[berlin / 12.09.2025] berghain: sound metaphors 10 year anniversary part 3

als ob die bisherigen feierlichkeiten nicht schon ausgesucht genug gewesen wären, gibt es mit teil 3 das überangebot mit bereits ausverkauftem konzertteil ab 19 uhr.

sound metaphors 10 year anniversary part 3

berghain

19:00 alicia carrera
20:00 demdike stare live
21:00 moritz von oswald & azu tiwaline live
22:00 actress live
23:00 channel one sound system
01:00 sound metaphors djs
03:00 mogwaa live
04:00 floating points
06:00 palms trax

panorama bar

22:00 snowcaveman
01:00 dj subaru b2b tia cousins
03:00 no service
05:00 dj koolt b2b david fogarty
07:00 helena hauff
09:00 francesco del garda

säule

01:00 courtney bailey b2b an toi
02:30 alex kassian live
03:30 higher intelligence agency live
04:30 nhật-vũ đặng

nachbetrachtung

rein: 19:30 uhr
raus: 3:30 uhr

auch wenn es „nur“ acht stunden waren: ein typischer berghain-freitag. will heißen: der club hat sich von seiner für mich besten seite gezeigt = musikalische offenheit mit einem publikum, das dabei mitgeht. die ausnahmen, die eine tanzfläche für ausgiebige dialoge nutzen, scheinen zum zeitgeist zu gehören. ich war leider aufgrund latenter unruhe und damit einhergehend ausbaufähiger schlafhygiene bereits kurz nach 8:00 uhr freitags wach und ab 2:00 uhr bereits sitzend k.o.. alex kassian wollte ich noch mitnehmen (lohnte sich), aber großkaräter wie helena hauff und floating points habe ich damit leider verpasst.
auch wenn das der schlusspunkt unter die geburtstagsfeierlichkeiten von sound metaphors war: ich hoffe sehr darauf, dass sich daraus eine regelmäßige reihe analog zur reef entwickelt. das muss beileibe nicht in solchen dimensionen wie an dem freitag stattfinden, würde jedoch eine lücke füllen, welche die leisure system hinterlassen hat. gerne auch mit mehr zeit für die einzelnen djs, wobei ich auch den gedanken nachvollziehen kann, bei so einem jubiläum mal so richtig aus allen rohren feuern zu wollen.

in der panorama bar habe ich vielleicht insgesamt zehn minuten verbracht, somit fällt sie aus der nachlese raus. wenn ich dort war, lief etwas zwischen house und techhouse, wobei dj subaru und tia cousins für mich vorne waren, da schön analog-rauh.

im berghain der musikalische parforceritt, und das meine ich im besten sinne. alicia carrera trippig mit techno, der an die italienische schule um donato dozzy und konsorten erinnerte. demdike stare starteten mit drones und setzten in ihrer stunde auf den wechsel zwischen ambient und tanzbaren tracks. die würde ich sofort kaufen, sofern die veröffentlicht werden – ich mag deren aufbau sehr, bei dem stück für stück die einzelnen elemente zusammengeführt werden.
moritz von oswald und azu tiwaline sind für mich das gewinner-duo. starteten gemütlich um die 117 bpm und arbeiteten sich dann tempotechnisch nach oben. keine neuerfindung des rades, was dubtechno und dessen derivate im kontext dessen betrifft, was aus dem vereinigten königreich via livity sound und co. in die welt getragen wird. aber der fluss im set war für mich beispielhaft, ohne dass klar war, wer jetzt genau für was verantwortlich zeichnete – außer an der stelle, wo „ruff way“ sowie die a-seite der m6 durchklangen. selbstzitate gehen bei einem oeuvre wie dem eines moritz von oswald völlig klar.
die rote linie habe ich im actress-set vergeblich gesucht. tolle ambient-soundscapes zu beginn. mir jedoch schleierhaft, wie mensch mit ableton live keinen kontext zwischen den tracks herstellen kann. zugegeben mit einer großen portion polemik: es wirkte so, als ob er eine playlist fertiger tracks spielt. die waren für sich genommen sehr gut, aber völlig zusammenhanglos in den raum gestellt.
das channel one soundsystem im anschluss einfach mal die konsequente verkörperung der dancehall-kultur: selector, der eine platte (oder auch dubplates) nacheinander abspielt, dj (in hiesigen gefilden als mc bekannt), der die pausen füllt oder auf die riddims rappt. war auch im aufbau irgendwann ähnlich vorhersehbar wie demdike stare: tune zuerst, gefolgt vom riddim. und mit max romeos „chase the devil“ in der ersten viertelstunde sogar hittig. aber: es funktionierte. durch sub:stance und reef ist bekannt, dass die anlage mit dub-frequenzen ganz gut kann, und es war mir eine ziemliche freude, wie das publikum darauf eingestiegen ist.
nemo & castro im anschluss mit dem, was sie sonst im lab zu silvester spielen – alles zwischen house, italo disco und new wave. auch das nahm das publikum dankend an.

