[berlin / 08.06.2018] griessmühle: 10 years of killekill

jawohl, richtig gelesen. killekill erreicht das zweistellige alter und fährt dafür in der griessmühle wie folgt auf.

swarm intelligence live
cassegrain & tin man live
the mover live
monya live
alienata
dj flush
hanno hinkelbein
fist van odor
tcmf
tigerhead
merimell
purita d.
sebastian kökow
púca
the29nov films visuals

eintritt
12 euro

nachbetrachtung
die entsteht zwar fast ein jahr danach (wir haben heute den 31. mai 2019) und liest sich wahrscheinlich wie das einer gekränkten dj-seele, aber ich werde das zu relativieren versuchen.

am überzeugendsten fand ich das duo tcmf (niemand geringeres als frank bean und fist van odor) zu beginn im großen raum. das war breakig, unkonventionell, experimentierfreudig, für den slot couragiert und verkörperte auch das, was killekill als reihe auszeichnet. auf die liste sind dank shazam zwei tracks gewandert. zum einen der dj di’jital-remix von dmx krews „zx spectrum“ und zum anderen „slam“ von orlando voorn.

the mover auch zum ersten mal mitbekommen, der seine tracks nacheinander abspielte, was ein bisschen konzertcharakter hatte. trennte zum schluss mit hardcore etwas die spreu vom weizen, aber wenn nicht er, wer dann?

púca wie bereits bei vorherigen sets im silo mit anleihen bei brighton der funkigeren sorte und für mich damit weit vor merimell, die für mich austauschbar-funktionalen techno bei zugegeben angenehm hohem härtegrad, jedoch ohne viel abwechslung spielte. daher sah ich keinen grund, länger als 20-30 minuten im silo zu bleiben.

und wo liegt jetzt der zusammenhang zum ersten absatz?
kurz gesagt (für diejenigen, die sich gefragt haben, ob ich mit killekill noch etwas zu tun hätte): ich habe mich im april auf eigenen wunsch aus der kartei der residents austragen lassen. die frage nach meinem verbleib darin habe ich mir nach letztmaligem gastspiel unter killekill-flagge im oktober 2014 (damals noch im suicide) und insbesondere nach dem umzug in die griessmühle mehrmals gestellt.
da ich immer noch den ansatz verfolge, mich für auftritte oder sets in clubs aufgrund wohl auch objektiv vorhandener musikalischer expertise lieber fragen zu lassen anstatt mich mehr oder minder penetrant ins gedächtnis zu rufen, passt das nicht zum zeitgeist, der bei einem heißen clubpflaster wie dem in berlin einzug gehalten hat. neben der besagten inhaltlichen expertise wollen (nein: müssen) andere kanäle als die des mixers im club bespielt werden. letzteres bzw. das selbst-anpreisen ist mir einfach nicht in die wiege gelegt. und von den qualitativen auswirkungen, die eine gesteigerte a*social-media-präsenz so mit sich bringen, fange ich gar nicht erst an.

ehe ich also auf der einen seite penetrant oder auf der anderen seite verzweifelt bzw. mit zu viel druck zu werke gehe, damit gigs herausspringen (was ohnehin zu lasten anderer geht, die auch lobbyarbeit für sich selbst betreiben – womit klar sein dürfte, welche spirale dadurch in gang gesetzt wird), nehme ich mich lieber zurück. daher war der schritt am ende auch unkomplizierter als ich es in den jahren zuvor im kopf gedreht und gewendet habe. mir ist wohler mit dem gedanken, dass ich bei killekill meine zeit gehabt habe und schlussendlich den seit jahren vorhandenen ist-zustand für beide seiten so fixiert zu haben. jedenfalls war diese art der systematischen einordnung für mich, der sich in vorhandenen strukturen am wohlsten fühlt, notwendig und die für mich bessere lösung, ehe booking-verantwortliche sich unter druck gesetzt oder danach fühlen, mir einen gefallen schuldig zu sein.

als randnotiz (und um das für mitleser*innen hier mit einer art pointe zu beenden) habe ich nach der bitte um austragung aber tatsächlich ein gastspiel zum 11. killekill-geburtstag angeboten bekommen. alleine aufgrund der tatsache, dass ich in den vergangenen jahren nie auf dem geburtstags-line-up stand, fand ich das spannend und nehme das gerne wahr. so wie auch spontane gastspiele für mich durchaus eine option sind. aber die bürde auf der anderen bzw. hoffnung auf meiner seite, als resident von alleine berücksichtigt zu werden, ist vom tisch. für mich fühlt sich das nach einer sorge weniger an.

[berlin / 24.-31.07.2017] krake festival

damit auch aufgelöst ist, was es mit der anstrengenden woche auf sich hat. letztes jahr hat es sich leider nicht ergeben, dabei sein zu können. dabei waren sich alle einig, dass es in der griessmuehle einfach passt. für den 2017er-jahrgang anvisiert: montag, freitag, sonntag. ich poste trotzdem das komplette line-up.

krake festival 2017

montag, 24.07.2017
day 1 – festival opening
these hidden hands live
anika live
phurpa live

silent green
gerichtstraße 35 (s-bhf humboldthain/wedding)
von 19 bis 24 uhr


mittwoch, 26.07.2017
day 2 – krake meets lunchmeat
shxcxchcxsh + pedro maia live a/v
søs gunver ryberg + cycles live a/v
hrtl + oxoo live a/v
citty + aeldryn live a/v
lofn + gabriela prochazka live a/v
kredenc
nina pixel
dash

griessmuehle
ab 22 uhr


freitag, 28.07.2017
day 3 – undertow
adult. live
group a live
beta evers live
kamikaze space programme + geso live a/v
alienata
newclear waves aka alessandro adriani
max durante
ian max mauch live
christian guntermann
ekserd
manuel münster
ezuri
marc ash
samuel gieben
luna violenta
misanthrop
elzo durt

