[crato / 19.-24.06.2024] waking life

wie angekündigt: kein fusion festival dieses jahr. stattdessen premiere: erstens das waking life an sich und zweitens ein festival im ausland. mehr dann hinterher.

nachbetrachtung

der text ist wieder mal länger und das fazit daher an den anfang gestellt. der rest folgt mit überschriften.

kurzform / fazit

die vorschusslorbeeren genießt das waking life absolut zurecht. vorbeischauen werde ich dort in jedem fall mal wieder.
da ich dinge ganz gerne formell einordne: für mich sind dort die pluspunkte aus fusion, nachtdigital und der nation of gondwana vereint. der hippieske anspruch der fusion, ohne politisch dabei zu dogmatisch zu sein, die musikalische kuration der nachtdigital und die besucher*innenanzahl der nation of gondwana, auch wenn die wege auf dem waking life im vergleich zu grünefeld länger und das gelände an sich wesentlich größer sind. die auf 10.000 leute beschränkte kapazität des publikums wird hoffentlich so belassen.

verbesserungswürdig

wildpinkeln ist auch international ein problem. natürlich laste ich dies in erster linie den herrschaften an, aber zum teil auch dem waking life. so gut die sanitäre situation auch sonst war (keine dixis, ausnahmslos ökotoiletten, an jeder station wenigstens desinfektionsmittel, meistens sogar waschbecken mit seifenspendern), ist die anzahl an pinkelrinnen ausbaufähig. deren vorhandensein fällt im dunkeln am rande der bühnen – denn das ist der einzige ort, an dem es sie gibt – eher nicht auf, da die ökotoiletten an sich schon beleuchtet sind. es gibt keine missoirs, ergo bleibt flinta*-personen keine andere möglichkeit als die kabinen. jedoch hielt sich die wartezeit dort stets sehr im rahmen, was für eine gute kalkulation beim publikumsaufkommen und damit einhergehender potentieller nutzung spricht.

das problem des wildpinkelns trat eher auf dem zeltplatz auf. dort gab es nur zwei zentrale punkte, an denen mensch sich in ökotoiletten erleichtern konnte. wenn mann (bewusst so gegendert) sich noch halbwegs schlaftrunken kurz mal erleichtern und anschließend weiterschlafen möchte, kann ich es sogar verstehen (ohne das sonderlich gut zu finden), einfach den busch am wegesrand zu nehmen als die 100 bis 200 meter bis zu den klos zu absolvieren.
ideal wären also pinkelrinnen für damen und herren an mehr punkten – sowohl auf dem festivalgelände als auch auf zelt- sowie campingplatz. dort können besucher*innen zwar die campereigenen toiletten benutzen, aber das ist evtl. auch taktisch manchmal nicht gewollt (bspw. wenn ein camper gemietet ist und die mieter*innen das klo nicht reinigen möchten).

so schön es ist, komplett um den see herumgehen zu können: nachts ist das abenteuerlich, weil ein viertel des weges vom outro lado aus gesehen hinter dem wald mit den baumhäusern bis zum labyrinth mit geheimfloor nicht beleuchtet ist. für besucher*innen heißt das: smartphones oder andere taschenlampen mitnehmen. ich nehme aber an, dass das bereits auf dem schirm ist und in den folgejahren weiter verfeinert wird.

der einsame essensstand rechts neben der bar beim outro lado war etwas unglücklich platziert und dem ansturm der leute bei dessen öffnung auch höchstens gerade so gewachsen. wenn mensch nicht wusste, dass es auch hinter der bar einen weg zu den installationen und damit um den see herum gibt, wurde das an der warteschlange an hungrigen vorbei ein ziemliches nadelöhr.
auch wenn das gelände hinter der bar für eine kleine essensmeile etwas zu hügelig ist und es potentiell probleme mit fluchtwegen oder genehmigungen gäbe, fände ich es ganz schön, wenn sich die organisator*innen für dort etwas einfallen ließen. im status quo müssen die leute fast einen halben kilometer auf sich nehmen, um zur hauptessensmeile neben dem cochilo zu gelangen. die wiederum ist an einer stelle gelegen, die ideale voraussetzungen bietet (fast ebenerdig, schattig bzw. genügend raum für überdachungsmöglichkeiten) und damit ein sehr guter treffpunkt. aber wenn schon neben der floresta als eine der großen bühnen eine weitere essensmeile existiert, wäre das bei der ähnlich dimensionierten outro lado ebenso schön.

fahrräder werden auch auf dem waking life genutzt. dafür muss mensch wegen der steigungen jedoch sportlich sein, wenn mensch vom campingplatz aus kommt. im wäldchen macht mensch sich (gerade im nachts unbeleuchteten teil) eher unbeliebt, aber ich hab da auch nur einmal jemanden mit rad gesehen, und derjenige hat es lieber geschoben.

mit dem hügeligen klang es bereits mehrfach an: wirklich barrierefrei ist das gesamte gelände nicht. das betrifft in erster linie den wald und praia als bühne. begleitpersonen für rollstuhlfahrer werden sehr viel kraft in den armen brauchen, andererseits auch auf ein sehr hilfsbereites publikum treffen.

der campingplatz für die camper- bzw. autofraktion hätte ein bis zwei zusätzliche beleuchtungsquellen ganz gut vertragen können. auch hier war mensch mit taschenlampe besser beraten, um den eigenen camper nachts wiederfinden zu können. wobei das auch kompromisse bedeutet: viele wollen nachts nicht von akustischen oder optischen quellen gestört werden und da ist ein scheinwerfer eher kontraproduktiv. solange das telefon noch genügend akku für die taschenlampe hat, passt das.

