[berlin / 07.06.2024] rso: aural instances

bei der aural instances handelt es sich um eine von stenny kuratierte reihe, die mit einem (ich kann’s nicht anders sagen) fulminanten angebot im rso gastiert.

wird der auftakt eines ziemlich intensiven wochenendes.

ablauf

summe
23:00 vivian koch
02:00 scion
03:00 nkisi
05:00 carrier
07:00 woody92
09:00 stenny

nachbetrachtung

mache ich quasi nach dem aufwachen, um nicht noch mehr in verzug zu geraten.

rein: kurz nach mitternacht.
raus: 6:15 uhr.

bei ankunft keine schlange, drinnen bestenfalls drittelvoll. änderte sich bis scion – da war’s zu zwei dritteln gefüllt. für mich sehr angenehm, musste vor der basswand nicht ständig auf leute achten. notiz an mich: im rso die 25db-filter verwenden, ist aber eher für’s gefühl. zwar sind 15db immer noch besser als gar kein schutz, aber das klangliche gesamtbild bei allem vorhandenen druck für mich etwas schrill. allerdings: bin auch eher auf das gezähmte klangbild konditioniert. ein ohrenklingeln blieb jedenfalls nicht zurück.
die summe habe ich jetzt tatsächlich erst zum zweiten mal gesehen. der raumteiler richtung toiletten ist neu und wirkt sich positiv auf lenkung der publikumsströme aus. auch die couches im gang nach der garderobe zur tanzfläche sind sehr gut.

musikalisch handle ich’s schnell ab: vivian koch hat einmal mehr unterstrichen, dass sie eine der am meisten unterbewerteten djs dieser stadt ist. zwischen dubtechno, electronica, breakbeats vermittelnd, auch mal in richtung house blinkend. absolut nichts zu meckern.
scion haben nichts verlernt und fast ausschließlich neues bzw. mir unbekanntes material gespielt, das gerne so veröffentlicht werden kann. „emerge“ blitzte vor schluss mal auf.
nkisi nur zu anfang mit breakbeats, sonst mit der techno-keule, die auch mal über 150 bpm hinausgehen konnte. war glücklicherweise frei von den billo-rave-elementen, shazam hat nichts erkannt. für mich bestenfalls solide, was an den sicherheits-übergängen lag, bei denen manche energie, die sich durch die synergie zweier tracks ergeben hätte, einfach verpuffte.
habe also etwas müde auf carrier gewartet. neues alias von shifted, erst mit wenigen veröffentlichungen, wovon „in spectra“ mal eben für mich weit vorne ist, was techno anno 2024 betrifft. das set im übrigen auch. der vergleich mit monolake / t++ ist wirklich nicht zu weit hergeholt und es war eine helle freude, die unterbrochenen kicks im kopf mit dem subbass zu verknüpfen, für den dann ausreichend platz war. der erste track mit 4/4-kick lief nach einer dreiviertelstunde, eine halbe stunde später übergab er bereits an woody92.

kam mir ganz gelegen. da es mit dem vorschlafen nicht geklappt hat, klopfte das schlafbedürfnis an. hab leider keine vergleichsmöglichkeiten zu sonstigen freitagen in der summe, kann aber verstehen, dass der abend bzw. morgen nach hinten raus verkürzt worden ist. das war gegen 5:30 uhr wieder drittelvoll und insofern nur fair, woody92 noch ein paar minuten abzugeben. ob stenny noch zum zuge kam, ist zumindest mir nicht überliefert.
generell super, dass das rso dem konzept eine plattform geboten hat. ich hoffe mal, dass dem noch weitere ausgaben folgen.

notierte tracks

vivian koch
mirrorlake – moa
bhed – leaving

carrier
significant other – drum therapy
laksa – leo
giordano – the addiction formula

[berlin / 11.05.2024] about blank: staub

wie angekündigt: das dritte von drei wochenenden hintereinander. dann ist auch erstmal bis anfang juni für mich pause.