+ labelboutique

urban spree
warschauer straße / revaler straße
labelboutique: ab 14 uhr
party: ab 22 uhr

 


samstag, 29.07.2017
day 4-5 – the kraken
ancient methods
luke vibert
radioactive man live
subhead live
clouds
dot product + renate knaup live
trepaneringsritualen live
sunil sharpe
emmanuel
charlton
rhyw
kondaktor
romance disaster live
how live
cem
mcmlxxxv
kate miller
mannella
kirsti
rifts
towlie
victor
tigerhead
talla
cristian marras
signal deluxe
cindy looper
uri

griessmuehle
workshop: ab 18 uhr
party: ab 22 uhr

 



nachbetrachtung

wieder einmal zu wenig mitgenommen: montag, freitag bzw. samstagfrüh und sonntagabend (dank rufbereitschaft). aber auch bei dem bisschen wird es schwer, irgendeine made im speck zu finden. luke vibert soll wohl u.a. breakcore gespielt haben – da der stil in berlin mittlerweile (wie drum&bass) unterrepräsentiert ist, ärgert mich das mit am meisten, ihn nicht mitbekommen zu haben.

der montag im silent green war genau richtig zum ankommen für diejenigen, die mental entweder noch im wochenende waren oder sich ganz langsam einstimmen wollten. das krematorium ist architektonisch schon bemerkenswert: ein achteck, mit stein ausgekleidet und einer empore. dem zweck entsprechend waren noch sitzsäcke angemietet worden, die weite teile des audiotoriums einnahmen – oben taten es ganz normale stühle.
phurpa machten drone mit ihren stimmen. ein trio, das ein tiefes, schon gutturales, meditatives brummen in einer tonlage aufrecht erhält. wer parallelen braucht: ähnelte den tiefen frequenzen eines digeridoos, nur noch etwas langgezogener.
bei the hidden hands fand ich das zusammenspiel aus musik und visuals am besten, aber wenn ich ehrlich bin, blieb da musikalisch nicht viel bei mir hängen.
das war bei anika das komplette gegenteil. ich hatte gar nicht erst die verbindung hergestellt, dass es diejenige sein könnte, die gerade mit shackleton ein album veröffentlicht hatte. das wurde aber klar, als sie mit dem singen anfing. ihre bühnenpräsenz hat bei mir nachhaltigen eindruck hinterlassen: es handelt sich bei ihr um eine sichtlich scheue person, der die aufmerksamkeit im rampenlicht unangenehm ist und die alles daran setzt, die aufmerksamkeit auf die musik anstatt auf sich selbst zu lenken. sie ging diverse male von der bühne und sang vom publikum aus, und bei jedem zwischenapplaus war stets ein kaum vernehmbares „thank you“ zu hören. wo extrovertiertere zeitgenossen mehr show erwarten und sich fragen könnten, warum sie dann auf die bühne geht, mache ich als introvertierter lieber die fraktion stark, der noch etwas an nuancen liegt. war für mich neben mark ernestus‘ ndagga rhythm force einer der besten live-auftritte 2017.

freitag nahm ich zunächst die labelboutique mit und wollte dann eigentlich zu adult. hin. da ich jedoch zu der zeit keinen wert darauf legte, mir dafür extra einen wecker zu stellen und lieber die arbeitswoche auskurieren wollte, war ich erst gegen 6 uhr wach und somit erst zum schluss dort, den elzo durt mit zackig-schnellem techno der brighton-schule bestritt. ein großer freund des bühnenaufbaus im urban spree werde ich wohl mein lebtag nicht mehr, aber dafür hat sich der sound gebessert.

den endlich mal wirklich sommerlichen sonntagabend konnte ich dann ohne gedanken in richtung pflichtbewusstsein in der griessmühle ausklingen lassen – stellvertretend für die veranstalter auch ein wenig mit der sorge, ob das angebot auch genügend besucher anzieht. das war gegen 18h30 auch wieder etwas übersichtlich, aber beileibe nicht leer.
dj flush mit gewohntem stilmix draußen in der hütte: z.b. two lone swordsmen – solo strike, umwelt – revolt (kann wohl mittlerweile guten gewissens als hit bezeichnet werden), sleezy d – i’ve lost control, young male – hot for destiny and the street.
tigerhead drinnen in der halle mit grundsolide trippigem techno: abdulla rashim – vestal witness, dbx – losing control, dj hell – eat more house, surgeon – the crawling frog is torn and smiles. von rhyw sowie romance disaster im anschluss ist nichts hängengeblieben, ich habe aber auch draußen etwas geplaudert.
bei ancient methods war ab 1 uhr die sorge um die besucheranzahl wieder hinfällig. das wieder ab mitternacht geöffnete silo war da zur entspannung der situation sogar ganz gelegen, obwohl ich dort kaum station machte und vor dem beginn von cynthia stern (spielte ab 3 uhr montagfrüh) gegangen bin (womit wir doch wieder beim pflichtbewusstsein wären). ancient methods wie in den letzten jahren gewohnt zwischen techno mit deutlichen wurzeln im industrial und ebm wechselnd und damit eine offensichtlich sichere bank. da fand ich die erste stunde am besten, so dass es mir nach der zweiten auch nicht mehr zu schwer fiel, zwangsläufig dank lohnarbeit den heimweg anzutreten.