[berlin / 11.05.2013] berghain: klubnacht

und da ist es schon wieder soweit. das berghain ist im weitesten sinne in klockworks-händen, wobei ich in erster linie darauf gespannt bin, was mike huckaby anstellen wird. eine etage höher gibt es legendenalarm.

klubnacht

berghain – klockworks nacht
00h00: trevino
04h00: ben klock / dvs1
07h00: mike huckaby
10h00: dvs1
15h00: rod
19h00: ben klock

panorama bar
00h00: tama sumo
04h00: paul johnson
06h00: lemakuhlar live
07h00: san soda & red d
14h30: boris
19h00: cassy
23h00: nd_baumecker / massimiliano pagliara

eintritt
14 euro

review

ausnahmsweise im ein-schicht-betrieb, wobei der nach arbeitsrechtlichen maßstäben auch durchaus als doppelschicht ausgelegt werden könnte. 16 stunden, 4:30 bis ungefähr 21:00 uhr. wem der unterschied zwischen den set-zeiten auf der berghain-seite und hier auffällt: boris und cassy haben jeweils später angefangen, daher stehen hier die tatsächlichen anfangszeiten.
die neuerungen am dj-pult im berghain gehen übrigens weiter: die dezibel-anzeige ist größer und prominenter platziert.

verpasst habe ich damit leider ein wenig von paul johnson, der rest war jedoch sehr überzeugend, indem er diverse chicago-varianten durchkonjugierte, während die schlange draußen bis ungefähr 7:00 uhr konstant bis zum häuschen ausharrte. es ballte sich jedoch eher eine etage tiefer bei ben und dvs1, oben war es zwischen gutgelaunten menschen sehr gut auszuhalten und meiner meinung nach auch musikalisch interessanter. liegt aber auch an dem bonus, den die windy city bei mir inne hat.
mike huckaby hat mich am meisten beeindruckt. seinen produktionen nach ist er eher in der panorama bar zuhause (wo er ebenfalls bereits überzeugen konnte), aber wer die letzten nachbetrachtungen noch im hinterkopf hat, wird mitbekommen haben, dass flexibilität als qualitätsmerkmal bei mir sehr an boden gewonnen hat. es war ein astreines techno-set, dessen anfang einen in die alten tresor-zeiten katapultierte – mit 138 bpm auch vom tempo her. neue tracks kamen bevorzugt mit einem ruck ins set, was dem ganzen schnelle schübe verpasste, und er scheute sich nicht, tempo und temperament in der zweiten stunde zu drosseln. was ihn wahrscheinlich am meisten geärgert hat, war das sporadisch auftretende kratzen am xone:92, egal auf welchem kanal. wird bei ihm wahrscheinlich nicht zur zufriedenheit beigetragen haben, ist ihm aber nicht anzulasten. er spielte professionell bis zum schluss auf dem mixer weiter, der bei der übergabe auf dvs1 einfach innerhalb von zwei minuten getauscht wurde. danach war zumindest das kratzen geschichte.
dvs1 selber für mich wie immer: technisch tadellos, beneidenswerte schnelligkeit, aber insgesamt zu wenig abwechslung, was die spannungskurve betrifft. zwar empfand ich die kurze phase (müsste so gegen 13:00 uhr gewesen sein) mit gebrochenen kickdrums als angenehme abwechslung, aber dennoch konnte er mich nicht wesentlich länger als 20 bis 30 minuten fesseln. egal, andere hatten ihren spaß.
san soda und red d waren bereits während mike huckaby dafür verantwortlich, dass ich dessen letzte stunde verpasst habe. die schmissen in ihren siebeneinhalb stunden so einiges an zutaten in den topf – sei es chicago, techhouse, melodien, disco. frei von hängern und komischen harmonischen kombinationen war auch das set nicht, was aber bei der länge zu verschmerzen ist und durch dvs1 gut aufgefangen werden konnte. meiner meinung nach jedoch kurzweiliger als das geschehen im berghain.
boris hatte in seiner ersten stunde das pech, dass sich die tanzfläche um die hälfte leerte. keine ahnung, ob das am allgemeinen schichtwechsel oder dem etwas schwächeren ende seiner vorgänger lag. entsprechend unmotiviert war auch sein auftreten – jedenfalls fehlte das sonst bei ihm festbetonierte grinsen. situationen wie diese kenne ich nur zu gut, ich konnte ihn daher ziemlich gut verstehen, zumal es musikalisch wirklich nicht schlecht war. ab der zweiten stunde wandelte sich das bild gründlich und er spannte den bogen von techno bis vocal-house so, dass es ein schön geschlossenes bild abgab. tanzfläche voll, arme in der luft, boris wieder am grinsen, alles richtig gemacht.
auf rod trifft ähnliches zu wie auf dvs1. technisch ebenfalls super, aber eben eher von tools geprägt und man mag es langsam beginnende alterssenilität nennen, aber mir fehlt dabei immer was, woran ich mich im nachhinein erinnern kann.
von cassy habe ich nur den eher trockenen anfang mitbekommen, der aber zugleich vielversprechend war. und auch wenn ich ben klock meistens als zu trocken empfinde, bleibt mir von ihm dieses mal ein überzeugender eindruck zurück. gleiche merkmale wie seine zwei vorgänger: schnelles, präzises mixing, ebenfalls mit tools, jedoch hatte er von den dreien am ehesten begriffen, dass sich auch hiermit eine kurve mit höhen und tiefen schaffen lässt. es füllte sich auch merklich erneut während seines sets, aber dank vernunft und hungergefühl fiel es mir nicht schwer, zur von mir vorab gesetzten zeitlichen obergrenze heimzugehen. einzig ben machte es mir an der garderobe stehend etwas schwer, indem er „sleep cycle“ von robert hood spielte.

summa summarum ein berghain-abend im oberen mittelfeld. ein durchweg angenehmer füllgrad mit angenehmen leuten, wobei es schade ist, dass das stimmungshoch mittlerweile erst sonntag abend zu erwarten ist, wohingegen pädagogisch wertvolle sets wie von mike huckaby bei denjenigen, welche die harte gangart nicht kennengelernt haben, ins leere laufen. auch egal, dafür hatte der rest umso mehr spaß.

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