die säule hatte ambient und electronica als arbeitsauftrag. jedenfalls setzten das alle beteiligten in der zeit meiner anwesenheit so um. alex kassian samplete boards of canada („kaini industries“), auch sein „e2-e4“-edit war teil des sets, das super zwischen kopf und hüfte vermittelte. ich wünschte nur, dass ich sein set in besserer form als auf der galerie sitzend und krampfhaft durch nicken im takt wachzubleiben versuchend erlebt hätte.

notierte tracks

alicia carrera

doctrina natura – dream 3 (celestial figures)

channel one soundsystem

danny red – zion
max romeo & the upsetters – chase the devil
johnny clarke – declaration of rights (steppas remix)

sound metaphors djs

shirley bassey – people (erstes stück im set)
fluke – philly (jamorphous)

dj subaru b2b tia cousins

daniel maloso & rebolledo – venganza y seducción
charlie – let go (david vunk remix)

[berlin / 15.12.2018] berghain: klubnacht – 14 jahre berghain

um den ewigen vergleich zu bemühen: mein erklärter favoritenclub nimmt damit anlauf, die in investorenträumen nicht vorgesehene berliner keimzelle des ganzen in der leipziger straße nominell zu überholen. nochmal vereinfacht: wenn nichts weiteres dazwischenkommt, müsste es ende januar / anfang februar soweit sein, dass das berghain sogar in tagen länger als der tresor in der leipziger 126a existiert.
für mich wird es das einläuten einer weihnachtspause (da urlaub), die bis kurz vor silvester anhält.

klubnacht – 14 jahre berghain

berghain
00h00 nastya muravyova
04h00 byetone live
05h00 dj nobu
08h30 pete
12h00 ben ufo
15h00 aurora halal
18h00 len faki
22h00 dvs1
02h00 kyle geiger

panorama bar
00h00 nitam
05h00 the emperor machine live
06h00 powder
10h00 âme
15h00 matthew herbert
19h20 margaret dygas
22h00 renaat
02h00 jennifer cardini

elektroakustischer salon
10h00 boris
14h00 tobias. live
15h00 moritz von oswald
17h00 cosmin trg
21h00 massimiliano pagliara

eintritt
20 euro

nachbetrachtung
kann als qualitätsmerkmal gelten, dass es seit langem mal wieder 20 stunden am stück wurden, auch wenn ich mir das nicht gezielt vorgenommen hatte. das ende war bis zur veröffentlichung des ablaufs eine option, die ich mir offen hielt. aber rückblickend hätte es da keinen unterschied gemacht, ob das kyle geiger oder dvs1 bespielt hätten – ich fand beide nicht sonderlich mitreißend. gerade bei kyle geiger reihte sich ein recht hartes bretter-tool an ein anderes, was das set damit sehr austauschbar machte. von dvs1 habe ich aber „eat more house“ von dj hell gehört, als ich in der panorama bar an der tür zum berghain vorbeiging. also leichter vorteil für ihn.

pete war aber wie immer in seinem element und baute glücklicherweise den dubstep-anteil im set aus, wenn auch permanent mit 4/4-kick unterlegt: „s.a.t.u.r.n.“ von goth-trad, „venus“ von vex’d und „forgive“ von mala ganz zum schluss. dazwischen aber auch gestandene stammplatten wie „tenfour“ von joey beltram oder „lyot“.
ben ufo fing mit electro an, ging dann aber erstmal in standard berghain-reverb-techno über, was wiederum die halle interessant werden ließ. da lautete das motto in puncto licht „weniger ist mehr“, aber ein imposantes dj-pult wurde hingebaut, was für meinen geschmack ein wenig zu hoch geraten war. von dort aus ragten weiße lichter von der decke an die wände und richtung menge, und den rest der beleuchtung übernahmen auf den boden unter die sitzpodeste gelegte scanner. ziemlich simple idee also, aber komplett ausreichend. etwas kühl war es, aber das ist zum geburtstag auch nicht neu.
in der halle (soviel sei vorweggenommen) kein einziger musikalischer ausfall. tobias. mit drones, moritz von oswald ließ sich von laurens von oswald helfen, der mit modular-setup improvisierte, während moritz tracks dazumischte. darunter „q-loop“ oder „tushumdo“ von der lp auf honest jon’s.

