r.i.p. horst krzbrg

das rest in peace war hier bislang nur im zusammenhang mit personen zu lesen. bei clubs, an denen mir etwas lag, war der nachruf stets mit einem besuch kurz vor oder direkt zur schließung verbunden. beim horst krzbrg gab es hierbei keine chance, zumindest wusste ich von den problemen im voraus nichts. daher kam die nachricht schon sehr überraschend und die gründe für den schritt sind für mich, der sich geraume zeit mit der entwicklung des bezirks (wenn auch vor drei jahrzehnten) befasst hat, etwas besorgniserregend.
die details sind vom club selber bei facebook erklärt und der anlass rechtfertigt, dass ich meine aversion gegen die blau-weißen seiten kurz beiseite lege und darauf verlinke. insofern möchte ich die gründe für den schritt hier nicht wiederkäuen, sondern stattdessen aus einem wie besorgnis (findet diese gentrifizierungsspirale auch mal ein ende, wobei eine höhere miete jedoch – muss man zugeben – auch dem e-werk anno 1997 schon das genick gebrochen hatte?), hilflosigkeit und optimismus, dass sich die initiatoren nicht unterkriegen lassen werden, bestehenden gefühl einfach mal ein „danke für die schöne zeit“ loswerden.

also, falls einer der verantwortlichen (chefs, barpersonal, nightmanager, techniker) hier mitliest: ich habe mich sowohl als besucher als auch als dj bei euch stets sehr gut aufgehoben gefühlt. das lag daran, dass ihr darauf geachtet habt, alles so ehrlich und verbindlich wie möglich anzupacken. das fängt bei vermeintlich profanen dingen an, wenn man an der bar was bestellt und dabei auf unaufgeregte, aber dennoch fixe barkeeper trifft. es geht bei gesten weiter, wie von johnny stieler (also cheffe) zwei stunden vor dem gig angerufen zu werden, der sich entschuldigt, nicht rechtzeitig bescheid gegeben zu haben, dass man sich vorher zum essen trifft und sich im restaurant ebenfalls unaufgeregt darum kümmert, dass alle versorgt sind. und es hört bei der versorgung während des sets nicht auf – entweder konstruktives vom techniker oder die barkeeper, die einem den extraweg abnehmen und regelmäßig nachfragen, ob man nachschub benötigt.

fest steht: der horst war für mich nie die feierhölle wie der tresor seinerzeit, wollte dies aber auch nicht vorrangig sein. stattdessen wurde ein rahmen für einen angenehmen austausch sowie für musikalische ausflüge (wax treatment) und somit ein schön familiärer rahmen geschaffen.

danke dafür und auch für die kirsch-anlage, die alte, nicht unbedingt optimal gemasterte transmat-platten (k. alexi) so satt hat klingen lassen. würde mich freuen, wenn ihr einen erneuten anlauf wagt.

nachtrag, 21.02.2013, 0:02 uhr

die berliner zeitung hat johnnie stieler zu den umständen interviewt: hier geht’s zum artikel.

nachtrag 2, 10.05.2013, 20:03 uhr

die taz zieht mit einem interview zur analyse der gründe nach: klick.

projekt holzmarkt und die mediaspree

das ist doch eine interessante wende, die sich auf dem ehemaligen gelände der bar 25 ergeben hat und welche die berliner zeitung (stand 21.06.2012, 15:08 uhr) als titelmeldung auf der website bringt.

