[berlin / 18./19.08.2023] berghain / m01: reef + afterhour

anderthalb premieren: die halbe ist, dass das berghain sich zum csd neue komponenten für die funktion one gegönnt und das beinahe 19 jahre alte soundsystem generalüberholt hat. im netz stehen gemischte meinungen dazu. die reef ist daher neben der für mich im vergleich zu „normalen“ sonntagen größeren inhaltlichen spannung auch aufgrund der zu erwartenden tieffrequenzen die ideale gelegenheit, mir ein eigenes bild davon zu machen.
die ganze premiere ist das m01, in dem eine kirsch audio verbaut ist. der club befindet sich bei der renate um die ecke am markgrafendamm (daher auch der name) und ist seit märz sporadisch offen. es wird wohl auf eine schlafpause zwischendrin hinauslaufen.

reef

berghain
00:00 darwin
03:00 dis fig
04:30 skeptical & sp:mc
06:30 hodge

panorama bar
22:00 akanbi
02:00 sha ru
04:00 dengue dengue dengue
07:00 esposito

m01
10:00 elke
13:00 re:ni
15:00 verraco

nachbetrachtung

es überrascht mich irgendwie selbst, direkt nach der party noch mitteilungsbedürftig genug zu sein, dass die nachlese nicht unnötig warten muss. die afterhour läuft jetzt zwar noch (ich beginne am samstag, dem 19.august 2023 um 17:55 uhr mit dem schreiben dieser zeilen und bin um 20:34 uhr fertig), aber in anbetracht des letzten wirklich warmen sommertages wollte ich den nachmittag nicht in einem dunklen raum verbringen, sondern den abend lieber auf dem balkon einläuten.

braucht nicht viel federlesen: war klasse, sowohl die hauptausgabe als auch die zwei stunden zugabe. wurde wieder mal deutlich, dass mit der party zwar durchaus geld verdient werden kann, den initiator*innen jedoch der vibe wichtiger ist.
die schlange war bereits gegen 23:30 uhr überaus üppig (bis zur hälfte des weges), blieb auch bis 3 uhr so. das berghain hätte also locker wie zu manchen sonntagen gefüllt werden können. stattdessen das von der reef mittlerweile gewohnte bild: gute 80% füllgrad, damit entfiel die suche nach den orten, an denen es sich ohne gedrängel aushalten ließ. stattdessen blieb jeder*m genügend platz, um ohne am körper festgetackerte arme tanzen zu können. das war dann insgesamt authentischer euphorisch als der mittlerweile klassische sonntagabend, an dem die erwartung mancher gäste proportional zum füllgrad steigt, wobei reddit zu entnehmen ist, dass dies an den letzten wochenenden seit dem csd unangenehme ausmaße angenommen hat.
einfach mal danke an die reef, bewusst auf mehreinnahmen zu verzichten und den leuten sowie djs platz zur entfaltung zu bieten. und ans berghain, diesen ansatz nicht zu konterkarieren.

musik mindestens guter durchschnitt, gerne auch drüber.
meine favorit*innen:
darwin – warm-up nach maß, minimaler dubstep zu beginn, eher grime und fast schon technoid zum schluss.
dengue dengue dengue – einfach mal konsequent mit dancehall neuerer schule in der ersten stunde um die 100 bpm, in der zweiten hälfte mit normalem panorama-bar-tempo, da fand ich skeptical & sp:mc mit drum&bass unten interessanter.

der rest brachte auch seine eigene note ein, wobei ich akanbi hoch anrechne, den fluss des sets mit ambient einfach mal bewusst unterbrochen zu haben und gerne dubbig-housig um die 120 bpm unterwegs zu sein. sha ru zwischen breakbeats und footwork mit ihr als mc auf dem pult, bei esposito kann mensch es als gesetzt ansehen, dass er drum&bass zum schluss spielt – egal auf welchem floor.
dis fig unten mit fast schon poppigem intro, aber später mit durchaus bekannten dubstep-krachern. die arbeitsteilung danach: skeptical legt auf, sp:mc schnappt sich das mikrofon. mit mcs ist das so eine sache: ich weiß, dass sie untrennbar mit der britischen jungle/drum&bass-kultur verbunden sind. kann gut werden, kann grandios schiefgehen. war glücklicherweise ersteres, aber (und da wird meine meinung potentiell unpopulär) mir hätte auch nichts gefehlt, wenn sp:mc mit aufgelegt und das mikrofon gar nicht erst angeschlossen worden wäre. erste hälfte dubstep, zweite hälfte drum&bass. hodge dann mit überaus technoidem tempo, was sogar sonntag passen würde, um die tanz- sowie hörgewohnheiten mal etwas aufzubrechen. da shazam viel zu häufig versagt hat, gehe ich davon aus, dass eine menge davon noch nicht veröffentlicht war.

