[berlin / 09.11.2024] about blank: staub xl

stammtermin numero eins, bevor eine woche später der weitere ansteht. um von vornherein transparent zu sein: das wird meinerseits eine künstler*innenbetreuungs-ausgabe. wegen des vorprogramms im rso werde ich auch nicht zu lange dort sein – also so zumindest der plan.
ich möchte nur die erwartungen an ausgedehnte set-analysen dämpfen, weil ich wahrscheinlich überall umtriebig sein werde. grobe einordnungen gibt’s wie immer – und den nachgereichten ablauf natürlich.

ablauf

mdf
11:00 avilynn
15:00 ruman
19:00 ed1999
22:00 strongrain
01:00 harre
04:00 anna haleta
07:00 caleb esc

lobby
22:00 waldo
01:00 esi b2b wesley wise
04:00 dk dent

zelt
14:00 manfred tiek
17:00 irakli
20:00 elena sizova

hütte
00:00 tatacoa
03:00 modschi

(für den mdf stand zwischen 13 und 16 uhr anja zaube auf dem programm, die aber krankheitsbedingt ausfiel. also spielten avilynn sowie ruman einfach länger, habe ich mir sagen lassen.)

nachbetrachtung

„nicht zu lange“ war dann doch kurz nach 22 bis kurz nach 7 uhr.

einzige herausforderungen während meiner schicht:
der slalom mit getränkeshots durch eine tanzende menge. gerade auf dem mdf zwischen technikraum und gang zum dj-pult immer wieder eine herausforderung an die diplomatie und die körperkoordination.
bei dk dent: anschluss eines aufnahmegerätes an den xone:92. der anschluss sitzt im gegensatz zum xone:96 unter den eingängen in nähe der xlr-ausgänge (beim 96er in einer reihe mit den eingängen neben den usb-anschlüssen für die soundkarten – wesentlich besser erreichbar). trieb meinen blutdruck kurz in die höhe, den erstmal (unter zuhilfenahme von produktbildern aus dem netz) zu finden und im laufenden betrieb fünf minuten vor set-beginn noch eingestöpselt zu bekommen. dann noch das klassische ortofon-problem: abgebrochener griff, mit kabelbinder als workaround. die mk2-generation leistet dem ja abhilfe, indem der griff bei bedarf ausgetauscht werden kann. wenn das eines der ersten generation war: in plattenläden könnte das noch ein zweites leben bekommen, im club-betrieb kann das vinyl-djs aus dem konzept bringen. da wäre es von der technikabteilung wirklich schön, die systeme für den live-betrieb aus dem verkehr zu ziehen. einmal eskaliert war das jedoch schnell behoben.

ansonsten wie immer: alle pflegeleicht. und selbst wenn es irgendwelche allüren gäbe, würden die nicht hier landen.

die verlängerte anlaufzeit scheint sich zu etablieren. tagsüber war es wohl ganz gut gefüllt, aber der richtige publikumsschub war zwischen 2 und 4 uhr nachts. und selbst da kam mensch allerorten gut durch. ausnahme: die hütte, aber deren „größe“ lässt auch nichts anderes als überfüllung zu, sobald 30 leute drin sind.
da sich das zelt als lobby-alternative etabliert hat und auch die garderobe sich dort befindet, ist es nachvollziehbar, dass leute bei den sich anbahnenden temperaturen (jedenfalls schielte der winter am wochenende für meine begriffe schon deutlich um die ecke) eher später in den club gehen. der garten ist für die jahreszeit nicht mehr attraktiv und leute überlegen sich einen floorwechsel im t-shirt lieber zweimal. das ist nachts einfacher, wenn der weg vom mdf zur lobby von wenig zittern begleitet wird.

ich brauchte musikalisch meine zeit, um warm zu werden. strongrain war auf dem mdf mit ravesignal-techno für die tiktok-generation bei 150 bpm einfach nicht mein fall. gab auch ein paar trockenere tracks dazwischen, aber ich fühlte mich bei waldo in der lobby besser aufgehoben, wobei er tempotechnisch gegen ende ähnlich schnell spielte. insgesamt war er jedoch diverser, gerade am anfang schön rauh-breakig, was bei mir immer noch offene türen einrennt.
esi und wesley wise dann technoid mit dubsteppigen elementen, harre nach alter schule konsequent mit vinyl, dk dent ließ die lobby mit knarzigem techhouse landen, anna haleta bretterte sehr beherzt. caleb esc habe ich nur beim rausgehen am rande gehört, da maße ich mir kein urteil an.
die hütte braucht als floor nur wenig vorlauf, jedoch wird es mit den temperaturen in den nächsten monaten nicht einfach. aber egal was, es funktioniert dort. tatacoa (katinka & dj flush) jedenfalls erst mit trip-hop und ambient, später mit electro und richtiggehend technoid mit chicago. den ball nahm modschi auch auf und landete mit disco-edits.

