[berlin / 08.09.2023] kraftwerk berlin: berlin atonal 2023

das ist der aufschlag für eine ziemlich intensive woche. erstmal ist nur ein besuch geplant, wobei mich persher am 15. september auch reizen. aber erstmal hier.

berlin atonal

main stage
21:15 shackleton / zimpel & siddharta belmannu with pedro maia
22:25 venus ex machina presents lemurian tones
23:05 aasthma with sara parkman
23:45 florentina holzinger presents étude for church
00:00 sandwell district

stage null
19:30 jana irmert

01:00 aya with mfo present u can make me whole again
02:00 the fear ratio
03:00 rrose
04:30 sigha

ohm
19:30 urin djs
21:00 margaux gazur
22:00 lamin lofana
02:00 dj holographic
04:00 manami
06:00 cheng nwsh

tresor
00:00 sarkawt hamad
01:30 haruka b2b wata igarashi
04:30 dj stingray 313
06:30 dj spit b2b mad miran

globus
00:00 isabella
02:00 rhyw
03:00 simo cell
06:00 mu“he

tickets
hier
und ja, es ist umständlich, sich ein tagesticket zu bestellen.

nachbetrachtung

das warm-up durch jana irmert auf stage null ist ausgefallen. jedenfalls war es dort beim hochgehen zu shackleton und konsorten dunkel und still.

generell weniger kunst- oder visuelle installationen als bei vorherigen ausgaben. im schaltraum auch nicht schneidersladen wie sonst, stattdessen eine akustische dauerschleife. dafür positiv: die ebene zwischen stage null und dem kraftwerk für eine weitere bar und sitzgelegenheiten zu nutzen.

shackleton / zimpel / siddharta belmannu haben den eindruck des albums bestätigt. siddharta stimmlich gewaltig und sicher, die visuals erinnerten an die psychedelik-experimente auf film aus den 1960ern. toll war hierbei, dass sich die im kraftwerk verteilten spots an die farben auf der leinwand anglichen.

generell war durch die drei bühnen oben mehr dynamik im spiel. verkürzt die umbaupausen, führt zu mehr publikumsfluktuation. das war im kraftwerk jedoch für meine begriffe alles im rahmen – kurz nach dem start von haruka und wata igarashi im tresor wurde es bedenklich, als die security den zugang zum tresor regeln musste und leute nur noch richtung globus ließ. das blieb demnach auch mein einziger ausflug – durch das ohm bin ich ein paar stunden vorher nur mal kurz durch.

venus ex machina leider nicht mein fall, aasthma auch nicht so ganz, im direkten vergleich jedoch besser. dort führte sara parkman das stimmgewaltige fort.
étude for church als performance für mich ein weiterer höhepunkt, wenn auch für manche zuschauer*innen nachvollziehbarerweise drastisch (nackte frauen, die an durch die haut gestochenen ösen in gut vier meter höhe an karabinerhaken hängen). kann das irgendwann einzeln erklingelnde anerkennende pfeifen eines besuchers als objektifizierung der körper nun wiederum nicht nachvollziehen, aber das wird derjenige hoffentlich zeitnah selbst begreifen.

sandwell district, hoch erwartet, für mich solide – aber auch nicht mehr. waren tatsächlich zu dritt (also regis, function, silent servant), spielten das best-of der labelgeschichte. klang super, aber im direkten vergleich zu den british murder boys ihrerzeit hat das für mich weniger gezündet.

the fear ratio waren für mich unerwarteterweise die abräumer. hatte vertrackte hiphop-beats erwartet, bekam jedoch harte, an drum&bass oder gar breakcore erinnernde electronica serviert. bedingungslos tanzbar, hoffentlich findet sich das auf zukünftigen veröffentlichungen wieder. richtig gut.