schluss war unten um 8 uhr, dann bin ich auch los, weil ich von der afterhour möglichst viel mitnehmen wollte. hatte angenommen, dass skee mask spielt, mir aber dennoch keinen wecker gestellt. seit geraumer zeit richte ich mich lieber nach meiner biologischen uhr, ehe ich mich in den club quäle und dort entsprechend herumstehe oder mich zum tanzen zwingen muss. so bekam ich nur re:nis letzte zwei tracks mit, dafür aber auch die ersten zwei stunden, in denen verraco zeigte, dass es in zwei stunden sehr wohl möglich ist, von drum&bass wieder zurück auf (post-)dubstep und techno zu kommen.
auch wenn ich hin und wieder mal am sinn von afterhours zweifle und die frage wirklich erlaubt ist, ob es das wert war, dafür einen sonnigen nachmittag zu ver(sch)wenden: dort war tatsächlich der harte kern, der manchmal durch jubeln einzelne tracks übertönte. hat also etwas von selbstbelohnung, nachdem der druck abgefallen ist. steckte mich zum teil auch an, wobei das gewissen wegen des wetters und vitamin-d-bedarfs anklopfte und es daher „nur“ bei den zwei stunden blieb. da für dieses jahr nach meiner rechnung um den november herum noch eine ausgabe anstehen müsste, hätte dieses gewissen an einem grauen herbsttag in jedem fall weniger etwas zu melden.

kann dann auch gerne wieder in der kombination stattfinden, wobei der innenhof des m01 schon ziemlich charmant ist und in den wärmeren monaten einfach mal gut zwei drittel des publikums aufnehmen kann. gibt mehrere ebenen: einmal den hof an sich mit containern, in denen eine bar sowie die garderobe untergebracht sind und die aus der else bekannten container obendrauf, von denen aus mensch in den garten der renate schauen kann. hab da auch ein wenig zeit verbracht.
drinnen ist’s sehr übersichtlich, als ob mensch den gang in der renate vom kleinen zum grünen raum nimmt. mit 50 leuten ist die tanzfläche gut voll, etwas unglücklich ist die position der bar am hinteren ende – da sollten bei den bestellungen keine schlangen entstehen, sonst könnten sich die hinten tanzenden schnell genervt fühlen. andererseits hat der laden mit 200 leuten in den herbst-/wintermonaten seine kapazitätsgrenze erreicht, so dass das aufkommen wahrscheinlich gut handzuhaben ist.
anlage von kirsch audio, unauffällig platzierte tops an vier seiten, subwoofer vorne rechts beim dj, war der stilvielfalt von verraco jedenfalls gewachsen. licht besteht aus den aus dem schwarzen raum der renate bekannten quadraten mit acht mal acht led-birnen sowie led-strips. lief auf autopilot, war nicht aufdringlich hell.
für herbst / winter, wenn draußen wegfällt: sitzgelegenheiten fehlen, außer mensch geht links am dj vorbei. wäre auf der tanzfläche auch nicht umzusetzen, weil stolperfalle. ist andererseits auch anlass genug, leuten zu vermitteln, dass die tanzfläche ein guter ort ist, um den abend einzuläuten. wenn andererseits gespräche vertieft werden wollen, würde mich das dort nerven.
ich kenne die konditionen nicht. aber falls mensch mit affinität zu stilen abseits ausgetretener pfade dort etwas veranstalten möchte, ist das m01 eine ziemlich gute alternative. sofern sich aus dem eigenen netzwerk 50-70 leute mobilisieren lassen, kann das eine runde sache werden. noch ist mir zu wenig kontinuität dort.