notierte tracks

waldo
ma sha & sobolik – liftoff

harre
planetary assault systems – devotion (truncate remix)
robert hood – untitled 1 (from moveable parts – chapter 1) (mark broom edit)
sterac – nemec

esi b2b wesley wise
rene wise – don’t care

tatacoa
lakker – spider silk
michael forshaw – work that mutha
ramadanman – work them
paul johnson – noise
portishead – we carry on

anna haleta
makaton – 2jags

dk dent
dave clarke – wisdom to the wise

[berlin / 08.11.2024] rso: ilian tape

es ist ziemlich genau ein jahr her, wo ilian tape mal eben den samstag / sonntag übernommen hat. nun freitag auf samstag mit einem live-act-lastigen ansatz, der mir sehr gefällt. ich hoffe nur, dass meine kondition bis fireground reicht.

robus
23:00 stenny
00:00 mpu101 live
01:00 stenny
03:00 zenker brothers live
04:00 skee mask
07:00 fireground live
08:00 alia

nachbetrachtung

war sieben stunden dort (ca. 1:20 bis 8:20 uhr). nachdem ich schon leider mpu101 verpasst hatte, wollte ich wenigstens noch fireground mitnehmen. aber das war mir in meinem durchnächtigten zustand zu viel auf einmal gewollt. die sehr jazzigen passagen (als ob entsprechender house einfach schneller gepitcht und mit tribal-techno-elementen vermischt wird) waren nicht mein fall, die detroit-flächigen passagen (treibende sachen von octave one oder deetron) schon eher, aber alles in allem bekam mein zns das nicht mehr verarbeitet. alia schlug in die gleiche perkussive kerbe, und da noch das restprogramm mit der staub anstand, fiel mir die entscheidung mit dem aufbruch nicht schwer.

war aber völlig ok so, da ich in den fast sechs stunden vor fireground mit eine der besten techno-nächte dieses jahres hatte. ich hatte das nach der vorarbeit diverser ilian-tape-nächte fast schon erwartet, aber ich mag kontinuität sehr und daher auch, wenn sich diese in qualitativer hinsicht bestätigt. die ist bei den veröffentlichungen schon beängstigend hoch, wenn mensch sich deren frequenz anschaut, und der abend stand dem in nichts nach.
erstmal war’s ausreichend gut gefüllt, so zwei drittel bis drei viertel. das mag bei der synoid oder manchen samstags/sonntagsveranstaltungen anders aussehen, aber wirklich gestört habe ich mich auf der tanzfläche nicht gefühlt. scheint ein zeichen der zeit zu sein, dass zusammengehörende gruppen nun auch in technoclubs im kreis tanzen, womit der habitus aus normalen diskotheken wohl endgültig einzug in die einstige subkultur gehalten hat, die es in berlin nicht mehr ist. auf der anderen seite war es ein sehr aufmerksames, offenes publikum mit deutlichem männerüberschuss.
an meinem quasi-stammplatz links an der wand hinter dem podest wurde ich jedenfalls kaum gestört, kam quasi ungehindert überall durch, mein genervtheitsgrad war also sehr überschaubar.

