[berlin / 04.02.2017] berghain: klubnacht

fünf wochen selbstverordnete pause sollen auch mal ihr ende haben. ein glück kommt der ablaufplan mir aber so sehr entgegen, dass ich beim modus des tagsüber ausgehens bleiben kann.

klubnacht

berghain
00h00 len faki
04h00 norman nodge
08h00 stenny live
09h00 skee mask
13h00 andrea
17h00 zenker brothers
21h00 johanna knutsson
01h00 etapp kyle

panorama bar
00h00 paramida
04h00 cleveland live
05h00 jacques renault
09h00 borrowed identity
13h00 konstantin sibold b2b leif müller
17h00 lauer
21h00 roman flügel
01h00 ryan elliott

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
die steht ja seit über einem jahr aus, dabei war das alleine wegen des stilistischen parforceritts von skee mask sowie dem hitgewitter von konstantin sibold und leif müller lohnenswert und damit musikalisch eine der besten klubnächte des jahres.

chronologisch:

– norman nodge: ravig, etwas trancig wie immer, schöne maschinengewehrsalven-kickdrum zum schluss.

– stenny: keine einzige gerade kickdrum, aufbau von eher hörbarem hin zu tanzbarem material. anfangs also eher melodiefixiert (frühe autechre, plaid), später rhythmischer. wäre auch etwas für das albumformat, wobei ich zugeben muss, dass hier der wunsch der vater des gedanken ist.

– skee mask: ich hatte ja gehofft, dass die radikalität des sets vom mai letzten jahres keine einmalige sache war und wurde in der hinsicht absolut nicht enttäuscht. natürlich kommt für meinen geschmack an dem set nichts vorbei, aber ich kann jeden verstehen, der damit seine müh und not hatte. für mich war’s ein permanent mit einem breiten grinsen ausgestreckter mittelfinger in richtung der berghain-geschmackspolizei, die zwar auch mit dem einen oder anderen bekannten track bedient worden ist. aber das eben nur als ausnahme, um die leute kurz anzufüttern und dann gleich wieder mit einem stilwechsel vor den kopf zu stoßen.
um ganz ehrlich zu sein: das klappte flowtechnisch im mai besser, weil er das mixing da weniger über das eq’ing und filtern, sondern über den rhythmus betrieb. andererseits war die zeit von 9 bis 13 uhr auch gut dafür gedacht, die leute zum zuhören zu zwingen.
genregrenzen: quasi nicht existent und damit wasser auf meine mühlen der aktuellen techno-sinnkrise. obwohl: techno gab’s, klar. house: check. electro: wenn man schon mal dabei ist… electronica: na logo. footwork, drum&bass und etwas hardcore zum schluss, dabei immer stilsicher, aber auch mit schalk im nacken.
es war zwar anhand der leereren tanzfläche offensichtlich, dass er polarisiert, aber bei so einem breiten spektrum wundert das nicht. meiner auffassung eines musikalisch interessanten clubabends kommt das momentan sowas von entgegen, dass ich auf dem besten weg zum nicht-objektiven fanboy bin.
trackauswahl:
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– andrea: wäre der slot mit skee mask getauscht worden, wäre ich schon mit dem set zufrieden gewesen. hier gab’s auch raum für experimente, aber dabei wurde das publikum mit rhythmischem unterbau immer ganz gut bei laune gehalten.
kleine trackauswahl:
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– konstantin sibold b2b leif müller: spielten das beste der 80er, 90er und … danach. das war weniger etwas für house- oder disco-feingeister, sondern vielmehr mit einem derben augenzwinkern zu verstehen, und vor allem: es schlug ein. warum auch nicht, wenn man sich mal ein bisschen von allem purismus befreit und sich daran erinnert, was man im radio seinerzeit schon gut fand (und ja, ich habe anno 1997 zur motte/westbam-nummer an der siegessäule getanzt – jetzt ist es raus).
war ungefähr so:
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– lauer: nach stenny mein vizevize-favorit. beim virtuellen decksharking hat shazam regelmäßig versagt, was für viele eigene edits oder gutes digging spricht. disco mit und mit ohne italo, acid-house. würde zwar fast nichts davon nachkaufen, aber es fing die stimmung sehr gut auf und hat die wahrscheinlich durch das sibold/müller-set vor den kopf gestoßene fraktion wieder mit dem sonntag versöhnt.

– zenker brothers: waren mir bislang immer zu funktional, wenn ich sie hörte, aber gerade die electro- oder breakbeat-ausflüge der letzten stunde fand ich sehr gelungen.

– johanna knutsson: anfangs zu trocken und auch gefühlte 20 db leiser als die zenkers. hörte sich aber vielversprechender an, als ich auf dem sprung richtung garderobe nochmal durchging (mit „stupid things i do (new school mix)“ von randomer auf clone basement series).

– roman flügel: habe ich bislang erschreckend selten als dj gehört, mag aber seine tiefenentspannte art, die er am pult ausstrahlt und wie er in aller ruhe ohne hast mit weitsicht sets aufbaut. es war mir aber nach der bereits absolvierten strecke mit der fülle etwas zuviel, so dass ich es beim zuhören beließ.
kleine auswahl:
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[berlin / 28.01.2017] about blank: staub

wie war das noch mit dem januar-vorsatz?
naja, das gewissen wird es verkraften, den nachmittag bis zum schluss dort zu verbringen, nachdem es am tag vor heiligabend schon nicht geklappt hat.