ablauf

garten
10:00 banu
12:00 głós
14:00 yac
16:00 resom
19:00 elliott litrowski b2b irakli

mdf
14:00 refresh the system
16:00 borgborg
18:00 ly sas
20:00 justine perry

nachbetrachtung

war für mich ein kurzes vergnügen (gut drei stunden ab 12:30 uhr), das ich textlich nicht unnötig in die länge ziehe.

głós geht als mein favorit durch. melodisch, fordernd genug, dass es für die uhrzeit gut passte. war angesichts der apc40 neugierig, ob das jetzt ein live- oder dj-set mit ableton war, hab aber nicht nachgeschaut oder -gefragt. also bleibt’s ein mysterium.
yac durchaus minimal-techhousig zu beginn, zog in der zweiten stunde deutlich an – auch das: passend zu zeit und ort. und an „radio“ höre ich mich sowieso nie satt.

auf dem mdf war ich insgesamt vielleicht zehn minuten – einmal kurz nach toresöffnung und dann nochmal kurz vor meinem abgang. habe dort also lediglich refresh the system mitbekommen, dessen beginn sich für mich eher nach kickstart anfühlte. jedenfalls ging er vor fünf, sechs leuten auf der tanzfläche ganz schön in die vollen. anderthalb stunden später vergleichbares energieniveau mit synkopierten kickdrums bei vollerer tanzfläche, das war für mich stimmiger.

notierte tracks

yac
jason fine – many to many (ben klock remix)
donnacha costello – black bag job 526
wishmountain – radio

[berlin / 08.05.2024] lab.oratory: revolting

es ist himmelfahrt und somit wieder zeit für einen der termine, an dem alle geschlechter und orientierungen ins lab dürfen.

revolting
23:00 man power
02:00 ladymonix
05:00 eli escobar
08:00 nd_baumecker

nachbetrachtung

erfolgt am 17. juni 2025 mit entsprechenden gedächtnislücken. laut shazam war ich bis wenigstens 10:15 uhr da, das erste mal habe ich’s um 3:34 uhr benutzt. also nehme ich das mal als referenzzeitraum. der 8. mai war ein arbeitstag, ohne vorschlafen wird das ergo nicht gegangen sein.

ohne das unnötig in die länge zu ziehen: volles haus, somit eher herumstreunen meinerseits. ladymonix sowie nd sehr gut, eli escobar jedoch hervorragend frei von jedweden genregrenzen.

notierte tracks

ladymonix
moodymann – i can’t kick this feeling when it hits
leee john – mighty power of love (mood 2 swing vox mix)
madonna – deeper and deeper

eli escobar
radiohead – everything in its right place
depeche mode – world in my eyes (mode to joy)
time modem – suono elettrico
moon boots – juanita (mark broom remix)
dj swisha – club megamixxx (dub mix)
depeche mode – enjoy the silence
yeah yeah yeahs – maps

nd_baumecker
ecstasy club – jesus loves the acid
róisín murphy – shellfish mademoiselle (paul woolford remix)
younger than me – sadness is only way to happiness
pet shop boys – why am i dancing?

[berlin / 03.-05.05.2024] about blank: warning

„a rave odyssey“, um genau zu sein. da geißele ich mich schon fast, dass ich an zwei wochenenden hintereinander ins berghain gehe. dabei holt der autonomenschuppen am ostkreuz locker auf. erst der geburtstag, jetzt die warning, und am wochenende darauf wird es wieder staubig. ich übernehme am freitag die künstler*innenbetreuung und lasse es den rest des wochenendes ruhig angehen. den kompletten ablauf gibt’s dennoch weiter unten – aufgeteilt nach floors.

ablauf
(bitte beachten: es gibt eine pause am samstag von 9:00 bis 15:00 uhr. es sind ergo zwei partys, für die im fall der fälle zwei mal eintritt gezahlt werden muss. es gibt aber auch ein wochenendticket.)