zugegeben: das musikalische und hedonistische selbstbild der bar 25 hat mich davon ferngehalten, aber es scheint tatsächlich nicht zu verleugnen, dass sie nicht nur in den hirnen der easyjet-touristen, sondern sogar in den amtsstuben spuren hinterlassen hat. seit dienstag, dem 19. juni 2012, wird der seit mehr als zehn jahren für das gelände geltende bebauungsplan grundsätzlich geändert. dieser sah (welch überraschung) weitere büro- und hotelbauten vor, die laut bezirksbürgermeister von f’hain-kreuzberg franz schulz nicht mehr zeitgemäß sind, da diesbezüglich bereits genügend angebot herrschen würde. wer zwischen jannowitzbrücke und ostbahnhof den blick durch die fenster der s-bahn schweifen lässt, dürfte diese ansicht schnell teilen.
der meinung war auch die bezirksverordnetenversammlung, die diese änderung am gestrigen abend billigte. der grundstückseigentümerin (die bsr) wird durch diese entscheidung ein nicht unbeträchtlicher finanzieller schaden entstehen, da das gelände nicht mehr so dicht wie ursprünglich geplant bebaut werden darf und daher von der wirtschaftlichen seite etwas unattraktiver wird.

das bieterverfahren ist gerade vorbei, es bleibt also spannend, wer seine wie auch immer geartete kulturelle vision dort ausbreiten darf. dabei ist zu hoffen, dass diese nicht der verflachung anheim fällt, aber mit der nutzung des geländes für studentenwohnungen, einer kita und einem club habe ich erstmal wenig bedenken.
bemerkenswerter ist vielmehr, dass die bvv f’hain-kreuzberg sich damit den bürgerentscheid von 2008 zu herzen genommen hat und die personellen änderungen im senat dafür nutzt, dass (wieder einmal – zugegeben, ich bin durch meine master-arbeit immer noch voreingenommen) von dem bezirk ein signal für die künftige stadtentwicklung ausgehen könnte, welches in die für meine begriffe goldrichtige richtung weist. man stelle sich nur mal die völkerwanderungen auf der michaelkirchbrücke zwischen kater holzig (so er denn länger als die vorgesehenen zwei jahre existieren darf) und dem holzmarkt vor. wenn dann noch der tresor um die ecke wieder zu alter stärke zurückfindet (wie mir berichtet wurde, hat das booking-gespann dort nach zähem ringen durchgesetzt, dass sowas wie kanzler-nächte nicht mehr stattfinden sollen – auch wieder ein zeichen dafür, dass sich manches zum besseren wenden kann), könnte das ein neues vorzeigeareal für die stadt werden.

hier noch der link zum artikel: klick.

franz schulz vs. berliner linie

was ich nicht alles verpasse, wenn das wochenende wieder einmal dem techno-marathon geopfert wird…

in kreuzberg wurde am wochenende tatsächlich mal wieder ein zur hälfte leerstehendes haus besetzt, ein entsprechender einsatz der polizei ließ nicht lange auf sich warten, ging aber scheinbar unspektakulär über die bühne. nun besinnt sich der bezirksbürgermeister von friedrichshain-kreuzberg franz schulz auf die wurzeln der grünen, die sich anno 1981 als alternative liste in kreuzberg unter anderem mit der solidarisierung mit der hausbesetzer-szene profilieren konnten. damit kommt er nicht ungelegen: wer aktuell im inneren bereich des s-bahn-ringes in den entsprechenden bezirken eine wohnung sucht, kann ein lied von maklerprovisionen und nettokaltmieten über 10 euro pro quadratmeter singen.
franz schulz möchte daher nun die berliner linie, ihrerzeit unter dem senat von hans-jochen vogel eingeführt, durch die holländische linie ersetzen. erstere schreibt besetzungen den straftatbestand zu, die nicht länger als 24 stunden geduldet werden sollen, sofern der eigentümer die räumung beantragt. in holland wird (bzw. wurde) eine besetzung bei längerem leerstand geduldet.