bei ben ufo noch das finale mitgenommen, mit dem er zeigte, weshalb er aufgrund seiner stilübergreifenden sets so geschätzt wird. da gab es „daisy chain“ von overmono, „lost and found (found mix)“ von der neuen objekt-lp (die mich beim ersten hören zugegebenermaßen nicht so mitgerissen hat wie seine dj-sets – aber die wächst vielleicht) sowie „mercurial“ von chevel. alles tracks, mit denen sich eine tanzfläche durchaus leeren lässt, aber umso schöner, dass jemand mutig genug ist, sie zu spielen.
szenenwechsel zur panorama bar. wenn matthew herbert schon mal als dj zu hören ist, sollte man die gelegenheit nutzen, allerdings fand ich ihn unten im berghain vor einigen jahren besser. dieses mal verließ er sich sehr auf seine eigenen produktionen (auswahl: kinda kickin‘, the audience, seine remixe wie „sing it back“ oder „moving like a train“) oder hits wie „deep inside“ von hardrive bzw. „can you feel it“ von mr fingers. abgeschaut nur „this is sick“ von solid groove, was ich bis dato nicht kannte. da renaat seinen flieger verpasst hatte, kam das publikum eine stunde länger in den genuss und sein slot wurde mit dem von margaret dygas getauscht. dies aber nicht ohne einen der zugegeben besten überraschungen als schlussplatte im herbert-set: „try again“ von aaliyah.

zwischendrin gab es kurze abstecher zu aurora halal (mit zwei joey beltram-tracks auf trax: „life force“ und „the start it up“) sowie zu cosmin trg, bei dem „galileo“ von oelki positiv auffiel. noch positiver allerdings (und damit ist meine jahrelange kritik an ihm vorerst verstummt) überraschte mich len faki. klar sparte er nicht an tracks zur abfahrt, aber das ist an einem sonntagabend überaus gewollt und findet mittlerweile mit einer auswahl statt, bei der man ihm die jahrzehntelange erfahrung als dj auch anmerkt. also kein setzen auf schrille signale mehr. kommt mir vielleicht auch nur so vor, aber evtl. haben sowohl er als auch ich sich aufeinander zubewegt – es muss ja nicht immer die möglichst nerdig-verkopfte nische bedient werden. wer mit „nous sommes mmm“ von erik & fiedel, dem gestandenen rave-klassiker „gatex“ von umek sowie „camargue“ von cj bolland kein problem hat, sollte ihm wirklich eine chance geben. „u can’t see me“ von dj assault war dann noch so ein track, mit dem ich von ihm nicht gerechnet hätte. kurzum: in kombination mit seinem set aus der halle zur ostgut ton nacht vor ein paar jahren reichen beide eindrücke, dass er sich durchaus zu einem grund entwickelt, mal gezielt bei ihm im berghain zu bleiben.

bleiben noch renaat und massimiliano pagliara. renaat fuhr die anlage oben jedenfalls ordentlich am limit(er) und trotz traktor auch nicht immer taktsicher – allerdings geschmackssicher. nichts erkannt, shazam versagte auch regelmäßig, aber da klang vieles nach dem, was heutzutage auf r&s passen könnte. munter zwischen geraden und gebrochenen tracks wechselnd.
massmiliano pagliara spielte in der halle das dort tanzbarste set um die 100 bpm und dabei mit teilweise schön verträumten melodien. passte für die tänzer und meine wenigkeit sehr gut, jedoch nicht so wirklich zum konzept, einen kontrast zu beiden anderen floors zu bieten. hab’s dennoch genossen, „synkro“ von luomo zu hören und „cascades“ von mark barrott sowie „harmonize“ aus der feder des djs selbst auf die nachhilfe-liste setzen zu können.