lobby
freitag, 03.05.2024
22:00 monti b2b raduga
samstag, 04.05.2024
00:30 heimlich maneuver b2b d.silver
03:00 hølle
04:00 og shemon b2b dj tipster
06:00 osiris b2b dagobird
09:00 pause
22:00 crille & tamalt
sonntag, 05.05.2024
01:00 ne555
04:00 soyoon

mdf
samstag, 04.05.2024
00:00 tereza
02:00 goldie b2b mi$$ junia
04:00 p/kstr b2b mars leder
06:30 dj floppy disk
09:00 pause
22:30 acidfinky
sonntag, 05.05.2024
01:00 punani
03:00 istari lasterfahrer live
04:00 41issa
06:00 earth trax
08:00 brikett royal

garten
samstag, 04.05.2024
15:00 lily haz
18:30 dj swagger live
19:00 olsvangèr
21:00 trancesetters of westphalia live
22:00 pause
sonntag, 05.05.2024
12:00 balearic banana
15:00 laylla dane
18:00 s.o.n.s.
21:00 shjva live
22:00 ende

hütte
freitag, 03.05.2024
23:00 rentner richy
samstag, 04.05.2024
00:00 diskojochen
01:30 havylici0us b2b gingerb

zelt
samstag, 04.05.2024
03:00 hks97
05:00 pause
22:00 helleroid b2b recorded future
sonntag, 05.05.2024
01:00 broshuda b2b nyn
05:00 arg8787
09:00 leeza
12:00 pause, es geht im garten mit balearic banana weiter
22:00 dj hot wlan

nachbetrachtung

war fast schon ein aufeinandertreffen der generationen vom freitag auf samstag. auch mit klarer aufteilung: der mdf zwischen techno, house und breaks, die lobby nur anfangs bei monti und raduga zurückhaltend housig, ansonsten so ravig, wie die jungen leute es von tiktok her kennen. das hat die hütte auch beinahe zum bersten gebracht.
das ist der punkt, an dem die generationen ins spiel kommen: neben der stammklientel des about blank gab es einige so um die 20, auch bei den acts, die den club noch niemals besucht hatten und von dessen garten sofort angetan waren.

muss zugeben, angetan war ich vom musikalischen sowohl auf der lobby als auch in der hütte gar nicht, aber ins konzept der warning fügte sich das ganz gut ein. für ein volles haus sorgte das eh, und zur not war der mdf für mich musikalisch eh stabiler. und auch hks97 im zelt. als künstler*innenbetreuer gibt es rein gar nichts zu beanstanden – pflegeleicht und höflich waren durch die bank weg alle.

alles in allem ein vielversprechender auftakt für das wochenende, jedoch blieb der samstag / sonntag weit hinter den erwartungen zurück, so dass es bei dieser einen warning anno 2024 im about blank bleiben wird. vielleicht hat die nacht dazu beigetragen, dass manche der generation z häufiger in der autonomendiskothek vorbeischauen wollen.

notierte tracks

hks97
outtaface – outtaface (vocal)

p/kstr b2b mars leder
delay grounds – marcelo’s whistle

dj floppy disk
boriqua tribez – bonito

r.i.p. mc conrad

wäre schöner, in einer anderen kategorie weiterzumachen. aber es ist, wie es ist.

ein weiteres der prägenden duos des drum & bass, auch wenn es stilistisch weniger meins war: die „progression sessions“ mit mc conrad und ltj bukem lassen sich aus der historie des stils nicht wegdenken.

bereits gestern wurde bekannt, dass er mit 52 jahren verstorben ist. todesursache unbekannt.

r.i.p.