eintritt
10 euro

ablauf
lobby
10h00 haiku
13h00 franklin de costa
16h00 distant echoes
19h00 the noisemaker
mdf
15h00 cindy looper
18h00 the exaltics live
19h30 cassegrain
zelt
14h00 yac
16h00 princess i.nez
17h00 chris vieeo b2b pute acier

nachbetrachtung
vor ort war ich leider erst, als franklin de costa schon längst fertig war, dafür gab es auf dem mdf mit cindy looper gleich eine schöne überraschung in form eines electro-sets. dazu zählte auch der seit jahren gut etablierte standard, „i do because i couldn’t care less“ von i-f, aber auch mir unbekannte tracks wie „origins of a sound“ von scape one, „sentinel“ von clatterbox oder „tryst“ von helena hauff (deren album ich mir nun wohl nochmal genauer werde anhören müssen).
über the exaltics freute ich mich als überraschung im line-up richtig, da ich ihn im letzten jahr zur krake verpasst hatte. er war im nachhinein die brücke zwischen cindy looper (strikt electro) und cassegrain (so gut wie strikt techno). erste hälfte also eher ungerade, die zweite dafür mit acid. erkannt habe ich nur „coroded“ auf shipwrec vor ein paar jahren, aber auch er steht auf meiner liste derer, dessen diskographie ich noch durcharbeiten muss, sobald das zeitmanagement das erlaubt.
cassegrain fand ich solide, da gefielen mir die chicago-hits am besten (die so oder so immer gehen): „destination unknown“ von green velvet, was zu meinen club-anfangszeiten rauf und runter lief, damit für eine zeitlang totgespielt war. mittlerweile freue ich mich wieder drüber, sehr sogar. dann noch fast unmittelbar vor schluss: „shake what your mama gave ya“ von dj deeon.

in der lobby war ich insgesamt zu kurz, daher kann ich das noisemaker-set auch nicht beurteilen. im einen moment fand ich’s beim durchgehen gut, im anderen war’s zu plakativ verkracht. dafür bekommt das zelt wegen des wieder einmal musikalisch schön offenen konzepts einen dicken pluspunkt.

in summe also kein schlechtes gewissen aufgrund des boykotts des boykotts, eher das gegenteil.

christian vom record loft im interview mit thump

um den vorsatz, lesenswerte artikel / interviews zu posten, wieder aufzugreifen: es ging im dezember u.a. auf residentadvisor die nachricht herum, dass das record loft, das innerhalb kürzester zeit in kreuzberg von sich reden machen konnte, aus den gemäuern in der adalbertstraße ausziehen muss. was sich seinerzeit noch danach las, als ob die kisten am besten gestern gepackt werden sollten, wird nun etwas relativiert: im märz ist schluss, es soll weitergehen. der ort ist noch unklar, das konzept jedoch nicht.

alles im o-ton nachzulesen: bei thump.

r.i.p. jaki liebezeit

can – auch so eine band, der ich bislang viel zu wenig aufmerksamkeit geschenkt habe. alleine deswegen will ich nicht anfangen, von seinem einfluss zu schreiben, den er auf die elektronik ausgeübt hat, weil das nur einfaches nachplappern wäre. stattdessen wohl die nüchterne feststellung, dass sich 2017 damit ähnlich anlässt wie 2016 – erst recht, wenn jemand mit 78 verstirbt.

r.i.p.

[berlin / 20.01.2017] salon zur wilden renate: der wilde freitag

an sich wollte ich im januar nicht ausgehen, und abgesehen vom (gelungenen) antinationalen neujahrsempfang zur bingorunde im zelt des about blank gelang mir das bisher auch. die renate und felix k (spielt zur peaktime) sind es neben marcel (spielt danach zum schluss) aber wert, dem vorsatz untreu zu werden.

der wilde freitag

schwarzer raum
derek plaslaiko
felix k
marcel heese

grüner raum
johannes albert
tilman
jonny voyage

roter raum
heimlich knüller
chris hanke & kevin beyer
adam aalias

eintritt
12 euro

beginn
23:59 uhr

nachbetrachtung
kam erst zur letzten stunde von felix k, dessen produktionen und stilistisch offeneren sets immer besser gefallen als wenn er dezidiert techno spielt. da wirkt es leider immer etwas statisch, trotz guter tracks wie „syllable“ von surgeon.
marcel hatte den bogen für mich wesentlich besser raus und auch nicht mit dem harten publikumsschwund wie bei seiner premiere vor ort zu kämpfen. allerdings fing er auch dieses mal geradliniger (u.a. mit „consumer’s tool“ von stenny) an. das hitfeuerwerk („spastik“, „one finger“ bspw.) kam schon gegen 8, als sich andeutete, dass es nicht mehr lange gehen würde, aber tatsächlich war erst kurz vor 9 schluss. schön auch „signal 3“ von pev & kowton in der letzten halben stunde.

im grünen raum war’s nicht wesentlich weniger fordernd, wohingegen der rote raum eine der besten orte ist, an denen sich disco so hemmungslos zelebrieren lässt. zum nachholen von schlaf bin ich aber dennoch los, nachdem im schwarzen raum feierabend war.

