[berlin / 25.11.2016] berghain: pan / larj

da hatte ich in der rezension zum 19. gerade den freitag erwähnt, und da ist es auch schon wieder soweit. klar, wegen objekt, helm und pan im allgemeinen (weil mir die hälfte von ihnen nichts sagt), aber in meinen paar jahren als clubgänger habe ich noch nie ata gezielt gehört. das soll sich auch ändern.

berghain: pan
21h00 flora yin-wong
21h45 steven warwick live
22h30 tcf live
23h15 helm & embassy for the displaced live
00h00 nidia minaj
01h30 m.e.s.h.
03h00 yves tumor live
03h30 objekt
05h00 pan daijing live
06h00 bill kouligas

panorama bar: larj
00h00 lawrence
03h00 chinaski live
04h00 benedikt frey
07h00 orson wells

eintritt
21 bis 24 uhr: 18 euro, danach 15 euro

nachbetrachtung
(nachgereicht am 24. juni 2019.)

für mich eine der top 3-nächte im berghain 2016, obwohl ich die konzerte vor mitternacht leider verpasst habe und mich in der panorama bar nur mal kurz habe blicken lassen, als im berghain feierabend war. aber wie das alles trotz großer musikalischer vielfalt unten im berghain funktionierte, versetzte meine skepsis gegenüber festgefahrener hörgewohnheiten und damit ansprüche des publikums in die sendepause. andererseits haben sub:stance, leisure system, polymorphism und co. dafür gesorgt, dass sich freitags auch leute mit anderem geschmack auf den weg machen.

nidia minaj: spielte samba-infizierte rhythmen, was (wie der rest der acts unten übrigens) erstaunlich gut funktionierte. als beispiel: dj don macelo – rio zambeze (zazigiza)

m.e.s.h.: gebrochene uk-bass-schule im techno-tempo. trackauswahl:
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yves tumor: im gegensatz zu seinen alben (damals war er noch nicht bei warp) mit wesentlich mehr noise. sprang von der bühne in die menge, die einen kleinen moshpit gebildet hatte. kurz, heftig, gut.

objekt: shazam quasi im dauereinsatz. fing ganz langsam um die 90 bpm an, schluss dann mit techno bzw. artverwandtem. wahnsinn, wie meistens. trackauswahl:
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pan daijing: wirkte live natürlich anders als über kopfhörer / lautsprecher daheim, hat bei mir aber trotzdem leider nicht den impuls ausgelöst, die alben zu kaufen.

bill kouligas: gekonnter schluss mit ebenfalls noisigem anfang. trackauswahl:
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wie sich an der anzahl herausgesuchter tracks (gerade wieder einmal beim objekt-set) erkennen lässt: überaus inspirierend und erfrischend, dieser abend bzw. morgen.

[berlin / 24.11.2016] watergate: bewegungsfreiheit #9

ich habe gerade nochmal nachgeschaut: vor gut zehn jahren war ich das letzte mal „offiziell“ da (inoffiziell irgendwann im august 2008 für nicht mal zehn minuten). seitdem hat mich nichts mehr in den club gezogen. es spricht jedoch sehr für sie, aktiv auf das bewegungsfreiheits-organisations-team zugegangen zu sein und zu fragen, ob sie ihr gastspiel vom vorletzten jahr nicht wiederholen möchten. das und der eh immer noch wichtige zweck sind neben dem wie immer divers zusammengestellten line-up gute gründe, dass ich’s mir wieder anschauen werde.

bewegungsfreiheit20161124

line-up

waterfloor
20h00 die protestbewegung vom oranienplatz info & diskussion
22h00 pöbel mc / cheddar mike / akktenzeichen konzerte
00h00 kalipo live
01h00 robosonic
03h00 ena lind
04h30 robert audien
06h00 piracy

led-floor
23h00 britta arnold
01h00 mike dehnert
03h00 joakim cosmo

eintritt
ab 20 uhr: spende
ab 21 uhr: 6 euro (+ spende)
ab 23 uhr: 10 euro (+ spende)

nachbetrachtung
am start war ich nur von 5:30 uhr bis zum schluss (zwei stunden später), von daher reicht es nicht für die langzeitperspektive. aber gerade mit der schweren konkurrenz im nacken (es gab eine soli-veranstaltung für’s fabric, bei der u.a. ellen allien und ricardo villalobos spielten) ist es bemerkenswert, dass doch noch genügend leute zusammengekommen waren, um das watergate nicht leer wirken zu lassen. zwar sah es um 6:00 uhr schon definitiv nach ausklang aus, aber für einen wochentag und bei dem vorlauf war das wirklich in ordnung. robert audien eher mit house als fokus, piracy querbeet, auch gerne breakig (mit objekt) und einem edit von „pump up the jam“ zum schluss.

hinterließ einen echt angenehmen eindruck, auch wenn die tür noch etwas über das gesamtkonzept aufgeklärt werden musste. aber vom watergate selbst war es (neben dem aktiven zugehen auf die bewegungsfreiheit-organisation) ein überaus feiner zug, neben den tür- auch noch die bareinnahmen zu spenden. dennoch: zu den hauseigenen nächten würde mich so schnell immer noch nichts wieder hinbewegen.

[berlin / 19.11.2016] berghain: klubnacht

montag frei. ist also klar, was das heißt. werde aber (je nach fitnesszustand nach autechre) nachmittags zu pete erst da sein, so zumindest der plan.

klubnacht

berghain
00h00 rivet
04h00 sebastian mullaert & ulf eriksson live
07h00 tm404 live
08h00 ulf eriksson
11h00 ryan elliott
14h00 pete
18h00 caleb esc
22h00 dax j
02h00 somewhen / freddy k

panorama bar
00h00 stereociti
04h00 stephen brown live
05h00 chez damier
09h00 hny
13h00 bassdee
17h00 sven weisemann
21h00 christopher rau
01h00 oracy

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
zwei erkenntnisse des sonntags / montags:

1. um mit dem negativen anzufangen: ich erlebe scheinbar meine (x-te) techno-sinnkrise. mal abgesehen vom skee mask-set, den dettmann-auftritten und pete sowie kobosil zu beginn des jahres hatte ich eigentlich die meiste zeit sonntags unten das gefühl, dass hier irgendwie mehr drin wäre. die freitage will ich da explizit ausnehmen – die sind erklärtermaßen den experimenten vorbehalten und da freut’s mich, dass die acts das auch konsequent beherzigen. meine leise hoffnung war, dass das auch ein wenig auf den sonntag abfärbt, aber da haben die meisten in diesem jahr (wenn ich da war) eher auf nummer sicher gespielt. das hat aber auch mit einem gewissen übersättigungsgefühl zu tun: als langjähriger käufer von techno-veröffentlichungen, der schon in diversen subgenres an innovationsgrenzen gestoßen ist, bleibt es wohl nicht aus, dass immer häufiger der eindruck entsteht, alles sei schon mal dagewesen. damit habe ich mich gewissermaßen auch abgefunden. mir scheint halt momentan nur der unausgesprochene konsens darin zu bestehen, dass die in den vergangenen jahren populär gewordenen djs es sich in ihrer nische eingerichtet bzw. bequem gemacht haben und dabei vergessen, dass der blick zurück oder seitwärts durchaus bereichernd sein kann.
das scheint aber der zeitgeist zu sein. die leute beschweren sich ja eher darüber, wenn jemand es wagt, in einem techno-set auf einmal autechre oder dubstep zu spielen und feiern die (für mich kaum wahrnehmbaren) nuancen bei warm up / pole group, stroboscopic artefacts oder figure. das ist auch ok und nicht als generalabrechnung gedacht – schließlich ist das eine komplett neue generation, die anders an techno herangeführt worden ist als die kinder der 1990er, und selbst bei denen gibt es unterschiede. was aber früher scheinbar selbstverständlicher war, tritt heute eher in den hintergrund: diversität findet über einen abend verteilt über diverse acts, jedoch nicht mehr in den einzelnen sets statt. mir fehlte (der fairness halber: nicht nur sonntags im berghain) diverse male der überraschungsmoment oder es war mir – wie bei pete an diesem sonntag – einfach nicht treibend genug, bzw. wenn, dann leider nur kurz phasenweise, so dass ich eher mit dem wunsch zurückblieb, dass noch etwas draufgesetzt würde, um die leute herauszufordern. gerade das passiert für mich sonntags leider zu selten. meistens sieht es so aus, dass man in vier stunden einen substil durchkonjugiert bekommt und beim nächsten slot das gleiche passiert, und im schlimmsten fall handelt es sich dabei ebenfalls um „industrial leaning techno“ oder (schlimmer) „big room dj tool techno“. ich hab mit beidem keine probleme, wenn der-/diejenige an den reglern auch erkennt, dass es schnittmengen gibt, aus denen sich richtig gute kombinationen zaubern lassen. aber beim gros der aktuellen tracks und auch sets fehlt(e) mir einfach der wiedererkennungswert.
ist allerdings auch eine typenfrage, womit wir wieder bei der erkenntnis wären: die vielfalt innerhalb eines sets macht’s für mich aus, weshalb sven weisemann für mich an diesem abend absolut hervorsticht. es innerhalb einer halben stunde von fleetwood mac („dreams“) direkt zu „plastic dreams“ von jaydee dann zu convextion („miranda“) bzw. e.r.p. (irgendeine frustrated funk, die ich noch nicht habe) zu schaffen, zeugt nicht nur von breitem musikalischen interesse und mut, sondern auch von können, weil’s den flow nicht störte. leichten punktabzug gibt’s für die langgezogenen filterspielereien und den gerne über mehrere takte herausgenommenen bass, was sich seit herrn hawtin ab mitte der 2000er-jahre eigentlich erledigt haben sollte – aber auch das ist eine frage des individuellen ansatzes als dj. solange die auswahl stimmt und es mich nicht allzu sehr stört, lässt sich darüber hinwegsehen. er hatte mich eh spätestens, als er „changes“ von mala (stark heruntergepitcht) brachte. klar verstanden das nicht alle, aber das risiko besteht immer – daher umso besser, wenn jemand das eben mal eingeht.
dicht dahinter für mich oracy, den ich erst wieder so ab 3:30 uhr mitbekam und sich auch nicht zu schade war, neben mir unbekannten garage-tracks („hyperfunk“ von antonio bspw., was direkt in die wantlist gewandert ist) auch einfach mal „turn around“ von phats & small zu spielen. es war zu dem zeitpunkt oben schon im schnitt bedeutend weniger los als unten, was aber der musikalischen qualität und auch erst recht der stimmung keinen abbruch tat. dank stets parater discogs-app (man muss die vorteile der digitalisierung ja auch mal loben) wurde die wantlist mal wieder nicht kleiner. mein bild von anthony shakir als gnadenlos unterschätzten produzenten sah sich durch „sonar 123“ auf peacefrog einmal mehr bestätigt, kurz darauf spielte er „tricky disco“, und auch ein track von melon („nitzi (in my mind, so fine)“) brachte zuvor noch meine augenbrauen nach oben. „running from love“ von the other people place lässt (wie jeder andere track des albums) mir ohnehin immer das herz aufgehen und mit „love (loved)“ von luke slater als vorletztem track vor dem rausschmeißer wurde es sogar nochmal richtiggehend technoid. somit geht er für mich im fotofinish dicht hinter herrn weisemann ins ziel. das bisschen, das ich zuvor von bassdee mitbekommen habe, klang auch nach jahrelang angeeignetem erfahrungsschatz („the pressure cooker“ von md3 habe ich in der kurzen zeit als einziges erkannt), aber für eine tiefergehende beurteilung reicht es einfach nicht.
unten hat’s mich wie erwähnt nur phasenweise mitgerissen. charmant fand ich die amen-breaks am ende des elliott-sets. pete war dann am besten, wenn die kickdrum richtig dick war, leider wirkte er im aufbau etwas ziellos. zugegeben: der slot am nachmittag ist nicht der einfachste, andererseits habe ich zu der zeit auch schon glanzlichter von ihm gehört, wenn er nicht geradlinig spielte, sondern seine aus wax treatment-podcasts bekannten breakbeat-tracks eingebaut hat. das blieb hier jedoch in der allzu vertrauten birmingham-schiene, auch wenn er endlich mal wieder „floaters“ von joey beltram spielte. tracks mit prägnanten melodiösen sequenzen waren ebenfalls dabei, jedoch eben so untergebracht, dass es mich nicht zwingend auf der tanzfläche hielt. nun ja, tagesform halt – sowohl seine als auch meine. in den kurzen phasen, in denen der bass die mauern richtig zum schwingen brachte, merkte ich, dass das genau das wäre, was ich jetzt bräuchte. andererseits war’s auch ok, es vor caleb esc nicht gleich damit zu übertreiben (dessen einstiegsplatte wohl „the passage“ vom kürzlich erschienenen shifted-album war, wenn mich nicht alles täuscht). ihn habe ich – jedenfalls in den fragmenten, die ich so mitbekam, da ich kurz nach dem ende des weisemann-sets nochmal zum krafttanken heimwärts bin – hingegen selten so perkussiv und hart spielen hören, wobei sich die letzten male auch auf den sommerlichen garten des about blank beschränken.
da es mich eher oben bei oracy hielt, bekam ich freddy k auch eher ab 7 uhr mit, als oben feierabend war. das war spätestens ab der letzten stunde (ab 10) sowohl musikalisch als auch stimmungstechnisch wieder rund, indem er den schluss mit „hit that perfect beat“ von bronski beat einläutete und kurz vor schluss einen guten schwung nicht ganz jugendfreier dance mania-platten spielte. interessant hierbei, dass die tanzfläche wenigstens noch zu zwei dritteln gefüllt war und es daher auch gut hätte weitergehen können, aber da zog der nachtmanager wohl mal eine klare linie, womit ich bei erkenntnis numero 2 wäre.