r.i.p. michael everett

zugegeben: bis heute kannte ich seinen vollen namen nicht. für viele war er einfach nur „mike“. jede*r, der*die in den ersten jahren die pforte des berghains passiert hat, wird ihm begegnet sein. ein stämmiger afroamerikanischer typ mit glatze, meistens mit basecap. teil der türbesetzung – nicht bei der selektion, vielmehr im hintergrund oder auf dem hocker zur kontrolle des stempels, später der bändchen. machte auch regelmäßig seine runden durch den club, um zu schauen, ob nichts passiert, was das wohl der gäste gefährdet.
so ist mir eine szene in erinnerung (das jahr ist mir entfallen – den raucherbereich gab es jedenfalls schon, weil sie sich dort zugetragen hat), wo er außer sich war. eine junge dame ohne englisch als muttersprache hatte sich in der wortwahl vertan und müsste statt „grabbed my bag“ etwas wie „grape“ oder „rape“ gesagt haben. ich stand zu weit weg, um das genau gehört zu haben. was mich aufhorchen ließ, war er: derjenige, der „rape“ verstanden hatte und sofort die musik abstellen lassen wollte, um den typen ausfindig zu machen. das missverständnis ließ sich schnell aufklären, zeigt aber erstens, dass er die idee des integrativen sicheren ortes verinnerlicht hatte und damit zweitens, dass die zuweilen berühmt-berüchtigte berghain-tür auch nur aus menschen besteht und er jede*n als solchen sieht. er hat jedenfalls eine große portion wärme hineingebracht, stets ein „how you doin‘?“ auf den lippen gehabt und jeder*m das gefühl gegeben, im club willkommen zu sein.
bei den nachrichten auf reddit und telegram über diejenigen, die sich dieser tage an der schlange vordrängeln, dachte ich zu allererst an ihn. er wäre die idealbesetzung gewesen, diese im blick zu behalten und deutliche ansagen an diejenigen zu machen, die sich zuviel rausnehmen. stattdessen honorierte er respekt bzw. demut vor dem club. von ihm wurde ich im november 2012 aus der schlange geholt und bekam die ansage „you don’t have to queue here anymore“. und ich bin mir sicher, dass es einigen stammgästen davor und danach genauso erging.

der krebs hat ihn nun auf dem gewissen und reißt eine riesige lücke. jeder club bräuchte einen türsteher seines formats.

r.i.p.

[berlin / 26.-29.04.2024] about blank: blank xiv | le blank c’est nous

die kinderdisco nimmt bereits jetzt anlauf, dann folgen sektempfang, fundsachenversteigerung, punk-konzerte auf dem mdf. alles liebgewonnene tradition, aber ich stoße dennoch erst sonntag dazu.
der einfachheit halber hänge ich den spielplan einfach als bild hier an und freue mich darauf, sleeparchive seit ewigkeiten mal wieder zu hören. schon mal jetzt alles tolle zur strafmündigkeit, liebste autonomendiskothek!

nachbetrachtung

gute zehn stunden am sonntag von 14 uhr bis kurz nach mitternacht, und die zumeist im garten verbracht. dj mille dort zuweilen sehr hittig („can’t wait for the weekend“ von michael gray & roll deep), lauer vielfältig, räumte mit italo-disco ab. barbara hofmann u.a. mit dem armand van helden-remix von „professional widow“ (tori amos) und dem für mich inhaltlich besten set draußen. c:kos breitseite mit hardtrance und live-drums war danach völlig unerwartet und deswegen auch so gut. wird sich leider nicht ändern, dass das stilistisch nicht meine baustelle wird, aber das war eine one-man-show, die nochmal gehörig energien freisetzte.

sleeparchive drinnen mit den regis-artigen tracks, die er in den vergangenen jahren auf bandcamp zum kauf anbietet. grundsolide, etwas mehr dynamik hätte dem set gutgetan, aber nichtsdestoweniger war es schön, ihn mal wieder zu hören und als mein persönlicher ausklang für die feierlichkeiten sowieso.

