedenkmal, de school als im vergleich dazu kahles gebäude. beiden wurde durch den gerade in de school massig vorhandenen platz raum für offene experimente auf verschiedenartige weise leben eingehaucht.
zudem scheinen die pandemie und die berechtigte kritik als beschleuniger gedient zu haben, das konzept zu verfeinern und die zeichen der zeit zu erkennen, wonach diversität in jeglicher form gerade im hintergrund umgesetzt werden muss. dahinter steckt die idee, dass sich das quasi wie von selbst im club niederschlägt – sei es durch kunstinstallationen, performances, workshops unter der woche oder das booking. auch wenn ich dies nur als männlich-weißeuropäischer (und damit ziemlich privilegierter) gast ohne kenntnisse über den vorherigen zustand mitbekommen habe: de school scheint die selbst gesteckten ziele in den letzten 16 monaten seit wiedereröffnung bereits gut umgesetzt zu haben oder ist wenigstens auf einem guten weg. das wird nicht ohne reibungspunkte oder fehler passiert und mit dem ende an diesem wochenende natürlich nicht abgeschlossen sein. es ist jedoch bereits ein dermaßen solides fundament, dass ich hiesige clubs bereits daran zu messen beginne und loblieder auf die verjüngung des clubpersonals bei gleichzeitigem verbleib der erfahrenen älteren im hintergrund singe. am ende ist techno nach wie vor eine jugendkultur, die sich nicht darauf beschränken sollte, diejenigen zufriedenzustellen, die bereits in den 1990ern dabei waren und alles an „früher“ messen, sondern auch angebote für leute machen muss, die das ganze erst vor fünf bis zehn jahren für sich entdeckt haben und ihre vorstellungen verwirklichen bzw. sich selbst noch finden wollen.

es steht bereits fest, dass die macher*innen einen neuen club eröffnen möchten, auch wenn es in einer so durchgentrifizierten stadt wie amsterdam mit akutem mangel an leerstand im innenstadtbereich kein leichtes unterfangen wird, einen ort mit ähnlicher qualität bzw. ähnlich viel platz zu bekommen. ich drücke ihnen jedenfalls sehr die daumen, wieder einen ort zu finden, an dem sie keine kompromisse eingehen müssen, um den interdisziplinären ansatz zwischen clubbing, kulinarik, kunst und auch für die gesamtgesellschaft wichtige (sub)kulturelle weiterentwicklung fortzuführen. ich hoffe weiterhin, dass sie den prozess so transparent wie möglich begleiten und kritik weiterhin zum anlass zur aufarbeitung nehmen.

wird zwar schwierig für mich, den für mich dritten club der „post cs“-betreibergesellschaft (tatsächlich wird der nachfolger von de school der vierte nach dem club 11 sowie dem trouw) nicht an den beiden starken vorgängern zu messen. das konzept der betreiber*innen, ihre locations nach dem kriterium auszusuchen, dass sie fünf bis sechs jahre zwischengenutzt werden können, ging bisher jedes mal auf. diese vermeintlich kurzen zeiträume haben gereicht, dass jeder club legendenstatus genießt, aber die erneuerung wie selbstverständlich mitgedacht wird. wo das trouw mit start der 24-stunden-lizenzen das amsterdamer nachtleben langsam an tagelange partys herangeführt hat, setzte de school dies fort, verfeinerte dies mit flexiblen ideen beim booking (wie bspw. bei „de zomernacht“ in der festivalzeit kürzere veranstaltungen anzuberaumen, ohne das line-up explizit bekanntzugeben) sowie veranstaltungen unter der woche, die eher den kunstaspekt betonten und damit in einer linie mit dem stand, was bereits im club 11 und dem trouw steht, die beide mit dem stedelijk museum koopierierten) und betonung des kunstaspekts. so fällt auch hier der abschied schwer (3voor12 nennt de school im vorfeld des schließungswochenendes den club, auf den die ganze niederlande schaut – ist auf niederländisch, auch hier ggf. maschinell übersetzen lassen), aber nach der erfahrung habe ich ziemliches vertrauen darin, dass beim nachfolger keine halben sachen gemacht werden. ich nehme mir hiermit fest vor, mir den neuen club innerhalb des ersten jahres des bestehens anzuschauen. die messlatte liegt jedenfalls verdammt hoch.

notierte tracks (*: shazam)

interstellar funk
wally lopez – deep drive (moreno pezzolato vocal remix)*
avision – big shot (paco osuna remix)*
jesper dahlbäck – what is the time, mr templar?

yòp
tyree – nuthin wrong

marcel dettmann
silvershower – ice fractions 1
flashy fragrant – reach higher ground* (direkt danach)
m.d.3 – the pressure cooker (original pressure mix) (direkt danach)
adonis – no way back (direkt danach)
johannes heil – feiern part 1 (direkt danach)
plastikman – sickness
ruff stuff – last chance*
surgeon – muggerscum out (direkt danach)
reese – rock to the beat (direkt danach)
farley jackmaster funk & jesse saunders – love can’t turn around (house remix)
public energy – three-o-three (direkt danach)
dennis ferrer – transitions*
trunkline – new place*
gabriel palomo & lee chameleon – lunar
martyn hare – riffarama*
aux 88 – voice modulation (anthony rother remix)*
octave one – blackwater (e-dancer vocal dub)

akua
joey beltram – floaters
verbos – audio dillusions*
ritzi lee – social interference*

josey rebelle
joey beltram – ten four

dj shahmaran
grrl & made of oak – interference*
granul – aksayan (hassan abou alam remix)*
skee mask – dial 274
rattlesnakke – escolopendra*
d3u5e & gav – namer*

blanka
paranoid london – the music
cleric – 2nd limit
kr!z – surge*
r.m.k. – connect*
atonism – temples*

apeiron crew
matias aguayo – el camarón
chloé robinson & dj adhd – dream*