r.i.p. little richard

eintrag eins von zwei für heute.

auch an ihm wird mensch nicht vorbeigekommen sein, wenn das radio in den letzten sechs bis sieben jahrzehnten lief. „tutti frutti“ oder auch „good golly miss molly“ zählen zum urknall des rock & roll definitiv dazu. geläufig war mir bis heute nicht, dass er offen bisexuell und damit dem prüden amerika auch noch gesellschaftlich einen schritt voraus war.

bis ins hohe alter aufgetreten, nun mit 87 jahren verstorben.

r.i.p.

r.i.p. tony allen

vor gut anderthalb jahren hatte ich durch zufall die chance, ihn gemeinsam im funkhaus mit jeff mills im rahmen des red bull music festivals sehen zu können. ich war zwar kurz im zwiespalt (einerseits wegen red bull und andererseits wegen des funkhauses, wohin ich schon damals nicht mehr wollte), aber andererseits wären die tickets dann verfallen und ich hätte einen durchaus interessanten abend verpasst.
auch wenn mich die sehr verjazzte gute stunde mit dem trio (jean-philippe dary war noch an den keyboards) nicht dazu bewegt hat, das album zu kaufen, muss ich doch sehr anerkennend sagen, dass das verschmelzen zweier rhythmischer welten dank der beiden virtuosen ein ganz schöner genuss war. zum einen der gestandene drummer mit sympathischer verwirrtheit bei den ansagen, zum anderen der ebenfalls gestandene dj, der die 909 wie ein schlagzeug zu spielen vermochte.

tony allen ist bereits am donnerstag mit 79 jahren an einem aneurysma verstorben. ich schreibe mir „afrobeat“ und „fela kuti“ auf die nachhilfeliste (und 2020 als jahr zunehmend ab).

einkäufe vom 1. mai 2020

das ist erstmal ein platzhalter. bei bandcamp ist es wieder soweit und sie verzichten auf ihren anteil (und das wohl auch in den kommenden paar monaten am jeweils ersten freitag). mehr folgt hier dann, wenn der warenkorb abgearbeitet bzw. die wunschliste erleichtert worden ist.

und hier der nachtrag (vom 5. august 2020): ihren angaben zufolge haben musikkäufer*innen an dem tag 7,1 mio. us-dollar ausgegeben. meine einkäufe folgen sogleich, die drehten sich wie zuvor (und auch danach) um meistens die gleichen künstler*innen (wobei die damen leider sträflich unterrepräsentiert sind) sowie labels.

orson & hops
untouchable
[version]

dürften die beiden schon länger als dubplate gespielt haben und kam dann im märz exklusiv auf bandcamp heraus. gefundenes fressen für die anhänger*innen düsterer basslines (frühe tectonic- sowie tempa-sachen) und shackletons einfluss kommt bei der percussion sehr klar durch. weitaus mehr als nur solide.

weird weather
tongue drum
[whip+lash lash01]

den hardwax-feed aktualisiere ich tatsächlich mehrmals täglich. die lektion, dass dinge auch nach 12 stunden noch im internet stehen, muss ich zwar noch lernen. andererseits mag ich interessante neuerscheinungen in kleinstauflage nicht verpassen, bevor sie von der seite verschwinden. aber ich schweife ab.
der feed machte mich auf die ep der beiden für mich bislang komplett unbeschriebenen blätter aufmerksam. also angehört, sehr von der lo-fi-ästhetik angetan, die einmal mit house-freundlichen 120 bpm und bei den beiden „paint“-versionen mit 88 bpm dient. war stark mitentscheidend, da auch der downtempo-bereich bei mir immer noch genügend nachschub vertragen kann, um das publikum auf drum&bass vorzubereiten.

v/a
from our future selves
[ygam yva01]

wieder der hardwax-feed, aber dieses mal bei den downloads.
soli-zusammenstellung für „friends of the earth“, von der nur diasiva mir als act etwas sagte. die sind hier in gemäßigteren breakcore-gefilden unterwegs. der rest ist sehr von der industrial-schule rund um downwards geprägt, das sounddesign beim abschlusstrack („peinture sonore d’un paysage mort“ von fuir le silence parfort) erinnert sehr an roly porter, was nicht die schlechteste referenz ist. die techno-tracks sind in der überzahl, gerne mit gebrochenen beats. ist also für stammkäufer von regis, jk flesh oder auch shifted durchaus einen versuch wert.
hab daraufhin auch den rest des kataloges angehört und einen teil davon auf die wunschliste gesetzt. insbesondere ōtone stach da für mich hervor, da wird also künftig noch ein bisschen was in meine sammlung hinterherwandern.