der zugang zum festivalgelände vom campingplatz aus war am mittwochabend ein ziemliches nadelöhr. dort wird das gepäck kontrolliert (keine glasflaschen, keine längeren messer oder ähnliche hieb- und stichwerkzeuge). und auch wenn drei, vier leute zugleich dort beschäftigt sind, ist das zu wenig, um den ansturm bewältigen zu können. der regen kam noch erschwerend hinzu.
da dieser ansturm nur einmalig stattfindet, würden zwei, drei zusätzliche stationen oder security-mitarbeiter*innen schon einen unterschied machen. vom campingplatz aus kommende durchlaufen das procedere jedes mal, wenn sie zum festivalgelände möchten. aber das ging an den folgetagen stets sehr zügig.

ein ans festival angebundenes security-team, das in eskalationsfällen zur stelle ist, wäre wünschenswert. es geht mir da in erster linie um die fraktion, die meint, auf dem campingplatz zum aufladen der camper-batterie mehrmals am tag den motor eine stunde laufen zu lassen. nicht nur eine umweltbelastung, sondern auch eine akustische. die security selbst sprach nur das nötigste an englisch, was zum zwecke der gepäckkontrolle auch in ordnung ist. aber sollte das waking life an popularität gewinnen und damit mehr internationale gäste anziehen, die bspw. bei der campingplatzetikette oder auch generell bei der awareness nachhilfe gebrauchen können, wären drei bis vier leute pro schicht ziemlich gut, um das mit hilfe der security durchzusetzen.
damit einhergehend: feste standorte auf dem zelt- sowie campingplatz, damit jede*r weiß, wohin er*sie sich bei klärungsbedarf wenden kann.

die web-app ist schon mal super, um das guthaben auf dem chip (auf dem waking life bezahlt mensch cashless in der eigenen währung „klingeling“, die 1:1 in euro umgerechnet wird) einsehen zu können. es wäre noch besser, den timetable und ggf. den lageplan dort einzupflegen. in der hinsicht ist mensch von der fusion-app sehr verwöhnt, daher ist das eher ein nice-to-have.

pluspunkte

so sehr es auch nervt, in autoschlangen zu warten, wo mensch doch nur seine endgültige park- oder zeltposition erreichen und die ortsbegehung starten möchte: das war angesichts der tatsache, dass sich vor der zufahrt zum waking life drei zufahrtsstraßen kreuzten, erstaunlich kurz (für uns gut anderthalb stunden). sobald mensch auf der festivalzufahrt in der warteschlange mit den autos stand, ging das alles ziemlich schnell. fußgänger*innen, die mit dem shuttle anreisten, mussten im schnitt länger warten.

auch wenn mein zuweilen nicht sonderlich logisch denkendes gehirn erst nicht ganz begriff, was unser parkplatzeinweiser mit uns vor hatte, als es um die position für unseren camper ging: er hatte einen plan. und dieser ging auf = eine reihe an campern mit motorhaube voraus am wegesrand entlang aufstellen lassen, diese reihe wiederum spiegeln, indem sich die camper mit ihrer rückseite parallel zur rückseite von denen am wegesrand aufstellen. konsequenz: so entstand eine weitere gasse, aus der jede*r bei bedarf das festivalgelände verlassen konnte. so ordentlich habe ich das in mehreren jahren auf der fusion nicht gesehen, wo selbst mittwochs auf der insel exzessiv autotetris gespielt worden ist, bis supporter*innen die mangelnden zufahrtsmöglichkeiten für die feuerwehr angemahnt haben. auf dem waking life ergab sich dies durch die gute einweisung von selbst.
wer mit dem gedanken spielt, das waking life mit dem eigenen oder (was ziemlich viele besucher*innen getan haben) gemieteten camper zu besuchen: achtet darauf, dass auffahrkeile mit an bord sind. gerade zum eingang bzw. zum zaun hin wird das gelände sehr uneben – wirklich plan ist es nirgends. zudem hat die camper-fraktion von allen besucher*innen den weitesten weg zum festivalgelände. aber der beträgt vielleicht einem kilometer und ist in zehn minuten erledigt. auf dem festivalgelände selbst sind die wege auch nicht die kürzesten, also sammelt auch die zeltfraktion schritte.
wenigstens 80% der camperfläche liegen in der sonne. ideale bedingungen für fahrzeuge mit solarpanel auf dem dach, nicht so ideale bedingungen, wenn mensch keine markise am fahrzeug hat. ggf. in ein tarp investieren.

schatten, bzw. der mangel daran, führt zu einem dicken pluspunkt für die organisator*innen: weite teile des zeltplatzes haben planen über der wiese. die sind zwar auch lichtdurchlässig, aber dunkeln soweit ab, dass es für eine halbe stunde mehr im zelt ausreichen könnte. ich habe mir sagen lassen, dass es die seit zwei jahren gibt, wo das waking life noch im (heißeren) august stattfand. es sind zwar bäume gepflanzt, aber bis die groß genug sind, um schatten spenden zu können, bin ich fast im rentenalter.
gut zwei drittel des zeltplatzes sind auf diese weise überdacht. wer später kommt, steht in der sonne. das war in diesem jahr spätestens sonntag ein problem, weil es dann mit den moderaten temperaturen vorbei war und es auch nachts nicht besonders abkühlte.

