[berlin / 24.09.2022] berghain: klubnacht

dies ist ein teil von nachbetrachtungen, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

klubnacht

berghain
00h00 polygonia
04h00 philipp gorbachev live
06h00 fiedel
10h00 quelza
14h00 ki/ki
18h00 gaetano parisio
22h00 freddy k
02h00 adiel

panorama bar
00h00 dasco
04h00 nick höppner
08h00 oracy
12h00 partok
16h00 hiroko yamamura
20h00 k’alexi shelby
23h00 virginia

nachbetrachtung

mr shelby war als hauptgrund meines besuchs für mich (wie freddy k im übrigen auch, aber mehr dazu gleich) ziemlich ernüchternd bzw. hatte mir mehr erhofft. fing zwar mit „no way back“ von adonis ganz vielversprechend an, auch „bostich“ von yello lasse ich mir gerne gefallen. mag sein, dass das set als reminiszenz an warehouse-zeiten gedacht war – so viel an acid-house lief den rest über leider nicht mehr. vielmehr war’s vocaldisco- und auch sehr hitlastig.
also bspw.: „you don’t know me“ (armand van helden), „i feel love“ (kennt hoffentlich jede*r) und „around the world“ (nicht von east 17, vielmehr daft punk). in meinen ohren alles tolle nummern, kamen nacheinander. später noch „horny“ von mousse t. dazu noch exzessive nutzung der pioneer-djm-filter – also überzeugt hat’s mich nicht. mag aber auch mit meiner erwartung über kreuz gelegen haben, wonach ich angesichts seines hintergrunds dachte, dass er in der chicagoer mottenkiste kramt, die über trax records und dj international hinausgeht.
im direkten vergleich fand ich marshall jefferson (vor jahren im about blank) oder paul johnson an ort und stelle (r.i.p.) um einiges besser. aber so weiß ich das jetzt und kann einen haken dahinter machen. hiroko yamamura war zwar im vergleich trockener unterwegs, aber ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn das als grundlage bis mitternacht weitergelaufen wäre.
sei’s wie es sei: virginia hat’s im anschluss souverän-reduziert gemeistert.

generell hat mich meine zweite schicht (also gegen 18:45 uhr bis kurz vor 1) gar nicht abgeholt. gaetano parisio toolig-perkussiv, mit mehr melodien als vor gut 20 jahren, aber das hat mich nicht zum längeren dableiben animieren können.
vor freddy k (so gegen 20:30 uhr) stellte ich noch mit einer mischung aus erleichterung und erstaunen fest, dass es draußen keine schlange mehr gab. angesichts des platzes in der panorama bar und unten an der garderobe freute es mich sogar, dass es sowas wie einlassstopp gegeben haben könnte. aber als ich dann mal im berghain vorbeischaute, wurde ich eines besseren belehrt: da waren selbst die hinteren flügel rund um das treppenhaus (wo es zur brücke geht) ordentlichst gefüllt. in die mitte der tanzfläche wollte ich’s schon nicht mehr wagen, da hat das durchschlängeln an der bar schon gereicht.

freddy k zwar immer noch mit vinyl, aber leider hat auch er dem trend nachgegeben, schnell (um die 150? geschätzt, nicht getappt.) zu spielen. das setzt zwar viel adrenalin frei, aber war mir halt auch zu überdreht bzw. steril (um nicht zu sagen: unsexy). es gab gegen 0:30 uhr eine schöne phase, in der er sowas wie ghettotech / breakbeats gespielt hat, wonach der subbass zur kick wenigstens einen takt zum nachhall hatte und auf einmal sowas wie ein groove vorhanden war.
mag sein, dass er sonst anders spielt und das set mal etwas spezielles war. der füllgrad gibt ihm (und auch ki/ki) ja recht. hatte aber auch was vom rennen an die spitze: wer kann schneller? der dj? das publikum? wer kann und will härter, nachdem ihr in den vergangenen zehn stunden schon ordentlich breitseite bekommen habt?
ehe ich als gerne mal hart spielender dj missverstanden werde: ist als phase im set toll. wenn das aber das einzige ist, worauf nicht nur ein set, sondern eine ganze reihe davon aufbaut, wird’s halt etwas statisch.
freddy k für mich also unter seinen möglichkeiten, und damit genug gemeckert.