luke corbin
code318
[co-dependent code318]

ein non-profit-label, das meistens eine veröffentlichung pro woche hochlädt. erlöse gehen an savethechildren.org.
stilistisch sind sie äußerst variabel. meistens electronica mir völlig unbekannter produzent*innen, aber auch drvg cvltvre befindet sich mittlerweile im katalog. luke corbin gehört fast zu deren stamminventar, ist mir bei den meisten seiner anderen drone-stücke zu knarzig. in diesem fall jedoch wunderbar zurückhaltend, erinnert an die ruhigen sachen von kevin drumm.

joy orbison
gr etiquette (’09 mix)
[toss portal]

einer der tracks, die er wohl ein jahrzehnt lang gespielt hat und von denen seine anhänger*innen annahmen, dass der wohl für ewig exklusiv bleiben wird. kann ich nicht beurteilen, als dj habe ich ihn bisher viel zu selten erlebt.
wäre jedoch ein jammer gewesen, wenn der nur auf seiner festplatte verblieben wäre. luftiger techhouse mit vocals, anschlussfähig an garage, dabei nicht in den kitsch abdriftend. oder auch: gewohnt leichtfüßig wirkende arbeit.

luke younger
sherman cat fight
[hhelmm.bandcamp.com]

die bandcamp-url sagt es: das ist der bürgerliche name von helm, der mich mit einigen seiner sachen auf pan hat aufhorchen lassen. hier mit einer nachbearbeiteten iphone-aufnahme zweier auf dem dach seiner gartenhütte kämpfender katzen. kann als intro im set bestimmt den großteil der anwesenden verstören.

paleman
plmn004
[paleman plmn004]

er vollzieht den spagat zwischen post-dubstep-nenn-es-doch-einfach-uk-bass-irgendwas und techno mit als einer der besten und auf seinem eigenen label auch kompromissloser. bei zehnin dann exklusiv techno, was bei ihm glücklicherweise jedoch nicht gezwungen klingt.
hier ist für beide fraktionen mit dunkleren vorlieben etwas dabei und mit „form funnels“ gibt es sogar düsteren ambient als zugabe.

maayan nidam
hell002
[hellium hell002]

ich habe ja hier schon durchklingen lassen, dass „sea of thee“ auf perlon vor fast zwei jahren einen mehr als nachhaltigen eindruck hinterlassen hat, wegen dem es sich für mich lohnt, ihre entwicklung als produzentin zu verfolgen (auch als dj toll, das nur nebenbei). sie hat hellium als plattform für sich und andere nach dem album aus der taufe gehoben und debütiert mit der zweiten katalognummer.
die a-seite ist es für mich hier nicht wirklich. kaum präsente kickdrum, im vordergrund steht eher die synth-bassline, mit der ich nicht warm werde. passiert halt. die b-seite ist vom tempo her waschecht techno, aber wahnsinnig hypnotisch, ohne dabei zu minimal zu sein, aber trotzdem mit den mitteln arbeitend. auch hier tragen synthesizer die tracks, aber melodisch für mich einfach viel ansprechender.
bleibt weiterhin auf dem zettel, die dame – keine frage.

skream
unreleased classics 2002-2003
[skreamizm.bandcamp.com]

er ist für mich (leider) einer derjenigen, die gegen mitte/ende der 2000er-jahre falsch abgebogen sind. das schließt gelegentliche lichtblicke nicht aus, aber in den meisten fällen hat er mich einfach verloren.
plastician sei dank gibt es hier acht tracks aus seiner anfangszeit, die mit dem übergang von garage und dem, was noch dubstep werden sollte, zusammenfällt. parallelen zu techno anfang der 1990er sind offensichtlich: da ist noch nichts richtig formalisiert, sondern es entstehen hybride. gerade „oh my gosh“ zeigt auf, mit welcher signatur er nur wenige jahre später auf tempa furore machen sollte.