[berlin / 01./02.01.2017] berghain: silvester 2016 / erste klubnacht 2017

liebgewonnene rituale pflege ich gerne. obwohl ich prurient sehr gerne gehört hätte, wird das wohl nichts. visiere stattdessen nachmittag bis nachmittag an. im ablauf erwähne ich daher gleich den 2. januar 2017 mit, nicht ohne zu erwähnen, dass man mit dem silvesterstempel am 2. nochmal eintritt zahlt, sobald man nach 23:59 uhr am 1. januar nochmal rausgeht, um später wiederzukommen.

silvester 2016 / erste klubnacht 2017

berghain
sonntag, 1. januar 2017
01h00 fiedel
05h00 ben klock
09h00 etapp kyle
12h30 dvs1
16h00 kobosil
21h00 somewhen
montag, 2. januar 2017
01h00 answer code request
05h00 anthony parasole
09h00 norman nodge
13h00 pete
17h00 len faki
21h00 boris
01h00 marcel dettmann

panorama bar
sonntag, 1. januar 2017
01h00 muallem
05h00 roi perez
09h00 nitam
13h00 margaret dygas
17h00 nick höppner
21h00 efdemin
montag, 2. januar 2017
01h00 honey dijon
04h00 virginia
08h30 tama sumo
13h00 gerd janson
17h00 ryan elliott
21h00 steffi
01h00 nd_baumecker

lab.oratory
sonntag, 1. januar 2017
05h00 chris cruse
09h00 soundstream
12h00 october
15h00 marcus marr
18h00 skatebård
22h00 discodromo

elektroakustischer salon
sonntag, 1. januar 2017
07h00 the orb
11h00 prurient
14h00 martyn
17h00 drama
22h00 massimiliano pagliara
montag, 2. januar 2017
02h00 barker & gonsher

eintritt an der abendkasse
silvester: 36 euro
erste klubnacht: 18 euro (für stempelinhaber von silvester: 15 euro)

nachbetrachtung

fazit vorab: das beste silvester seit dem letzten silvester, aber auch für mich anlass, das feierverhalten zu reflektieren.

gerade mit dem taktisch günstig auf den montag gelegten freien tag stand im voraus für mich fest, dass es überlänge geben kann. nicht unbedingt einstellung alter rekorde, aber 20 stunden hatte ich mir schon vorgenommen.
am ende waren es aufgerundete 24 stunden – brutto in jedem fall, da man gegen 16h45 sonntags in der ticketschlange fast anderthalb stunden warten musste, bis man drinnen war. auffällig: die lockerheit der tür. da bekam jeder mit stempel oder ticket locker-flockige, aber dennoch bestimmte fragen gestellt, und auch drinnen an der garderobe war zwar alles geschäftig, aber nicht unbedingt stressig. mag wohl die nach einem dutzend jahren trotz aufstockung und einzelner wechsel beim personal anerworbene routine sein.

eine gewisse routine stellt sich auch als silvestergast ein, zugegeben. das bereits vorab, indem ich mit der maxime hingegangen bin, nur zu schauen, was der abend so bringen kann und neugierig auf die halle zu sein. erster eindruck, als ich drinstand: hmmm, ziemlich minimalistisch im vergleich zum vorjahr, wo die projektion der pfadfinderei an der rückseite geradezu monumental wirkte. dieses mal laserprojektionen in klaren geometrischen rechteckigen formen. fand ich anfangs fast schon zu puristisch, aber das reifte im verstand schnell – erst recht, da diese vermeintliche kühle durch die zahlreichen beleuchteten blumenvasen zwischen den liegeflächen einen warmen kontrast bekam. das haar in der suppe war nur, dass die halle an sich etwas zu kühl war, um dort länger zu bleiben. fand ich insbesondere bei barker & gonsher schade (erkannt: „?“ von mark pritchard relativ zu beginn und „nine“ von „amber“ aus der feder von autechre relativ zum schluss – das war gegen 12 uhr montagmittag), aber auch massimiliano pagliara sammelte mit „falling“ von julee cruise (richtig, twin peaks) pluspunkte.

auch die panorama bar sah ich nur gelegentlich, wobei nick höppner dort beim ankommen einen gewohnt echt guten job machte.
efdemin war mir später auf dauer zu trocken, honey dijon konnte mich auch nicht so abholen, das klang für mich bei virginia nach mehr hand und fuß.

neben der halle immer der grund, zu neujahr hinzugehen: das lab. und das begeisterte dieses mal schon bei skatebård, aber erst recht bei discodromo. letztere hatten am ende mal eben 16 stunden absolviert und nutzten diese auch, um verschiedene stile zu durchstreifen, von denen italo-disco nur einer war. ein edit von „running up that hill“ am montagvormittag, bei dem zuvor noch oldschool-uk-breakbeats und in der nacht noch ziemlich technoide chicago-sachen liefen, und das alles schön logisch ineinander verwoben – da griff mal wieder die ausgelassene stimmung mit der spielfreude ineinander.

beim berghain gab’s für mich eine längere durststrecke. kobosil bretterte zwar nicht so erbarmungslos wie im jahr zuvor, hatte aber auch eine spielzeit, zu der das auch nicht so geboten gewesen wäre. stattdessen wavig und mit ebm-einschlag, womit er die leute (inklusive mir) richtig gut mitnehmen konnte. daher war der ausflug zu nick höppner auch eher kurz.
zu somewhen war ich schon eher im lab oder der halle zu finden, kehrte aber mit vorfreude kurz vor 1 zu answer code request zurück. dieser kam jedoch auch eine gute dreiviertelstunde nach anpfiff nicht so recht aus dem knick. das tempo eher gemächlich, was ja an sich kein fehler ist, aber um die zeit hätten die leute es wahrscheinlich gerne zwei gänge härter oder treibender gehabt. er deutete in der zeit nicht mal an, dass sich in puncto spannung in absehbarer zeit etwas ändern könnte, immerhin ein paar dickere kickdrums zwischendurch zum anfüttern wären ja schon in ordnung gewesen. schade, er kann es sonst besser.
das ganze lief (muss ich als nicht allzu großer fan zugeben) mit mehr groove und dynamik bei anthony parasole besser ineinander. norman nodge wie häufig gerne mal ravig, und dann gab es ja noch den herrn aus dem hardwax.
ich hatte mir ja vorab schon vorgenommen, einfach nur so lange zu bleiben, wie es die kondition zulässt und bei durchwachsener tagesform seinerseits auch mal vor ende seines sets zu gehen. am ende lief es darauf hinaus, dass ich die zweite hälfte auf der tanzfläche stand und mich zum weitertanzen zwang. nach fast 24 stunden im club und davon 16 auf den beinen kann es schon mal vorkommen, dass die knochen erholungsbedarf anmelden. durch das set wollte ich’s aber wissen, und er glücklicherweise auch wieder. klare zweiteilung: die erste hälfte von der ihm eigenen härte mit den endlich wieder durchdringenden bassdrums geprägt, in der zweiten nahm er druck heraus und setzte einzelne akzente (u.a. mit „british murder boys“ von surgeon, kombiniert mit „lyot“, auch die ersten takte von depeche modes „blasphemous rumours“ waren zu hören). das war zum ausklingen-lassen des besuchs zwar sehr gut, ich hatte aber zu beginn des sets gemerkt, dass gerade diese kompromisslose härte wohl das notwendige adrenalin freisetzt, das die lahmer werdenden beine vergessen lässt.
nichtsdestotrotz: bester mann, natürlich. ich will nicht unnötig übertreiben, aber inmitten der immer noch bei mir herrschenden techno-sinnkrise war das set ein heller lichtstrahl, nach dem ich gerne heimwärts gekrochen bin.

