master-arbeit: steine sind doch keine argumente – proteste gegen stadterneuerung in berlin-kreuzberg 1980-82

wer sich gefragt hat, was eigentlich aus meinem versuch geworden ist, einen weiteren wissenschaftlichen grad zu erreichen, soll nicht länger auf die folter gespannt werden.

um es mal zu rekapitulieren: am 17. märz 2011 zur master-arbeit angemeldet, am 30. juni 2011 nachmittags im prüfungsamt abgegeben. damit war ich zwei wochen vor der frist fertig, zeigte aber vergleichbare symptome wie diejenigen, die kurz vor der deadline noch alles fertigkriegen müssen. in den zwei, drei tagen vor der abgabe wurden noch die anregungen der korrekturleser beherzigt – davon war die wichtigste, dass die sätze gekürzt werden müssen. führte dazu, dass ich die arbeit in den paar tagen fünf oder sechs mal durchlas, in der nacht vom 29. auf den 30. juni genug hatte und nach nicht mal drei stunden schlaf entschied, es beim aktuellen status zu belassen.
mit einer seltsamen mischung aus aufregung und übermüdung gegen mittag zum kopierladen in der frankfurter allee gelaufen, dort drei ausgaben ausgedruckt und binden lassen, von da aus richtung u-bahnhof stadtmitte (wo die historische fakultät wegen der gerade stattfindenden umbauten im hauptgebäude der humboldt-uni ihren sitz hat). die abgabe war dann nur eine sache von fünf minuten. erleichtert fühlte ich mich danach nicht unbedingt – zu groß war die sorge, große fehler gemacht zu haben und natürlich die zweifel, ob das ganze überhaupt dem standard wissenschaftlichen arbeitens entspricht. wurde dadurch befeuert, dass mir zwei tage nach der abgabe ein fehler in einer zitation bei einer tragenden quelle auffiel.

schnellvorlauf auf mitte oktober: aufgrund des bislang ausbleibenden gutachtens hatte ich bereits anfang des monats im sekretariat meines profs nachgefragt, keine antwort erhalten. am ende des colloquiums kam er schließlich auf mich zu und entschuldigte sich. das gutachten sei seit anfang september 2011 fertig, nur hätte ich die mail dazu wohl nicht erhalten. dazu noch die information, dass ich bestanden hätte. also gemeinsam mit ihm ins büro, dort den 3. november 2011 als termin zur verteidigung festgelegt. die note der arbeit sollte ich bis zu dem termin nicht erfahren und das gutachten ebenfalls nicht zu gesicht bekommen.

lange rede, kurzer sinn: schriftlich ist es eine 2,0, mündlich eine 2,3 geworden. gewichtet mit 80 zu 20%, auf dem zeugnis steht dafür eine 2,0.

da das thema sicherlich von allgemeinem interesse ist und weil einige sie ohnehin lesen wollten, habe ich die arbeit hier unter beseitigung der meisten fehler hochgeladen. lässt sich dank integriertem google-doc-code direkt eingebettet lesen oder nach dem öffnen in einem neuen fenster herunterladen.
wer mir fachidiotie unterstellen möchte, liegt sicherlich richtig. zu meiner verteidigung ist zu sagen, dass der detailreichtum zu beginn sogar noch größer war und einige anekdoten dabei auf der strecke geblieben sind. so zum beispiel mein erklärter favorit mit den truppenübungen der amerikaner in den verfallenden, aber zum teil noch bewohnten altbauten in der skalitzer straße, von denen heute nur noch die nummer 114 steht.
mir kam es primär darauf an, die besonderheit kreuzbergs in den jahren herauszustellen, die dem bezirk bis heute sein gewisses etwas verleihen. man sollte in der aktuellen gentrifizierungsdebatte definitiv berücksichtigen, dass die bereitschaft für politische und kreative avantgarde im ehemaligen randbezirk eine mischung hervorgebracht hat, die unbedingt bewahrt werden sollte.

wer sich die 60 textseiten (das war die grenze, über die es nicht gehen durfte) durchgelesen hat und kritik, lob oder nachfragen loswerden möchte, kann das gerne in den kommentaren erledigen.

7 Comments

  1. meinen herzlichen glückwunsch! das ergebnis kann sich doch sehen lassen. bei gelegenheit werde ich mir die arbeit mal zu gemüte führen. btw.: wie wäre es eigentlich mit einer e-book version? ein pdf im din a6 format müsste ja reichen, oder so.

    dass du am 30. juni abgegeben hast, ist übrigens ein netter zufall, wir hätten uns fast über den weg laufen können nach meiner prüfung. ich warte ja aktuell noch auf das endgültige ok für die veröffentlichung, dann kann ich das ding auch endlich raushauen. mal sehen, welche rechte mir der verlag noch lässt…

  2. Da gratuliere ich doch auch mal ganz herzlich.

    Die Arbeit werde ich mir mit Sicherheit zu Gemüte führen. Jedoch nicht jetzt, um 10 nach Sieben nach getaner Maloche. 😉

    Weil du die Fehler(korrektur) ansprichst, sei mir folgende Frage gestattet. Wie schaffst du es, zwischen hier/www (Kleinschreibung) und der Master-Arbeit (ich gehe davon aus, in Großschreibung verfasst) umzuswitchen? Für mich ist das manchmal echt ein Problem. 🙂

  3. @spacecake
    für die e-book-version müsste ich mich erstmal näher mit der formatierung befassen. da ist es fluch und segen zugleich, dass ich momentan im amazon-support für den kindle arbeite, jedoch in vollzeit. das heißt: ich fände es selber spannend, das in eine auf dem gerät lesbare version umzuwandeln, mir fehlt aber die zeit dafür. habe daher noch nicht recherchiert, ob es software zur konvertierung von libre-office-dokumenten in das azw-kindle-format gibt.
    deine dissertation als pdf habe ich mir bspw. gestern via pdoc-service konvertieren lassen – prinzipiell lesbar, aber mit den fußnoten und dem fließtext ist dennoch einiges durcheinander geraten.

    @ak
    natürlich gehorcht die arbeit den ortographischen regeln. im netz schreibe ich primär aus bequemlichkeit konsequent klein, weniger aus ästhetischen gründen – auch wenn das in der poesie als stilmittel echt etwas für sich hat.
    das umschalten fällt mir eigentlich nicht schwer, bin aber auch sonst sehr penibel, wenn es um rechtschreibung geht. ist mir bei der arbeit (oder bei einem artikel, den ich danach verfasst habe – dazu zu gegebener zeit mehr) auch nicht passiert, dass ich ein subjekt, objekt oder einen eigennamen unbeabsichtigterweise klein geschrieben hätte.

    @suki
    die daten stehen so auch im impressum, bis auf die e-mail-adresse. die spam-filter von google arbeiten aber sehr zuverlässig. einzig bei der matrikelnummer könnte ich überlegen, aber bei der gehe ich nicht davon aus, dass sich jemand mit meinen federn schmücken möchte.

  4. Oh, dein Impressum ist ja wirklich sehr ausführlich. Das habe ich mir vorher noch nie angeguckt, ich weiß ja, wer diese Seite betreibt. 😉

  5. Herzlichen Glückwunsch 🙂

    leider dürfte das für Pberg nicht zutreffen:

    man sollte in der aktuellen gentrifizierungsdebatte definitiv berücksichtigen, dass die bereitschaft für politische und kreative avantgarde im ehemaligen randbezirk eine mischung hervorgebracht hat, die unbedingt bewahrt werden sollte.

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