in puncto „schatten“ jedoch überraschend: ein wüstenartiges festivalgelände mit wenig bis gar keinem schatten erwartet, stattdessen erleichtert feststellen, dass jede der bühnen entweder gut sonnengeschützt ist (praia, cochilo) oder gleich unter bäumen liegt.

sowohl auf dem zelt- als auch dem campingplatz hört mensch vom festivalgelände ziemlich wenig. und erstaunlicherweise ist das publikum so diszipliniert, dass keine eigenen boomboxen angeschleppt werden, um die party einfach in die zeltplatzumgebung zu verlegen.

ich habe selten so ein sauberes festival gesehen. hängt auch damit zusammen, dass supporter*innen regelmäßig auch bei hochbetrieb über die bühnen gehen und müll einsammeln. sonst greift der via website kommunizierte codex schon sehr gut. dabei hilft es immens, mülleimer auf einer der tanzflächen stets in sichtweite zu haben – egal, wo mensch sich befindet. die trennung nach dosen und restmüll bekommt mensch in egal welchen zuständen gut hin. da sämtliche der getränke von den bars entweder in pfandbechern oder in dosen ausgegeben werden, kommt an dieser stelle keine komplexitätsstufe hinzu.
das setzt sich glücklicherweise auf dem zelt- sowie campingplatz fort. da die meisten eh aus dem ausland anreisen dürften, kommt kein sperrmüll wie ausgediente sofas und dergleichen auf das gelände. und auch der rest des gepäcks dürfte sich bei den zeltenden ziemlich in grenzen halten. jedoch zur transparenz: wir haben das gelände am frühen montagnachmittag (bei 36 grad) verlassen, während outro lado noch bespielt worden ist und den zeltplatz damit nicht komplett leer gesehen. es mag sich also später ein anderes bild geboten haben.

apropos bars: am längsten habe ich drei minuten warten müssen, meistens deutlich weniger. auch bei den essensständen hielt sich das zu stoßzeiten mit maximal 20 minuten im rahmen.

ausnahmen bestätigen die regel, aber die kuration zieht ein in weiten teilen fachkundiges publikum an. sicher wird das ausmaß an expertise unterschiedlich gewesen sein, aber meinem eindruck nach konnte sich die überwältigende mehrzahl (also musik-nerds sowie deren unter umständen weniger nerdige anhang) auf die regeln einigen.
will heißen: es gab kein ständiges fotografieren oder filmen auf den tanzflächen, nur mal sporadisch bzw. einen für mich etwas penetranten instagram-poser-trupp bei l.b. dub corp sonntagabend bei floresta. aber auch das fand eher am rande statt und war nach 20 minuten vorbei. das bringt mich selbst in die lage, die kamera nur selten mit auf das festivalgelände zu nehmen und dort auch eher nachts bzw. wenn tagsüber, dann bei installationen zu benutzen. das smartphone hatte ich vielmehr wegen des abfotografierten timetables und als taschenlampe dabei. da die mobilfunkinfrastruktur in dieser ländlichen gegend wegen des festivalandrangs chronisch überlastet war (ein problem, das mensch hier von der nation of gondwana oder vom nachtdigital her kennt), brachte mich das nicht in die verlegenheit, meiner gier nach informationen durch scrollen nachzugehen. und das war auch gut so. auf die weise blieb mensch viel eher auf die musik bzw. den moment fokussiert anstatt sich in szene setzen zu müssen.
ich hatte den eindruck, dass das waking life für die leute ab 25 interessant ist, die des tempo-trends der letzten jahre überdrüssig sind bzw. nie etwas damit anfangen konnten. klar zählt mensch ab 40 dort auch bereits zu den älteren, aber im median dürfte der altersdurchschnitt um die 30 gelegen haben. also bei der generation, in der die interessen zwar vielfältig sind, sich das verzichtbare jedoch bereits herauskristallisiert hat, und die komplette eskalation geschieht bestenfalls punktuell und nicht mehr ständig.
ergo ein eher gesetztes publikum, das meinem eindruck nach ziemlich genau auf das programm schaut und gute kuration mehr zu schätzen weiß als sich festivals mit den großen acts auszusuchen, die am dritten festival-gig des gleichen wochenendes einfach nur abliefern.

nicht nur für ottonormalbesucher*innen scheint das waking life durch dessen kuration eine gute wahl zu sein, sondern auch für diejenigen auf dem line-up. so spielte djrum bspw. zwei mal – einmal ein ambient-live-set beim cochilo, dann nochmal (leider verpasst) nach ben ufo samstag auf sonntag bei floresta. maayan nidam spielte in der nacht von mittwoch auf donnerstag auf floresta sowie freitagnacht auf dem geheimfloor hinten im labyrinth – und ich habe sie beide male leider nicht gehört. andere aus dem programm sah mensch über das wochenende verteilt im publikum, um den kolleg*innen zuzuhören. ich nehme es also als qualitätsmerkmal für das festival, dass manche ihren booking-agenturen bescheid geben, das wochenende für das waking life freizuhalten und damit auf weitere einnahmen durch weitere gigs zu verzichten.
die gründe sind nur zu verständlich. wenn sich selbst als ottonormalbesucher*in ein gefühl von kurzurlaub einstellt, ist das für manche acts mit anderen möglichkeiten zur unterbringung etc. auch eine willkommene abwechslung vom sonstigen wochenendtrubel.