in kompaktform: die favoriten pro floor sind für mich klar – pete, discodromo, barker & gonsher, nick höppner, wobei auch kobosil noch gesondert erwähnt werden sollte.
neujahr bleibt damit an ort und stelle für mich immer noch ein pflichttermin, wobei es hier im nachhinein klüger gewesen wäre, erst zur klubnacht am 2. aufzutauchen. der größte teil des rummels ist dann bereits vorüber und die quote an stammgästen höher, so dass es für alle (inklusive personal) auch angenehmer wird. was jedoch (wie im jahr zuvor) hervorzuheben ist: ich empfand es zu keinem zeitpunkt als überfüllt. klar lag das an lab und halle und sicher war man auch nicht alleine im club. aber auch dies ist bei anlässen wie diesem schon vorher klar.

auch wenn es bei der in diesem jahr erreichten etappe ein ambitioniertes ziel wäre, nicht neujahr an sich, sondern den tag danach noch in vollen zügen mitzunehmen, muss ich mich (um den bogen zur einleitung mit der reflektion meines ausgehverhaltens zu schlagen) fragen, ob es mir der erholungsprozess wirklich wert ist.
als ich dienstag gegen 10 uhr auf dem weg zur arbeit mit der s-bahn vorbeifuhr, waren die jalousien bei der panorama bar noch unten, und nach dem, was man so hört, hat marcel dettmann unten bis 14 uhr gespielt. klar fuhr ich mit etwas wehmut vorbei, aber da gab es auf der anderen seite die erfahrung mit den beiden finalsets vom november / dezember (freddy k / ben klock) im hinterkopf. beide male stand ich montagfrüh im laden mit halb schlechtem gewissen, weil ich einen freien tag ausgerechnet dafür verwendet hatte, mit halb gutem gewissen, weil diese für’s berghain typischen schlussmomente schon aufblitzten. letzteres überwiegt für mich, wenn neben dem publikum auch noch die musik stimmt. über die publikumskonstellation mache ich mir keine sorgen, nach meinen beobachtungen gibt es schon einen harten kern an den gleichen leuten, die stets bis montagmittag dort zu finden sind. bei dem aktuellen zustand von techno bzw. der von mir empfundenen stagnation, in der sich vieles über diverse sets an einem abend wiederholt, ist es für mich mittlerweile eher dem zufall überlassen, tatsächlich ein set zum schluss abzubekommen, das mich überrascht bzw. über mehrere stunden auf dauer fesselt. dadurch hat es beispielsweise marcel dettmann zu meinem vize-lieblingsresident gebracht (auch in kombination mit ben), aber kaum ist man aus dem studium im arbeitsleben, fangen die taktischen überlegungen an. demnach muss sich das schon lohnen, den montag freizunehmen – das war früher noch einfacher, als sonntagnachmittag/-abend schluss war.

ich hätte dies gerne weniger taktisch und vor allem ist mir momentan nicht danach, die besuche stets über die 20-stunden-grenze kommen zu lassen. um das ende von 2016 war die kombination aus alldem auch anlass für den entschluss, das ausgehverhalten zu hinterfragen und anzupassen.
gut, der plan, die wochenenden im januar außerhalb von clubs zu verbringen, hat rückwirkend, wo ich diese zeilen am 28. januar schreibe, mit kurzbesuchen im blank, der renate und auch zur staub ja wirklich toll geklappt. was aber wichtiger ist: die marathonstrecken mit 16+x stunden sollen nicht zur regel werden. weniger ist in hinblick auf konzentrationsfähigkeit hier definitiv mehr, daher reicht es gut und gerne aus, das berghain lieber von sonntagfrüh bis -abend mitzunehmen und nach 12 stunden einen haken zu machen. weiterhin bin ich gespannt darauf, was die freitage an ort und stelle in 2017 zu bieten haben (u.a. giegling ende märz). das brächte zwar unter umständen wieder durchmachen nach einer arbeitswoche mit sich, lässt aber mehr raum zur erholung. ausschließen möchte ich das erneute herantasten an diese langstrecken nicht (im gegenteil: das wird schon wieder passieren), aber nach bald 20 jahren in clubs kann ich auch mal auf den müden kopf hören und einfach gehen. man verpasst sowieso immer irgendwas, genauso wiederholen sich tolle momente – da muss also nichts in die länge gezogen werden.