[berlin / 04.11.2022] berghain: reef

dies ist ein teil von nachbetrachtungen, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

reef

berghain
00h00 esposito
03h00 sicaria sound
04h30 shackleton live
05h30 darwin

panorama bar
22h00 ghost phone
02h00 manuka honey
04h00 simo cell
07h00 ccl

nachbetrachtung
war wie im august bereits eine inspirierende und gleichzeitig entspannte angelegenheit. dieses mal ohne nennenswerte schlange vor der tür, wobei dennoch ein paar abgewiesen worden sind. drinnen ca. dreiviertelvoll, jedenfalls im berghain.

die panorama bar hat mich bis einschließlich simo cell nicht so wirklich abgeholt. ghost phone mit dancehall-tempo, manuka honey stellenweise ähnlich und mit einem „better off alone“-verschnitt (synthline aus dem alice deejay-clubhit mit distortion-kicks darunter) zum finale. ccl dafür ziemlich gut – jedenfalls von 8-9, dann bin ich gegangen. legte eine temposteigerung von ca. 130 bis 160 hin, keine einzige gerade kickdrum dabei.

das mit der panorama bar ist halb so wild, für mich war’s unten durchgängig super. esposito in seinen ersten zwei stunden mit dubstep der sorte, wie ich sie am liebsten mag (reduziert), in der dritten drum&bass. schön auch, dass er bereits um 0:30 uhr eine gut gefüllte tanzfläche hatte, was ein bisschen auf kosten der panorama bar ging.
sicaria sound konsequent wieder mit dubstep, stellenweise wobbly, aber auch das von der angenehmen sorte. shackleton bleibt in seiner „süßer die glocken nie klingen“-phase, was im vergleich zu seinen mystischeren skull-disco-sachen manchmal etwas überladen oder verspielt wirken könnte. nach 20 minuten hypnose kam jedoch das tanzflächenkompatible durch und das publikum folgte ihm willig. er hat jedenfalls nichts verlernt, was gute dramaturgie in einem live-set angeht.
darwin mit im vergleich zu ccl umgekehrter tempoentwicklung, fing mit drum&bass an, landete zwischendrin bei ghettotech und ließ alle sanft bei sphärischen (geschätzten) 135 bpm landen.

wie auch die bisherigen ausgaben, die ich so mitbekam: eine sehr runde sache, sieht wohl nach dauerkartenabo meinerseits aus. bis zum nächsten mal im april.

tracks (*: shazam)

esposito
11th hour – orbital*
substrada – shade’s form*
yoofee – medusa
compa – mind control (shazamed, obwohl ich die habe. beginnende altersdemenz.)
j:kenzo – cross polarity*
breakage – elmhurst dub*
dunk & teej – body boogie*

sicaria sound
head space – f_ck the beat up*
nicki nair & dj adhd – whaa (feat. logan)*

darwin
skeptical – charge*
dj godfather – get down*
pessimist – danger (siehe compa weiter oben.)

ccl
mala x commodo x tlc – silly (dis fig bootie)
dj technics – party people

[berlin / 11.05.2019] berghain: klubnacht

aufmerksame leser*innen haben sicher bemerkt, dass der april-eintrag fehlt und können damit annehmen, dass ich den gesamten monat über nicht da war. stimmt auch nur fast – anfang april gab es eine gemeinsame hörprobe für das (sehr gute) neue sunn o)))-album in der säule, aber das war mir keinen eigenen eintrag wert.
nun also wieder richtig nach gut zwei monaten. plan: anfang bis wenigstens shackleton. herrn kerridge werde ich leider sehr wahrscheinlich verpassen und mich abends in der panorama bar von mir bisher unbekannten namen (ausgenommen roi perez, aber zu der zeit wäre ich schon gerne zuhause) überraschen lassen.

berghain
00h00 don williams
04h00 shackleton live
05h15 blawan
09h00 samuel kerridge
13h00 rrose
17h00 len faki
21h00 etapp kyle
01h00 oliver deutschmann

panorama bar
00h00 sybil jason
04h00 zombies in miami live
05h00 omer
09h00 or:la
13h00 radio slave
16h00 kevin saunderson
19h00 urulu
22h00 chida
02h00 roi perez

eintritt
18 euro

nachbetrachtung
zwei schichten: 1 bis 8 und 20 bis 1 uhr. war beide male besuchertechnisch auch ziemlich entspannt, was insbesondere sonntagabend keine selbstverständlichkeit ist. das ganze kombiniert mit musikalischen qualitätsgaranten (don williams, shackleton) sowie überraschungen (etapp kyle) ließ die klubnacht aus meinem „soliden berghain-durchschnitt“ definitiv hervorstechen.