positiv: es wurde in der panorama bar investiert. es gibt neue polster auf den sitzgelegenheiten und der gang bei den kabinen hinter der tanzfläche richtung bar ist endlich durchgängig beleuchtet.

außerdem (wichtiger): oracy und quelza. fiedel habe ich leider nur beim durchgehen nach oben gehört, nächstes mal länger.

oben lief bei ankunft jedenfalls „world of deep“ vom e-dancer, später noch „party boy“ von presence und relativ zum schluss der original def mix von „i’ll be your friend“ (von robert owens). das alles zwar vor einer vielleicht zweidrittelgefüllten panorama bar, aber das war einfach schön unaufgeregt.
gilt auch für quelza unten. also (erstmal) nicht für den jungen herrn hinter dem dj-pult, der in seiner ersten stunde noch sichtlich nervös war*. aber wer wäre das nicht? zumal: das publikum war geduldig und bei der angenehmen fülle noch so entspannt, dass es keiner großen signale bedurfte, um sie ködern oder die große abfahrt liefern zu müssen.
gerade deswegen war’s schön, ihm dabei zuzusehen, wie er nach einer stunde aufgetaut war, als er sah, dass es gut lief, und wie er bis zum schluss in den status kam, das genießen zu können. auch er um den einen oder anderen hit nicht verlegen („plastic dreams“ und „never grow old“, beide aufeinanderfolgend, ca. mitte des sets, finale mit „blue monday“ nach dem acapella von underground resistance – „transition“ mit noch irgendwas darunter.), aber auch sowas wie „windtunnel“ (alte synewave von norman) lag im mix. shazam hat mich ziemlich häufig im stich gelassen, daher diese eine trockene granate aus meinem langzeitgedächtnis.
wie oben erwähnt und gerade im vergleich zu dem, was danach kam: schön zurückhaltend mit fokus auf set-dynamik, gespür für das, was um die uhrzeit geht und das anziehen der zügel zu den passenden momenten (bzw. diese einfach selbst erschaffen). kann für meine begriffe gerne wiederkommen.

war aber bereits gegen 13:00/13:30 uhr so, dass sich der baldige start von ki/ki bei der fülle ankündigte. das hat sich unten auch bis nach mitternacht nicht wirklich gebessert, jedoch war platz die gesamte zeit über in der panorama bar eher wenig bis gar kein problem. wenn’s also wieder ans taktische geht, scheint’s im berghain sonntagfrüh bis frühen vormittag momentan am angenehmsten, wohingegen mensch den djs eine etage höher gerade am sonntagmorgen ein bis zwei dutzend tanzende mehr wünschen würde.
andererseits zielte auch der timetable darauf ab, unten ab 14 uhr keine atempause aufkommen zu lassen. aus betriebswirtschaftlicher sicht nachvollziehbar. zum „höher, schneller, weiter“ habe ich mich für den august bereits ausgelassen.

*: kurzer ausflug zum instagram-feed von efdemin: er stand eigentlich auf dem line-up, hat aber wegen eines trauerfalls abgesagt und stattdessen quelza zu seinem berghain-debüt verholfen.