r.i.p. george michael

um das intro hoffentlich ein letztes mal überzustrapazieren: 2016 hat (insgesamt und nicht nur die todesfälle im künstlerischen bereich betrachtet) bei mir nicht unbedingt dazu beigetragen, zynische tendenzen zu überwinden – leider wohl eher das gegenteil. insofern war mein erster gedanke nach dem „och, nööö“ am abend des ersten weihnachtsfeiertages auch der, dass die bedeutung von „last christmas“ für ihn einen etwas morbiden beigeschmack bekommt.

die omnipräsenz des liedes ist gerade dieser tage ungebrochen und die damit einhergehenden polarisierenden reaktionen von verzückung auf der einen und augenrollen / wutschäumen auf der anderen seite gehören fast zum ritual dazu. ich selber habe mich damit vor geraumer zeit so arrangiert, in demonstrative verzückung zu verfallen, wenn ich die achtel-synthline der ersten takte höre. als ich dann noch erfuhr, dass „last christmas“ jedes jahr im dezember auf’s neue in die charts kommt und george michael auch wegen der häufigkeit, bei der es im radio gespielt wird, eine regelmäßige einnahmequelle hat, wuchs mein respekt sogar noch.

damit wäre der klischeehafte einstieg erledigt, da man ihm unrecht täte, ihn nur auf diese weihnachtsballade zu reduzieren. auch wenn es nachvollziehbar ist, dass manche wham als verkörperung der 1980er-fönfrisuren in die ecke der dunkelsten erinnerungen verbannen wollen, stehen sie zumindest für mich als beispiel für gute popmusik da und „wake me up before you go go“ als erster song mit george-michael-beteiligung, den ich bewusst mitbekam.

„faith“ war anno 1987 der song, der im autoradio oder daheim ganz schön häufig zu hören war und mich schon sowas wie mitgerissen hat. toller rhythmus, weniger bombast – neben „praying for time“ (und ja, auch „freedom“) ist das mein lieblingssong von ihm. wie es aber nun mal so ist: nach dem auftritt mit queen in wembley anno 1993 (mit dem famosen medley aus „killer“ und „papa was a rolling stone“) interessierten mich andere dinge und so bekam ich nur das mit, was die öffentlichkeit eher aufregen sollte: erregung öffentlichen ärgernisses, fahren unter einfluss gewisser substanzen etc.

auf der anderen seite standen jedoch ein durchaus selbstironischer umgang mit den geschehnissen und die tatsache, dass er mit seinem auftritt bei der abschlussfeier der olympischen spiele in london anno 2012 als respektabler sänger und nicht als abziehbild seiner selbst dastand. das war zwar keine umkremplung des bisher dagewesenen, aber immer noch musik, die ich ohne fremdscham anhören konnte.

am ersten weihnachtsfeiertag mit 53 verstorben, als ursache (deswegen kommt das posting auch erst heute) wurde herzversagen angegeben.

r.i.p.

[berlin / 10.12.2016] berghain: zwölf jahre berghain

montag ist schon wieder vorsorglich frei, da steht der jährlichen teilnahme an der generalprobe für silvester nichts im wege. wird sich zwar ohne pause(n) zwischendurch nicht machen lassen, aber die vorfreude auf die halle und tatsächlich auch auf das finale im berghain ab 20 uhr ist groß.

zwölf jahre berghain

berghain
00h00 solaris
04h30 barker & baumecker
06h00 koehler
10h00 phase fatale
15h00 dj nobu b2b the black madonna
20h00 surgeon live
22h00 marcel dettmann
02h00 blawan
07h00 ben klock

panorama bar
00h00 fort romeau
04h00 gonno
08h00 andy butler
11h00 byron yeates
15h00 dj yamaho
19h00 dinky live
20h00 justin strauss
00h00 steffi
05h00 virginia

elektroakustischer salon
07h00 nina
11h00 renaat
15h00 cristian vogel live
19h00 søs gunver ryberg live
21h00 sigha

eintritt
20 euro

nachbetrachtung
ging dann doch mit einer pause zwischendurch, aber dennoch asymmetrische verteilung: erstbesuch von 3:30-6:00 uhr, der zweite von 17:30-13:30, da spielte ben klock den rausschmeißer („follow me“ von parris mitchell, zuvor noch der carl-craig-remix von „kill 100“, original von x-press 2, der schon in diversen len-faki-sets der sichere treffer war).
zum baulichen: die doppelstöckige garderobe ist fertig, zwar ein wenig zu hell geworden, aber das lässt sich mit dunkleren neonröhren noch zurechtrücken. eine große entlastung ist sie allemal: habe bei hochbetrieb zu beginn meiner zweiten schicht nicht mal zwei minuten oben warten müssen, um meine tasche abzugeben und sie damit gleich mal eingeweiht.