abgesehen vom praia, wo zwischen dj und publikum eine distanz besteht, sind die bühnen so gestaltet, dass decksharking möglich ist. auf outro lado sowie floresta spielen die acts ebenerdig. sorgt also für eine augenhöhe zwischen acts und publikum, anstatt erstere unnötig zu inszenieren. gerade bei floresta erwiesen sich die installationen eher als hingucker als die bühne an sich.

musikalisches

gleich vorab: die absoluten „wow!“-momente blieben – zumindest, was tanzbare musik angeht – aus. jedoch: wenigstens gute sets, stets über mittelmaß, durchgängig hohes niveau.
was jedoch primär bei mir haftengeblieben und ein beleg dafür ist, dass das waking life keine partytouristen anziehen möchte: outro lado ist die einzige bühne, die durchgängig bespielt wird. ansonsten gibt es auf jeder der anderen eine mehrstündige pause von wenigstens vier stunden ab sonnenaufgang.
wenn mensch sich vom camper oder zelt aus mittags auf den weg macht, erwartet einen jedoch am outro lado erstmal ambient bis in den nachmittag hinein. und da sich die bühne (wie jede der anderen bis auf cochilo und – mit abstrichen – praia) direkt am see befindet, ist das ideal, um ganz gemütlich herumzuliegen und langsam in den tag zu starten oder um gleich im see zu schwimmen.
es mag meinem aktuellen bedürfnis nach ruhe oder der affinität zu nicht-tanzbarem geschuldet sein. aber die konsequenz, mit der dort an jedem einzelnen mittag / nachmittag andere musik gespielt worden ist, anstatt dem bedürfnis nach party rund um die uhr nachkommen oder es erst erschaffen zu wollen, bildet für mich mit einen der dicksten pluspunkte und damit einen der gründe, wiederkommen zu wollen. in meine erinnerung eingebrannt hat sich dort „allez!“ von salamanda, das strobocop in voller länge samstagmittag spielte.

bleibe ich mal bei den floors und beim outro lado, wo ich woody am donnerstagnachmittag/-abend auf outro lado hervorheben möchte – gestandene house-klassiker neben gut gealtertem dubtechno und chicago sowie detroit. hat die stimmung sowie uhrzeit perfekt aufgenommen und in ein echt sehr gutes set gegossen. gleiches gilt für konstantin am samstagabend – im besten sinne minimal mit ausflügen richtung house. landet für mich vor g-man, der direkt danach dran war. ihn hatte ich noch nie gehört, kann jetzt einen haken dahinter machen. heißt nicht, dass er schlecht war, aber nach einer stunde fand ich das set etwas statisch.
ulf eriksson – ein bis dato für mich unbeschriebenes blatt, jedoch stammgast auf dem waking life. hat am samstagnachmittag ab 14 uhr einen hervorragenden übergang vom strobocop-ambient zur schnittmenge zwischen house und techno geschaffen. drama (eine hälfte map.ache, die andere dj dustin) spielten freitagnachmittag zwischen ambient und indie.
shed war dort sonntagfrüh solide, richtiggehend funktional. montagmorgen/-mittag muss mensch wollen – da ist outro lado neben dem cochilo der noch einzig geöffnete floor, bespielt von barbara preisinger, xdb sowie zip. in den stunden unserer anwesenheit habe ich dort nur zip gesehen, der das gewohnt minimal-housig machte. aber dort sammeln sich nun mal alle, die sich noch etwas bewegen oder zumindest am rande kopfnicken wollen. betrifft auch das ufer – die entspannte atmosphäre der vortage weicht also einer sehr geschäftigen.

floresta vereinte für mich das beste aus dekoration und musikalischer finesse. die eröffnung von amulador am donnerstagnachmittag fand ich mit minimalem dubtechno sehr gelungen. huerco s vor arpanet ebenfalls, der überraschend housig spielte. arpanet selbst nicht ohne technische probleme, zog es aber durch. luke slater / l.b. dub corp danach in richtig guter form mit detroit und dubbigem house zum sonnenuntergang. rückblickend habe ich gerade auf floresta viel zu viel verpasst, was aber auch daran liegt, dass ich meinen schlafrhythmus auf festivals nicht mehr unterbreche. ich hab’s als tatsache akzeptiert, dass bei einem auf festivals herrschenden überangebot auch mal dinge auf der strecke bleiben.

praia ist für diejenigen, die es abseits der geraden kickdrum mögen. dank verzögerung im zeitplan am donnerstagnachmittag noch etwas von richard akingbehin sowie tikiman mitbekommen und entschieden, dass ich das mal gezielt wiederholen muss. nosedrip wurde mir vorab empfohlen und war mit mimi zusammen im anschluss ebenfalls ordentlich dubbig. mala räumte am gleichen abend mit erprobter formel einfach nur ab. μ-ziq war im anschluss für die nostalgiefraktion.
sonst war’s für mich der durchgangsfloor zum labyrinth dahinter. ausnahme: upsammy, die gewohnt klasse in der nacht von freitag auf samstag experimentieller, aber zu drum&bass kompatibel spielte.