für mich in zweierlei hinsicht erstaunlich: der ganze sachverhalt ähnelt vom spekulativen charakter frappierend den vorgängen, die zur west-berliner besetzungswelle ab 1980 geführt haben. und natürlich ist es gut, wenn auf diese missstände, die zur verdrängung der angestammten szenen und bewohnern führen, in dieser form hingewiesen wird. ich hatte schon fast angenommen, dass nach der erfolgreichen mietenstopp-demonstration im letzten september wieder ruhe eingekehrt wäre. insofern gut zu wissen, dass das engagement immer noch vorhanden ist und die aktion an sich genau wie vor gut 30 jahren dazu beiträgt, das thema aktuell zu halten.
erstaunlich auch, dass franz schulz in die fußstapfen seiner vorgänger wie werner orlowsky oder volker härtig tritt (wobei letzterer der farbe grün abgeschworen hat und zur roten seite der macht gewechselt ist), die besetzungen bei leerstand als legitim erachteten und daher deren kriminalisierung ablehnten. so weit, so schön. angesichts von spekulationsobjekten wie in der mittlerweile zwei mal besetzten schlesischen straße 25 mit entsprechenden polizeieinsätzen, die dazu führten, dass das haus mit immer noch zwei verbliebenen mietparteien zum großteil leersteht, muss schon die frage erlaubt sein, ob herr schulz nicht einen kampf gegen windmühlen führt und mit seinem schachzug versucht, die wähler zu beruhigen.
mein immer noch vorhandener glaube an das gute im menschen lässt mich aber zu dem schluss kommen, dass der beitrag für die längst überfällige wohnungspolitische debatte im großen rahmen ein schritt in die richtige richtung ist. schöner wäre es jedoch, wenn den besetzern in spe nicht die rolle der seismographen für ramponierte objekte in sehr toller lage zukäme, die nach getaner arbeit gegenüber investoren den kürzeren ziehen dürfen.

via tagesspiegel.

den leerstandsmelder gibt es jetzt auch für berlin

war eigentlich überfällig, dass es die seite auch für berlin gibt, aber besser spät als nie, wo die mietendebatte allgegenwärtig ist.

gestartet im umfeld der – letztlich erfolgreichen – besetzung des hamburger gängeviertels, hat sich die seite als plattform zur initiierung von debatten über die zwischen- oder nachnutzung brachliegender gebäude oder flächen bewährt. daher wird es spannend zu beobachten sein, welche ecken in den jeweiligen kiezen markiert werden und welche (nicht unbedingt legalen) aktionen dies nach sich ziehen wird – auf dass die aufwertung der innenstadt auch mal im sinne der bewohner stattfindet.

der link für die bookmarks: http://www.leerstandsmelder.de/

der gott des gemetzels (+ bonus-track „an der cinestar-kasse“)

eine kategorie, die seit dem „baader meinhof komplex“ nicht aktualisiert wurde und nun ihre wiederbelebung erfährt. dies aus zweierlei gründen, daher auch auf zwei hauptschauplätze verteilt.
die kritik am film fällt eher kurz aus, die am verhalten cinestars umso länger.

der gott des gemetzels

inhalt
schnell erzählt. die ehepaare longstreet und cowan treffen sich zum gespräch, weil der filius der cowans (zachary) dem sprössling der longstreets (ethan) in einem streit mit einem stock zwei schneidezähne ausgeschlagen hat. beide elternpaare beratschlagen die konsequenzen sowie ursachen des konfliktes und scheitern grandios an dem versuch, auf möglichst zivilisierte weise eine lösung herbeizuführen.

umsetzung
mal ganz davon abgesehen, dass ich aufgrund der vermeintlichen sexuellen entgleisungen polanskis aus der vergangenheit schon überlegt habe, ob er die monetäre unterstützung durch den eintritt verdient, bleibt nach dem film nur noch der eindruck zurück, dass der mann schlicht und ergreifend nach wie vor ein verdammt guter regisseur ist.
nein, er obliegt nicht der versuchung, die theatervorlage mit bombast aufzupeppen, und nein, er hat beim casting auch auf nicht authentische charaktere verzichtet. jodie foster habe ich das letzte mal im (ziemlich guten) panic room wahrgenommen und mich schon richtig auf ein wiedersehen gefreut. bei kate winslet habe ich zugegebenermaßen einiges in der zwischenzeit verpasst. john c. reilly zählt zu denjenigen, die man in mainstream-produktionen irgendwann mal gesehen hat, ohne dass er weiter aufgefallen wäre. und christoph waltz hat durch beihilfe tarantinos wohl mehr als einen fuß in hollywoods tür.
da der fokus also weniger auf effekthascherei und aufwändigen kulissen liegt, sind die schauspieler gefragt. und da hat mich kein einziger enttäuscht. die vier gestalten die 80 minuten und die dynamik des konfliktes sowie der sich ständig wandelnden zwischenmenschlichen zerwürfnisse so dermaßen kurzweilig und unterhaltsam, dass ich den film ganz klar für einen spontanen kinobesuch oder zu einer pflichtausleihe aus der videothek empfehlen muss. alleine christoph waltz sticht in seiner rolle als berufszyniker heraus.