die favoriten der jeweiligen schichten sind zwar für stammleser irgendwie vorauszusehen, teilen jedoch eine gemeinsamkeit: in den ersten zweieinhalb stunden war es tatsächlich das berghain, in den zweiten 20 (mal wieder) die halle. unnötig zu erwähnen, dass letztere den experimenten vorbehalten ist, aber die gemeinsamkeit besteht tatsächlich darin, dass es in meiner ersten berghain-schicht alles andere als ware von der stange gab.
das ließ sich schon bei der letzten stunde von solaris spüren, die wenigstens zur hälfte breakbeats mit industrial-hintergrund spielte. zwar technisch mit abzügen in der b-note, die hälfte der übergänge passte aber und den rest konnte sie mit den filtern gut überbrücken. aus sicht des ableton-perfektionisten ist das sicher hochnäsig, weil die nervosität damit ein dicht gespanntes netz bekommt, das sie nicht hatte. von daher werfe ich vom glashaus aus mal besser nicht mit steinen und respektiere lieber den mut zum (inhaltlichen) risiko frei von offensichtlichen hits (ich kannte jedenfalls nichts, was aber auch nichts heißen muss) als mich über nicht 100%ig sitzende übergänge zu echauffieren.
mich hat es jedenfalls überrascht, dass die (zumindest dem klischee nach) zu der uhrzeit versammelte touristenmeute doch ganz gut darauf einstieg. der anteil an gays legte jedoch nahe, dass einige aus alten tagen wieder mal vorbeigeschaut haben.
barker & baumecker mit arbeitsteilung: sam am sampler, nd an den cdjs. da es ein live/dj-hybrid war, verschwommen damit die grenzen zwischen den elementen. ganz sicher erkannt: „club entropicana“ von „turns“, und wenn mich nicht alles täuscht, war „encipher / decipher“ auch mit dabei. letztendlich nebensächliche details, denn vielmehr zählt, dass auch die beiden vom pfad der geradeaus marschierenden kickdrum abkamen, das jedoch immer mit einem nicht-kitschigen melodischen unterbau zu unterfüttern wussten, der das publikum gut bei laune hielt. für mich war es daher (insbesondere nach der kritik, die sich skee mask nach seinem set vom mai diesen jahres gefallen lassen musste) schön zu sehen, dass durchaus unkonventionelles um die uhrzeit gut funktionieren kann. ein kleines haar in der suppe war der schluss, bei dem sie während eines breaks bei gleißend hellem licht anlauf für einen fulminanten schlussakkord zu nehmen schienen, zu dem die meute auch willig genug schien. das inferno mit attacken im tieftonbereich blieb jedoch aus, so dass das set eher gemütlich ausklang. gut, kann man auch als bruch mit konventionen auslegen, aber hin und wieder kann man den eingespielten dramaturgischen abläufen auch folgen und sich zum schluss hin nochmal belohnen.
egal, bleibt so oder so für mich der höhepunkt der zwei schichten.

vor beginn der zweiten sank die laune angesichts der gästelisten-/stempelschlange von ostgut-ton-nacht-ausmaßen erstmal in den keller. ich war eh schon etwas später dran als geplant und dachte mir, dass ich herrn vogel so ab ca. 16 uhr mitbekommen könnte. stattdessen stand ich um 16 uhr bei kälte und regen erstmal in höhe des gartens und stellte mich auf vier stunden wartezeit ein. es kam jedoch nicht so schlimm wie befürchtet: der regen verzog sich wieder und es waren dann doch „nur“ anderthalb stunden – es wurde also ziemlich zügig abgearbeitet.
direkt an the black madonna und dj nobu vorbei zur halle, die mit laser und transparentem stoff an der decke dort sowas wie einen sternenhimmel bot. die holzdekoration erinnerte ziemlich an tannenbäume, ansonsten gab es die bekannten holzbänke mit den weißen matten drauf – und ein set von cristian vogel mit bestechend guter qualität obendrauf (nach barker & baumecker dicht folgender zweiter favorit, aber ich bin ja auch nicht objektiv, zugegeben). der wechselte zwischen seiner never engine, einem modularsystem und auch cdjs, so dass sprachkollagen sich mit drones oder sporadischen melodiesprenkseln abwechselten und wirkte dabei so, als ob er nach seinem abschied von den tanzflächen der clubs ein echt passendes neues heim gefunden hat. er machte auch etwas länger und spielte noch sein „cancion sintetica“ vom „specific momentific“-album (oder aus „enter the void“ – je nachdem), ein weiterer gänsehaut-moment. schade, dass ich die größere erste hälfte verpasst habe.

ab zu the black madonna und dj nobu, um schon einen platz für surgeon zu haben. man kann nicht sagen, dass es besonders leer gewesen wäre, aber wie schon beim letzten sonntag empfand ich das nicht als unangenehm. entweder weil die halle eine menge abfederte oder ich mich mental schon vorab darauf eingestellt hatte, dass es eh voll wird und man eben nicht zu solchen anlässen ausgehen soll, wenn einem nicht nach sowas ist. ich hab ja immer noch die theorie, dass die tür frühzeitig aufhört, weitere oder ihnen nicht bekannte leute hineinzulassen. eine schlange gab es für den rest des abends jedenfalls nicht mehr.
das duo sparte in seiner letzten halben stunde jedenfalls nicht an hits: „never grow old“, „from sea to sea“ von voiski als vorletzter, gefolgt von „nous sommes mmm“ als letzter track. keine ahnung, ob der rest ähnlich auf nummer sicher ging. dem publikum gefiel’s und eine halbe stunde reicht bei weitem nicht aus, um ein fünf-stunden-set beurteilen zu können.
surgeon mit mittlerweile bekanntem modular-setup, der in seinen zwei stunden für mich solide unterhaltung lieferte – aber leider nicht mehr. um die kritik gleich mal vorab zu relativieren: ich habe großen respekt vor produzenten, die sich durch ihre technischen mittel eingeschränkt fühlen und neue wege beschreiten wollen. das ist in seinem fall mit der integrierung von modularsynthesizern und der sukzessiven verdrängung von ableton live auch geschehen und vom kurzzeitigen herumspielen an einem kleinen modularsystem weiß ich, wie kompliziert diese materie ist und dass man sich (gerade als ungeübter) gut darin verlieren kann. er hat’s definitiv geschafft, damit ein set abzuliefern, das sich ab der zweiten hälfte nicht in einem undefinierbaren wirrwarr an sequenzen verliert und immer versucht, mit breaks und charakteristisch stolpernden rhythmen eine dynamik hineinzubringen. es gibt für mich nur ein problem im vergleich seiner neueren versus der noch von ableton live geprägten produktionen, das man auch ganz gut zwischen den beiden letzten alben („breaking the frame“ und „from farthest known objects“) festmachen kann: mir kommt die dramaturgie innerhalb eines seiner mit modularsetup produzierten tracks ungefähr so vor wie die dynamik eines stücks, das mit hinblick auf den loudness war gemastert wird. sprich: der unterschied zwischen richtig leisen und richtig lauten passagen ist zwar spürbar, aber zwischen „durchschnittlich und richtig laut“ findet viel auf einer subjektiv immer gleichbleibend empfundenen lautstärke statt, die das ohr eher ermüdet. in den zwei stunden im berghain war’s stets die gleiche kickdrum, stets die gleich klingenden hihats, eher wurden die modularsequenzen mal mehr und mal weniger geringfügig geändert. das ist je nach erwartungshaltung auch völlig ok – jeder, der mit liebe zum detail zugehört hat, wird damit glücklicher gewesen sein als ich. mir hat jedoch im druck die variation gefehlt – eine bassline, welche die kick noch mehr anschiebt und den tieftönern der funktion one mehr arbeit verschafft hätte. er hat ja in der vergangenheit bewiesen, dass er tracks produzieren kann, die nach einer gewissen phase noch eins draufsetzen können, aber so wirkte das auf mich über die zwei stunden hin seltsam statisch. gut möglich, dass er sich da zumindest im techno-kontext erst noch finden muss. für mich klingen seine aktuellen ambient/drone-produktionen unter seinem bürgerlichen namen wesentlich reifer, wäre an sich auch etwas für die halle.