notierte tracks

woody

joe smooth – promised land
dj sneak – spirit taker (original mix)
quadrant – q1.1/1 (direkt danach)
mood 2 swing – the slippery track (direkt danach)

mala

digital mystikz – ancient memories
coki – goblin
sir spyro – topper top

upsammy

mike parker – radioactive fire

strobocop

salamanda – allez!
janet jackson – got ´til it’s gone
tocotronic – jackpot (k.o. kompakt mix)

ulf eriksson

kenny larkin – plankton
the jak – from old days past

konstantin

the other people place – let me be me
losoul – 00000000
cheek – venus (sunshine people) (dj gregory remix)

g-man

g-man – sparticus
plastikman – spastik

[berlin / 30.12.2023] berghain: silvester klubnacht

verfasst am 20. februar 2024, bevor die erinnerung völlig verblasst ist – veröffentlichung auf den besuch zurückdatiert. beinhaltet den tatsächlichen ablauf, da neben virginia auch steffi ausgefallen ist und don williams somit sieben stunden gespielt hat, was stand heute nicht auf der berghain-website reflektiert ist.

silvester klubnacht

berghain
samstag, 30.12.2023
23:59 quelza
sonntag, 31.12.2023
04:00 philippa pacho
07:00 efdemin
10:00 uvb
13:00 arthur robert
16:00 daria kolosova
19:00 juana
22:00 fiedel
montag, 01.01.2024
01:00 the lady machine
04:00 norman nodge
07:00 josey rebelle
10:00 jakojako
13:00 phase fatale
16:00 don williams
23:00 answer code request
dienstag, 02.01.2024
04:00 fadi mohem

panorama bar
samstag, 30.12.2023
23:59 gabrielle kwarteng
sonntag, 31.12.2023
04:00 bashkka
07:00 octo octa
10:00 sedef adasï
13:00 suze ijó
16:00 etapp kyle
19:00 luigi di venere
22:00 nd_baumecker
montag, 01.01.2024
01:00 massimiliano pagliara
04:00 roi perez
07:00 jason kendig
10:00 partok
13:00 marie montexier
16:00 kikelomo
19:00 avalon emerson
22:00 paramida
dienstag, 02.01.2024
01:00 yen sung
04:00 boris

lab.oratory
montag, 01.01.2024
01:00 pablo bozzi
04:00 mala ika
07:00 cormac
10:00 budino
13:00 franz scala
16:00 chris cruse
19:00 soundstream
22:00 carrie morrison
dienstag, 02.01.2024
01:00 boys‘ shorts

halle
montag, 01.01.2024
20:00 richard akingbehin
dienstag, 02.01.2024
00:00 tobias. live
02:00 nick höppner
06:00 beste hira live
07:00 jenus
11:00 jin synth
15:00 bendik giske live
15:30 refracted
19:30 barker
23:30 the 7th plain

eintritt
60 euro

nachbetrachtung

nachdem der ruf an neujahr im about blank gegen 21 uhr durch die informationen via telegram und reddit immer lauter wurde, da diese keine schlange und somit keine wiederholung der befürchteten ausnahmesituation von neujahr 2023 verhießen (wo leute gut und gerne mal sechs stunden in der schlange für den wiedereinlass bzw. die gästeliste warteten), wollte ich auch keine zeit mehr verschwenden. um 21:30 uhr drin, um 10:30 uhr wieder raus. hatte leichte hoffnungen darauf, das ende mitzubekommen. aber dazu hätte meine kondition noch vier weitere stunden durchhalten müssen – und da hat mich das berghain erneut als endgegner geschafft.

bereut habe ich es natürlich nicht, dem ruf nachgegeben zu haben. selbstredend ist da ein beigeschmack, wenn 60 euro für den eintritt und 20 euro für den wiedereintritt aufgerufen werden. im nachhinein seitens des berghains hoch gepokert – es hätte auch ein publikum anziehen können, dem diese beträge völlig egal sind, das finanzielle und sonstige wohlergehen der menschen um einen herum jedoch auch (vulgo „snobs“).
stattdessen schien das kalkül aufzugehen. auch wenn es sonntags tagsüber etwas leerer und damit eine neuauflage des jahres zuvor war, blieb es am neujahrstag vor der tür wohl wesentlich entspannter. das ist für das türpersonal besser, beim bodycheck ebenso, und damit starten alle gemeinsam etwas entspannter in den abend / den tag / die nacht / wann auch immer. ich hatte bei meiner ankunft jedenfalls niemenschen vor mir und musste somit auch nicht mal eine minute warten.

ansonsten ist und bleibt silvester / neujahr das besucher*innenstärkste datum, was von vornherein klar war und damit auch die ansprüche an ein entspannteres publikumsgeschehen in die schranken weist. erstaunlicherweise habe ich es im berghain zu manchen sonntagabenden in den vergangenen jahren bereits wesentlich voller erlebt. natürlich trugen halle (in der das essen gegen 22:00 uhr bereits ausverkauft war – äpfel gab’s jedoch in hülle und fülle) und das wie üblich bis zur kante gefüllte lab ihren teil zur entspannung bei. aber wirklicher slalom durch die leute war (mal abgesehen von den üblichen neuralgischen punkten – im gang des labs mit der bar richtung notausgang bspw. oder eben die rückseite der berghain-tanzfläche) nicht notwendig und es ein damit ziemlich entspannter start ins neue jahr.
zu den bereits durchgesickerten baulichen veränderungen: die subwoofer-wand hängt im berghain seit anfang dezember an der decke, womit mal eben eine tonne über den tanzenden schwebt. gibt dadurch aber wieder eine sichtachse vom notausgang auf der darkroom-seite. bei mir muss sich das vertrauen in die haltbarkeit der drahtseile noch etwas entwickeln.
die halle war ein spiegelverkehrter nachbau des berghains mit der alten anlage, inklusive der hauptbar. als lichter einfach nur die hoch und runterfahrenden glühbirnen – hat völlig ausgereicht. schönes gimmick, aber ehe das zu selbstreferentiell wird, fände ich etwas anderes im nächsten jahr besser.
in der panorama bar gibt es ganz hinten bei den sitzgelegenheiten an den fenstern richtung garten nun einen mauerdurchbruch zur pinkelrinne. olfaktorische belästigungen sind mir keine aufgefallen, aber es entzerrt den ganzen prozess für mich merklich, weil ich den slalom durch diejenigen mit wartenummern für die kabinen nicht antreten muss. nur auf dem rückweg zum händewaschen.
das berghain hat sich an missoir gewandt und daher gibt es jetzt am oberen ende des treppenhauses zur panorama bar ein zwischengeschoss mit dem raum für flinta*-personen. diese haben exklusiv zutritt und ich als cis-typ somit dort nichts verloren.