nun also zu cinestar. da ich noch einen gutschein meiner eltern von ostern 2011 übrig hatte, von dem sich einer im übrigen noch anfang november zu „melancholia“ einlösen ließ, fiel die wahl erneut auf das kino in der kulturbrauerei.
als ich gestern abend dort nun den zweiten der gutscheine einlösen wollte, erklärte mir ein irgendwie genervter herr an der kasse, dass dessen gültigkeit abgelaufen sei. hierzu sei bemerkt, dass es sich zwar um die „hollywood“-aktion cinestars vom vergangenen frühjahr handelte, jedoch wird auf dem gutschein nicht kommuniziert, wie lange dessen gültigkeit bemessen ist. das ist jedenfalls die tatsache, die einen an der kasse primär stutzig werden lässt. wenn man nur kurz im netz recherchiert, kommt man schnell zu dem ergebnis, dass eine gültigkeitsdauer unterhalb eines jahres ohnehin unzulässig ist und ein gutschein ohne angabe von fristen wenigstens drei jahre eingelöst werden kann.
also habe ich das kontaktformular auf der cinestar-website bemüht. das bietet immerhin die möglichkeit zum upload von jpg- und pdf-dateien bis zu 2 mb. ich habe auch einen relativ sachlichen text dazu verfasst, der aber für das nachrichtenfeld auf der cinestar-seite zu lang ist und kann nur darüber spekulieren, ob man seitens des unternehmens damit rechnet, dass ein entnervter kunde seine anfrage nach drei gescheiterten versuchen doch lieber nicht stellt. ihnen sollte man aber vielleicht erklären, dass derjenige sich den nächsten besuch in einem ihrer kinos dann lieber zwei mal überlegt.
daher als tipp für diejenigen in einer vergleichbaren situation: verfasst euer anschreiben lieber in libreoffice oder mit word, macht ein pdf daraus und fügt das mit einem scan des gutscheines zusammen. so war ich immer noch bei 189 kb.

anbei das anschreiben (aufgrund der förmlichkeit mit groß- und kleinschreibung) und die gescannte vorderseite des gutscheins, die selbstverständlich im anhang der mail an cinestar enthalten ist.

Sehr geehrte Damen und Herren,

zu Ostern im vergangenen Jahr bekam ich zwei Exemplare des im Anhang mitgeschickten Gutscheines von meinen Eltern als Geschenk überreicht.

Aufgrund des nicht meinem Gusto entsprechenden Filmangebotes kam ich erst im November (genauer: am 5. November 2011 zu „Melancholia“ um 22:40 Uhr) dazu, den ersten dieser Gutscheine einzulösen.

Meine weitere Freizeitplanung ließ einen erneuten Besuch Ihres Kinos leider erst am gestrigen Abend, den 5. Januar 2012 zu. Die Entscheidung fiel zugunsten „Der Gott des Gemetzels“ von Roman Polanski aus, dessen Eintrittspreis ich an der Kasse gerne mit dem Gutscheinexemplar aus dem Anhang begleichen wollte.

