dies ist ein teil von nachbetrachtungen, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.
xform
robus
00h00 medea
03h00 parrish smith
04h30 clouds
07h00 the brvtalist
10h00 aida arko
14h00 yanling
18h00 marcel fengler
22h00 kr!z
summe
00h00 soela
03h00 carl finlow live
04h00 lena willikens
07h00 gabrielle kwarteng
09h00 younger than me
nachbetrachtung
der nachfolger der griessmühle (zur transparenz: ich habe die griessmühle als schlagwort durch rso ausgetauscht) hatte aufgrund der diskriminierung einer männlich gelesenen queer-person im letzten sommer seitens der tür sehr früh einen dämpfer bekommen und die neueröffnung konsequenterweise so lange auf eis gelegt, bis interne awareness-strukturen aufgebaut worden waren. nun ist der club bereits seit fast einem jahr geöffnet und es wurde langsam mal zeit.
fazit vorab, weil der text länger ist: ich war nicht zum letzten mal da, bei gutem booking gerne wieder.
die summe war zu hochzeiten vielleicht bestenfalls zur hälfte gefüllt. kam mir aber ganz entgegen. der sound im robus war eh nicht meins (ordentlich über 140 bpm mit billo-rave-signalen und ohne groove, wie es gerade mode ist – einzig the brvtalist fand ich nicht so, wie es sein name vermuten lässt) und so konnte mensch in der summe an jedem ort ungestört tanzen oder rumfläzen.
erstmal zum eindruck der örtlichkeiten: „berghain, nächster level“ war mein enthusiastischer ersteindruck, nachdem ich einmal alles gesehen hatte. beim verlassen habe ich’s etwas revidiert. hat aber schon potential, den platzhirsch am wriezener karree mal hinschauen zu lassen, wie dinge in nuancen verbessert werden könnten. zu erwähnen sind da beispielsweise die bars neben dem robus, derer es gleich zwei gibt. beide durch eine mauer getrennt, so dass mensch sich nicht wegen der musik ins ohr schreien muss, aber doch recht schnell wieder auf der tanzfläche ist.
apropos tanzfläche: die wird durch die treppen in die katakomben unter dem robus (durch die auch klar wird, weshalb sex-positive partyreihen wie die gegen mittlerweile regelmäßig dort stattfinden – von den örtlichkeiten könnte sich bspw. die säule im normalbetrieb am sonntag inspirieren lassen) etwas an ihrem rechten rand unterbrochen, bzw. die tänzer*innen am rande der treppe. stört weniger, wenn es halbvoll ist, aber vor 7 uhr musste mensch sich da schon gut durchschlängeln.
noch ein paar dinge, die im robus imho besser laufen könnten (nein, der sound gehört nicht dazu):
– die nach hinten offenen käfige am rande des pults bzw. der bühne laden besucher*innen zur selbstdarstellung ein, so dass es aussieht, als ob sie zur animation des publikums engagiert worden wären. man versicherte mir: war so nicht gedacht, dazu müssen besucher*innen auch klar durch die absperrung an den seiten der bühne. insofern muss da immer interveniert werden. wenn dort entweder größere skulpturen hineingestellt oder gitter angeschweißt werden könnten, wäre das vielleicht eine hilfe.
– bühne zum zweiten: das licht war in den kurzen momenten, in denen ich mir das angeschaut habe, viel zu sehr darauf ausgerichtet, anstelle die tanzfläche zu akzentuieren. lief in der summe wesentlich besser.
toilettensituation im vergleich zur griessmühle deutlich verbessert (was auch nicht wirklich eine kunst war). die wege dorthin sind vom robus aus etwas weiter und durchaus verwinkelt. von der summe aus ist das leichter.
generell ist das rso schon eine herausforderung für den orientierungssinn und für erkältungsanfällige in den wintermonaten höchstwahrscheinlich auch. die wege zwischen den floors und toiletten verlaufen durch schiffscontainer, weil beide in verschiedenen gebäuden liegen. noch dazu gibt es hier und da türen richtung garten, den mensch gerne zum abkürzen verwenden kann. es kann also hier und da etwas ziehen.