[berlin / 13.08.2022] berghain: klubnacht

dies ist ein teil von nachbetrachtungen, die ich in der restrealitaet verfasst habe und nun hier herüberkopiere. das datum des postings datiere ich auf den jeweiligen clubbesuch zurück.

klubnacht

berghain
00h00 so
04h00 barker live
05h00 luke slater
09h00 beste hira
13h00 nur jaber
17h00 françois x
21h00 rolando
01h00 vincent neumann

panorama bar
00h00 nd_baumecker
04h00 alex kassian
08h00 joe delon

20h00 roman flügel
00h00 sedef adasi

garten
12h00 steffi
16h00 virginia

nachbetrachtung

tl;dr: guter sonntag, mit der erkenntnis zwei, drei tage später, dass reizüberflutung wirklich ein thema bei mir zu sein scheint. steffi einfach eine bank. virginia, sedef adasi, rolando, roman flügel mindestens sehr gut. beste hira bitte nochmal einladen, muss ich unbedingt mal länger hören. nur jaber sowie françois x mittelmaß.

sonntagabend hatte ich jedenfalls wenig zu meckern, wobei ich’s erst gegen ende von roman flügel hochgeschafft habe. war aber das gewohnte bild: es lief einfach wie von selbst bzw. herr flügel hat sich das publikum so zurechtgelegt. shazam hat beim letzten track leider nichts erreichen können, aber das klang wie eine „easy lee“-coverversion. sollte das irgendwann mal erscheinen, bitte bescheid geben (und nein, der cassy-remix war’s nicht). kurz vorher jedenfalls „too late now (soulwax remix)“ von wet leg. also ziemlich fordernd.
sedef adasi nur zeitweise mitbekommen, aber nachdem mein eindruck von pfingsten im berghain so lala und auf der nation solide zackiger techhouse war, spielte sie in der panorama bar recht ähnlich – also zackig-techhousig. aber zu der zeit und dem ort fand ich das schlüssig.

besser von anfang an: hatte es erst um 12:30 uhr hingeschafft. das hat noch für die letzte halbe stunde von beste hira gereicht, die ebenso wie marrøn regelmäßig im amsterdamer radion anzutreffen und vom stil her mit ihm vergleichbar ist. weniger schnell, aber gutes gespür für das publikum. fand sie jedenfalls interessanter als nur jaber, deren anfang recht vielversprechend wirkte, weil sie nicht direkt drauflos bretterte, sondern etwas atmosphärischer spielte, so wie damals ™ bei ihren ersten staub-gastspielen. aber wenn ich später mal vorbeischaute, war das für mich wenig weltbewegendes gebretter. teilweise schnelle überblendungen zwischen den tracks anstatt langgezogenes mixing, wobei ich nichts gesagt bzw. gemeckert haben will, wenn es irgendwelche technischen probleme gab.

mein hauptaugenmerk galt dem garten – quasi als ausgleich, wenn ich schon an einem sonnig-heißen sonntag in einen club gehe. hat meine erwartungen übererfüllt. inbesondere steffi, die einerseits detroitig-verträumt, andererseits auch astreinen acid-house als kontrast spielte und das alles richtig super ineinander verwoben hat. meine favoritin für den sonntag.
virginia war eine schöne ergänzung dazu: schnörkellos zielführender house, dabei um den einen oder anderen hit nicht verlegen (bspw. „professional widow“, im original von tori amos, geremixt von armand van helden, andererseits aber auch „plugged in“ von einem der für mich immer noch nicht genug besungenen detroiter helden: anthony shakir).

drinnen kam mir das tempo bei françois x schon jenseits der 140er-marke vor. getappt habe ich nicht, irgendwo hat das buchhalterische auch mal seine grenzen.
was ich rolando im anschluss hoch anrechne: den slot nicht dazu genutzt zu haben, gnadenlos weiterzuknüppeln. stattdessen gefühlte vollbremsung auf ca. 130 bpm, nicht unbedingt immer nur techno spielen, sondern hier und da mal den einen oder anderen house-track unterjubeln, der auf der funktion one (um mal dvs1 zu zitieren) eh wie techno klingt.
wenn die puristen meckern wollen, die auf die goldene regel pochen, nicht mehr als zwei tracks eines produzenten bzw. eines labels im set zu haben: es waren wenigstens vier tracks von robert hood dabei. gut, bei dem detroiter hintergrund auch nicht ganz überraschend.