Der Herr an der Kasse teilte mir daraufhin mit, dass dessen Gültigkeit abgelaufen sei, da es sich um eine befristete Aktion handelte. Ein Versuch, den Gutschein zu scannen, brachte ebenfalls keinen Erfolg. Meinen Eltern und mir war diese Tatsache nicht bewusst, ansonsten hätte ich versucht, diesen Gutschein zeitnah an eine Person auszuhändigen, damit diese in den Genuss Ihres Angebotes kommen kann.

Ich möchte diese Gelegenheit lediglich nutzen, um mich zu erkundigen, bis wann eine reelle Chance bestanden hätte, diesen Gutschein gegen die Dienstleistung „Abspielen eines Kinofilms nach Wahl des Kunden“ einzulösen. Wie Sie auf der gescannten Version erkennen können, ist lediglich das Kauf-, jedoch weder auf Vorder- und Rückseite ein Ablaufdatum vermerkt (oder meine Sehkraft reicht nicht dafür aus, diese ausfindig zu machen – für diesen Fall bitte ich vorab um Entschuldigung). Ich brauche Sie sicherlich nicht darauf hinzuweisen, dass Gutscheine ohne Angabe von Ablauffristen eine Gültigkeit von drei Jahren besitzen und kürzere Fristen als einem Jahr unzulässig sind.

Trotz allem Verständnis für die Notwendigkeit, sich durch solcherlei Aktionen im harten Wettbewerb mit der Konkurrenz kurzfristig mit Kapital zu versorgen, ist diese Art von Geschäftsgebaren gegenüber dem Kunden meiner Meinung nach höchst unseriös. Bislang habe ich Ihre Gutscheine gerne verschenkt sowie Ihre Kinos aufgrund der guten Erreichbarkeit gerne besucht. Aufgrund der Erfahrung des gestrigen Abends ziehe ich jedoch den Besuch anderer, kleinerer Lichtspielhäuser in Betracht.

Mit freundlichen Grüßen
Andreas Greger

neue, in der raumfahrt erprobte sitze bei der berliner s-bahn

der öffentliche personennahverkehr dieser stadt scheint derzeit ein paar motive herzugeben. keine ahnung, wie lange die s-bahn das machwerk schon spazieren fuhr oder ob das tatsächlich als neue sitzkollektion in serie gehen soll. aber die letzte etappe auf der heimfahrt hat es definitiv verschönert.

(aufgenommen am s-bahnhof frankfurter allee, dienstag, 19.07.2011, 0:55 uhr.)

p.s.: bei der gelegenheit der tip: sofern einem an einem reibungslosen heimweg gelegen ist, sollte man die ringbahn nicht nur an den wochenenden, sondern auch unter der woche nach / gegen mitternacht meiden. zwischen gesundbrunnen und wedding durfte ich zwei mal das gleis und somit auch den wagen wechseln, ehe mich das immer weiter gedeihende ostkreuz begrüßen konnte. da summierte sich eine strecke, welche die s-bahn sonst in 15 minuten absolviert, zu einer knappen halben stunde.

komplementäre kompetenzen

schon eine interessante kombination. ist die ausbildung mit praktika im jeweils anderen feld verknüpft, was man sich analog zu den bachelor- und master-studiengängen im „freien wahlbereich“ anrechnen lassen könnte? oder sind pflegeheime seit neuestem zielscheibe von kleinkriminellen?

(fotografiert in der u5 höhe weberwiese, 15.07.2011, 23:52 uhr)

runde drei in der protestbastion

geht ja schlag auf schlag momentan, aber die heutige verkündung des berliner mietspiegels gab auch eine steilvorlage. schön, dass die gleich auf die altbekannte art und weise umgesetzt worden ist.

disclaimer: wer sich an der tickerartigen darstellung stört, sollte im voraus wissen, dass das als erlebnisprotokoll konzipiert ist – und als ergänzung zu dem, was beim tagesspiegel (überraschenderweise) am ausführlichsten behandelt wird, aber auch bei taz und berliner zeitung erwähnung gefunden hat. verwendung von bildern: gerne, aber nach vorheriger rücksprache (kontakt im impressum), bezüglich der videos siehe untenstehenden hinweis.