stenny bis nach zwei uhr durchgehend breakig mit viel reverb, steigerte die dynamik bzw. den druck durch die dichte an sounds, nicht durch das tempo. das war die ganze zeit so um die 140 bpm. er wechselte erst in seiner letzten dreiviertelstunde zu tracks mit gerader kickdrum. tolle dramaturgie, einfach eine sichere bank.
bei den zenker brothers bin ich leider immer zwiegespalten. als labelbetreiber machen sie einen großartigen job. als djs sowie produzenten servieren sie meistens sehr solide, von dubtechno geprägte funktionale tracks, im albumformat schauen sie auch darüber hinaus. ihre solo-veröffentlichungen finde ich meistens besser als sie im team, wo ich immer denke, dass sie etwas unter ihren möglichkeiten bleiben – gerade wenn mensch den grad an diversität sieht, dem sie mit ilian tape eine plattform bieten.
jedoch: sie bleiben bei ihren leisten und müssen nicht auf gedeih und verderb versuchen, etch, andrea, stenny oder skee mask nachzueifern. für mich ist es super, dass sie diese bandbreite auf dem label ermöglichen. das ist nicht immer mein fall, aber objektiv immer wenigstens gut.
von ihrem live-set war ich positiv überrascht. das gestalteten sie zwar so, wie mensch sie von ihren veröffentlichungen her kennt und war definitiv keine neuerfindung des rades, sehr toolig sogar. aber: das im besten sinne, mit den gewohnten dub-sprenkseln und auch die 4/4-kick durchbrechend, was das ganze schön dynamisch gehalten hat.
womit ich bei skee mask wäre. wenn ich in letzter zeit kritisiert habe, dass er den mut zum risiko etwas hat vermissen lassen, freut’s mich richtig, dass das zurück ist. das blieb zwar in einem technokompatiblen tempokorridor. aber wie er techno, electro und grime innerhalb von 20 minuten miteinander verheiraten kann, ohne dabei den flow zu verlieren, war wieder einmal beispielhaft für die fraktion, die sich an vier stunden tribal-techno (oder anderen stilistisch gleichförmigen sets) ergötzt. ergo: schön überzeugend, in meinem foto-finish gleichauf mit stenny.

randnotiz, die weder mit dem rso, noch mit musik irgendwas zu tun hat, sondern sich eher an miles und andere carsharing-anbieter richtet (von denen bestimmt jemensch hier mitliest): ich hatte in besagter nacht von freitag auf samstag keine lust, auf die bahn zu warten und im friedrichshainer südkiez einen wagen genommen. hier muss mensch sich um die verfügbarkeit keine sorgen machen – es ist immer was innerhalb von fünf minuten fußweg verfügbar.
ich habe jedoch die parkplatzsituation in oberschöneweide massiv unterschätzt. normalerweise war in der rudolfstraße immer etwas frei, aber dies war fehlanzeige. schlussendlich habe ich nochmal die gleiche fahrzeit aufgewendet, um in der südostallee fündig zu werden. die zeitersparnis war aufgrund des weiteren fußwegs zum rso dahin, insofern spricht auch etwas der frust aus mir.
schon klar, dass das eine frage der wirtschaftlichkeit ist. aber wäre es möglich, die schnellerstraße zwischen oberschöneweide und adlershof als korridor zu deklarieren? parkplätze gibt es zwar auch auf der schnellerstraße nicht, wohl aber in deren angrenzenden straßen (ganz egoistisch für stets nüchterne besucher*innen des rso: die obrikatstraße bis zur spree) oder (zwar richtig ideal, logistisch oder finanziell jedoch schwer realisierbar) auf dem parkplatz vor mömax / decathlon / edeka. der müsste nicht komplett verfügbar sein, aber wenn ein bestimmter bereich bzw. eine reihe dort für carsharing-anbieter freigehalten werden könnte (10-15 plätze), würde das bereits einen unterschied machen. wobei auch die ortsansässigen läden veto einlegen könnten, da dies potentiellen kund*innen die parkplätze wegnimmt. andererseits wiederum größere einkäufe erleichtert, indem kund*innen nicht extra zur rudolfstraße laufen oder standgebühren bei einem miles-auto zahlen müssten, das sie aus dem angrenzenden geschäftsgebiet angemietet haben.

notierte tracks

stenny
mike parker – inversion 5
salo cin – free fall
wax – 90009b
fumiya tanaka – put your
jeroen liebregts – donau
mike parker – drain hum (percussion mix)
go hiyama – two conclusive opinion (radial barrel-aged remix)
renslink – pull on
beatrice m. & trois-quarts taxi system – french lessons (de la… je l’espère)

skee mask
altinbas – hunt
cari lekebusch – steka å hala
dj misjah & dj groovehead – trippin‘ out
cybotron – clear
sticky – golly gosh (direkt danach)
ignacio – humana-ised
regis / female – guiltless
regis – gymnastics 69 (substance remix)
cyberpsychose – cyberpsychose 1
drexciya – black sea
the martian – cosmic movement
skream – ain’t it cold
regina leather – comunicazione uno
dj puff & deeon – work this mf
fix – flash
dj godfather – pump (direkt danach)
dj deeon – extac (909 rzi session) (direkt danach)
blokovski – zima, sneg do kolena
na – definite sentence (und ein bootleg von „rock with you“ von michael jackson danach. wer es kennt, schreibt’s in die kommentare.)