rwin
strict001
[strictly strictly strict001]

seine erstveröffentlichung auf dem label, das nebenher auch noch für nächte mit sehr guten bookings im about blank mitverantwortlich ist.
mal samplebasierter house, bei dem die jalousien tagsüber in der panorama bar durchaus mal geöffnet werden könnten (b2, und ich vermisse diese momente durchaus kalkuliert eingesetzter euphorieschübe sehr!). die b1 atmet dubtechno, die gesamte a-seite empfiehlt sich für den außeneinsatz.

v/a
lf rmx 013
[lf rmx lf rmx 013]

und da ist die katze aus dem sack: nicht nur, dass ich sets von len faki in den letzten ein bis zwei jahren positives abgewinnen konnte – jetzt kaufe ich auch seine edits, die er für’s auflegen produziert und nach einer gewissen zeit auch veröffentlicht. hat neben den musikalischen aber noch einen weiteren positiven aspekt: er verdient daran nichts. alle erlöse wandern zu straßenkinder e.v., was mir auch den aufpreis bei bandcamp wert ist.
drei edits für drei produzenten: „twelve“ von planetary assault systems, ein überaus solides techno-tool, gegenüber dem original etwas verlangsamt, aber mit dickerem bass. „xpute the woop woop“ von cristian vogel, das herr hawtin bei seinem gastspiel in der klappe letztes jahr im februar schon spielte (kaufgrund) sowie „multiply“ von marcelus, schön fordernd und etwas angedubbt. so sehr ich mich da bemühe: ich finde kein haar in der suppe.

v/a
lf rmx 023
[lf rmx lf rmx 023]

zwei edits von zwei tracks. einmal „hit hard“ von robert armani, kam damals auf acv heraus und mir beim wühlen in diversen kisten noch nicht unter (oder ich hab sie überblättert, auch gut möglich). da kommt das erneut langsamere tempo sehr gut zum tragen, mich stört aber das regelmäßig eingestreute „3, 2, 1 – go!“, weshalb ich noch einen edit vom edit machen werde.
musik aus strom / funkstörung auf der anderen seite, klingt wie hart auf funktionalität getrimmte panasonic-tracks, was in dem fall als kompliment gemeint ist.

v/a
with the fracture
[cutcross recordings cxt001]

wieder mal die hardwax-neuigkeiten, die mich mit dem label „ace grime / breakbeat“ neugierig machten. und genau das bekommt mensch hier auch – mal rauher (e3 breaks, l u c y), mal funky (sir rah, würde so auch auf monkeytown passen), mal an meinem geschmack vorbei (der letzte track des unbekannten).

pisse
mit schinken durch die menopause
[pisse.bandcamp.com]

kurz mal vom elektronischen weg, wenn mensch hier vom intro absieht. waschecht hingerotzter punk, in dem die kernbotschaften nach meistens weniger als zwei minuten (es reicht auch weniger als eine) ins hirn gehämmert (oder geschrammelt) worden sind. anspieltipp: „work/life balance“, weil so schön bissig.

v/a
shelter for our souls
[pregnant void pvva01]

zusammenstellung auf „bezahl, was du möchtest“-basis mit tracks, die beim umgang mit der pandemie behilflich sein sollten. kam bereits ende april, als europa sich schon (regional unterschiedlich) in quarantäne befand. irakli von der staub hat einen track beigesteuert, durch ein posting auf dem allseits bekannten zuckerberg-netzwerk wurde ich darauf aufmerksam (also ja, hin und wieder bringt das etwas, wenn ich mal dort lese). er nimmt sich mit ganz ruhig dahinfließendem ambient auch direkt eine viertelstunde und schlägt damit als derjenige mit dem längsten track zu buche.
inland und distant echoes könnten noch bekannt sein, wobei letzterer durchaus tanzflächentauglich, aber auch recht unaufgeregt ist. so wie das gesamte album, das sich keine ausreißer nach unten leistet. einzig der spirituelle monolog im eingangsstück von phil moffa ist nicht meines, aber das liegt auch an meiner fehlenden verbindung dazu.

rafael anton irisarri
will her heart burn anymore
[room40 drm429]

boomkat-entdeckung. sie hatten „the north bend“ für die neuauflage nach zehn jahren auf der titelseite, und auch bei room40 höre ich mittlerweile ganz gerne mal hin. „the north bend“ steht zwar immer noch auf der wunschliste und wie es bei mir nun mal so ist, wenn ich feuer fange: ein guter teil seines restlichen kataloges gleich mit.
die ersten beiden variationen sind mir eine spur zu verzerrt, aber dafür reißen es die beiden letzten so richtig heraus. vor allem die „plus“-version, bei der ich mich frage, ob das direkt mit e-gitarre aufgenommen und durch effekte gejagt worden ist. dürfte in den kalten jahreszeiten wieder relevant werden.