in der summe war es (auch wegen bestenfalls halbfülle) ebenfalls recht frisch, so dass ich doch froh war, meine jacke nicht abgegeben zu haben. da werden die nächsten acht bis 12 wochen zeigen, ob es für besucher*innen noch angenehm ist. da das rso als recht neuer club wirtschaftlich sehen muss, wo er bleibt, und es aufgrund der verwinkelten gänge und großen räume quasi unmöglich ist, den club konstant warm zu halten, kann ich es vor dem hintergrund der gesamtsituation zwar nachvollziehen, die heizkosten nicht unnötig hoch halten zu wollen. aber wenn die temperaturen in der summe ein paar leute davon abgehalten haben, dort zu bleiben, ist das auch schade.
nichtsdestotrotz hat die summe als floor bei mir einen sympathischeren eindruck hinterlassen. klar war das ambiente im silo der griessmühle schön rauh und kompakt. das ist jetzt schon einige nummern größer, aber auch weniger nervig, wenn ich an die eiserne treppe als nadelöhr zur silo-tanzfläche denke. pult / bühne schön diskret, nicht zu hoch, nur mit so viel licht wie nötig. stattdessen fokussieren sich die lichteffekte eher auf die tanzfläche. noch dazu genügend sitzgelegenheiten am rand und in richtung bar – passt.
womit ich endlich mal bei der musik wäre, die sich aber auf das geschehen in der summe konzentriert:
housiges warm-up von soela, ca. drittelvolle tanzfläche zur übergabe an carl finlow, der sie nach fünf minuten leergespielt hatte. und das lag nicht daran, dass er sein live-set zur selbstentfaltung mit ambient oder völlig abstrakte dinge nutzte, wogegen autechre tanzbar wirken. es war einfach nur electro, der imho die gleiche aufmerksamkeit verdient gehabt hätte. glücklicherweise ließ er sich davon nicht beirren und hatte zum schluss auch wieder einige leute vor sich. aber der weg dahin…
lena willikens habe ich bislang so kennengelernt, dass sie den anfang ihres sets mit einem gnadenlosen reset gestaltet und sich von 100 bpm langsam richtung techno-wohlfühltempo hocharbeitet. das fiel dieses mal aus. stattdessen uk-breakbeats, post-dubstep um die 130 (geschätzt, nicht getappt), in der letzten stunde techno-abfahrt mit ordentlich acid-einschlag und hier und da tracks mit synkopiertem rhythmus, so dass es auch beim mixen nicht langweilig wird. nach wie vor: absolute qualitätsgarantin.
gabrielle kwarteng nahm danach etwas an tempo und abstraktion heraus, da schien chicago durch.
revidiertes fazit nach meiner anfänglichen euphorie: im vergleich zur griessmühle wurden ein paar level übersprungen, nichtsdestotrotz wird sich das berghain auf lange sicht warm anziehen müssen, wenn manche keine lust haben, sich für mehr als vier stunden in die schlange zu stellen (aber dafür halt raus nach schöneweide zu fahren).
klangtechnisch habe ich bei beiden floors nichts zu meckern. durch den trend mit flachem brettertechno müssen wir halt mal durch – ist ja nicht das erste mal. und ich bin mir schon fast sicher, dass das ab marcel fengler besser wurde.
ich werde in den wintermonaten also definitiv nach deren line-ups schauen, alternativen schaden ja nie. und vielleicht ergibt es sich dadurch auch mal, den laden sonntag tagsüber zu erleben.
kurz zur awareness: es gibt aushänge, die dem wortlaut auf der website entsprechen und die tür macht gänge durch den laden. an der tür steht wiederum durchaus junges personal, was auch auf den rest des clubs zutrifft. hab keine stresssituation miterlebt, kann also nichts dazu sagen, ob brenzlige situationen mit der nötigen ruhe gehandhabt werden können. allerdings fand ich den türsteher schon sehr geduldig, der einem vordrängler die gründe darlegte, warum es nicht ok ist, einfach an der normalen schlange mit den ticketinhaber*innen vorbeizugehen.
trackauswahl (*: shazam)
lena willikens
x-men – psykedelik*
hodge – sub 100*
dj plead – rb c*
public energy – three o‘ three
rhyw – honey badger* (um mal eine ordentlich subjektive wertung mit hineinzunehmen: sticht als einer der techno-tracks für mich in diesem jahr hervor, der durchkonjugierte formeln mit relativ simplen mitteln bricht. auch seine sachen auf fever am sind durchaus empfehlenswert.)
air max ’97 – eat the rich*
gabrielle kwarteng
argy – the rhythm*