[berlin / 26.10.2024] panke: wonky rumble

es ist mal wieder besuch in der stadt, der (bzw. die) mich endlich mal in die panke führt. und in all den jahren meiner wonky-techno-obsession habe ich es auch nie geschafft, tsr live zu sehen.

nachbetrachtung

allem voran: das mit tsr ist vertagt, für ihn war ich zu spät. und von cora habe ich auch nur die letzten drei tracks mitbekommen (trefferquote: zwei von drei. istari lasterfahrer – proud of what?! & crystal distortion – only wish, letzterer war auch der schluss). schon mal positiv: sie hatte wesentlich bessere technische bedingungen als in der lobby des about blank im vergangenen april und war somit wesentlich zufriedener. den totmacher habe ich tatsächlich zum ersten mal gehört. zwar konnten mich die veröffentlichungen auf scatty brainz ihrerzeit nun echt nicht mehr abholen und ich dachte, es würde auf hyperaktive wonky-signale auf hohem tempo mit noisigem breakcore ohne struktur hinauslaufen (was mich nach 2008 auch von dem genre vertrieb, leider), aber: das war in seinem chaos schön abwechslungsreich. habe jedenfalls die „detroit underground 03“ nach oben auf meine wunschliste gesetzt, wovon er „flexia deconstruction“ von himawari spielte, das ich erst für einen björk-remix hielt.
death of a disco dancer ließ sich zwar gut an, hat einiges von toecutter gespielt (genauer: von „system corrupt“) und auch eine handbag/abba-7″ auf sozialistischer plattenbau („don’t cry!“, wer’s ganz genau haben möchte). sie hat jedoch nicht meinen humor getroffen, indem sie breakcore oder noise u.a. mit rex gildo („fiesta mexicana“), modern talking („cherry cherry lady“), matthias reim (sein größter hit, ihr wisst schon) oder gottlieb wendehals (hat er überhaupt was anderes als „polonäse blankenese“ gemacht?) kontrastierte. rief beim publikum vereinzelt die bierzelt-reaktionen hervor, die es sicherlich auch schon mitte der 1990er-jahre auf mallorca, ibiza oder der love parade gab. um das gut zu finden, war ich sicherlich zu nüchtern – (zu) analytisch bin ich sowieso. aber ich dachte eigentlich, dass die szene fast 20 jahre nach dem höhepunkt der breakcore-popularität weiter wäre als die „ach, ist doch lustig“-signale mit der brechstange.
als versuch eines konstruktiven vorschlags: der effekt hätte für mich eher gesessen, wenn sie den rhythmus eines gestandenen schlagers als grundlage dafür genommen hätte, auf kanal zwei ein noise-stück (gerne auch mit weit aufgedrehten eqs) hereinzucutten. so war’s das laufen lassen der zdf-hitparade und planloses herübercutten auf noise oder breakcore und wieder zurück. überreizt hat sie das blatt für meine begriffe jedenfalls. ausnahme: „ohne dich“ von der münchener freiheit – das kann ich dutzende male am stück hören. lief dankenswerterweise auch zwei mal.

damit mal wieder genug gemeckert. meckere ich mal über mich: ich tappe immer und immer wieder in die bequemlichkeitsfalle. heißt: ausgetretene pfade nur selten zu verlassen und auszunutzen, zwischen berghain und about blank zu wohnen. seltener mal ins ohm, den tresor oder ins rso, in letzter zeit häufiger zu konzerten. es hat sich bei mir bekanntermaßen auch eine gewisse clubmüdigkeit eingestellt, weil sich die rituale nach mehr als 25 jahren in der szene auch etwas gleichen.
aber ich schweife ab – um den status quo der szene (und das jammern darüber) soll es nicht nochmal gehen, sondern um selbstkritik: warum ich es erst im 13. jahr ihres bestehens in die panke geschafft habe, muss ich mir selbst dick ankreiden. dachte bei der adresse erst, dass es ein lacher wäre, wenn es sich um die gleiche location wie damals bei der schaltstufe13 handelt (im übrigen, sofern einer von ihnen mitliest: macht gerne mal wieder was!). ist aber ein anderer hof.
richtig gut durchdacht, das alles. draußen können leute im hof vor dem club herumsitzen und plaudern – anwohner*innen werden dank gewerbehof nicht gestört. der club selbst ist die beste mischung aus diy und professionalität an den richtigen stellen. die sitzgelegenheiten bei der bar bestehen jedenfalls berlin-typisch aus restbeständen und die bar selbst ist räumlich so gut von der tanzfläche getrennt, dass mensch sich dort richtig gut unterhalten kann. barrierefreiheit ist noch dazu weitestgehend gegeben. die tanzfläche ist mit 100 leuten brechend voll, was nun wiederum heißt, dass auch abende mit 50 zahlenden den club nicht leer wirken lassen. niedrige decke, sound tendenziell überdimensioniert und fett, wird auch stetig technisch überwacht.
einziger kritikpunkt (ich kann es echt nicht lassen – ist aber nun mal meine persönliche präferenz): das erhöhte dj-pult mit leinwand dahinter, auf der gute projektionen liefen. das lädt jedoch dazu ein, in richtung der djs zu tanzen und sie damit mehr zu inszenieren als nötig. aber: es ist die einzige bühne, ergo auch für bands, und die raumaufteilung lässt nichts anderes zu. der rest ließe sich durch diskretere beleuchtung des dj-pults regeln.

