[berlin / 06.05.2023] berghain: klubnacht

(teil der nachgereichten nachbetrachtungen, so dass das tagebuch möglichst vollständig ist und ich jahrzehnte später noch ggf. alibis vorweisen kann. das veröffentlichungsdatum habe ich auf den tag des besuchs zurückverlegt.)

klubnacht

berghain
00:00 valentino mora
04:00 answer code request
08:00 kwartz
12:00 justine perry
16:00 the lady machine
20:00 dasha rush
00:00 kangding ray

panorama bar
00:00 audrey danza
04:00 regularfantasy
08:00 gideön
12:00 gene on earth
16:00 heidi lawden b2b lovefingers
20:00 massimiliano pagliara
00:00 binh

nachbetrachtung

eingestempelt um 11 uhr früh, ausgestempelt gut 12 stunden später. und obwohl es ein für sonstige verhältnisse entspannterer sonntag war, wurde mir klarer, dass ich mir die sonntagabende unten eigentlich schenken kann und das gedränge eigentlich sogar bereits nachmittags startet. so habe ich weniger von the lady machines premiere betanzt als ich eigentlich wollte.
das lag nicht an ihr. vielleicht gibt’s meinerseits mehr bewusstsein über das, was mich an vollen tanzflächen und gruppendynamiken so nervt. eventuell bin ich auch noch sensibler geworden (wenn das überhaupt geht), aber ich kann sets nicht genießen, wenn meine antennen ständig das umfeld fokussieren, um zu antizipieren, welcher fuß auf oder unter meinem landen kann oder wer von wo als nächstes die tanzfläche durchpflügt. von den kandidat*innen, die sich wie selbstverständlich in eine kleine lücke drängen und dann erwarten, dass die anderen gäste schon platz für sie machen werden, fange ich lieber nicht an.
es sind halt solche dinge, die weiterhin zum strategischen denken beitragen. also nicht nur kurzfristig, wie ich vor ort von a nach b komme, ohne körperkontakt zu anderen gästen zu haben (wobei ich das mittlerweile als herausforderung für mich sehe, wie das mit dem durchschlängeln auch weniger invasiv geht), sondern auch nach den uhrzeiten zu gehen, was schon seit jahren thema ist. es ist zumindest unten für mich seit geraumer zeit nicht mehr selbstverständlich, dass ich mich wirklich auf sets einlassen kann. wenn es klappt, ist es super. aber das funktioniert nur zu den randzeiten (opening / closing – beides aus rücksicht auf die biologische uhr keine dauerlösung) oder eben sonntagfrüh zum schichtwechsel bis zum frühen nachmittag.

oder halt oben, wozu ich abgesehen von massimiliano pagliara nicht mal viel sagen kann. in jedem fall abwechslungsreich genug, wenn ich mal da war, aber er spielte für meine begriffe trockener, mehr acid-lastiger als sonst. und das steht ihm ziemlich.
kwartz war für mich unten die eigentliche überraschung bzw. wäre bei einer wiederholung ein grund, für ihn hinzugehen. gerne auch für die gleiche uhrzeit, dann schäle ich mich früher aus den federn. das war in der letzten stunde richtig gut nuancierter dunklerer, trippiger, leicht angedubbter techno (kommt nicht von ungefähr, dass er auf polegroup veröffentlicht), bei dem die spannung durch den mix der tracks entstand. justine perry der uhrzeit völlig angemessen eher trippig. the lady machine immer noch komplett mit vinyl, wird auch hoffentlich nochmal eingeladen. dasha rush zog (auch sonntagabend-typisch) das tempo deutlich an, verfiel dabei aber nicht in das gängige rave-geballer, das ich (um aller negativität zum trotze auch mal was positives zum sonntagsgeschehen zu sagen) seit geraumer zeit nicht mehr im berghain gehört habe, was nicht heißt, dass das dort nicht mehr stattfindet.

unter’m strich eine solide angelegenheit. ich kann aber nicht verhehlen, dass die reef-freitage mir durchaus mehr geben, weil sich dort mehr musikalisches risiko mit weniger füllgrad vereint.