bei der ersten schicht bekam ich oben nicht so viel mit: sybil jason sehr fahrig, was wahrscheinlich der nervosität geschuldet war. u.a. neuen track reinmixen und erst dann pitchen, noch dazu um 2 uhr technoider als mr. mojuba unten („the storm“ von dave clarke bspw.). bei omer war es halbvoll, als ich ging.
don williams für mich klar nach punkten vorn, der als wunderbare überleitung den t++-remix von shackletons „death is not final“ spielte, was dem touri-publikum rhythmisch zum teil zu komplex war.
shackleton folgt dicht dahinter, war hypnotisch-mystisch wie immer, allerdings geradliniger als gewohnt und löste seine tracks in sich soweit auf, dass zumindest ich nur „asha in the tabernacle“ erkannt habe. kam aber nicht an den monolith von einem set vor vier jahren heran.

in der zweiten schicht hat sich etapp kyle bei mir mal eben nachdrücklich für erneute besuche empfohlen. bislang lief er für mich eher so am rande mit, aber das war wirklich große klasse, wie er zwischen 4/4-kick und electro bzw. sogar dubstep-artigen tracks hin und her sprang. shazam hat mir bei ihm auch verdeutlicht, dass ich reeko wirklich unterschätzt habe, und einen ausflug nach detroit gab es mit „human nt“ von random noise generation auch noch. hab ihn jedenfalls gegenüber chida vorgezogen, der eine etage weiter oben einen kontrast zum sonstigen sonntagabendprogramm geboten hat. heißt: anfangs unter 120 bpm und auch sonst nicht mit blick auf erfüllung der erwartungen nach bedingungsloser abfahrt gespielt. dafür deep(housig) und auch mit ausflügen nach uk, wovon „analogue bubblebath“ von afx hervorstach. fand ich angenehm anders, so wie es ohnehin für mich etwas überraschend kam, dass es auch abends draußen keine schlange gab und man drinnen selbst im berghain ohne wirkliches gedrängel platz zum tanzen hatte.
dort bot oliver deutschmann solide funktionalität, nicht mehr und nicht weniger.

notierte tracks (°: shazam)
don williams:
sonate – living on a star°
vril – omniverse
love inc – r.e.s.p.e.c.t.
trus’me – somebody° (nicht zum ersten mal in shazam identifiziert)
roberto & jamie anderson feat. robert owens – broken (instrumental)°
shackleton – death is not final (t++ remix)

sybil jason:
mikeq & dj sliink feat. miss jay – the bitch°
polarius – choochoo track°
dave clarke – the storm

etapp kyle:
surgeon – transparent radiation
reeko – the gravedigger and his bitch°
reeko – the funeral°
random noise generation – human nt
skee mask – cylo

chida:
afx – analogue bubblebath

[berlin / 11.02.2018] griessmühle: wax treatment

ja, die wax treatment gibt es auch noch, bzw. schon seit geraumer zeit wieder in der griessmühle. das letzte mal ist bei mir ewigkeiten her (januar 2011 im horst krzbrg, gerade geschaut) und es wird alleine aus dem grund interessant, wie es andernorts sonntagabends so mit dem besucheraufkommen aussehen kann.

ablauf
18h00 fiedel
19h30 tallmen 785
20h45 soundstream
22h10 shackleton
23h10 pete
00h30 alienata

nachbetrachtung
auch wenn sieben jahre dazwischenlagen: das wesentliche hat sich nicht geändert. die leute tanzen immer noch in richtung des soundsystems und musikalisch ist das erlaubt, was den sammlern gefällt. hatte für mich die ganze zeit über etwas von einer betriebsfeier, auf der sich die belegschaft gegenseitig die sachen vorspielt, die sie neu oder wieder entdeckt hat. dann lädt man noch ein paar bekannte ein, damit man nicht völlig unter sich bleibt und schon kommt ein abend zustande, der einem mit dem gefühl entlässt, dass sich nicht alles um ablaufpläne und der auf nummer sicher gehenden funktionalität dreht. ich hatte vielmehr den eindruck, dass soundsystem, hardwax und der ruf der wax treatment immer noch einen menschenschlag anzieht, der sich im club überraschen lassen möchte oder einfach darauf vertraut, dass die mit der musikalischen unterhaltung betrauten protagonisten einen guten job machen.