damit zum eigentlichen thema, das stammgäste sowie audiophile, bzw. solche, die es werden wollen oder vorgeben zu sein, seit wochen diskutieren: das neue soundsystem. gerne von der frage flankiert, warum etwas ausgewechselt werden muss, das sich jetzt schon seit jahrzehnten bewährt hat.
um es vorwegzunehmen: ich mag’s immer noch. muss aber auch anfügen, dass ich weite teile des abends in sorge um den sitz und damit die funktionalität meines angepassten elacin-hörschutzes und schlussendlich um mein gehör war (die lagerung in einem viel zu engen portemonnaie tat einem der filter nicht gut und nach gut sieben jahren ist es durchaus mal an der zeit für neue). ich würde jeder*m nach wie vor dazu raten, mindestens mit den schaumstoff-stöpseln, die es immer noch gratis an bars sowie der garderobe gibt, auf die tanzfläche zu gehen – ohne ist es einfach zu böse.

die einzelnen komponenten hätte ich gerne aufgelistet, aber das lässt sich anhand der durchaus fein differenzierten produktpalette bei funktion one nicht bewerkstelligen. also leider nur oberflächlich, leute mit insiderkenntnissen können sehr gerne kommentieren. die türme gibt’s noch, sie stammen jetzt aus der evolution-serie. eine mid-range-bassbox weniger pro turm (also „nur“ drei statt vier), sie sind dank der tops aber immer noch genauso hoch, wenn nicht sogar etwas höher, dafür nicht so tief.
die x-anordnung stimmt teilweise. von den jeweils zwei hochtönern verläuft einer parallel zur wand, der andere in richtung tanzfläche. es ist jetzt also ein akustisch ziemlich genau abgestecktes quadrat, was im vorderen bereich zwischen stacks und dj/live-act-pult zu einem toten bereich führt, in dem es davon abhängen würde, wie laut die monitorboxen am dj-pult sind – wären da nicht die extra montierten evo 7sh (oder 6sh) links in der ecke über dem eingang zum darkroom sowie rechts über dem notausgang. damit herrscht in beiden ecken nun mehr klarheit im sound als zuvor und auch damit etwas mehr lautstärke. der bass von den türmen sowie den subwoofern trägt so weit durch den raum, dass das in den ecken definitiv ausreicht.
etwas unglücklich: die position des vorderen rechten turms. stand vorher bündig mit dem durchgang zur bar und jetzt etwas in diesen durchgang hinein. die stelle war vorher schon ein nadelöhr, könnte an normalen sonntagabenden jetzt also noch stressiger werden. letzte nacht ging’s.
was mittlerweile wohl behoben zu sein scheint: die position des hinteren linken turms, der an den ersten wochenenden wohl so nahe an der treppe zur panorama bar stand, dass mensch keine andere möglichkeit hatte als sich dahinter wegzuducken oder zum leidwesen der tanzenden vorne herum zu gehen. das geht jetzt problemlos.
die neuen subwoofer gehen von ihrer bauweise her lange nicht mehr so in die tiefe wie die alten und haben mittlerweile auch mehrmals die position gewechselt. standen anfangs wohl vorne neben dem dj (wodurch zum leidwesen einiger das podest wegfiel, gibt’s jedoch wieder), dann links vor dem darkroom – und jetzt für meine begriffe quasi ideal: nämlich bündig und ziemlich genau zwischen beiden linken boxentürmen. es sind insgesamt sechs, jeweils drei übereinander getürmt, gut zweieinhalb meter hoch. ich hatte mir schon szenarien ausgemalt, in denen die neuen subwoofer anstelle der alten an der wand stehen und damit der übliche slalom nach vorne links weiterhin stattfindet. stattdessen ist jetzt unter der treppe richtung panorama bar platz und mensch kann bei moderater füllung fast ungehindert bis zum hinteren linken notausgang durchspazieren – oder bei bedarf zwischen türmen und subs hindurch auf die tanzfläche, wenn dort platz ist.
ortskundige können jetzt bemängeln, dass die tanzfläche dadurch kleiner wird – und das ist auch richtig. es ist jedoch die gefahr gebannt, dass flaschen von der treppe der panorama bar direkt nach unten auf die tanzfläche oder den schädel dort tanzender fliegen können. außerdem gibt’s durch den wegfall des vorderen linken podiums vor dem darkroom platzgewinn. mensch muss sich nicht mehr links und rechts dort vorbeischlängeln, um auf der tanzfläche zu landen, sondern ist dank des erwähnten montierten top/mid-speakers mitten im geschehen – bzw. etwas fernab davon, wenn einem gerade nicht so nach hektischer betriebsamkeit ist. das podium ist übrigens nicht ersatzlos gestrichen, sondern als zweites zum bereits auf der rechten seite zwischen den türmen vorhandenen gewandert. wird dadurch möglich, dass die türme jetzt etwas weiter voneinander entfernt stehen. auch das finde ich besser so – links und rechts davon kommt mensch dort immer noch gut ins getümmel.