trackbeispiele (*: shazam)

the lady machine:
dj boss – medziposchodny*
decka – subversion*
richard bartz – subway (a1)
suburban knight – infra red spectrum
dave clarke – wisdom to the wise

dasha rush:
regal & alien rain – acid affair pt. 1*

[berlin / 15.03.2019] about blank: buttons – nachbetrachtung

ablauf

lobby
00h00 sunset motherfucker
03h00 whitney weiss
06h00 the neighbourhood character

mdf
01h00 madalba
04h00 juana
07h00 lsdxoxo
10h00 the lady machine

zelt
02h00 stanley schmidt
06h00 i$a b2b dj minus minus
10h00 jacob meehan
14h00 akirahawks
18h00 paolo di nola

eintritt
15 euro

nachbetrachtung
verdient einen gesonderten beitrag, weil wir uns noch nach helena hauff im tresor entschieden hatten, uns die buttons anzuschauen. da gab’s für mich aus mehrerlei gründen nicht lange zu überlegen:
erstens hatte ich es nie zu einer homopatik geschafft, als es die noch gab. das gleiche galt für die buttons. wie sich eine dezidiert schwule veranstaltung im about blank macht, war also numero eins.
numero zwei war the lady machine, die bereits auf der bewegungsfreiheit im letzten jahr, bei manchen staub-ausgaben sowie letztens auf der pornceptual überzeugen konnte.

es hängt in jedem fall wesentlich mehr dekoration als üblich im club. räumliche veränderungen wie bei der poly|motion finden nicht statt. weiterer (dicker) pluspunkt war der stand von mancheck im zelt mit aufklärungsmaterialien rund um safer sex und safer use. und klar: deutlicher männerüberschuss. aber da das about blank mit seiner dezidierten politischen ausrichtung eh ein sicherer hafen ist, war das im vergleich zum staub-stammpublikum auch nichts, wo man sich hätte groß umgewöhnen müssen.

vom sound her auch nicht wirklich, auch wenn die lobby dezidiert housig war. dort war auch relativ pünktlich kurz nach 9 feierabend. für die klos dahinter (und damit auch den darkroom) ebenfalls.
the lady machine hatte bei beginn des sets das erwachen, nicht ihre platten in der tasche vorzufinden. die hatte juana stattdessen mitgenommen, weil es äußerlich die exakt gleiche war. sie spielte also mit fremden platten und musste improvisieren. habe ich allerdings auch erst mitbekommen, als mir davon erzählt wurde. bemerkt hat man das als partygänger nicht und auch sie meisterte die situation mehr als nur souverän, sondern technisch versiert wie üblich. nach zwei stunden kam die reserve und nach einer weiteren die eigentliche plattentasche. die buttons-organisatoren hatten alle hebel in bewegung gesetzt, dass die platten nicht nach new york unterwegs sind. auf dem immer noch gut gefüllten mdf war dann mit „my sound“ von joey beltram auch recht pünktlich nach 14 uhr schluss.
in anbetracht des vorprogramms habe ich mir noch eine stunde akirahawks angehört, bin dann aber gegangen. nicht, weil er schlecht gewesen wäre (ganz im gegenteil!), aber die kondition verlangte dann doch nach etwas ruhe.

fest steht: die buttons geht schon gerne mal wieder, aber die staub bleibt für mich der blank-pflichttermin. beide partyreihen zeichnet aber eine leidenschaftliche crew aus, die alles unternehmen wird, damit die künstler*innen ihr bestes geben können. passt also super zum club.

[berlin / 09.02.2019] alte münze: futuristic porn by pornceptual

ein für mich neuer ort sowie mein erster besuch bei dieser reihe. noch dazu eine der neuentdeckungen des letzten jahres unterstützen (die das ende im k hole bestreitet) und john osborn nach seinem wunderbaren set bei der staub im november zuhören.

futuristic porn by pornceptual

techno bunker
23h00 projekt gestalten
02h00 rachel lyn
05h00 esther duijn
08h00 oliver deutschmann

k hole
00h00 rydim
03h00 sandrien
06h00 the lady machine

xxx floor
22h30 laura de vasconcelos
02h30 curses

house floor / lightroom
23h00 samuel geben
02h00 budino
05h00 john osborn

eintritt
12-16 euro (variiert, je nachdem, wie man sich an den dresscode hält)

adresse
alte münze
molkenmarkt 2
u-bhf klosterstraße

nachbetrachtung
die schlange stand der vom berghain gegen 2 uhr in nichts nach. die organisation allerdings auch nicht: war man durchgewunken, fand die taschen- und personenkontrolle im tordurchgang statt. es gibt bei der münze angekommen eine riesen-umkleide. und da es zum konzept gehört, den eintrittspreis danach zu bemessen, wie viel (bzw. wenig) mensch angezogen hat, wird danach bezahlt. garderobe kostet (im gegensatz zum kit kat) extra.