fiedel hatte sich anfangs dem hiphop ganz alter schule verschrieben, da waren also sachen dabei wie „survival“ von grandmaster flash oder „breakdown (dance your pants off)“ von the unknown dj. abgeschlossen hat er mit einer reihe von missy elliott-instrumentals, u.a. „get your freak on“ und manch anderen, was timbaland aus dem ärmel geschüttelt hat.
tallmen 785 dann mit jungle und frühem drum&bass: „the helicopter tune“ von deep blue, „winey winey“ von two on a tip oder „gangsta“ von trinity.
der übergang von ihm zu soundstream und dessen disco- bzw. frühen house-tracks war schon ein wenig hart, aber nichtsdestotrotz (bzw. gerade deshalb) auch musikalisch wertvoll: „you can’t hide (your love from me)“ von david joseph, „mph“ von joe oder auch „my party“ vom letzten errorsmith-album auf pan, das sich zu einem kleinen hit entwickelt zu haben scheint.
shackleton wie die letzten male eher trippig, ohne den subbass-bereich so auszunutzen, dass es richtig treibt. klar ist das ein spiel mit den hoffnungen derjenigen, die ihn früher gehört haben. und auch wenn mir da etwas fehlt, muss ich gestehen: die entwicklung ist nicht zu überhören.
pete war dann einmal mehr eine überraschung, indem er strikt drum&bass spielte. dabei notiert: freestyles – play the game, dillinja – so damn tuff oder „subway“ von ed rush.
alienata hatte zwar technisch nicht ihren besten tag, bewies aber mit ihrer sehr electro-lastigen auswahl einmal mehr geschmack: „1.9.8.3.“ von third electric, „surgery“ von the wreckin‘ kru, „the dj“ von aux 88 (die letzteren beiden erkennt man im schlaf, wenn man die beiden electro boogies von dave clarke gehört hat) oder „adriatic front“ von antonio.

für mich also von anfang bis ende eine musikalische fortbildung, bei welcher der einzige kritikpunkt meinerseits daraus besteht, dass man doch mit dem licht mehr machen könnte. aber evtl. ist das auch eine so gewollte entscheidung.
es wird definitiv keine weiteren sieben jahre brauchen, bis ich wieder einmal hingehe – vielmehr ist die wax treatment fast wie aus dem stand in der liste für die quasi-stammtermine gelandet, da sie gemeinsam mit der version die von der sub:stance hinterlassene lücke sehr gut kompensiert.

[olganitz / 04.-06.08.2017] nachtdigital

ein weiteres jubiläum. nachdem die fusion letztes jahr ihr 20-jähriges hatte, ist dieses jahr die nachtdigital dran – und das mit einem line-up, bei dem ich erstmal wieder die kinnlade aufsammeln musste, als ich das las. ich verlinke erstmal nur ihre website und schreibe nur die namen in die schlagwörter, die ich mir im festivalplaner als pflichtbesuch anstreichen werde. die abfolge auf den einzelnen floors gibt es dann wie gewohnt im nachhinein hier.

nachtdigital no. 20

ablauf (für diejenigen, die ihn nochmal in klar lesbarer form brauchen, inklusive verzögerung und umstellung des line-ups auf der hauptbühne am samstag)

open air
freitag, 04.08.2017
20h00 giegling
samstag, 05.08.2017
01h00 klm
02h00 shackleton
03h00 hieroglyphic being
04h00 c&d
07h00 ben ufo & blawan
10h00 marko miloslavljevic