mir ist bewusst, dass die reef nicht repräsentativ für den hochbetrieb am sonntagabend ist, dazu werde ich mir in vier wochen ein bild machen. zwischendrin noch im konzertbetrieb bei sunn o))).
stand jetzt kann ich die kritik, dass die stimmung links vor dem dj nun nicht mehr existiert und auch die cruising-area vor dem darkroom wegfällt, nicht nachvollziehen. es ist jedoch sehr gut möglich, dass der feinschliff in den letzten wochen seinen teil dazu beigetragen hat. ich kann sehr gut damit leben, jetzt auf der linken seite unter der treppe bis zum hinteren linken notausgang theoretisch platz zu haben. genügend sound kommt auch dort an. und gar nicht mal so unwichtig: für den fall der fälle sind einige hindernisse auf dem weg zu den notausgängen beseitigt.

akustisch ist’s eine leichte umgewöhnung, aber für mich definitiv nichts, wonach der charakteristische berghain-sound unwiderruflich verloren ist. wenn überhaupt, ist es jammern auf hohem niveau. es macht schon einen unterschied, ob mensch im vorderen bereich zwischen dj-pult und den türmen tanzt oder sich vor die subwoofer-wand stellt oder rechts vor’s podium. auf der linken seite ist tendenziell mehr bass, rechts kommt davon immer noch genug an. aber so kann mensch sich jetzt quasi aussuchen, wieviel denn gerade nötig bzw. sogar gewollt ist. vor der basswand werden es die wenigsten wahrscheinlich längere zeit aushalten, andererseits fand ich’s auch im dortigen umkreis nicht unangenehm – durch die vorarbeit von der sub:stance und die vergangenen reef-ausgaben wusste ich, auf was ich mich einlasse bzw. habe mich schon bewusst für die reef als test entschieden.

den hat das berghain-soundsystem 2.0 für mich locker gemeistert. die attack in den mitten ist jetzt wesentlich präsenter als zuvor (könnte gerne etwas zugunsten der höhen zurückgefahren werden), unfeinheiten im mixing fallen schneller auf als vorher, der bass ist jetzt noch präsenter als zuvor. stört mich nicht im geringsten. bin also gespannt, wie sich das system bei einer techno-geprägten klubnacht schlägt und die raumdynamik bei stärkerem füllgrad entwickelt.

kleine visuelle neuerung auch in der panorama bar, auch zwiespältig beäugelt: eine kette an led-rohren, die über dem subwoofer startet und über die tanzfläche hinweg bis zur hinteren sitzbank am langen ende der bar reicht. kann mehrere farben zugleich und auch blinken, hat für mich irgendwie was. kann gerne bleiben.

trackauswahl (*: shazam)

darwin
chad dubz & jfo – amnesia*
substrada – brocky*
pharma – shift (causa remix)*
christian coiffure – meet her stage 2*
ismail nosrat – basha official remix (feat. ziad zaza, hassan abou alam, aly b)*
criso – bassline*
arkham sound – smoke*

akanbi
henzo – a healthy fear of snakes (down the sewer mix)*

dengue dengue dengue
3phaz – sharayet*
tomi kami – mzecal
amor satyr & siu mata – nah*

dis fig
fat freddy’s drop – cay’s crays (digital mystikz version)
the bug feat. warrior queen – poison dart

skeptical / sp:mc
objekt – the goose that got away
skeptical – duck soup*

hodge
clouds – augulie2*
hodge – sub 100

verraco
blocks & escher – something borrowed, something blue*
djrum – sometime i share (space race pt. 3)*
homemade weapons & mc fokus – chrysalis*
doctor jeep & cirrus – emergency broadcast test*
skrillex, fred again… & flowdan – rumble*
jon convex – falling again
martyn – vancouver
alex wilcox – woo*
lemon8 – model 8
mmm – dex