[berlin / 26.10.2018] tresor: tresor x carbonate coke club tour collective

ein weiterer getränkekonzern schickt sich an, seine fußabdrücke in den clubs zu hinterlassen. da hierbei aber scheinbar dem tresor-booking freie hand gegeben worden ist, soll mir das recht sein. wird auftakt eines ambitionierten wochenendes.

tresor
00h00 zadig
04h00 surgeon
07h30 hector oaks

globus
00h00 axiom
03h00 moritz von oswald live
04h00 anna haleta
06h30 vco

eintritt
12 euro

nachbetrachtung
war immerhin kurz vor 2 uhr vor ort und damit noch pünktlich zu axiom, der (wen wundert’s) kein bisschen was verlernt hat und strikt electro spielte.
das branding seitens des allseits bekannten getränkekonzerns war dabei gerade so diskret, wie es sein musste. oben gab einen stand sowie mitarbeiter, die mit getränkemarken für brausen aus deren hause herumgingen (und denen man erklären durfte, weshalb man diese marken ablehnt). unten ein stets beleuchteter „carbonate“-schriftzug auf einem blechschild oberhalb des dj-pults. aber das noch dezent genug, dass das restliche licht nicht davon beeinträchtigt war.

moritz von oswald fing verhalten an, aber nach einer viertelstunde kamen die bekannten qualitäten durch – also ein dubtechno-loop, der quasi ewig weiterlaufen könnte und zum tanzen sowie zur meditation zugleich geeignet war. natürlich reif für eine veröffentlichung. der rest blieb dann wenigstens tanzbar und damit ein sehr schönes beispiel für die peaktime im globus. oder auch: hat er wieder einmal gut gemacht.

surgeon spielt tatsächlich nicht mehr mit ableton live, sondern mit automatisch synchronisierten cdjs. heraus kam an diesem abend eines der für mich besten techno-sets 2018. viele eigenproduktionen (radiance, death before surrender), aber auch von mir unterschätzte tracks wie „phosphene“ von drax im remix von perc & truss, „k tune“ von heiko laux & teo schulte aus den tagen, in denen ich kanzleramt nicht mehr auf dem zettel hatte und  das kurz zuvor neu aufgelegte „last voyage“ von code 6 / joey beltram als abschlusstrack.

hector oaks begann danach tresor-typisch hart, trocken, ließ dabei nicht andeuten, dass viel abwechslung drin wäre. daher war’s einfach, den vorsatz umzusetzen, vor der staub noch eine runde zu ruhen.

[berlin / 04.03.2017] berghain: klubnacht

läuft unter dem motto „das habe ich mir verdient“. deadbeat hätte ich zwar gerne gehört, es wird jedoch für mich erst zum nachmittag mit dem erscheinen klappen.

klubnacht

berghain
00h00 boris
04h00 deadbeat live
05h00 héctor oaks
09h00 measure divide
12h00 daniel miller
15h00 moritz von oswald
17h00 ben klock
21h00 etapp kyle
02h00 pete

panorama bar
00h00 red d
02h00 fabrice lig
05h00 red d
08h00 san soda
12h00 toshiya kawasaki
16h00 muallem b2b nd_baumecker
21h00 paul woolford
00h00 italojohnson

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
es war mal wieder eine der gelegenheiten, bei denen ich der stimme der unvernunft nachgegeben habe. das lief allerdings auf zwei schichten hinaus: 15 bis 21 sowie 5 bis 9 uhr. hatte mich im vornherein zwar schon darauf eingestellt, wieder vorzeitig bei pete gehen zu müssen, aber pünktlich um 9 ging das putzlicht an. war zwar kurzzeitig irritierend, aber dann kam in der garderobenschlange der richtige hinweis: bauarbeiten in der säule. die war zu dem zeitpunkt noch zwei wochen vor ihrer eröffnung und bauarbeiter dürften nur ungerne gegen eine basswand anschreien.
wie auch immer: passte mir als aufwärmtraining für die arbeit gut in den kram.

und auch wenn ich es sonst besser finde, sich auch von anderen im line-up überraschen zu lassen: dieses mal verfuhr ich wirklich rein strategisch und enttäuscht hat mich niemand von denen, die ich hören wollte.
moritz von oswald wie immer geschmackssicher, ohne im set die wirklich ekstatischen momente kreieren zu wollen. dafür eben eine lehrstunde für den nachwuchs: die „m5“, „icon“ von rhythim is rhythim, „acid eiffel“ von choice / laurent garnier, „the rhythm of vision“ von robert hood, allerdings mit „black russian“ von dvs1 auch neueres.
nd und muallem harmonierten gut miteinander, so dass eine gemeinsame linie erkennbar war. in erinnerung ist mir noch „severed seven“ von joy orbison & boddika, den nd gegen schluss spielte.
pete dann wie im jahr zuvor zum schluss nicht zu hart, aber trotzdem eine bank. die „phylyps trak“ hat er wieder integriert und zum schluss noch eine toytronic zum besten gegeben: cultek – minds beyond.

alles in allem: guter standard.