v/a
the hive
[neighbourhood hood005]

stand auch schon länger auf dem zettel, also endlich nägel mit köpfen gemacht.
dbridge mit electro, was ihm gar nicht mal so schlecht steht. ein wiederhören mit paleman gibt es auch, dieses mal ohne umwege techno mit reverb. bei cadans wird deutlich, warum er mit randomer zusammenarbeitet. sonst sind tasha & kamikaze space programme mit ihrem maschinenfunk sowie roberto & yelhsa mit verträumteren breaks hervorzuheben. es gibt noch einen bonus-track, der nicht bei der vorschau erscheint: „un“ von forest drive west im moniker-edit, was aber für mich nicht mehr und nicht weniger als mittelmäßiger dub-techno ist.

loefah
woman
[loefahproductions.bandcamp.com]

stammgast bei den bandcamp-freitagen, weil er zu dem anlass immer im archiv wühlt.
ist ein dubplate-rip, wobei die glücklicherweise noch nicht allzu strapaziert worden ist. sonst für ihn typisch: reduziertes arrangement, lieber den bass dominieren lassen, kurzes vocal-sample einstreuen – fertig.

caribou
swim
[city slang slang733419]

fehlte frevelhafterweise einfach noch.

hodge
shadows in blue
[houndstooth hth122]

hat mich auf livity sound beeindruckt und zählt seitdem zu denjenigen, bei denen ich wenigstens reinhöre. houndstooth ist als adresse für sein debüt-album auch mehr als nur angemessen und auch erprobt in dem format.
daher ist hieraus auch keine ansammlung an tanzflächenmaterial geworden, sondern etwas für laue sommernächte auf der terrasse / dem balkon oder gar für autofahrten (keine sorge, tracks wie „cutie“ oder „ghost of akina“ dürften auch auf festivals bestehen, sobald die wieder möglich sind). ganz schön souverän gemeisterte angelegenheit, für ein erstlingsalbum.

doc scott
far away / it’s yours
[metalheadz meth004]

(start der metalheadz-trilogie.)
war schon länger auf meiner discogs-wunschliste. „far away“ ist der verträumtere (und funkigere) track der beiden, „it’s yours“ bedient sich (wie anno 1994 halt so üblich) ausgiebigst beim amen-break.

alex reece
pulp fiction / chill pill
[metalheadz meth011]

ein jahr später hatte bereits jazz in drum & bass einzug gehalten. das kann gerne mal ziellos wirken (was immer noch mein größtes problem mit manchen jazz-sachen an sich ist und mich davon abhält, mich mit dem genre tiefer befassen zu wollen), aber mit „pulp fiction“ ist einfach mal einer der coolsten hybride entstanden, die als musterbeispiel für die verbindung beider welten stehen.

optical / matrix
to shape the future
[metalheadz meth027]

(womit die trilogie auch schon endet.)
und weitere zwei jahre später: techstep mischte im spiel mit, das titelstück ist beleg hierfür. im vergleich zu den früheren metalheadz-sachen wird es düsterer, bei „raging calm“ gibt es noch den ausgleich mit den eingestreuten stabs. bei matrix wiederum lupenreinen ambient.

nurse with wound
rock ’n roll station
[abstrakce records abst 011]

wieder einmal war es die boomkat-startseite, dort gibt es das bis dato aber „nur“ physisch.
schon wieder jemand, bei dem ich nicht mal ansatzweise mit der diskographie durch bin. aber beim titeltrack, „r+b through colis browne“ oder „the self sufficient sexual shoe“ konnte ich nicht widerstehen. klar ist der einfluss von techno bzw. elektronischer musik allgemein spürbar (das album erschien 1994), aber für mich ein mit damaligen maßstäben zeitgemäßes update von throbbing gristle. und auch immer noch genauso unbequem.

sleeparchive
still
[sleeparchive.bandcamp.com]