18h30 cologne tape
19h30 scott monteith
20h30 matias aguyao & the desdemonas
21h30 kara-lis coverdale
22h30 aurora halal & ital
sonntag, 06.08.2017
23h30 credit 00 & leibniz
00h00 mon
02h00 jeff mills
04h00 f#x
06h00 morskie oto
09h00 wighnomy brothers

tent
freitag, 04.08.2017
20h00 olaf boswijk
22h00 johanna knutsson
samstag, 05.08.2017
00h00 møreti
02h00 neele
04h00 resom

22h00 leif
sonntag, 06.08.2017
00h00 job jobse & wilhelm
03h00 night moves

lake
samstag, 05.08.2017
12h00 tiny places
15h00 lux
17h00 moritz kaiser

sonntag, 06.08.2017
12h00 hw rhapsody
15h00 manamana

ambient stage
freitag, 04.08.2017
20h00 even tuell
22h00 magazine
samstag, 05.08.2017
02h00 birds & tapes
03h00 ital & melrose
07h00 asyl cahir
09h00 onetake
11h00 steffen bennemann & vai
14h00 chris ssg
16h00 jane fizz
18h00 ralf köster
22h00 adel akram
sonntag, 06.08.2017
00h00 michelson
02h00 dj desert niggu
04h00 møreti
06h00 deadbeat
08h00 job jobse
10h00 nina & good news
13h00 nikae
15h00 felde

nachbetrachtung

erstmal einsteigen mit zwei residentadvisor-links: einmal den „wir haben uns alle lieb“-artikel, der die geschichte und die protagonisten des festivals beleuchtet, und die „five key performances“. auch wenn beide das festival (zurecht) nach wie vor in den höchsten tönen loben, teile ich die kritischen zwischentöne: das überambitionierte der jubiläumsausgabe aus dem ersten artikel, zu dem die bewertung des mills-sets aus dem zweiten artikel passt.

mein fazit daher: insgesamt kriegt die nd20 wie schon die 19er eine 7/10. vorwegschicken möchte ich, dass das alles jammern auf ziemlich bis verdammt hohem niveau ist und ich zu guten teilen auch selbst daran schuld bin, wenn ich blawan vs. ben ufo oder aurora halal verschlafe.

also zum positiven und negativen, gekennzeichnet durch + und -. erstmal mit den kritikpunkten angefangen:

– ich hatte über wirklich weite teile des festivals das gefühl, dass es musikalisch unter seinen möglichkeiten bleibt. ein großer stimmungsdämpfer wie letztes jahr mit aisha devi auf der hauptbühne in der nacht auf freitag zu samstag blieb gottseidank aus. dort war giegling zum reinkommen schön anzuhören. und wenn ich das in meinen ohren zu trocken-zurückhaltende set von klm im anschluss mit einbeziehe, war es auch dramaturgisch sinnvoll, kettenkarussell direkt davor zu platzieren und nicht vril. unter normalen umständen wäre es mir umgekehrt jedoch lieber gewesen.
johanna knutsson war mir im zelt jedoch auch ein bisschen zu verhalten. wenn ich ganz strenge maßstäbe anlege, gilt das auch für shackleton, der seine psychedelischen sequenzen zuweilen auch mit wesentlich satteren kicks unterlegt. aber als stachel im line-up (wie samuel kerridge vor drei jahren ca. um die gleiche uhrzeit) fand ich’s super.

– das gefühl des nicht genutzten potentials setzte sich samstag mittag / nachmittag irgendwie fort. gegen marko milosavljevic ist nichts zu sagen. der erledigte seine aufgabe mit melodisch-funktionalen tracks als schluss auf der hauptbühne sehr gut. aber tiny places an der seebühne war für mich eine ziemliche durststrecke an belanglosigkeit, bis auf zehn, fünfzehn minuten zwischendurch mit etwas acid. da hat lux für meine begriffe die kohlen aus dem feuer geholt und sich damit zu einem meiner favoriten des wochenendes gekürt.
die samstagnacht fiel dann wieder zurück in das „gleich hebt alles kollektiv ab“-muster, ohne dass die hoffnung wirklich eintrat. tatsächlich muss ich irgendwie anerkennend sagen, dass die mon mit ihrem hitfeuerwerk auf der hauptbühne mehr den nerv des publikums trafen als jeff mills im anschluss, der zwar solide arbeit ablieferte (alleine seine arbeit an der 909 kann einem nichts anderes als respekt einflößen), aber eben auch nicht mehr. alte tracks wie die alte version von „life cycle“ verpufften und einzig die ersten töne von „the bells“ holten das publikum aus der reserve. es ist zwar schön zu sehen, dass er unbeirrbar seine entwicklung geht, aber man merkt auch, dass das nicht mehr der brachiale techno wie vor 25 jahren ist, den er damals mit definierte.