sonst bin ich die vergangenen monate des programms mal durchgegangen und hab mich bei zwei gelegenheiten schon geärgert, dass ich die verpasst habe. ist also ein weiterer club für die „da sollte ich öfter mal hin“-liste, weil dessen größe und niedrigschwellige preise experimente gestatten. und für ein line-up wie vergangenen samstag sowie damit verbundene klassentreffen komme ich in jedem fall gerne wieder.

korrektur, 2. november 2024: ich habe „fiesta mexicana“ irrtümlich roy black zugeschrieben. das ist jetzt oben korrigiert.

[leipzig / 20.10.2024] institut für zukunft: staub x rillendisco

das ifz schließt zum ende des jahres, ergo wird dies das letzte mal sein, dass die staub trakt 1 übernehmen darf. kann nur hoffen, dass die räumlichkeiten ab januar nicht dauerhaft brachliegen – die sind für einen club quasi ideal hergerichtet.

start ist um 14 uhr, das ende um 22 uhr, und das line-up bleibt wie bei der staub unter verschluss.

ablauf

trakt 1
14:00 kwaint b2b modschi
17:00 nadine talakovics b2b ryba
19:30 caleb esc b2b irakli

trakt 3
15:30 motram
17:00 breza
19:00 qiu

nachbetrachtung

das brauchte nur wenig vorlauf – gut in schwung war der club bereits zwei stunden nach toresöffnung. für mich beste akustik vor der basswand in trakt 1, dort herrschte aber auch reger durchgangsverkehr. ergo war ich gut und gerne mal in trakt 3 oder beim plaudern in trakt 2, wo es soli-shots (auch nicht-alkoholische) gab.

schönes konzept, zum finale mit back-to-back-sets anzureisen. davon fand ich kwaint mit modschi inhaltlich am meisten geschlossen bzw. wie aus einem guss. etwas trippig, viel reverb – also das, was im berghain vor zehn jahren gang und gäbe war und richtig gut ins warm-up gepasst hat. bei nadine und ryba fand ich die zweite hälfte am besten. caleb und irakli räumten gerade in ihrer letzten halben stunde einfach nur ab. schön, dass das leipziger publikum nicht extra zum jubeln animiert werden muss, sondern das von sich aus erledigt.

trakt 3 fand ich stellenweise sogar tanzbar. motram eher mit abstrakten beats, breza sowie qiu richtiggehend minimal, aber von der guten sorte. super auch, dass der raum immer noch in nuancen verfeinert wird, was das licht angeht. nach wie vor super geeignet für gespräche und / oder kopfnicken, wenn es anderweitig zu viel trubel ist.

wie die vorherigen ausgaben: absolut rund. hat lust auf die solo-ausgabe im november gemacht, die sich über 24 stunden (samstag- bis sonntagabend) erstrecken wird. mehr dann zu gegebener zeit.

notierte tracks

kwaint b2b modschi
vatican shadow – rubbish of the floodwaters
psyk – organic (edit)
shifted – she dressed in grey (static mix)

qiu
eduardo de la calle – b1 / suprawax 002

caleb b2b irakli
dj deep – stressin
choice – acid eiffel
mathew jonson – magic through music
depeche mode – enjoy the silence (16b remix)

[berlin / 12.10.2024] about blank: staub

pflichttermin numero zwei bereits vor monatsmitte abgehakt.