musik, die gab’s auch noch. und dabei – wenig überraschend – keine ausreißer nach unten. hängengeblieben ist mir in erster linie der moment, als don williams „fackeln im sturm“ von wassermann spielte. später auch „love can’t turn around“ von farley jackmaster funk, womit unklar ist, ob marcel dettmann sich das von ihm abgeschaut hat (er spielte es in de school) oder umgekehrt. stimmung im berghain dazu in jedem fall ausgelassen. answer code request habe ich kaum mitbekommen. die panorama bar im übrigen auch nur sporadisch zu boris, wo es mich am dienstagmorgen gegen 8 uhr schon etwas erstaunte, dass es gut zweidrittelvoll war.
in der halle war barker in seinem element, luke slater gebührt großer dank für „e2-e4“ (nicht in voller länge), schluss war dort gegen 4 uhr.
zum lab immer und immer wieder: die heimlich bessere panorama bar, auch wenn ich mich in diesem leben nicht mehr mitten ins getümmel auf die eh zu kleine tanzfläche stürzen werde. bin mir nicht mehr ganz sicher, wann boys‘ shorts dort feierabend machen konnten – entweder 8 oder 9 uhr. in jedem fall mit „enjoy the silence“. wenig zuvor lief auch „don’t you want me“, also fast schon die heavy rotation der radiosender mit „adult contemporary“-format. aber wo, wenn nicht dort?
das beste zum schluss, was mich auch richtig freut: fadi mohem. ihn habe ich bislang als 2.0-version von ben klock betitelt, wenn ich ihn mal vor ort hörte: tolle technik, inhaltlich auch gut, aber im set-verlauf zu statisch bzw. monoton. auf der langstrecke zeigte er jedoch seine qualitäten und spielte zur auflockerung durchaus housiges („throw“ von paperclip people bspw.). sonst rannte er mit „phylyps trak“ (weit davor) oder „phase 4“ von jeff mills (gegen 9 uhr) bei mir viele offene türen ein. wenn es sich zur klubnacht mal wieder ergibt, hoffe ich darauf, dass er im rahmen der sonst üblichen vier stunden ähnlich in die breite geht. war richtig gut.

[berlin / 24.06.2017] berghain: klubnacht

und um dem terminkalender noch den monatlichen pflichtbesuch sowie dem wachsenden stapel an ausstehenden nachbetrachtungen ein weiteres stück hinzuzufügen, kommt hier noch das angebot, das ich im juni wirklich mit am ansprechendsten fand. erstaunlicherweise gilt das jedoch für die panorama bar, unten im berghain sind bis auf dvs1, setaoc mass, norman nodge und dustin zahn alles unbeschriebene blätter. das können aber ganz gute voraussetzungen für überraschungen sein.
einfinden werde ich mich jedoch zu beginn von kink und dann bis zu herrn janson bleiben.

klubnacht

berghain
00h00 kitkatone
04h00 boston 168 live
05h00 dustin zahn
09h00 insolate
13h00 amotik
17h00 setaoc mass
21h00 dvs1
01h00 norman nodge

panorama bar
00h00 soundstream
04h00 massimiliano pagliara
08h00 kink live
10h00 sven weisemann
14h00 nd_baumecker
18h00 gerd janson
22h00 l.b. dub corp
02h00 ryan elliott b2b evan baggs

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
es scheint bei mir wohl echt in der natur der sache zu liegen, dass mit so die besten besuche dann geschehen, wenn sich bei mir ein allgemeiner musikalischer verdruss eingestellt hat und ich die erwartungen an sets daher ungefähr so weit herunterschraube, dass ich bitte nicht eine stunde lang mit dem ewig gleichen stil gelangweilt werden möchte und in den darauf folgenden vier stunden gefühlt das gleiche erlebe.

es wurde dann tatsächlich länger: 7h45 bis 23h15, wobei die letzten vier stunden in der üblichen sonntagsfülle stattfanden, die ich mir dieses mal als zaungast angeschaut habe. erstaunlicherweise war oben in der panorama bar auf der galerie am balkon immer irgendwie platz und im berghain bei der dj-ecke. wie bereits im voraus anvisiert, waren die oberen gefilde für mich dieses mal der passendere hafen und die ausflüge nach unten jeweils eher kurz. aber auch wenn ich mich dort aufhielt, war es zumindest nicht schlecht. einzig setaoc mass bediente für meinen eindruck ziemlich das berghain-techno-klischee, aber dustin zahn war in der frühe bereits mit einigen detroitigen chords unterwegs, insolate trocken, geradeaus und mit „no limit“ von 2 unlimited zum schluss auch polarisierend, wobei das in dem augenblick stimmungstechnisch erstaunlich entkrampfend wirkte. war zudem wesentlich besser verpackt als der übergang mit der brechstange zu „rhythm is a dancer“ von tijana t letztes jahr.
amotik und tatsächlich auch dvs1 ziemlich melodisch. letzterer bedient sich zwar gerne bei tracks der trippigen sorte, die ich auf der hardwax-website immer durchskippe, aber der mangel an dynamik, den ich bei seinem spannungsaufbau in den letzten jahren so oft bemängelt habe, hat sich ganz stark verbessert.