[berlin / 26.04.2024] berghain: reef

besagter zweiter besuch in einem monat, sogar innerhalb einer woche.

reef

berghain
00:00 sim
02:00 dj lag
04:00 neffa-t
06:00 darwin b2b esposito

panorama bar
22:00 yushh
02:00 greg
04:00 msjy
07:00 calibre

nachbetrachtung

vorneweg: für mich war’s nicht die herausragendste reef-ausgabe, aber immer noch echt guter durchschnitt. es wäre aber auch vermessen, maßstäbe wie beim letzten mal und der lektion eines abschluss-sets von djrum anzulegen.
auch hier gab es jedoch gerade zum ende im berghain mal wieder tolle momente, in denen mir klar wurde, dass hip hop im passenden kontext so richtig gut sein kann, um einen der floors zu schließen. beim dauerkartenabo stellt sich die frage nach wie vor nicht – das bleibt selbstredend bestehen, wenn musikalisch mehr als an den sonntagen passiert.

anwesend war ich von 23:00 bis kurz nach 9:00 uhr. so gerne ich calibre noch bis zum schluss mitgenommen hätte: anderweitige verpflichtungen und meine kondition gaben mir sehr deutlich zu verstehen, dass es an der zeit für den aufbruch ist. zumal mich die nachricht von mikes tod via instagram von marcel dettmann in der panorama bar sitzend ereilte und das ein ziemlicher dämpfer für meine stimmung war.

generell hat auch diese reef dinge auf den kopf gestellt, und das ist für mich per se schon mal gut. konkret: die panorama bar fand ich durchgängig musikalisch stabiler und fordernder als das berghain. die ausnahme davon bildet calibres erste stunde, in der er nach einem sich stetig steigernden set von msjy (von gefühlten 110 bis 170 bpm alles dabei, was in drei stunden so geht – wird hoffentlich nicht ihr letztes mal gewesen sein) dub, dubstep, generell sehr zurückgenommen gespielt hat, weil darwin und esposito eine etage tiefer mit drum & bass zugange waren. und selbst das: völlig in ordnung so. mensch mag meinen, dass sich die uhr nach drum&bass zum finale unten stellen lässt und die dramaturgie in der hinsicht auch bei der reef berechenbar ist. aber erstens hat es sich bewährt, zweitens klingt das unten nach wie vor grandios und drittens war das nach dem verlauf des abends im berghain nur folgerichtig.
sim hat zu beginn musikalisch schwer verdaubare tracks gespielt. schwer kategorisierbar – drone-ambient zu beginn, danach meistens downbeat. shazam hat häufig kapituliert.
grundsätzlich finde ich sowas erstmal gut. aber die technischen probleme fuhren ihm dann doch ziemlich in die parade: gerade noch okayes mixing, stellenweise kam es mir so vor, dass nur die (mit 25db-gehörschutz neben dem dj-pult stehend immer noch ganz schön lauten) monitorboxen anstelle der pa zu hören waren. keine ahnung, ob es die nervosität war, aber ich hätte mir von der hauseigenen technikabteilung etwas hilfestellung gewünscht, ehe der dj völlig demotiviert dasteht.
dj lag mit gqom, was nicht meine baustelle wird. aus dem stand technisch besser, wenn auch mit gefühlten 120 bpm über den mehr oder minder gesamten zeitraum etwas zu verhalten. dachte mir, dass das sonntagmittag eine etage weiter höher gut funktionieren könnte. im berghain tat es das eine gute stunde, dann gingen die leute entweder an die bar oder nach oben, so dass eine gut zur hälfte gefüllte tanzfläche blieb. ohnehin erneut erfrischend, zu keiner zeit einen überfüllten club zu haben. auch wenn die schlange von mitternacht bis 2 uhr durchaus vorhanden war: ausmaße von manch letztem mal hatte sie nicht, wenn ich mal durch die fenster schaute. dennoch fand sich eine gute publikumsmischung zusammen – im schnitt jünger und mit ausgewogenerem geschlechterverhältnis als manch sonntag. in jedem fall aufnahmebereit für die stile abseits des 4/4-kick-dogmas.