keine ahnung, warum marcel dettmann mich nicht gleich von beginn an packen konnte, das lag wohl eher an mir, der sich nach surgeon eine richtige breitseite erhofft hatte. sigha war nebenan mit cdjs und modularsystem als ergänzung zugange und dabei auch zu mitternacht hin fast tanzbar. hat jedenfalls mit „cloud“ von roly porter für einen „der“ momente gesorgt und marcel dettmann mit „la rock 01“ von vitalic als letztem track ebenfalls, der sich wohl zum aktuellen markenzeichen entwickelt.
blawan zeigte im anschluss, dass man mit tools überaus dynamische, interessante sets spielen kann. das brachte für mich jedenfalls die richtige mischung aus zügel anziehen und wieder loslassen mit, die mir bei surgeon (und auch sonst nicht selten auf techno-tanzflächen in den vergangenen monaten) fehlte. auch wieder nichts erkannt, außer der b1 von der killa bite 2.
wie man schon merkt, waren die ausflüge nach oben eher kurz. steffi habe ich kurz zwischen 3 und 4 gehört, was gewohnt gut ausgesuchter techhouse war. zu virginia habe ich dann auch nur die übergabe mitbekommen.
also ben klock: für mich immer noch die verkörperung des berghain-konsens. damit sei vorweggenommen, dass er es auch mit dem set nicht geschafft hat, sich aus dem guten durchschnitt herauszuspielen. technisch immer noch eine liga für sich, dagegen ist nichts zu sagen. aber selbst in dem schon leicht übermüdeten, durch mate jedoch angepeitschten zustand bot er mir inhaltlich zwischendurch zu viel berechenbares, nachdem er überaus interessant mit acid begonnen hatte. die mitte war aber von ziemlich trockenen tools geprägt, wobei ich hoffte, dass das genau das richtige wäre, um mich ohne groß nachzudenken einfach nur maschinell bewegen zu können. gut zu wissen, dass bei den ansprüchen zwischen dem ziemlich und weniger fitten zustand meinerseits dann doch keine unterschiede zu bestehen scheinen und abwechslung bei gleichzeitiger tiefe mich in beiden phasen am besten bei laune halten können.
das gelang ben in den letzten zwei stunden auch besser, aber da kamen dann auch die hits. „thoughts“ von green velvet, „dark & long“ von underworld sind da auf der plus-seite, „just close your eyes“ von gecko leider auf der minus-seite, aber eine seltene perle wie „trak 3“ von octave one glich das direkt danach wieder aus.

und hat es sich gelohnt, dafür einen arbeitstag zu opfern? zugegeben, das schlechte gewissen nagte schon an mir, als sich abzeichnete, dass es doch ein recht sonniger tag wird. musikalisch hätte ich auch nicht viel versäumt, wenn ich um 7 uhr montagfrüh gegangen wäre. von der atmosphäre her lohnen sich gerade die letzten stunden jedoch nach wie vor – auch wenn man diese doch ziemlich kaputte szenerie verdauen muss. keine ahnung, ob es eine strategie von betreiberseite aus oder ein zeichen dafür ist, dass der hype etwas abflaut. für mich war der schluss gegen 13:30 uhr, bei dem die tanzfläche noch mehr als zur hälfte gefüllt war und man daher bei ben durchaus mit weiterer überlänge bis in den montagnachmittag hinein rechnen konnte, durchaus adäquat, aber manchen wohl zu früh. sollte eine strategie dahinterstecken, finde ich es ganz ok, nicht immer nach mehr streben zu wollen. hat zwar auch etwas von bevormundung, da man manche schon vor sich selbst schützen muss, kocht aber auch die emotionen etwas herunter, wonach das berghain zu einer art ersatzreligion verklärt wird.
insgesamt fand ich den 12. geburtstag schön unaufgeregt. positiv anzumerken ist, dass musikalische experimente im berghain (barker & baumecker, solaris) durchaus vom publikum goutiert werden, die halle ist und bleibt eine perle und die publikumskonstellation müsste manchen an die anfangszeiten erinnert haben, da viele gays und kostümierte den weg zum wriezener karree gefunden hatten und damit einen schönen kontrast zum sonst herrschenden schwarz boten. auch wenn’s auf der tanzfläche mal voller war (wie sonntagabend bei surgeon oder blawan): ich fühlte mich da wesentlich wohler als noch vor einem jahr, weil die leute wieder mehr auf das zu achten scheinen, was um sie herum passiert. exemplare mit nachhilfebedarf in puncto umsicht gibt’s immer, aber da ließ sich stets ein anderer platz finden.
dennoch: den schluss muss ich unten nicht zwingend mitnehmen – zumindest nicht bei den protagonisten im line-up, auf die sich viele einigen können, die mir jedoch bei dem status quo in sachen techno keine oder nur wenig impulse liefern können. das ist eine etage höher bei hereinscheinendem tageslicht etwas anderes. zwar auch davon abhängig, wer an den reglern steht, aber aufgrund der fast schon jahrzehntelangen fokussierung auf techno ist die chance, dort anderes zu hören, einfach größer.
kurzum: im 13. jahr wird’s für mich auch reichen, den sonntag tagsüber bis zum abend mitzunehmen. sonst bin ich gespannt, ob die freitage weiterhin ausgebaut werden – wobei das eher sogar ein wunsch ist.