verbessert ist auch die situation in der säule, wobei das nach dem überaus positiven ersteindruck jammern auf hohem niveau ist. als erstes war das licht auf den toiletten nachmittags nicht mehr so grell. noch viel wichtiger: es gibt am rande der tanzfläche sowie oben auf der galerie mehr pritschen. ist zwar immer noch so, dass man als pärchen welcher orientierung auch immer etwas freizügig sein muss, die holzbank ist dort immer noch nicht wirklich bequem (könnte an sich eine etage tiefer) und der slalomgang will oben auch erstmal absolviert werden. aber sonst war ich sonntagabend sehr erstaunt, wie der floor als rückzugsraum angenommen wird. leider sieht der garderobenbereich links vom eingang, der einst die plattencover beherbergte, immer noch trostlos aus.

oben in der panorama bar hatte kink kein schweres los, die leute auf seine seite zu ziehen. auch wenn er es durch sein set nicht geschafft hat, dass ich mir seine sachen blind kaufen möchte und er auch keine großen musikalischen wagnisse einging, muss man neidlos anerkennen: der mann beherrscht seinen technischen fuhrpark und bringt so viel grundwissen mit, dass er mit harmonien improvisieren kann. noch dazu zweifelt man keine sekunde daran, dass er richtigen spaß an seinem job hat. das alles in kombination mit den bekannten durch breaks konstruierten spannungsaufbau- und durch bass folgende erlösungsmomente machte mir bewusst, dass das mit dem spaß haben so einfach gehen kann, wenn man diese momente auch als das nimmt was sie sind: aus gutem grund etablierte standards.
sven weisemann sparte nicht an vocals und hits: „i can’t kick this feeling when it hits“ von moodymann, „let me show you love“ von romanthony, aber auch „phylyps trak 2“, „loop“ von fuse vs lfo und pop in form von „thriller“ und „sweet dreams“. damit machte er das beste aus dem tendenziell eher schwierigen slot, während dem sich das publikum auch gerne mal austauscht und es zu lücken auf der tanzfläche kommen kann.
nd_baumecker schaltete danach gleich gefühlt zwei gänge zurück und spielte für connaisseure. das mögen manche nach dem vorherigen feuerwerk durchaus als vollbremsung empfunden haben, aber da man sich wie bei ihm üblich um stilübergreifend fein kuratierte tracks keine sorgen machen musste, war das zum konzentrierten zuhören beim tanzen das richtige, anstatt dem vorgängerset auf teufel komm raus noch einen draufzusetzen. genug zeit für das zurückholen der stimmung auf das vorherige niveau bleibt in vier stunden ja eh, und das wusste er insbesondere zum schluss hin auch umzusetzen.
gerd janson fand ich (da ist wieder das meckern auf hohem niveau) bei meinem letzten besuch zwingender, machte seinem status als resident wie sein vorgänger jedoch alle ehre. einzig luke slater als l.b. dub corp empfand ich als zu trocken für mich. ich meine, die „mandu“ von losoul erkannt zu haben, aber für die gute halbe stunde, die ich ihn gehört habe, erhoffte ich mir etwas weniger austauschbare tracks. andererseits fiel so der aufbruch nicht schwer.

war also tatsächlich einer der sonntage, in denen das schlechte gewissen pause hatte, weil ich in puncto eines potentiellen sommertages nicht viel verpasst hätte. stattdessen gab es gute bis sehr gute musikalische unterhaltung: oben mit größerer vielfalt innerhalb der einzelnen sets, unten von set zu set unterschiedlich und innerhalb der einzelnen sets mit nuancen – eine revolution fand nicht statt, aber es ist dem spaß (wie eingangs erwähnt) auch nicht unbedingt förderlich, wenn man diese erwartet. addiert man noch ein echt gut gelauntes publikum, kommt eine der klubnächte dabei raus, die ich durchaus als beispiel heranziehen kann, weshalb der club immer noch seinesgleichen sucht.

[berlin / 13.08.2016] berghain: ostgut ton nacht

vor genau einem jahr war ich im fabric, wo mit marcel dettmann wenigstens einer der residents spielte. das fabric bleibt aufgrund von zwei drogeninduzierten todesfällen in jüngster zeit am kommenden wochenende zu und ich bin eh nicht in london sondern hier. meine erwartung bzgl. publikumsandrang liegt bei irgendwas zwischen dem silvester-, csd- und verdoppelten sonntagabendwahnsinn, aber zumindest mein plan sieht danach aus, dass ich mich eher entgegen dem strom tagsüber (angedacht ist so ab sonntag vormittag) in der halle und im garten herumtreiben werde.

