[london / 21.08.2015] the nest

ein paar nummern kleiner als das fabric (oder sollte es „die“ fabric sein?), nördlich von hackney / shoreditch, wo ich heute gerade war, und das einen kreativ-quirligen eindruck macht. zwar sind die anzeichen dafür da, dass sich die kreativen in unmittelbarer nähe des finanzdistrikts erstmal austoben können, bevor auch dort die gentrifizierungsspirale so richtig in schwung kommt (wenn sie es nicht schon ist), aber the nest ist davon noch einen weiteren schuss entfernt. mag man nicht für möglich halten, wie man drei, vier straßenzüge weiter bereits in einem völlig anderen stadtteil zu stehen scheint.

the nest
redshape live
pacific state

start
22 uhr

eintritt
10 gbp

adresse
36 stoke newington road

nachbetrachtung
berlin hat london ja wenigstens eines voraus: die öffentlichen verkehrsmittel fahren zum wochenende in berlin nachts durch. das sollte in london mitte september 2015 eingeführt werden, hat aber u.a. im august zu tariflich bedingten streiks geführt, die gerade in london für alle spürbar sind, da die tube dort das meistgenutzte und auch effizienteste fortbewegungsmittel ist. aktuell (mitte oktober 2015) ist immer noch unklar, wann dies starten soll.

es lässt sich aber definitiv nicht bestreiten, dass dies (zusammen mit der sperrstunde) das nachtleben nach vorne verlagert – so auch zwangsläufig für mich, im osten londons untergebracht, aber gut an die tube und die overground angeschlossen, so dass der hinweg zum nest mit einmal umsteigen kein problem war. das dauerte vielleicht eine halbe stunde, aber ich war eben schon vor mitternacht dort, und somit auch unter den ersten 20 gästen.

das nest selbst ist gemütlicher und auch nicht so aufgekratzt wie das fabric. wer fast zehn jahre zurückblättert, kann hier einträge zu parties im mal pais finden, das es damals (jedoch schon seit geraumer zeit nicht mehr) in der friedrichshainer sonntagstraße gab. die aufmachung hat mich sehr daran erinnert: ein langgezogener kellerschlauch mit kleinen séparées zum plaudern, wenig variationen beim licht, gut dimensionierte anlage. auch vom menschenschlag her fand ich es angenehmer als im fabric. zwar ist das publikum eher jung, zuweilen auch gestylt, aber nicht zu sehr von sich selbst eingenommen. auch hier jedoch allseits präsente smartphone-kameras, und bei redshape (wie zu erwarten der höhepunkt des abends, spielte er doch härter als gewohnt) hatte ich auf der tanzfläche den eindruck, meinen platz eher verteidigen zu müssen. so recht genießen konnte ich es direkt da vorne also nicht, aber der rückzug in richtung bar ging immer noch.
pacific state fand ich nicht wirklich spektakulär: es ist ein veranstalter/-dj-duo, das wahrscheinlich durch die veranstaltungen an auftritte kommt. jung sind sie beide (schätzungsweise anfang 20), brennen sicherlich auch auf neuigkeiten sowie die musikhistorie, aber nur bei dem größeren der beiden (blonde haare, seitenscheitel) fand ich sowas wie eine klare linie im set. bei dem kleineren, dunkelhaarigen (der von anfang bis gut nach mitternacht alleine spielte) war mir dies zu sehr kraut und rüben, inklusive unpassend zusammengemixter harmonien – grob fand das alles im (acid-)house-kontext statt. nach redshapes set machten sie noch zu dritt eine stunde lang weiter, was dann schon fast lupenreiner techno à la berghain war. komischerweise passte dies (trotz oder gerade wegen der spontaneität) ganz gut.

ganz guter laden also, den man durchaus besuchen kann, wenn einem unbedingt nach ausgehen ist. so richtig beeindruckt war ich davon jedoch nicht. gutes mittelfeld jedenfalls.
auf dem heimweg fragte ich mich jedoch, ob das fahrrad (wie in amsterdam) nicht manchmal doch das bessere fortbewegungsmittel wäre. mangels fahrender tube bleibt einem um 4 uhr zur sperrstunde nichts anderes als die nachts fahrenden busse, wodurch sich eine strecke von 8 km bis zur dusche bzw. zum bett mal eben auf eine stunde summieren kann, da es keine direktverbindung gibt und man daher zwei mal umsteigen muss. gut, das taxi wäre noch eine option, aber alleine war es mir das definitiv nicht wert.
geklappt hat es auch so, und zum ausnüchtern ist das für manche wahrscheinlich auch nicht verkehrt, aber wenn man bspw. im westen londons wohnt, überlegt man sich das ohne nacht-tube sicher drei mal, ob man sich das wirklich antun möchte. kann der stadt also nur gut tun, wenn sie endlich ihren betrieb aufnimmt. das wird zwar nur teilweise geschehen, mit der option, im jahr 2017 weitere linien nach den instandsetzungsarbeiten hinzuzunehmen. aber besser als nichts.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>