18:00, cuvrystraße
auf dem heimweg von recherchen im papiertiger fällt mir an häuserwanden neben all den plakaten der mieterinitiativen ein frisches, weißes flugblatt auf.

die argumentation könnte jedem bekannt vorkommen, der sich mit der bürgerinitiative so 36 auseinandersetzt, ein paar blicke in den südost express riskiert hat und daher um deren beitrag zu dem besetzungsboom anfang 1981 weiß. klare sache also, die einladung anzunehmen.

18:09, schlesische straße
ankunft. vor und im haus reges treiben.

anschließend ab in den hof, in dem die versammlung tagte. abstimmung der weiteren aktionen (präsenz vor oder im haus, bzw. im hof – ergebnis: am besten überall), dazu noch die frage, wer alles an einer wohnung in dem objekt interessiert wäre (wenigstens 20 meldungen). lief erstaunlich diszipliniert ab, was aber auch an der „moderation“ gelegen haben könnte.

18:30, schlesische straße
rundgang durch das vorderhaus, in dem noch eine mieterpartei wohnt (im – verriegelten – hinterhaus noch eine weitere). eindruck: wohnungen, die mit etwas fachwissen schnell wieder hergerichtet werden könnten. dazu wäre nicht mal eine gründliche anhebung des standards nötig, es würde eine normale instandsetzung ausreichen, die in den letzten jahren sichtlich ausgeblieben war. keine fotos, auch nicht von der versammlung im innenhof, dort wurde auch ein kamerateam mit bestimmtem tonfall weggeschickt.

18:45, wrangelstraße
ortswechsel zum copy-time nähe der skalitzer straße, auf dem hinweg bereits mehrere mannschaftswagen auf der oberbaumbrücke gesichtet. der vertreterin der mieterinitiative gegen verdrängung, die vor dem besetzten haus einen stand betreute, gingen die flugblätter aus. also 100 stück kopiert, „macht 5,50, aber geb mir 5 euro, ist schließlich für den kiez.“

19:36, schlesische straße
ansage: „die polizei hat sich von der oberbaumbrücke in bewegung gesetzt, jetzt sollte jeder überlegen, wo er sich hin orientieren möchte. entweder ins haus, in den hof oder auf die straße.“ kurze zeit später fuhren die ersten wagen vor.

19:38, schlesische straße
die polizei verschafft sich mit nachdrücklichen argumenten zutritt zum haus. sorry wegen der verwackelten kamera, aber es hat einfach meine multitasking-fähigkeiten überschritten, mir einen sichereren platz zu suchen, dabei nicht aus versehen in jemanden hineinzurennen oder eine fliegende flasche abzukriegen und dann auch noch die kamera ruhig zu halten.


(der junge herr rechts im bild stand bis vor wenigen sekunden alleine auf der straße und wurde kurzerhand in den schwitzkasten genommen. nach einem kurzen wortgefecht hatten sich beide seiten wieder beruhigt.)

19:42, schlesische straße
der erste wird in gewahrsam genommen.

20:02, schlesische straße
die schlesische straße ist zwischen taborstraße und heckmannufer von polizeiketten abgeriegelt. man kommt inklusive fahrrad noch raus, aber nicht mehr rein.

20:11, heckmannufer ecke schlesische straße
die polizei räumt den abschnitt unmittelbar vor dem haus, einsatz von schildern und ellenbogen.

20:24, schlesische straße höhe schlesische brücke

Polizisten schleifen eine frau 5 Meter an den Haaren über Straße, prügeln mit fäusten und Knien auf einzelne #schlesische25
(zitiert nach dem tweet von christianberg.)

die situation kurz danach aus der entfernung (und mit gewohnt unruhiger hand) betrachtet. keine zwei minuten später waren die damen und herren in grün wieder bei ihren kollegen an den mannschaftswagen.


(über dem „polizei“-schriftzug: ein beamter schubst eine frau unsanft nach hinten.)