– auch wenn es organisationstechnisch wenig herumzumäkeln gibt, aber das mit den umbaupausen auf der hauptbühne hätte man mit 20 jahren erfahrung schon besser hinkriegen können. das waren alleine zwischen giegling und klm mehr als fünf minuten. die zweistündige verzögerung samstag abend auf der hauptbühne würde ich auch ankreiden, hängt aber wohl mit der umbesetzung des zeitplanes zusammen, wonach cologne tape als erstes dran waren und bands etwas mehr aufwand benötigen als laptop-acts. keine ahnung, wann sich das entschieden hatte, aber vielleicht sehe ich das mit der routine nach 20 jahren auch ein bisschen zu idealistisch.

– so toll ich die veränderte position der hauptbühne fand (abstand zum schullandheim, nicht so hoch wie in den jahren zuvor): die empore mit den stufen dahinter war gut gemeint, aber mehr eben auch nicht (mehr höhenunterschied zwischen den stufen wäre schön gewesen). so gab es jedoch einen sehr guten durchgang zum ein/ausgang. mir stieß vielmehr die sehr auf die bühne gerichtete belichtung auf. ein bis zwei sonnensegel und beamer am rande der tanzfläche könnten vielleicht der eher einseitigen ausrichtung des publikums in richtung bühne entgegenwirken. oder man macht mit dem wald am anderen ufer ein bisschen mehr. trug für mich zum eindruck eines konzertes bei, und für den damit einhergehenden starkult, gegen den techno sich eigentlich mal gerichtet hatte, bin ich wohl zu sehr alte schule.

– gemessen an der kahlen deko im zelt letztes jahr war die riesige visual-leinwand sowie das auf das publikum zielende licht schon mal ein schritt nach vorne. ungeschlagen bleibt trotzdem der graben von vor zwei jahren, der von den zwei emporen an der seite flankiert worden ist. der hatte auch gleich positivere effekte auf die stimmung und nutzte den platz auch für die kleinwüchsigeren viel besser aus.

– ja, wir haben den festivalplaner gelesen, nicht sonderlich viel müll produziert und waren mit sonntag 20:30 uhr zu spät. es ist zwar sportlich, auch das noch unterzubringen, wenn der campingplatz bis 20 uhr geräumt werden muss. aber wenn man sogar noch die möglichkeit schafft, dieses jahr länger bleiben zu können, will es mir nicht ganz in den kopf, weshalb man die rückgabe nicht einfach mal bis 22 uhr verlängert hat. hätte nervige nachfragen und genervte mitarbeiter erspart, die den sonntagabend mit sätzen wie „lies den festivalplaner, mein freund“ genau passend einläuten konnten.

genug gemeckert. ab zum positiven:

+ der ableton-workshop war grandios. habe in 15 minuten mehr über den umgang mit samples gelernt als jemals erwartet.

+ das drone-set von scott monteith samstag abend auf der hauptbühne. mich ärgert’s sehr, sein dub/reggae-set als deadbeat auf der ambient-bühne (ja, tatsächlich mal wieder) verschlafen zu haben, aber das findet man bei soundcloud, solange es das noch gibt.

+ das layout der seebühne. da haben io sehr gute arbeit geleistet, indem sie einen holzfußboden verlegt und die bühne an den see versetzt haben. hatte den eindruck, dass so mehr platz für alle blieb und das barfußtanzen hat’s auch begünstigt.

+ die ökotoiletten. zwar leider nur auf dem festivalgelände (oder gab’s welche beim camping?), aber da werde ich wohl zum fan.

+ das kleinste größte kino im wohnwagen war sonntagnachmittag genau richtig.