ostgut ton nacht

berghain
00h00 kobosil
04h00 vatican shadow live
05h00 function
09h00 terence fixmer live
10h00 fiedel
13h00 etapp kyle
16h00 norman nodge
19h00 ben klock
23h00 marcel dettmann
03h00 answer code request / boris

panorama bar
00h00 barker
04h00 matthew styles
08h00 virginia
12h00 dvs1
16h00 nick höppner
20h00 doms & deykers live
21h15 ryan elliott
01h15 efdemin

garten
12h00 tama sumo
16h00 nd_baumecker

halle
06h00 jenus
10h00 alekzandra
14h00 red stars over tokyo
17h00 the 7th plain
20h00 tobias.
24h00 len faki

eintritt
18 euro

nachbetrachtung
wie das mit plänen nun mal so ist – es kommt gerne mal was dazwischen. in diesem fall eine runde trivial pursuit im privaten rahmen, weshalb ich sonntagfrüh um 8 uhr noch wach war. ohne vorherigen schlaf wollte ich jedoch nicht hin. wäre zwar gegangen, aber ich hätte mir dann eher nur den stempel geholt, wäre vielleicht zwei stunden geblieben und am frühen abend wiedergekommen.

es wäre am ende eh auf das gleiche hinausgelaufen, was mit gesundem menschenverstand irgendwie nur schwer nachvollziehbar ist. brutto war ich von 16h00 bis 3h30 da, netto von 20h00 bis 3h30. die differenz von vier stunden besteht aus dem warten in der schlange – nicht in der normalen schlange, die wohl bis höhe baumarkt angewachsen war, sondern in der für stempel-/listenplatzinhaber. die reihten sich bis zu den betonteilen richtung nirgendwo / aldi auf. so bekam ich nd wenigstens von draußen etwas mit, vocallastig wie häufig, aber für den nachmittag sehr passend. irgendwann in höhe der rückseite der garderobe verschwamm der sound aus dem garten zu einem brei mit der panorama bar, und eine kurze runde improvisiertes yoga, gefolgt von trivial pursuit-fragen aus dem kopf verkürzte die zeit.
jeder mit etwas vernunft wäre wahrscheinlich umgekehrt, ich sah das jedoch eher positiv unter dem aspekt, sonntags mal endlich an die frische luft zu kommen. etwas sonnenschein war inklusive, regen gab es auch nicht, die temperaturen ließen einen nicht verdursten (obwohl der herr vom imbiss-stand in höhe des häuschens wahrscheinlich eurozeichen in den augen hatte), und im nachhinein kommt es mir auch nicht wie vier stunden vor. am ende dürfte man an beiden schlangen eh ungefähr gleich lang gewartet haben, was ich wiederum ganz demokratisch finde, da einem so vergegenwärtigt wird, sich mit stempel, stammgaststatus oder listenplatz nicht zu einer höheren kaste gehörig fühlen zu müssen.

für mich also eher draußen eine neue stufe des irrsinns, drinnen war es wirklich sehr gut auszuhalten. ich hatte sich durch die gänge schiebende menschenmassen erwartet, fand zwar einen mehr als sehr gut gefüllten club vor, aber das war insgesamt auch nicht mehr als das, was man sonntagabend mittlerweile erwarten kann. das gilt für die gesamte zeit, die ich da war.
nach vier stunden schlangestehen und noch mit etwas nachholbedarf an schlaf im hinterkopf hatte ich mich jedoch eher für die rolle des zaungastes entschieden, wobei ich (man lese und staune) ben klock beim reinkommen gegen 20h30 schon mitreißend fand. das hatte mehr perkussive elemente und vor allem mehr groove, aber wenn schon mal die halle offen ist, muss das auch ausgenutzt werden. das taten bei tobias. auch einige, bei dem ich zwei der düsteren tracks von der „selected ambient works 2“ erkannte. düsterer auch das licht in der gesamten halle, bei dem die roten lampen immer unter den sitzgelegenheiten platziert waren, womit das licht nicht nennenswert nach oben streuen konnte. sehr gelungen, die riesenprojektion von neujahr kann einfach nicht erreicht werden.
dem dasein als zaungast folgend streifte ich dann eben umher. ben klock blieb für meine ohren besser als ich es von ihm kenne. ryan elliott spielte oben auch ganz schön fordernd, efdemin passte in den minuten, die ich von ihm mitbekam, für meine ohren auch besser in die panorama bar als ins berghain. marcel dettmann war für mich im vergleich zu seinen letzten hervorragenden sets in „nur“ solider form (und damit immer noch besser als der durchschnitt), answer code request machte gleich von beginn an klar, dass hier eine schippe draufgelegt werden soll, während len faki bei mir mit „amo bishop roden“ von boards of canada wirklich pluspunkte sammelte. überhaupt war’s mal schön, ihn in dem kontext zu hören, obwohl er im vergleich zu tobias. tracks mit rhythmus spielte, aber dies immerhin so divers, dass es mich als faki-skeptiker schon freute, dass er es anders kann.

wäre die liebe lohnarbeit am montag nicht gewesen, wäre ich gerne länger geblieben, auch wenn dies einen langen atem erfordert hätte: schluss war wohl montagnachmittag um 15 uhr.
exzess mit ansage für andere – so lässt es sich für mich ganz gut zusammenfassen. lob an die tür, dass es drinnen zwar gut gefüllt, aber für den gast stets erträglich blieb. ich hoffe dennoch, dass sich das nicht zum standard für kommende sonntage entwickelt und konzentriere mich erstmal wieder auf den freitag, an dem man im berghain musikalisch herausgefordert wird – in dem fall die polymorphism anfang september.