[berlin / 12.12.2015] berghain: klubnacht – elf jahre berghain

es kommt mir fast wie gestern vor, die nachbetrachtung zum zehnten abgeschlossen zu haben (ist auch was wahres dran, war gut und gerne ende oktober), da wird der laden auf einmal schon 11 jahre alt. wie im letzten jahr mit dem elektroakustischen salon, bei dem ich trevor jackson wohl leider verpassen werde. dafür mit mike dunn eine der lebenden legenden in der panorama bar.

klubnacht – elf jahre berghain

berghain
00h00 jeff deringer
04h30 trade live
06h00 speedy j
11h00 juho kusti
15h00 abe duque
17h30 len faki
20h30 dvs1
00h30 answer code request / kobosil

panorama bar
00h00 dan beaumont
04h00 portable live
05h00 soundstream
09h00 jinjé live
10h00 maya jane coles
13h00 swoose & cromby
17h00 mike dunn
20h00 kim ann foxman
00h00 massimiliano pagliara

elektroakustischer salon
06h00 circlesquare
10h00 trevor jackson
14h00 the black dog
18h00 polar inertia
22h00 steffi

eintritt
18 euro

nachbetrachtung
es lief auf zwei besuche hinaus. der erste eher kurz von 2 bis 6, der zweite dann aber etwas länger von 16 bis 1 uhr. und der ehrlichkeit halber war der erste auch eher vom zwanghaften versuch, sich wachzuhalten, geprägt. das lag aber nicht an stimmung oder musik, sondern einzig an einem konditionellen tief.

sei es wie es sei: es hat dafür gereicht, sich ein bild machen zu können. jeff deringer ist neben black madonna ein weiterer vertreter aus der smart bar in chicago. spielte mit ableton live, ließ auch manchen berghain-konsens-track der letzten jahre nicht aus („running“ von dvs1 bspw.), wirkte aber insgesamt etwas statisch. eine etage weiter oben bei dan beaumont ging es schon etwas melodischer zu, so dass er portable eine ganz gut gefüllte tanzfläche übergeben konnte. bei „ganz gut gefüllt“ ist nebenbei bemerkenswert, dass es drinnen auf beiden etagen trotz großen andrangs vor der tür bei regen immer noch sehr human zuging.
bei portable verstand ich fast die welt nicht mehr. da produziert jemand so schön melancholische, intime house-chansons, räumt damit auf perlon-nächten ab, aber die zu drei vierteln gefüllte panorama bar leerte sich bis zum ende seines sets gut zur hälfte. wenn man mich fragt, ist das ihm absolut nicht anzulasten – fand es im gegenteil bewundernswert, wie er trotz jonglieren zwischen seinen gerätschaften stimmlich und vom timing her sicher blieb. falsche zeit? abwandern der ersten touri-schicht? alle wollten nach unten? wahrscheinlich ein bisschen was von allem.
ach ja, unten: trade. wer angenommen hatte, dass das kopflastige modular-wissenschaft wird, hatte nur halb recht. vom energielevel her war das so treibend wie das erste karenn-set an ort und stelle (woran ich pariah und blawan heute immer noch messe und was sie so bisher nicht mehr erreicht haben). einzig meine kondition kam mir hier dazwischen, so dass ich eher zuhörte, bzw. im sitz im bereich der klobar mit 136 bpm im hintergrund wegnickte – schade, dies. sollte es ein nächstes mal geben, werde ich vorab für mehr schlaf sorgen.

zurück zu abe duque, den ich bislang noch nicht wirklich zielgerichtet gehört hatte. auch er spielte überraschenderweise mit ableton live, aber damit ist der direkte vergleich zu jeff deringer möglich, den mr duque klar für sich entschied. zwar spielte er manche tracks zu kurz an, bzw. mixte zu schnell hinein, um dann auch wieder zum ursprünglichen track zurückzukehren. aber „where’s your child“ geht ja immer, und der rest spielte sich in ähnlich acid- oder bassline-lastigen regionen ab.
der rest bis 1 uhr war ein stetiges umherschwirren, ohne irgendwo wurzeln zu schlagen. das klappte am ehesten noch bei mike dunn, dem großes lob erstens für seine makellose technik und zweitens für seine auswahl gebührt, die sich nicht nur auf chicago und seine homies ende der 1980er oder anfang der 1990er beschränkte, sondern auch zeitgemäßen techhouse (wovon mir alles nichts sagte) oder auch „burnin'“ von daft punk umfasste. eine legende, die den sprung ins jetzt geschafft hat, sozusagen. auch bei kim ann foxman blieb ich sehr gerne länger, alleine weil sie mit „novelty waves“ von biosphere anfing und auch sonst ohne grenzen das spielte, wonach ihr war. dadurch kam ich zum ersten mal seit der e-werk-schließung anno 1997 mal wieder dazu, „monkey say, monkey do“ von westbam im club zu hören.
die halle gab es auch noch, aber die empfand ich als ein wenig hell und nicht so gemütlich wie zu neujahr 2015 oder auch zum geburtstag vor einem jahr. etwas frisch war es dort auch, was sich aber besserte, je mehr leute dort waren. insofern reicht es für dort und beim rest der floors eigentlich nur für streiflichter: the black dog konsequent mit ambient, bei polar inertia blieb ich tatsächlich auch mal länger, weil ich das sehr gut fand („goodnight vienna“ von lfo wiedererkannt), len faki fand ich beim durchgehen auch erstaunlich okay für meinen geschmack. (endlich mal) überraschend gut war für mich dvs1, dem ich ja sonst gerne mal statische funktionalität vorwerfe. aber diesmal spielte er melodischer, mal mehr, mal minder treibend und hielt mich damit auch gerne mal 20 minuten bei laune. war deshalb so kurz, weil es da schon sonntagstypisch ordentlich voll wurde und ich den anderen ihren spaß bei fortwährendem körperkontakt lassen wollte.
steffi zeigte in der halle währenddessen, dass auf sie als resident wirklich überall verlass ist. da liefen dann auch tracks mit beats, u.a. „pete standing alone“ von boards of canada, gefolgt von einem der vielen björk-remixe. das, was ich von massimiliano oben mitbekam, ging ziemlich in die richtung aktueller legowelt-sachen, aber in anbetracht einer weiteren arbeitswoche und der fülle war es für mich an der zeit, das gratulieren dem rest bzw. der sonntagabend-schicht zu überlassen.

schöner geburtstag, bei dem trade, portable, polar inertia, kim ann foxman, (endlich mal) dvs1 und mike dunn für mich die höhepunkte waren. wäre zwar hier und da gerne länger geblieben (bspw. bei steffi), aber ich hatte mich schon früh mit der tatsache angefreundet, einfach im club meine runden zu drehen und mal hier und mal da zu schauen.
die halle war mir zwar ein bisschen zu hell, musikalisch aber wie immer eine bereicherung und vor allem nahm sie etwas den druck aus der herrschenden fülle. ich fände es mittlerweile an der zeit, dass die tür sonntagabend etwas früher den einlassstopp verhängen könnte. zwischen 20 und 2 uhr ist das unten im berghain eher ein permanentes suchen von lücken oder durchlassen von leuten. zwar ist es bewundernswert, dass das der guten stimmung keinen abbruch tut (und vielleicht würde ich auch anders darüber reden, wenn ich frisch angekommen wäre), aber etwas weniger wäre hierbei mehr.