danach bestand die party für mich zugegeben aus herumlaufen und schauen. die location ist für die zwecke wie gemacht: lange gänge, von denen sich viele räume abzweigen, wovon ich den xxx-floor zunächst für den house-floor hielt. den entdeckte ich wiederum später zufällig, als ich das andere treppenhaus nahm. nur verweilte ich dort kaum und bekam so auch nicht john osborn mit.

was die schlange vermuten ließ, bewahrheitete sich drinnen. anders als beim kit kat verteilte sich die menge jedoch besser. mag auch daran gelegen haben, dass es nicht nur den kellerbereich, sondern auch noch den über dem erdgeschoss gab (wo ein hentai lief, als ich dort kurz pausierte). so musste ich mich aber nicht wie bei der gegen durch leute manövrieren – das ging so erstaunlich gut.

vom k hole sind mir drei, nein: vier dinge in erinnerung. erstmal die positiven: „no good“ als abschluss-track von rydim (keith flint lebte zu dem zeitpunkt noch, sollte dazu gesagt werden) und „the storm“ von dave clarke später bei the lady machine. negativ: es passierte nichts beim licht. keine ahnung, ob das organisatorisch so gewollt war oder eine laune der technik. bei letzterem will ich nichts gesagt haben. es war auf dem floor auch in der frühe, als the lady machine noch vor ca. 20-30 leuten spielte, ganz schön kühl.

das mit den kalten temperaturen fiel an einigen stellen auf. gerade bei dem raum hinter dem k hole, der neben dem einen darkroom lag und eine performance zeigte, war es wirklich frisch. ist den veranstaltern nicht anzulasten: es standen wirklich eine menge an mobilen heizkörpern herum, so dass es an den meisten stellen auch schön warm war. sind alles unwägbarkeiten, die man bei so einer jahreszeit in kauf nehmen muss, und da hat die pornceptual einiges in die wege geleitet, das zu mildern.

es lief sonst vom konzept her aber einiges richtig. der verhaltenscodex war vorab schon auf facebook nachzulesen und hing auch nochmal aus. kondome gab es bei der kasse und auch ein awareness-team, das ich in der früh jedoch kurz suchen musste, als ich wegen eines herrn bescheid geben wollte, der etwas weggetreten auf einem der stühle am ende des ganges saß. als ich jemanden gefunden hatte und zurückging, war aber schon jemand aus dem team bei ihm – also lieber doppelt eskaliert als gar nicht.
der unterschied zur gegen: im kit kat kommt ein schwules publikum in einen club, den hetero-pärchen gerne aufsuchen. das publikum mischt sich, dazu kommt eine härtere musik als gewöhnlich. bei zumindest dieser pornceptual herrschte aber ein klarer männerüberschuss. das ist weniger besorgniserregend, wenn intimität im dunkeln ausgelebt wird (berghain). bei so einer offenheit wie in der alten münze werden hetero-pärchen jedoch häufig angegafft, und dies von herrengruppen, die gerne mal den nötigen abstand vermissen lassen.
klar ist es verhandlungssache, wie dies zwischen pärchen und zuschauern in dem moment gehandhabt werden soll. aber es ist auch klar, dass frauen diese reduzierung auf das objekt von einem männlich dominierten publikum (sexuelle orientierung außen vor) als überaus unangenehm bzw. angsteinflößend empfinden könnten bzw. befürchten, dass ein einfaches „nein“ nicht akzeptiert wird und deshalb von vornherein nicht zu solchen parties gehen wollen. eventuell könnte es dabei helfen, die teilweise abstrakten regeln im codex zu konkretisieren – so eine art darkroom-etikette.

bin mir aber recht sicher, dass das bei den leuten vom fach (also der pornceptual an sich) bereits thema ist. alleine aufgrund der tatsache, dass auf den beiden techno-floors genügend abwechslung herrschte, so dass zu keinem zeitpunkt auf beiden mehr oder weniger der gleiche stil lief, sollte ich wiederkommen. und auch, um zu schauen, wie sich das ganze in den wärmeren monaten anfühlt. habe mir sagen lassen, dass es eher das gegenteil von „frisch“ ist.