2. überaus positiv zu sehen: das berghain scheint neue grenzen zu setzen, nachdem zugesehen und -gehört worden ist. da rede ich nicht vom fotoverbot oder der null-toleranz-linie gegenüber ghb, übergriffen, verfassungsfeindlichen symbolen und allem anderen, was einen im nachtleben aus der balance bringen kann.
es war spätestens im letzten jahr offensichtlich, dass sich der sonntagabend zur eigentlichen spitzenstoßzeit gemausert hat, was ja anfangs noch faszinierend war – ähnlich der ersten erlebnisse, als sich sonntagmittag (später -nachmittag) abzeichnete, dass hier niemand gehen will. das führte nicht nur bei mir in den letzten monaten jedoch so weit, ab 21/22 uhr vorzugsweise die rolle des zaungastes einzunehmen, anstatt mittendrin in der masse abzufahren. die musikalische basis dafür war (trotz in punkt 1 geschildertem übersättigungseffekt) schon gut und gerne gegeben, alleine fiel es mir aufgrund des füllgrads und aller damit einhergehenden negativ-begleiterscheinungen wie den exaltiert tanzenden revierverteidigern oder der ellenbogenfraktion schwer, mehr oder minder ungestört unter vielen zu sein. ich habe kein problem mit vollen tanzflächen, wohl aber mit einem zustand, in dem ich das gefühl habe, meinen mühsam herausgesuchten drittel-quadratmeter verteidigen zu müssen und es nirgends aussicht auf besserung gibt – erst recht nicht, wenn der weg auf den jeweils anderen floor schon fünf minuten benötigt (von der klosituation für die damen erst gar nicht zu sprechen).
das allsonntagabendliche gruppenkuscheln und die klagen darüber (nachdem es anfangs aufgrund des erstaunens / der begeisterung deswegen wohl erstmal ruhiger blieb) scheint auch den betreibern nicht entgangen zu sein, so dass ich erstaunt war, zwar um 18:30 uhr noch eine ganz schön üppige schlange bis zum kiosk / häuschen vorzufinden, die für die kommenden stunden das übliche gedrängel erahnen ließ. jedoch bereits anderthalb stunden stand niemand mehr da – nicht mal bei der stempelschlange. kurzum: es wird ein einlassstopp verhängt, was stammgäste, listenplatz- und stempelhaber nicht betrifft. klar lässt sich befürchten, dass das ende daher wieder etwas näher rückt, die konsequenzen waren jedoch erfreulich: als ich gegen 21:30 uhr ging, konnte man auf beiden floors noch gut seinen platz finden. auch an der garderobe (die bald eine zweite etage bekommt) war zwar betrieb, aber längst nicht ein getümmel wie sonst. die eigentliche befürchtung sah ich widerlegt, als ich um 3:30 uhr wiederkam: auch wenn es in der panorama bar schon halbvoll war und somewhen ein gut gefülltes berghain vor sich hatte, tat das der stimmung keinen abbruch. im gegenteil: in der panorama bar kam ich nicht einmal in die verlegenheit, jemand anderem auf den fuß zu treten, und als es nach deren schließung unten etwas voller wurde, war es dennoch (ich mag’s ja kaum sagen, weil’s so wie graue eminenz klingt) wie früher, als es sonntags um die gleiche zeit ungefähr so aussah. sicher klafft da eine lücke zwischen 22 und 3 uhr, wo es mich schon interessiert hätte, ob es noch irgendwie stressig voll geworden wäre, aber das wird sich zu kritischen anlässen wie dem geburtstag herausfinden lassen. ich hatte jedenfalls den eindruck, dass sie lieber weniger einnahmen an der tür zugunsten eines geringeren füllgrades und somit eines von kundenseite angenehmeren erlebnisses in kauf nehmen – und das ist mehr als begrüßenswert. wird beobachtet, ob ich mich da getäuscht habe.

es gibt somit nur ein luxusproblem: die zwei erkenntnisse lassen sich schwer miteinander verknüpfen, aber vielleicht müssen sie das auch nicht. zumindest war es für mich nicht (mehr) zwingend notwendig, am sonntagabend bis zu dem punkt zu bleiben, den ich als arbeitnehmer gerade so noch gut mit meinem gewissen vereinbaren kann, wenn ich eh das gefühl hatte, dass die musik mich zwar schon mitreißen könnte, das ganze aber stimmungstechnisch von zu vielen (körperlichen) hindernissen geprägt war. das könnte jetzt zwar wieder schwieriger werden, wenn beides passt, aber im augenblick wird die konsequenz daraus als berghain-gänger (wie als käufer von musik) eher ins abseitige gehen. dafür gibt es die freitagsexperimente, die das berghain in den letzten monaten sukzessive ausgebaut hat. wer hier aufmerksam mitliest, wird mitbekommen haben, dass ich mit den musikalischen ergebnissen vom freitag, die weniger stunden als eine „normale“ klubnacht umfassen, häufig zufriedener war als an manchem sonntag. daher wird’s wohl so aussehen, dass ich das sich für 2016 abzeichnende verhältnis (hab gerade nachgezählt: inklusive neujahr war ich 13 mal da, davon fünf mal an einem freitag) beibehalten, wenn nicht gar zugunsten des freitags ausbauen werde. ich werde mir andererseits manche sonntagnachmittage oder -abende schon für die lieblings-residents vorbehalten, um zu schauen, ob ich deren musikalische qualität wieder etwas entspannter genießen kann. wenn sich die gruppendynamik drinnen durch vorzeitigen einlassstopp als etwas weniger hysterisch bzw. stressig herausstellt, kann das pendel zwischen freitag und sonntag auch durchaus wieder in der mitte zum stehen kommen. momentan aber bevorzuge ich herausfordernde inhalte, daher bleibt das augenmerk erstmal beim freitag, obwohl der 12. geburtstag dank der halle auch wieder viel gutes verheißt.

ach ja, im zuge der umbauten gehört die konstruktion in der säulenhalle – die als zusatzspielwiese für den darkroom oben gedacht war, bei großem publikumsandrang jedoch gerne mal als toilette gebraucht worden ist – der vergangenheit an. im augenblick dominiert dort nüchterne einfachheit mit dem bereits aus dem ostgut bekannten amboss als deko und den sitzbänken drumherum. kann meinetwegen auch so bleiben, andererseits wären ein paar der pritschen aus dem ostgut (die zumindest zu neujahr im lab zu sehen sind) auch nicht verkehrt, ohne dass der anfangszustand wiederhergestellt werden müsste.