ablauf

mdf
11:00 nadine talakovics
15:00 hang aoki
18:00 jamaica suk
21:00 marcus l

zelt
15:00 mattia prete
18:00 claudio prc

nachbetrachtung

diese ausgabe hat für mich das beste aus beiden welten vereint – also sich gut unterhalten und gut musikalisch unterhalten werden. vulgo: eine laber- und tanzstaub zugleich.
sets ohne ausreißer nach unten, hang aoki mit zielfoto-sieg auf dem mdf, claudio prc war im zelt eine lektion im subtilen aufbau. am besten jedoch: mit ausnahme von marcus l keine*n kürzer als drei stunden spielen zu lassen, nadine sowie claudio sogar vier. das begrüße ich sehr.

von nadine habe ich leider nur im gang sitzend teile ihrer letzten stunde mitbekommen. das war zurückgenommen, dubbig, treibend genug. hoffe, die publikumsresonanz war bereits entsprechend. das bild sah im zelt ähnlich wie im september im garten aus: brauchte alles ein wenig, um in schwung zu kommen, aber um 16/17 uhr war beiderorten genug publikum.

hang aoki im vergleich zu den blank holidays im august (da hörte ich sie das letzte mal) weniger ravig, mehr schnörkellos-trocken. kam mir damit sehr entgegen. mattia hielt die jazz-fahne hoch, da gefiel mir die breakige passage mit skee mask und blawan hintereinander (wenig überraschend) am besten. hatte andernfalls momente, in denen er rauheren house spielte. sehr divers jedenfalls.
jamaica suk machte inhaltlich dort weiter, wo ihre vorgängerin aufgehört hatte, und wenn mich nicht alles täuscht, dürfte sie ab 21 uhr weite teile mit marcus l back2back gespielt haben (ggf. bitte in den kommentaren korrigieren). ich hab zum austricksen der fomo einfach das erprobte mittel des standortwechsels angewendet, sobald ein schwächerer track läuft bzw. das set mir zu monoton wird.
war also weitestgehend im zelt, wo claudio prc nicht zu technoid, nicht zu trippig, nicht zu verloren, sondern schön zwischen vielen stimmungen vermittelnd spielte und das set in nuancen entwickelte. zugegeben: mit „enfants“ von herrn villalobos bekommt mensch mich immer.

kommendes wochenende geht es sogar schon direkt weiter. letzte staub x rillendisco im ifz.

notierte tracks

hang aoki
phil berg – concentrate

mattia prete
skee mask – dial 274
blawan – under belly

jamaica suk
dave black – materia orgánica 3

claudio prc
ricardo villalobos – enfants

[berlin / 11.10.2024] säälchen: zoot woman

bin nutznießer eines vakanten tickets. einlass ist ab 19 uhr, beginn eine stunde später, kein vorprogramm. und das säälchen selbst befindet sich am holzmarkt.

nachbetrachtung

wenn’s wirklich ein haar in der suppe geben sollte: mir war der sound etwas zu mittenlastig. dank elacin jedoch kein problem.

fan von ihnen werde ich zwar nicht, aber das soll die qualität des konzerts absolut nicht schmälern. ich habe größten respekt davor, mehr als anderthalb stunden ohne große ansagen zwischen den songs auf konstant hohem technischen niveau mit auf dem punkt sitzenden timing und stimmlicher sicherheit spielen zu können. das zum duo geschrumpfte trio hatte ergo eine bestechende routine und ein dankbares publikum vor sich. wobei auch klar wurde, dass sie abseits der generation x in den vergangenen jahren nicht wirklich neue altersklassen erschlossen haben.

ich muss selbst auch zugeben, dass ich sie abseits von „living in a magazine“ so gut wie gar nicht verfolgt habe. so gab es zwischendurch den aha-moment, als mir klar wurde, dass „it’s automatic“ auch von ihnen ist. dabei stammt das vom gleichen album. auch „grey day“ (womit sie das konzert eröffneten) war mir irgendwann mal begegnet. all das sagt viel darüber aus, inwieweit ich mich außerhalb meines fan-daseins mit der diskographie anderer bands beschäftige.

aber: für solche nachhilfestunden sind solche unverhofften abende zum abstauben eines tickets ja da. wer sie bislang noch nicht gesehen hat und damit liebäugelt, macht definitiv nichts verkehrt. unter gleichen vorzeichen würde ich nochmal hin, aber einen ticketalarm setze ich mir nicht, wenn sie wieder auf tour gehen sollten.

