[berlin / 23.11.2018] berghain: leisure system x dark entries

das dritte mal für diesen monat. im dezember/januar das übliche. aber erstmal genießen, dass die leisure system wieder auf größerer bühne stattfindet.

berghain: leisure system
00h00 golden medusa
03h00 kyoka live
04h00 neon chambers live
05h00 barker live
06h00 samuel kerridge

panorama bar: dark entries
00h00 doc sleep
03h00 david carretta live
04h00 photonz
06h00 cardopusher
08h00 josh cheon

eintritt
12 euro

nachbetrachtung
geschafft habe ich es erst zu 2 uhr, aber damit immerhin noch zur letzten stunde von golden medusa.

trotz nervosität klappte das mit ihrer premiere auf dem berghain-floor (die säule zu beginn des jahres war clubpremiere) ziemlich gut. überzeugte durch couragierte sowie stilsichere auswahl und auseinanderlaufende tracks hat sie rechtzeitig durch filter kaschiert.
beispiele:
shxcxchcxsh – shulululu
ténèbre – jungle frontier
aphex twin – polynomial-c (schlusstrack)

kyoka war für mich der einzige schwachpunkt unten, was durch herrn carretta eine etage oben aber mehr als nur gut aufgefangen wurde (wie man ihn bereits von gigolo her kannte: geradlinig mit anleihen bei electro, wave und ebm gleichermaßen). ich mag ihr unrecht tun, wenn ich den roten faden in ihrem set vergeblich gesucht habe und das mein eindruck von ihr ist, den ich bereits bei diversen raster-noton-nächten zuvor von ihr hatte. falls mir irgendwelche produktionstechnischen finessen entgangen sind, lasse ich mich gerne eines besseren belehren. allerdings sprach eine nur noch halbvolle tanzfläche irgendwie für sich. bei allem verständnis für nervosität auf dieser bühne: warum kein sicherer modus operandi mit möglichst wenig fallstricken, bei dem über ableton live einfach nur szenen abgespielt werden?

neon chambers landen für mich auf einem knappen zweiten platz dicht hinter barker. hätte nicht gedacht, dass sigha so ein feingespür für melodien hat. wirkte (wie barker danach) jedenfalls wie aus einem guss und damit so, als ob sie schon jahrelang gemeinsam auftreten.
bei barker hörte ich von der „debiasing“ nur „look how hard i’ve tried“ heraus. das war auch der einzige track ohne kickdrum, die lag dafür (gebrochen) unter dem rest, der (soweit ich das weiß) bislang unveröffentlicht ist, was meiner meinung nach aber schon marktreif wäre.

die krone für das dj-set des abends bzw. morgens geht an samuel kerridge. erstmal techno zu beginn, um die leute anzufüttern („exit stance“ von jk flesh, „expect nothing“ von exium im regis-remix, „hype (funk)“ von bleaker), machte aber auch vor uk-hardcore nicht halt (in dem fall „here come the drumz (remix)“ von doc scott, hat er auch an gleicher stelle bereits im laufe des jahres gespielt). mit venetian snares („ichidh“) hatte er für mich endgültig gewonnen, fand den schluss dann über techno-umwege mit einem hiphop-track, der auch im dubstep-kontext gut funktioniert hätte. shazam hat hierbei versagt. also falls jemand da war und mein bestenfalls vorhandenes basiswissen in puncto hiphop ergänzen kann – immer her damit.

josh cheon will ich noch hervorheben, der schon im sommer im garten als kenner anstatt als hitlieferant auffiel und mühelos zwischen acid house und italo wechseln konnte, ohne dass das nach brechstange klang. habe ich mir aber aus konditionsgründen nicht bis zum schluss angehört und warte da auf einen sonntag.
und wenn ich schon beim wunschkonzert bin: samuel kerridge könnte man den klubnacht-gängern auch durchaus zum sonntagmorgen oder -nachmittag kredenzen. alleine wegen der zu erwartenden fragenden gesichter.

ein typischer freitag also: musikalisch herausfordernd und durchgängig auf hohem niveau. dazu von der fülle her entspannt mit offenem publikum, so dass das genießen auch nicht schwer fiel.

[berlin / 27.04.2018] säule: leisure system

station numero zwei nach dem anstoßen im about blank.

ablauf
00h00 golden medusa
02h30 machine woman live
03h30 djrum
05h30 konx-om-pax b2b beckett

eintritt
12 euro

nachbetrachtung

ich werde mir mal bis auf weiteres angewöhnen, das fazit an den anfang zu stellen: die leisure system machte ihrem eklektischen ruf mal wieder alle ehre. einzig machine woman blieb für mich hinter den erwartungen zurück, dafür hat djrum sie übertroffen. golden medusa spielte eine couragierte premiere und beckett sowie konx-om-pax betrieben schönes stylehopping zum schluss, wobei ich weit vor dem putzlicht gegangen bin.

gegen 1 uhr nachts war ich da und erstaunt / froh darüber, dass die schlange länger als bei der letzten leisure system war. drinnen auch schon wenigstens halbvoll. golden medusa mit vinyl, sichtlich angespannt (wer wäre das nicht bei der premiere?), dabei technisch nicht immer auf den punkt, konnte dies aber gut kaschieren. habe mir sagen lassen, dass sie mit vinyl noch nicht allzu lange spielt, und dafür ging das in ordnung – erst recht in bezug auf ihre auswahl. kostprobe:
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bleibt damit auf dem radar.

von machine woman hatte ich ihre veröffentlichung auf peder mannerfelts label im hinterkopf und war entsprechend enttäuscht, dass sie ein ziemlich statisches techno-set spielte. für mich wäre also vor dem hintergrund ihrer produktionen weitaus mehr drin gewesen, zumal experimente in dem rahmen auch locker möglich, wenn nicht gar erwünscht sind.

djrum machte dafür von anbeginn an klar, dass vielfalt, experimentierfreude und tanzbarkeit sehr schön hand in hand gehen können und war beim setaufbau logischer als beim letzten mal im ohm.
auswahl (bis auf den ersten track musste shazam helfen):
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konx-om-pax und beckett fingen erst einmal mit drum&bass an, was nicht nur oben im berghain toll klingt, sondern dank der einige zentimeter dicken betonwände auch in der säule ganz schön massiv. der gewollte tempibruch zurück auf techno war auch dabei. ob sie das noch ein weiteres mal getan haben, vermag ich nicht zu sagen, da ich bereits um 7 uhr gegangen bin. gefreut habe ich mich jedenfalls über „beep street“ vom für mich immer noch besten squarepusher-album sowie modeselektors „raveanthem“.

die nächste ausgabe ist dann ende august, was dann auch gleich das zehnjährige jubiläum wird. da hoffe ich einfach mal darauf, dass sie es wieder eine nummer größer begehen.