[berlin / 19.11.2016] kraftwerk: berlin atonal presents autechre live

kann ich nur befürworten, dass sich das kraftwerk als veranstaltungsort für größere ereignisse im elektronischen bereich etabliert. ein wenig sorge bereitet mir nur die raumakustik, die kleinteilige sounds solange reflektiert, dass sie in der weite verhallen, aber eigentlich geht’s mir auch nur darum, die beiden nach ihrem fünfteiligen epos mal wieder (plus russell haswell) zu erleben.

autechre20161119

nachbetrachtung
es klappte noch rechtzeitig für die letzte halbe stunde von andy maddocks, der mit traktor eine ähnliche vielfalt wie rob hall bot. da manche übergänge jedoch keine rücksicht auf große tempounterschiede nahmen, ertappte ich mich bei der frage, was mr hall heute eigentlich so macht. summa summarum machte mr maddocks als skam-mitbegründer mit in grime und post-dubstep hineinspielenden breakbeats aber auch keine zu schlechte figur.

russell haswell eher mit klangkollagen und stellenweise sogar fast rhythmisch, wusste aber für meine begriffe nicht so ganz, wo er hinwollte. hätte die noise-passagen noch etwas ausbauen können, gerade wie man es von seinen vorherigen sets kannte, wenn er direkt vor autechre spielte.
bei den beiden war es tatsächlich dunkel genug, um die leute nur noch schemenhaft zu erkennen. trotz disclaimer mit der dunkelheit: es gibt immer irgendwelche, denen nach fünf minuten einfällt, dass das nichts für sie ist und die weitere fünf minuten brauchen, bis sie weg sind. abgesehen davon zweiteilung: die erste hälfte eher mit soundcollagen, die zweite wurde abrupt mit einer bassline und einem track eingeläutet, den man auch locker in einem techno-set hätte unterbringen können. da es noch keine live-aufnahmen von der tour zu kaufen gibt, wird es wohl eher wunschdenken bleiben, sich das auch im nachhinein zu sichern, aber evtl. lassen sie sich damit einfach nur zeit.
eine meiner größeren sorgen war es nach dem tresor-jubiläum, ob der sound sich in der halle verlieren würde, was bei autechre als headliner nicht nur schade, sondern ein richtiges ärgernis gewesen wäre. der wechsel in der räumlichen anordnung (nach links unterhalb der zwischendecke) half jedoch eine menge, da der schall durch die zwischendecke weniger reflektionsfläche nach oben hatte und das alles überraschend transparent und wuchtig klang. das trug dazu bei, dass autechre wieder einmal ein ereignis für sich waren. schade nur, dass die bitten nach zugaben ungehört verhallten.

dj stingray habe ich mir im ohm noch angehört, nachdem ich anfangs bedenken hatte, überhaupt noch reinzukommen, weil sich gut ein drittel der besucher in die schlange einreihten. es ging aber noch bis kurz nach 1 uhr ganz gut da drin. danach war es die zu erwartende mehr als ordentliche fülle, so dass ich das set lieber vom rand bzw. den bänken an der bar aus verfolgte, in dem er zwar viele der tracks aus seinem üblichen repertoire, aber eben auch sowas wie „crossing into the mental astroplane“ von transllusion spielte. mit noch etwas jetlag im rücken und dem berghain vor mir war es um kurz nach 2 allerdings auch genug.

[tokyo / 04.11.2016] contact: outis music showcase supported by broad

morgen sind dort âme und dixon dran, wo sich wieder das berliner schnöseltum einschleicht. auch wenn es charmant wäre, sie bei einem auswärtsspiel zu erleben, wird das wahrscheinlich auch gut voll. daher am wochenende lieber sightseeing und sich heute abend auf ein italienisches techno-potpourri freuen.

outis music showcase supported by broad

studio
22:00 tatsuoki
00:00 claudio prc
02:00 the gods planet live
03:00 dino sabatini

contact
22:00 reimei
23:40 dew
01:10 go max 剛田 group live
02:00 aoki takamasa
04:30 kannabi

dauer
von 22 bis 6 uhr

eintritt
von 22 bis 23 uhr: ¥2000
ab 23 uhr: ¥3500, für gh s-mitglieder sowie leute unter 23: ¥2500

adresse
shintaiso building b2f, 2-10-12 dogenzaka, shibuya-ku

nachbetrachtung
da ich eh schon beim disk union in shibuya weilte, um dessen angebot an gebrauchten schallplatten zu durchstöbern (und dabei die seinerzeit im hardwax sträflicherweise nicht mitgenommene „galaxy 2 galaxy“ auf ur vorzufinden), war es auch nur konsequent, gleich in der ecke zu bleiben. tokyo ist ja nun nicht gerade klein, aber hat man sich auf einen der bezirke festgelegt, sind die wege nicht sonderlich lang – nur etwas verworren. nach jetzt einer knappen woche habe ich jedoch langsam den dreh heraus. problem ist nur, dass viele fäden für mich bislang in shibuya zusammenliefen, es aber auch noch andere „kieze“ zu entdecken gäbe. da die für mich dort relevanten plattenläden aber weitestgehend abgeklappert sind, lassen sich die prioritäten auch wieder anders setzen.