(der link führt ins leere. gab es nur befristet, ohne dass ich das wusste.)
zwei versionen des gleichen tracks, wobei die erste die merkmale von robert hood von mitte / ende der 1990er-jahre mit dem rhythmischen grundgerüst kreuzt, was u.a. auf missile zu hören war.
für die zweite version nimmt er die sequenz zurück und splittet sie in kleinere happen, was in kombination mit den achtel-hihats gleich mal zu einer treibenderen gesamtstruktur führt. mein klarer favorit der beiden.

forest drive west
mantis 01
[delsin dsr_mts01]

neue reihe auf delsin, die von einem weiteren aus der kategorie „kaufe ich eigentlich blind“ eingeleitet worden ist. hatte ich bereits mitte april vorbestellt, wurde am 4. mai veröffentlicht, nehme ich der einfachheit halber mit rein.
richtig schnurgerade ist (wieder einmal) keiner der tracks, aber jeder einzelne für unterschiedliche stationen im set brauchbar. „hidden past“, um das publikum mal durchatmen zu lassen, „invisible“ würde ich als brücke im warm-up nehmen, um die leute wissen zu lassen, dass es ab jetzt fordernder werden kann (also letztes drittel ungefähr), „radiance“ ist erneut entweder zum durchatmen oder etwas für die ganz späten stunden (nach normaler zeitrechnung bspw. eine klubnacht am montag morgen).

r.i.p. mike huckaby

update, 27.04.2020, 16:39 uhr
pressespiegel wird hinzugefügt. todesursache: schlaganfall im februar und im krankenhaus mit corona infiziert.


auslassungen zu den „qualitäten“ von 2020 spare ich mir fortan. begegnen kann ich dem langsam nur noch mit nüchternem abarbeiten.

einer der viel zu lange viel zu sehr unter dem radar fliegenden detroiter helden, dem erst ab mitte der 2000er-jahre die aufmerksamkeit zuteil wurde, die er auch verdient hatte. sein „final step“ (also der letzte dieser remixe) von deepchords „electromagnetic dowsing“ war der track von ihm, durch den ich damals im hardwax aufmerksam geworden bin. deepchord sowie ein mysteriöses schwarzes label dienten als türöffner – und dieser zwölf minuten auf einseitigem vinyl gepresste inbegriff von mit dub gepaartem groove befand sich daraufhin als stammgast in meiner plattentasche.
das war der startpunkt, wo s y n t h als label und er als produzent sowie dj hierzulande einen schritt aus dem schatten des geheimtipps machte. dennoch erlag er nicht der versuchung, sich dem festivalzirkus und der fraktion mit dreistelliger anzahl an gigs pro jahr anzuschließen. stattdessen lieber in motor city basisarbeit betreiben und den jugendlichen das produzieren mit maschine und ableton live nahebringen, um ihnen eine perspektive zu geben – das ist das maß an bescheidenheit, von dem mensch eine ahnung bekommen konnte, wenn er in clubs spielte.
ich erinnere mich dabei noch an ein von technischen schwierigkeiten begleitetes set im berghain, dafür ein paar jahre darauf in der panorama bar famos. im globus trotz ähnlicher probleme wie am wriezener karree zuvor souverän, aber überall stets mit der richtigen auswahl für den raum. das letzte mal sah ich ihn vor zwei jahren zu „detroit – berlin: one circle“ im hebbel am ufer, als er stücke von sun ra mit vinyl und tonbändern ineinandermischte. auch wenn das weniger mein fall als seine tanzflächenorientierten sets war: bescheidenheit war auch hier das gebot.

es gab vor wochen eine von delano smith initiierte gofundme-aktion, um die kosten für eine gesundheitliche behandlung decken zu können. als freiberufler muss mensch in den vereinigten staaten dafür selbst aufkommen. der erforderliche betrag war längst zusammen, aber das hat nicht verhindern können, dass mit ihm einer der unbesungenen ganz großen gestern mit 54 jahren viel, viel zu früh verstorben ist.

r.i.p.