bis 4 uhr fiel die wahl zwischen beiden floors für mich also leicht. yushh hatte in ihren vier stunden mit einem richtig gut erzählten set vorgelegt. das war vor mitternacht kantiger, minimaler techhouse, der so durchaus auch auf einer get perlonized hätte laufen können. ich war jetzt länger nicht mehr freitags dort, wenn „nur“ die panorama bar geöffnet hat. aber so wie ich sie in erinnerung habe, waren ihre ersten zwei stunden ein ziemlich guter köder für das freitagspublikum, das house im weitesten sinne erwartet. danach zunehmend breakig mit etwas electro-einschlag. auch richtig gut, wie msjy gerne wieder zur reef. sonntags fände ich sie auch passend.
greg ebenfalls electro-lastig, in seiner auswahl rauher, dreckiger und damit für meine begriffe die lücke füllend, die stimmungstechnisch im berghain klaffte. auch ihn behalte ich auf dem zettel.

neffa-t, bis dato für mich unbeschriebenes blatt. hab mir zwar sagen lassen, dass er für seine verhältnisse auf nummer sicher spielte. aber wenn dabei ein set herauskommt, das zwischen techno, dubstep und grime vermittelt, soll mir das recht sein. nach gefühlt vier stunden warm-up (also einem für sonntag üblichen zeitrahmen) war das die nötige initialzündung, in der er sich auch bis footwork steigerte. darwin und esposito haben bei mir flashbacks zu den zeiten ab anno 2007 ausgelöst, wo sich sonntags herauskristallisierte, dass die residents einfach mal am besten wissen, wie das stammpublikum so tickt. start-ziel-sieg, mit kendrick lamar (womit esposito sich als wiederholungstäter erwies, auch wenn es seinerzeit das großartige „count me out“ war) sowie missy elliott als rausschmeißer bei eingeschaltetem putzlicht und nochmal freidrehenden, grinsenden leuten um mich herum. nach ziemlich holprigem start und verhaltener fahrweise bis in die prime-time war das der zeitpunkt, an dem die reef für mich auch unten endgültig die kurve gekriegt hatte.

nachdem im berghain kurz nach 8 schluss war, schaltete calibre zeitnah in den drum&bass-modus – größtenteils mit eigenproduktionen, wenn ich auf meinen shazam-verlauf schaue. auch dort gelernt: die anlage kann mit drum&bass erstaunlich gut bzw. calibre selbst hatte auch stets ein auge auf die pegelanzeige, die nur punktuell rote ziffern anzeigte. er selbst gab den tracks viel raum, betrieb zugleich unaufgeregtes mixing – einfach die routine desjenigen, der schon jahrzehnte dabei ist.

trackauswahl

yushh
dj dying – headless
thomas garcia – el carpintero
zenker brothers – intense incense
yaleesa hall – second cullen
k-65 – lock off
rhyw – engine track
re:ni – bursttrap

sim
dave nadazero – be happy
tsvi – disturbo
kunley mccarthy – cosa nostra
josi devil – breathe easy

dj lag
funky qla & dlala thukzin – dark or durban
dj lag – something different
novaboy – inkinga ye trouble

greg
noroi – heart under blade
greg & king doudou – dembow tronico (simo cell rhythm & clicks remix)
xupid – fractal keel (p.e.a.r.l. remix)

neffa-t
matty g – turf w*rz
nickname – ra-ta-ta
heavee – make it work

darwin b2b esposito
tech noir – bamboo
marcus intalex – roller 170
leftfield – inspection (check one)
goldie – kemistry
kendrick lamar – swimming pools (drank)
missy elliott – lick shots

calibre
calibre – say enough
calibre – venus & mars
calibre – instant

[berlin / 20.04.2024] berghain: klubnacht

auch hier wird’s mal wieder mehr als der einmal monatliche besuch. mehr dazu in gut einer woche, erstmal das hier. angedacht ist wie üblich der vormittag und dann mal gucken.

klubnacht

berghain
00:00 efdemin
04:00 terence fixmer live
05:00 don williams
09:00 mary yuzovskaya
13:00 kwartz
17:00 gigi fm
21:00 rødhåd
01:00 aurora halal

panorama bar
00:00 yamour
04:00 luzie
08:00 violetta
12:00 frits wentink
16:00 nd_baumecker
20:00 mr tophat
00:00 mystery affair

säule
19:00 mathew jonson live

nachbetrachtung

rein: 12:00 uhr
raus: 02:30 uhr

höhepunkte sind klar: nd, mathew jonson, kwartz. mary yuzovskaya leider nur in ihrer letzten stunde auszugsweise mitbekommen, war mit vinyl aber sehr kohärent und für die uhrzeit genau passend – nur so fordernd, wie es sein musste, etwas trippig, nicht zu verkopft.