+ auch wenn manchen die burger zu kalt oder die wraps zu heiß waren: ich kann gegen das catering nichts sagen.

+ gemessen an dem durchgangsverkehr zum festivalgelände, bei dem die security bestimmt tausende male das gleiche mantra mit den flaschen wiederholen musste, fand ich sie überraschend geduldig.

+ das closing der wighnomy brothers passte mit ihren faxen wirklich sehr schön zum sonntagmittag.

+ ich konnte das anfängliche kopfschütteln über die nachti-zeit verstehen und klar lässt sich hier mehr hineininterpretieren als es organisationstechnisch vielleicht gemeint war. aber wenn sie damit erreichen wollten, dass einige besucher die dechiffrierarbeit entnervt aufgeben und sich ein stück unabhängiger von selbst festgelegten stundenplänen machen, indem sie sich einfach auf dem festival treiben sowie sich dabei womöglich noch von unbekannte(re)n namen überraschen lassen wollten, haben sie in mir schon mal einen fürsprecher.
zwar war ich freitag abend einer derjenigen, die erstmal froh waren, es hingeschafft zu haben und um die transkribierende vorarbeit im camp dankbar, aber mit einmal drüber schlafen und sowas wie „mengenlehre“ im hinterkopf (obwohl nie in der schule gehabt) war das entziffern auch nicht mehr sonderlich schwierig und samstag abend eh klar, dass sämtliche schlachtpläne für die katz sind.

+ das musikbingo mit zugabe von dj lothar im zelt am samstagnachmittag. dahinter steckten die gleichen wie beim club animadiso letztes jahr und irgendwie sollte es einem schon zu denken geben, dass die stimmung dort am gesamten wochenende zu clips von den beastie boys, ac/dc, clowns & helden, outkast und einigem anderen, was man so in den letzten 30 jahren in den charts hören konnte, mit zum ausgelassensten gehörte. wird hoffentlich nicht so weit kommen, dass das irgendwann der hauptteil der nachtdigital wird und der elektronisch anspruchsvolle zurück ins nischendasein muss. aber irgendwie bringt’s das wochenende für mich auf den punkt: die leute haben nur nach den offensichtlichen stimmungsgranaten gelechzt, und abgesehen von mon und den wighnomys hat das niemand in meinen wachphasen so wirklich gebracht. vielleicht hätte ich das alles eher antizyklisch betreiben sollen.

unter’m strich: ich werde im nächsten januar nicht am stichtag abends gebannt vor dem browser sitzen, um mir ein ticket zu sichern. es wird eher eine spontanentscheidung, die auch unabhängig vom line-up gefällt wird, nachdem sich dieses jahr erwiesen hat, dass die headliner auch nur menschen sind, die es vielleicht auch leid sind, dem publikum nur vollgas geben zu wollen. allerdings hatte ich mir ein verlängertes wochenende abseits anderer luxusprobleme gewünscht und das auch bekommen. damit hat auch die 2017er-ausgabe der nachtdigital ihr soll locker erfüllt.

[berlin / 25.02.2017] berghain: klubnacht

der hauptgrund, meine selbstauferlegte einmal-im-monat-regel zu durchbrechen, findet sich in dem herrn, der auf honest jon’s in letzter zeit die pfade verfolgt, die er vor sechs jahren mit dem doppelpack „music for the quiet hour / the drawbar organ“ betreten hat. er hat in der zwischenzeit vor zwei jahren bewiesen, dass das im berghain ganz gehörig in die hüfte gehen kann, von daher laufe ich gefahr, die erwartungen zu überhöhen. das weitere angebot sieht unten bis 17 uhr jedoch ebenfalls interessant aus.

klubnacht

berghain
00h00 phase fatale
05h00 shackleton live
06h30 kangding ray
10h00 nthng
14h00 daze.
17h00 silent servant
21h00 anthony parasole
01h00 fiedel

panorama bar
00h00 virginia
04h00 zozo
08h00 honey dijon
11h00 soundstream
14h00 tornado wallace
17h00 gerd janson
21h00 avalon emerson
01h00 jennifer cardini