[berlin / 01.06.2018] about blank: bewegungsfreiheit #12

in diesem jahr mal nicht am ostersonntag, stattdessen als auftakt in ein langes wochenende. die generation olganitz schließt sich direkt ab samstag um 15 uhr an, es kann also jeder bleiben, der möchte. aufgrund anderweitiger verpflichtungen werde ich ab 7/8 uhr früh am samstag jedoch eine menge verpassen.

lobby
00h00 finn johannsen
03h00 cinthie
05h00 kim brown

mdf
22h00 one day today theater
23h00 pause
01h00 juho kusti
03h00 blind observatory
05h00 the lady machine
07h00 s ruston b2b golden medusa

garten
08h00 frinda di lanco
10h00 miriam schulte
12h00 max graef b2b christopher rau

hütte
01h00-07h00 quotenpudel + m hoelz

zelt
21h00 antinational embassy konzert
00h00 wearebornfree radio
06h00 dorryz

eintritt
von 20 bis 0 uhr: 5 bis 10 euro (+ spende)
ab 0 uhr: 12 euro (+ spende)

nachbetrachtung
ein einsatz auf mehreren baustellen: einkauf für die backstageverpflegung zuvor (hat schon was, mit mehreren flaschen pfeffi, sekt, junkfood und shots im großeinkauf an der kasse zu stehen). kassenschicht zu beginn, somit das theaterstück und das konzert im zelt verpasst (das glücklicherweise trotz gewitters und blitzeinschlag neben dem blank kurz zuvor stattfinden konnte), aber wenigstens einen eindruck davon bekommen, wieviele leute sich extra deswegen früher auf den weg machen (mehr als angenommen, aber der großteil wartet tatsächlich den beginn der party ab).

die sieben stunden ab mitternacht boten in mehrerlei hinsicht eine premiere: es war (wir sind auf baustelle numero drei) meine erste dezidierte schicht als künstler*innenbetreuer (werde ich fortan als alternative zum „artist care“-begriff verwenden), was aber mit der erfahrung hinter dem pult auch naheliegt. das meiste ging entsprechend leicht von der hand, im falle des wearebornfree-kollektivs bedeutete dies aber auch beschwichtigung. die waren (verständlicherweise) mit der lautstärke bzw. deren drosselung im zelt zu nächtlicher stunde draußen ziemlich unglücklich. das blank wollte jedoch kein risiko eingehen, nachdem die polizei bei der staub eine woche zuvor wegen ruhestörung vor der tür stand, das versuchte der techniker, ihnen zu erklären – mit dem resultat, dass sie weiterhin versuchten, ob da nicht noch ein paar dezibel rauszuholen wären. eine zerfahrene situation also, die darin endete, dass sie enttäuscht vorzeitig nach drei stunden abbrachen, jedoch als gäste blieben und später noch ziemlichen spaß hatten – immerhin.
alle anderen klippen ließen sich leicht umschiffen: ventilator auf dem mdf, aber nicht in der lobby, wo für finn und cinthie ordentliches schwitzen angesagt war. aber der club hatte noch einen kleinen ventilator in petto, der die situation für cinthie schon mal bessern konnte.

weiterhin nur angenehme überraschungen, sowohl in musikalischer als auch in menschlicher hinsicht. das betraf insbesondere den mdf, wo die damals noch recht frisch von brasilien nach berlin übergesiedelte the lady machine ausschließlich mit vinyl nachhaltig überzeugte („nachhaltig“ bedeutet hierbei, dass ihre nennung auf dem line-up die chancen steigen lässt, dass ich hingehe). blind observatory kam und ging unauffällig, kannte die örtlichkeiten eh und war hinter dem pult hör- und sichtbar in seinem element. mit juho kusti verhielt es sich ein bisschen wie mit donato dozzy: ähnlicher stil, bei dem mir nur vereinzelte tracks gefallen, aber von ihm super präsentiert.

gegangen bin ich tatsächlich recht pünktlich gegen 8 uhr, bekam also die zweite hälfte der party nicht mehr mit. am ende stand jedoch ein ganz schön großartiges ergebnis von 5885 euro, die sich verspenden ließen – und die erkenntnis sowie die rückmeldung(en), dass mir die rolle des künstler*innenbetreuers ganz gut liegt. das mache ich also seitdem (diese zeilen entstehen am 25. september 2019) bei der bewegungsfreiheit regelmäßig, und da es auch personelle überschneidungen mit dem team der warning gibt, wurde ich auch dort für beide termine 2019 verpflichtet.