nicht nur aus organisatorischen, sondern auch aus finanziellen gründen war’s dennoch gut, schon so früh in richtung contact aufzubrechen. es liegt tatsächlich etwas versteckt im parkhauseingang neben dem ntt docomo-gebäude, aber wenn man mit einem offenen auge für offene türen durch die stadt geht (einer der großen lerneffekte, den man von hier mitnehmen sollte), verpasst man das auch nicht. keine diskussion wegen des geringeren eintritts, kurzes durchleuchten der tasche und auf den pass wird auch geschaut. ist aus london bereits bekannt, von daher auch kein problem.
runter geht’s dann zwei stockwerke, und dort präsentiert sich ein zwar sauberer club, der im vergleich zu dem rotzigen berliner do-it-yourself-charme zwar heller und sauberer, dabei (irgendwie so wie tokyo an sich) aber nicht steril oder charakterlos ist. holzfußboden allerorten – bis auf den raucherbereich, den klos und dem raum mit den schließfächern. letzteres empfand ich als tolle alternative zur garderobe: 400 yen zahlen, davon sind 100 pfand. schlüssel abziehen, am besten nicht verlieren, und dafür kann man so oft an seine sachen wie man möchte. gut, bei der größe des raumes kann es schwierig werden, wenn mehr als zehn leute zugleich auf die idee kommen, „mal schnell noch was nachzuholen“, war aber zumindest an dem freitag nicht der fall.
die klos (auch wie überall in tokyo) sind beispielhaft: zwei kabinen, nochmal zwei behindertengerechte, jede mit eigenem waschbecken. auf den ersten blick mutet der grundsatz etwas seltsam an, keine alkoholischen getränke mit auf den hauptfloor mitnehmen zu dürfen – deswegen steht auch extra jemand vor dessen eingang und lässt diejenigen umkehren, die das nicht begriffen haben. auf den zweiten blick führt das jedoch zu bedeutend weniger arbeit für das putzpersonal am ende des abends. im gegensatz zu dem scherben- und bierlachen-potpourri, das man in berlin so kennt, lässt sich am ende einer party im contact fast vom boden essen. auch im kleineren floor bei der bar war jemand sofort mit dem wischmop zu stelle, als ein drink umgekippt war. die rauhen, unverputzten wände und das nicht allzu aufdringliche inventar des clubs führen jedoch dazu, dass man sich nicht wie in einer klinisch reinen umgebung vorkommt. das contact hat im vergleich zu den meisten europäischen clubs zwar einen etwas gehobeneren stil, aber es ist einer, der durchaus mit größen wie dem trouw mithalten kann. zumindest fühlte ich mich in den ersten minuten im contact ähnlich wohl.
das publikum ist eigentlich ein repräsentativer querschnitt dessen, was einem als tourist in tokyo begegnet: junge leute in anzügen, die wahrscheinlich gerade von der arbeit kommen, der angeschickerte tourist, der als erstes über die tanzfläche steuert, normales partypublikum ohne viel hintergrundwissen und dann noch die connaisseure. auch hier: etwas stylisher als in berlin, hatte aber den eindruck, dass eher einheimische anwesend waren, was schon mal dafür spricht, dass die nachfrage in tokyo vorhanden zu sein scheint. etwas voller hätte es sein können, gut zwei drittel waren gefüllt, aber das führe ich mal auf die tatsache mit âme und dixon am nächsten abend zurück. auch hier gehen die leute erst nach mitternacht aus, aber dennoch brachte das die für mich positive seite mit sich, jederzeit beim tanzen platz haben zu können.

dann wäre da noch der sound. auf beiden floors kommt kinoshita / rey audio zum einsatz, und dieser satte, von warmen bässen unterlegte sound unter stetiger kontrolle des tontechnikers fiel mir mit als erstes so positiv auf, dass ich mich nicht geärgert hätte, wenn meine elacin nicht dabei gewesen wären (waren sie aber). selbst auf dem leiser beschallten barfloor klangen minimalere platten wie im set von aoki takamasa (tatsächlich eines der besten sets des abends für mich) schön druckvoll. was go max 剛田 group dort veranstalten wollten, leuchtete mir aber nicht so recht ein. große synthesizer schön und gut, aber nicht ineinanderpassende basslines und improvisiertes bassspiel dazu ließen den roten faden für mich arg vermissen. für mich leider bei den live-acts unteres drittel.
da lief zur gleichen zeit bei claudio prc sowie bei the gods planet auf dem hauptfloor einiges mehr ineinander. als käufer taugt mir dieser trippige sound zwar nur sehr vereinzelt etwas, aber wenn es (wie beim set von donato dozzy im berghain neulich) so gut präsentiert wird, bin ich der letzte, der sich gegen das tanzen wehrt. auch dino sabatini hatte gute momente im set, besonders zum schluss, als er noch percs „wooden art“ im modern heads jumpler-remix (shazam sei dank, dass ich dann doch mal eine stroboscopic artefacts kaufen werde) spielte. für mich stach jedoch tatsächlich das warm-up von tatsuoki heraus. schön abstrakt, erst zum schluss hin tanzbarer, wobei es da erst um mitternacht war und die gäste nun schwungweise eintrafen. er machte das also genau richtig und spielte sich (und anderen interessierten) experimentiellere tracks über die anlage vor. davon erkannt: „…but the branch is weak“ von shackleton, shazam sei erneut dafür dank: „misty sunset over hackney“ von guillam. war ein echter genuss, ihm auf dem sessel hinten auf der empore zuzuhören.

schluss war zumindest auf dem hauptfloor recht pünktlich um kurz nach 6. wie lange es noch auf dem kleineren weiterging, kann ich nicht sagen. nach fast einem tag auf den beinen stand mir sehr der sinn nach dem heimweg.
ändert aber alles nichts daran, dass ich’s musikalisch sowie stimmungstechnisch überaus ansprechend fand. zumindest ist mein ersteindruck vom contact so positiv, dass man als techno-interessierter durchaus vorbeischauen sollte, wenn man eh gerade hier ist. das booking sieht für die nächste zeit auch sehr ansprechend aus, so dass ich ihnen nur wünschen kann, dass es sich auf lange sicht auch trägt.

[tokyo / 02.11.2016] grassroots: 19th anniversary party

irgendwie ganz gutes timing, dass der artikel über tokyos audiophile spielstätten kürzlich auf residentadvisor erschienen ist. und da der 3. november in japan feiertag ist (bunka no hi – feiertag der kultur), kann man auch mittwochs ohne schlechtes gewissen ausgehen. purer zufall, dass der im artikel erwähnte dj nobu zum jubiläum des ladens spielen wird. hat im berghain bislang mit ihm nie geklappt, aber sein soma-podcast hört sich vielversprechend an.

grassroots 19th anniversary party
dj nobu
hikaru
ya△ma
conomark

adresse
1-6-12 koenji minami, suginami-ku, tokyo, 166-0003

start
23 uhr

nachbetrachtung
wenn jemand ein paradebeispiel für das etikett „wohnzimmerclub“ sucht, ist das grassroots die goldrichtige adresse.

meine größte sorge bestand nach den erfahrungen mit dem suchen und finden von zuvor ausgesuchten orten in tokyo darin, dass ich kurz vor mitternacht und vor ende der schichten für die u-bahn-fahrer mitten im mir unbekannten koenji stehe und den club nicht finde. zu widersprüchlich waren die angaben, die diverse kartenanbieter per app angeboten haben, auch wenn die sich auf einen gewissen bereich in der nähe des u-bahnhofs konzentrierten. aber die aufnahmen von street view ließen auf ein wohngebiet schließen, und da hatte ich schon meine zweifel, dass gerade dort ein club seit fast 20 jahren bestehen könne.
es war dann wie so häufig: viel sorge um nichts. raus aus der station richtung norden, und kaum fünf minuten später waren leise bässe zu vernehmen. hinter einer offenen türe saß jemand hinter einem improvisierten kassenschalter. ich fragte nur „is this grassroots?“, erhielt dafür ein „bingo!“ mit großem lächeln zurück und war nicht mal eine minute später oben.