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
wie war das noch gleich mit dem vorsatz, es nicht mehr zwingend auf 12+x stunden anzulegen? nun ja, es wurde jedenfalls von beginn shackleton bis ende von herrn janson.

bei shackleton muss ich mich nicht wiederholen, den lasse ich außer konkurrenz laufen. wiedererkannt habe ich nur teile aus „freezing opening thawing“ und „the prophet sequence“ vom album mit vengeance tenfold (das war das set-intro).
war letztes jahr leider nicht da, als er gespielt hat. aber im vergleich zu 2015 funktionierte das beim publikum erstaunlich gut, auch wenn er weniger fordernd spielte als damals und eher seine markenzeichen-sequenzen und auf die magengrube zielenden basslines einsetzte. es blieb trotzdem zu wenigstens drei vierteln gefüllt. wenn ich mir etwas wünschen dürfte: mehr strecken mit kickdrums, aber die phase hat er hinter sich, glaube ich.

bei kangding ray finde ich es einfach faszinierend, dass er melodiös, ohne dabei verkitscht zu klingen und fordernd genug, ohne zugleich zu platt zu werden, spielen kann. erkannt habe ich wenig, nur „mutual codes“ von johannes volk hat shazam mir dankenswerterweise identifiziert, sonst habe ich das tanzen priorisiert.

nthng kombinierte trance mit acid und auch electro. toll auch, gleich mit dem titeltrack aus „ghost in the shell“ anzufangen. ansonsten gut erprobte tracks wie „acid wiss’l“ von dj skull, erneut (wie in der griessmühle im september) „the final frontier“ auf ur und „black sea“ von drexciya sowie „invisible invasion“ vom zweiten scan 7-album auf tresor. da war für die anhänger der detroit-fraktion also einiges dabei.

daze. kann man nur den technisch unsicheren umgang mit breakbeat-tracks ankreiden. aber „heliosphan“ von aphex twin von einem der – so weit lehne ich mich mal aus dem fenster – nicht nur für mich essentiellsten alben elektronischer musikgeschichte (das ich – zugegeben – auch erst beim repress vor gut zehn jahren entdeckt habe) sorgte für einen ziemlich langen gänsehautmoment bei mir, da fällt ein mal hier und da unrunder mix auch nicht negativ ins gewicht.
sonst noch schön: die a1 von der „awakening the sentient“ von oliver ho auf blueprint fast zu beginn und darüber hinaus schien er die „consume iv“ von stenny auf ilian tape so sehr zu mögen, dass er gleich drei tracks im ganzen set spielte – alle, bis auf „westward“. zumindest, als ich unten war. es sei ihm verziehen – die ep ist schließlich auch eine perle im ilian tape-katalog.

tornado wallace war oben zur gleichen zeit für mich die überraschung. electro alter schule, house und disco, schön langsam unter 120 bpm nahtlos ineinandergemischt – den merke ich mir.
gerd hatte für mich einen tollen flow, auch wenn die puristen bemängeln können, dass er nicht in die tiefe gegangen ist. obwohl der vergleich zum set von konstantin sibold und leif müller letztens hinkt, weil’s nicht mal ansatzweise so poppig-hittig war: es hat einfach die party gerockt. da kann man durchaus auch mal „finally“ von ce ce peniston zum schluss spielen, wobei ich annehme, dass er das nicht zum ersten mal getan hat.

bei silent servant hatte ich nicht allzu viel erwartungen, aber das hat mit meinem geschmack zu tun. technisch ist der mann brillant, inhaltlich verharrte er mir meistens zu sehr im austauschbaren dystopisch-industriellen techno-dickicht. hatte mir also zum ziel gesetzt, eher gerd zuzuhören, aber wenn ich denn mal unten war, fand ich’s echt mehr als nur brauchbar.
gut, daran werden nummern wie „ball park“ von joey beltram, „desolate cities“ von 2am/fm oder „vamp“ von outlander ihren anteil gehabt haben. aber irgendwie fand ich das set exemplarisch für die gesamte zeit, in der ich da war: jeder dj hatte seine eigene handschrift und mut zum stilistischen blick über den tellerrand. reichte jedenfalls locker aus, um mich über die zeitspanne zu motivieren.