[berlin / 07.12.2016] bi nuu: melt-banana / zeus

in tokyo habe ich sie leider um ein paar tage verpasst, dann eben hier. zeus ist der (mir bisher völlig unbekannte) support-act.

nachbetrachtung
zeus begannen erstaunlicherweise eine viertelstunde früher – zu einem zeitpunkt, als ich noch etwas bedenken hatte, ob der abend bei der gästeanzahl in schwung kommen könnte (vorweggenommen: kam er). zwei italiener, einer am schlagzeug, einer an der bassgitarre mit effekten, so dass er sequenzen live einspielen sowie loopen und wie eine waschechte e-gitarre klingen lassen konnte.
stilistisch dachte ich in der dreiviertelstunde an so vieles. ungefähr in der reihenfolge: krautrock à la faust auf speed, jazz, grindcore, drone, hardcore. das war überaus interessant, gerade aufgrund der ungewöhnlichen tempi abseits vom 4/4-takt, bei denen sie trotzdem ein echt bemerkenswertes timing bewahrten.

passten in jedem fall gut zu mxbx als hauptact, wo eine menge als samples vom laptop (interessanterweise mit hilfe von ableton live) kamen – unter anderem die drums, weil yasuka und ichirou auch nur zu zweit waren und ichirou wie ein besessener an seiner gitarre zugange war. wie yasuka die samples mit ihrem bunt leuchtenden midi-controller getriggert hat, erschloss sich mir bis zum schluss nicht. erstens, weil sich unser standort direkt hinter dem spaßbremsen-wall befand, der entweder teilnahmslos herumstand oder hin und wieder das smartphone für videos zückte, und zweitens, weil dafür nach dessen überwindung am rande des moshpit beim pogo light keine zeit war. die songs stammten eher von „fetch“ oder „bambi’s dilemma“, eher weniger von „cell-scape“ und ich glaube, es waren noch ältere sachen dabei, die ich nur noch nicht kenne.
gerade warmgesprungen war das vergnügen aber auch schon vorbei. die beiden ließen sich nach einer stunde noch zu einer zugabe hinreißen, aber das war es dann – leider. konsequenz für das nächste mal also: lieber gleich etwas weiter nach vorne, ehe man sich die hälfte der zeit über denkt, was man da vorne alles verpasst. gut, manche moshpits sind auch zurecht furchteinflößend, in dem fall waren aber erfahrene konzertgänger am start, die das zwar sportlich, aber dabei sehr fair betrieben.

[berlin / 26.11.2016] about blank: staub

keine atempause und so. jedenfalls geht’s da gleich hin.

staub20161126

eintritt
10 euro

nachbetrachtung und ablauf

lobby
10 joakim cosmo
14 nur jaber
16 thnts
18 arthur kimskii
20 olin

mdf
15 zesknel live
16 elad magdasi
18 lado
19 alex tomb

zelt
14 irakli
16 anal virginity
19 arcangelo

wie im blank so üblich, war die musik eingangs nebensache, bzw. boten mir die sets auch keinen anlass, die prioritäten zu verschieben. ich hatte allerdings auch erst spät erkannt, dass das zelt ebenfalls geöffnet war. andererseits muss man als kälteempfindlicher selbst mit übergestreiftem pullover kurz die zähne zusammenbeißen, um den kurzen weg von der lobby ins zelt zu absolvieren.
dabei war arcangelo dort für mich einer der drei höhepunkte des abends. dies wegen etwas wave, vor allem aber wegen drones, u.a. sunn o))) und tracks vom mika vainio-album auf editions mego („life (…it eats you up)“). das war zum zuhören gerade in dem rahmen in dem moment für mich das richtige.

auf der techno-seite ist olin hervorzuheben, der zum schluss in der lobby u.a. mit dj boss und auch „pump up the jam“ zum schluss sowohl härte als auch spielerisches mit einer ordentlichen prise spielfreude vereinte. schöne dynamik im set und nur so ernst, wie es gerade erforderlich war. bei alex tomb drüben auf dem mdf fehlte mir wieder das treibende. ich komme mit diesem trippigen sound einfach nur mit ganz wenigen ausnahmen klar. an dem trockenen, aber direkten live-act von lado zuvor hatte ich mehr freude, aber da spielt auch das mit herein, das in meiner techno-wiege lag.