der gesamte club dürfte inklusive toilette 30 quadratmeter umfassen. da es sich um ein spitz zulaufendes haus handelt, nimmt der laden automatisch die form eines keils an, an dessen spitze man eher sitzen oder seine siebensachen ablegen kann.
mir stach sofort die deko ins auge. ein bisschen schwarzlicht und angemalte fäden erinnerten an goa-parties hierzulande, ein wenig holzromantik aus dem kater gab’s dazu, aber so richtig prominent sind die an h.r. giger erinnernden stahlkonstruktionen rund um das dj-pult. für’s auge gab’s also permanent was an dekoration zu sehen, und die besucher trudelten auch zwischen mitternacht und 1:30 uhr ein, so dass es auf der tanzfläche recht schnell so voll war, dass ich lieber auf einer der sitzgelegenheiten verblieb.

dj nobu habe ich (und das entbehrt nicht einer gewissen ironie) schon nicht mehr gehört, da ich mir jetlag- und arbeitstagsbedingt 5 uhr als grenze gesetzt hatte – da fahren die u-bahnen wieder. aus dem grassroots und auch dem contact ein paar tage später meine ich, das phänomen ausgemacht zu haben, dass die japaner gerne im club wegnicken, bevor es heimwärts geht. es saßen jedenfalls ein paar am rande, ohne dass sie in irgendeiner form belästigt worden sind.
conomark, ya△ma und hikaru dürfte die reihenfolge gewesen sein, wovon alle mit vinyl spielten und ya△ma mir am besten gefiel, da sie zwischen deep house und technoiden tracks keine 20 minuten brauchte, um die meute dort heranzuführen. auch wenn die techno-phase eher kurz war und es ziemlich schnell wieder housig wurde, war das technisch und vom bogen her locker am besten. bei hikaru habe ich später noch die „shades of jae“ von moodymann als einzigen track des abends erkannt, der irgendwie immer geht.

das alles hinterließ den eindruck einer sehr guten wg-party, auf der die musik etwas, aber nicht zu laut lief. als ich ging, hatte ich nicht den eindruck, dass es bald vorbei sein würde (wenn ich das auf facebook richtig gelesen habe, war um 15 uhr schluss). wundert mich bei so einer familiären angelegenheit auch nicht.
sollte man also kein problem mit angedeutetem hüftschwingen auf engerem raum zu house-music haben und einfach einen netten abend verbringen wollen, wenn man eh schon länger in der stadt ist: sollte man machen. war gleich von der ersten minute an zu spüren, dass eine menge liebe zum detail in den laden geflossen ist und es sich bei den machern um idealisten handelt, die einfach nur gute musik vorspielen und andere daran teilhaben lassen möchten. und sowas ist per se unterstützenswert. als techno- und club-sozialisierter fand ich’s im contact dann aber doch besser.

[berlin / 14.10.2017] berghain: morphine 11 / electric minds 10

im oktober wollen sie’s scheinbar wissen. panorama bar und berghain sind an drei freitagen zugleich geöffnet und das in puncto morphine mit einem angebot, zu dem ich schwer nein sagen kann – alleine wegen des viel zu unterbewerteten anthony shakir.

berghain: morphine 11
21h00 mark cremins
22h00 hieroglyphic being + container + sofia jernberg live
22h45 sote live
23h45 kafr live
00h30 anthony ’shake‘ shakir
02h30 rabih beaini
03h45 container live
04h30 donato dozzy

panorama bar: electric minds 10
23h59 dolan bergin
04h00 harvey sutherland live
05h00 move d
08h00 edward

eintritt
21h00-00h00: 19 euro
ab 00h00: 15 euro

nachbetrachtung
obwohl ich mir vorgenommen hatte, bereits zu hieroglyphic being und konsorten da zu sein, wurde es dann doch eine stunde später, während sote längst zugange war. im nachhinein hätte ich mich ärgern müssen, wenn ich ihn verpasst hätte – das war alles andere als gemütliche modular-improvisation. vielmehr fiese sounds, tempiwechsel zwischen den einzelnen tracks, erinnerte mich ein bisschen an subhead und das, was aus der schweiz anfang der 2000er-jahre auf electronik weed crew und neue heimat landete.
kafr sind eine zusammenarbeit zwischen senyawa und rabih beaini. das hieß für den live-act, dass gesang und die selbstgebauten instrumente mit mal mehr, mal weniger rhythmischen drones angereichert wurden, was auch sehr schön ineinandergriff.
das set von anthony shakir war aber ein totaler kontrast zu derem mystischen stil. er spielte tatsächlich eher housig, steigerte sich zum ende zu techno (mit „the pace“ von robert hood, gedoppelt). davor muss ich ihm sowas von hoch anrechnen, „once in a lifetime“ von talking heads gespielt zu haben, radioheads „idioteque“ sowie sein „drummer downstairs“ auf fit vor ein paar jahren folgte dann wenig später. mag auf manche eher verwirrend gewirkt haben, spiegelte für mich aber seine bandbreite als produzent wider, ohne dass der flow darunter gelitten hätte.
rabih beaini gebührt im anschluss daran für mich trotzdem die krone dafür, drones sowie arabische gesänge mit elektronischen tracks so zu vermengen, dass die mischung daraus äußerst tanzbar wurde. hätte ich entscheidungskompetenz, würde ich es auf einen versuch an einem sonntagnachmittag ankommen lassen – ist aber auch wunschdenken, weil ich mir sowas auch gerne mal länger als 75 minuten anhören würde.
container spielte fast alle tracks der „vegetation ep“ auf diagonal letztens und auch sonst in diesem stil mit distortion auf allen rhythmustragenden fre- und sequenzen. donato dozzy hat mich positiv überrascht, weil ich mit diesem hypnotisch-melodischen stil, der nicht nur von den italienern kultiviert wird, nicht allzu viel anfangen kann – erst recht nicht, wenn das über mehrere stunden des abends dominiert, ohne dass sich etwas wie eine schön knarzende 303 in ein set mogelt. hat aber auch eher mit meiner vorliebe für genreübergreifende sets zu tun, anstatt dass ein substil für längere zeit durchkonjugiert wird. herr dozzy machte das zwar, aber doch mit spürbaren nuancen und mit wechselnder intensität. noch dazu mit vinyl und dabei beneidenswert präzise.
aufgrund all dieser für mich auf ihre art überzeugenden sets war ich nur ganz kurz oben und bekam dort den eindruck, dass move d den rest auch noch schaukeln wird. allzu lang habe ich’s aber nicht mehr werden lassen, indem ich gegen 6:30 uhr überaus zufrieden mit dem bis dahin gehörten heimwärts bin.