[berlin / 02.10.2024] lab.oratory: revolting

bin gerade angekommen, nd spielt ein cover von kylie minogues „can’t get you out of my head“. rest folgt.

revolting

ablauf

23:00 nd_baumecker
01:00 gallegos
04:00 frau laura b2b francesco framor
07:00 sherø

nachbetrachtung

erfolgt am 17. juni 2025, ist entsprechend lückenhaft. ich weiß bspw. nur anhand des postingdatums, dass ich um 1 uhr angekommen, jedoch nicht, wann ich gegangen bin. ich mach’s daher kurz.

dem (leeren) shazam-verlauf und meinen notizen (ein track) nach zu urteilen war’s musikalisch solide – sprich: da gibt’s so gut wie nichts zu berichten. ich kann mich an das übliche procedere erinnern: lab schnell gefüllt, nd gut in schwung, bei gallegos fehlte mir etwas der rote faden.

notierte tracks

gallegos

m people – open your heart

r.i.p. achim szepanski

gründer von force inc., mille plateaux, force tracks etc., aus dem label-kanon elektronischer musik der 1990er- und der 2000er-jahre nicht wegzudenken. stets eng mit philosophie verzahnt, leistete er durch seine kompromisslosigkeit grundlagenarbeit, um die grenzen des hörbaren auszuloten und ggf. zu verschieben. brachialer rave, acid, schleppend langsame oder galoppierend schnelle tempi, minimalismus mit eingebauten fehlern – er erweiterte den rahmen dessen, was unter einem dach veröffentlicht werden kann. stets im sinne der pionierarbeit, weniger in dem, was sich am besten verkauft. wie idealisten nun mal sind.

er ist am vergangenen sonntag mit 67 jahren verstorben.

r.i.p.

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taz

[berlin / 22.09.2024] lokschuppen: abyss

die reef bekommt einen kleinen ableger, wofür das digital steppaz soundsystem aus freiburg importiert sowie aufgebaut wird. es gibt zuvor einen (bereits ausgebuchten) workshop zu musik, atem und meditation durch bewegung. für alle anderen geht es ab 20 uhr los, was ungefähr den uhrzeiten entspricht, die bereits von der wax treatment bekannt sind.

der lokschuppen ist übrigens der suicide circus, der im laufe des jahres umbenannt worden ist. darüber hinaus gibt es bei wav.world ein überaus lesenswertes interview mit darwin.

abyss

20:00 fyi robin
20:30 azu tiwaline feat. tikiman live
22:00 darwin
23:00 v.i.v.e.k.
00:30 phrex

nachbetrachtung

im altbewährten standardformat: kurzes fazit > meckern > detailarbeit.

schreit nach wiederholung. für mich musikalisch keine ausreißer nach unten (vielmehr nach oben). und wenn es nach den publikumszahlen sowie dessen reaktion geht, ist der bedarf offensichtlich da.

die haare in der suppe:

dafür kann die abyss nichts: der aufbau des lokschuppens. war jetzt ca. zehn jahre nicht mehr da, geändert hat sich seitdem nicht viel, außer dass der außenbereich jetzt auch überdacht ist. mit dem zeitlichen abstand fällt mir das auf, was mich vielleicht vor der pandemie schon zu nerven begonnen hat, aber definitiv seitdem sauer aufstößt: raumanordnungen, die publikumsströme quer über die tanzfläche begünstigen.
ich gebe zu, dass ich zur abyss sonntagabend noch weniger in der laune als ohnehin schon war, gruppendynamiken zu antizipieren, die entweder ihren platz auf der tanzfläche erst noch finden oder richtung bar oder toilette gehen wollen. beides liegt genau gegenüber voneinander, womit im sweet spot eigentlich immer durchgangsverkehr herrscht. im hinteren bereich der tanzfläche stand das soundsystem, im vorderen bereich lagen die sitzsäcke. beides fiel als ausweichpfade weg und ich hatte nirgends richtig das gefühl, wirklich ungestört zu sein. bin aber als tanzender auch nicht sonderlich raumgreifend.