20:40, schlesische straße höhe schlesische brücke
die situation hat sich schnell wieder beruhigt. es haben sich einige (weibliche und männliche) aktivisten im haus verbarrikadiert, die sich in den letzten stunden regelmäßig an fenstern und balkon gezeigt haben (inklusive der warnung „wir haben ehec, ehec, ehec.“). nützt alles nichts, auch sie werden in der nächsten halben stunde nach draußen begleitet.
als kontrapunkt zum sonst mir unverständlichen vorgehen gegen friedliche demonstranten das verhalten der polizeikette auf der rechten seite der schlesischen straße in richtung schlesisches tor: da stand die deeskalative fraktion, die in aller ruhe mit den anwesenden diskutierte und die fragen hinter dem einsatz beantwortete, und vor allem auskunft gab, dass man doch bitte den umweg über das heckmannufer nehmen solle.
schlussendlich haben sie lediglich den strafantrag der gsw umgesetzt, den diese interessanterweise während der räumung zurückzog. verhandlungen über den weiteren verbleib der besetzer wurden unterbrochen, als die beamten die temporären bewohner aus dem haus begleitete. ein privater sicherheitsdienst meldete bei der polizeikette an, die sicherung des hauses zu übernehmen. der „moderator“ der diskussion auf dem hof teilte noch mit, dass es eine angemeldete solidaritäts-demonstration ab dem schlesischen tor geben solle, die sich um 21:30 allerdings noch formierte.

es ist zwar definitiv zu früh, von einer wiederbelebung des häuserkampfes zu sprechen, aber die parallelen stechen dennoch ins auge, wenn man dessen entstehung betrachtet. die besetzungsaktion an sich war toll organisiert, ähnlich wie vor 30 jahren hatte sich ein bündnis aus mieterinitiativen und studenten gefunden, die einfach in aktion getreten sind, und der zeitpunkt hätte wirklich nicht besser gewählt werden können. das ganze noch mit schönen spontanaktionen garniert (ein „hupen gegen hohe mieten“-schild auf der schlesischen straße fand ziemlichen anklang) – in kreuzberg hat man’s wohl tatsächlich nicht verlernt, öffentlichkeitswirksam auf bestehende missstände aufmerksam zu machen. scheinbar haben die mieterinitiativen dabei so gute vorarbeit geleistet, dass die identifikation im kiez mit solchen aktionen vorhanden ist, sofern das beispiel aus dem copy-shop dafür überhaupt herhalten kann.

den besetzern (und den übrig gebliebenen bewohnern) ist ein zweiter anlauf jedenfalls zu wünschen. würde mich auch nicht wundern, wenn es demnächst neue leerstandslisten gäbe – die gsw scheint da im letzten jahrzehnt (systematisch) einiges verschlafen zu haben.

addendum no. 1, 31.05.2011, 2:42: videos bis auf weiteres wegen erkennbaren gesichtern entfernt.

addendum no. 2, 31.05.2011, 13:44: die videos bleiben zum personenschutz unverlinkt, stattdessen gibt es standbilder daraus mit weichzeichner auf den gesichtern. sofern jemand sein juristisches oder journalistisches interesse glaubhaft zum ausdruck bringt, stelle ich sie demjenigen zur verfügung.

addendum no. 3, 31.05.2011, 14:06: bei vimeo ist ein (wesentlich besser gemachtes) video hochgeladen worden, was den tag von der demonstration vor dem gebäude der gsw bis zur räumung der schlesischen straße 25 in sieben minuten gut zusammenfasst.