einzig betanzt hätte ich sein set gerne etwas länger. jedoch (und als ob es der subjektivität noch nicht genug ist, kommt noch die durch aktuelle lebensumstände geprägte einfärbung hinzu) schlug zu der zeit entweder der biorhythmus oder die tatsache durch, die sich in letzter zeit (und wenn ich ehrlich bin, auch schon vor der pandemie) bereits herauskristallisiert hat: mir wurde jedenfalls am dienstag im laufe des tages deutlich, dass diese reizüberflutung nach 10+ stunden bzw. gerade am sonntagabend nicht mehr wirklich etwas für mich ist. hatte sich schon zu pfingsten gezeigt, wo ich in der halle (und ja, auch im lab) am liebsten zeit verbracht habe. aber es gibt auch andererseits wie bei beste hira mittags noch die augenblicke, wo alles stimmig ist.
mag daran liegen, dass der kopf anfangs noch frischer und sowieso in freudiger erwartung der nächsten stunden vor ort ist. es ist aber auch leichter – erst recht, wenn mensch es vor 10 uhr hingeschafft hat. der erste ansturm ist weg, langsam trudelt das stammpublikum ein und es ist allerorten noch ziemlich entspannt.
ab dem späten nachmittag wendet sich dies dann und irgendwann ist es halt ein gefühlt permanentes durchschlängeln durch den club von a nach b bzw. im schlimmsten fall platzverteidigung auf der tanzfläche. das sowie die stetig aufkommende frage nach dem schlangenstatus hat etwas davon, sich so etwas wie eine strategie zurechtzulegen: wann gehe ich am besten hin? an welcher bar geht es jetzt am schnellsten? wo sind die klos nicht gerade überfüllt? an welchem platz auf der tanzfläche werde ich am seltensten angerempelt? selbst an „nur“ gut gefüllten sonntagen wie dem jetzigen (es gab für mich schon vollere) ist’s für mich eigentlich soweit, dass diese rekordjagd nach den schließungszeiten anno 2019 auch nicht mehr zwingend sein muss.
klar mischt sich da eine gehörige portion nostalgie hinein, die von der tatsache, dass die ausnahmezustände von vor zehn, zwölf jahren jetzt die regel sind, etwas übersättigt ist. der bedarf ist offensichtlich da und aus wirtschaftlicher sicht ist nichts dagegen zu sagen. mein stammkundenherz sehnt sich jedoch nach dem „weniger ist mehr“. vielleicht ist’s auch eine größere sensibilität gegenüber dem, was um mich herum auf der tanzfläche oder auf den zu- und abwegen geschieht und eventuell wird das hirn mit dem alter auch etwas träger, um das alles adäquat verarbeiten zu können.

hat das konsequenzen? nö, keine gravierenden. für mein mentales gleichgewicht ist der monatstermin immer noch unerlässlich. in erster linie sollte ich mich nur früher auf den weg machen, so dass ich nicht erst mittags aufschlage. ab irgendeinem zeitpunkt sonntagabends könnte ich mir einen sitzplatz in der säule oder der panorama bar reservieren. (notiz an mich: shirt mit waldorf & statler bedrucken. sowas wie eine loge gibt’s für beide floors eh.) mensch sieht jedoch: da kommt wieder das strategische zum tragen.

trackauswahl (*: shazam)

steffi
biosphere – novelty waves
d’marc cantu – acid test*
maruwa – freeze*
scan 7 – burdens down (dj deep & roman poncet remix)*

virginia
tori amos – professional widow (armand van helden remix)
paul johnson – the music in me
paul johnson – relieve me (direkt danach)*
anthony shakir – plugged in

rolando
e-dancer – pump the move
minimal man – make a move pt.1
robert hood – and then we planned our escape*
robert hood – the pace
robert hood – hate transmissions
h&m – real life
the lady machine – collide*
shlomi aber – warping*
paperclip people – throw
nicolas vogler – evolve*
… und ja, auch „jaguar“