zu den sitzsäcken: die lagen entlang des dj-pults und auf der linken seite zwischen dem gang zu den toiletten und dem backstage. bereicherten das klangerlebnis durch die ganzkörperbassmassage und hatten noch dazu eine ähnlich gute gravitation wie eine gut eingesessene couch.
dennoch fallen sie für mich in die kategorie „gut gemeint“. bei 50 leuten weniger im laden wäre die idee eher aufgegangen. stattdessen war die tanzfläche bereits kurz nach beginn von azu tiwalines set schon so gut gefüllt, dass die tanzenden in ziemlicher nähe zu den sitzsäcken standen und damit gefahr liefen, auf füße der sitzenden zu treten oder über deren beine zu stolpern. die sitzenden wiederum (na gut, ich rede von mir) versetzt das in sorge, dass irgendwer hintenrücks auf sie drauffallen könnte oder mensch selbst zur stolperfalle wird.
die verzögerung (der workshop ging länger, daher fing die party gut 40 minuten später an, was wiederum dazu führte, dass die tanzfläche bereits bei fyi robin mehr als nur halbvoll war) mag ihren teil dazu beigetragen haben. wirklich lockermachen konnte ich mich trotz der erweiterten sensorischen erfahrung jedenfalls dort nicht.
es war eine premiere. auch deswegen überwiegt bei mir die milde, es probiert zu haben. zum wohle der publikumsströme bzw. dessen körperlicher unversehrtheit können die sitzsäcke bei der wiederholung weggelassen werden – zumindest, wenn es nochmal in den lokschuppen geht, wo es für mich keine wirklich günstige position dafür gibt, die nicht fernab vom soundsystem liegt.

apropos soundsystem, und damit endlich mal zum positiven: einfach nur… wow!
da sich der vergleich zur wax treatment wegen wochentag und uhrzeit und konzept eh aufdrängt: wo der bass der killasan eher sanft, dennoch bestimmt daherkam, entkommt man der welle beim digital steppaz soundsystem nicht. auch wenn der grundriss der tanzfläche (notausgang am hinteren ende) nicht erlaubte, dass die anlage mittig an der wand steht: es hat gereicht, sie völlig zu vereinnahmen. besser klang das ex-suicide-jetzt-lokschuppen bisher definitiv nicht. und mich hätte es auch nicht gewundert, wenn team blau wegen beschwerden von anwohnenden aus der revaler straße vor der tür gestanden hätte, weil dort die gläser aus der vitrine fallen. tatsächlich habe ich auf dem rückweg zur warschauer ecke revaler vom bass nichts mehr gehört.
andere parallele zur wax treatment und bei der heutzutage üblichen fixierung auf djs immer wieder schön zu sehen: gefühlte 90% des publikums tanzen richtung soundsystem.

zu den einzelnen:
fyi robin mit ambient, nur kurz vor schluss mit einem track, der sowas wie eine kickdrum hatte. von derzeitigen musikalischen vorlieben geprägtes wunschdenken: sofern das mit dem pünktlichen anfang klappt, gerne eine stunde in dem stil.
azu tiwalines set war in der zweiten hälfte sehr 4/4-kick geprägt, dabei aber zumindest im sub-bereich so schön angereichert, dass das für (tech-)house, durchaus auch techno und auch für die dub-fraktion anschlussfähig war. die erste hälfte abstrakter mit dem minimal-sphärischen, wie mensch sie von ihren veröffentlichungen auf livity sound her kennt. und der abschnitt mit dem 3/4-beat um die 90 bpm hatte auch etwas für sich. tikimans stimme umschmeichelte ihre sounds eher, anstatt sich bei den tracks in der vordergrund zu mischen. damit ergänzte er azus sphären mit seinem nachhall und dem damit einhergehenden eindruck, ob ich mir nur einbilde, dass er längst am werke ist, sehr gut.
darwin spielte einfach kürzer und holte die menge mit dubstep alter schule quasi von beginn an ab. start-ziel-sieg, schlicht und ergreifend.
v.i.v.e.k. begann den aufbau halb von vorn mit dub/reggae und arbeitete sich zu klassischem, gerne mal wobbligen dubstep mit technoidem einschlag vor. und phrex gebührt das verdienst, meinen aufbruch hinauszuzögern, obwohl ich die jacke bereits angezogen und einen der ohrenstöpsel herausgenommen hatte. aber „roll with the punches“ von peverelist kann ich einfach nicht nicht betanzen. toller schlusspunkt zu gut vier stunden, in denen musikalisch einiges für mich drin war (außer dass drum & bass fehlte, aber das ist ein echtes luxusproblem).

trackauswahl

darwin
j:kenzo – vanquisher
alix perez – spooked
dbridge – digital dread

v.i.v.e.k.
jowaa – banku dade
calibre – man got sandwich
skee mask – play ha
dark sky – double u
calibre – barren

phrex
peverelist – roll with the punches