Schlesische Strasse 25 from Cut Killhup on Vimeo.

addendum no. 4, 31.05.2011, 21:26: wer einen detaillierten taz-bericht zur besetzung und dem dilemma mit der angedachten, jedoch nicht realisierten sanierung vermisst hat – den gibt es jetzt hier. kurz zu den aussichten: das haus ist vor kurzem an eine private verwaltungsgesellschaft verkauft worden, mit der jetzt über eine nutzung der räume durch die besetzer verhandelt werden soll. wird sich zeigen, ob wegen des polizeieinsatzes die alten gräben zwischen administration und opposition der straße wieder aufbrechen.

runde zwei in der protestbastion

wie unlängst (am 10. mai) berichtet, gibt’s im gebiet des wrangelkiezes (manche langjährigen bewohner oder soziologisch orientierte wissenschaftler werden es als areal der „strategien für kreuzberg“ anno 1977 im gedächtnis haben) eine debatte über die um sich greifende tourist- und gentrifizierung. dabei hat sich jetzt ein unerwartetes bündnis zwischen jüngeren einwohnern und den touristen ergeben, die als teilnehmer am protest gegen die verdrängung durch steigende mieten gerade aufgrund der tatsache willkommen sind, dass sie in ihren heimatstädten bereits die leidtragenden dieses phänomens sind.
die ideen zu den aktionsformen sollen die bereits gegenüber touristengruppen entgegengebrachte kritik auf die spitze treiben, was gar nicht so unoriginell ist. fragt sich nur, ob der schuss nicht auch nach hinten losgehen kann und die motive dafür überhaupt bei der bevölkerung ankommen, bzw. ob einige nicht dann erst recht entnervt wegziehen. jedenfalls bekommt das thema nun auch überregionale aufmerksamkeit. das war bei der thematisch etwas anders gelagerten debatte vor 30 jahren schon mal ähnlich, nur brennen heutzutage weniger barrikaden.

(via spi-on.)

ein neuer anlauf zur aufwertung des portals nach friedrichshain

eine vielleicht etwas hochtrabend ausgedrückte überschrift, aber dem gelände begegnet man nun mal zwangsläufig, wenn man sich über die (an sich wenig einladende) warschauer brücke richtung simon-dach-kiez bewegt und dort abends auf den wenig prominenten eingang richtung suicide sowie einigen obdachlosen auf der wiese, und den rest der zeit auf „haste mal n paar cent“-punks, mittlerweile zwei fotoautomaten, den saray-dönerstand und zuweilen aktivisten von amnesty international oder dem wwf trifft.

das raw-gelände hat sich seinen aktuellen status in den letzten jahren hart erkämpfen müssen. geplant waren eine reihenhaussiedlung sowie einkaufsmöglichkeiten – also das totale gegenteil dessen, was mit raw-tempel, skatehalle, cassiopeia, astra, und eben dem suicide mittlerweile dazu beigetragen hat, dass im szeneinternen jargon gerne vom „revaler technostrich“ die rede ist. ein neuer plan der agentur platoon möchte direkt am ende der warschauer brücke eine containerhalle für subkulturelle kunst errichten, der verständlicherweise ambivalente reaktionen hervorruft:
auf der pro-seite kann man argumentieren, dass das dort bereits bestehende angebot dadurch ideal ergänzt wird und das raw-gelände sich dadurch noch professioneller darstellen kann. das birgt natürlich auch chancen, über 2019 hinaus bestehen bleiben zu können.
entgegnen lässt sich natürlich, dass so ein bau zu kosten der bereits bestehenden lokalitäten gehen könnte. wenn es die eher improvisierte strandbar trifft, spricht eigentlich nichts dagegen. es wäre zudem noch zu klären, inwieweit das projekt den multifunktionalen orten wie dem astra oder auch dem suicide nicht das wasser abgraben könnte. ideal wäre natürlich eine kollaboration zwischen allen beteiligten, wobei diese halle – analog zu der auf der museumsinsel geplanten eingangshalle – als portal in den subkulturellen kosmos friedrichshains dienen könnte. allerdings könnte für manche läden der professionalisierungsdruck noch weiter ansteigen, die aufgrund dessen auf der strecke bleiben könnten. von der weiteren aufwertung des direkt angrenzenden wohnviertels gar nicht erst zu sprechen – die ist eh im gange.

erstmal die weitere debatte darüber verfolgen. prinzipiell schlecht ist die idee in keinem fall.

(via taz.)