frits wentink laut reddit mit ausschließlich eigenem material, deshalb hat shazam auch keine ergebnisse zutage gefördert. ließ mich ohnehin häufig im stich und den bug zwischen der mangelhaften kommunikation zwischen der apple watch und dem iphone gibt’s immer noch. daher ist die trackauswahl etwas kürzer als üblich. kam mir eher wie eine aneinanderreihung als ein richtiges set vor, in dem der kommende track die energie des vorherigen aufnimmt und auch der fluss als ganzes im auge behalten wird. allerdings: auch nur eine gute halbe bis dreiviertelstunde mitbekommen. dann bekam der soziale aspekt überraschender- und wichtigerweise die oberhand. es deutete sich zuvor schon an, dass er besser ins set fand.

kwartz hat seinen eindruck vom letzten mai bei mir nochmal deutlich untermauert. wenn sonst noch jemensch auf der suche nach djs der neueren garde ist, die techno neueren datums servieren können, der nicht austauschbar klingt und durch quasi permanentes mixing zweier tracks noch mühelos mit der dynamik spielen: sei wärmstens empfohlen.
gigi fm komplett verpasst, dafür war nd (laut instagram-eigenaussage zu 96% mit vinyl) wie üblich eine bank. vermittelte mühelos zwischen piano-, vocal-, acid-house und hatte die panorama bar damit fest in seinem griff.

mathew jonson spielte anstatt der anderthalb stunden vom september mal eben zwei und hatte sichtlichen spaß dabei. gab dieses mal (im vergleich zu vor einem halben jahr) „decompression“ im original-tempo zum besten, modulierte außerdem über weite strecken die hook von „return of the zombie bikers“ sowie (wie auch im vergangenen september) dem für mich immer noch unterschätzten (wenn auch von cobblestone jazz) „india in me“. trotz hohem füllgrad in der säule ging das gedrängetechnisch dort tatsächlich noch in ordnung. selbst die unschlüssig auf der tanzfläche herumstehenden kleingruppen hielten sich in grenzen.

überhaupt fand ich das publikum ziemlich entspannt. im berghain war tanzen bis zum nachmittag echt gut möglich, in der panorama bar die ganze zeit meines besuches über. die schlangensituation draußen deutete ab 17/18 uhr jedoch schon an, dass der sonntagabend anstrengend werden kann. trat unten spätestens ab rødhåd ein, wo für mich außer am linken rand der tanzfläche nichts ging. er selber lieferte schlicht und ergreifend ab.
wesentlich angenehmer war’s für mich oben. mr tophat mit analogem, rauhem, basslinebetonten house vor halb- bis zweidrittelvollem haus. das war ein ziemlicher kontrast zum geschehen eine etage tiefer, manchen für die uhrzeit vielleicht ein bis zwei gänge zu zurückhaltend, aber ich fand das schon ziemlich gut so. zumal mystery affairs zum closing in puncto energie zulegte. hinkend vergleichbar zu massimiliano pagliara: ähnlich melodisch, mit etwas mehr punch.

bei aurora halal könnte ich nächstes mal überlegen, den montag freizunehmen, wenn sie wieder den schluss machen darf. einstieg mit gefühlten zehn bpm weniger als rødhåd, dann noch mit electro. und in den anderthalb stunden, die ich von ihr mitbekam, mit betonung auf dem groove. dazu mystisch, trippig, eine prise acid noch dazu – also so, wie mensch sie kennt. die situation auf der tanzfläche entspannte sich nach ihrem start auch merklich, aber für mich sind lange sonntagabende/-nächte mit kurzer erholungszeit zum produktiven montag keine dauerlösung.