[berlin / 07.10.2016] void: aphrodite

das void ist das ehemalige subland und einer der wenigen orte neben dem gretchen, in dem regelmäßig drum&bass geboten wird. da der sound nicht nur in berlin, sondern auch bei mir seit geraumer zeit zu kurz kommt und ich neugierig darauf bin, ob dort umgebaut worden ist, wird das also mal näher überprüft.

void
aphrodite
upzet
tommy lexxus
phantom warrior
clee
justice

eintritt
10 euro

nachbetrachtung
schichtdauer von 1h00 bis 6h30, an der tür war’s wesentlich entspannter als vorab erwartet – keine schlange, keine machtspiele, einfach nur unkompliziert.
die umbauten halten sich im vergleich zum subland in grenzen. die garderobe direkt geradezu vom eingang ist zwar eine gute idee, aber wenn die schlange davor etwas länger wird, kann’s im vorraum oder direkt am ein-/ausgang schon schwierig mit dem durchschlängeln werden – gerade weil die garderobe auch eine kleine bar umfasst. das verzögert manches wohl ein wenig.
andererseits hat sich die befürchtung während des gesamten abends, der wohl einer der besucherstärksten im void war (hab ich mir sagen lassen), ziemlich in wohlgefallen aufgelöst. wenn man einmal den grundriss verinnerlicht hat, kann man zwanglos und ohne aufbietung aller jahrelang erworbenen schlangenmenschenfähigkeiten von a nach b (bzw. vom haupt- zum barfloor) gelangen. da führen gleich zwei wege nach rom. schön auch die idee mit dem raum in deren mitte, in dem man etwas unangestrengter als neben der tanzfläche plaudern kann. und der kickertisch auf dem barfloor ist für einen club erstaunlich gut in schuss.
der geist der 1990er weht auch noch durch die gewölbe, angefangen beim bunten blitzenden licht und richtig offensichtlich durch die tarnnetze. die anlagen machen dem budget, das hier etwas kleiner ausfallen dürfte als bei den großen berliner aushängeschildern, auf beiden floors alle ehre. gute voraussetzungen für eine schweißtreibende angelegenheit, die es spätestens ab 3 uhr mangels klimaanlage auch war. also auch in diesem punkt klar 1990er – kann ich eh nicht begreifen, warum man heutzutage zwangsläufig sowas braucht. luftholen ging drüben auf dem barfloor eigentlich immer, tanzen konnte man dort mit etwas mehr platz zu jungle sowie ganz normalen breakbeats um die 130 bpm.
auf dem hauptfloor war’s inhaltlich eigentlich fast die gesamte zeit über nicht das, was ich bei drum&bass kaufen, daheim hören oder gar spielen würde. gerade aphrodite war mit schon fast edm-angehauchten sounds schon sehr auf party kalkuliert (oder um es fies zu sagen: hätte auch auf dem tomorrowland funktioniert, wiedererkannt habe ich diesen drum&bass-edit von „ready or not“), aber entweder man macht sich das partyleben zur hölle, indem man den purismus über alles erhebt oder man lässt sich mitreißen. letzteres ging dank anhang und eh grundentspanntem publikum ganz leicht, so dass es einfach mal wieder nur gut tat, auf den stil tanzen zu können und dabei einige liter schweiß zu verlieren.

lange rede: auch wenn es für mich tollere spielarten von drum&bass gibt, hat es derbe spaß gemacht und das void sich als schöne alternative empfohlen, wenn man mal etwas unaufgeregt ausgehen möchte.

[berlin / 24.09.2016] berghain: klubnacht

berlin läuft den marathon, ich mache mir meinen eigenen. plan: zu dr. rubinstein rein, nach karenn raus. etwas unglücklich bin ich nur darüber, dass martyn und pete mehr oder minder zeitgleich spielen, aber das ist wieder eines dieser berliner luxusprobleme.

klubnacht

berghain
00h00 johanna knutsson
04h00 subjected
07h00 dr. rubinstein
11h00 nima khak
14h00 tijana t
17h00 pete
21h00 karenn live
22h30 kobosil / joel mull

panorama bar
00h00 leonid
04h00 afik naim live
05h00 luke hess
09h00 shed
13h00 dexter
16h00 martyn
19h00 m>o>s
22h00 basic soul unit
01h00 steffi

garten
12h00 cormac
17h00 boris

eintritt
16 euro

nachbetrachtung
aller guten dinge sind drei, jedenfalls war ich strenggenommen so häufig da. der erste besuch gegen 2:00 uhr war jedoch nur zum stempelholen und ein paar erste eindrücke mitzunehmen. johanna knutsson machte das unten mit moderat forderndem techno auch echt gut, wohingegen leonid oben zu dem zeitpunkt schon fast härter spielte und auch damit anteilig wesentlich weniger leute überzeugen konnte als johanna unten. zumindest war es in der panorama bar doch sehr übersichtlich zu dem zeitpunkt.

ich kam gegen 9:30 uhr zum zweiten mal wieder, als dr. rubinstein sich schon warmgespielt hatte. wie immer mit acid-faible, nicht zu hart, genau richtig zum (wieder-)ankommen bei sehr angenehmer fülle, während shed oben im stile seiner power house-sachen mit garage-reminiszenzen spielte. qual der wahl also, die mir aber abgenommen wurde, indem ich mein versprechen, als moralische unterstützung beim marathon (also dem richtigen, nicht dem am wriezener karree) nebenherzufahren, einlösen wollte und der pulk an läufern eh gerade vom strausberger platz richtung holzmarktstraße lief.

da sich das temporäre anfeuern so entwickelte, dass ich mir in steglitz immer noch neben den läufern herradelnd dachte, dann auch gleich noch den rest bis zum ziel mitmachen zu können, war ich erst ab 16:30 wieder vor ort. im endeffekt war ich wegen der frischen luft, sonne, serotonin, und der tollen stimmung an der strecke darüber auch ganz froh. herbst / winter kommen früh genug, damit auch weitere gute sets, von daher fiel mir’s auch nicht schwer, die prioritäten zu verschieben.

in den paar minuten, die ich dann noch von tijana t mitbekommen habe, ist mir eine kombination im gedächtnis geblieben, bei der sich mir nicht unbedingt aus begeisterung die nackenhaare aufgestellt haben: „the pace“ von robert hood und „rhythm is a dancer“ von snap. nein, ich bin kein musikfaschist, ich habe beide tracks ebenfalls, und ja, ich würde auch beide spielen – wenn es denn passt. aber wer sich beide tracks hintereinander anhört, wird feststellen, dass da harmonisch überhaupt nichts ineinandergeht. wirkte auf mich wie „oh, ich möchte einen besonderen moment kreieren und bringe diesen eurodance-klassiker mit der brechstange unter.“ da die meute das gefeiert hat, gibt das auch (leider) eher ihr recht als mir. hätte besser untergebracht werden können, nein: sogar müssen und der halbwegs musikalisch veranlagte teil des publikums mit stehboykott reagieren können. aber da bin ich wohl zu sehr idealist.
von boris im garten habe ich nicht allzu viel mitbekommen, aber mir ist eine wunderbare herbert noch im gedächtnis: „people that make the music“.