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new york times

einkauf vom 23. märz 2020

leafar legov
mirror
[giegling lp 09]

ist nur ein kauf und selbiger schon eine weile her, aber aus zweierlei gründen erwähnenswert:
erstens gibt’s das album aufgrund der aktuellen situation nicht physisch. der versand startet erst am 27. april, damit die versanddienstleister nicht auch noch mit der sammelleidenschaft von vinylabhängigen zu tun haben. bis dahin kann mensch sich es aber über deren website digital sichern – auf spendenbasis, als mp3 oder gleich als wav. sobald die mail mit dem link da ist, sollte mensch sich beeilen, da der nur drei stunden gilt.
zweitens ist das nicht nur musikalisch so ausgereift wie seine vorherigen veröffentlichungen – nein, sogar eine deutliche weiterentwicklung. in den discogs-kommentaren ist ein vergleich zu boards of canada zu lesen, die auch ich beim hören im sinn hatte. burial ist die andere referenz. für meine ohren die perfekte untermalung für die aufkommenden wärmeren tage, die aller voraussicht nach noch auf balkonen oder terrassen verbracht werden müssen und tatsächlich einer meiner kandidaten für die alben des jahres.

r.i.p. larry sherman

es geht weiter mit dem (zugegeben: wegen seines geschäftsgebarens nicht unumstrittenen) gründer von trax records, auf dem – so viel ist sicher – musikgeschichte geschrieben worden ist. das label ist seit jahren in anderen händen und er selbst bereits donnerstag verstorben. herzversagen, mit 70 jahren.

r.i.p.

[stream / 08.04.2020] united we talk – tear down borders: #leavenoonebehind / united we stream – live from diskothek melancholie 2

mal etwas weniger kurzfristig und nicht ohne stolz: lesbos / moria findet zwar medial aktuell auch statt, aber ebenso offensichtlich ist der latente nationale selbstbezug bei der vermeintlichen gesundheitskrise, die auch nicht zu unwesentlichen teilen durch die kostenoptimierung des pflegebereichs in den vergangenen jahren hausgemacht ist.
dabei treten geflüchtetencamps als eine der baustellen zurück, obwohl sie seit jahren brachliegen. durch covid-19 treten die konsequenzen daraus mit allen unschönen details einmal mehr zutage. die binsenweisheit also gerne noch einmal: eine geflüchtetenpolitik (oder gar deren ursachenbekämpfung) wurde mindestens genauso lange verschlafen wie die erkenntnis, dass pflegekräften nicht genauso viel zugemutet werden kann wie robotern in der autoproduktion.
geflüchtete sind morgen von 16 bis 19 uhr thema bei united we talk und (damit wäre ich beim stolz) die bewegungsfreiheit kommt auch zu wort. zwar nicht extrem lang (fünf minuten, wie ich erfahren habe), aber ich hoffe, dass die drei stunden dazu beitragen werden, die thematik neben die soziale isolation rücken zu lassen.

danach kann ich direkt mein fanboy-dasein ausleben und objekt neben anderen aus der melancholie 2 auf die finger schauen.

tipps zum sonntag, dem 05.04.2020: united we talk & petition zum grundeinkommen reprise

steige ich erstmal mit dem déjà-vu ein: die von meiner wenigkeit letztens auf change.org verlinkte petition zum bedingungslosen grundeinkommen wurde von aktuell mehr als 400.000 leuten unterzeichnet. nun ist sie im deutschen bundestag angekommen. heißt also: nochmal unterzeichnen (natürlich nur, wer sich mit den dahintersteckenden zielen identifizieren kann oder zumindest verständnis dafür hat). aktuell (sonntag, 5. april 2020, 14:51 uhr) sind’s knapp unter 100.000.

klick

dann beginnt in einer guten stunde ab 16 uhr die nächste stufe des eh schon famosen „united we stream“-formates: united we talk. nachdem gestern bereits 12 stunden lang die internationale erweiterung zelebriert worden ist, gibt es nun konzerte, performances und diskussionen mit tagesordnungspunkten, die auch soziale fragen im bereich der kultur, sozialen initiativen und der mieter*innenbewegung tangieren.

das programm sieht für heute so aus:
16h00 intro
16h10 stadt ohne morgen dokumentation
16h30 pöbel mc
17h00 nate and hila performance
17h30 point zero: future habitat talk

r.i.p. bill withers

„lovely day“, „ain’t no sunshine“ oder „just the two of us“. stücke, die einem bei autofahrten im radio oder beim aufwachsen in den 1980ern begegnet sein könnten und auch heute noch in den playlisten der radiosender mit entsprechendem schwerpunkt zu finden sind.

laut afp bereits am vergangenen montag mit 81 jahren verstorben.

r.i.p.