tracks
(bis auf aurora halal allesamt aus shazam)

kwartz
planetary assault systems – atomic
oscar mulero – generator
developer – the pusher

nd_baumecker
jolly roger – acid man
polymod – pg1000
crustation – flame (borderline insanity dub)
diskop – blow up

aurora halal
rrose – waterfall

[berlin / 19.04.2024] columbiahalle: team scheisse / planets are on it

muss den beitrag zum grandios guten konzert anno 2023 im festsaal kreuzberg nachreichen. sollte ursprünglich im huxley’s stattfinden, aber da ihre popularität (zu recht!) in die höhe schnellte, wurde es hochverlegt. und ist bereits ausverkauft.

nachbetrachtung

premiere: ein konzert in der columbiahalle vom rang aus verfolgen. und das könnte zum standard werden. sogar eine eigene bar gibt es da oben, und wenn ich nicht erst zum schluss herausgefunden hätte, dass es dort auch noch toiletten gibt, hätte ich mir ein wenig wartezeit erspart.

dennoch: fehlkonstruiert an der columbiahalle sind zum einen der garderobenbereich, bei dem sich die schlange zum konzertende mit der vom merchandising-stand vermischt. die mitarbeiter*innen trifft da absolut keine schuld – die betreiben im keller nur schadensbegrenzung, waren aber glücklicherweise adäquat besetzt.
zum anderen der weg zum rang hinauf. der kreuzt sich mit dem weg in den raucherbereich, oder mit denjenigen, die nach unten auf toilette wollen – und überhaupt ist die treppe für das gleichzeitige besucher*innenaufkommen etwas schmal. runter richtung garderobe ging es nur über den umweg über den außenbereich. für diejenigen, die unter klaustrophobie neigen, ist das absolut nichts.

für glorreichen sound ist die columbiahalle eh nicht bekannt, aber das ging oben für mich gut klar. die sicht war stets gegeben, wobei auch zupass kam, dass es dort oben stufen gibt, wohingegen unten alles ebenerdig ist.

planets are on it waren mir aufgrund des arte-features, in dem team scheisse die split-veröffentlichung mit diplo vorgestellt hatten, bereits grob ein begriff, aber dem größten teil des publikums wahrscheinlich zu verkopft. ihre stets vom 4/4-takt abweichende rhythmik behalten sie mit echt beneidenswerter finesse auch live bei, zum mitsingen sind nur die wenigsten stücke. ich find’s jedoch klasse, ihnen so eine große bühne zu geben, zumal mensch es mit von vorne bis hinten konsequenten musiker*innen zu tun hat. die haben sich kein stück verstellt – sehr gut so.

team scheisse mit eigenem betriebssystem und einem „wind of change“-karaoke zum einstieg. danach „verjubel all mein cash“ mit der bekannten ansage in richtung cis-männer und direkt darauf folgend mit „20:15“ eine dicke überraschung. sie haben im verlauf des konzerts auch gleich alle songs der single gespielt.
hits, klar, gab’s: schmetterling, karstadtdetektiv, erfurt. bei letzterem tut es mir immer noch leid, mit meinem hinterkopf im moshpit den unterkiefer eines anderen konzertbesuchers erwischt zu haben. wenn du das hier liest und etwas bleibendes zurückgeblieben ist, melde dich bitte. ansonsten gelernt, dass mein kreislauf sowas nicht sonderlich lange mitmacht.
auch zwei neue, bislang unveröffentlichte songs gab es, dazu ein auf positive weise absurd in die länge gezogenes „cobratattoo“, ruderbewegungen beim publikum zu „frank“ und nach „vorratskammer“ einen diss in richtung judith holofernes (den sie hoffentlich nicht zu persönlich nimmt).

für mich liegen sie in sachen deutschpunk der letzten zehn jahre immer noch vor feine sahne fischfilet, aber das ist geschmackssache. bei den neuen stücken hoffe ich, dass die restlichen des albums (sofern ein album in der mache ist) etwas stärker werden.