zwischen 18:00 und 19:00 hat mich martyn eher abholen können als pete. rezeptur ähnlich wie bei shed, u.a. mit awesome 3: „don’t go (kicks like a mule)“ oder „coda coma“ von yage – dank an shazam, da ich bei dem sound eklatante bildungslücken habe.
runter zu pete, der zu dem zeitpunkt „the bells“ spielte, was auch mit der daruntergemixten fetteren kick mit der treibendste moment im set war. sein set war letztendlich ein schönes beispiel dafür, wie erwartungen sich umdefinieren lassen können. an sich hatte ich mir auf die zwölf erhofft, was in den treibenderen phasen auch bei mir merklich besser zündete (energie freisetzen, auch mit der brechstange). stattdessen nahm er sich etwas zurück und spielte eher facettenreicher, weniger urgewalt mit subbässen, somit blieb mehr raum, um nuancen wahrzunehmen. erkannt habe ich dabei recht wenig: „patience“ von surgeon bspw. und „spaceape“ von burial.
den track habe ich beim album bisher immer geskippt und eigentlich kann man den in einem techno-set auch nicht spielen, da er 170 bpm (oder eben die hälfte) in die waagschale wirft. heruntergepitcht, mit einer 4/4-kick drübergelegt und die tonhöhe dabei beibehaltend, so dass spaceapes stimme immer noch wie spaceape klingt: das war für mich der gegenpol zum tijana-t-moment.
daher wie bereits erwähnt: für die uhrzeit genau passend – nicht zu fordernd, eher so ein set, das einen für den rest des abends startklar machte und für mich somit genauso viel wert wie seine anderen sets mit kompromissloser härte.

bei karenn war’s mir dann zu voll, hab mir das dann auf der bassbox sitzend gegeben. auch wenn sie sehr melodisch waren und ihre ersten an brachialität glänzenden sets an ort und stelle für ewig im gedächtnis behalten werde, gefiel mir das durchaus. sie wiederholen sich einfach nicht und haben ihren maschinenpark so gut im griff, dass sich das nicht wie bei jazz-improvisationen im nichts verliert.

basic soul unit fand ich mit seinen larry-heard- und derrick-may-anleihen auch nicht verkehrt, aber da war die luft für mich konditionell schon raus, auch wenn das platzangebot in der panorama bar überaus angenehm war. dafür herrschte unten das für einen sonntagabend übliche gruppenkuscheln, wozu ich dann beim besten willen nicht mehr in der stimmung war.

[berlin / 23.09.2016] griessmühle: 3 years mother’s finest

es steht schon seit längerem auf meiner liste, mir hieroglyphic being als live-act anzuschauen. bei der griessmühle lasse ich mich nicht lange bitten. und ja, auch der rest kann sich mehr als sehen lassen.

griessmuehle20160923

ablauf
r_1
00h00 elisabeth
02h30 pariah
05h30 hieroglyphic being live
07h00 nthng

r_2
22h00 dynamo dreesen
03h00 red rack’em
07h00 lns
11h00 derek plaslaiko
16h00 franklin de costa

draußen
10h00 dionne

start
22 uhr

eintritt
15 euro

nachbetrachtung
an sich sollte ich langsam mal einsehen, dass ich vor 2 uhr samstag nacht nicht loskomme, wenn zwischen der arbeitswoche und dem ausgehen noch ein paar stunden schlaf liegen sollen. noch viel weniger sinn ergibt das ganze, wenn ich mich auf der party nach nicht mal drei stunden schlaf trotz ordentlicher espressodosis nicht wirklich fit fühle. der umkehrschluss sollte wohl darin liegen, einfach zwischenzeitlich nicht zu ruhen, um früher loszukommen (es sei dann, ich bin selbst nach fünf uhr hinter den decks gefragt – dann hat schlaf definitiv priorität).

ich war also erst gegen 2h30 da, fand eine schlange vor und mich daher schon mit der tatsache ab, hieroglyphic being zu verpassen, wenn es nach normalen berliner abläufen gegangen wäre (warm-up-dj, live-act, haupt-dj, rausschmeißer). stattdessen bekam ich (eine dreiviertelstunde später) noch einiges von pariah mit, dessen letzte dreiviertelstunde ich außerordentlich gut fand („la la land“ im remix von dave clarke und die b-seite der oni ayhun 003 zum schluss). war mir zuvor etwas zu sehr im standard verhaftet, traute sich aber zum schluss, mehr stile zu vermengen.
red rack’em bekam ich jeweils nur kurz mit, der das silo aber auch schön auf trab hielt.

an hieroglyphic being ist faszinierend, dass er sein live-set mit zwei ipads bestreitet, auf denen (und jetzt bin ich mir unsicher) cubasis installiert ist. da findet zwar keine synchronisierung des tempos über midi statt und irgendwie scheinen die tracks einzeln geladen werden zu müssen (daher zwei tablets, den rest erledigt der dj-mixer). gab aber keinen kickdrumsalat, da er es immer schaffte, die neue kick dann hereinzubringen, wenn sie beim vorherigen track schon ausgeblendet war. wenn man die midi-clock im hirn integriert hat, bekam man mit, dass das nicht ganz auf der 1 war, aber das war auch unerheblich. sonst spielte er eher melodisch in dem stil, den er von larry heard adaptiert hat und wie man ihn auch auf „the disco’s of imhotep“ hören kann. nicht meine tasse tee, ich mag seine rauheren und fieseren tracks am liebsten, aber nichtsdestoweniger passte das ins konzept.
nthng begann danach stark mit schnellerem dubtechno à la scion versions und blieb auch bei zackigem tempo, bis er (sie scheinen echt wieder in mode zu kommen) mit „the first the last eternity“ von snap gegen 10h00 feierabend machte. den größten teil der zeit verbrachte ich jedoch bei lns im silo, die zwar tolle platten dabei hatte („sticky“ von two lone swordsmen – abgeschaut, wo es sich rächt, dass ich die auf warp eher so en passant betrachtet habe / „sex on the beach“ von dj assault / „work that sucker (dub)“ von dj funk / „shake that ass“ von dj deeon), mit jedoch einem problem: auch wenn sie richtig gepitcht waren, passten sie entweder harmonisch oder von der dramaturgie her eher so in einem drittel der fälle zusammen. bei den anderen zweien stellten sich mir zwar nicht die nackenhaare auf, aber irgendwie dachte ich mir, dass sie das bei der auswahl besser hinbekommen könnte. die auswahl reißt das set jedenfalls nach oben.

unter’m strich war’s schon gut, hingegangen zu sein. im endeffekt hätte mir aber der anfang der party gereicht, wobei der nur vor ort aushing. andererseits war sowas früher auch egal, und aufgrund der eingangs beschriebenen vorschlafproblematik wäre es vielleicht einfach nur klüger, den abend früh zu beginnen und dann auch früher enden zu lassen. schreibe ich mir für die nächsten freitage hinter die ohren.